Die letzten Tage der Zerstörung 1944/45

Als Luftmarschall Sir Arthur Harris, Oberbefehlshaber des britischen Bomberkommandos, im Herbst 1944... 

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

die säch­si­schen Groß­städ­te Chem­nitz, Leip­zig und Dres­den für »unbe­dingt zer­stö­rungs­be­dürf­tig« befand (und sie in der Fol­ge tat­säch­lich weit­ge­hend zer­stö­ren ließ), war das kei­nes­wegs so etwas wie der Auf­takt zum Bom­ben­krieg gegen Deutschland. 

Der ers­te Angriff hat­te bereits 1940 auf Mön­chen­glad­bach statt­ge­fun­den, und ein Höhe­punkt war erreicht, als Ham­burg im Ver­lauf der »Ope­ra­ti­on Gomor­rha« Ende Juli 1943 bin­nen zwei­er Wochen fünf­mal bom­bar­diert wur­de. 40000 Bewoh­ner der im Krie­ge hun­dert­fach bom­bar­dier­ten Han­se­stadt kamen ums Leben, nicht weni­ge von ihnen erstick­ten in einem der »Fol­ter­kel­ler der Moder­ne«, wie Ernst Jün­ger Luft­schutz­bun­ker nannte. 

Der Bom­ben­krieg setz­te folg­lich lan­ge ein, bevor sich »Bom­ber Har­ris« dia­bo­li­schen Ruhm erwarb und Dres­den samt Bewoh­nern und Flücht­lin­gen im Febru­ar 1945 dem Erd­bo­den gleich­ma­chen ließ.

Auf­schluß­reich und Anlaß für die­se Chro­nik ist, daß der Luft­krieg gegen das Deut­sche Reich um so hef­ti­ger wur­de, je näher die Kapi­tu­la­ti­on rück­te. Die­se Ver­schär­fung der Bom­bar­die­rungs­in­ten­si­tät traf die Bevöl­ke­rung der Groß­städ­te eben­so wie jene mit­tel­gro­ßer und klei­ner Städ­te. Hal­ber­stadt und Nord­hau­sen, Heil­bronn und Hil­des­heim sind Bei­spie­le aus den letz­ten Kriegsmonaten. 

Ohne­hin müs­sen zu den unmit­tel­ba­ren Fol­gen des Bom­ben­kriegs gegen Deutsch­land nicht nur Hun­dert­tau­sen­de Tote, son­dern auch Mil­lio­nen Aus­ge­bomb­te und fünf­zig bis sech­zig Pro­zent zer­stör­ter Stadt­flä­chen gezählt wer­den, wie der eng­li­sche His­to­ri­ker Richard Overy in sei­nem jüngst ins Deut­sche über­tra­ge­nen Grund­la­gen­werk Der Bom­ben­krieg schätzt.

Overy ver­an­schau­licht in sei­nem gewal­ti­gen Pan­op­ti­kum die gesamt­eu­ro­päi­schen Dimen­sio­nen des Schre­ckens. Her­vor­zu­he­ben sind jene Pas­sa­gen, in denen der in Exe­ter Zeit­ge­schich­te Leh­ren­de hier­zu­lan­de sel­ten genann­te Orte des Bom­ben­kriegs – Bul­ga­ri­en oder das besetz­te Frank­reich – aus dem Ver­ges­sen reißt.

In bezug auf Deutsch­land erreicht das Werk indes nicht den Rang einer Fun­da­men­tal­dar­stel­lung, da die essen­ti­el­len Abhand­lun­gen zu die­sem Kom­plex seit einer Deka­de vor­lie­gen. Es war mit Jörg Fried­rich ein Autor unkon­ven­tio­nel­ler Geschichts­schrei­bung, der ver­such­te, den Deut­schen das Unge­heu­er­li­che der Zer­stö­rung ihres Lan­des ins Bewußt­sein zu rufen und mit Der Brand (2002) das blei­ben­de Grund­la­gen­werk vorlegte. 

