die Neue Rechte kommt in Bewegung, mit internationaler Zusammenarbeit und Gedankenaustausch. Wieder zu Hause angekommen, finde ich einen Link in meiner Mailbox: Die Rede Viktor Orbáns zur Lage der Nation – in voller Länge, in deutscher Übersetzung. Sie ist nüchtern und an der Realpolitik orientiert. Keine Ideologie und keine Hymne auf Ungarn, wohl wissend, daß die EU ihn dafür und für seine kleinen Erfolge haßt. Das paßt mehr als gut zum vergangenen Wochenende in Schweden.
Also zurück nach Stockholm: Bis zuletzt waren Veranstaltungsort und Uhrzeit quasi unbekannt, aus Vorsicht, um keine Störaktionen auszulösen. Der Treffpunkt – eine Bahnstation – füllt sich mit der Zeit recht schnell. Aktivisten mit Anzug und Krawatte, European-Brotherhood-Kapuzenpullover oder einfach nur “normal”. Mit Freundin oder Kumpel, aus England, aus Norwegen, aus Estland, aus Finnland, viele Schweden und vor allem junge Leute!
Die Schlange am Einlaß reicht bis auf den Bürgersteig. Man muß sich gedulden, die Teilnehmer werden von Hand auf einer Liste abgestrichen. Es sind laut Veranstalter 374 Teilnehmer, die in den Saal und die Caféteria drängen. Als die Technik für den Online-Livestream steht, stehen – notgedrungen – zum Teil auch die Leute, weil gar nicht genügend Stühle aufgestellt wurden.
Der erste Vortragsblock ist in englischer Sprache gehalten: Jason Reza Jorjani (Geschäftsführer des US-Zweigs des “antimodernistischen” Verlags Arktos, Kulturredakteur von altright.com und Autor von Prometheus and Atlas), Isac Boman (Volkswirt, Autor zur Geldtheorie sowie Kolumnist des Nya Dagbladet) und der Vlogger Paul Ramsey (“RamZPaul”) beschäftigen sich mit theoretischen Fragen und metapolitischer Positionierung.
Man versteht sich als Plattform für AltRight, Nouvelle Droite, Identitäre Bewegung und so weiter, welche alle international miteinander vernetzen und dadurch auch voranbringen will: Make Europe Great Again! Auf einen Exkurs über die internationale Finanzwirtschaft – ohne marxistische Grundlage – folgt ein historischer Abriß über die revolutionären Bewegungen in den USA der 1960er und 1970er Jahre, die in ihrem umstürzlerischen Anspruch scheiterten.
Nach einer kurzen Pause kommen dann die Aktivisten an die Reihe. Man merkt gleich, daß der Ton hier im Norden rauher und nationalistischer ist. Die Völker sind kleiner, homogener, und daher noch verletzlicher als Deutsche und Franzosen. Vor allem Ruuben Kaalep, Leiter der Jugendorganisation “Sinine Äratus” (Blauer Weckruf) der Estnischen Konservativen Volkspartei (EKRE), stach mit einer echten Brandrede für Estland als Ethnostaat und den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung heraus. Die Esten sind mit 1,4 Millionen ein sehr kleines Volk, welches bereits mit einer russischen Minderheit als dem Erbe der Sowjetzeit zu kämpfen hat – eine zusätzliche Zuwanderung aus dem Maghreb und Nahen Osten kann dort nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Er spricht sich dafür aus, daß der “wilde Nordosten Europas” die Führung im Kampf um den Kontinent übernehmen solle und alle Nationalisten endlich vereint kämpfen müßten.
Eine weitere Pause später folgt der schwedischsprachige Teil – gottseidank verstehe und spreche ich Schwedisch, also auch hier kein Problem. Die Beiträge sind mit viel Humor gestaltet, ohne unter die Gürtellinie zu gehen. Man bleibt nüchtern und doch bestimmt. Den Anfang machte eine Podiumsdiskussion der Mitarbeiter von “Motgift”, eines beliebten identitären schwedischen Podcasts (bestehend aus Jonas de Geer, Björn Björkquist, Magnus Södermann und Dan Eriksson), der sich mit der tagesaktuellen Politik in Schweden auseinandersetzt bzw. sie gekonnt auf die Schippe nimmt. Am treffendsten wäre “Motgift”, was “Gegengift” bedeutet, wohl als schwedische Entsprechung zum amerikanischen “TheRightStuff”-Netzwerk zu beschreiben.
Daniel Frändelöv alias “Conrad”, Moderator des nationalistischen Podcasts “Inge & Conrad”, folgte mit einer Fundamentalkritik der linksliberalen schwedischen Gesellschaft anhand seines Werdegangs vom Antirassisten zum klar positionierten Rechten, nachdem er begonnen hatte, das zivilreligiöse Dogma in Frage zu stellen, und sich nicht entmutigen ließ. Abschließend erhielt Lana Lokreff das Wort, die sich mit der Rolle und den Aufgaben der Frau in der Neuen Rechten auseinandersetzte. Ihre Stellung sei die der Wahrerin von Familie und Nachkommenschaft, was nun einmal schlicht und ergreifend den Fortbestand des Volks sichert. Eine Aufgabe, die Feministinnen von jeher ein Dorn im Auge sei, weil die Frau dadurch scheinbar um ihr eigenes Leben gebracht würde.
Der weitere Abend verlief in Gesprächen, Diskussionen – da war doch auch ein bekanntes Gesicht aus Schnellroda! –, man stellte fest, daß man gar nicht so weit voneinander entfernt wohnte, Kontaktdaten wurden sogleich getauscht. Wir dürfen mit Spannung den weiteren Verlauf diesen Jahres erwarten… andere eher mit Schrecken.
Sämtliche Vorträge der Konferenz wurden von Red Ice TV live mitgeschnitten und lassen sich im entsprechenden YouTube-Kanal ansehen! Ein Bericht über den 2013er-Kongreß findet sich hier.
A. J. Rex
Vielen Dank für den anschaulichen Bericht!
Habe die Konferenz selbst live mitverfolgt, Red Ice machen dabei wirklich großartige Arbeit als Vernetzer der internationalen Community. Würde mich freuen, wenn auch Antaios den eingeschlagenen Weg weiter verfolgt und in Zukunft noch mehr Mitschnitte der Konferenzen in Schnellroda online zugänglich macht!
Insgesamt ist es wirklich "highly energizing" zu sehen, wie sich mehr und mehr die verschiedenen neurechten Bewegungen aus alter und neuer Welt vernetzen. Jack Donovan in Schnellroda war da auch ein wichtiger Beitrag. Bin ja noch auf den Mittschnitt seiner Rede gespannt!