Österreich nach der Wahl: Wie weiter?

Diesen Artikel habe ich für das österreichische Netzportal Unzensuriert verfaßt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Seit 1986 hat­te ich nicht mehr ein so leb­haf­tes, auch emo­tio­na­les Inter­es­se an einer öster­rei­chi­schen Bun­des­prä­si­den­ten­wahl – damals, als Zehn­jäh­ri­ger, habe ich glü­hend zu Kurt Wald­heim gehal­ten, ohne wirk­lich die Hin­ter­grün­de der Kam­pa­gne gegen sei­ne Per­son zu verstehen.

Mir genüg­te das Gefühl, daß mein Land unge­recht­fer­tigt ver­un­glimpft wird, was mich ziem­lich erbos­te und in eine ähn­li­che Trotz­hal­tung brach­te wie vie­le Öster­rei­cher, was auch dazu führ­te, dass Wald­heim “jetzt erst recht” gewählt wurde. 

Ein Sieg Nor­bert Hofers hät­te in vie­ler­lei Hin­sicht einen poli­ti­schen und meta­po­li­ti­schen Durch­bruch bedeu­tet; und dar­über­hin­aus habe ich schon lan­ge nicht mehr so viel Sym­pa­thie und Respekt für einen Poli­ti­ker emp­fun­den wie für ihn. Der Bun­des­prä­si­dent ist aller­dings nicht der wich­tigs­te poli­ti­sche Pos­ten Öster­reichs. Heinz Fischer, wohl der bis­he­ri­ge Tief­punkt in der Gal­le­rie unse­rer Prä­si­den­ten, war eine kon­tur­lo­se Null­per­sön­lich­keit mit gauck­ar­ti­gen Zügen, der auch sonst nicht wei­ter auf­ge­fal­len ist.

Mit Van der Bel­len hat sich ein kor­rum­pier­tes und auf die Dau­er unhalt­ba­res Sys­tem eine Gal­gen­frist und sei­nen geeig­ne­ten Reprä­sen­tan­ten ver­schafft. Ich kann mir gut vor­stel­len, daß er viel­leicht sogar noch als Kata­ly­sa­tor wir­ken wird, um es umso gründ­li­cher an die Wand zu fah­ren und zu dis­kre­di­tie­ren. Ver­bohrt genug scheint er ja zu sein. Wer weiß, wel­che Fin­ten der Welt­geist noch auf Lager hat!

Hier also der Text für Unzensuriert.

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Nach dem zwei­ten Anlauf zur Bun­des­prä­si­den­ten­stich­wahl ste­hen wir im Wesent­li­chen wie­der dort, wo wir beim ers­ten Mal waren. Mei­ne Ana­ly­se vom Mai ist im Gro­ßen und Gan­zen nach wie vor gül­tig: etwas über­spitzt gesagt, haben wir nun einen grü­nen Prä­si­den­ten in einem weit­ge­hend blau­en Land, der sich auch nach die­sem Land rich­ten muß, wenn er es ernst­haft zusam­men­hal­ten will.

Die Lage ähnelt ver­blüf­fend jener in den USA, mit dem Unter­schied, dass dort Donald Trump dank des Sys­tems der “elec­to­ral vote” gewon­nen hat: In bei­den Fäl­len stimm­ten die urba­nen Bal­lungs­ge­bie­te über­wie­gend für den eher “lin­ken” Estab­lish­ment-Kan­di­da­ten und der auf der Kar­te grö­ße­re Rest für den eher rech­ten “popu­lis­ti­schen” Her­aus­for­de­rer (lus­ti­ger­wei­se mit umge­dreh­ten Far­ben: Blau steht für die Demo­kra­ti­sche Partei).

Auch sonst gab es, trotz aller nicht min­der gro­ßen Unter­schie­de, erheb­li­che Par­al­le­len zwi­schen bei­den Wahl­kämp­fen: Trumps gro­ßes The­ma war der Schutz der Inter­es­sen der Nati­on und des Vol­kes vor dem Zugriff des Glo­ba­lis­mus und der von ihm prof­tie­ren­den über­na­tio­na­len Mäch­te. In die­sen Zusam­men­hang gehö­ren auch Phä­no­me­ne wie Brexit, das Ita­li­en­re­fe­ren­dum und die “Fünf-Sterne”-Partei, der Auf­t­stieg des Front Natio­nal in Frank­reich und der AfD in Deutsch­land, wie auch die betont natio­na­le Poli­tik von ost­eu­ro­päi­schen Län­dern wie Polen, Ungarn, Tsche­chi­en, Slo­wa­kei oder Bul­ga­ri­en. Nicht anders als in Öster­reich spiel­te in den USA die Fra­ge nach siche­ren Gren­zen und einer bes­se­ren Ein­wan­de­rungs­kon­trol­le und ‑poli­tik eine eben­so gro­ße Rol­le wie die Wie­der­auf­wer­tung und Wie­der­be­le­bung des Patrio­tis­mus (“Make Ame­ri­ca Gre­at Again!”). Das Ergeb­nis der US-Wahl erschüt­ter­te die All­macht der poli­tisch kor­rek­ten Medi­en und Mei­nungs­ma­cher, die zu 90 % gegen Trump ange­schrie­ben hat­ten, und rüt­tel­te an den kom­for­ta­blen Bla­sen­wel­ten der BoBos und links­li­be­ra­len Eliten.