Der ein­dring­li­che Bild­band Brand­stät­ten erschien nur ein Jahr spä­ter und visua­li­sier­te die ergie­bi­ge Stu­die. Björn Schu­ma­chers Die Zer­stö­rung deut­scher Städ­te im Luft­krieg ist her­vor­zu­he­ben, weil es neben einer umfas­sen­den Dar­le­gung der Kriegs­schä­den auch den Fra­gen nach »Mora­le Bom­bing«, Völ­ker­recht und Erin­ne­rungs­kul­tur ihren Platz einräumt. 

Der Jurist akzen­tu­iert, daß heu­te vie­ler­orts die Rela­ti­vie­rung von Ver­bre­chen als legi­ti­mer Ver­gel­tung für NS-Ver­bre­chen prak­ti­ziert wird. Schu­ma­cher hält die Erin­ne­rung an den Bom­ben­krieg für stark ideo­lo­gisch auf­ge­la­den. Dies rei­che bis zu dem absur­den Bestre­ben, die Opfer des zumeist anglo­ame­ri­ka­ni­schen Luft­kriegs dem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regime anzulasten. 

Die­ses Pro­ze­de­re wer­de »Ein­bet­tung in den his­to­ri­schen Kon­text« genannt, brin­ge aber die ille­gi­ti­me Aus­blen­dung des Kriegs­völ­ker­rechts mit sich, gekop­pelt an die Beto­nung einer ange­nom­men Kol­lek­tiv­schuld »der« Deutschen. 

Das bizar­re wie erfolg­rei­che Bestre­ben, die Opfer­zah­len in Klein­und Groß­städ­ten – wider bes­se­res Wis­sen durch Doku­men­ta­tio­nen in der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit – kon­stant her­ab­zu­set­zen, ist eben­falls in die­sem Zusam­men­hang zu nen­nen und wird um so stär­ker for­ciert, je wei­ter die Kriegs­jah­re zurückliegen.

Die extrems­ten Aus­wüch­se kön­nen jähr­lich in Chem­nitz, Mag­de­burg oder Dres­den erlebt wer­den, wenn ver­schie­dens­te lin­ke Grup­pie­run­gen, die zum Teil Bun­des­tags­par­tei­en nahe­ste­hen, das Lob­lied der Mas­sen­mör­der sin­gen. Der viel­be­schwo­re­ne deut­sche »Selbst­haß« ent­lädt sich in Ver­nich­tungs­phan­ta­sien, deren banals­ter Slo­gan »Bom­ber Har­ris, do it again!« im Febru­ar 2014 gar zum »Bom­ber-Gate« der Pira­ten­par­tei führ­te und den Abstieg ihres links­extre­mis­ti­schen Flü­gels einleitete. 

Was mili­tan­te Lin­ke eben­so wie die Mehr­heits­ge­sell­schaft geflis­sent­lich aus­blen­den, ist die von Overy, Fried­rich oder Schu­ma­cher aus­rei­chend dar­ge­leg­te Tat­sache, daß die Flä­chen­bom­bar­de­ments vor allem für den Kriegs­ver­lauf voll­kom­men irrele­van­te Orte (und mit ihnen die Zivil­be­völ­ke­rung) trafen. 

Auch die Annah­me, man habe sich aus­schließ­lich für Nazi-Greu­el gerächt, geht fehl. Ein Win­s­ton Chur­chill for­der­te etwa vor dem deutsch-sowje­ti­schen Waf­fen­gang und sei­nen geno­zi­da­len Fol­gen den »abso­lut ver­wüs­ten­den, ver­nich­ten­den Angriff gegen das Nazi-Hei­mat­ge­biet« ein. 

