Stein stellte das jedenfalls fest, nachdem die JF-Redaktion zunächst von Freiburg nach Potsdam und dann weiter nach Berlin umgezogen war: In Potsdam war die Hölle los gewesen, diese Berliner Vorstadt hatte endlich ein Thema gehabt, die ansässige Antifa ihr Glück kaum fassen können, eines der wichtigsten Feindbilder direkt vor die Nase gestellt bekommen zu haben: Steins Auto brannte, es gab Demonstrationen, Schmierereien, Drohungen, Attacken.
Kaum in Berlin, war alles vorbei. Man darf davon ausgehen, daß in dieser riesigen Stadt durchaus irgendwo Tausende demonstrieren oder eine Liebesparade abhalten können, während zwei Stadtteile oder auch nur zwei Sraßenzüge weiter niemand davon Notiz nehmen muß oder will.
Selbst dann also, wenn ein tunesischer Attentäter mit einem gestohlenen LKW, dessen polnischen Fahrer er umgebracht hat, in einen Weihnachtsmarkt rast und zwölf Menschen tötet, flaniert Berlin weiterhin über den Kurfürstendamm, unter tausend Lichtchen, die in kahlen Ästen hängen, rafft zusammen und schleppt nach Hause, was aus allen Kontinenten zusammengekarrt und feilgeboten wird.
Dieses Bild bot sich uns jedenfalls, als wir von der Mahnwache vor dem Kanzleramt zur Parteizentrale der CDU fuhren, um die Blockade der Eingänge durch die Identitäre Bewegung mitzuverfolgen.
Vor dem Kanzleramt: 400 bis 500 Leute, mit Kerzen, Fahnen, Transparenten, von der AfD Björn Höcke und Alexander Gauland, Andreas Kalbitz, Hans-Thomas Tillschneider und weitere Landtagsabgeordnete, Jürgen Elsässer von Compact, Philip Stein von EinProzent, Siggi Däbritz von Pegida und viele Vertreter regionaler Gruppen, die – oft im Windschatten der prominenteren Akteure – ihre wichtige Arbeit machen.
Es gab nur eine einzige Rede, Pfarrer Thomas Wawerka sprach von der Notwendigkeit, dem Lauf der Dinge “in die Speichen zu greifen”, es gab getragene Musik (Bach, Barber, Haydn), das wars, und alles darüber hinaus wäre auch nicht richtig gewesen.
Was will man gegen Heuchler machen? Es ist ja alles gesagt, und wir nehmen zur Kenntnis, daß es das Wichtigste zu sein scheint, dem uns unterstellten Haß keinen Raum zu geben, wenn es sein muß mit falschen Behauptungen und offener Lüge. (Bei dieser Gelegenheit bloß als erste Information: Der SPD-Landesvorsitzende Lischka hatte vor zwei Wochen behauptet, ich würde vom Verfassungsschutz beobachtet. Eine Unterlassung wollte er nicht unterzeichnen, nun haben wir sie per einstweiliger Verfügung vor dem Landgericht Halle durchgesetzt.)
Als wir unsere Mahnwache beendeten, erhielten wir die überraschende Nachricht, daß Aktivisten der Identitären Bewegung den Haupteingang der CDU-Zentrale blockiert hatten. Wir fuhren hin:
Das war ziemlich was los, das war unübersichtlich zunächst, man mußte sortieren: Es waren da nicht zwei Identitäre Gruppen tätig – der grölende Haufe diesseits der Polizeikette, das war die Merkeljugend von ganz links, also eine linke Bande, die zur Verteidigung der Parteizentrale angerückt war. Wie mir später ein Aktivist erzählte, war die Antifa noch vor der Polizei eingetroffen, hatte aber den Mut nicht aufgebracht, sich der IB auf Armlänge zu nähern.
Wir wurden rasch abgedrängt, ziemlich ruppig sogar, vier Fahrspuren lagen dann zwischen uns und den Aktivisten, und dann wurde geräumt. Dem einen, einem jungen Mann aus Halle, reichte ich am Sammelpunkt im Café nach Mitternacht ein Taschentuch, damit er sich das Blut von den Händen wischen konnte: Ihm hatte ein Polizist solange an der Nase gedreht, bis das Blut herausschoß. Ein Mädchen hatte rote, geschwollene Ohren, hatte erst aufgegeben, als der Polizist ankündigte, es werde nun gleich richtig weh tun.
Der Stadt wars scheißegal, und die JF hat auch noch nicht berichtet. Hier noch zwei weitere Filme.
Einar von Vielen
Mein tiefer Dank an die Aktiven. Ihr seid es, die mir im Alltag den Glauben an die Zukunft unseres Volkes, ja Europas immer wieder neu entfachen.