Dialoge mit H. – Mitleid und Beherrschung

Gerade wollte ich darüber schreiben, wie der Standard sich in den neuesten linken Verschwörungstheorien (Weltherrschaft Putins) gemütlich einrichtet,...

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

da erreich­ten mich die Brea­king news des Mon­tag­abends und mit der Ruhe war es aus.

Den Abend lang ver­folg­te ich ande­rer Leu­te Twit­ter­ak­ti­vi­tä­ten und News­ti­cker der gro­ßen Medi­en­sei­ten. „Wir sind im Her­zen bei den Opfern“, „#pray­for­ber­lin“, „Eine uner­klär­li­che Kata­stro­phe“. Spä­tes­tens mit die­ser Mer­kel­äu­ße­rung wur­de ich wüten­der und begann, mich laut zu ärgern. H., im Ses­sel eine Augus­tus­bio­gra­phie lesend, hör­te sich das an und mein­te: „Es ist doch noch viel zu früh, um irgend­wel­che Zusam­men­hän­ge herzustellen.“

Oh doch, „irgend­wel­che Zusam­men­hän­ge“ dräng­ten sich mir schon auf, es sei­en doch (wie AfD-Pret­zell poin­tiert get­wit­tert hat­te) „Mer­kels Tote“, sowie daß es gera­de die­se Hal­tung des „Erst­mal-Abwar­tens“ sei, die exakt die­se Kata­stro­phe mit­er­zeugt hätte.

H. war ent­setzt, wir müß­ten doch jetzt Beson­nen­heit und Ver­nunft zei­gen, statt vor­schnell zu urtei­len. Immer urteil­te ich nach mei­nem Vor­ur­teil im Lei­be, ich nutz­te das Vor­ur­teil im Lei­be (Clau­dia Schm­öl­ders) wie einen Schnee­pflug, um mir Erfah­run­gen vom Leib zu halten.

Ich ent­geg­ne­te, daß es ja nicht um ein juris­tisch veri­fi­zier­tes, abschlie­ßen­des Urteil über den Tat­her­gang gehen könn­te, son­dern um Ein­ord­nung, Umriß­li­ni­en, unab­weis­ba­re Fra­ge­stel­lun­gen. Doch H. blieb dabei: „Du fragst ja nicht, du urteilst gleich!“

„Die­se unglaub­li­che Heu­che­lei ist doch der­art auf­dring­lich, daß ich mich eines Urteils schwer ent­schla­gen kann.“ H.: „Heu­che­lei? War­um soll das Heu­che­lei sein?“ Ich, rat­lo­ser, weil es so offen­kun­dig schien, ver­such­te zu erklä­ren, war­um das Mit­leid mit den Opfern doch wirk­lich rei­ne mora­li­sche Fas­sa­de sei, wenn die jetzt Ach-so-Betrof­fe­nen Mit­schuld trügen.

H. fand das voll­kom­men hane­bü­chen, war­um soll­te es kein Mit­leid sein, das Mer­kel, Maas, Jun­cker, Hol­lan­de, Van der Bel­len und Co. öffent­lich zeigten?

Wenn ich jede mensch­li­che Regung gleich einem Unauf­rich­tig­keits­ver­dacht unter­zö­ge, wäre ich ganz rasch bei mei­nen Ver­schwö­rungs­theo­rien. Es muß auch nach Nietz­sche mög­lich blei­ben, daß Mit­leid Mit­leid ist und kein Ressentiment.

Mit­leid also. Mit­leid schreibt kei­ne Ursa­chen zu, kei­ne Schuld, kei­ne psy­cho­lo­gi­schen Moti­ve, es lei­det nur.

Ich: „Aber es ist doch Mer­kels Schuld, also nicht ihre allein, aber als Haupt­ver­ant­wort­li­che und Sym­bol­fi­gur des letz­ten Som­mers.“ H.:“Diese Kau­sa­li­tät ist doch viel zu kurz, mir ist die­ses kurz­schrit­ti­ge Den­ken zu ein­fach. Die Ursa­che ist doch, und das weißt du ganz genau, eigent­lich der Kolonialismus.“

Ich gab zu beden­ken – inzwi­schen hat­ten wir dis­pu­tie­rend Zäh­ne geputzt, gar nicht so leicht, und das Licht aus­ge­macht, es ging auf Mit­ter­nacht zu –, daß wir jetzt natür­lich Kau­sal­ket­ten ad infi­ni­tum stri­cken könn­ten, um jede Teil­schuld in grö­ße­re his­to­ri­sche Zusam­men­hän­ge einzubinden.

„Ja wären die Euro­pä­er nicht in Afri­ka als kolo­nia­le Her­ren­men­schen auf­ge­tre­ten, hät­ten wir jetzt nicht die Migra­ti­ons­strö­me. Denk an Hol­land, wo die Surin­amer befreit wor­den sind und dann zehn Jah­re lang hol­län­di­sche Päs­se bean­tra­gen konn­ten, was sie alle getan haben, und dann kamen sie in die Nie­der­lan­de, und dann hat­te ich sie alle in Bijlmermeer.“

Bijl­mer­meer ist eine Plat­ten­bau­sied­lung zwi­schen Utrecht und Ams­ter­dam, wo die städ­te­pla­ne­ri­sche Inte­gra­ti­ons­uto­pie schon in den 80er Jah­ren schief­ge­gan­gen war, H. hat­te dort eine Zeit­lang zwi­schen Aus­län­dern und Reso­zia­li­sie­rungs­ver­rück­ten gelebt, weil die Woh­nun­gen groß und bil­lig waren.

Ich: “Aber der heu­ti­ge Ter­ror­an­schlag …“ H. sin­nier­te, es könn­te doch auch ein Unfall gewe­sen sein, das wäre ja über­haupt geni­al, wenn alle unse­re Hof­fun­gen wie eine Bla­se zer­plat­zen wür­den. Ich, deut­lich zwi­schen­ir­ri­tiert von dem Wort „Hoff­nun­gen“, nahm mein Argu­ment wie­der auf.

„Aber der heu­ti­ge Ter­ror­an­schlag hat doch pri­ma facie nichts mit dem Kolo­nia­lis­mus zu tun. Wenn ich mich auf letz­ten Som­mer bezie­he für Deutsch­land und Öster­reich und Skan­di­na­vi­en, und für Frank­reich viel­leicht fünf bis zehn Jah­re mas­si­ven Gro­ßen Aus­tausch anset­ze, dann suche ich nach direk­ten Ursa­chen, und dann kom­me ich auf Mer­kels Schuld.“

H. blieb bei der Schuld des Kolo­nia­lis­mus und mein­te, die Euro­pä­er wür­den eben durch die his­to­ri­sche Herr­schaft in ihren Kolo­nien jetzt die Fol­gen ern­ten, und daß die­se kata­stro­phal sei­en, wäre uns doch bei­den klar, und daß der Inte­gra­ti­on Gren­zen gesetzt sei­en. Smal­lest com­mon deno­mi­na­tor, ja eh.

H.: “Und in den Kolo­nien hat das ja funk­tio­niert mit den Völ­kern, die jetzt zu uns kom­men.“ Ich: “Hah, ja, funk­tio­niert! Das war doch knall­har­te Beherr­schung. Ich mein’, dein Argu­ment ist doch so rich­tig fies ras­sis­tisch, wenn du annimmst, daß die­se Völ­ker funk­tio­nie­ren, wenn sie beherrscht wer­den, und ande­re müs­sen sie eben zum Funk­tio­nie­ren brin­gen, indem sie herrschen.“

H., im Dun­keln neben mir, so daß mir unklar war, ob das Iro­nie sein soll­te, pro­so­dische Merk­ma­le der Rede waren kaum merk­lich: „Es gibt eben Völ­ker, die nur funk­tio­nie­ren, wenn sie beherrscht wer­den, so wie die Deut­schen. Immer, wenn die Deut­schen nicht beherrscht wur­den, haben sie in der Geschich­te Schreck­li­ches ange­rich­tet, und seit 1945 ist Frieden.“

Viel­leicht ist das ja der Grund dafür, daß die­se Migran­ten so gut hier­her pas­sen, die­ser ihnen inne­woh­nen­de Insub­or­di­na­ti­ons­trieb? Das glau­be er ja wohl sel­ber nicht, ent­geg­ne­te ich, und er sol­le mir lie­ber mal sagen, war­um er vor­hin gesagt habe, ich wür­de drauf hof­fen, daß es ein Ter­ror­an­schlag gewe­sen wäre.