All dies wäre einen eige­nen Arti­kel wert, doch soll es an die­ser Stel­le um Hofer vs. Van der Bel­len gehen. Es wäre für die FPÖ nun wich­tig, die Ursa­chen der Nie­der­la­ge zu ana­ly­sie­ren. Dazu emp­feh­le ich die­sen her­vor­ra­gen­den Kom­men­tar des Iden­ti­tä­ren Mar­tin Sell­ner, aus dem ich im fol­gen­den eini­ge Punk­te und Gedan­ken her­aus­grei­fen werde.

Wie konn­te Hofer so vie­le Stim­men verlieren?

Wie konn­te es dazu kom­men, dass seit dem letz­ten Wahl­durch­gang der­art ekla­tant vie­le Stim­men für Hofer ver­lo­ren gin­gen?  Die Dif­fe­renz zwi­schen den Kan­di­da­ten betrug im Mai ledig­lich 0,7%, bei der erneu­ten Stich­wahl jedoch mehr als das Zehn­fa­che: 7,6%. Zählt man die gül­ti­gen Ein­zel­stim­men für Hofer (ich benut­ze Wiki­pe­dia als Quel­le) dann hat er 95,993 Stim­men ver­lo­ren. Zusätz­lich war die Wahl­be­tei­li­gung höher (72,75%  vs. 74,21% mit Brief­wahl), man kann also ver­mu­ten, dass die “Hofer-verhindern”-Mobilisierungstaktik Van der Bel­lens auf­ge­gan­gen ist und noch eini­ge zusätz­li­che Wäh­ler zu den Urnen getrie­ben hat - einer Umfra­ge zufol­ge waren sat­te 64 % der Wäh­ler von die­ser Moti­va­ti­on getrie­ben, denen 43 % Van der Bel­len-Ver­hin­de­rer gegenüberstanden.

Wie auch bei der ers­ten Wahl kann man davon aus­ge­hen, dass die meis­ten Hofer-Wäh­ler auch wirk­lich Hofer woll­ten, und nicht ledig­lich den Gegen­kan­di­da­ten ver­hin­dern. In jedem Fall hat die FPÖ eine star­ke Prä­senz behaup­tet, und immer­hin bedurf­te es der ver­ein­ten Kräf­te des gesam­ten (aller­dings in Bezug auf die FPÖ nicht mehr ganz so eini­gen) ÖVP-SPÖ-Grü­nen-NEOS-Blocks, um genug Gegen­stim­men gegen die ein­zi­ge ech­te Oppo­si­ti­ons­par­tei des Lan­des zusam­men­zu­raf­fen. Man kann also getrost sagen – wie die­ser Main­stream-Kom­men­ta­tor -, dass “die FPÖ Grund trotz­dem zum Fei­ern hat”:

Hofer mag die Wahl ver­lo­ren haben. Wenn die FPÖ den ers­ten Schock ver­daut hat, kann sie sich den­noch über einen gro­ßen Sieg freu­en. Denn die Mei­nungs­um­fra­gen lagen falsch, weil die Insti­tu­te die Beken­ner­freu­dig­keit der FPÖ-Wäh­ler unter­schätzt haben. Bis­her galt, dass sich vie­le, die in der Wahl­zel­le FPÖ ankreuz­ten, für ihre Ent­schei­dung genier­ten. Das wuss­ten die Mei­nungs­for­scher, des­halb bewer­te­ten sie die FPÖ stets höher, als es die Roh­da­ten ver­mu­ten lie­ßen. Nun aber zeigt sich, dass fast jeder FPÖ-Wäh­ler zu sei­ner Stim­me steht.

Die rechts­po­pu­lis­ti­sche FPÖ ist in Öster­reich end­gül­tig salon­fä­hig gewor­den, der Kan­di­dat der Frei­heit­li­chen hat 47 Pro­zent der Stim­men bekom­men. Das wäre noch vor eini­gen Jah­ren undenk­bar gewesen.

Daher wird auch der Jubel in der Par­tei­zen­tra­len von SPÖ, Grü­nen und NEOS bald ver­klin­gen. Das links-libe­ra­le Lager woll­te lan­ge nicht bei den rech­ten Schmud­del­kin­dern anstrei­fen. Das ging, solan­ge es Mehr­hei­ten jen­seits der FPÖ gab. Doch das ist längst kei­ne siche­re Bank mehr. Die Rechts­po­pu­lis­ten sind gekom­men, um zu blei­ben und sie sind ein innen­po­li­ti­sches Fak­tum, an dem man sich nicht vor­bei schum­meln kann.

Kom­men wir also zu eini­gen mög­li­chen Ursa­chen für den erheb­li­chen Stim­men­ver­lust Hofers.

