Der “Psychokrieg” kann in gleichem Maßen hart sein, unter Abwesenden folgt er anderen Spielregeln als unter Anwesenden.
Politische Gegnerschaft trägt sich ja nicht nur in Diskussionsveranstaltungen, Zeitungsdebatten, Demonstrationen, Parlamenten und Twitterplänkeleien zu. In den allermeisten Fällen handelt es sich gar nicht um Konfrontationen mit exponierten Vertretern.
Wer sich politisch an die Öffentlichkeit wendet, muß damit rechnen, auch angefeindet, kritisiert, ja, vernichtend kritisiert zu werden. Wer nicht öffentlich exponiert ist, dem sollte diese Rolle nicht zugemutet werden.
Handelt es sich um eine anonyme Öffentlichkeit wie das Internet, darf man nicht so tun, als handle es sich um „Interaktion unter Anwesenden“, wie sie schon vor einer Generation der Systemtheoretiker André Kieserling beobachtete. Aus der Oberschichtensemantik des 17. und 18. Jahrhunderts, der „Geselligkeit“, habe sich ein Verständnis von konfliktreduzierter Interaktion ergeben, das ausblendet, daß jedes Individuum auch noch andere Rollen spielt als die gerade gesellig aktualisierte im „Freundes- und Bekanntenkreis“.
Sowohl Öffentlichkeit als auch Intimität erscheinen vor dem Hintergrund dieser Geselligkeitssemantik seltsam konfliktfern. Die „interaktionsfreie“ Kommunikation per Massenmedien erlaubt nun, daß man sich nicht mehr an den Gegner wendet, sondern „an präsumtiv Unentschlossene, und dies in der erklärten Absicht, sie in das Schema der Gegnerschaft selbst hineinzuziehen“, wofür der Ideologiebegriff die passenden Zuschreibungen bereithält.
Auf dem Felde der Ideologie kann ausgefochten werden, was in der Interaktion nicht statthaft ist. Ideologiekritik ist sozusagen Kommunikation unter Abwesenden, man adressiert dort keine freien Individuen, sondern deren „falsches Bewußtsein“, deren Verstricktheit, womöglich deren Kollektivpathologien. Wir befinden uns in einem offenen Psychokrieg mit der globalisierten Linken, dessen Akteure und Strategien beschrieben werden müssen, und deren Strategien sich gegen sie zurückwenden lassen.
Der amerikanischer AltRightist Michael Trust, auch bekannt unter dem Pseudonym Anonymous Conservative, hat ein Lebenshilfebuch geschrieben: How To Deal With Narcissists (als eBook bei Castalia House erhältlich). Darin verknüpft er die zerstörerischen Verhaltensweisen im klinischen Sinne narzißtisch gestörter Mitmenschen mit der politischen Verhaltensweise der Linken:
Since narcissists and leftists are all the same, in elucidating the weaknesses of the narcissist, this work will also provide strategies to attack the weaknesses of leftists, and readers interested in freedom should be aware of that.
Trust geht davon aus, daß Narzißten die Welt stets mit hyperstimulierter Amygdala wahrnehmen. Dieser sogenannte „Mandelkern“ ist in jedem menschlichen Gehirn dafür zuständig, das Angsterregungslevel zu regeln. Narzißten können nicht anders, als im Modus des Angegriffenseins operieren, ihr Kontrollwahn regiert ständig in andere Personen hinein, sie zimmern sich ihre falsche Realität zurecht, um sich zu schützen.
Zwischen ihrem zur Schau gestellten moralischen Gutsein und demütigenden Angriffen liegt nur ein unkalkulierbarer innerer Umschalter. Narzißtisches Verhalten äußert sich in emotionalem Dauerkrieg. Wer es mit einem solchen Mitmenschen zu tun hat, landet irgendwann im Wahnsinn. Auf dem Wege dahin gibt der Narzißt seinem Gegenüber subtil oder offen zu verstehen, dieser sei die eigentliche Quelle aller Probleme des Narzißten. Trust rät zum finalen Befreiungsschlag in diesem Psychokrieg:
The narcissist is a mirror, reflecting back the types of behavior which would most irritate them.
Man kann jede einzelne narzißtische Strategie umdrehen und als Waffe verwenden, davon handelt Trusts ganzes Buch. Ist im Kampf gegen Links jedes psychotechnische Mittel recht? Rechtfertigt die Dimension, die Unerträglichkeit und die Gefährlichkeit ihrer falschen Realität, wie Trust es ausdrückt, ihre Amygdalae zu „überfallen“ (amygdala hijacking)?
Jared Taylor hat in einem Vortrag im Jahre 2008 schon festgehalten, daß Linke rationalen Argumenten wenig zugänglich sind, sie seien vielmehr Gefangene ihrer Emotionen. Gerade weil sie glauben, Rechte seien böse, müssen wir moralisch einfach besser sein als sie. Wir dürfen nie aufgebracht und beleidigend sein und angreifen, wir müssen im Gegenteil ehrlich, vertrauenswürdig und standhaft sein.