„Ja, das hof­fen wir doch alle.“ Auch hier wie­der Iro­nie­ver­dacht, denn natür­lich keim­te in mir der Gedan­ke der Bestä­ti­gungs­lust, des Recht­ge­habt­ha­ben­wol­lens, aber doch nicht in ihm?

H.: “Ja, alle hof­fen, daß sol­che Anschlä­ge pas­sie­ren, weil dann alles so leicht erklär­bar ist und der Islam der Geg­ner. Und für euch ist es auch noch Was­ser auf eure Mühlen.“

Halt mal, stop mal. Glaub­te er wirk­lich, ich wür­de in einem nicht­pa­tho­lo­gi­schen Sin­ne wün­schen, daß Ter­ror­an­schlä­ge in Euro­pa pas­sier­ten? Das ist doch erst­mal zynisch, und nicht die Schuld­zu­schrei­bung an Ange­la Merkel.

Ich: “Man muß aber schon zwei­er­lei unter­schei­den: sich zu wün­schen, daß die­se Taten mit die­sen Toten in unse­rer Hei­mat pas­sie­ren, und zu wün­schen, daß es rich­tig kracht, damit die traum­tän­ze­ri­sche Herr­schafts­eli­te end­lich aufwacht.“

„Bei man­chen Leu­ten kann man das in ihrem Motiv­haus­halt aber wirk­lich kaum noch unter­schei­den“, mur­mel­te H., „daß du kriegs­lüs­tern bist, ist mir ja schon län­ger klar“. Und schlief neben der kriegs­lüs­ter­nen Gat­tin fried­lich ein.

Kurier von heu­te zu Pret­zells „Merkels-Tote“-Tweet:

Der Zynis­mus die­ser Wor­te ist schwer zu über­bie­ten. Er igno­riert nicht nur die Opfer, er gibt auch den Tätern genau das, was sie wol­len: Nicht sie sind am Ter­ror schuld, nicht sie tra­gen Hass in die Gesell­schaft, son­dern jene, die für Staats­rä­son und Offen­heit plä­die­ren. Eine ver­que­re Sicht, mit der die Rechts­po­pu­lis­ten und ihre Fans sich zum wil­li­gen Werk­zeug der wirk­li­chen Täter machen. Was es jetzt braucht, sind kei­ne puber­tä­ren Fin­ger­zei­ge nach innen, son­dern Beson­nen­heit und Geschlos­sen­heit nach außen.

Jene, die „für Staats­rä­son und Offen­heit plä­die­ren“, tra­gen sehr wohl die Schuld und heu­cheln Mit­leid, heu­cheln Beson­nen­heit, heu­cheln Ver­söhn­lich­keit. Schuld sind sie genau durch die­se „Beson­nen­heit“, die­se „Staats­rä­son“ und die­se „Offen­heit“, deren Wort­sinn zynisch ver­kehrt wird. Das ist doch die „ver­que­re Sicht“!

Ich emp­fand ein uner­klär­li­ches Unbe­ha­gen, die Wor­te […] nur aus­zu­spre­chen, [denn] die abs­trak­ten Wor­te, deren sich doch die Zun­ge natur­ge­mäß bedie­nen muß, um irgend­wel­ches Urteil an den Tag zu geben, zer­fie­len mir im Mun­de wie mod­ri­ge Pil­ze. (Hugo von Hof­manns­thal: Brief des Lord Chandos)

Die­se Hal­tung der Ver­ant­wor­tungs­trä­ger igno­riert die Opfer, weil es ihnen nur um ihr eige­nes mora­li­sches Gesicht geht. Das Argu­ment, „Rechts­po­pu­lis­ten“ wür­den zum Werk­zeug der Isla­mis­ten, ist nur dann gül­tig, wenn man anneh­men dürf­te, daß es just die­se sei­en, die die Gesell­schaft durch ihre Sät­ze spal­te­ten und den „Haß“ erst generierten.

Beweis­last­um­kehr: Wer heu­te sagt, der poli­ti­sche Geg­ner sei ein Spal­ter dadurch, daß er ers­tens der poli­ti­sche Geg­ner sei (Einig­keit statt Geg­ner­schaft ist per se net­ter) und zwei­tens das häß­li­che Phä­no­men, das er benen­ne, über­haupt erst erzeu­ge, muß dies beweisen.

Denn daß „Rechts­po­pu­lis­ten“ Ter­ror­an­schlä­ge her­bei­wünsch­ten und aus­schlach­te­ten und „instru­men­ta­li­sier­ten“, geht genau von der Unun­ter­scheid­bar­keit der Moti­ve aus, die H. mir unter­stell­te. Zum „Instru­men­ta­li­sie­ren“ von Ereig­nis­sen durch „Zuschrei­bung“ an bestimm­te Grup­pen hat Klo­novs­ky das Nöti­ge bereits im Sep­tem­ber gesagt.

Von dem stammt auch der Satz, Kas­san­dra sei für den fort­schritt­li­chen Tro­ja­ner eine „popu­lis­ti­sche Hetzerin“.

Mei­ne Zukunfts­per­spek­ti­ve, anschei­nend zu wis­sen, wie sich die Din­ge, extra­po­liert man von heu­te aus, ent­wi­ckeln wer­den, gern in Sät­zen vor­ge­bracht, die mit „Ihr wer­det noch sehen …“, „Das war erst der Anfang …“ und „Nicht jetzt und hier, aber bald …“, fin­det H. außer­or­dent­lich über­spannt. Phi­lo­so­phi­sche Gelas­sen­heit wäre doch nun wirk­lich was anderes!

H. hält mir „mei­nen“ Dode­rer ent­ge­gen – die­se Kata­stro­phen­sehn­sucht sei ein Para­de­bei­spiel für „App­er­zep­ti­ons­ver­wei­ge­rung“. Nur: beson­ne­nes Beob­ach­ten und die anti­ke Tugend der Epo­ché (etwa: Urteils­ent­hal­tung) sind die­ser Tage die fal­schen Tugen­den, fürch­te ich.

Daß man sich damit  „zum wil­li­gen Werk­zeug der wirk­li­chen Täter“ (Eve­lyn Peter­nel im zitier­ten Kurier) mache, behaup­te ich nicht, denn die­ses Argu­ment war ja schon in den Hän­den der poli­ti­schen Geg­ner ver­kehrt. Nur soviel: Beherr­schung kann zwei­er­lei bedeu­ten: Stoi­zis­mus und Unterwerfung.

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (47)

Monika

23. Dezember 2016 10:34

Wenn einer sieht, daß der andere die Dinge, über die er mit ihm redet, überhaupt nicht sieht, dann soll er mit dem Reden aufhören.

Theodor Haecker, Tag-und Nachtbücher

Mitleid, Unerklärliches, Beherrschung... darüber möchte ich gerne im neuen Jahr reden. Ansonsten wünsche ich allen  ein schweigsames Weihnachten. 

Be-Sinn-lichkeit. Und Zwitschern  sollten nur die Vögel im Vogelhäuschen.

Fredy

23. Dezember 2016 10:40

Wie hält man das Zusammenleben mit einem offensichtlichen Idioten wie H. eigentlich aus?

Kommentar Caroline Sommerfeld:

Wußt' ich, daß das kommt. Ganz einfach: ihn lieben. Und Sie kennen das ja vielleicht auch, es gibt Reibungswärme. Ansonsten: weitere Invektiven gegen Autorengatten an dieser und späterer Stelle verboten.

Nachdenklich

23. Dezember 2016 11:06

Ich habe selten so viel Unsinn und dazu auch nicht schlecht geschrieben gelesen.

Der_Jürgen

23. Dezember 2016 11:24

In mir keimt der unheimliche Verdacht auf, dass dieser H. ein Konstrukt, eine rein literarische Figur ist. Ein solches Paradebeispiel für politisch korrektes Denken gibt es doch im wirklichen Leben gar nicht; so etwas kann nur eine begabte Schriftstellerin wie die Caroline Sommerfeld erfinden...

Übrigens lohnt sich die Lektüre dieses trefflichen Textes allein schon wegen des genialen Zitats von Klonovsky. Der Mann hat Format.

