Zwei Tage, bevor er sich in Dresden als verbaler Suizidbomber betätigte, besuchte ich im Rahmen der Frankfurter Buchmesse Akif Pirinçci, der am Stand der Jungen Freiheit las. Er gab Passagen aus dem Schlußwort seiner jüngsten Polemik Die große Verschwulung zum besten. Dieses Buch beginnt mit folgenden Worten: »Um das Ende gleich vorwegzunehmen: Deutschland, wie wir es kennen, und das deutsche Volk werden untergehen!« Was nun folgte, war eine atemlose Tour de Force, ebenso komisch wie grausam, mit dem einzigen Ziel, wachzurütteln, zu verletzen und zu schockieren, um mithilfe dieser Roßkur die Augen des deutschen Michels für die Realität seiner Lage zu öffnen, die komisch und grausam zugleich ist.
Wer Anstoß an der notorisch deftigen Sprache des Autors nimmt, übersieht leicht, daß Pirinçci, im Grunde ein Ohnmächtiger wie wir alle, mit dem Rücken zur Wand steht und von dort aus manisch faule Eier gegen ein übermächtiges Ungetüm wirft, das vormals Deutschland hieß. Er sieht dieses Ungetüm in all seinem nackten Wahnsinn deutlicher als die bien-pensants, die über ihn, den Verzweifelten, nicht mehr bloß die Nase rümpfen, sondern mit einer unverhohlenen Lust seine Existenz zu vernichten trachten. Anders als das Geheul der üblichen Verdächtigen glauben machen will, hat Pirinçcis »homophobes« Buch mit Homosexualität nur am Rande zu tun, weitaus mehr allerdings mit der totalen Dekadenz einer Gesellschaft, die sich angesichts der irreführenderweise »Flüchtlingskrise« genannten Zuspitzung der Lage wie eine Schafherde auf dem Weg zur Schlachtbank ausnimmt und dabei mit zunehmender Irrationalität agiert.
Deutschland scheint sich im Jahre 2015 im Griff einer kollektiven suizidalen Trance zu befinden, deren Charakter man wohl am besten mit Heimito von Doderer als »Pseudologie« beschreiben könnte: Darunter verstand der österreichische Romancier alle Bemühungen, vor die Wirklichkeit ein Spinnennetz aus Fiktionen zu spannen, um sich ihr durch eine Art freiwillige Selbstblendung zu entziehen. Er glaubte, daß dieser pseudologischen Flucht, die mit der »Apperzeptionsverweigerung« identisch ist, ein willentlicher Akt, ein »nicht mehr auffindbarer, böser Entschluß des Einzel-Individuums« vorausginge: »Dumm ist, wer dumm sein will«. Die »Matrix der Dummheit« ist in diesem Sinne »nichts anderes als eine oft und geschwind im Halbschatten des Bewußtseins vollzogene Abwendung vom Leben. Die Dummheit ist der kalte Schweiß unserer Lebensschwäche.« Als Doderer diesen Entschluß, den Kopf in den Sand zu stecken, »böse« nannte, meinte er das durchaus im ethischen Sinne: Denn das Individuum entschließt sich, in der Lüge und daher bald durch die Lüge und für die Lüge zu leben, auf dem Weg dorthin vergessend, daß es sich um eine solche handelt. Derart eingebunkert, hat es auch jene Angst aus seinem Bewußtsein verbannt, die den Kaltschweiß ausgelöst und seinen Rückzug motiviert hatte. Kein Wunder also, wenn sich der Haß der Dummmheit, die nach Doderer keine »Eigenschaft«, sondern eine »Haltung« ist, fortan gegen alles wendet, das ihren Schutzwall durchbrechen könnte. »Die Dummheit ist heute wach, stets im Anschlag, scharfsinnig und feinspürig«, schrieb Doderer. »Sie wittert sofort die Anwesenheit von Intelligenz, in den feinsten Spuren sogar, und nimmt eine feindselige Haltung gegen sie ein (…). Und sie ist der Intelligenz taktisch insofern überlegen, als sie selbst sich nie beim Namen nennt.«
