Man hatte uns erkannt, im Kino, und dann lief da wohl eine Meldekette durch: Jedenfalls standen über die Straße verteilt rund 20 teils vermummte Leute. Sie begannen gleich zu brüllen, als sie uns an der Tür sichteten, und was sie riefen, klang nicht gut.
Wir zogen uns in den Eingangsbereich des Kinos zurück und riefen die Polizei an. Dort war man bereits über die Zusammenrottung informiert und kündigte die Ankunft der Beamten binnen weniger Minuten an.
Im Nachgang erfuhren wir, daß es der Plan der Antifa gewesen sei, den Film zu unterbrechen und uns aus dem Saal zu holen. Die Kinobetreiber seien darüber in Panik geraten und hätten die Polizei gerufen. Das war unser Glück. Wir wurden dann von einem Streifenwagen abgefahren und waren irgendwann in der Nacht wieder zuhause.
Ich notiere dies, damit es als Vorstufe dessen festgehalten sei, was ich unter dem Begriff »Enthemmung der Auseinandersetzung« fasse und prognostiziere.
Diese Enthemmung wird von linker Seite betrieben, und zwar unter dem Beifall eines breiten Unterstützer- und Sympathiesantenumfelds. Die hochaggressive Verhinderung einer AfD-Veranstaltung an der Universität Magdeburg ist nur eines von vielen Beispielen. Gewalt gibt es natürlich auch von rechtsradikaler Seite, verwiesen sei beispielsweise auf die Gewaltspirale in Chemnitz um die Linksparteipolitikerin Susanne Schaper, der übel mitgespielt wird und in deren Haut man nicht stecken möchte.
Einer solchen Enthemmung liefert das intellektuelle Umfeld, das Kositza und ich aufgebaut haben, keinerlei Argument. Ich betone dies, weil es wichtig ist und weil wir die Befriedung der Auseinandersetzung sogar als einen Teil unserer Arbeit begreifen. Der gewaltlose Widerstand gegen politische Fehlentwicklungen wird auf unserer Winterakademie Gegenstand des Vortrags von Martin Sellner sein.
Der linken Enthemmung die Argumente liefern sogenannte Experten, deren Karrieren klassisch marktwirtschaftlich auf der Entdeckung einer Marktlücke fußen: Es gibt genügend Staatsmittel, staatliche und halbstaatliche Institutionen, die banalste Recherchen über die AfD und die Neue Rechte im Allgemeinen und über Kositza und mich im Besonderen ankurbeln und finanzieren.
Daß die Linken-Abgeordneten Katharina König (Jena) und Juliane Nagel (Leipzig) dieses Geschäft ohne Berührungsängste mit gewaltbereiten und gewalttätigen Linksextremisten betreiben, ist oft analysiert und beschrieben worden, stört aber offensichtlich niemanden.
Die Grünen Sebastian Striegel (Merseburg) und Jürgen Kasek (Leipzig) und ihre Ortsanhängsel aus Naumburg und Querfurt verbreitern diese Volksfront gegen uns, und sie alle leben nun auf den 17. Februar zu, jenen Tag, an dem unsere jährliche Winterakademie in Schnellroda mit 150 Teilnehmern beginnt.
Für diesen Tag ist wieder eine linke Demonstration angemeldet, und es wird derzeit in allen umliegenden größeren Städten für eine Teilnahme mobilisiert. Die Tonlage ist aggressiv:
Wie wir nach der ersten und auch nach der zweiten Demo erklärt haben, kommen wir wieder – so lange bis der braune Mist das Dorf verlassen hat. Wir glauben, dass es kein ruhiges Hinterland geben darf, denn die Hetzerinnen haben keine Ruhe verdient und dieses Mal wollen wir ihnen das gemütliche Beisammensein vermiesen. Darin sind wir uns einig mit Antifaschistinnen in der Region und möchten auch Menschen von außerhalb motivieren, mit uns das IfS dicht zu machen und die Winterakademie nicht erfolgreich, sondern vor allem alt aussehen zu lassen!
So stehts im »#aufstehen Netzwerk«. Und eine linke Basisgruppe aus Jena schreibt:
Gemeinsam mit dem Bündnis Aufstehen gegen Rassismus tragen wir unseren Protest vor die Tore des Rittergutes in Schnellroda, bis dieses fallen wird.