Van der Bel­lens “Feld­vor­tei­le”: Die Macht der Medien

* Feld­vor­teil 1 Van der Bel­lens war sei­ne Popu­la­ri­tät bei den Jour­na­lis­ten und Medi­en­ma­chern. Die fort­ge­setzt feind­se­li­ge Hal­tung der Medi­en gegen­über Nor­bert Hofer, ins­be­son­de­re des ORF, hat zwei­fel­los die Wahl stark beein­flusst. Man darf nicht ver­ges­sen, dass die meis­ten Jour­na­lis­ten und Medi­en­leu­te eher links ste­hen und häu­fig der Ansicht sind, ein Art Pries­ter­amt aus­zu­üben. Dies ging in den USA nach hin­ten los, weil der Bogen zu weit über­spannt wur­de, und weil es dort inzwi­schen eine stär­ke­re Gegen­öf­fent­lich­keit gibt, die über alter­na­ti­ve und sozia­le Medi­en wirk­sam ist. Es ver­steht sich von selbst, dass die­sel­ben Medi­en, die sich beson­ders emsig und per­fi­de an die­ser Mei­nungs- und Stim­mungs­ma­che betei­ligt haben, nun am lau­tes­ten über die “Rechts­po­pu­lis­ten” spot­ten, die ihnen die Schuld an der Wahl­nie­der­la­ge geben – der inzwi­schen zum Stan­dard gewor­de­ne “Gaslighting”-Kurs eben.

Geziel­te Angst­ma­che vor dem brau­nen oder “auto­ri­tä­ren” Gespenst

* Der damit eng zusam­men­hän­gen­de Feld­vor­teil 2 Van der Bel­lens war, dass er auf einen tief­sit­zen­den, medi­al immer wie­der von Neu­em erzeug­ten psy­cho­lo­gi­schen Kom­plex set­zen konn­te: der Angst vor einem neu­en 1933 oder 1938, einer “Macht­er­grei­fung”, einer Wie­der­kehr brau­ner oder “auto­ri­tä­rer” Gespens­ter usw. usf. Hier wur­de exakt das betrie­ben, was der FPÖ und den “Rechts­po­pu­lis­ten” im all­ge­mei­nen immer wie­der vor­ge­wor­fen wird: “dif­fu­se Angst­ma­che”. Man beschwor Affek­te und Ängs­te beschwo­ren, die sich gegen jede ratio­na­le Ana­ly­se sper­ren und erzeug­te mit­un­ter allen Erns­tes den Ein­druck, dass es bei der Wahl dar­um gehe, einen neu­en Holo­caust zu ver­hin­dern. Dafür zerr­te man etwa eine 89jährige, anschei­nend nicht mehr ganz mit der Gegen­wart in Füh­lung ste­hen­de Frau vor die Kame­ra, um die nöti­gen Emo­tio­nen zu erzeu­gen und sich unan­greif­bar zu machen. Lei­der sind offen­bar vie­le Men­schen auf die­ses weni­ger “auf­rüt­teln­de” (wie es über­all hieß) als gehirn­ver­ne­beln­de Video her­ein­ge­fal­len; der ORF hat “Oma Ger­tru­de” bereits zur wahl­ent­schei­den­den Hel­din erklärt. Mar­tin Sell­ner hat auch die­se Pro­pa­gan­da­num­mer gekonnt zerlegt.

Die Rol­le der eth­ni­schen Wahl

* Eine nähe­re Unter­su­chung soll­te sich auch der Fra­ge stel­len, wel­che Rol­le die eth­ni­sche und die Eli­ten­wahl gespielt haben. Es ist bekannt, dass Wäh­ler mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund dazu ten­die­ren, ein­wan­de­rungs­freund­li­che Par­tei­en zu wäh­len, schlicht, weil dies ihren eth­ni­schen Inter­es­sen ent­ge­gen­kommt, und sie sich häu­fig eher mit ande­ren Ein­wan­de­rern als den Ein­hei­mi­schen iden­ti­fi­zie­ren. Von den wahl­be­rech­tig­ten Tür­ken und Tür­kisch­stäm­mi­gen Öster­reichs ist z.B. bekannt, dass sie stark zu Rot-Grün nei­gen, wäh­rend sie oft in ihrer eige­nen alten Hei­mat lie­ber einen dezi­dier­ten Natio­na­lis­ten wie Recep Tayyip Erdoğan an der Macht sehen.

Die Roten und Grü­nen wie­der­um för­dern aktiv die­ses Poten­zi­al und gebär­den sich wohl des­halb so ein­wan­de­rungs­freu­dig, weil sie dar­auf spe­ku­lie­ren, sich eine Wäh­ler­kli­en­tel zu impor­tie­ren und ein­zu­ver­lei­ben, mit der sie fix rech­nen kön­nen. Dar­um wird es mit wach­sen­dem Ein­wan­de­rer­an­teil zuneh­mend schwie­ri­ger wer­den, ein­wan­de­rungs­kri­ti­sche Mehr­hei­ten zu mobi­li­sie­ren. Die Pres­se mel­de­te, dass auch bei die­ser Wahl “Bezir­ke mit hohem Aus­län­der­an­teil” für Van der Bel­len stimm­ten, wäh­rend Hofer in den “ältes­ten Regio­nen” punk­te­te. Das ist genau die For­mel für den “gro­ßen Aus­tausch”: demo­gra­phi­scher Schwund/Überalterung + Mas­sen­ein­wan­de­rung = Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, an des­sen Ende Öster­reich kei­ne Ähn­lich­keit mit sich sel­ber haben wird. Es ist lei­der ein Fakt, dass wir uns mit­ten auf die­sem Weg befinden.

