Pegida, Dresden 10. IV. 2017 – Rede von Götz Kubitschek

Wir dokumentieren hier die Rede, die Götz Kubitschek am 10. April in Dresden vor Tausenden Pegida-Anhängern hielt.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Eini­ge Aspek­te dürf­ten den Lesern der Sezes­si­on bekannt sein, sie sind im aktu­el­len Heft 77 der Sezes­si­on abge­druckt (»Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten als Mini­mal­pro­gramm«). Dar­über hin­aus ließ es sich nicht ver­mei­den, eini­ge Wor­te zum Sys­tem »Petry-Pret­zell« zu ver­lie­ren. Voll­stän­di­ger Text der Rede:

Es ist wie in der Geschich­te von der Kat­ze und der Tau­be: Der Vogel ist zu groß für den Jäger, aber weil er sich den Flü­gel gebro­chen hat, kann er nicht ent­kom­men. Nun wird er die Trep­pe hin­un­ter­ge­zerrt. Er flat­tert nicht mehr, er wehrt sich nicht mehr, sein Kopf knallt gegen jede Stu­fe, und wir sind noch lan­ge nicht im Keller.

Die­ses Bild kön­nen wir über­tra­gen: Die poli­ti­sche Klas­se hat unse­ren Staat und unser Volk am Wickel, und wir selbst wer­den als Beu­te Stu­fe für Stu­fe die Trep­pe hin­ab­ge­schleift. Wäh­rend unser Kopf auf jede Stu­fe knallt, gehen uns drei Din­ge nicht aus dem Sinn: Ers­tens sind wir noch längst nicht ganz unten, zwei­tens müs­sen wir – soll­ten wir uns berap­peln – Stu­fe für Stu­fe wie­der hin­auf­stei­gen und drit­tens: eigent­lich sind wir viel zu groß für die­se Kat­ze, die uns da hin­ter sich her­zerrt, aber aus irgend­ei­nem Grund kom­men wir nicht auf die Füße.

Jedoch: Wir müs­sen wie­der auf die Füße kom­men, das ist das Ziel aller Bemü­hung, aller Spa­zier­gän­ge, Aktio­nen, Demons­tra­tio­nen, aller alter­na­ti­ver Poli­tik: Wir müs­sen wie­der auf die Füße kom­men und Stu­fe für Stu­fe wie­der hinaufsteigen.

Die Trep­pe wie­der hin­auf­zu­stei­gen – das wäre nun nichts ande­res als die Wie­der­her­stel­lung von Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten. Das müs­sen wir uns klar­ma­chen: Es geht in unse­rer Lage und an der poli­ti­schen Ober­flä­che nicht mehr um gro­ße Ent­wür­fe, nicht mehr um ein poli­ti­sches Aus­grei­fen, son­dern nur noch um Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, um Grund­sät­ze, um bana­le For­de­run­gen. Mehr ist nicht drin, derzeit.

Es geht nicht um ein Schräub­chen hier und ein Nägel­chen dort, es geht nicht um die letz­ten fei­nen Pin­sel­stri­che einer aus­dif­fe­ren­zier­ten Poli­tik für unser Land: Wenn der Kopf auf die Trep­pen­stu­fen knallt, geht es nicht um Details, son­dern zual­ler­erst und aus­schließ­lich dar­um, sich los­zu­stram­peln, sich auf­zu­raf­fen und sich auf den Weg zurück nach oben zu machen, und das heißt – noch ein­mal: Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten zu for­dern und durchzusetzen.

Ich will von die­sen Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten nur drei her­aus­grei­fen: die Durch­set­zung von Recht und Ord­nung, den Eli­ten­wech­sel und die Bän­di­gung der Parteien.

Begin­nen wir mit der Durch­set­zung von Recht und Ord­nung – Recht und Ord­nung wur­den am 12. Sep­tem­ber 2015 auf eine Art und Wei­se außer Kraft gesetzt, die uns den Atem ver­schlug. Was damals geschah, muß man immer wie­der nach­er­zäh­len, damit es nicht in Ver­ges­sen­heit gerät.

Am 12. Sep­tem­ber 2015 mel­de­te der Prä­si­dent der Bun­des­po­li­zei, Die­ter Romann, nach Ber­lin ins Lage­zen­trum, er und sei­ne Leu­te sei­en ein­satz­be­reit. Ohne eine poli­ti­sche Ent­schei­dung abzu­war­ten, hat­te Romann Per­so­nal und Mate­ri­al in Süd­bay­ern zusam­men­ge­zo­gen, um die deutsch-öster­rei­chi­sche Gren­ze lücken­los schlie­ßen, Paß­kon­trol­len durch­füh­ren und alle nicht ein­rei­se­be­rech­tig­ten Per­so­nen abwei­sen zu können.

Logis­tisch und orga­ni­sa­to­risch wür­de eine sol­che Maß­nah­me ohne wei­te­res mög­lich sein, hat­te man doch eini­ge Wochen zuvor für die Sicher­heit der sie­ben Staats­ober­häup­ter der G7-Grup­pe Grenz­kon­trol­len durch­ge­führt und wie neben­bei hun­der­te Zoll­ver­ge­hen, ille­ga­le Ein­wan­de­rungs­ver­su­che und kri­mi­nel­len Grenz­ver­kehr abgefischt.

Tho­mas de Mai­ziè­re konn­te sich im Lage­zen­trum in Ber­lin an die­sem 12. Sep­tem­ber in den Abend­stun­den nicht dazu ent­schlie­ßen, den bereits aus­ge­fer­tig­ten Ein­satz­be­fehl samt der dar­in ent­hal­te­nen fünf ent­schei­den­den Wör­ter zu unterschreiben:

Wer nicht ein­rei­se­be­rech­tigt sei, sol­le »auch im Fal­le eines Asyl­ge­suchs« zurück­ge­wie­sen wer­den, denn: Er kom­me über den Land­weg, mit­hin über siche­re Dritt­staa­ten und Staa­ten der EU, in denen der Erst­an­trag auf Asyl zunächst zu stel­len sei.

Allein: Es kam nicht zur Grenz­schlie­ßung gegen den Ansturm Hun­dert­tau­sen­der, es fehl­te der poli­ti­sche Wil­le, oder viel­leicht soll­te man bes­ser sagen: Es fehl­ten die poli­ti­sche Demut und die Ver­ant­wor­tung für das Gan­ze. Tho­mas de Mai­ziè­re unter­schrieb den Ein­satz­be­fehl nicht, weil er, sei­ne Kanz­le­rin und ande­re füh­ren­de Poli­ti­ker die schlim­men Bil­der, die schlech­te Publi­ci­ty fürchteten.