Noch in der DDR war das Bewußt­sein für die Fol­gen sol­cher Ver­bal­ra­di­ka­lis­men schär­fer als heu­te: Vor allem Dres­den wur­de sei­tens der sowjet­do­mi­nier­ten Pro­pa­gan­da als Mus­ter­bei­spiel für west­li­che Bru­ta­li­tät ange­pran­gert. Aber auch in Chem­nitz (»Zum Geden­ken an 4000 Opfer ang­lo-ame­ri­ka­ni­schen Bom­ben­ter­rors auf Chem­nitz am 5. März 1945«, Sand­stein­plat­te, Städ­ti­scher Fried­hof) oder Erfurt (»Den Opfern des Bom­ben­ter­rors aus dem Zwei­ten Welt­krieg«, Haupt­fried­hof) wur­den die Flä­chen­bom­bar­de­ments dezi­diert als »Bom­ben­ter­ror« eingestuft.

Einen immer­hin klei­nen Ein­blick in die Viel­falt der Devas­ta­ti­on eines sol­chen gibt die nach­fol­gen­de, frei­lich nur kur­so­ri­sche Chro­nik, in der Ereig­nis­se ab Mit­te 1944 zusam­men­ge­faßt sind. 

Wie bereits anhand einer sol­chen Kurz­chro­nik deut­lich wird, erreich­te die Inten­si­tät des Bom­ben­kriegs ihren ver­nich­ten­den Höhe­punkt unge­fähr im Sep­tem­ber 1944, als pro Minu­te drei Ton­nen Bom­ben auf Zie­le der Ach­sen­mäch­te fielen.

4. August 1944 – Das pom­mer­sche AnklAm wird nach dem 9. Okto­ber 1943 erneut bom­bar­diert, ein wei­te­rer Angriff folgt am 26. August 1944. Ins­ge­samt ster­ben 800 Men­schen, die Alt­stadt wird zu über 80 Pro­zent zerstört.

18./19. August 1944 – Bremens Indus­trie­be­trie­be und Innen­stadt wer­den zum leich­ten Ziel, da sie nicht mehr wir­kungs­voll geschützt sind. Die Bilanz zwei­er Tage: Mehr als 1000 Tote und die Hälf­te der Stadt in Trümmern.

24. August 1944 – Dem Bom­bar­de­ment des kZ Buchen­wAld fal­len fast 400 Men­schen zum Opfer, dar­un­ter Rudolf Breit­scheid und die Toch­ter des ita­lie­ni­schen Königs, Prin­zes­sin Mafal­da von Hessen.

26.–30. August 1944 – Das alt­ehr­wür­di­ge königs­Berg wird mehr­fach ange­grif­fen. Min­des­tens 3500 Men­schen wer­den getö­tet, 150000 obdachlos.

11. septem­Ber 1944: dArm­stAdt erlei­det sei­ne Brand­nacht, in der schät­zungs­wei­se 12000 Men­schen ster­ben und 66000 (von 110000) obdach­los werden.

18. septem­Ber 1944 – Einen Monat nach Bre­men wird auch Bremer­hA­ven mit Bom­ben­tep­pi­chen belegt. Auch hier liegt die Zer­stö­rungs­quo­te bei über 50 Prozent.

30. septem­Ber 1944 – Biele­felds Alt­stadt wird zer­stört, rund 650 Ein­woh­ner wer­den getötet.

15. OktO­Ber 1944 – BrAun­schweig erlebt einen von 18 Angrif­fen ins­ge­samt und zählt damit zu den am stärks­ten zer­stör­ten Städ­ten. Mehr als 1000 Opfer an die­sem Tag, fast 3000 Bom­ben­to­te im gan­zen Krieg.

18. OktO­Ber 1944 – Angrif­fe auf BOnn for­dern mehr als 300 Tote; 20000 Men­schen wer­den obdachlos.

16. nOvem­Ber 1944 – In düren ster­ben im Zuge der Luft­an­grif­fe auf das Orts­zen­trum und indus­tri­el­le Betrie­be über 3000 Menschen.

27. nOvem­Ber 1944 – Die RAF zer­bombt frei­Burg im Breis­gAu. Mehr als 2700 Ein­woh­ner kom­men zu Tode.