Meine „Ethnomasochistin“ hat mich durch Pathologisieren angegriffen, dies aber nicht als Kriegserklärung gemeint, sondern gedacht, es handle sich um die Fortsetzung der Geselligkeit mit anderen Mitteln. Ich habe zurückgeschlagen, dann die Interaktion unter satisfaktionsfähigen Anwesenden verlassen, um sie in die ideologische Arena der Kommunikation unter Abwesenden zu zerren. Ich hätte moralisch besser sein sollen.
Freunde bauen ihre sehr persönlichen Interaktionen auf der wechselseitigen Respektierung sonstiger sozialer Verhaltenszumutungen auf,
formulierte Niklas Luhmann weiland. Die „sonstigen sozialen Verhaltenszumutungen“ sind freundschaftszerstörend geworden. Woran liegt das? Meine Vermutung ist, daß der Freundschaftsbegriff erodiert. Paradigmenwechsel funktionieren so, daß eine bestimmte historische Semantik
[…] teils in Unterscheidungen die Gegenbegriffe auswechselt, und den Term, auf den es ihr ankommt, konstant hält. Teils fusioniert sie eine Mehrheit von Unterscheidungen nur zu einer.
Der politische Code Freund/Feind enthält als Positivwert „Freund“, und der Code der geselligen Interaktion enthält ebenfalls „Freund“, setzt diesen Wert jedoch gegen den undifferenzierten Rest der Gesellschaft.
So mußte es kommen, daß über „Freundschaft“ ein Amalgam codiert wurde, das politische Zugehörigkeit zu „uns“ und Intimität (im Sinne der emphatisch aufgeladenen Freundschaft seit der Deutschen Klassik und Romantik) verschmolzen wurden. Die Gegenbegriffe wurden ausgetauscht bzw. fusioniert, übrig blieb ein ziemlich störungsanfälliger Freundschaftsbegriff mit Neigung zur Einseitigkeit.
Mit anderen Worten: In diesem Verständnis ist ein Freund nur der, der politisch gleichgeartet ist. Ist er es nicht, ist er sogleich: Feind. Es gibt noch keine Weiterentwicklung, in der semantisch möglich ist, was ich von meiner politischen Gegnerin erwartet habe und was ich ihr zugemutet habe: maximale Gegnerschaft bei Intimitätserhalt.
„Friends don’t stimulate their friends’ amygdalae“, befindet Trust klipp und klar. Das tun nur Narzißten, aggressive Linke und diejenigen, die gegen sie kämpfen mit umgekehrtem Spieß. Das Gegenteil des Amygdalaüberfalls ist: Höflichkeit (Geselligkeitssemantik, mit Luhmann und Kieserling zu sprechen).
Linke schaffen es erstaunlich oft, unseren elementaren Höflichkeitstrieb gegen uns zu verwenden, indem sie provozieren, mobben, denunzieren, pathologisieren und weiter erwarten, daß man dafür doch Verständnis haben soll. Sie gehen dabei davon aus, daß man mit uns alles machen darf, weil sie Rechte für vogelfrei erklären, die wechselseitigen Respekt nicht verdient hätten. Der politische Feind ist ausgeschlossen aus den Normen der Geselligkeit.
Müssen wir unsere Höflichkeit, das taylorsche moralische Bessersein, aufrechterhalten, oder müssen wir volles Rohr zurückfeuern? Trust ist da unerbittlich – wenn man glaubt, mit Gutsein irgendetwas auszurichten, projiziert man nur sein eigenes Gutsein auf den verruchten Gegner. Den Kampf gegen Links als Psychokrieg aufzunehmen, macht uns im schlimmsten Falle gemein mit linken Methoden, ihn aber nicht aufzunehmen, bedeutet im Zweifelsfall, ihn zu verlieren. Die Interaktion unter Anwesenden hält das alles nicht aus.
Gotlandfahrer
In einer österreichischen Arztpraxis hing letztens eine Vortragsankündigung:
'Kränkung als Ursache von Destruktivität'.
Ohne den Vortrag gehört zu haben entnahm ich dem Titel bereits eine hervorragende Erklärung für die assymmetrische Diskursführung Linker und finde diese im obigen Artikel voll bestätigt: Es ist bei vielen Linken (nicht bei allen, nicht bei denen, die das Gefälle bewusst für sich nutzen) der Mangel an tieferem Selbstbewußtsein, der sie zu seelischen Anpassungspygmäen macht. Aus dem Wissen um die so errungene soziale Anerkennung schöpfen sie Selbstbewusstsein auf einer oberflächlichen Ebene, das ihnen aber nicht hilft, in sich selbst zu verwurzeln.
Dieser Befung trifft dabei auch auf hochintelligente, sonst aufs Äußerste um Rationalität Bemühte zu (was im Grunde erneut nur ein Zeichen ihrer Unsicherheit ist, denn sich stets nur ein Urteil zuzutrauen, wenn jede theoretische Unwägbarkeit beseitigt ist, spricht nicht für einen selbstbewussten Geist).
Das Erschreckende daran ist, dass mit Worten der seelisch geschwächten Mehrheit unseres Volkes nicht beizukommen ist. Es bleiben nur Auftritt und Tat, die diesen Geschöpfen zeigen, dass wir es sind, die die Sicherheit bieten und verkörpern, nach der sie sich sehnen.