Wer denkt subjektiv?

Der Feminismus subjektiviert die Frauen, der Globalismus subjektiviert die Migranten, die linke Ideologie subjektiviert die Gewalt.

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Roger F. Dev­lins Sex, Macht, Uto­pie irri­tiert nach­hal­tig, weil die­ses Buch die inti­me Wahr­neh­mung von Mann und Frau vom Kopf auf die Füße stellt, wir nicht mehr Her­ren im eige­nen Hau­se der Bezie­hun­gen sind, das eige­ne Han­deln doch bloß Erle­ben ist. Dev­lin ver­sach­licht die See­len. Natür­lich hat Dev­lin als Reduk­tio­nist gro­ße Vor­bil­der, das “Gat­tungs­mä­ßi­ge” im Indi­vi­du­um soll­te uns nicht fremd sein.

Sein Angriff auf den Femi­nis­mus ist ein Angriff auf die mäch­ti­ge Sub­jek­ti­vie­rung der Frau. Frau­en hal­ten sich selbst, kaum daß sie als Mäd­chen in den Genuß der Sozia­li­sa­ti­on durch ihre femi­nis­ti­schen Müt­ter, ein­schlä­gi­ge Medi­en und Kam­pa­gnen kom­men, für unter­drück­te Objek­te. Sie glau­ben dann, end­lich ergrei­fen zu müs­sen, was ihnen zusteht: Sub­jekt­sta­tus, Selbst­er­mäch­ti­gung, Selbstbewußtsein.

Sich als Frau über Ansprü­che und Rech­te zu defi­nie­ren, die ihr als Indi­vi­du­um zuste­hen, geht von einem Bild aus, einem “sozia­len Kon­strukt”, das alles Gesell­schaft­li­che aus­blen­det. Das ist inso­fern para­dox, als Eman­zi­pa­ti­on, Ansprü­che und Rech­te wesent­lich gesell­schaft­li­che Vor­stel­lun­gen sind. Die Femi­nis­tin bas­telt sich das Para­dox so zurecht: die patri­ar­cha­le Gesell­schaft unter­drückt mich, des­we­gen sind mei­ne Pro­ble­me “gesell­schaft­li­che Pro­ble­me”. Doch anders als der klas­si­sche Mar­xis­mus und Anar­chis­mus und der zwei­te Femi­nis­mus lösen gegen­wär­ti­ge Frau­en das Pro­blem durch eine radi­ka­le Sub­jek­ti­vie­rungs­se­man­tik: ich wer­de unter­drückt, dabei habe ich doch das Recht auf Durch­set­zung mei­ner Bedürfnisse!

Femi­nis­mus in sei­ner aktu­el­len Erschei­nungs­form ist Nar­ziß­mus. Gegen die­sen Nar­ziß­mus objek­ti­viert Dev­lin hef­tig an, indem er die­sen Frau­en sagt: Ihr seid kei­ne Sub­jek­te, ver­geßt es, ihr seid  gat­tungs­mä­ßi­ge Objek­te, und indem er den Män­nern sagt: nehmt ihren Sub­jek­ti­vis­mus nicht ernst, was ihr braucht, sind geeig­ne­te Objek­te zur Grün­dung einer Fami­lie, denn die­se hat objek­tiv Bestand.

Im Stan­dard konn­te man vor ein paar Tagen auf einer Sei­te zwei Arti­kel über Afri­ka lesen. Der obe­re han­del­te davon, den afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent mit elek­tri­schem Strom zu ver­sor­gen, um Bil­dung und medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung zu ermög­li­chen. Der unte­re Arti­kel ver­kün­de­te das Unheil der Demo­gra­phie: allein in Nige­ria wer­den in einem Jahr so vie­le Kin­der gebo­ren wie in ganz Euro­pa, und die über­zäh­li­gen von ihnen schar­ren in den Start­lö­chern gen Euro­pa. Das Pro­blem tritt ganz offen zuta­ge, doch im Stan­dard ver­kün­det man als Lösung Bewußt­seins­stär­kung vor Ort für “Frau­en­rech­te” und “Fami­li­en­pla­nung”.