Die Eli­ten­wahl: ein ver­deck­ter Klassenkampf?

* Wahr­schein­lich noch wich­ti­ger ist einst­wei­len der Fak­tor der “Eli­ten­wahl”. Er bedürf­te einer ein­ge­hen­de­ren Ana­ly­se; ich habe die­ses Pro­blem an ande­rer Stel­le dar­zu­stel­len ver­sucht. Wir haben es hier mit einer Form des ver­deck­ten Klas­sen­kamp­fes zu tun. Gebil­de­te­re und bes­ser ver­die­nen­de Schich­ten haben mehr Mög­lich­kei­ten, sich in ihre “Bla­sen” zurück­zu­zie­hen und dort in kos­mo­po­li­ti­schen oder soge­nann­ten “welt­of­fe­nen” Idea­len und Wunsch­vor­stel­lun­gen zu schwel­gen. Sie gefal­len sich in der bes­ser­mensch­li­chen Rol­le und ver­mei­den gleich­zei­tig den Kon­takt mit den nega­ti­ven Sei­ten der mul­ti­kul­tu­ra­lis­ti­schen Poli­tik. Mar­tin Sell­ner spricht in sei­nem Vlog dar­über ab ca. Minu­te 6:40.

Hofers Fehl­trit­te

* Kom­men wir nun zu den Fehl­trit­ten, mit denen Hofer und sei­ne Par­tei offen­bar vie­le Wäh­ler ver­stimmt haben. Andre­as Unter­ber­ger bie­tet eine Lis­te an, die ich aller­dings nur mäßig befrie­di­gend fin­de. Vie­le Ver­mu­tun­gen wer­den spe­ku­la­tiv blei­ben. Man darf nicht ver­ges­sen, dass der Öster­rei­cher ein eigen­wil­li­ges und zur Stur­heit nei­gen­des Wesen ist, das ger­ne schnell belei­digt ist. Ein Freund teil­te mir mit, dass Ursu­la Sten­zels Ver­such, in Rich­tung Van der Bel­lens Vater die Nazi­keu­le zu schwen­ken, meh­re­re ihm bekann­te Hofer-Erst­wäh­ler ver­stimmt habe, und sie fan­den es sym­pa­thisch und anrüh­rend, als der Ange­grif­fe­ne in der letz­ten Dis­kus­si­ons­run­de ein Foto sei­nes Vaters zück­te. Ich muss sagen, dass auch ich die­se Atta­cke als unter­ir­disch fand. Selbst wenn Sten­zels Vor­wür­fe zuträ­fen, so haben Sip­pen­haf­tung und his­to­ri­sche Instru­men­ta­li­sie­rung in einem Wahl­kampf nichts zu suchen. Dass Van der Bel­len und sei­ne Genos­sen selbst davon reich­lich Gebrauch gemacht haben, ändert dar­an gar nichts: Die Nazi­keu­le muss gene­rell ent­sorgt und wir­kungs­los gemacht werden.

Dem patrio­ti­schen Lager man­gelt es an Inno­va­ti­on und Kreativität

* Ein gro­ßer Schwach­punkt des patrio­ti­schen Lagers ist sein Man­gel an Krea­ti­vi­tät, Inno­va­ti­on und Ener­gie. Gewiss, ich befand mich in Wien und damit auf Van-der-Bel­len-Ter­ri­to­ri­um, aber ich frag­te mich oft: Wo sind die Hofer-Auf­kle­ber, wo die Bekennt­nis­an­ste­cker, die Fan-Pos­ter, die Graf­fi­tis, die pfif­fi­gen Meme, die Kaba­rett­num­mern, wo sind die für Hofer wer­ben­den Raps, Volks­lie­der, Rock­songs, oder was auch immer einem Schö­nes und Wit­zi­ges ein­fal­len mag? Ver­mut­lich hat dies auch mit der wei­ter­hin vor­han­de­nen – und lei­der durch­aus berech­tig­ten! – Angst zu tun, Gesicht zu zei­gen, sich aus dem Fens­ter zu leh­nen, für sei­ne Mei­nung öffent­lich ein­zu­ste­hen, und damit ande­re zu ermu­ti­gen und mitzureißen.

Das betrifft auch das übli­che Auf­ge­bot an Stars und Stern­chen, an Voll‑, Halb- und Vier­tel­pro­mis. Dass Andre­as Gaba­lier zu den Blau­en neigt, ist ein offe­nes Geheim­nis – ich kann mir jeden­falls kaum vor­stel­len, dass er für Van der Bel­len gestimmt hat. Den­noch hat er es nicht gewagt, sich offen­siv für Hofer aus dem Fens­ter zu leh­nen, wie es etwa Tom “Con­chi­ta Wurst” Neu­wirth für sei­nen Gegen­spie­ler getan hat. Es nützt uns nichts, alle paar Jah­re ein Kreuz­chen zu machen und alles “der Poli­tik” zuzu­schie­ben. Eine Wahl zeigt nur gleich einem Ther­mo­me­ter an, was in einer Gesell­schaft bro­delt, erzeugt es jedoch nicht. Das patrio­ti­sche Lager muss hier aktiv an einer Ver­än­de­rung mit­ar­bei­ten, auch außer­halb des Wahl­lo­kals und der Wahl­kampf­sai­son. Viel­leicht soll­te dies die wich­tigs­te Leh­re der Wahl sein.