Es ging an die­sem Abend nicht um Huma­ni­tät oder Fach­kräf­te­man­gel, auch nicht um den gera­de­zu krank­haf­ten Wunsch, das deut­sche Volk end­gül­tig aus der Geschich­te zu drän­gen: Es ging schlicht um die par­tei­po­li­ti­sche Angst vor schlech­ten Bil­dern und um die Fra­ge, ob der poli­ti­sche Geg­ner einen Vor­teil aus einer häß­li­chen Ent­schei­dung wür­de zie­hen können.

Die­ser typisch par­tei­po­li­ti­schen Klein­mü­tig­keit wur­den am 12. Sep­tem­ber 2015 Recht und Ord­nung geop­fert, und mit den Kon­se­quen­zen die­ser völ­lig ver­ant­wor­tungs­lo­sen Miß­ach­tung des Gan­zen haben wir seit­her zu leben und zurecht­zu­kom­men. Es wäre nichts wei­ter als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, die­se Ent­schei­dung zu revi­die­ren, ihre Fol­gen zu kor­ri­gie­ren und die dafür Ver­ant­wort­li­chen ihrer­seits zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen.

Damit zur zwei­ten Selbst­ver­ständ­lich­keit: dem Eli­ten­wech­sel. Die Ver­ant­wort­li­chen, die Recht und Ord­nung aus­ge­he­belt haben – das ist unse­re soge­nann­te Eli­te, aber ich habe längst den Ein­druck, daß der Aus­druck Eli­te für die­se Leu­te viel zu scha­de sei: Was die­se Leu­te vor allem aus­zeich­net, ist, daß sie sich in ihrer Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit und Arro­ganz, in ihrer Ber­li­ner Polit-Bla­se bewe­gen wie Fische im Wasser.

Sie sind Heuch­ler, und wer das nicht glaubt, muß sich nur anhö­ren, wie sie jetzt, fünf Mona­te vor der Wahl, ihren Ton aufs Volk abzu­stim­men begin­nen. Plötz­lich signa­li­sie­ren die­je­ni­gen, die sich sonst für die Lebens­wirk­lich­keit des »klei­nen Man­nes« einen Dreck inter­es­sie­ren, daß sie ihn ver­stün­den und sei­ne Sor­gen kennten.

Der Ton wird plötz­lich »popu­lis­tisch« im Wort­sinn, man kann geheu­chel­tes Inter­es­se eben­so beob­ach­ten wie den Ver­such, Volks­nä­he her­zu­stel­len. Kaum jeman­dem soll­ten die pein­li­chen Auf­trit­te von Mar­tin Schulz ent­gan­gen sein, der als Heils­brin­ger für eine halb­to­te Par­tei ein­ge­flo­gen wur­de und sei­ne Cla­queu­re durch­aus auf­for­dert, doch ein­mal »Mar­tin, Mar­tin« zu rufen, wenn sie nicht von selbst dar­auf kommen.

Im Inter­net gibt es herr­li­che Fil­me zu die­sen Auf­rit­ten, man schämt sich mit, obwohl man selbst nicht betrof­fen ist, unvor­stell­bar, daß bei Pegi­da von hier oben einer die Leu­te dazu auf­for­der­te, in Rufe aus­zu­bre­chen. Über­haupt, Schulz und Mer­kel: Wir erle­ben die Insze­nie­rung eines Macht­kampfs zwei­er Kon­tra­hen­ten, zwi­schen die im Grun­de kein Blatt Papier paßt und die sich nur des­halb die­sen Pseu­do­streit lie­fern, weil sie von der eigent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung ablen­ken wol­len: Die eigent­li­che Aus­ein­an­der­set­zung ver­läuft zwi­schen dem Estab­lish­ment, das die Kar­re in den Dreck gerit­ten hat, und einer ech­ten, das heißt grund­sätz­lich ange­leg­ten Alter­na­ti­ve, die ihn wie­der her­aus­wuch­ten will.

Um es auf den Punkt zu brin­gen: Der gro­ße Aus­tausch muß bei den Par­la­men­ta­ri­ern der Alt­par­tei­en anfan­gen, und die­ser Eli­ten­wech­sel soll­te gera­de in einer Demo­kra­tie eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein.

Ich kom­me damit zum drit­ten Punkt: zur Bän­di­gung der Par­tei­en. Par­tei­en haben die Auf­ga­be, das poli­ti­sche Enga­ge­ment und Inter­es­se der Bür­ger zu bün­deln, zu struk­tu­rie­ren und pro­fes­sio­nell zu ver­tre­ten. Sie tun das tat­säch­lich, aber auf eine mitt­ler­wei­le unge­bän­dig­te und zyni­sche Art und Wei­se: Ver­mut­lich gibt es kei­ne ande­ren Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen, in denen mit ähn­li­cher Ver­ach­tung auf das eige­ne Fuß­volk geblickt wird wie in Parteien.

Par­tei­en sind Gebil­de, in denen sich gegen die Idea­lis­ten – je län­ger, je mehr – die macht­ver­ses­se­nen Ich-Typen, die Kar­rie­ris­ten, die Mund­werks­bur­schen und Intri­gan­ten durch­set­zen, und zwar vor allem dadurch, daß sie sich gegen die par­tei­in­ter­ne Kon­kur­renz behaup­ten und nicht gegen den poli­ti­schen Gegner.

Die­se Zwangs­läu­fig­keit pro­du­ziert in aus­nahms­los jeder Par­tei mit dem »Berufs­po­li­ti­ker« einen Typ Mensch, der sich wan­deln kann wie ein Cha­mä­le­on und die Nei­gung hat, das par­tei­in­ter­ne Gezer­re mit den wirk­li­chen Pro­ble­men zu ver­wech­seln, in denen immer­hin das Vater­land ste­cken könnte.

Ich muß an die­ser Stel­le – obwohl ich es mir ver­knei­fen woll­te – auch über die AfD ein Wort ver­lie­ren: Es ent­setzt mich, daß die­se Par­tei, die eine Alter­na­ti­ve für Deutsch­land sein will und sein muß, sich der­zeit nicht anders ver­hält als jeder abge­half­ter­te par­tei­po­li­ti­sche Kar­rie­re­la­den von vorgestern.

Es gibt in der CDU ein »Sys­tem Mer­kel«, und das bedeu­tet: hin­ter Mer­kel sit­zen Duck­mäu­ser und Kar­rie­ris­ten, aber kei­ne Kri­ti­ker oder Selbst­den­ker, die die­sen Namen ver­dien­ten. Das Ergeb­nis sind dann 10 Minu­ten Applaus auf einem Par­tei­tag für eine Frau, die unse­re Gren­zen für jeder­mann geöff­net hat. 10 Minu­ten Applaus für eine Frau, die ver­kün­det hat, es wäre da etwas zu schaf­fen, und die genau weiß, daß nicht sie das schaf­fen muß, son­dern wir! 10 Minu­ten Applaus für eine Frau, die einer christ­li­chen Uni­on vor­sitzt, aber den Musel­ma­nen ger­ne schon 1683 vor Wien das Tor zur Stadt geöff­net hätte.

