Martin Sellner:
Thomas Wagner: Robokratie. Google, das Silicon Valley und der Mensch als Auslaufmodell, Köln: PapyRossa 2015. 177 S., 13.90 €
Silicon Valley ist in aller Munde. Linke Kritiker, wie der Autor diese Bandes, sind sich mit rechten Kritikern einig, dass das, was in den USA herangewachsen ist, eine Gefahr für alle darstellt. Ein Thema, das die kommenden Debatten dominieren wird und vielleicht als Material für eine „kontinentale Querfront“ gegen die „singularity“ taugen könnte, wird in diesem Buch quellenreich und spannend aufbereitet. Wagner zieht die in vergleichbaren Bücher wie Christopher Keeses „Silicon Valley“ beschriebenen Tendenzen des Transhumanismus, Technokults und der Elitarismus im „mächtigsten Tal der Welt“ bis zum möglichen Ende durch. Und das ist erschreckend.
Ein ideales Buch zum Einstieg in die Thematik.
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Siegfried Gerlich:
Ellen Kositza: Die Einzelfalle — Warum der Feminismus ständig die Straßenseite wechselt, Schnellroda: Antaios 2016. 160 S., 13€
Den Horizont des mit leichter Feder geschriebenen Buches von Ellen Kositza bildet der durch die gegenwärtige Völkerwanderung verursachte »clash of civilizations«, bei dem »orientalischer Männerwahn« und »westliche Frauenquote« unversöhnlich aufeinanderprallen. Konsequent rechnet Kositza mit Jungfeministinnen ab, die bei Dirndls und Brüderles mutig aufschreien, während sie sich zu Köln oder Neukölln eher kleinlaut und wie Sprecherinnen von Islamverbänden äußern. Da hält es unsere Autorin schon eher mit dem alten Schlachtroß Alice Schwarzer, für die jene in einer arabischen oder afrikanischen »rape culture« sozialisierten jungen Männer in einer ganz anderen Liga spielen als unsere »alten weißen Männer«.
Liberalen und linken Leserinnen gibt Kositza zu bedenken, daß der Feminismus, wenn er seine geschlechterdemokratischen Errungenschaften »bewahren« will, in einem eurozentrischen Sinne »konservativ« werden muß. Konservative und rechte Leserinnen hingegen könnten ins Grübeln kommen, ob es nicht in ihrem eigensten Interesse läge, das »konservative Minimum« des »weißen« Altfeminismus zu verteidigen.
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Ellen Kositza
Mithu Melanie Sanyal: Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens, Hamburg: Edition Nautilus 2016. 240 S., 16 €
Ernstes Thema, freudige Lektüre! Daß Sanyal eine waschechte Feministin ist und politisch korrekte musts aus dem effeff beherrscht, ist das eine. Es wiegt gering gegenüber ihrer sonst unprätentiösen Sprache und ihrer überaus unkonventionellen Herangehensweise. Sanyal, promovierte Kulturwissenschaftlerin zeichnet nach, wie das Schreckensthema Vergewaltigung „gegendert“ wurde. Ein Buch, an dem man sich abarbeiten kann.
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Lutz Meyer:
Torben Lütjen: Die Politik der Echokammer. Wisconsin und die ideologische Polarisierung der USA, Bielefeld: Transcript 2016. 296 S., 29.99 €
Was geschieht, wenn man – in realen wie virtuellen Räumen – nur noch im Saft der eigenen Meinung schmort, nur noch den Reden Gleichgesinnter lauscht? Berauscht vom Echo der eigenen Worte, verschließt man sich leicht der Ansprache der Realität. Der Politikwissenschaftler Torben Lütjen untersucht die Auswirkungen der Echokammer auf die Politik anhand einer Analyse der Verhältnisse im US-Bundesstaat Wisconsin. Die Echokammer als Folterkammer des Geistes ist freilich nicht allein ein amerikanisches Problem, sondern kennzeichnet, zur Linken wie zur Rechten, längst den deutschen Alltag. Ein Buch, das gerade wegen des räumlichen und kulturellen Abstands gut geeignet ist, auch in hiesigen Echokammern nachdenklichem Schweigen Raum zu geben.
Monika
Mk 1,15
Bücher zum Umdenken !
Irgendwie erschreckend, dass zwei der vorgestellten Bücher sich mit Vergewaltigung und Übergriffen auf Frauen befassen.
Und das zu Weihnachten.
Wo das Kind von der Jungfrau Marie geboren wird.
Eine andere Maria wird nie mehr ein Kind bekommen.
Ihr junges Leben wurde grausam ausgelöscht.
Umdenken oder umkehren ?
metanoete meint: den Sinn ändern.
Das geht noch etwas tiefer als umdenken.
Das Böse als Böses erkennen und benennen.
Es nicht umgendern, nicht kleinreden, nicht instrumentalisieren.....
in Josef Pieper , Vom Sinn der Tapferkeit
Maria L. wäre heute 20 Jahre alt geworden.