Westpreuße

23. Dezember 2016 11:25

Frau Sommerfeld,

da hätte ich ja gerne ausfürlicher meine Gedanken (meinen Senf) dazugegeben. Viele interessante Ansätze Ihrerseits. Aber ich brauche immer Zeit. Durchdenkend  Gedanken  nach-denken. Die habe ich leider nicht. Habe die Tür schon fast in der Hand. Will nach Memel (Klaipeda) und auf die Kurische Nehrung. Litauische Freunde besuchen. Weiter Weg. Ja, wir hatten mal ein schönes und großes  Reich; aber eigene Hybris und fremder Wille: Jetzt ist die Gelegenheit da...usw.

Nur soviel zu Ihrem Text und Ihren Darlegungen und Ausführungen:  Ich gehe immer zuerst ganz unbefangen mit eigenem Vorurteil an die Dinge heran. Was man schon zu wissen glaubt... Ich halte Vor-urteile für äußerst produktiv und weiterführend. Und danach (!) überprüfe ich dann, je nach Fakten- und Gefühlslage, mein Vor-urteil. Revidiere es.  Muß sein, sonst bleibt man ja "gefangen" in sich. 

Friedrich Nietzsche: "Überzeugungen sind Gefängnisse."

Ja, es gibt in Litauen und Memel noch Deutsche und Deutschstämmige, wenige, aber durchaus Deutschsprechende. Nein, auf der Kurischen Nehrung leben keine Deutschen mehr. Einsam dort jetzt, und schön...

Was zum Jahresende bleibt: Jeszcze Polska nie zginela, ale Niemcy tez nie...! (orthographisch nicht ganz korrekt). = Noch ist Polen nicht verloren, aber Deutschland auch nicht...! : Grüße an alle von der Weichsel

Arminius Arndt

23. Dezember 2016 11:54

„Es gibt eben Völker, die nur funktionieren, wenn sie beherrscht werden, so wie die Deutschen. Immer, wenn die Deutschen nicht beherrscht wurden, haben sie in der Geschichte Schreckliches angerichtet, und seit 1945 ist Frieden.“

Alleine dafür hätte es bei mir schlicht und ergriffen eine auf´s Maul gegeben, denn der Satz ergibt ja nur einen Sinn, wenn es eine ausländische Macht ist, die Deutschland beherrscht. Ab und an ist dieses ewige Diskutieren fehl am Platz und die Gegenseite ergießt sich in Rabulismen und Spitzfindigkeiten der übelsten Art, um den rechten Freude an der Terror-Tat und Instrumentalisierung derselben zu unterstellen, als ob diese Vorgehensweise keine "Instrumentalisierung" wäre. Das Wort "Hetze" ist im Gebrauch mindestens so inflationär, wie die Währung Venezuelas an Wert verliert. Whataboutism ist ja fast schon Alltag. Man muss dennoch eine stoische Ruhe bewahren, denn anders geht es eben meistens nicht. Ich diskutiere über gewisse Dinge schlicht nicht mehr.

PS: Ein paar Backpfeiffen im richtigen Moment haben aber auch noch nie geschadet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein entschiedenes "Willste paar auffe Fresse?" oftmals zu akzeptablen Lösungen führt, insbesondere, wenn kein Ausweichen aus der Situation möglich ist. In diesem Punkt haben ich von unseren Migranten gelernt - ist also nicht so, dass gar kein kultureller Austausch stattfinden würde :)

quarz

23. Dezember 2016 12:02

Ein gewisser Manierismus bei der Bewertung von Urteilen macht sich breit in der Diskurslandschaft der deutschen Öffentlichkeit. Früher einmal (in der guten alten Zeit) galt die Schlüssigkeit des untermauernden Argumentes als maßgebliches Gütekriterium, also dessen logische Gültigkeit und die empirische Fundierung seiner Prämissen. Heute beobachten wir einen Schwenk ins Ästhetische: komplizierte ("differenzierte") Urteile sind gut, einfache von Übel.

Diese Perspektive (die so neu offenbar doch nicht) hat, in anderem Zusammenhang, sogar den nicht eben an mangelnder Contenance leidenden Robert Musil genervt und zu folgendem Kommentar veranlasst:

"Diesen einfachen Sachverhalt, diese natürliche Reihenfolge der Entwicklung sollte man nicht verwirren. Auch Buridans Österreicher, trotzdem er auf Gespaltenheit vom Kopfe bis zum Hufe eingerichtet ist und auf noble Subtilität, sollte ein einzigesmal einen Burgfrieden schließen zwischen der Spiritualität und der gemeinen Wahrheit und das Einfache einfach tun, trotzdem er es kompliziert unterlassen könnte."

JeanJean

23. Dezember 2016 12:22

Voller Mitleid quälte er das kleine Tier, bis es sich nicht mehr regte.

So viel dazu.

Sven Jacobsen

23. Dezember 2016 12:33

Spätestens mit der zunehmenden staatstheoretischen Diskussion der aufgeklärten Neuzeit ist die Vorstellung verbunden, dass Leitung und Verantwortung untrennbar verbunden sind und die Gesellschaft ein Recht hat, das Handeln des Staates zu beurteilen sowie Konsequenzen daraus zu ziehen. Das hat sich auch sprachlich manifestiert. Wir alle wissen deswegen um eine „politische Verantwortung“ leitender Politiker. Diese ergibt sich aus den Folgen ihrer Entscheidungen. Wir kennen z.B. die Redewendungen „die Verantwortung tragen“ oder – ganz selten geworden - „die Verantwortung übernehmen“. Wenn es nun in Bezug auf die jüngere Flüchtlingspolitik und den damit verbundenen Mangel an Grenzkontrollen bzw. administrativer Effizienz nicht möglich sein sollte, nach der Verantwortung der Architektin dieser Politik und der ihrer Unterstützer zu fragen, dann hätte der gängige Begriff der „politischen Verantwortung“ seine Bedeutung verloren. Aus einer „politischen Verantwortung“ können sich übrigens auch juristische Fragestellungen ergeben, was zu klären nicht meine Aufgabe ist.

Andererseits finde ich pointierte Formulierungen wie „Merkels Tote“ falsch und unfair, weil sie implizieren, die Kanzlerin habe an jenem symbolischen 4. September 2015 bewusst kommende Terroranschläge einkalkuliert.

Coon

23. Dezember 2016 12:46

Das mit dem nur-funktionieren-wenn-man-beherrscht-wird ist typisches Herrenmenschengerede. Ein schwerer Fall deutscher Treue, sich bekennend zu seiner ewigen Mission, nicht behandelbar. Im Werberjargon: Sehr gesehen.

Einar von Vielen

23. Dezember 2016 13:52

Auch wenn ich im Tenor durch Wiederholung langweile: Der geistig anspruchsvolle Disput mit Ihrem Gatten, den nachzuverfolgen in jedem Falle ein Genuß ist, ist lediglich (aber immerhin!) geeignet, die Sinnlosigkeit der Kommunikation auf 'Vernunftebene' aufzuzeigen sowie - und darin liegt ja ein Mehrwert - sich in seiner eigenen Gedankenwelt zu üben. Sinnlos ist es zumindest für alle Themen aus dem machtrelevanten Portfolio. Was kann hierzu denn Sprache an Überzeugungsarbeit leisten, sofern Sätze auf konsistenten, logischen oder tatsachenbezogenen in Summe also: redlichen Argumenten beruhen sollen? Wodurch hat Merkel denn ihre Machtstellung gewonnen? Sicher nicht durch klares Argumentieren.

Machen wir uns nichts vor: Nicht einmal ein Mensch, der (wie Sie ganz sicher) das Ideal erkenntnistheoretischer Reinheit anstrebt ist dazu überhaupt in der Lage. Je mehr emotionale bzw. intuitive Bedeutung ein Thema hat, desto weniger kann der Austausch von Argumenten etwas bewirken. Sozial anerkanntes oder nicht-anerkanntes Verhalten ist neben der Liebe und der Angst vorm Tod vielleicht der stärkste emotional-intuitive Beweggrund von Menschen überhaupt.

Ihr Gatte wird IMMER eine Aussage von Ihnen zumindest für sich selbst logisch stimmig entkräften können, umgekehrt wird er Sie nicht mittels seiner Argumentationsmöglichkeiten von Ihren Präferenzen abbringen können.