4. deZem­Ber 1944 – Die hes­si­sche Klein­stadt BeBrA mel­det 64 Tote infol­ge eines Angriffs auf den ört­li­chen Bahn­hof. Am sel­ben Tag wird heil­BrOnns bun­ker­lo­ses Zen­trum rest­los zer­stört. 6500 Ein­woh­ner fnden den Tod.

17. deZem­Ber 1944 – Die Deutz-Wer­ke in ulm wer­den wie zwei Drit­tel der Innen­stadt durch RAF-Bom­ber zer­stört, 606 Men­schen ster­ben, 50000 wer­den obdach­los. Das benach­bar­te neu-ulm wird gar zu 80 Pro­zent zer­stört und ver­zeich­net 1200 Tote.

16. JAnu­Ar 1945 – mAgde­Burg erlebt drei­hun­dert Jah­re nach sei­ner Ver­hee­rung durch kai­ser­li­che Trup­pen sei­ne zwei­te Zer­stö­rung. 4000 Bür­ger über­le­ben die Bom­bar­de­ments nicht, die der Alt­stadt sowie Indus­trie­be­trie­ben gelten.

1. feBru­Ar 1945 – Das stei­ri­sche grAZ wird von US-Bom­bern heim­ge­sucht; 83 Per­so­nen ster­ben. Auch in siegen grei­fen Flug­zeu­ge der USLuft­waf­fe an, zum Teil han­delt es sich dabei um Tie­fflie­ger (77 Tote). Nur einen Tag spä­ter ster­ben 128 Men­schen bei Angrif­fen der RAF.

3. feBru­Ar 1945 – Die reichshAupt­stAdt wird zum 288. Mal bom­bar­diert. Tau­sen­de ster­ben; im gesam­ten Luft­krieg über Berlin bis zu 50000.

6. feBru­Ar 1945 – Thü­rin­gens Klein­städ­te gera­ten ins Visier ame­ri­ka­ni­scher Bom­ber: unter ande­rem ster­ben in gOthA 450, in ArnstAdt 85, in Ohrd­ruf 69, in mOhls­dOrf bei Greiz 13 Personen.

9. feBru­Ar 1945 – In JenA flie­gen Pilo­ten der US Air Force meh­re­re Angrif­fe, ca. 100 Per­so­nen kom­men zu Tode. Weni­ge Kilo­me­ter wei­ter töten die Bom­ben 460 Men­schen in weimAr.

13./14. feBru­Ar 1945 – In einer bis dahin bei­spiel­lo­sen Fol­ge von Angriffs­wel­len mit unge­heu­rer Inten­si­tät wird dres­den ver­nich­tet. Zehn­tau­sen­de Dresd­ner und Flücht­lin­ge aus den Ost­ge­bie­ten ster­ben im Bom­ben­ha­gel, ver­bren­nen im Feu­er­sturm, ster­ben auf den Elb­wie­sen, wer­den leben­dig begra­ben oder ersti­cken. Ablen­kungs­an­grif­fe der Bri­ten wer­den zuvor unter ande­rem auf mAgde­Burg und leip­Zig gemel­det.

Die Schät­zun­gen der Opfer­zah­len rei­chen von 25000 bis 275000 (»His­to­ri­ker­kom­mis­si­on« 2010: bis zu 25000, DDR-Geschichts­schrei­bung: ca. 35000, Jörg Fried­rich: 40000, Björn Schu­ma­cher: 130000 bis 150000, Wolf­gang Schaar­schmidt: 150000, Kon­rad Ade­nau­er 1955/Stadt Dres­den 1992: 250000, Report of the Joint Reli­ef Com­mis­si­on of the Inter­na­tio­nal Red Cross 1941–1946, Genf 1948: 275000).