Hofers meta­po­li­ti­scher Gewinn: Patrio­tis­mus und Hei­mat­lie­be als Trend

Posi­tiv bleibt zu ver­zeich­nen, dass die FPÖ trotz der Nie­der­la­ge Hofers erheb­lich an Boden gewon­nen hat. Ihre The­men­set­zun­gen wer­den nun min­des­tens in halb Öster­reich als legi­tim aner­kannt, und dies weit über die Par­tei­gren­zen hin­aus. Ein Scherz­bold brach­te dies mit einem spa­ßi­gen Tweet auf den Punkt:

VdB hat mei­ne Awa­re­ness für die Hei­mat gerai­set. Wel­che Par­tei soll ich wäh­len, wenn mir Hei­mat wich­tig ist?

Es ist kein Zufall, dass Van der Bel­len mas­siv mit Patrio­tis­mus und Hei­mat­lie­be für sich warb, wohl wis­send, dass er die FPÖ in die­sem Punkt noch über­ho­len muss­te, um ernst­haft zu punk­ten – eine Tat­sa­che, die vie­len Lin­ken Bauch­schmer­zen berei­te­te (Anti­fa hat ihn bereits als “Natio­na­lis­ten” titu­liert). Hier ist ein im Rück­blick amü­san­ter Arti­kel vom April, der Van der Bel­len zu genau einem sol­chen Kurs riet, wenn er gegen Hofer ankom­men wolle:

Für vie­le Kon­ser­va­ti­ve ist gera­de Van der Bel­lens Linie in der Flücht­lings­kri­se indis­ku­ta­bel. Der Ex-Grü­nen-Chef plä­diert dafür, mehr Men­schen auf­zu­neh­men. Noch sei die Kapa­zi­täts­gren­ze nicht erreicht. Das mag stim­men, doch redet er damit gleich­zei­tig die Ängs­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger klein – die Hofer geschickt für sich arbei­ten lässt. “Öster­reich zuerst” lässt sich da her­vor­ra­gend vermarkten.

Bei nähe­rer Betrach­tung reich­lich welt­fremd wirkt Van der Bel­lens Aus­sa­ge, eine FPÖ-geführ­te Regie­rung nicht anzu­ge­lo­ben. Die­se Tak­tik mag ihm wohl die Stim­men eini­ger Hard­core-Stra­che-Geg­ner ein­brin­gen. Ver­nünf­tig den­ken­den Men­schen muss sie Bauch­weh oder zumin­dest Sod­bren­nen berei­ten. Lie­be Leu­te, so funk­tio­niert Demo­kra­tie nicht!

In der Tat hat Van der Bel­len weder sei­ne Linie in der Flücht­lings­po­li­tik geän­dert, noch hat er zu erken­nen geben, dass er “die Ängs­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger” wirk­lich ernst nimmt. Er hat ledig­lich patrio­ti­sches Wald‑, Berg- und Wie­sen-Opi­um aus­ge­teilt und damit die unbe­que­me­ren Fra­gen, wie man Öster­reich am bes­ten “dient”, aus­ge­blen­det und vernebelt.

Van der Bel­lens Rezept: “Welt­of­fen­heit” + Wohlfühlpatriotismus

Übri­gens wur­de mir von nicht weni­gen Van-der-Bel­len-Wäh­lern berich­tet, die durch­aus die Pro­ble­me sehen, die etwa die geschei­ter­te Inte­gra­ti­on, die fort­schrei­ten­de Isla­mi­sie­rung oder die zu gro­ße Abhän­gig­keit von Brüs­sel mit sich brin­gen, und die sich trotz­dem scheu­ten, für Nor­bert Hofer zu stim­men. Der Affekt und das Miss­trau­en gegen­über den Blau­en sind ein­fach zu groß, und so schien Van der Bel­len das Ei des Kolum­bus ent­deckt zu haben, als er bei­des ver­sprach: die soge­nann­te “Welt­of­fen­heit” (womit in der Regel die Zustim­mung zu Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und einer äußerst libe­ra­len Ein­wan­de­rungs­po­li­tik gemeint ist) und die Garan­tie, dass die Sicher­heit, Gebor­gen­heit und Iden­ti­tät der Hei­mat erhal­ten bleibt. Bezeich­nend dafür ist etwa die­ses Wahl­kampf­vi­deo, in dem eine offen­bar totalst­in­te­grier­te Quo­ten­schwar­ze extra­dick ins Bild gerückt wur­de, um das umge­dich­te­te Vor­arl­ber­ger Wäl­derb­ähn­le-Lied mit “Diversity”-Ästhetik zu wür­zen (spa­ßi­ger­wei­se ist aus irgend­ei­nem Grund auch ein Typ mit Thor­s­ham­mer in das Video geraten).