Nichts anderes hat der französische Chansonnier Georges Brassens gemeint, als er sang: »Entre nous soit dit, bonnes gens, pour reconnaître que l’on n’est pas intelligent, il faudrait l’être« – Unter uns gesagt, liebe Leute, um zu erkennen, daß man nicht intelligent ist, müßte man es sein.« In demselben Lied heißt es auch ironisch: »Alle, die nicht so denken wie wir, sind Idioten!« Wahrscheinlich ist niemand von dieser von Brassens karikierten Borniertheit gänzlich frei. Selbst intelligente Menschen beherbergen oft ganze Archipele an Dummheitsinseln in ihrem Kopf, wie umgekehrt auch die sprichwörtlichen blinden Hühner ab und zu ein Korn finden. Manchmal beobachten wir an anderen den unheimlichen Vorgang der psychologischen Projektion: Sie werfen ihrer Umwelt exakt dieselben Dinge vor, deren sie sich selbst schuldig machen, und ein solches Schauspiel sollte auch ab und zu unsere eigenen Gewißheiten in Frage stellen: Wer weiß, wie viele blinde Flecken uns wie Schuppen vor den geistigen Augen liegen? Und dann begegnen uns im Leben immer wieder Zeitgenossen, die die Wahrheit nicht von ihren Pseudologien unterscheiden können. Oftmals sind diese Menschen nicht einmal bösartig; es fehlen ihnen womöglich schlichtweg die grauen Zellen, bestimmte Dinge wahrzunehmen, wodurch sie zu einem isolierten Dasein in einem Paralleluniversum verbannt sind, dessen äußerste Steigerungsstufe der Wahn ist.
Bei dem amerikanischen Blogger »Anonymous Conservative« fand ich eine Theorie, zu der ich als Nicht-Wissenschaftler keine kompetente Meinung habe und die ich nur stark verkürzt wiedergebe. Demnach hätten neurologische Untersuchungen ergeben, daß die politische Einstellung eines Menschen häufig mit der Entwicklung seiner Amygdala korreliert, einem Teil des Gehirns, der unter anderem für das Entstehen von Angst verantwortlich ist. Oder, präziser ausgedrückt: »Die Amygdala ist in erster Linie dafür zuständig, einer Wahrnehmung eine emotionale Signifikanz zuzuschreiben.« Das bedeutet, daß die Fähigkeit, eine Gefahr als eine solche wahrzunehmen, hier ihren Sitz innerhalb der Gehirnanatomie hat. Der von »Anonymous Conservative« zitierten Studie zufolge ist dieser Teil des Gehirns bei Konservativen in der Regel stärker ausgeprägt als bei »liberals«, also bei »Linken« und wohl durchaus auch »Liberalen« in unserem Sinne. Man erkennt hier sofort ein Muster der zeitgenössischen Auseinandersetzungen wieder: Im extremen Fall hat man hier die Karikatur des rechten Paranoikers vor sich, der überall Feinde und Verräter wittert, von »Law and Order« besessen ist und sich unterirdische Bunker und Waffenlager einrichtet. Die Linke wirft der Rechten (beide im weitesten Sinne gefaßt) bekanntlich gerne vor, »Ängste«, natürlich mit Vorzug »diffuse«, zu hegen und zu schüren, und eine beliebte Taktik ist es, den aus der Psychiatrie gestohlenen Begriff der »Phobie« in eine Kampfvokabel umzumünzen, die es erlaubt, den Gegner als hysterisch, neurotisch und geisteskrank hinzustellen: »Islamophobie«, »Homophobie« oder »Xenophobie« sind solche Schlagwörter. Sie wirken derart lähmend, daß es inzwischen eine regelrechte Phobie davor gibt, als Phobiker aus der genannten Palette identifiziert zu werden.
In Wahrheit verhält es sich freilich genau umgekehrt, ein wenig wie in dem klassischen Thriller Gaslight von 1944, in dem ein psychopathischer Mörder seine Frau in den Wahnsinn zu treiben versucht, indem er ihr durch subtile Manipulationen einredet, daß sie an Wahnvorstellungen leide – so lange, bis sie tatsächlich überschnappt. Der herrschende politisch-korrekte Diskurs ist im Grunde nichts anderes als eine gesteigerte, nicht mehr ganz so subtile Form von »Gaslighting«.