15. feBru­Ar 1945 – Dres­den brennt noch, da wird auch das nörd­lich gele­ge­ne cOtt­Bus anvi­siert. Angrif­fe auf Indus­trie­an­la­gen und Reichs­bahn for­dern mehr als 1000 Menschenleben.

18./19. feBru­Ar 1945 – Das rhei­ni­sche wesel wird von der RAF ins Visier genom­men; 600 Men­schen kom­men um.

19. feBru­Ar 1945 – Erneut trifft es JenA. Mehr als 700 Tote.

21. feBru­Ar 1945 – In den spä­ten Abend­stun­den wird wOrms durch bri­ti­sche Bom­ber ange­grif­fen, 239 Men­schen sterben.

22. feBru­Ar 1945 – Zahl­rei­che Angrif­fe der USBom­ber: unter ande­rem 200 Tote in ulm, 100 in mArBurg, 150 in uelZen, 90 in höxter, 300 in sAlZ­we­del, 150 in ludwigs­lust, 200 in werni­ge­rO­de.

23. feBru­Ar 1945 – Nach Dres­den folgt ein zwei­tes Fanal. Fast 20000 Men­schen über­le­ben die schwe­ren Angrif­fe auf pfOrZ­heim nicht. Und die USAAF fliegt Angrif­fe auf Dut­zen­de wei­te­re Städ­te (»Ope­ra­ti­on Cla­ri­on«), dar­un­ter mili­tä­risch so wenig rele­van­te Orte wie crAils­heim (40 Tote), plAu­en (380), ellin­gen (94), weis­sen­Burg (21), hild­Burg­hAu­sen (55), meinin­gen (200), knit­tel­feld (218) und Oettin­gen (199). Auch treucht­lin­gen wird bom­bar­diert. In die­ser mit­tel­frän­ki­schen Klein­stadt ster­ben 600 Menschen.

25. feBru­Ar 1945 – Fast 300 erfur­ter fal­len den schwe­ren Angrif­fen auf ihre Indus­trie- und Mili­tär­ein­rich­tun­gen zum Opfer.

27. feBru­Ar 1945 – US-ame­ri­ka­ni­sche Bom­ber wer­fen ihre Last über der Geis­ter­stadt dres­den ab; wei­te­re 1000 Men­schen kom­men ums Leben.

1. märZ 1945 – Bruch­sAls Orts­kern wird voll­stän­dig aus der Luft zer­stört. 1000 Men­schen wer­den getö­tet. Zahl­rei­che Klein­städ­te, dar­un­ter ingOl­stAdt und göppin­gen, mel­den 15 bis 500 Tote.

2. märZ 1945 – dres­den bleibt trotz rest­lo­ser Zer­stö­rung im Visier der US-Bom­ber: 220 Tote.

5. märZ 1945 – Das »deut­sche Man­ches­ter«, die west­säch­si­sche Groß­stadt chem­nitZ, erfährt schwers­te Bom­ben­an­grif­fe. Die Alt­stadt wird zur Gän­ze ver­nich­tet, die gesam­te Stadt zu drei Vier­teln. 2100 Men­schen fal­len den Bom­ben an die­sem Tag zum Opfer, im gesam­ten Krieg 4000.

6. märZ 1945 – 500 Per­so­nen ster­ben in sAss­nitZ auf der Insel Rügen infol­ge von RAF-Angrif­fen.

7. märZ 1945 – Bom­ber­staf­feln zer­stö­ren 80 Pro­zent des anhal­ti­schen dessAu: 600 Tote, 20000 Ausgebombte.

8. märZ 1945 – 25 Men­schen ster­ben bei einem Tref­fer auf ein Laza­rett­schiff in kAssel. Dort kom­men einen Tag spä­ter wei­te­re 50 Men­schen bei Luft­an­grif­fen zu Tode.

10. märZ 1945 – Unter dem Deck­na­me »Bug­le« flie­gen ang­lo-ame­ri­ka­ni­sche Ver­bän­de Angrif­fe auf rund 20 Städte.