Dass ein der­ar­ti­ges Thea­ter aus­ge­rech­net von einem Grü­nen kommt, hat vie­le Patrio­ten beson­ders nach­hal­tig empört. Uns erscheint Van der Bel­len als ein fürch­ter­li­cher Heuch­ler und Betrü­ger, und der Bei­fall von den Häupt­lin­gen des Todes­sterns, auf dem er ein solch gro­ßes Anse­hen genießt, ver­heißt nichts Gutes.

Die kras­sen Wahr­neh­mungs­dis­kre­pan­zen der bei­den Lager

Es bleibt dabei, dass vom Gesichts­punkt der natio­na­len Reprä­sen­ta­ti­on aus weder Van der Bel­len noch Hofer idea­le Kan­di­da­ten waren. Bei­de wer­den spie­gel­bild­lich von den Anhän­gern der jewei­li­gen Gegen­sei­te gera­de­zu gehasst und als das inkar­nier­te Böse ange­se­hen. Bei­den warf man vor, Krei­de gefres­sen zu haben und ihre wah­ren Moti­ve und Absich­ten zu ver­ber­gen. Die einen fürch­te­ten die Wie­der­kehr des brau­nen Gespens­tes, die ande­ren die fort­ge­setz­te Zer­stö­rung unse­res Lan­des durch Isla­mi­sie­rung, unge­brems­te Zuwan­de­rung aus der Drit­ten Welt und demo­kra­tie­feind­li­che Sou­ve­rä­ni­täts­ab­ga­be. Es sind jedoch die Befürch­tun­gen der letz­te­ren, die auf Fak­ten, Rea­lis­mus und Ver­nunft beru­hen, auch wenn ihr die Gegen­sei­te stän­dig das Gegen­teil ein­zu­re­den versucht.

Wäh­rend vie­le Wäh­ler Van der Bel­lens glau­ben, sie haben das Land noch ein­mal vor dem Natio­nal­so­zia­lis­mus 2.0 oder zumin­det vor einem “auto­ri­tä­ren” (Lieb­lings­gru­sel­wort des öster­rei­chi­schen Geis­tes­rie­sen Hans Rauscher) Staatstreich geret­tet, kann ich umge­kehrt in ihnen nur Lem­min­ge sehen, die nun blind­lings eine wei­te­re Sta­ti­on auf dem Weg zu ihrem eige­nen Unter­gang beju­beln. Ich bin mit die­ser Ansicht nicht allei­ne. Sie scheint mir in der Tat die vor­herr­schen­de Emp­fin­dung im Hofer-Lager zu sein. Wir fra­gen uns, wie man so blind und selbst­schä­di­gend sein kann. Wir soge­nann­ten Schlecht­men­schen sind so schlecht, dass wir uns sogar über das Schick­sal der Gut­men­schen und ihrer Kin­der Sor­gen machen. Wenn ich jun­ge öster­rei­chi­sche Paa­re mit Kin­dern sehe, die für Van der Bel­len gestimmt haben oder gene­rell Rot-Grün wäh­len, dann füh­le ich einen Stich und eine tie­fe Beklem­mung. Genau­so­gut könn­ten die­se Eltern in mei­nen Augen ihre Kin­der dem Moloch in den Rachen werfen.

Sinkt das Schiff oder berei­chert uns das Wasser?

Die Dis­kre­panz der Wahr­neh­mung bei­der Sei­ten, mit­samt ihren Zwi­schen­zo­nen und Über­gän­gen ist heu­te unge­heu­er groß. Es ist, als ob wir in Par­al­lel­uni­ver­sen neben­ein­an­der her­le­ben wür­den. Bei­de Sei­ten wer­fen sich gegen­sei­tig vor, eine ver­zerr­te Rea­li­täts­wahr­neh­mung zu haben. Die Gut­men­schen erklä­ren sich die­se Dis­kre­panz damit, das wir “Schlecht­men­schen” sind und irgend­wie einen ethi­schen Defekt haben müs­sen, wäh­rend sie in unse­ren Augen eher ver­blen­det, unin­for­miert, und ja, oft gera­de­zu beton­dumm wirken.

In ande­ren Zei­ten war es nicht all­zu schwer, sich mit einem roten oder schwar­zen Prä­si­den­ten oder Bun­des­kanz­ler abzu­fin­den, denn es gab zumin­dest einen Kon­sens, dass Öster­reich sozu­sa­gen ein Schiff ist, das see­taug­lich blei­ben soll. Heu­te wird dar­über dis­ku­tiert, ob man die Lecks im Schiffs­bo­den stop­fen oder ver­grö­ßern soll, ob die­se Lecks über­haupt exis­tie­ren oder nur “Kon­struk­te” sind, oder ob das ein­drin­gen­de Was­ser uns nun “berei­chert” oder ersäuft.

Aus die­sem Grund kann es kein “Wal­zer­tan­zen” mit einem Van der Bel­len geben. Unse­re Oppo­si­ti­on muss sich nun genau­so ver­schär­fen und genau­so unver­söhn­lich sein, wie jene der ande­ren Sei­te, wenn Hofer Prä­si­dent gewor­den wäre. Er soll uns bewei­sen, dass es ihm mit der “Hei­mat­lie­be” zu Öster­reich ernst ist.