Der Glo­ba­lis­mus als ent­wick­lungs­hel­fen­der Inter­ven­tio­nis­mus sub­jek­ti­viert die demo­gra­phi­sche Kata­stro­phe auf das Niveau der kon­kre­ten Afri­ka­ne­rin. Er sug­ge­riert, sie hät­te die­sel­ben Selbst­er­mäch­ti­gungs­wün­sche wie die post­mo­der­ne Femi­nis­tin. Und wenn sie die­se noch nicht hegt, son­dern “Gebär­ma­schi­ne” ist, dann muß die Afri­ka­ne­rin gebil­det wer­den. Man ist ver­sucht, zu über­le­gen, ob eigent­lich flä­chen­de­cken­de Strom­ver­sor­gung mehr oder weni­ger Kin­der bringt. Vom sub­jek­ti­ven Stand­punkt kommt man offen­sicht­lich auch mit der klars­ten Sicht („It’s the demo­gra­phy, stu­pid!“ heißt der Text) auf die maxi­mal objek­ti­vie­ren­de Wis­sen­schaft, die Sta­tis­tik, kaum wie­der weg.

Der his­to­ri­sche Blick ist objek­ti­vie­rend, führt weg vom Ein­zel­schick­sal. Das bedeu­tet: wer in Geschich­te denkt, denkt nicht in Geschich­ten. Das bedeu­tet aber auch: man kann nur sub­jek­tiv-ahis­to­risch oder objek­tiv-his­to­risch den­ken. Der ein­zel­ne Afri­ka­ner als poten­ti­el­ler oder rea­ler Migrant ist indi­vi­du­el­les Rechts­sub­jekt, für den laut neu­es­ter EU-Par­la­ments­ent­schlie­ßung gilt, “dass Per­so­nen, die durch die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels ver­trie­ben wer­den, ein spe­zi­el­ler inter­na­tio­na­ler Schutz­sta­tus gewährt wer­den sollte”.

Durch die Aner­ken­nung von “Kli­ma” als Asyl­grund hebt sich die Seman­tik der Sub­jek­ti­vie­rung sel­ber auf. Die Zahl von “244 Mil­lio­nen frei­wil­li­gen und unfrei­wil­li­gen inter­na­tio­na­len Migran­ten” kann nicht mehr sinn­voll auf Sub­jek­te gerech­net wer­den. Die Kri­te­ri­en “Benach­tei­lig­te und Schutz­be­dürf­ti­ge, wie etwa Frau­en, […] LGBTI-Per­so­nen, Men­schen mit Behin­de­run­gen” hier für rekla­mier­ba­re Son­der­rech­te von Migran­ten über­haupt in Anschlag zu brin­gen, bedeu­tet, einen fata­len sub­jek­ti­vis­ti­schen Kate­go­rien­feh­ler zu bege­hen. Ich will es so fas­sen: jeder Mensch ist poten­ti­ell Sub­jekt, aber wenn es jeder Mensch wirk­lich wird, dann ist es kei­ner mehr.

Georg Wil­helm Fried­rich Hegel, der Groß­meis­ter der dia­lek­ti­schen Ver­mitt­lung des Objek­ti­ven mit dem Sub­jek­ti­ven, schrieb 1807 Wer denkt abs­trakt?, einen bis­si­gen klei­nen Angriff auf die “fei­ne emp­find­sa­me Leip­zi­ger Welt”, die dama­li­gen “Gut­men­schen”.

Sie bil­de­ten sich ein, mäch­tig “abs­trakt zu den­ken”, es gehör­te zum guten Ton, in gesel­li­ger Run­de mora­lisch zu phi­lo­so­phie­ren. Doch Hegel hält ihnen vor, daß der “unge­bil­de­te Mensch (abs­trakt denkt), nicht der gebildete.”

Ein Mör­der wird zur Richt­stät­te geführt. Das Volk sieht ihn ihm nichts als das Abs­trak­tum: “der Mör­der”. Die “schö­ne Welt” der

Men­schen­ken­ner sucht den Gang auf, den die Bil­dung des Ver­bre­chers genom­men, fin­det in sei­ner Geschich­te schlech­te Erzie­hung, schlech­te Fami­li­en­ver­hält­nis­se des Vaters und der Mut­ter, irgend­ei­ne unge­heu­re Här­te bei einem leich­te­ren Ver­ge­hen die­ses Men­schen, die ihn gegen die bür­ger­li­che Ord­nung erbit­ter­te, eine ers­te Rück­wir­kung dage­gen, die ihn dar­aus ver­trieb und ihm jetzt nur noch durch Ver­bre­chen sich noch zu erhal­ten mög­lich machte.