12. märZ 1945 – Die Ruhr­ge­biets­me­tro­po­le dOrt­mund ver­zeich­net 98 Pro­zent Zer­stö­rung in den inne­ren Stadt­vier­teln und bis zu 6000 Tote. swine­mün­de auf der Halb­in­sel Use­dom wird von US-Bom­bern und ‑Tie­fflie­gern ins Visier genom­men. Die von Tau­sen­den Flücht­lin­gen aus den Ost­ge­bie­ten als Schutz­raum aus­er­ko­re­ne Stadt wird zer­stört, des­glei­chen eini­ge Laza­rett­schif­fe, 23000 Men­schen sterben.

14. märZ 1945 – Zahl­rei­che Städ­te im gesam­ten Reichs­ge­biet wer­den bom­bar­diert, dar­un­ter wiener neustAdt, grAZ, hAnnO­ver, hAmeln, OsnA­Brück, güters­lOh und Biele­feld. In Zwei­Brü­cken und hOmBurg ster­ben allei­ne jeweils rund 200 Menschen.

15. märZ 1945 – hAgens Innen­stadt wird von meh­re­ren Angriffs­wel­len heim­ge­sucht. Rund 2000 Men­schen fal­len die­sen Schlä­gen zum Opfer; allei­ne in einem über­füll­ten Hage­ner Bun­ker ster­ben 400. Auch über gArde­le­gen fal­len USBom­ben, sie töten 52 Einwohner.

16. märZ 1945 – Im Infer­no von würZ­Burg wer­den mehr als 5000 Men­schen getö­tet. Vier Fünf­tel der unter­frän­ki­schen Stadt wer­den vernichtet.

19. märZ 1945 – Auch in hAnAu wird die Alt­stadt »pul­ve­ri­siert«. Über 2000 Men­schen sterben.

22. märZ 1945 – 300 Men­schen ster­ben im west­fä­li­schen dOrs­ten, das zu mehr als 90 Pro­zent zer­stört wird. Im nie­der­säch­si­schen hildes­heim wer­den Indus­trie­be­trie­be eben­so zur Ziel­schei­be wie die Alt­stadt. Mehr als 1500 Men­schen wer­den getötet.

23. märZ 1945 – In den Mor­gen­stun­den wird das »unge­warn­te, voll­be­wohn­te« dins­lA­ken »mit Phos­phor- und Spreng­bom­ben über­schüt­tet« (J. Fried­rich); 511 Ein­woh­ner, fast aus­schließ­lich Frau­en und Kin­der, ster­ben, in die Wäl­der flüch­ten­de Zivi­lis­ten wer­den von Tie­fflie­gern gejagt.

25. märZ 1945 – Das mili­tä­risch unbe­deu­ten­de müns­ter wird sei­ner Alt­stadt beraubt. Ins­ge­samt ster­ben rund 1000 Men­schen; zwei Drit­tel Müns­ters sind zerstört.

31. märZ 1945 – BrAn­den­Burg/hAvels übrig­ge­blie­be­ne Indus­trie (LKW-Werk Opel) wird Ziel west­al­li­ier­ter Bom­ber. In hAlle/sAAle ster­ben 800 Men­schen, in kArls­ru­he 1700 infol­ge von US-Luft­an­grif­fen.

3./4. April 1945 – nOrd­hAu­sen wird zwei­mal schwer bom­bar­diert. 8800 Ein­woh­ner, Flücht­lin­ge und KZ-Häft­lin­ge (1300) sterben.

6. April 1945 – Erneut trifft es das völ­lig aus­ge­brann­te dres­den. 350 wei­te­re Tote sind zu verzeichnen.

8. April 1945 – Die unge­schütz­te mit­tel­deut­sche Fach­werk­stadt hAlBer­stAdt wird im Rah­men der bri­ti­schen Area Bom­bing Direc­ti­ve zer­stört. 2500 Hal­ber­städ­ter, dar­un­ter vie­le Kran­ke und Ver­wun­de­te aus fünf­zehn Laza­ret­ten, über­le­ben die­se Angrif­fe nicht. Von 19000 Woh­nun­gen wer­den 9500 ver­nich­tet. In hOf/sAAle ster­ben über 200 Men­schen bei Bom­bar­de­ments durch US-Ame­ri­ka­ner auf das Bahnhofsviertel.