Ich erlebe mit meiner Frau den umgekehrten Fall, wenn auch nicht annähernd auf dem akademischen Level wie es bei Ihnen der Fall ist, da schnappt viel früher schon die Nazifalle zu. Das Sprechen über diese Dinge mit ihr ist nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. Unsere Kinder könnten vom IS ermordet werden, sie hielte die Politik Merkels immer noch für humanistisch. Entscheidend ist daher, ob sie ihre Angst vor der Ermordung der eigenen Kinder zu spontanen Handlungen führt, die sie ihre sozial eingeübten Verfahren überspringen lassen.

Und wie Sie an Ihrem Gatten sehen ist dies keine Frage der Intelligenz. Ich beispielsweise habe den 'sachbezogenen' Dialog mit einem herzensguten, hochgebildeten und zahlenorientierten Nachbarn nach seinem anfänglichen Interesse an 'meiner Sichtweise' aufgegeben (auf anderer Ebene bleiben wir hervorragend verbunden), da er in jedem Moment, wo er mittels Fakten sich aufgefordert sah, zur Sache an sich eine Aussage zu machen (es ging um die Kriminalitätsstatistik), einen enormen Rechercheaufwand betrieb allein um das Thema auf eine Methodenfrage zu reduzieren. Selbst nach Abzug aller verbleibenden Interpretationsspielräume zu 'seinen Gunsten' sah das Bild eindeutig aus, aber dies wurde als Thema gänzlich verweigert, indem auf regionale Unterschiedlichkeit in den Zählweisen in den Zeiträumen 1963 bis 68 verwiesen wurde. Es ging ihm so wie der Mehrheit der Menschen, die sich zu Unsicherheit produzierenden Fragen nicht auf der Außenseiterposition wiederfinden wollen. Man sucht sich eine beliebig inkonsistente Argumentation um in seiner Komfortzone bleiben zu können.

Sozial eingeübten Verfahren ändern sich nur, wenn die sozial erwünschten Verhaltensweisen sich ändern. Das kann in Bezug auf das uns alle bewegende Thema aus diesem System heraus aber nicht geschehen, da es sich in seiner Grundanlage widersprechen würde. 

Ihr Gatte wird sich also aus Ihrer Sicht erst dann 'vernünftig' verhalten, wenn sein unmittelbar eigenes Umfeld direkt vor physischer Bedrohung steht oder es bereits mit samt seiner Diktion untergegangen ist. 

Arminius Arndt

23. Dezember 2016 14:38

"Andererseits finde ich pointierte Formulierungen wie „Merkels Tote“ falsch und unfair, weil sie implizieren, die Kanzlerin habe an jenem symbolischen 4. September 2015 bewusst kommende Terroranschläge einkalkuliert."

Aber dann brauche ich auch keinen Fahrlässigkeitbegriff mehr. Und einen Fahrlässigkeitsvorwurf muss sich Frau Merkel schon vorhalten lassen. Unklug an der Äußerung war meiner Meinung nach der Zeitpunkt, an der sie gezwitschert wurde.

Jetzt, wo wir wissen, dass man in Deutschland offenbar 12 Menschen öffentlichkeitswirksam töten kann und anschließend in Ruhe eine mehrtägige Bahnrundreise durch halb Europa machen kann, wird (hoffentlich) noch ganz anderes auf die verantwortlichen Politiker zukommen.

Um noch einmal auf die Argumente des Herrn H. zurückzukommen:Er greift, wie wir alle wissen, auch mit dem Rückgriff auf den Kolonialismus zu kurz. Schuld an allem ist - so der Stand der aktuellen herrschen Meinung - der ewige weiße Mann. Wenn er dann noch über 45 wird, dann wird er brand gefährlich, wie alle Demoskopen aktuell belegen.

Ein Fremder aus Elea

23. Dezember 2016 14:43

Der Anschlag paßt ins Bild, als Symptom einer Geisteshaltung, welche im Anderen etwas Widerwärtiges sieht.

Und die Frage, was man sich wünschen sollte, wenn der Andere seine Widerwärtigkeit schönredet, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Indes tut es kaum etwas zur Sache. Wer Dämme einreißt, ersäuft, ihn zu ohrfeigen, damit er damit aufhört, funktioniert nur in der ersten Phase.

"What is it, Major Lawrence, that attracts you personally to the desert?"

"It's clean."

Übrigens, was Ihr Gatte bedenken sollte, die Fähigkeit, Kolonien zu beherrschen, hängt von einer hinreichenden militärischen Überlegenheit ab.

Schulze, Roland

23. Dezember 2016 14:52

Ihr Artikel zeigt deutlich die große Schwäche der geisteswissenschaftlichen

Diskussionsforen auf.

Wir "plappern" uns zu Tode.

Stellen wir uns die Grundfrage unseres politischen Denkens und Handelns:

Wer ist Freund ? - Wer ist Feind ?

Ich habe meine Entscheidung getroffen !

 

ein besinnliches Weihnachtsfest

wünscht Ihnen

R.Schulze

Einar von Vielen

23. Dezember 2016 15:10

 Sehr geehrter Herr @ Sven Jacobsen:

"Andererseits finde ich pointierte Formulierungen wie „Merkels Tote“ falsch und unfair, weil sie implizieren, die Kanzlerin habe an jenem symbolischen 4. September 2015 bewusst kommende Terroranschläge einkalkuliert."

"Falsch": Wenn ich besoffen jemanden totfahre habe ich das auch nicht bewusst einkalkuliert, es ist aber trotzdem 'mein Toter'.

"Unfair": Merkel hat nicht nur so getan, als ob die Flutung ein notwendiges Übel sei, sondern mit perfidesten Mitteln und ihrer willigen Helferschar jeden aufs Übelste diskreditiert, der nicht in die alternativlose Begeisterung eingestimmt hat. Bei einem solchen Satan den Begriff 'fair' bzw 'unfair' einzuführen verfehlt das Thema.

Hartwig aus LG8

23. Dezember 2016 15:25

Ich kenne vergleichbare Diskussionen mit meiner Frau, wenn auch sehr selten geführt, meist recht kurz gehalten und zumeist abgebrochen, bevor diese einzige nennenswerte Differenz, also die politische Verortung, eine ernstzunehmende Bedeutung erlangen kann.  Ich bin so reaktionär, das ich diese unterschiedliche Verortung als Teil der allgemeinen Polarität von Mann und Frau betrachten kann und deshalb gut damit lebe, selbst bzgl. der Kindererziehung.  So weit, so privat.

Aber natürlich gäbe es jede Menge Argumente, verehrte Frau Sommerfeld (übrigens hat ihr abgebildetes Konterfei etwas sehr einnehmendes). Zum einen das Recht des Stärkeren. Damit meine ich, dass "der Westen" sowohl die Mittel zur Kolonisierung, Ausbeutung und Unterdrückung hat, als auch die Mittel, sich der Konsequenzen (Wanderungsbewegungen) erfolgreich zu erwehren.

Und wem das Recht des Stärkeren zu weit geht oder zu "unmoralisch" ist, der sollte seine Fundamentalopposition bzgl. Einwanderungs- und Asylpolitik um die Opposition gegen militärische Aktionen in fremden Gefilden, ergänzt durch Waffenboykott etc. erweitern.  Rückzug aller Truppen und sonstiger Einmischung aus Nahost und Afrika und Grenze dicht.

Ein Fremder aus Elea

23. Dezember 2016 16:00

 Hartwig,

das Recht des Stärkeren geht nicht zu weit, sondern bleibt zu bald im Schlamm stecken.

Der Wundertäter

23. Dezember 2016 16:13

Damit meine ich, dass "der Westen" sowohl die Mittel zur Kolonisierung, Ausbeutung und Unterdrückung hat, als auch die Mittel, sich der Konsequenzen (Wanderungsbewegungen) erfolgreich zu erwehren.

Womit wir beim Kern angelangt wären. Ausgerechnet die deutschen Kriegsverlierer ohne Atombombe bauen also auf die "Mittel des Westens", nach Herzenslust in aller Welt schalten und walten zu können? - Finde den Fehler ...finde den Fehler ... finde den Fehler ... 

Dirk Ahlbrecht

23. Dezember 2016 16:16

Respekt, Frau Sommerfeld. Landläufig heißt es ja immer, dass Ehepaare in ihren Ansichten, Moralvorstellungen und Werten zum Zwecke einer glücklichen Partnerschaft möglichst im weitestgehenden Gleichklang unterwegs sein sollten. Nun, hier geht es offenbar auch anders.

