ist der dystopische Roman Mister aus der Feder Alex Kurtagićs endlich in deutscher Übersetzung erhältlich!
Kurtagić wird vielen Lesern noch wegen seines inspirierenden kaplaken-Bändchens Warum Konservative immer verlieren erinnerlich sein. In seinen politischen Essays wie auch in seinen Vorträgen, von denen jener über die »sittliche Kritik des Egalitarismus« von der Sezession übersetzt wurde, ist es dem Briten vor allem um eines zu tun: Das konservative Publikum soll aus der Gemütlichkeit des Lehnsessels herausgerissen und in die Realität einer fragmentierten, multimedialen Umgebung hineingestoßen werden.
Diese Konfrontation gestattet keinen beschaulichen Biedermeier-Gärtnerkonservatismus mehr, »dessen Niederlage Bedingung für das Ende des westlichen Liberalismus sei«. Zum notwendigen Erkenntnisprozeß gehört es insbesondere, den bestehenden Institutionen kein blindes Vertrauen mehr zu schenken – man denke hier an die Internetmems des vergangenen US-Wahlkampfs, in denen weiße Jugendliche von Antifa oder “Black-Lives-Matter”-Aktivisten malträtiert werden und dabei zufrieden äußern, daß immerhin noch die Verfassung auf ihrer Seite stehe.
In Kurtagićs erstem und bislang einzigen belletristischen Werk (Mister erschien 2009 bei “Iron Sky Publishing”, einem Imprint des autoreneigenen Verlags Wermod & Wermod) geht es um genau das. Der namenlose Protagonist reist in geschäftlichen Angelegenheiten von England nach Spanien und findet sich dort in einem Failed state wieder. Kleinkriminelle und Straßengangs beherrschen die Städte, während die “Normalbürger” den Blick gesenkt halten und sich nur noch bemühen, irgendwie durchzukommen.
Die Staatsorgane haben vor Verbrechensrate, Hyperinflation und fortschreitender Verslumung des Landes kapituliert. Es geht lediglich noch darum, den leisen Schein eines geordneten Lebens zu wahren; dazu müssen vor allem die kleinen Leute drangsaliert werden, um Dissidenz zu ersticken und die Steuermoral aufrechtzuerhalten. Der “Mister” muß schnell feststellen, daß auch seine daheim erprobten Vermeidungsstrategien nicht mehr länger fruchten, und gerät grundlos zwischen die Fronten eines schwelenden Straßenkriegs.
Mister ist aber nicht nur die Geschichte eines Scheiterns noch so bemühter Gesetzes- und Regeltreue. Das Buch ist auch ein kleines Szene-Kaleidoskop seiner Entstehungszeit: Viele hauptberufliche “Gedankenverbrecher” des englischsprachigen Raums haben amüsante Cameo-Auftritte, vom Autor selbst über David Irving und den “Nationalanarchisten” Troy Southgate bis hin zum Evolutionspsychologen Prof. Kevin MacDonald, dem »Monster of Long Beach«, dem Kurtagić bereits 2006 ein Lied seines Musikprojekts Benighted Leams gewidmet hatte (“Kevin MacDonald’s Theory of Eurocentrism as a Group Evolutionary Strategy”). Als Dreingabe Barack Obama.
Mister ist insbesondere aber auch eine mit grimmigem Humor erzählte Vision der Überschwemmung des alten Europa mit orientalischen Glücksrittern und zwielichtigen Elementen aus aller Herren Ländern, die 2009 längst noch Zukunftsmusik war – Kurtagićs prophetische Qualitäten rufen ein ähnlich erstauntes Kopfschütteln hervor wie weiland Jean Raspails Heerlager der Heiligen.
Von Alex Kurtagić war eine ganze Weile nichts mehr zu vernehmen. Fast zeitgleich mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat sich der Autor, Verleger und Multiaktivist wieder zu Wort gemeldet, ist wieder sehr aktiv bei Twitter und kommentiert bissig den politischen Zirkus vor allem seiner britischen Heimat. Da paßt es, daß nun endlich auch sein Opus magnum in Deutsch vorliegt, und man darf auf neue Werke Kurtagićs gespannt sein!
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Alex Kurtagić: Mister, Neustadt an der Orla: Arnshaugk 2016. 527 S., 24 € – einsehen und bestellen!
Der_Jürgen
Ausgezeichnet! Nun ist dieser sehr tiefgründige Roman also auch in deutscher Sprache erhältlich. Er sei allen Sezession-Lesern sehr ans Herz gelegt.