»Sys­tem Mer­kel« – das bedeu­tet: ein kur­zes Gedächt­nis für die Regie­rungs­ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit, eine gera­de­zu pein­li­che Jubel­dis­zi­plin und ein Klam­mern an der Macht um jeden Preis.

Dar­aus lei­te ich eine Fra­ge ab, auf die ich heu­te Abend lie­ber ver­zich­tet hät­te: Soll sich die AfD nun allen Erns­tes ein »Sys­tem Petry/Pretzell« zule­gen? Ist das der par­tei­in­ter­ne Ziel­punkt alter­na­ti­ver Poli­tik? Ist es wirk­lich die Haupt­auf­ga­be einer »Alter­na­ti­ve für Deutsch­land«, fünf Mona­te vor der Bun­des­tags­wahl die eige­nen Rei­hen zu säu­bern? Und über­haupt: Was heißt das – säu­bern? Ent­lang wel­cher Richt­li­ni­en und Maßstäbe?

Da wird gegen Björn Höcke ein Par­tei­aus­schluß­ver­fah­ren ange­strengt – gegen einen der weni­gen Män­ner in die­ser Par­tei, der die Sache des Vol­kes und der Nati­on über sei­ne eige­ne Kar­rie­re stellt und in sei­nem eige­nen Bun­des­land, in Thü­rin­gen, zu einer Bür­ger­nä­he gefun­den hat, die es kein zwei­tes Mal gibt. As ich vor einem hal­ben Jahr mit ihm am Kyff­häu­ser wan­der­te, schüt­tel­te ihm jeder zwei­te, der uns ent­ge­gen­kam, die Hand und sag­te: »Nicht wahr, Herr Höcke, Sie geben unser Land nicht auf.« oder »Vie­len Dank für das, was Sie tun, Herr Höcke.«

In sol­chen Äuße­run­gen, mit­ten im Wald oder auf der Stra­ße, drückt sich die Hoff­nung der Bür­ger auf eine poli­ti­sche Wen­de aus, und das ist ja der Auf­trag der AfD, zusam­men­ge­faßt in einem ein­zi­gen Satz: eine poli­ti­sche Wen­de in Deutsch­land ein­zu­lei­ten, und zwar »für unser Volk« und nicht gegen es.

Die­ser Auf­trag ist in Gefahr, wenn die AfD selbst in Gefahr ist, und sie ist in Gefahr, wenn die Spal­ter ihr Sys­tem instal­lie­ren. Und an Spal­tun­gen hat immer nur der­je­ni­ge ein Inter­es­se, der zer­fres­sen ist von der Angst, es kön­ne ihm jemand zum Kon­kur­rent wer­den. Wir muß­ten ges­tern den Medi­en ent­neh­men, daß ein par­tei­in­ter­nes Papier Höcke mit Hit­ler ver­glich, und zwar zu dem Zweck, ihn als einen Kon­kur­ren­ten noch­mals und wie­der und noch gründ­li­cher zu beschä­di­gen als die Male zuvor.

Wo sind wir eigent­lich gelan­det? Das ist Anti­fa-Jar­gon! Hat Frau­ke Petry schon ver­ges­sen, daß man ihr die Schei­ben ein­wirft und das Auto anzün­det oder denkt sie, dies wäre vor­bei, wäre erst Höcke raus aus der Par­tei? Jüngst hat hier in Dres­den das Auto des Poli­tik­wis­sen­schaft­lers und AfD-Schul­meis­ters Wer­ner Pat­z­elt gebrannt, und Pat­z­elt ist immer­hin in der CDU.

Mei­nen denn die­se Leu­te, all dies lös­te sich in Luft auf, wenn der Höcke-Flü­gel gstutzt wäre? Meint hier im Ernst jemand, es gäbe für das Estab­lish­ment und für die­se gan­ze ver­lo­ge­ne Zivil­ge­sell­schaft eine AfD in einem akzep­ta­blen Zustand?

Nein: Akzep­tanz, Dul­dung, Respekt muß man sich erkämp­fen, und wenn ich eines weiß, dann das: Es kämp­fen stets am tap­fers­ten die­je­ni­gen, die Grund­sät­ze haben, und nicht nur einen Rie­cher für eine tol­le Position.

Ich kann also vor einem »Sys­tem Petry/Prezell« nur war­nen: Das wäre zu eng, das wäre autis­tisch, das wäre zu sehr nur auf Macht­in­ter­es­sen und Macht­in­stink­te abge­stellt, auf ein gera­de­zu mani­sches Kon­kur­renz­den­ken, auf eine Miß­ach­tung der Basis. Das Ergeb­nis wäre eine AfD ohne die Grund­sätz­li­chen, die Idea­lis­ten, ohne die­je­ni­gen, die nicht ver­ges­sen kön­nen und wol­len, was die Alt­par­tei­en und ihr vater­lands­lo­ses Per­so­nal uns ange­tan haben und antun.

Die­se Zwi­schen­be­mer­kung zur AfD war not­wen­dig. Sie muß, solan­ge es irgend geht, eine grund­sätz­li­che Par­tei blei­ben, ein poli­ti­sche Exe­di­ti­ons­rei­se, auf der in alle Him­mels­rich­tun­gen nach Rezep­ten für die Gene­sung unse­res Vater­lands gesucht wird.

Aber zurück zu den Par­tei­en an sich: Ich will als eine Maß­nah­me gegen den Par­tei­e­nun­geist vor­schla­gen, die Par­tei­en­fi­nan­zie­rung auf ein Min­dest­maß zu beschrän­ken: 160.519.363 Euro setz­ten die Par­tei­en selbst als Ober­gren­ze des­sen fest, was sie sich im ver­gan­ge­nen Jahr vom Staat für die Finan­zie­rung ihrer Arbeit gön­nen konn­ten. Bis­her wur­de die­se Ober­gren­ze immer voll ausgeschöpft.

Hin­zu kommt die »ver­deck­te« Par­tei­en­fi­nan­zie­rung, ein Sumpf, der tro­cken­ge­legt wer­den müß­te: Wir spre­chen über min­des­tens eine Mil­li­ar­de Euro. Die Beschrän­kung der Finan­zie­rung könn­te auf Dau­er die Par­tei­en­men­ta­li­tät zurück­drän­gen, eine Men­ta­li­tät, die den Staat als das Gan­ze nicht kennt, son­dern immer nur die Fra­ge stellt. Was nützt mir, was mei­ner Par­tei – und was scha­det den anderen.

