COMPACT: Nach der kurzzeitigen Empörung über den Kölner Sex-Dschihad wurde die Angst der Frauen auf deutschen Straßen nicht mehr breit thematisiert. Hat das Ausmaß der Belästigungen durch Migranten abgenommen – oder wird von den Medien das meiste vertuscht?
Kositza: Die entsprechenden und quantitativ unverminderten Meldungen in Lokalzeitungen und auf diversen sozialen Netzwerken rauschen ja nur so durch! Dem Medienkonsumenten geht es wohl ein bisschen wie dem Bewohner einer vielbefahrenen Hauptstraße: Man nimmt den Verkehrslärm irgendwann gar nicht mehr richtig wahr. Der gehört halt dazu! Es gibt keine Schlagzeile mit Ausrufezeichen wegen „ein bisschen Grabscherei“ oder einer Vergewaltigung. Was ich krass finde: nicht einmal bei noch Ärgerem! Dass ein Kurde in Hameln seine Frau gerade ans Auto gehängt und halb totgeschleift hat, konnte man als Meldung zwar kaum unterdrücken. Schauen Sie aber mal nach auf den Seiten des NDR und anderen Medien: Da ist von einem 38jährigen Täter und einem 28jährigen Opfer die Rede. Sonst noch irgendwelche Merkmale? Nö, was auch? Opfer wie Täter waren “deutsche Staatsbürger”. So geht das! Für ähnlich schlimme, meist tödliche Fälle gibt es die Seite ehrenmord.de, die ich auch deshalb empfehle, weil sie erstens durch und durch seriös ist und weil zweitens die Macherin Uta Glaubitz keinesfalls unter “rechts”-Verdacht zu stellen ist. Nehmen wir aus den dort akribisch dokumentierten Fällen nur mal den November 2016. Da wäre Aysha, 50 Jahre alt, in Hamburg durch ihren türkischen Ehemann tödlich verbrüht; Tina, 36, in hochschwangerem Zustand von ihrem iranischen Ehemann erschossen; Roya, 41, in Bergen auf Rügen von ihrem syrischen Mann getötet; Asma, 27, Mutter von fünf Kindern, in Senftenberg von ihrem Mann ums Leben gebracht. Nur eine Auswahl! Aus einem Monat! Haben Sie auch nur von einem dieser schrecklichen Fälle in der Tagesschau gehört? Oder sonstwo in den Hauptnachrichten? Nein, oder? Dieses Verschweigen und Kleinhalten hat natürlich System.
COMPACT: Alice Schwarzer hat vehement nach Köln vor dem Frauenhass der Muslime gewarnt. War das ein Einzelfall – oder deutet sich eine Spaltung des Feminismus oder der ganzen political correctness angesichts der islamischen Bedrohung an?
Kositza: Die feministischen Kreise sind in dieser Hinsicht längst gespalten. Die Schwarzer hat ja das Etikett “Rassistin” schon vor Langem angeklebt bekommen! Der Neofeminismus – größtenteils von Mädels getragen, die sich vor allem mit einer großen Klappe profilieren, aber nichts wirkliches aufgebaut haben – lebt und agitiert in einer ziemlich abgespaceten Filterblase ohne Kontakt zum “Bodenpersonal”. Und was den Werdegang der political correctness allgemein angeht: Mit einigem Entzücken nehme ich wahr, daß sie mittlerweile weniger als respektgebietende Norm betrachtet wird, die es einzuhalten gilt, sondern mehr und mehr als Schmäh- und Ulkwort gilt. Ich glaube, es gibt so eine Art Grundregel: Je mehr einer (oder eine!) im wirklichen Leben steht, desto mehr Aufmerksamkeit wird der Gefahr Islam gezollt. Im schicken In-Kiez oder vom Professorensessel aus kann man dagegen die Bedrohung ausklammern und sich die Sachen schönreden. So blind sind die ganz normalen Leute nicht mehr.
