Auf mehreren Lesungen präsent war Spiegel-Journalistin Melanie Amann mit ihrem Buch Angst für Deutschland. Kein anderes Tendenzbuch schlägt im Vorfeld des Bundestagswahlkampfs bislang so hohe Wellen: Nicht nur möchte Beatrix von Storch den Band gern beiseiteschaffen lassen.
Weitaus bemerkenswerter ist doch, daß Amann wohl wegen ihres Buchs auch vom gestrigen Landesparteitag der Sachsen-AfD, also Frauke Petrys LV, ausgeschlossen wurde. Das kann man auf persönliche Animositäten zurückführen, muß es aber nicht: Amanns Buch zeugt insbesondere vom Prozeß der Lager- und Klüngelbildung, der auch in der “jungen” und “alternativen” Partei längst eingesetzt hat. In ihrer neuen Buchvorstellung führt Ellen Kositza in das kontroverse Werk ein – siehe unten!
Daß etwas wirklich Neues darin steht, unterscheidet Angst für Deutschland von einem thematischen Mitbewerber: Die autoritäre Revolte des Jungle-World-Historikers Volker Weiß war für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert und hatte – unterstellte man politisch-pädagogische Absichten – auch beste Chancen auf Gewinn.
Daß sich Weiß’ schrill warnendes Werk dann letztlich einer »postheroischen« Biographie der Kaiserin Maria Theresia geschlagen geben mußte, war doch verblüffend. Allerdings nur auf den ersten Blick: Seine Lesung am Messefreitag im Rahmen des MDR-Themenabends »Angriff auf die Demokratie« zeigte nur das, was zu erwarten war. Es ist wohl kein Zufall, daß es nur der Beitrag Tuvia Tenenboms ins Netz geschafft hat.
Denn abgesehen vom seit den frühen 1990ern üblichen Bedenkenträgertum ist da bei Weiß gar nichts. Es gilt das Gleiche, was die Historische Zeitschrift bereits 2014 über die aus seiner Dissertation hervorgegangene Monographie schrieb, nämlich daß »die Kernthesen des Autors […] politisch motiviert sind, was wiederum den ganzen Erkenntnisgang korrumpiert«.
Die einzige “Neuigkeit” ist, daß Weiß (wie schon in seinem wirren Sarrazin-Buch) auf Biegen und Brechen versucht hat, den Alltag als neurechts kontaminiert darzustellen – diesmal eben aus Aktualitätsgründen mit Blick auf die AfD. Weiter reicht seine wissenschaftliche Finesse dann aber nicht, siehe Freitagabend, wo es paraphrasiert etwa so klang:
Das muß man sich mal vorstellen, da wird tatsächlich wieder Carl Schmitt gelesen! […] Edgar Julius Jung mit seiner “Herrschaft der Minderwertigen” ist auch ein ganz wichtiger Stichwortgeber, und das wurde ab 1933 dann auch so umgesetzt! […] Und dann lesen die allen Ernstes Ernst Jünger. Ernst Jünger!
Nun, das tut Martin Schulz auch, vielleicht, weil er Jüngers Arbeiter für eine Klassenkampfschrift hält? Wenn man nun wie Weiß sein Buch ausgerechnet in dem Verlag herausbringt, der von Ernst Jünger selbst noch Kritzeleien auf Bierdeckeln veröffentlichen würde, wenn er ihrer denn habhaft werden könnte, sollte man sich zu dem Thema vielleicht lieber bedeckt halten.
Also: Lieber einen Blick in Amanns Angst für Deutschland werfen. Auch für passionierte Sympathisanten könnte der Einblick ins Innenleben der Nachwuchspartei nicht uninteressant ausfallen.
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Melanie Amann: Angst für Deutschland. Die Wahrheit über die AfD: wo sie herkommt, wer sie führt, wohin sie steuert, München 2017. 317 Seiten, 16,99 Euro – hier einsehen und bestellen!
Julius Fischer
Am meisten erstaunt mich der Umgang der FAZ mit der AfD. Sie heuert mit dem Redakteur Bender einen, zumindest von seinem Unterton, waschechten linksliberalen Journalisten von der "Zeit" an und der schreibt die AfD mit allen Mitteln der Kunst und unterschwelliger Beeinflussung auf einigermaßen intelligente Art nieder. Über die, zweifelsfrei auch vorhandenen, positiven Entwicklungen verliert er in seinen Artikeln in der FAZ nicht ein einziges Wort. Eine ausgeglichene Berichterstattung ist das keineswegs und soll es wohl auch gar nicht sein.
Und was macht der geneigte FAZ-Leser, zumindest laut den Kommentaren? Der fällt völlig auf Bender herein und merkt nicht, wie er manipuliert wird. Wie man die AfD-Hauptberichterstattung in einer vorgeblich bürgerlichen Zeitung gerade einem im Kern politisch beinahe feindlich gesinnten Journalisten übertragen kann, kann man schon als entlarvend bezeichnen.