Ich kom­me damit zu einem letz­ten, knap­pen Gedan­ken und dan­ke bereits jetzt für Eure Geduld. Die­ser letz­te Gedan­ke ist eine Fra­ge: Die Ver­ach­tung des Eige­nen, die man­geln­de Wert­schät­zung allen Flei­ßes, aller Ent­beh­rung, aller Erfin­dungs­ga­be, Spar­sam­keit und allen Durch­hal­te­wil­lens unse­rer Vor­fah­ren: Woher kommt sie? War­um ver­ach­tet unser Estab­lish­ment in so zer­stö­re­ri­schem Umfang und Maß das eige­ne Volk?

Die­se Ver­ach­tung näm­lich ist der gebro­che­ne Flü­gel des gro­ßen Vogels, von dem ein­gangs die Rede war. Und ihn wie­der ein­zu­ren­ken, das Gebro­che­ne zu hei­len, ist nicht die Sache einer patrio­ti­schen Regie­rungs­mehr­heit, son­dern eine Generationenaufgabe.

Es bedarf dafür tat­säch­lich einer erin­ne­rungs- und geschichts­po­li­ti­schen Wen­de, aber nicht einer, die etwas von dem aus­spar­te, was geschah, son­dern einer, die sich reif, aus­söh­nend, aus­hal­tend, ein­ord­nend erin­nert, und die aus die­ser Erin­ne­rung kei­ne Keu­len gegen poli­ti­sche Geg­ner schnitzt. Wenn die­ser Geist Ein­zug hiel­te, wäre dies die Hei­lung des gebro­che­nen Flügels.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (25)

Sven Jacobsen

10. April 2017 23:45

Einige werden dies doch hoffentlich lesen und darüber nachdenken; besonders erfreulich wäre es, wenn es Vertreter der Eliten täten. Der Begriff "Elite" ist übrigens kein verliehener Orden, sondern eine Verpflichtung. Der Orden wurde bislang nicht verdient und die Verpflichtung ohnehin noch längst nicht erfüllt. 

Corvusacervus

11. April 2017 00:37

Danke für diese Worte. Und - in der Karwoche - danke ganz besonders für Ihre Selbstverpflichtung, das Erinnern in Deutschland, das entkrampft und gewendet werden muß, um würdig und wahrhaftig werden zu können, als Beitrag zu einer Versöhnung im Land und im Volk zu gestalten. Denn wir brauchen Wahrhaftigkeit (dieses Lügen überall und jederzeit, mein Gott, es ist schwer zu ertragen), wir brauchen Würde und klare Kante - aber es muß auf eine Versöhnung hin orientiert sein.

Leser

11. April 2017 01:22

Eine gute Rede, richtiger Ort, richtige Zeit. Bedanke mich!

Leo

11. April 2017 03:24

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

gerade hatte ich mir die Rede angehört/angesehen...Wie auch bei früheren PEGIDA-/LEGIDA-Reden: Gute Bilder, gute Analyse - herzlichen Dank dafür! Nee, zum demagogischen Populisten à la Schulz fehlt Ihnen viel - und das wird auch so bleiben, des bin ich mir wirklich sicher.

Das sowieso gefrierende Wasser: Danke auch für die klaren Worte zur AfD! Ich hoffe ja immer noch, daß man spätestens zum Parteitag im Angesicht von 10.000 politischen Gegnern in Köln erkennen wird, daß es um Deutschland geht, um Grundsätzliches - und nicht um dieses schauderhafte interne Parteien-Hickhack. ("Aber was für'n Ticker / ist ein Politiker / ist er wirklich so vonnöten wie er glaubt?" - vielleicht gilt Georg Kreisler eben doch ganz generell !)

Hartwig B.

11. April 2017 08:44

Gut beobachtet und beschrieben. Das Bild mit der Taube und der Katze ist recht zutreffend, kannte ich noch nicht. Zur AfD: Idealisten wie Björn Höcke und Götz Kubitschek haben das grundsätzliche Problem, daß sie die Gesetzmäßigkeiten parteipolitischen Innenlebens und seiner Ränkespiele nicht aushebeln können, denn so ist nun mal Parteipolitik. Beide müssen, leicht gesagt, schwer getan, klüger als diese Parteiphysik sein und, um eine tierbezogene Bildanalogie zu verwenden, friedfertig wie die Taube und schlau wie die Schlange sein, um das teuflische und zugleich primitive Pretzell/Petry-Sytem zu besiegen. Hinzu muß das Quentchen Glück kommen und der Wink des Schicksals, der nun mal nicht zu beeinflussen ist. Irgendwie sieht es derzeit aber doch ganz gut aus, wie durch ein Wunder, denn die Einschläge bei PP kommen nun wirklich immer näher. Irgendwann stinken deren Leichen im Keller dermaßen, daß es auch die Dümmsten nicht mehr überriechen können. Jedenfalls werden die Tage bis Köln spannend bleiben und vielleicht wird ja auf dem Bundesparteitag in Köln,um das Taube/Katze-Bild zu nehmen, durch einen kräftigen Flügelschlag die Katze in die Flucht geschlagen. Dann könnte der Weg endlich frei sein für den Aufbau einer authentischen Alternative für Deutschland - bis daß die zersetzenden Kräfte des Politlebens wieder so stark geworden sind, daß es einer neuen Alternative braucht. Aber das ist dann erst für das Ende der Geschichte, hier stehen wir noch am Anfang, hoffentlich.

Desprecio

11. April 2017 09:03

Herr Kubitschek,

vielen Dank für Ihre klaren und offenen Worte, mit denen Sie Vieles in der nötigen Kürze ansprechen, was den noch klar denkenden Teil unseres Volkes aus den verlogenen Umarmungen der etablierten Parteien getrieben hat! Ihren Worten ist, sofern man den Rahmen des Anlasses berücksichtigt und würdigt, nichts hinzuzufügen. 

Sie scheinen einer der Wenigen in diesem Lande zu sein, die sich zu Björn Hoecke, einem der wichtigsten AfD-Politiker, offen bekennen. Dafür nochmals meinen aufrichtigen Dank! Die Tatsache, dass sich nicht nur die politischen Gegner,  sondern sogar seine "Parteifreunde" regelmäßig in der widerwaertigsten Art und Weise an ihm abarbeiten, zeigt eigentlich nur, wie wichtig er für seine Partei ist bzw. sein könnte. Hoecke macht auf seine ihm eigene Art und Weise im mehr wieder deutlich, dass der Stein der Weisen für eine rechtskonservative Politik in der Aufarbeitung und Revision unserer Geschichte und unseres Geschichtsverstaendnisses der letzten hundert Jahre zu finden sein wird.