COMPACT: Sie kritisieren in Ihrem Buch, dass der Feminismus ständig “die Straßenseite wechselt”. Gibt es “den” Feminismus überhaupt, und was ist “die Straßenseite”?
Kositza: „Der“ Feminismus, das ist natürlich ein weites Feld. Man unterscheidet ja gemeinhin chronologisch drei Abschnitte der Frauenbewegung. Die erste kämpfte für eine rechtliche Gleichstellung, aber bereits damals gab es eine konservative und eine progressive Ausrichtung. Heute würde man sagen: Die einen, die “Differenzialistinnen”, betonten stark den Unterschied zwischen Mann und Frau und setzten sich besonders für die Mädchenbildung ein, die anderen waren “Universalistinnen”, neigten also dazu, den Geschlechterunterschied zu leugnen – denen ging es schon um absolute Gleichmacherei. Auf deren Konto ging dann auch das Frauenwahlrecht, die Erosion der Ehe und die sogenannte Sexualaufklärung. Hinter all diese damals sensationell und radikal anmutenden Forderungen kann man allerdings heute kaum mehr zurück, wenn man recht bei Trost ist. Dann kam, nach den Kriegen, die zweite Welle des Feminismus. Das war das weibliche Umfeld der Achtundsechziger. Auch da gab es die mütterlichen Typen, die im Plenum Stricknadeln auspackten und das “Weibliche” voranbringen wollten, und andererseits diejenigen, die mehr der Hosenanzugfraktion zuneigten. Alice Schwarzer, wiewohl stets in netten Kleidern, gehört dazu, also zu denen, die die Geschlechter als soziales Konstrukt auffassten. Die Schwarzer-Fraktion hat damals obsiegt.
Die dritte Welle des Feminismus wird heute von absurden Theoretikerinnen wie Judith Butler, radikalen Bestsellerautorinnen wie Laurie Penny oder dem deutschen Missy Magazine verkörpert. Anders als Schwarzers Liga geriert man sich hier größtenteils vollends sexuell befreit, ist also auch pro Prostituion und pro Porno, zudem schreibt man sich hier strikten Antirassismus und sämtliche Forderungen des Gender Mainstreamings auf die Fahnen. Innerhalb dieses “Third-wave-feminism”, dem Feminismus der dritten Welle, gibt es gar keine konservativen Positionen mehr.
Und zum Straßenseitenwechel: Das bezieht sich vor allem auf einen weit verbreiteten Artikel von Antonia Baum, einer Feministin, in der FAZ im Januar 2016. Dort hatte sie geschrieben, was sie ihrer kleinen Schwester rät, falls ihr eine Gruppe von Männern auf der Straße begegnet, die sie “als Araber, Kurden, Türken oder Nordafrikaner identifiziert”. Fräulein Baum schrieb damals: “Du weißt, es dauert nur ein paar Schritte, und dann sagen sie was. Ob Du ficken willst, oder…” Sie rät ihrer Schwester, auf den Boden zu gucken und schnell weiterzugehen. Am sichersten wäre natürlich ein Straßenseitenwechsel. Von dort aus kann man dann nämlich gut beklagen, dass es das omnipräsente Patriarchat ist und nicht eine ganz spezielle Klientel, die einem (pardon: einer!) zusetzt!
COMPACT: Justizminister Heiko Maas und sein Anhang wollen das Problem sexueller Übergriffe mit neuen Gesetzen in den Griff bekommen: “No means no” zielt gegen alle potentiellen Vergewaltiger, auch die inländischen. Kann das was werden?