Es ist Teil dieses Spiels, daß sich die Linke selbst als angst- und damit haßfrei, als menschlich, tolerant, weltoffen, vernünftig, friedfertig, geistig gesund und so weiter präsentiert, während sie gleichzeitig aggressiv gegen alle vorgeht, die dieses Selbstbild in Frage stellen. Bestenfalls beteuert man großzügig, »die Ängste der Menschen ernstnehmen« zu wollen, was meistens bedeutet, daß man die Ängstlichen für therapiebedürftig hält, sobald ihre politischen Entscheidungen inopportun ausfallen. Während die Linke die Rechte für böse hält, halten die Rechten die Linke vor allem für dumm. In ihren Augen erscheint die Linke als fahrlässig naiv, weltfremd, infantil, »gutmenschlich« sentimental, stets bereit, sich in ideologische Illusionen zu üchten und die eigene Nation oder Gemeinschaft zugunsten des Fremden zu verraten – ein Bild, das sich recht gut in den Massen von braven Deutschen versinnbildlicht, die in der ersten Phase der Flüchtlingsinvasion mit regenbogenbunten »Refugees-Welcome«-Schildchen auf den Bahnhöfen standen. Da nun die Amygdala durch Erfahrungen wie Angst, Schmerz und Konflikt stimuliert wird, die ihre Herausbildung fördern, liegt der Schluß nahe, daß Gesellschaften, in denen der Ernst des Lebenskampfes durch Wohlstand, Wohlfahrtsstaat und technischen Komfort drastisch reduziert wird, massenhaft Menschentypen hervorbringen, deren entsprechende Gehirnteile verkümmert sind: Sie gleichen immer mehr den »Eloi« aus dem Roman Die Zeitmaschine von H.G. Wells, jenen überzüchteten, arg- und wehrlosen Kindmenschen, die von den barbarischen »Morlocks« verspeist werden.
»Anonymous Conservative« sieht auch eine Korrelation zwischen einer unterentwickelten Amygdala und dem »r‑Typus« der Populationsökologie, der eine Fortpflanzungsstrategie verfolgt, die auf extremer Quantität beruht. Dazu gehören Eigenschaften wie verminderte Wettbewerbsfähigkeit (diminished competitiveness), frühe sexuelle Reife, Promiskuität und niedriger Elternaufwand (low investement parenting), worin man unschwer Elemente der Misere erkennen kann, die eine »befreite« Sexualität in der westlichen Welt angerichtet hat. Die menschliche Zivilisation beruhe nun allerdings auf der entgegengesetzten, auf Qualität ausgerichteten K‑Strategie, deren psychologische Züge die folgenden wären: Adaption an eine Umgebung, in der Ressourcen knapp sind, daher Erziehung zur Askese und zum Triebverzicht; späte sexuelle Reife; Monogamie; Förderung der Wettbewerbsfähigkeit; starke Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe – also Dinge, die der »Fitness« der Nachkommen und der Optimierung ihres Genpools dienen. Ich zitiere diese evolutionspsychologischen Thesen mit allem Vorbehalt gegenüber biologischen Analogien zwischen Tier- und Menschenreich. Als symbolisches Bild, um die laufende Auflösung Deutschlands und Westeuropas zu erfassen, eignen sie sich aber verblüffend gut. Gerade in den am stärksten degenerierten Ausformungen der Linken kann man etwa folgende eigentümliche Mischung beobachten: der Haß auf die Geschlechterunterschiede und die Feminisierung des Männlichen (Pirinçci spricht von »Verschwulung«), die Politik der totalen sexuellen Liberalisierung und ein ausgeprägt infantiler Habitus gehen Hand in Hand mit der Feindschaft gegen jegliche Form von Grenzen und Begrenzungen, einem Haß auf das Eigene und einer übersteigerten Xenophilie: Die Nivellierung der Gesellschaft und die Selbstaufgabe gegenüber den Forderungen des »Anderen« sind eins.