Es belustigt mich mittlerweile, dass die Kolonialisten-"Nummer" im linken Diskurs einfach nicht totzukriegen ist. Eine ähnliche Diskussion hatte ich neulich im Falle der Firma Shell und Nigeria. Shell würde, so die Argumentation, die Infrastruktur zum Zwecke der Ölförderung im Land verlottern lassen; und deshalb gäbe es dort die Ölseen rings um die Fördertrassen sowie die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung.

Ich argumentierte, dass Shell sehr wohl für die dortige Infrastruktur zahlt, aber die Gelder halt in irgendwelchen dunklen Löchern versickern und eben nicht dort landen, wo diese eigentlich hingehören. Und es den dortigen Machthabern schlichtweg egal ist, unter welchen Bedingungen die dortige Bevölkerung entlang der Fördertrassen lebt.

Dann müsse man, so das Gegenargument, die Machthaber halt zwingen die Gelder richtig zu verwenden. Meine witzig gemeinter Hinweis "Wie denn, soll das dann die Wehrmacht durchsetzen?" kam dann beim Gegenüber nicht so gut an...

Ich halte, neben den allermeisten anderen von linker Seite vorgebrachten Argumenten, insbesondere die Kolonialisten-Argumentation für völlig verquer:

Akif Pirinicci bringt es in einem seiner Bücher auf den Punkt (dort allerdings mit Bezug auf die islamische Welt). Das Ganze lässt sich aber eben auch auf Afrika anwenden. Ohne die Technik und den Fortschritt der sog. "alten weißen Männer" gäbe es kein Afrika von Relevanz. Die dortige Bevölkerungsexplosion ist eben keine Folge der Kolonisation, sondern vor allem der technischen Entwicklung und des "Fortschritts", für den wer verantwortlich zeichnet? Eben, der weiße Mann. Ohne diesen Umstand könnte Afrika aus sich selbst heraus die vielen Menschen gar nicht ernähren.

Und selbst wenn Ihr Gatte recht hätte, Frau Sommerfeld, und die vorangegangene Kolonisation wäre quasi Schuld an der beginnenden Völkerwanderung halb Afrikas nach Europa:

Wäre dies allein ein Grund, deshalb Europa dem Untergang zu überantworten? Nachfolgende Generationen dafür zu bestrafen, weil es vor nunmehr doch recht langer Zeit mal eine Epoche der Kolonisation Afrikas geben hat? Oder anders gefragt: Eben auch Ihre 3 Kinder dies nun ausbaden sollen?

Ich persönlich halte eine solche "Argumentation" für aberwitzig.

Dirk Ahlbrecht

23. Dezember 2016 16:21

Einar von Vielen

Ein prima Beitrag, der die Dinge auf den Punkt bringt. Der auch von mir geschätzte Michael Klonovsky hat Ihre Schlußbemerkung und mit Bezug auf Heiner Müllers "Hamletmaschine" ja ähnlich auf den Punkt gebracht (Zitat):

"Wenn sie mit Fleischermessern durch eure Schlafzimmer geht, werdet ihr die Wahrheit wissen." Wahrscheinlich aber erst dann, ja.

 

Raskolnikow

23. Dezember 2016 16:46

Lieber H.!

Auch wenn Ihre mit dem Kolonialismus operierende Apologetik natürlich abwegig ist, bleiben Sie bitte standhaft in ihrer moralischen Geschwindigkeit! ...

Als am Montag die ersten LKW-Gerüchte im Radio Radonjesch aufklangen, schaltete ich das Gerät aus und verfügte mich zu Hans Castorp auf den Zauberberg. Ein alter Gefährte in Deutschland reagierte ähnlich und besprach die Sache auf einer Parkbank mit den Geistesgestörten, die in dem Heim behaust sind, neben dem er wohnt.

Bei Sommerfelds geriet die Reaktion geradezu typisch: H. reagierte wie ein Mann, C. wie eine Frau. (Daß die adoleszenten Wohlstandskinder von Links und Rechts auf twitter und facebook ausschlagen wie die jungen Füllen gehört wohl in eine besondere Kategorie ...)

(Ich argumentiere im folgenden für uns. Nicht für die Twitteristen, Facebook- oder Fernsehschauer, nicht für die unentschlossenen Wähler. Sondern nur für die Schon-im-Dienst-Stehenden.)

Also:

Wer seinen Clausewitz apperzipiert hat, muß nicht hassen, bevor er seinen Gegner vernichtet. Der Einlaß hunderttausender Fremder ist eines von zahllosen Verbrechen des Gegners. Aber es besteht bei uns gar kein Bedarf an Terrorakten, Vergewaltigungen oder sonstigen moralisch-juristischen Rechtfertigungen, um gegen das herrschende System Widerstand zu leisten! Gefühlsduseleien können wir den sozialen Medien und ihren Bewohnern überlassen. Wer die Einwanderungspolitik nur ablehnt, weil die Fremden sich daneben benehmen, ist nicht ernst zu nehmen. Es ist kein Unterschied, ob in Deutschland eine Million Streber wie Pirincci ihr Zelt aufschlagen oder eine Million Terroristen und Vergewaltiger. Was schert uns die Kriminaltätsstatistik?

Andererseits dürfen wir selbstverständlich den Terror für unsere Ziele nutzen (so lange wir ihn nicht ausüben!) und Wankelmütige auf der Regierungsseite zum Desertieren ermutigen. Denn es sind gute Ziele, die Besten. Wenn der Terror mehr Menschen dazu bringt, die Herrschenden abzulehnen, dann ist das  nicht beschämend. Mit kühlem Kopf den Bauch der Unentschlossenen erobern, denn auf den Bauch der Massen ist Verlaß.

Im Krieg nutzt, oder instrumentalisiert?, man das Gelände, die Witterung, den Festtagskalender ... und auch sonst alles Mögliche, um das Ziel des Gefechts zu erreichen: die Vernichtung des Gegners.

In der Politik sollten wir neben der Feuerkraft unserer Argumente, persönliche Kalamitäten der Regierenden, Mißerfolge, Terrorakte (auch wenn die Schuld natürlich nur indirekten Charakter hat) und sonst rücksichtslos alles nutzen, was zur politischen Vernichtung des Gegners führt. Wer das moralisch verwerflich findet, sollte sich aus der Politik fernhalten!

Pretzell soll ruhig weiter Episteln absenden! Die Errata der Regierung und ihrer medialen Handlanger sind derart gewaltig, daß Zurückhaltung nicht mehr nötig ist. Jeder Stoß in die offenen Flanken ist begrüßenswert!

Ich kann Ihren Mann verstehen, Frau Sommerfeld, und ich möchte Sie ermutigen, die Lebenslage der Besonnenheit zu erproben. Bei Ihnen muß es ja nicht mit dieser sein Bewenden haben, vielleicht werden Sie die erste Frau, die kühl auf die Blutlachen schaut und mit ruhigem Herzen das Nötige in die Wege leitet...

Als die Oberärztin N.N. vor einigen Jahren meine persönliche Betreuung und Pflege übernahm, war sie eine linksliberal-ungeschliffene Diamantin. Mittlerweile etablierten wir eine beiderseitig gewinnbringende Symbiose: sie verhindert gelegentliche Axtmorde meinerseits und ich befülle sie zum Dank mit den Flausen aus meinem Hirn ... Ihr Dienst an meinem Wahnsinn hat mich etwas vernünftiger gemacht und sie ... nun ja, hübscher.

Bitte, laßt uns Frau Merkel nicht ihre fehlenden Tränen vorwerfen! Das ist wahrlich unter unserer Würde.

Laßt uns lieber bedenken, daß es trotz allem Haß, aller Hetze, dem Instrumentalisieren des Terrors und Kubitscheks angeblicher geistiger Brandstiftung nach dem Massaker keine Angriffe auf Fremde gab und kein Heim brannte ...

Ich wünsche Euch allen ein besinnliches Fest,

Gottes Segen und Heil auf allen Wegen!

Mit Gott!

R.