Wird aus Van der Bel­len noch ein ech­ter Patriot?

Es gibt näm­lich viel­leicht noch eine ande­re denk­ba­re Mög­lich­keit. Auch ein Van der Bel­len ist am Erhalt sei­ner Macht inter­es­siert, und das all­mäh­li­che Ein­schwen­ken von Tei­len der SPÖ und ÖVP und ande­rer in Rich­tung FPÖ – Kanz­ler Kern spricht end­lich auf Augen­hö­he mit Stra­che, Rein­hard Lopat­ka spricht sich für Hofer aus, ein Ex-Grü­ner und Ken­ner der isla­mi­schen Gefahr wie Efga­ni Dön­mez pflegt gute Kon­tak­te zu den Blau­en – ist ein Indi­ka­tor, dass man all­mäh­lich begreift, dass bestimm­te Posi­tio­nen und For­de­run­gen des natio­na­len Lagers legi­tim, ver­nünf­tig, ja all­mäh­lich unum­gäng­lich wer­den, will man das Schiff nicht ver­sen­ken. Es wäre also vor­stell­bar, dass nun all­mäh­lich ein Absporp­ti­ons­pro­zess ein­set­zen wird, um den Wind aus den blau­en Segeln in die eige­nen umzu­lei­ten. Nichts ande­res hat Van der Bel­len gemacht, als er so mas­siv auf die Hei­mat­lie­be und Patrio­tis­mus­kar­te setzte.

Soll­te aus ihm noch ein ech­ter Patri­ot wer­den, der wahr­haf­tig Öster­reich dient (und nicht der EU, den Mer­kels, Hol­lan­des, Jun­ckers und Schul­zen, den Glo­ba­lis­ten, Volks­aus­tau­schern und Mul­ti­kul­tu­ra­lis­ten), wie er es ver­spro­chen hat, soll mir das recht sein. Es liegt mir nichts an der FPÖ an sich; sie ist nur ein Vehi­kel, um zu ver­tre­ten und durch­zu­set­zen, was nötig ist, damit wir Öster­reich auch in fünf­zig, hun­dert Jah­ren noch als Öster­reich wie­der­erken­nen. Wer den Job ver­rich­tet, ist mir letzt­lich egal, aber irgend­je­mand muss es tun.

Und wie gesagt: wir dür­fen uns hier nicht auf “die Poli­tik”, “die Poli­ti­ker” oder die spo­ra­di­schen Kreuz­chen am Wahl­zet­tel ver­las­sen. Wahl­sie­ge wer­den nicht im Wahl­lo­kal errun­gen – wir selbst müs­sen die­se Sache in die Hand neh­men und aktiv auf einen Bewusst­seins­wan­del unse­rer Gesell­schaft einwirken!

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (8)

Mario

8. Dezember 2016 12:39

Harte Zeiten machen starke Männer.
Starke Männer bringen gute Zeiten.
Gute Zeiten machen schwache Männer.
Schwache Männer bringen harte Zeiten.

Krebs tötet, wer ihn hat,
Islam, wer ihn nicht hat.

Ein gebürtiger Hesse

8. Dezember 2016 13:28

Was im letzten Satz steht, ist am allerwichtigsten. Wir müssen selbst was tun, mehr tun als immer wieder. Der Schlendrian derer, denen es "noch zu gut geht", betrifft eben auch die Rechten. Hier darf man sich ruhig an die eigene Nase fassen. Wer weiß, ob es letzten Sonntag nicht doch für die ersehnte Wende gereicht hätte, wenn man mehr agitiert, geackert, mehr Gesicht gezeigt hätte (Sellner & friends ausgenommen). Im nächsten Jahr muß da einfach mehr kommen.

cherusker69

8. Dezember 2016 14:00

Warum Hofer die Wahl verloren hat? tja das hat für mich folgende Gründe.
Man muss ja wirklich sagen, dass diese Medien übermächtig sind..Medien machen Meinungen. Das ist nichts neues den wer diese besitzt, hat die Macht und kann das Volk manipulieren..

Dazu kommt das natürlich der Schuldkult nach wie vor in den Köpfen der Menschen sitzt, ja nicht mehr so stark, packen kann man sie aber trotzdem noch.

Als nächstes kommt natürlich, das Patrioten keine offene Bühne gegeben wird zu protestieren. Bei uns in Deutschland ist es ja noch schlimmer..Bekennt man sich zur AFD und co, droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Ein Familienvater wird sich zwei dreimal überlegen ob er das riskiert. Repression und Einschüchterung.

Was Thorsten Hinz hat in seinen Buch Weltflucht und Massenwahn geschrieben, dass viele diesen grossen Austausch überhaupt nicht mehr als bedrohlich wahrnehmen..