Er tut dies immer in der Hoffnung, unser Volk aufzuruetteln aber auch in dem Bewusstsein, sich selbst, seiner Person und seiner möglichen Karriere zu schaden. Alleine dieser Wesenszug zeichnet ihn vor fast allen BRD-Politikern aus.

nordlicht

11. April 2017 10:21

Mein herzlicher Dank an Götz Kubitschek. Wo sind  die anderen Intellektuellen in Kultur und Gesellschaft, die diese  Gefahr der Zerstörung unserer Heimat längst wahrgenommen haben; aber sich nicht öffentlich dazu bekennen?

Monika L.

11. April 2017 11:28

Danke für die aufrechte Rede, über die die Gesinnungsjournalisten hämisch herziehen werden:

https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/parteien-und-kandidaten/maennerpartei-die-afd-kaempft-allein-fuer-den-mann-14966185.html

Die " Wut der Gutmenschen" und die " Wut der Gesinnungsschreiber" auf den neuen deutschen Mann ist unübersehbar. Dies bestätigt ein Leserkommentar zu oben verlinktem Beitrag: "Welche Absicht liegt der Tatsache zugrunde, dass einer der vier AfD Mönner kein Mitglied der AfD ist". Das ist wirklich eine wichtige Frage. Warum wird Herr Kubitschek in dem dazugehörigen Kunstwerk à la Neo Rauch als Klemptner mit Blaumann und Schraubschlüssel dargestellt ? Soll das witzig sein.

Die Lage ist zu ernst, um Justus Benders Beitrag lustig zu finden. Trotzdem kriegt sich Liane Bednarz  auf Twitter gar nicht mehr ein. Was soll der dümmliche  Schülerzeitungen-Fun-Journalismus? Die Lage ist ernst, wenn Frauen vor den Augen ihres Freundes vergewaltigt werden oder die Väter von kleinen Mädchen in Zügen von Migranten belästigt  und geschlagen werden. Da wünsche ich mir doch wieder den starken Mann. Gerade auch in der Politik. Und Frau Petry sollte sich ruhig mal eine Pause gönnen dürfen.

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Der Feinsinnige

11. April 2017 11:30

Danke für diese Rede!

Sehr geehrter Herr Kubitschek, es ist Ihnen einmal mehr gelungen, das Notwendige zum richtigen Zeitpunkt öffentlich zu formulieren. Zur Situation in der AFD gibt es Ihren Worten eigentlich nichts wesentliches hinzuzufügen. Allenfalls eine Frage: Bereitet Frau Petry vielleicht bewußt, zumindest mit bewußt vollem Risiko, ihren eigenen Abgang vor? vgl.

https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-frauke-petry-erwaegt-rueckzug-aus-der-politik/19592234.html

Ich habe diesen Eindruck. Politisch ist ihr Scheitern aber wohl aufgrund ihrer derzeitigen Positionierung (innerparteiliche Polarisierung statt Ausgleich) zwangsläufig. Meine Prognose: Frau Petry wird den bevorstehenden Parteitag nicht als Parteivorsitzende verlassen. Ihr Scheitern wird für die AFD die Notwendigkeit, aber auch die Chance für einen Neuanfang bieten. Hoffentlich wird diese Chance genutzt. Wer ggf. Petrys Nachfolger werden wird, wage ich nicht zu prognostizieren.

Dietrich Stahl

11. April 2017 12:02

Danke, lieber Götz Kubitschek, für Ihre Analyse.

„Um auf die Füße zu kommen und die Treppe wieder hinaufzusteigen“ fordern Sie „die Wiederherstellung von Selbstverständlichkeiten“

1. Durchsetzung von Recht und Ordnung

2. Elitenwechsel

3. Bändigung der Parteien

100% Zustimmung zu Ihren Forderungen. Eine Anmerkung zu Punkt 3:

Die Begrenzung der Parteienfinanzierung [oder ähnliches] wird nicht ausreichen. Wie in den Kommentaren schon angemerkt und gut beschrieben, haben wir es hier mit einem strukturellen Problem zu tun, daß auch nur strukturell oder Meta-Strukturell gelöst werden kann. Ihre drei Forderungen sind zwar notwendige Erste-Hilfe-Maßnahmen, doch: Was dann? Ungefähr seit einem dreiviertel Jahr beziehe ich die Sezession und bin im SiN Forum aktiv. Beides mit Gewinn. Eines ist mir aufgefallen. Bitte verstehen Sie das Folgende als Frage und Anregung, nicht als Kritik. Exzellente Analysen des Ist-Zustandes und ein Erste-Hilfe-Programm für Deutschland und das deutsche Volk – das fand ich im Wesentlichen in Sezession und SiN. Beides ist wichtig. Doch reicht es? Was fehlt, ist ein Programm für die Zeit, nachdem der Vogel [ich schreibe absichtlich nicht Taube] sich freigestrampelt hat und sein Flügel geheilt ist. Was könnte Teil eines Programms für ein freies Deutschland sein? Ich halte es für äußerst wichtig, dass diese Frage im SiN Forum und in der Sezession diskutiert wird. Kreativ und innovativ. Nur zur Anregung zwei Ideen dazu:

1. Zurückbesinnung und Fokussierung auf die geistigen Prinzipien des Lebens – das ist unabdingbar für die Befreiung von den selbstsangelegten Ketten. Politik und gesellschaftlich-menschliches Miteinander müssen wieder entsprechend diesen uralten Prinzipien gestaltet weden.

2. Ebenso geht Befreiung nicht ohne die Abschaffung des Zins/Zinseszins- und Schuldsystems. [Schuld meint hier die in allen Waren und Dienstleistungen schon von vornherein enthaltene Kreditschuld. Schuld meint aber auch die jede andere Schuld.]

Zum Schluß, aber sicherlich nicht zuletzt: Deutschland ist keine Taube und war es nie gewesen. Deutschland ist ein Adler.

Wolf

11. April 2017 14:53

Wie immer, wenn sich Kubitschek äußert, spricht ein kluger, besonnener und belesener Geist, der zum Nachdenken anregt, jedoch selten begeistert und berauscht. Das ist gut so. Doch ohne zusätzliche charismatische Köpfe bleibt der nötige widerständige Aufbruch der Massen aus.

Veronika

11. April 2017 14:57

@Hartwig B.