Der_Jürgen

23. Dezember 2016 17:27

Ein Nachtrag zur Bemerkung von H., wonach der Kolonialismus schuld an der Migrantenflut sei. In gewissem Sinne stimmt das sogar. Die Kolonialmächte brachten den Afrikanern ja nicht nur Unterdrückung und Ausbeutung. (Die Terrorherrschaft König Leopolds im Kongo war ein sehr unrühmliches Blatt europäischer Geschichte, aber durchaus nicht typisch. Ich erinnere mich lebhaft an eine Diskussion mit einem ugandischen Studenten, der mir sagte, das schlimmste Ereignis in der Geschichte seines Landes sei der Abzug der britischen Kolonialherren gewesen.)

Die Weissen bauten auch Strassen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser. Sie brachten die europäische Medizin, brachten die Impfung, mit dem Ergebnis, dass die Säuglings- und Kindersterblichkeit rapid sank und die Bevölkerung stetig wuchs.

Der Bevölkerungsdruck in Afrika wird bald so immens sein, dass sich jährlich viele Millionen und nicht nur wie heute Hunderttausende auf den Weg nach Norden machen werden. Je mehr Afrikaner Europa aufnimmt, desto mehr zusätzliche werden kommen - bis die Flut eines schönen Tages jäh verebben wird, weil Europa selbst zu einem Anhängsel Afrika geworden sein wird. 

Dass Caroline Sommerfeld mit einem - ohne jeden Zweifel liebenswerten - Mann zusammenleben kann, dessen Weltbild dem ihren so diametral entgegengesetzt ist, finde ich interessant. Ich könnte es nicht. Meine Frau hat zwar zu wichtigen Fragen eine andere Meinung als ich (beispielsweise beurteilt sie Stalin sehr positiv), aber in den für mich zentralen Punkten, zu denen natürlich die Verteidigung Europas gegen die Flut und der Abscheu vor den Kreaturen, die in Deutschland und anderswo an der Macht sind, sind wir uns ebenso einig wie in der Ablehnung des Materialismus. Mit einer Gutmenschin könnte ich nicht  zusammenleben. 

H. M. Richter

23. Dezember 2016 17:45

Erinnerte platonische Dialoge und mußte beim Stichwort Liebe (in der Kommentar-Replik) dann doch an 1. Kor. 13 ff denken.

In unzähligen Familien wird heuer zum Fest der Riß noch spürbarer zu Tage treten als bisher.

______________________________________________________________________________

@ Westpreuße

Grüßen Sie mir die Nehrung. Bis vor kurzem gab es sie noch, die letzten Deutschen an alter Stätte, - alt waren die und sehr arm, die ich, hinausgefahren mit dem Kurenkahn ins Memeldelta, dort finden durfte.

Was diese Menschen, die oft in unwegsamen, abseits gelegenen Gebieten wohnten, anbieten konnten, boten sie an: Die Früchte ihrer Gärten. 

Sven Jacobsen

23. Dezember 2016 18:14

Arminius Arndt, Einar von Vielen

Die "politische Verantwortung" für die Folgen Ihrer Entscheidungen in der Flüchtlingspolitik trägt die Kanzlerin. Diese Politik ist fahrlässig, wie Sie zurecht schreiben, ich aber auch im größeren ersten Abschnitt meines Kommentars. Die Aufarbeitung dieser Politik kommt langsam in Gang und führt hoffentlich dazu, dass ein Politikwechsel stattfindet.

 

Die besagte Zuspitzung „Merkels Tote“ finde ich wie Alexander Gauland plakativ. Ich teile seine Einschätzung der WELT gegenüber, Zitat: „Es ist eine stilistische und eine inhaltliche Kritik. Denn auf die Flüchtlingspolitik zu verweisen, ist etwas anderes, als nahezulegen, dass ein Politiker Täter ins Land gelassen habe und daher in Verbrechen involviert sei.“

Der_Neugierige

23. Dezember 2016 18:22

Frau Sommerfeld, 

ich hätte diese Beherrschung schon mal nicht muss ich sagen. Ich würde platzen, wenn ich immer und immer wieder diese Leier von meinen Ehepartner hören müsste.

Ich kenne aber diese Wortgefechte natürlich auch und jedesmal schwöre ich mir. Ich halte den Mund weil es zwecklos ist. Nein es gelingt mir nicht, weil ich diese Dummheit nicht verstehen kann. Als Ehepartner völlig unvorstellbar! 

Ich wünsche allen hier ein besinnliches Fest. Mir selber fällt das in diesen Zeiten reichlich schwer.

deutscheridentitärer

23. Dezember 2016 19:40

" Wer die Einwanderungspolitik nur ablehnt, weil die Fremden sich daneben benehmen, ist nicht ernst zu nehmen."

So ist es; da ich hier allerdings anonym unterwegs bin leiste ich mir hier Zweifel zum Ausdruck zu bringen, die ich in persona erfolgreich unterdrücke, man möge meine Beiträge hier also bitte gerade nicht ernstnehmen (nicht, dass es dieser Bitte angesichts der dürftigen Qualität meiner Beiträge brauchen würde).

Ich meine demzufolge schon, dass es einen, zwar nicht grundsätzlichen, aber doch qualitativen Unterschied macht, "ob in Deutschland eine Million Streber wie Pirincci ihr Zelt aufschlagen oder eine Million Terroristen und Vergewaltiger".

bRETTENBACHER

23. Dezember 2016 19:50

@ Monika

Im Futterhäuschen zwitschern die Vögelchen eher wenig bis gar nicht. Zwitschern tun sie auf den Zweigen, wenn die grünen.

Aber Dank für die Erwähnung Theodor Haeckers. Und wenn die Zweige wieder grünen, will der Brettenbacher endlich mal nach Usterbach pilgern, schauen ob die bayrischen Schwaben das Grab des feuerköpfigen Mannes erhalten.

Auf ungefähr jeder dritten Seite lesen wir bei Haecker:

WAS DURCH DIE BERUFENEN NICHT GESCHIEHT, GESCHIEHT DURCH DIE UNBERUFENEN.

Dies ist die große Gefahr.

Und die große Verpflichtung.

Der Wundertäter

23. Dezember 2016 20:06

Man kann Außenpolitik nur schlecht mit einem moralischen Maßstab messen. Die ist in erster Linie erfolgreich - oder eben nicht. Krieg zu führen, war jedenfalls aus deutscher Perspektive zweimal überhaupt nicht erfolgreich. Und geschlossene Grenzen haben das Überleben der DDR auch nicht gesichert; sie wurden von den Bürgern zum Schluss nur noch als Einschränkung empfunden. Demgegenüber war es für die Bundesrepublik seit dem Schengener Abkommen von 1985 eine ausgesprochen erfolgreiche Politik, die Personenkontrollen an den Grenzen zu unterlassen. Im übrigen hat diese Politik auch eine Reihe von Tatsachen geschaffen, die man jetzt nicht einfach unberücksichtigt lassen kann, wenn man eine Abkehr von dieser Politik fordert. Denn die Musik spielt seit dem ersten Weltkrieg immer bei den Kollateralschäden; und genau darauf zielt Terror ab.  

Überdies steht uns bereits praktisch vor Augen, wie die notwendige innen- und sicherheitspolitische Reaktion aussehen wird, sollten wir es nicht schaffen, auf diese Anschläge so gnadenlos stoisch zu reagieren, wie es die Autorin anregt: In der Türkei und in Frankreich wurde der Ausnahmezustand verhängt. Also bevorratet Euch und passt auf Euch auf. 

Hartwig aus LG8

23. Dezember 2016 21:22

@ Fremder

Deshalb bin ich auch ein Freund der zweiten Option, des Rückzuges und der Abschottung. Speziell Deutschland hat immer einen Weg gefunden, Handel zu treiben und zu prosperieren. Ich kenne Zeiten, als ein Fass Öl 15 Dollar oder aber 150 Dollar kostete. Die deutsche Wirtschaft hat alles verkraftet.

@ Wundertäter

Lange gesucht, den Fehler nicht gefunden. Es war eine schlichte Zustandsbeschreibung. Der Westen, zu dem wir momentan zwangsweise gehören, hat die beschriebenen Mittel. Mehr war nicht gesagt, wobei der relativierende Einwand des @Fremden gewiss berechtigt ist.