Kositza: Ach je! Diese Leute sind nicht imstande oder nicht willens, die äußeren Grenzen zu sichern, darum infiltrieren sie jetzt die Schlafzimmer von Herr Müller und Frau Schmidt… Das Gesetz über “Vergewaltigung in der Ehe”, anno 1997, war bereits so ein Paragraph, mittels dessen höchstgerichtlich über intimste Zustände befunden wurde. “Nein heißt nein” ist lächerlich und ein reines Einfallstor für private Schlammschlachten. Krass gesagt beruht ein Gutteil der erotischen abendländischen Geschichte auf einem gehauchten “Oh nein…”! Wer will das “Nein” oder das “Jein” überhaupt nachweisen? Es ekelt mich direkt. Die gesamte Erotik auf verbriefte und vertraglich abgesicherte Jas und Neins festzulegen, hieße sie auf Eis zu legen. Also bitte!
COMPACT: Sind Sie als Rechte irgendwie nicht auch Feministin? Eigentlich müsste das ja zusammenpassen, denn die ursprünglichen Feministinnen – jedenfalls die von Ihnen erwähnten „Differenzialistinnen“ – vertreten doch eine Form biologisch fundierter Identitätspolitik und damit das genaue Gegenteil der biologieverleugnenden Gender-Mainstream-Agenda.
Kositza: Nö. Der Feminismus-Pool ist mir einfach zu verkeimt. Der tonangebende Feminismus hat sich vor hundert Jahren von einer biologisch fundierten Identitätspolitik verabschiedet. Also auch von meinen eigenen Positionen und meinem selbst gewählten, heute schier mittelalterlich wirkenden Leben als siebenfache Mutter mit eigenem Kopf und Lebensprogramm. Das mit dem Feminismus ist wie mit einem T‑Shirt, das eigentlich gut passt und echt nett ausschaut. Aber gucken wir mal auf die Zusammensetzung! Unter welchen Bedingungen wurde der Stoff geerntet, gewoben, verarbeitet? Da stecken verkehrte Arbeitsbedingungen drin, Pestizide und am Ende ein Markt, an dem ich nicht teilhaben will. Vorhin habe ich gesagt, wir könnten kaum hinter die Forderungen der linken Frauenbewegung um die Jahrhundertwende zurück: Gleiche Rechte, gleiche Chancen, unbedingt, ja! Aber keine Bevorzugung, kein Sonderröllchen, kein Hätte-Wollte-Könnte. Damals wäre das eine feministische Postion gewesen. Heute gilt das als reaktionär – na und! Insofern bin ich strikt antifeministisch.
Ellen Kositza: Die Einzelfalle. Warum der Feminismus ständig die Straßenseite wechselt, Schnellroda 2016. 160 S., 13 € – einsehen und bestellen!
COMPACT, Januar-Ausgabe 2017. 68 S., 4.95 € – einsehen und bestellen!
Monika
Die Angst der Frauen auf der Straße wurde kürzlich zum Thema:
https://www.focus.de/politik/deutschland/wie-sicher-fuehlen-sich-frauen-in-deutschland-entsetzt-schob-ich-die-haende-weg-dieses-bild-hat-sich-eingebrannt_id_6462730.html
Man beachte die Leserbriefe. Allerdings fehlen größere Aktionen von Frauen, die man aus der Hoch-Zeit des Feminismus à la Schwarzer kennt. Etwa: Frauen holt euch die Nacht zurück. Wäre doch eine große Aktion zum dritten Silvester in Köln. Warum gibt es keine Aktionen von jungen Frauen mehr ?
Die jungen Frauen, auf das Thema Sicherheitsgefühl angesprochen, zücken ihr rosa ( tatsächlich) Pfefferspray. Wo früher der Lippenstift, steckt jetzt das stylische Pfefferspray. Sie treten als Einzelkämpferinnen auf. An Silvester eine schicke Privatparty. Der öffentliche Raum wird gemieden. So ist es auch im Iran. Ich sehe bei den jungen Frauen keine solidarischen öffentlichen Aktionen.
Der ganze Feminismus - umsonst? Femen auf der Domplatte? An Silvester? Undenkbar ....makaber...