9. April 1945 – Immer wie­der Thü­rin­gen: In pöss­neck ster­ben bei Bom­bar­de­ments 58 Men­schen, in sAAl­feld übr 200, in rudOl­stAdt 35.

10./11. April 1945 – Das vogt­län­di­sche plAu­en ist trotz mili­tär­stra­te­gi­scher Irrele­vanz Ziel von RAF-Atta­cken. Rund 890 Bür­ger ster­ben. Die RAF fliegt wei­te­re Angrif­fe auf dres­den. Wie­der­um kom­men mehr als 300 Dresd­ner und Flücht­lin­ge um.

11. April 1945 – Ins­be­son­de­re das Bahn­hofs­vier­tel der Richard-Wag­ner-Stadt BAyreuth wird Ziel des Bom­ben­kriegs. Mehr als ein Drit­tel der Stadt wird in der Pha­se des Kriegs­en­des noch zer­stört, 1000 Per­so­nen sterben.

14. April 1945 – pOts­dAm wird zur Ziel­schei­be. Fast 3500 Men­schen über­le­ben die Bom­ben, die 500 Flug­zeu­ge der RAF abwer­fen, nicht.

16. April 1945 – Die US Air Force bom­bar­diert ZerBst; mehr als 550 Tote.

17. April 1945 – Bei Angrif­fen auf das Bahn­hofs­ge­län­de von schwAn­dOrf in der Ober­pfalz kom­men 1250 Men­schen, Flücht­lin­ge und Orts­an­säs­si­ge, ums Leben.

18. April 1945 – Bay­ern gerät in den Fokus der Bom­ber: In chAm ster­ben 28, in trAun­stein 124, in erding 120, in frei­sing 228, in pAssAu 140 und in rOsen­heim fast 200.

21. April 1945 – In der ober­ös­ter­rei­chi­schen Klein­stadt AttnAng-puch­heim kommt es zu Bom­ben­an­grif­fen und Tie­fflie­ger­at­ta­cken, da – weni­ger als drei Wochen vor der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on – befürch­tet wird, von hier aus wer­de Nach­schub für die alpen­län­di­sche Front ver­scho­ben. 700 Per­so­nen sterben.

22.–24. April 1945 – Die Han­se­stadt Bremen wird wie­der­holt bom­bar­diert: 300 Men­schen wer­den getötet.

24. April 1945 – In BAd Oldes­lOe ver­ur­sa­chen RAF-Bom­ben­ab­wür­fe 700 Tote, dar­un­ter sind zahl­rei­che Flüchtlinge.

25. April 1945 – Der Nor­den bleibt im Fokus: Schwe­re Luft­an­grif­fe sei­tens fran­zö­si­scher, bri­ti­scher und kana­di­scher Bom­ber auf das Eiland wAnger­OO­ge, auf dem noch wich­ti­ge mili­tä­ri­sche Anla­gen ver­mu­tet wur­den. 300 Men­schen ster­ben, fast die Hälf­te von ihnen Zwangsarbeiter.

1. mAi 1945 – sAlZ­Burg, das nicht ver­tei­digt wird, ver­mel­det 20 Bombentote.

3. mAi 1945 – An die­sem Tag fliegt die RAF noch über 900 Ein­sät­ze in Nord­deutsch­land. Dabei kommt es zu einem Angriff bri­ti­scher Flug­zeu­ge auf über­la­de­ne deut­sche Schif­fe in der lüBe­cker Bucht. 7000 vor­ma­li­ge KZ-Häft­lin­ge ster­ben eben­so wie 1000 wei­te­re Personen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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