Monika

23. Dezember 2016 23:35

Wenn ich heute stürbe, völlig uneins mit
dem herrschenden Geist meines Volkes,
ich würde nicht verzweifelt sterben, und
wäre das nicht doch auch ein Zeugnis?
Denn traurig, meine Freunde, traurig darf
man doch heute sein? Ich habe Schwierig-
keiten und lebe unter einer Wolke, aber
ich habe eine unfehlbare Methode: Wenn
die Schwierigkeiten zu groß werden, stürze
ich mich in die Unbegreiflichkeit Gottes.
Sie birgt mich. Nicht sie allein natürlich,
sondern die Gnade Gottes. Sie trägt mich
auch in diesem Abgrund. Verzweifelt
würde ich nicht sterben. Mehr will ich
nicht sagen, weil ich nicht lügen will.

Theodor Haecker
(am Ende des Zweiten Weltkriegs)

@Brettenbacher 

Zwitschern tun die Vögel im Häuschen kaum. . Aber die Stare, die kloppen sich und machen ziemlichen Krach . Pack eben. 

Stille Tage und Nächte unserem kleinen Kreis.

Waldgänger aus Schwaben

23. Dezember 2016 23:56

Das Private und das Politische trennen zu können ist genuin rechts.  Gute Leistung Frau Sommerfeld.

Zur "Schuld des Weißen Mannes" möchte ich ein Argument der community zur Prüfung vorlegen:

"Die Araber sind schuld am Klimawandel!"

"Warum die Araber?"

"Sie haben uns das Öl verkauft."

"Wir hätten es ja nicht kaufen müssen."

"Eben! Ja und die Neger - müssen die uns was abkaufen?"

 

@ Arminius

Das mit dem in die Fresse hauen ist eine Lösung, die ich zunehmend bevorzuge. Natürlich nur virtuell.

"Bist Du etwa rechts?"

"Nein rechtsradikal!"

"Wie! Ein Neonazi?"

"Wieso Neo?"

quarz

24. Dezember 2016 01:27

Ad "Kolonien":

Jetzt mal ganz ehrlich: wer glaubt, dass afrikanische Länder heute in wirtschaftlicher Blüte und auf hohem technologischem und gesellschaftlichem Niveau leben würden, wenn sie keine europäischen Kolonien gewesen wären?

Um Europa die Schuld an deren diesbezüglichem Defizit geben und Europa in weiterer Folge eine dadurch bedingte moralische Verpflichtung zur Hilfe per immigrationem unterjubeln zu dürfen, müsste man für ein "ja" auf obige Frage eine gute Begründung vorweisen können.

Gustav

24. Dezember 2016 10:11

Statt phrasenlosem Realismus, der bemerkt und bedenkt, was tatsächlich vorgeht, bevorzugt man ein trübes Gemisch aus zurückgebildeter politischer Urteilskraft, Hypertrophie moralistischer Bescheidwisserei und bequemer Anthropologie, die noch so stichhaltige Erfahrungen zugunsten eines euphorischen Pseudohumanismus in den Wind schlägt. Einem solchen Meinen erscheint, wie bekannt, bereits die sachliche Feststellung historischer Parallelen als Ausgeburt reaktionärer Denkungsart und der bloße Versuch, einen der gerade beliebten Modebegriffe zu definieren, als den demokratischen Konsens störende Polemik. Empirismus wird mit konterrevolutionärer Emanzipationsverweigerung gleichgesetzt, das Bedürfnis nach distinkten und sauberen Unterscheidungen als Mangel an Lernfähigkeit geächtet, der Rückgriff auf noch so unbestreitbare Lehren der Geschichte als bornierter Obskurantismus abgetan. Carl Schmitt hat diese Neigung einmal treffend gekennzeichnet: „Die Menschen suchen im allgemeinen weder die Wahrheit noch die Wirklichkeit, sondern nur das Gefühl ihrer Sicherheit. Ist die akute Gefahr vorbei und die unmittelbare Angst überstanden, so ist ihnen jeder Sophismus und jede Trivialität recht und selbst jedes Possenspiel willkommen, wenn es nur ablenkt von der schrecklichen Erinnerung. Vor allem die jähen, blitzhaften Einsichten, die sich nur im Augenblick der akuten Gefahr einstellen, sind dann sehr lästig und werden aus dem Gedächtnis verdrängt, denn sie stören das Gewebe, das den Schrecken verschleiert und den Abgrund verdeckt.“

Obi Wan Kenobi

24. Dezember 2016 13:10

Ein toller Text, der deutlich macht, wie schwierig es ist, die gesinnungsethisch fundierte Scheinmoral der Anhänger der "Willkommenskultur" zu widerlegen (diese Feststellung soll jetzt aber kein persönlicher Angriff auf den Gatten von Frau Sommerfeld sein). Es bleibt bei der großen Frage (oder der großen Mahnung), die Max Weber in seiner berühmten Rede vom 25. Januar 1919 aufwarf, nämlich ob man wirklich moralisch überlegen ist, wenn man eine Ethik vertritt, die nur eine Handlung an sich bewertet, die möglichen Folgen dieser Handlung aber völlig ausblendet. So kann der Gesinnungsethiker dann zu dem Urteil kommen, dass es "gut" ist, in kürzester Zeit Millionen von jungen Männern aus den Gewaltkulturen Afrikas und des Nahen Ostens zu importieren, weil es ihnen hier eben wirtschaftlich besser geht als in ihren heruntergewirtschafteten Heimatländern. In der renommierten Reihe "Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft" hat der Phillosoph Andreas Cassee nun sogar ein Buch mit dem Titel "Globale Bewegungsfreiheit: Ein philosophisches Plädoyer für offene Grenzen" veröffentlicht, in dem eine globale Niederlassungsfreiheit gefordert wird. Als geistiges Antidotum gegen solche "terribles simplificateurs" sei die hervorragende Arbeit des Chemniter Politologen Lothar Fritze "Der böse gute Wille: Weltrettung und Selbstaufgabe in der Migrationskrise" empfohlen.

Obi Wan Kenobi

24. Dezember 2016 13:20

Ein toller Text, der deutlich macht, wie schwierig es ist, die gesinnungsethisch fundierte Scheinmoral der Anhänger der "Willkommenskultur" zu widerlegen (diese Feststellung soll jetzt aber kein persönlicher Angriff auf den Gatten von Frau Sommerfeld sein). Es bleibt bei der großen Frage (oder der großen Mahnung), die Max Weber in seiner berühmten Rede vom 25. Januar 1919 aufwarf, nämlich ob man wirklich moralisch überlegen ist, wenn man eine Ethik vertritt, die nur eine Handlung an sich bewertet, die möglichen Folgen dieser Handlung aber völlig ausblendet. So kann der Gesinnungsethiker dann zu dem Urteil kommen, dass es "gut" ist, in kürzester Zeit Millionen von jungen Männern aus den Gewaltkulturen Afrikas und des Nahen Ostens zu importieren, weil es ihnen hier eben wirtschaftlich besser geht als in ihren heruntergewirtschafteten Heimatländern. In der renommierten Reihe "Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft" hat der Phillosoph Andreas Cassee nun sogar ein Buch mit dem Titel "Globale Bewegungsfreiheit: Ein philosophisches Plädoyer für offene Grenzen" veröffentlicht, in dem eine globale Niederlassungsfreiheit gefordert wird. Als geistiges Antidotum gegen solche "terribles simplificateurs" sei die hervorragende Arbeit des Chemniter Politologen Lothar Fritze "Der böse gute Wille: Weltrettung und Selbstaufgabe in der Migrationskrise" empfohlen.

William Wallace

24. Dezember 2016 14:49

1.) Ihr Gatte ist ein Rassist, da er die Völker dieser Erde nicht als gleichwertig erachtet. Klassischerweise wird eine Rangfolge der Rassen dadurch hergestellt, dass die eigene Rasse überhöht wird. Ihr Gatte jedoch stellt das Stufenverhältnis her indem er die Deutschen schlechter stellt als die anderen Völker.
["Es gibt eben Völker, die nur funktionieren, wenn sie beherrscht werden, so wie die Deutschen." Vergleich: "Es gibt eben Völker, die nur funktionieren, wenn sie beherrscht werden, so wie die schwarzen Afrikaner"].

An dieser Stelle habe ich aufgehört zu lesen. Das ist mir zu pervers.

2.) Zu der Problematik: "War es ein Anschlag oder ein Unfall?"
Wenn ein Kulturmarxist wieder ins endlose Labern ohne Logik abgleitet, dann Fakten schaffen!
-> "Ich wette 1.000€ dass es ein Anschlag war. Gehtst du die Wette ein?"