Was sich in den Grünen als Speerspitze der Dekadenz manifestiert, ist nichts anderes als das Extrem einer quer durch alle Parteien und Schichten verbreiteten Mentalität. Die Entscheidung Angela Merkels, den Einwandererfluten die Schleusen zu öffnen, hat bereits in diesem frühen Stadium der kommenden Tragödie Chaos, Angst, Aggression und Irritation ausgelöst. Die Positionen polarisieren sich, schaukeln sich wechselseitig auf. Inmitten der Krise, die mit den handelsüblichen Phrasenkatastern der BRD nicht mehr zu fassen ist, wuchern metastatisch die Pseudologien: 80 Millionen deutsche Staatsbürger – und ein jeder hat ein anderes Wirklichkeitsfragment im Kopf, nicht immer im Bewußtsein, daß der Rest vielleicht in einem völlig anderen Film lebt…
Nach der eingangs erwähnten Lesung hatte ich Gelegenheit, mit einer Dame zu sprechen, die sich in die Höhle des eher handzahmen Löwen gewagt hatte, einer Zeitgenossin, die sich selbst für »liberalkonservativ« hält und der Meinung ist, sie würde gerade die Weimarer Republik vor Pegida und anderen »gefährlichen« Bürgern retten, wobei sie in Wahrheit – hallo »Scharnierfunktion« – das Geschäft der Antifa betreibt und wohl am liebsten Schurken wie mir das Publizieren und den Zugang zur Öffentlichkeit verbieten würde, wenn sie könnte. »Sie glauben also wirklich an den ›Großen Austausch‹? Daß die Deutschen zur Minderheit in ihrem Land werden?«, fragte sie mich, als würde ich über UFO-Landungen schreiben. Da befand sie sich offenbar noch auf der untersten Stufe der bloßen Leugnung der Sachverhalte: Gestalten wie etwa Gregor Gysi, die über die demographischen Entwicklungen besser informiert sind und sich offen darüber freuen, daß die Deutschen »zum Glück« aussterben, sind hier schon einen affirmativen Schritt weiter, und nichts anderes meint so ziemlich jeder Politiker, der frohlockt, daß Deutschland »bunter« werde. Ich antwortete ihr, daß es keinen Dialog mehr geben könne, wenn die Wahrnehmungen derart heftig divergierten. Insofern hier jedoch von Fakten die Rede ist, man mag sie beurteilen, wie man will, muß man zwangsläufig annehmen, daß einer der beiden Diskussionsteilnehmer dumm, böse, uninformiert, blind, wahnsinnig oder alles zusammen ist, sei es ihm selbst bewußt oder nicht. Nun erschien mir die besagte Dame weder besonders dumm noch bösartig noch wahnsinnig oder auch nur unsympathisch; sie denkt vielleicht ähnlich über mich und hält mich darum für besonders abgefeimt oder psychopathisch, und liest meine Polemiken als »Projektionen«.
Es gibt allerdings keinen Grund, aus lauter Fairneß paritätisch zu urteilen. Hier stehen sich keine zwei Parteien gegenüber, die sich spiegelbildlich dieselben Dinge vorwerfen, und das gilt übertragen auch für das ganze Land und seine Lager, die häufig beide ihre Sätze etwa so beginnen: »Wenn mich meine Kinder eines Tages fragen, was ich damals getan habe, möchte ich vor ihnen anständig dastehen…« Die einen sehen sich in einer Szene aus dem Dritten Reich, in dem die »Flüchtlinge« die Rolle der verfolgten Juden spielen und sie selbst diejenigen der heroischen Retter, büßend für ihre Ahnen, die den ersten Durchlauf der Katastrophe nicht verhindert oder sich gar daran beteiligt haben. Es ist insbesondere dieser altvertraute Film, der die Deutschen zu falschen historischen Analogien verleitet, sie zu Schlafwandlern macht. Dementsprechend zeigte die im Oktober 2015 in den Kinos angelaufene Verfilmung von Timur Vermes’ Roman Er ist wieder da ein eher pseudologisch als satirisch verfremdetes Deutschland, in dem am Ende Pegida, Geert Wilders, Heinz-Christian Strache, die AfD oder Marine Le Pen als vermeintliche Wiedergänger Hitlers gezeigt werden, die allesamt grundlos, wie von bösen Geistern besessen, wüten, zündeln und natürlich »hetzen«.
Die anderen, die ebenfalls eines Tages vor ihren Kindern moralisch gerechtfertigt dastehen wollen, haben nicht nur die Auflösung Deutschlands vor Augen, sondern wahre Blutbäder und den Einfall der Tatarenhorden des Islams. Ihre Angstvisionen sind jedoch viel realistischer: eines Tages wird das Wort »Multikulturalismus« womöglich denselben Schrecken hervorrufen wie heute das Wort »Holocaust«. Sie werden als »Angstmacher« beschimpft, und wenn sie den Mund auftun, dann gelten sie automatisch als »Hetzer«. Diejenigen, die heute diese Invektive am lautesten und unbedachtesten schreien, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit dieselben sein, die eines Tages von Panik übermannt werden, weil sie die vorausschauende Angst, also: die Witterung der Gefahr, nicht zuließen. Die Bilder von den Menschenstaus an den Grenzübergängen Sloweniens und Ungarns, von den Grenzanlagen, die unter dem Andrang der Massen und vor den Augen der ohnmächtigen Sicherheitskräfte zusammenstürzen, die täglichen Meldungen, daß immer mehr und mehr Massen gen Deutschland nachrücken, die surreal explodierenden, unbegreiflichen Zahlenangaben – wer kann dies ernsthaft und ehrlich ohne eine tiefe Beklemmung in den Eingeweiden ansehen?