Das ist ein Bündel von Ursachen, die es Patrioten erheblich schwer machen uns Gehör zu verschaffen..

la vie est belle

8. Dezember 2016 15:00

>Mangel an Kreativität und Innovation

Vollkommen richtig. Das heißt für uns: Kreativität und Innovation maßgeblich vorantreiben und solche Kräfte auch gezielt fördern. Aber dann brauch man eben auch eine VISION für die Zukunft, eine noch nicht existente Utopie (=linkes Grundparadigma) die beschreibt, wie das denn aussehen soll, WOHIN wir wollen. Ist das Ziel einigermaßen umrissen, so kann auch ein Weg gefunden werden, der dahin führt. Und der führt niemals in die Wiederherstellung des Gestrigen, es ist ein kollossaler Irrtum zu glauben, man könnte die guten alten Tage wiederherstellen. Es ist unmöglich, da die Zeitachse sich nunmal nur in eine Richtung bewegt.

Ja. Wenn die Rechte sich weiterentwickeln will, dann muss sie auch gewinnbringende Eigenschaften wie Innovation und Fantasie einbringen. Ein Graus für alle verstockten Konservativen, die sich neurotisch in der Analyseschleife befinden.

Aber gute Zeiten für Sellner und Co....!

Dietrich Stahl

8. Dezember 2016 15:08

Die Wahl Trumps und die Nichtwahl Hofers haben zweierlei gezeigt.
Es kann überraschende Sprünge nach vorn geben; und es wird nicht ohne Rückschläge abgehen – wie im richtigen Leben [jeder, der möchte – es werden nicht so viele sein, kann sich an dieser Stelle ein Smiley, ganz nach eigener Fasson, denken].

Ein großer Schwachpunkt des patriotischen Lagers ist sein Mangel an Kreativität, Innovation und Energie.

Freude und Humor möchte ich unbedingt ergänzen. Oben in Klammern dazu ein mehr oder weniger (Ihre Entscheidung und Geschmack) gelungener Versuch von mir.

Humor ist sehr anziehend. Dazu gibt es einige Studien. Mit dem anderen lachen zu können, wird von vielen an Nummer 1 auf die Frage nach den Kriterien für die Partnerwahl gesetzt.
Man fühlt sich einfach wohler mit Menschen, die Freude haben, an dem was sie tun, und die über sich lachen können.

Nicht zuletzt: Das Eigene.

Das hat sich zu einem Mantra für mich hier bei SiN entwickelt.
Ich halte es für das Wichtigste. Das Eigene in einem weiten Sinn.
Identität, Eigenverantwortung, Selbstbewusstsein und Volk, Nation Rasse.

Das patriotische Lager muss hier aktiv an einer Veränderung mitarbeiten, auch außerhalb des Wahllokals und der Wahlkampfsaison. Vielleicht sollte dies die wichtigste Lehre der Wahl sein.

Karl K

8. Dezember 2016 15:37

Die Österreicher haben die Tür sehr weit aufgemacht. Immerhin haben sie nun ein Zwei-Parteien System - und die Regierenden welcher Couleur auch immer können sich mit ihrer Politik ganz sicher nicht mehr gegen das Volk richten wie noch in Merkel-Land, wo das Volk wütend zusehen muss, wie die Sozialkassen geplündert werden und die Zukunft der Kinder gefährdet wird, damit die Eliten ihre Lohndrücker bekommen.

thotho

8. Dezember 2016 17:51

Mir haben zur Nachwahlbetrachtung die Worte Mölzers gut gefallen.

Man muss vom Stil her die Mitte ansprechen, aber von der Sache her hart bleiben. Die FPÖ ist deshalb eine Systemalternative, weil sie für die autochthone Bevölkerung, für die Erhaltung der österreichischen Identität, gegen Massenzuwanderung, gegen Sozialmissbrauch eintritt. Würde sie da aufweichen, wäre sie historisch obsolet. Sie wird es vom Stil her moderat machen müssen.

So kann man das in Österreich am ehesten bewerkstelligen. Hofer sollte, meiner Meinung nach, Strache ablösen (auch wenn der die Partei wieder nach oben gebracht hat). Es geht schließlich um die Sache, nicht um Personen, gebe ML vollkommen Recht.

MS liegt in puncto zivilgesellschaftliches Engagements vollkommen richtig. Es gibt schon Kreative neben den Leuten der IB (siehe etwa die Freunde der Tagespolitik oder hier und da ein paar Sachen von Gegenargument.at auf Facebook), aber einen Vergleich zu dem, was die VdB-Jünger auf die Beine gestellt haben, hält das alles nicht stand.

Ich glaube aber weniger, dass es mit der typischen rechten Anonymität zu tun hat aufgrund des sozialen Drucks, sondern mit mangelnder kreativer Affinität aus unserem Lager. Nicht erst seit Sellners Video frage ich mich, wo zum Teufel all die Progammierer, Informatiker, Grafikdesigner etc. sind, die hier locker etwas leisten könnten.

Denn auch qualitativ ist das linke Zeug nicht immer schlecht, das muss man zugeben. Rechts ist hier spröde, bieder und konservativ unterwegs, auch was die FPÖ selbst anbelangt. Man kann ja konservativ sein, aber dann sollte man den Inhalt lässig verpacken und unter die Menschen bringen.

Reichsvogt

8. Dezember 2016 20:29

Nicht erwähnt wurde die Tatsache und die Begründung für den Austritt Hofers aus der katholischen Kirche. Das hat sicherlich katholisch-konservative, österreichische Patrioten verschreckt.
https://www.kath.net/news/23397

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