Was haben wir darunter zu verstehen? Die typische, moralisch hochgerüstete, selbstgefällige linke Gewalt? Es werden zur Winterakademie ja auch zwei ehemalige Hauptfiguren der 68er-Bewegung anwesend sein und mit mir über den linken Gewaltbegriff und seine Rechtfertigungstheorien ein Podiumsgespräch führen: Günter Maschke, einst der »Dutschke von Wien« und Bernd Rabehl, engster Freund Dutschkes und Verfasser des Essays Linke Gewalt, den unser Verlag aus gegebenem Anlaß rechtzeitig zur Akademie nachdrucken läßt (hier kann man ihn vorbestellen).
Das ist schon beeindruckend: Die Selbstverständlich- und Selbstgefälligkeit, mit der damals die Eskalation der Gewalt bis hin zum RAF-Terror diskutiert und befürwortet wurde, und von dorther fädelt sich ein roter Faden bis in unsere Zeit.
Ein Wort noch zu den selbsternannten Experten, mit denen ich mich sonst nicht beschäftige – es sind das ja keine Experten, sondern Sekundär- und Tertiärpublizisten, deren Tinte eintrocknet, wenn wir uns mal ein paar Wochen lang nicht äußern. Dann haben sie nämlich nichts, wozu sie das, was sie immer schreiben, noch einmal schreiben können.
Heute notiere ich namentlich Liane Bednarz. Sie hielt in Jena einen Vortrag über uns vor Studenten, ungestört natürlich, und im Rahmen dieses Vortrags wurde ebenfalls für die Demo gegen uns im Februar mobilisiert.
Frau Bednarz bezeichnet sich selbst als liberal-konservativ, referiert mittlerweile aber ohne jede Hemmung vor radikalen Linken und mobilisiert sie gegen uns. Pecuniam non olet, wissen wir bei dieser Frau, sie darf sich ständig äußern über uns, zuletzt beim mdr (»Fakt ist«), und auch dort warnte sie wieder vor unserer Gefährlichkeit und unserem Geschick, Dinge zu verheimlichen, zu vertuschen und chiffriert auszudrücken. Sie selbst sei natürlich in der Lage, unsere Sprachcodes zu dechiffrieren, aber sie rät anderen ab, mit uns noch zu diskutieren.
Also: Unterstellungen, Verdacht, Verleumdung, nichts Neues unter der Sonne, sie verdient damit ihr Geld, und dies umso besser, je gefährlicher sie uns darstellt. Sie breitet ihr Material vor Leuten aus, die vor Kinos warten und unseren Saustall in Schnellroda ausmisten wollen. Wir wissen, daß auch mit Bednarzschen Versatzstücken argumentiert wird, wenn es um die Legitimation der Gewalt gegen uns geht.
Wir werden an diesem Wochenende also wie seit Jahren friedlich mit ausgewählten Teilnehmern und Referenten unser Thema beackern. Wir werden uns nicht auf die Polizei verlassen, sondern auch selbst für unsere Sicherheit sorgen. Das ist lästig, aber notwendig, und es mußte wohl so kommen, wie es jetzt sich entwickelt, enthemmend entwickelt.
Das Gespräch mit dem Staatsschutz war übrigens aufschlußreich: Im Alltag, außerhalb der Verdichtungstage eines Akademie-Wochenendes also, wird man uns nicht schützen können.
Mir ist nun relativ egal, was mit mir passiert, sollte ich den falschen Leuten in die Hände fallen. Aber eines gebe ich hiermit zu Protokoll: Sollte meiner Frau oder einem meiner Kinder etwas zustoßen, werde ich das nicht für einen Zufall halten, sondern auf die Suche gehen.
Der Gehenkte
Wollte gerade noch was zu Berdjajew sagen - aber angesichts dieser Beschreibung bekommt man Schreibhemmung (empfehle daher nur: Lesen Sie die von Monika angegeben Seiten in Gänze!).
Die Enthemmung der Auseinandersetzung ist allgegenwärtig. Daß sie bereits solche Formen annimmt, schockiert und muß unbedingt unter die Leute. Ganz wesentlich dabei die Besinnung auf die Zurückhaltung.
"Einer solchen Enthemmung liefert das intellektuelle Umfeld, das Kositza und ich aufgebaut haben, keinerlei Argument."
Physische Gewalt kann nur allerletztes Mittel sein, zur Selbstverteidigung, dann aber mit aller Entschlossenheit. Richtig auch, Roß und Reiter beim Namen zu nennen. Eskalation ist möglichst zu vermeiden. Sie würde medial immer gegen uns gedreht werden. Ist es möglich, diesen Beitrag bzw. diesen Zusammenhang irgendwo in der Presse unterzubringen? Die meisten Menschen ahnen noch nicht mal, was in D abgeht. Vorschläge, wie man aktiv unterstützen kann, auch wenn eine persönliche Teilnahme nicht möglich ist?