Diesen konkreten Fall hatte ich noch nicht, dennoch habe ich schon einige Male in Diskussionen solche "Wetten" angeboten. Manchmal wird dann auch der Gegenüber wieder einigermaßen realistisch, da sein Rumgelaber plötzlich direkte Konsequenzen für ihn hätte. Selbstverständlich versuchen sich die Linken dann wie ein glitschiger nicht zu fassender Aal aus der Situation zu stehlen ("Sorry WW, ich wette nicht" o.ä.)

3.) Die ganze Welt war einst europäisches Kolonialgebiet. Hätte die Kolonialisierung so dramatische Folgen gehabt, warum ist dann die ehemalige Kolonie USA die Weltmacht #1, die ehemalige Kolonie China die Weltmacht #2?
Äthiopien dagegen war nie eine Kolonie und sieht dennoch aus wie der Rest Afrikas.

4.) Ich bin ein Mann und könnte wohl gut eine linke Frau haben, einfach weil solche Frauen auf eine gewisse Art und Weise lieb, naiv und unbedarft sind.
Aber als realistische Frau einen linken Mann haben? Wahnsinn!

 

Der Wundertäter

24. Dezember 2016 15:49

Lieber Hartwig aus LG 8, 

 

ich wünsche frohe Weihnachten! Also - mein unfreundliches Temperament beiseite:

Ich wollte nicht defaitistisch sein. Doch seit dem verlorenen ersten Weltkrieg geht es nach meiner Ansicht nicht mehr darum, wer am meisten austeilen kann  sondern eher darum, wer am meisten wegsteckt. 

Wenn Sie sich unsere Kriegsgegner mal ansehen, so geht es denen nicht so gut, wie man annehmen könnte. Das Gewinnen der Kriege scheint ihnen nicht wohl bekommen zu sein. Im Vergleich - und nur im Vergleich - mit ihnen stehen wir (was von uns noch übrig ist) also verhältnismäßig gut da. Daraus schließe ich, dass unsere bisherige Strategie aufgegangen ist. Der Zeitpunkt, sie zu ändern, wird kommen, er muss auch kommen. Aber das treffsicher zu beurteilen, fehlen die Informationen; von wem Terroranschläge initiiert werden, darüber kann man von außen nur spekulieren. 

d. W. 

bernardo

24. Dezember 2016 16:30

Merkwürdig. Entweder habe ich es überlesen, oder hat wirklich niemand die im Beitrag aufgestellte Behauptung kritsiert, die Deutschen hätten immer Schreckliches angerichtet, wenn sie nicht beherrscht wurden. So zum Beispiel vor 1945. Daß dies hier unhinterfragt geschluckt wird, deutet auf fortdauernde geistige Knechtschaft, selbst bei der "Neuen Rechten".

Frohes Fest

bernardo

24. Dezember 2016 16:49

Merkwürdig. Entweder habe ich es überlesen, oder hat wirklich niemand die im Beitrag aufgestellte Behauptung kritsiert, die Deutschen hätten immer Schreckliches angerichtet, wenn sie nicht beherrscht wurden. So zum Beispiel vor 1945. Daß dies hier unhinterfragt geschluckt wird, deutet auf fortdauernde geistige Knechtschaft, selbst bei der "Neuen Rechten".

Frohes Fest

Nero

24. Dezember 2016 23:31

@ Fredy

Hahaha, das dachte ich mir auch anfangs. Aber da ja Weihnachten ist, wo feiert Ihr arabischer Schwager? Der ist doch sicher beim Familientreffen mit dabei. War es nett?

Nordlaender

25. Dezember 2016 14:22

@ William Wallace

"1.) Ihr Gatte ist ein Rassist, da er die Völker dieser Erde nicht als gleichwertig erachtet. Klassischerweise wird eine Rangfolge der Rassen dadurch hergestellt, dass die eigene Rasse überhöht wird. Ihr Gatte jedoch stellt das Stufenverhältnis her indem er die Deutschen schlechter stellt als die anderen Völker."

Es gibt drei Erscheinungsformen des Rassismus:

a) Impliziter Rassismus: Unbewußt, jemand merkt es gar nicht, macht sich keine Gedanken darüber, daß er sich in der U-Bahn immer neben andere Weiße setzt und nicht neben Schwarze. Dieser ist wissenschaftlich nachgewiesen: Auf das Zeigen einer Folge von Photographien der Angehörigen fremder Völker zeichnet sich eine Negativreaktion im Mandelkern ab, bei Volksgenossen eine positive.

b) Heimlicher Rassismus: Der Rassist zieht aus seinem Viertel weg, weil dort immer wenige Weiße wohnen. Er ist sich dessen bewußt, daß er die Nachbarschaft mit Weißen vorzieht, lügt jedoch und vertritt nach außen den Antirassismus.

c) Expliziter Rassismus: Der Rassist spricht ganz offen aus, daß er Seinesgleichen (biologisch Ähnliche) mehr schätzt als Fremde, daß er mit Seinesgleichen in seinem Vaterland zusammen leben will.

Der_Jürgen

25. Dezember 2016 17:44

@Bernardo

"Hat wirklich niemand die Behauptung kritisiert, die Deutschen hätten immer Schreckliches angerichtet, wenn sie nicht beherrscht wurden?"

Hätte H. behauptet, der Mond besehe aus Edamer Käse, und die Schlacht von Waterloo habe 49 v. Chr. stattgefunden, hätte sich auch kein Forist genötigt gesehen, diesen Unsinn zu widerlegen. Auf so abwegige Behauptungen wie die von H. aufgestellte reagiert man hier mit taktvollem Schweigen.

Der_Jürgen

25. Dezember 2016 18:40

Die Apotheose der Idiotie. Wer starke Nerven hat, lese dies.

https://www.ref.ch/menschen-meinungen/wir-sollten-ein-recht-auf-globale-bewegungsfreiheit-anerkennen/

Ufi

26. Dezember 2016 13:04

Die gegenwärtigen Probleme mit dem Verweis auf den Kolonialismus erklären zu wollen, erscheint mir nicht nur weit hergeholt, sondern auch wenig originell zu sein - da wird doch einfach etwas nachgeplappert ...

Denjenigen, der dieses Argument vorbringt, würde ich fragen, ob er sich die Mühe gemacht hat, die Kolonialgeschichte Deutschlands in Relation zu derjenigen Britanniens, Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Portugals, Spaniens, ... zu betrachten. (Man sollte allerdings die Fakten kennen.)

Ich habe regelmäßig mit Studenten zu tun, die aus Gebieten stammen, welche ehemals deutsche Kolonien waren (z. B. Kamerun). In deren Bewertung schneidet die deutsche Kolonialzeit immer sehr gut ab, verglichen mit dem, was danach kam - nachdem man den Deutschen die Kolonien abgenommen hatte.

Memelland

26. Dezember 2016 16:47

 @Westpreuße

Ja, im Memelland wäre ich jetzt auch lieber. Einige Deutsche leben da ja noch. Aber dort kann man sich noch zu Hause fühlen.  Im schönen alten preußisch Litthauen.

Fredy

27. Dezember 2016 00:56

@Nero

Gutes Gedächtnis.

Dieses Jahr kein Weihnachten für mich, zuviel vorgefallen. Aber der muslimische Albaner war nie dabei. Es war ihm nicht gestattet, er wäre wohl auch nie gekommen. Mittlerweile hat sich aber alles geändert: Flucht mit Kind ins Frauenhaus, Neustart ... und doch nichts gelernt. Es ist jetzt nicht anders, auch wenn er nun Deutscher ist. Ein Unterschied, doch: Weihnachten ist er nicht ausgeladen.

thotho

27. Dezember 2016 01:50

Ich kenne Leute vom Balkan (die dort leben), die sich wieder die Habsburgermonarchie herbeisehnen. Nachher sei nichts Funktionierendes gekommen. Abwarten, meine lieben Balkanesen, bald seid ihr ja in der EU.

Ich finde es mutig und ich freue mich, dass Sie hier so offen über Ihre Beziehung schreiben (so das nicht fingiert ist). Ich erschrecke immer wieder, wenn belesene Leute von Universitäten mit Freude im Postkolonialismus versumpern wollen. Da fragt sich dann, was die Menschen eigentlich lesen.

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