Durch Kon­kre­ti­sie­rung (Psy­cho­lo­gi­sie­ren der Sozia­li­sa­ti­on des Indi­vi­du­ums) wird es unmög­lich, das Objek­ti­ve zu sehen. Heu­ti­gen Mör­dern begeg­net die “schö­ne Welt” auf die­sel­be sub­jek­ti­vie­ren­de Weise:

Ver­blüf­fen­der­wei­se geht ein Bericht des Sen­ders CBS auf Zehen­spit­zen dar­über hin­weg, daß hier soeben ein männ­li­cher Schwar­zer zuge­ge­ben hat, wei­ße Män­ner aus Haß getö­tet zu haben. Statt­des­sen kon­zen­triert sich der Bericht auf scho­ckie­ren­de Behaup­tun­gen, daß Muham­mads Fami­lie wegen der von ihm began­ge­nen Mor­de ras­sis­tisch beläs­tigt wurde.

Wer demons­tra­tiv gut sein will, abs­tra­hiert nicht, son­dern ver­harrt trot­zig im Sub­jek­ti­ven. Hegel wäre nicht der, als den wir ihn ken­nen, wenn es damit sein Bewen­den hät­te. In der „Ästhe­tik“ (1835) liest sich sei­ne Abrech­nung mit der “roman­ti­schen” Sub­jek­ti­vie­re­rei so:

Je par­ti­ku­lä­rer nun der Cha­rak­ter ist, der nur sich sel­ber fest­hält und sich dadurch leicht dem Bösen nähert, des­to mehr hat er sich in der kon­kre­ten Wirk­lich­keit nicht nur gegen die Hin­der­nis­se zu behaup­ten, die sich ihm in den Weg stel­len und sei­ne Rea­li­sa­ti­on hem­men, son­dern des­to mehr wird er auch durch die­se sei­ne Rea­li­sa­ti­on sel­ber dem Unter­gan­ge ent­ge­gen­ge­trie­ben. Indem er sich näm­lich durch­setzt, trifft ihn das aus dem bestimm­ten Cha­rak­ter selbst her­vor­ge­hen­de Schick­sal, ein selbst­be­rei­te­tes Verderben.

Sub­jek­ti­vie­rer ist man nicht aus Dumm­heit oder weil man aus per­sön­li­cher Befan­gen­heit außer­stan­de ist, die “Emp­fin­dungs­see­le” (Rudolf Stei­ner) zu über­schrei­ten. Das ein­fa­che Volk ist nicht naiv, es sieht die “kon­kre­te Wirk­lich­keit”: das Objek­ti­ve, die gro­ßen Züge, das Historische.

Selbst­ver­wirk­li­chung – Hegel sagt: “Rea­li­sa­ti­on” – des mün­di­gen Sub­jekts ist eine roman­ti­sche Erfin­dung, die hart auf die Wirk­lich­keit stößt. Es ist die Wirk­lich­keit der Bio­lo­gie, der Demo­gra­phie, der Gewalt. Ein “selbst­be­rei­te­tes Ver­der­ben” ereil­te 1835 nur den, der sel­ber zu sehr Sub­jekt sein woll­te. Wer aber die­se Roman­tik glo­ba­li­siert, führt heu­te mehr als sich selbst in den Untergang.

Was hilft gegen sub­jek­ti­vie­ren­des Den­ken? Anti­fe­mi­nis­mus, Sta­tis­tik, Hate facts, his­to­ri­sches Den­ken, Meta­po­li­tik. Schön und gut, das Objek­ti­vie­ren läßt sich sub­jek­tiv-indi­vi­du­ell ler­nen. Nur was tun, wenn das Sub­jek­ti­vie­ren die Welt fest im Griff hat? Gegen­an­ob­jek­ti­vie­ren ist ein­zig ver­nünf­tig und debat­ten­taug­lich, ändert aber nichts dar­an, daß die glo­ba­li­sier­te Lin­ke die Welt­ge­schich­te bereits aggres­siv ent­his­to­ri­siert hat. Ob es dann noch klug ist, mit Hegel auf die dia­lek­ti­sche Selbst­zer­stö­rung des “par­ti­ku­lä­ren Cha­rak­ters” zu setzen?