„Jedenfalls werden die Tage bis Köln spannend bleiben und vielleicht wird ja auf dem Bundesparteitag in Köln, um das Taube/Katze-Bild zu nehmen, durch einen kräftigen Flügelschlag die Katze in die Flucht geschlagen.“

Finde ich schön, daß Sie das schreiben. Tauben können im Bruchteil einer Sekunde mit einem Flügel zuschlagen, nicht nur bei Futterneid wie im folgenden Video zu sehen ist, sondern auch gegen große Feinde, wenn sie in die Enge gedrängt werden und keine Möglichkeit des Ausweichens haben.

https://www.youtube.com/watch?v=J4c5NtngXYo

Maiordomus

11. April 2017 15:57

Zähle diese Rede trotz Einverständnis in einigen Perspektiven zu den schwächeren Texten von Kubitschek. Elitenwechsel kann man zwar theoretisch fordern, die Forderung ist aber nicht machbar, wenn beinahe der ganze Bereich höherer Schule, Hochschulen, Theater, Geistesleben, Verlagswesen, Medienszene, Kirchenszene, Juristische Szene usw, natürlich auch die politischen Apparate weitgehend gegenteilig besetzt sind und  bei der AfD offensichtlich eine Orientierungskrise herrscht, die natürlich auch von einem Herrn Höcke und seinen Anhängern nicht ausgebadet werden kann, dafür ist er leider nicht, selbst so weit er recht hat, nicht klug und politisch gechickt genug. Trotz allem ein politisches Leichtgewicht. Wie auch immer, Kubitscheks Rede ist Ausdruck einer politischen Verlegenheit, aber nicht die notwendige Selbstqualifikation zu einem politischen Führer der Zukunft. Da ist guter Rat in der Tat teuer. Das Postulat scheint indes richtig, dass Frau Petry auf geschickte Art und Weise nicht vollständig eliminert, aber doch ersetzt werden müsste. Aus derzeitiger Sicht dürfte es schwierig werden, auch wegen mangelnder Orientierung, im Herbst über die Zehnprozenthürde hinauszukommen. Auch sind die Umvolkung und die damit direkt oder indirekt zusammenhängenden Probleme nicht das Einzige, worüber Orientierung zu schaffen wäre. Aber natürlich müsste für die falsche Idee des Internationalismus, der offenenen Grenzen, des Genderismus und des sogenannten Antirassismus als höchster ethischer Norm usw. eine geistige und politische Alternative erarbeitet werden. Bei Sezession sind immer wieder mal metapolitische Ansätze dazu vorhanden, aber für das eigentlich Politische fehlt: eine wirklich klare tragende und halbwegs erfolgverprechende auch organisatorische Orientierung, eine langfristig mehrheitsfähige Programmatik, welche das nichtlinke Lager einigermassen zum Konsens einigen könnte. Selbst noch 1949 war es noch weit einfacher als heute, die früheren Eliten auszuwechseln, weil es zum Beispiel eine christliche, eine nationalliberale und eine patriotische sozialdemokratische Elite gab,  

Nautilus

11. April 2017 16:50

Herr Kubitschek

ich kann Ihnen nur zustimmen was sie ihn ihrer Rede gesagt haben. Ich vermute das die parteiinternen Gegner von Björn Höcke sich nicht so sehr wegen den Schuldkult aufgeregt haben, sondern über die Worte die Höcke an manche "Parteifreunde" gerichtet hat. Darum wollen sie ihn so schnell wie möglich loswerden

Zitat Höcke..

..nicht wenige von diesen Typen drängen jetzt gerade in diesen Wochen und Monaten als Bundestagskandidaten auf die Listen oder als Direktkandidaten in den Wahlkreisen entsprechend nach vorne. Und nicht wenige werden – das muss man leider annehmen – ganz schnell vom parlamentarischen Glanz und Glamour der Hauptstadt fasziniert werden. Und nicht wenige werden sich ganz schnell sehr wohl fühlen bei den Frei-Fressen- und Frei-Saufen-Veranstaltungen der Lobbyisten.

Und nicht wenige werden nach relativ kurzer Zeit nur eins wollen: Dass es für sie so lange so bleiben wird wie es dann sein wird. Liebe Freunde, ich will das nicht.

Ludovicus

11. April 2017 17:48

Lieber Herr Kubitschek, ich bin über einen Passus in Ihrer eindrucksvollen Rede etwas enttäuscht; dass Sie dem ehemaligen taz-Journalisten Robin Alexander auf den Leim gehen, und dessen Story, die m.E. konstruiert und abgesprochen ist .Robin Alexander wird auch auf der Broschüre "Der Weg in den Mainstream", S.16, erwähnt...

Die Kanzlerin verhinderte die Grenzschließung, die de Maizière vorbereitet hatte:

"Der Einsatz sollte nach den Planungen an diesem Sonntag, 13. September, um 18.00 Uhr beginnen. Kurz vorher wurde der Einsatzbefehl aber auf Intervention der Bundeskanzlerin abgeändert und der letzte Halbsatz gestrichen"

https://www.focus.de/politik/videos/im-september-2015-deutschland-stand-2015-kurz-vor-einer-grenzschliessung-dann-aenderte-die-kanzlerin-einen-satz_id_5587586.html

Auf die BILD-Zeitung wird im focus Artikel verwiesen, die (zahlungspflichtig) schreibt:  https://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/fluechtlingskrise/das-waechst-uns-ueber-den-kopf-46085560,view=conversionToLogin.bild.html

"Warum hat Kanzlerin Merkel die Grenze um keinen Preis schließen wollen?"

Ja, weil es einem Plan entsprach, bitte unbedingt lesen:

"Hier gab es offensichtlich eine Ge­mengelage: Der von Angela Merkel au­tokratisch durchgeführte Akt wird von mehreren Motiven getragen. Er war ein Erpressungsakt gegenüber den Deut­schen, um sie zu mehr „Verantwor­tungsübernahme“ in der globalisierten Welt zu zwingen, sprich ihre Bereitschaft zu militärischem Eingreifen zu erhöhen. Ansonsten würden die Probleme vor der eigenen Haustür landen. Es war ein vasallischer Treueakt gegenüber den An­forderungen der USA"

https://zuerst.de/2016/11/23/migranten-als-rammbock/

Das Buch von F. Beck eignet sich nicht als eine Schmonzettenstory wie das von Alexander, sondern es macht klar, daß Merkel einem Plan des internationalen Finanzkapitals folgte:

F. Beck: Die geheime Migrationsagenda.

https://www.amazon.de/Die-geheime-Migrationsagenda-Friederike-Beck/product-reviews/3864453100

Noch die Kundenrezensionen bei amazon zu diesem exzellenten Buch sind erleuchter als Alles, was in den sog. kritischen Blogs dazu nachgeplappert wurde. Der WELT-Journalist R Alexander soll UNS die Welt erklären? Das ist absurd, ein ellenlanger SPIEGEL-Artikel, wo wir mit am Kabinettstisch sitzen?

