Das ist meistens so, wenn Ellen Kositza (wir siezen uns, seit ich einen Spindoktorgrad habe) nach dem Essen noch etwas Konfekt und Kaffee reicht (die Leitmedien nennen das den K&K‑Abgang). Irgendeiner fängt dann garantiert an, über Politik zu reden oder sogar über die Partei, der Aufhänger war diesmal die neueste Home-Story, die yahoo über uns gebracht hat, heute.
Der Anlaß ist aber egal, wirklich, von den Partei-Größen, die sich hier ununterbrochen Rat abholen, hat immer einer etwas zu sagen, dabei sollten sie doch vor allem zuhören und mitschreiben. Seit zehn Jahren geht das so, ich erinnere mich noch genau:
Wir saßen damals in großer Runde zusammen, um die AfD durchzuplanen. Ich mochte diese frühen Treffen: Alle waren realpolitisch, keiner ließ sich lumpen, keiner war auf den anderen neidisch, und zur Abschlußsitzung hatten wir den Kreis noch einmal erweitert. Von den Lehrern waren Höcke, Lucke und Weißmann da, von den Publizisten Gauland, Stein, Kositza, Fest und ich (Klonovsky wollte Fahrtkostenerstattung und Tagesgeld, konnten wir damals beim besten Willen nicht berappen), von den Unternehmern Petry, v. Storch, Henkel und irgendsoein Reeder, und den Böckelmann hatten wir vergessen – der machte vielleicht einen Tumult!
Jedenfalls gingen wir den Plan nochmals durch – Wahlalternative 2012 oder 2013 (je nachdem), daraus Gründung der Partei (Weißmann war für Volkskonservativ-freiheitliche Bewegung VfB, der Rest für AfD) plus Demonstrationsbündnis (Weißmann war für Göttingen, der Rest für Dresden), und dann permantente Revolution innerhalb der Partei (alle waren dafür), also Flügel, Weckruf, Doppelspitze, Petry (“Ein Rock geht durch Deutschland”) undsoweiter.
Arbeitsteilung, klar. Stein schlug vor, wir könnten ein bißchen deutlicher getrennt marschieren, obwohl uns das alle hart anging, künstlich Differenzen hochzuspielen. Dazu dann noch ein populistisches Magazin, das die Sachverhalte compact zusammenfassen sollte, der Chef am besten mit guten Beziehungen ins benachbarte Ausland, vielleicht ein Schlesier oder ein Elsässer oder so was.
Naja, die Sache ging auf, geht immer noch auf – nur jetzt, am Wochenende, ging nicht alles ganz nach Plan: Petry (mittlerweile mit einem Herrn Pretzell ganz dicke) mußte einer Frau Weidel Platz machen, von der wir wissen, daß sie in manchem anders ist als Alexander Gauland, und das endlich war vorhin Anlaß für eine heftige Auseinandersetzung: Bystron, der sich in Schnellroda vor dem Verfassungsschutz versteckt hält, beschwor Gauland so heftig, jeden Streit zu vermeiden, daß es selbst Höcke (der nie schlecht über andere spricht) zu weit ging: totale Harmonie sei nie das Ziel dieser Partei gewesen.
Recht hat er. Und ganz unbescheiden darf ich sagen, daß er das von mir hat. Ich erinnere mich gut daran, daß ich damals, auf unserem Abschlußtreffen, drei Grundsätze prägte, die zum Glück bis heute beherzigt werden:
- Mandate machen glücklich.
- Der Zweck der Partei ist die Verwirklichung der Strategie der internen Spannung der Vordenker der Neuen Rechten.
- Macht mir den rechten Flügel stark!
Während nun der Parteitag in Köln tanzte, waren Höcke und ich am Kyffhäuser unterwegs, um im Wald Flugblätter zu verteilen, auf der Vorderseite ein optimistisches Bild, auf der Rückseite eben diese drei Grundsätzen. Wir sahen Wähler in Gruppen weiterwandern, was für eine Freude! Am Parkplatz trennten wir uns, um jenseits und diesseits des Berges jeder noch mal eben ein Dorf klarzumachen, aber zum Glück fand Höcke wie immer blind nach Schnellroda, wo schon die Bild, der Bender von der FAZ, ein ZDF-Team und einer von Blauen Kanal warteten, um O‑Töne einzusammeln.
Er weiß, daß er hier geistige Nahrung kriegt, und auch diesmal wird er auf dem Rücksitz ein Bücherpaket entdecken, wenn er wieder einmal nach Hause fährt: eine zerlesene Riefenstahlbiographie, die Edda und mehrere Freikorpsromane, also eigentlich meinen kompletten Bücherschrank.
Ist aber konsequent so. Ich will mich reduzieren, Herz über Kopf, Freunde, nehmt’s mir nicht übel, der Einfluß ist zu groß.
marodeur
Und was ist mit unserer Sache in Frankreich, Herr Kubitschek? Lassen Sie Marie jetzt nicht hängen. In Paris braucht man neue Anweisungen!