Ab und zu entsteht ein Riß in der pseudologischen Fassade. Die Welt am Sonntag berichtete am 25. Oktober von einem der Redaktion vorliegenden »unterschriftslosen Papier«, aus dem hervorgeht, daß die deutschen Sicherheitsbehörden die innere Sicherheit des Landes als äußerst gefährdet betrachten; Bürgerkriege, extremistische Radikalisierung und ethnische Spannungen stünden bevor. Vor nichts anderem haben Einwanderungs- und Islamkritiker schon seit Jahren gewarnt. Diese Gefahren bestehen nicht erst seit diesem Sommer, sondern sind über Jahrzehnte hinweg stetig angewachsen. Sobald man dies erkannt hat, gibt es in Deutschland nichts mehr, das nicht unter anderen Vorzeichen gesehen werden müßte als unter denjenigen, die die Massenmedien zur Zeit vorgeben. In welchem Lichte stünde nun etwa die von Politikern und Medienmachern so gehaßte und verleumdete Pegida da? Wie muß man im Nachhinein die Willkommenspartys bewerten? Wie den Umgang mit Kritikern und Widersassen, die ihre Warnungen und ihren Widerstand teuer bezahlen mußten? Wie das Verhalten der deutschen Regierung?
Zeitgleich mit der Welt brachte der Spiegel (44/2015) einen langen Artikel gegen die »Rechtspopulisten«, die angeblich »Wut und Haß« und sogar »Gewalt« schüren, Titel: »Die enthemmte Republik«, inklusive einer Schurkengalerie mit Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer und Björn Höcke. Darin ist von einer »virtuellen Welt der Rechten« die Rede, womit mehr oder weniger behauptet wird, daß der ganze unterstellte »Haß« und die »Wut« offenbar keinerlei Ursachen hätten als einen pathologischen »Haß«- und »Wut«-Virus, der sich aus irgendeinem mysteriösen Grund in den Köpfen dieser »Rechtspopulisten« ausgebreitet hat.
Ununterbrochen ist in dem Artikel von »Haß« und »Hetze«, »Haß« und »Hetze« und abermals »Haß« und »Hetze« die Rede, wie ein zischendes, dampfendes Mantra, als schrieben hier Exorzisten über Teufel – nicht einmal mehr über Besessene, die man immerhin noch heilen und befreien kann. Wer aber den vom Spiegel ausgeblendeten Teil der Wirklichkeit sieht, muß zu dem Schluß kommen, daß es gerade dieses Blatt und seine Kollegen sind, die »Wut« und »Haß« schüren: wer derart »ungehemmt« lügt, hetzt, verdreht, schwindelt, verschleiert, verzerrt, und dabei noch in der Maske des Friedensengels und des moralisch Überlegenen auftritt, darf nicht erwarten, daß ihm dafür auch noch freundlich begegnet wird. Wer Menschen, die sich ihre Alltagserfahrungen und ihre Wahrnehmungen nicht ausreden lassen wollen, ununterbrochen als Verbrecher, ethisch Defekte, pathologische Haßkranke beschimpft, und sich unterdessen nach Kräften mitschuldig an den Zuständen macht, gegen die die Verleumdeten protestieren – der wird auf die Dauer genau das erzeugen, was er haben will. Die Projektion ist also vollkommen: nicht nur der »Haß« und die »Hetze«, auch die Hemmungslosigkeit steht überwiegend auf der Seite des politisch-medialen Establishments. »Es gibt keine Vermittlung mehr«, schrieb Götz Kubitschek im Netztagebuch der Sezession am 10. November, »es gibt nurmehr Steigerungsformen der Enthemmung«. So dreht sich die Teufelsspirale weiter und weiter. Wann wird sie ihren Eskalationspunkt erreicht haben?