Unglaublich. Nein, Friederike Beck lesen, und nicht das Ablenkungsmanöver von R. Alexander, die Regierung wollte eigentlich die Grenze schließen.

NEIN, de Maizière hat einen Versuch gemacht, aber die Katastrophenverantwortung liegt bei der verfassungsbrechenden Kanzlerin.

Maiordomus

11. April 2017 18:26

PS. Ich freue mich wie immer auf das neueste Heft von Sezession als gepflegt aufgemachter Druckausgabe. Es gibt Nummer für Nummer tiefschürfende Artikel und nich zu unterschätzen die Buchrezensionen sowie auch Hintergrundnachrichten über die europäische rechte und zum Teil auch halbrechte Szene ohne allzuviel Parteinahme, was für die politische Orientierung von Wert ist.

Monika L.

11. April 2017 19:41

Lieber einen Mann mit Schraubenschlüssel als einen Mann mit Hammer und Sichel.

Erdhummel

11. April 2017 20:22

Nautilus,

ich teile Ihr Unbehagen - diese Gefahr des Eintauchens in den Politikbetrieb der Hauptstadt existiert besonders für nicht gefestigte, rückgratlose Eintaucher. Aber und das sollte man nicht unterschätzen - um gehört zu werden und um letztlich die "Selbstverständlichkeiten" wieder herzustellen ( bevor sie mit der Zeit  gezielt und manipulierend vergessen werden) braucht es laute und mitreißende Stimmen im Bundestag, die sie geduldig und mit Nachdruck für das deutsche Volk  einfordern. Sonst wird anstelle des  erwünschten Hochkletterns der Treppenstufen ganz schnell ein  Sturz auf den Kellerboden folgen und der Vogel mit Sicherheit von der Katze gefressen.

calculus

12. April 2017 09:16

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

vielen Dank für die aufmunternden Worte, die ich, das muß ich zugeben, von Zeit zu Zeit bitter nötig habe.

Gerade gestern war es mal wieder so weit. Da mußte ich turnusmäßig aus meinem ostbrandenburgischen Dorf mit öffentlichen Verkehrmitten quer durch die große Stadt in die Landeshauptstadt. Bereits hier draußen in der vormaligen Abgeschiedenheit geht es los. Bereits auf dem kleinen Busbahnhof hier bei uns glaubt man, man wäre in Aleppo und nicht in einem kleinen Dorf unweit der Oder. Und so geht es immer weiter. In den öffentlichen Verkehrsmitteln hört man kaum mehr deutsche Stimmen, dafür umso mehr welche aus aller Herren Länder. Die gesamte Fahrt über geht das so, es gibt nicht die geringste Atempause.

Es ging schlicht um die parteipolitische Angst vor schlechten Bildern und um die Frage, ob der politische Gegner einen Vorteil aus einer häßlichen Entscheidung würde ziehen können

Man hat spätestens 2013 mit der Vorbereitung der dezentralen Infrastruktur zur Vereilung der sogenannten "Flüchtlinge" übers ganze Land begonnen. Alles im im Beritt des Innenministers. Wenn man nur "schelechte Bilder" hätte vermeiden wollen, hätte man eine gut bewachte zentrale Struktur errichten können und müssen.

Es ist alles verloren.

destijl

13. April 2017 04:26

Sich mit Haut und Haar an Höcke zu heften, dafür habe ich bezüglich Ihrer privaten Freundschaft Verständnis. Allerdings ist mit dem Mann politisch nichts zu gewinnen, da bin ich ganz bei Maiorsdomus. Ob es Höckes blumig-verstaubte  Ansprache, seine ungeschickten Manöver oder seine vermeintliche (wolh auch: tatsächliche) Geistesnähe zur NPD ist, für eine AfD und für ein zukunftgerichtetes rechtes Programm taugt das nicht. Das ist nicht die neue, schöne Rechte sondern eine miefige, alte. 

Den Akzent, den Sie im Spiegel gesetzt und nun fortgeführt haben bezüglich der Erinnerungskultur, welcher als Angebot an die Mitte gewertet werden kann, finde ich sehr gut. Dieser verfolgt im Übrigen eine gegenteilige Strategie zur berüchtigten Höcke-Rede und kann auch als Korrektur-Hinweis an den Freund verstanden werden (?). 

Locke

13. April 2017 23:58

@calculus

Ich kann Ihre Gefühle verstehen und teile ich sie gleichfalls. Ich glaube aber, dass viele aus westdeutschen Ballungsgebieten für unsere Befindlichkeiten nur ein müdes Lächeln übrig haben. Ich bemerke dies mit Gleichgesinnten, die in westdeutschen Städten leben. Ich nenne es die 100% Sache. Ich bin 32 Jahre und lebe in der ostdeutschen Provinz. Ich bin zu 100% ohne Fremdländische aufgewachsen. Bis zum Jahr 2014 habe ich eigentlich nie Fremdländische erlebt. Selbst der Dönermann in unsere kleinen Stadt war ein Deutscher. Ungelogen. 

Und jetzt merke wie ich, wie ich mit aller Macht und Kampf versuche, mein Leben ohne Fremde weiterhin als >das Normale< zu betrachten. Diese Betrachtung der >Normalität< lasse ich mir von niemandem nehmen. Auch und erst recht nicht von Gleichgesinnten. 

Cacatum non est pictum

15. April 2017 03:37

@destijl

Sich mit Haut und Haar an Höcke zu heften, dafür habe ich bezüglich Ihrer privaten Freundschaft Verständnis. Allerdings ist mit dem Mann politisch nichts zu gewinnen, da bin ich ganz bei Maiorsdomus. Ob es Höckes blumig-verstaubte  Ansprache, seine ungeschickten Manöver oder seine vermeintliche (wolh auch: tatsächliche) Geistesnähe zur NPD ist, für eine AfD und für ein zukunftgerichtetes rechtes Programm taugt das nicht.

Kennen Sie seine Reden in Gänze? Haben Sie ihn schon mal live erlebt? Kennen Sie die sogenannten Bürgerdialoge der AfD Thüringen? Haben Sie ihn schon mal im Thüringer Landtag lospoltern und seinen Kontrahenten der Blockparteien die Leviten lesen gesehen? Sind Ihnen die aktuellen Umfragewerte der AfD Thüringen bekannt?

