Der Politikwissenschaftler Jochen Staadt ging gestern im Deutschlandradio recht ungnädig ins Gericht mit dem heute anlaufenden Steven Soderbergh-Film „Ché”. (Das Politische Feuilleton im Deutschlandradioum 7:20 h, Wiederholung um 12:50 ist übrigens regelmäßig höchst hörenswert!)
Etliche Millionen Dollar und ein Jahrzehnt Recherche hat das viereinhalbstündige „Heldenepos” gekostet, in den USA wurde es eher ein Reinfall. Wen wird es hierzulande in die Kinos locken? Die passend uniformierten Oberstüfler (seit x‑Jahren Dauermode: Palästinensertuch und Ché-Guevara-Shirt) wohl kaum. Für die wäre es ähnlich interessant wie die Lektüre einer ausgefeilten wissenschaftlichen Studie über Heidi Klum.
Dann vielleicht jene Klientel , die Daniel Bickermann (der den Film lobt) im Filmmagazin schnitt.de zutreffend beschreibt?
Ausgerechnet die politische Ikone Che Guevara, dieser ewige Revolutionär, dessen wohlgemerkt überkontrastiertes Konterfei so manche pseudo-subversive Studentenküche schmückt, in der die Bewohner zufrieden grunzend ihren handgepflückten bolivianischen Bohnenkaffee verkosten und ihre Attac-Plakate malen; ausgerechnet dieser nichtssagende Poet der Liebe und des Hasses, diese ewig quasselnde Leerstelle; kann man ausgerechnet dieser Figur wirklich noch einen Tropfen Menschlichkeit abpressen, nach über vierzig Jahren unreflektierter Heldenverehrung, ständiger Umdeutung und euphorischem Halbwissen?
Weil Staadt im D‑Radio den vortrefflichen Reim „im schwarzen Bart die Zigarre – Jesus Christus mit der Knarre” erwähnte, hab ich mir das entsprechende Wolf-Biermann- Video zum Commandante angeschaut. Ja, das ist wunderschön bizarr!
Der Hass als Faktor des Kampfes, der unbeugsame Hass dem Feind gegenüber, der den Menschen über die natürlichen Grenzen hinaus antreibt, und ihn in eine wirksame, gewaltsame, selektive und kalte Tötungsmaschine verwandelt. Unsere Soldaten müssen so sein.
Dixit Ernesto “Ché” Guevara. Schön für ihn, auch posthum auf der richtigen Seite zu stehen.