Ja, Björn Höcke ist anders als jener gemeine Berufspolitiker dieser Tage, der sich durch Opportunismus, Kompromiss-Sucht und Farblosigkeit auszeichnet (und ferner dadurch, dass er in seinem Leben noch keine ehrliche Arbeit geleistet hat). Höcke polarisiert, keine Frage. Aber für mich verkörpert er geradezu den Idealtypus eines Politikers, der in unserem Sinne Widerstand gegen die staatszersetzenden Machenschaften der aktuellen Regierung leisten kann. Er ist authentisch, und das ist im heutigen Politbetrieb fast ein Alleinstellungsmerkmal. In den letzten beiden Jahren wurde doch so oft davon gesprochen, dass es uns an genau dieser Gattung von Politikern mangelt. Und jetzt ist er dem eigenen Lager wieder nicht aalglatt genug?

Das ist nicht die neue, schöne Rechte sondern eine miefige, alte.

Die "neue, schöne Rechte" hat am kommenden Wochenende in Köln einen Massenauflauf von mehr als 50 000 Mitgliedern der Zivilgesellschaft zu gewärtigen, die die Neue Rechte genauso miefig findet wie Sie die Alte. Meinen Sie, dass Ihre Distanzierungsversuche auch nur einen einzigen von denen beeindrucken werden? Die politischen Gegner schmeißen sowieso alle in einen Topf, die sich ihrer Deutungshoheit nicht fügen wollen. Darauf reagiert man mit Geschlossenheit, nicht mit Isolierung.

Den Akzent, den Sie im Spiegel gesetzt und nun fortgeführt haben bezüglich der Erinnerungskultur, welcher als Angebot an die Mitte gewertet werden kann, finde ich sehr gut. Dieser verfolgt im Übrigen eine gegenteilige Strategie zur berüchtigten Höcke-Rede und kann auch als Korrektur-Hinweis an den Freund verstanden werden (?).

Wieso muss man der Mitte Angebote machen? Muss man nicht. Wie wäre es mit einem eigenen Profil? Die Mitte ist links - und wenn die AfD nicht auch dort landen will, sollte sie einen Teufel tun, sich dorthin zu bewegen.

Cacatum non est pictum

15. April 2017 04:18

@calculus

Es ist alles verloren.

Es ist nichts verloren. Lassen Sie den Kopf nicht hängen, lieber Mitstreiter. Wir haben nur diese eine Heimat, und wir werden sie für uns, unsere Kinder und Kindeskinder verteidigen. Man sollte sich allerdings von der Illusion lösen, dass das noch auf leichtem Wege zu bewerkstelligen ist. Der Zug ist abgefahren. Unser Bemühen wird entbehrungsreich sein, aber es wird sich - hoffentlich - lohnen.

@Locke

Ich kann Ihre Gefühle verstehen und teile ich sie gleichfalls. Ich glaube aber, dass viele aus westdeutschen Ballungsgebieten für unsere Befindlichkeiten nur ein müdes Lächeln übrig haben. Ich bemerke dies mit Gleichgesinnten, die in westdeutschen Städten leben.

Auch viele Westdeutsche haben den Kaffee auf. Der Unterschied zu den Ostdeutschen scheint mir tatsächlich der zu sein, dass die einen es mittlerweile für einen unabwendbaren Normalzustand halten, wenn sie beim Einkaufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln nur noch babylonisches Sprachengewirr vernehmen, während die anderen es zu schätzen wissen, dass die liebgewonnene Heimat noch nicht an allen Ecken und Enden mit orientalischem Flair bereichert ist.

Hugo

16. April 2017 15:37

Was wird passieren, in einer Woche, auf dem Bundesparteitag der AfD? Showdown Petry & Pretzell "PP" gegen Höcke, der selbst nicht anwesend, durch seine (vielen) Anhänger vertreten sein wird? Petry wird diesen Parteitag nur schwer beschädigt verlassen können. Im schlimmsten Fall droht ihr Ausscheiden oder die Spaltung der AfD, 5 Monate vor der wichtigsten Bundestagswahl der gesamten Nachkriegszeit! 

Dieser Wahnsinn wurde von PP heraufbeschworen, allerdings nicht ganz unprovoziert durch Höcke.  Aber das ist völlig uninteressant. Es ist überhaupt nicht wichtig, wer "schuld" ist. Es ist sogar unerheblich wer nun Recht hat, Höcke und seine Fundis oder Petry und ihre Realos. Dieser Richtungsstreit ist unnötig wie ein Kropf! Wichtig ist einzig und allein, ob die AfD in mindestens Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen wird oder nicht! Diese politische Notwendigkeit wird durch den Richtungsstreit gerade vergeben!

Ehrlich gesagt kann ich niemand verstehen, der jetzt den Richtungsstreit als "unvermeidbar" ansieht oder gar darin Partei ergreift. Wer das tut, hat nicht Deutschland im Sinn, sondern irgendwelche Machtstrukturen. Nur die vereinte AfD kann Deutschland vor dem Untergang 3.0 bewahren!  Eine "Höcke-AfD" und eine "Petry-AfD", die sich nach kurzer Zeit in "NPD" und "CDU" verwandeln, können es nicht! 

Franke84

17. April 2017 11:53

Zunächst einmal: vielen Dank für die klaren,  klugen Worte und die starke Metaper. 

Zur AfD: Sollte man zum jetzigen Zeitpunkt wirlklich in die von "Medieneliten" angefeuerten Streitigkeiten einstimmen? Ist es wirklich ein interner AfD-Streit - oder doch ein oktruierter, in den sich die "dumme" AfD drängen lässt?

Freilich kann man viele Bedenken und Ängste verstehen. Was nautilus schreibt, ist ein guter Einwand, der oft vergessen wird. Doch muß das jetzt gelöst werden, nur weil es einige Systemschreiberlinge fordern? 

Schauen wir doch mal zurück ins Bundestagswahljahr 2013. Damals hat man erfolgreich ein rot-(rot)-grünes Schreckensgespenst installiert. "Merkel oder Untergang" war oft als Stimmung zu spüren. Blanker Hohn in der Rückblende!  In der Folge (und wohl aus Angst vor einer linken Regierung) wählten zu wenige die AfD - man scheiterte an weniger als 1%...

Und 2017? Schulz soll diesmal das Schreckgespenst spielen, damit die Leute aus Angst vor ihm die CDU/CSU wählen - und nicht die AfD. Das ist der Kern der Waglkampfinszenierung! Um dies zu unterstützen schreibt die systemeigene Hilfspresse der AfD einen Grundlagenstreit an den Hals. Wer will schon einen starken Höcke, wenn er einen Hampelmann-Seehofer haben kann?

Jetzt reißen  wir uns am Riemen! Lassen wir uns nicht wieder blenden! Die Taube muß die Treppe erst wieder hoch und Selbstverständlichkeiten zurückgewinnen. 

 

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