Doch da gibt es noch ein ande­res Mit­tel, im sel­ben “Wer-denkt-abstrakt?”-Bilderbogen:

Alte, ihre Eier sind faul, sagt die Ein­käu­fe­rin zur Hökers­frau. Was, ent­geg­net die­se, mei­ne Eier faul? Sie mag mir faul sein! Sie soll mir das von mei­nen Eiern sagen? Sie? Haben ihren Vater nicht die Läu­se an der Land­stra­ße auf­ge­fres­sen, ist nicht ihre Mut­ter mit den Fran­zo­sen fort­ge­lau­fen und ihre Groß­mutter im Spi­tal gestor­ben, – schaff sie sich für ihr Flit­ter­hals­tuch ein gan­zes Hemd an; man weiß wohl, wo sie dies Hals­tuch und ihre Müt­zen her hat; wenn die Offi­zie­re nicht wären, war jetzt man­che nicht so geputzt, und wenn die gnä­di­gen Frau­en mehr auf ihre Haus­hal­tung sähen, säße man­che im Stock­hau­se, – flick sie sich nur die Löcher in den Strümp­fen! – Kurz, sie läßt kei­nen guten Faden an ihr. Sie denkt abs­trakt und sub­su­miert sie nach Hals­tuch, Müt­ze, Hemd usf. wie nach den Fin­gern und ande­ren Par­tien, auch nach [dem] Vater und der gan­zen Sipp­schaft, ganz allein unter das Ver­bre­chen, daß sie die Eier faul gefun­den hat; alles an ihr ist durch und durch mit die­sen fau­len Eiern gefärbt, dahin­ge­gen jene Offi­zie­re, von denen die Hökers­frau sprach – wenn anders, wie sehr zu zwei­feln, etwas dar­an ist –, ganz ande­re Din­ge an ihr zu sehen bekom­men mögen.

Es kommt dar­auf an, in die­sem Sin­ne “abs­trakt zu den­ken”, wenn alles mit die­sen fau­len Eiern gefärbt ist! Und nichts ande­res pas­siert gegen­wär­tig im Meme war im Inter­net, in end­lo­sen Ver­ar­schun­gen, sym­bo­li­schen IB-Aktio­nen, Viral vide­os, soge­nann­ten „Haß­kom­men­ta­ren“, höhe­rem und nie­de­rem Blöd­sinn. Lin­ke, eure Eier sind faul!

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (23)

Der Gehenkte

25. April 2017 23:56

Beim ersten Lesen des Beitrages hatte ich gleich mehrere Aha-Erlebnisse, beim zweiten stellten sich die Fragen ein.

1. Es bietet sich eine provokative Gegenüberstellung an:

@CS: „Sich als Frau über Ansprüche und Rechte zu definieren, die ihr als Individuum zustehen, geht von einem Bild aus, einem "sozialen Konstrukt", das alles Gesellschaftliche ausblendet. Das ist insofern paradox, als Emanzipation, Ansprüche und Rechte wesentlich gesellschaftliche Vorstellungen sind.“

Volker Weiß schreibt in „Die autoritäre Revolte“ fast spiegelbildlich: „Es gehört zu den Paradoxien Donovans, daß sein als Kreuzzug gegen die Gender-Theorie angelegter Lobgesang auf den männlichen Mann das Geschlecht selbst immer wieder über soziale Praktiken definiert. Daß er den Gender-Begriff damit bestätigt, statt ihn zu widerlegen, fällt seinen Anhängern nicht auf.“ (231) Hier böte sich eine Gelegenheit für „seine Anhänger“, darauf zu antworten.

2. Es steht außer Frage, daß die „romantische Idee“ der Selbstverwirklichung, würde sie weiter als die europäische Kultur greifen, zum globalen Katastrophenfall führen muß. Man wird sich dagegen aber nicht wehren können (also sollte man es?) und es ist ohnehin die Frage, ob tribale Kulturen überhaupt dazu in der Lage und Willens sein werden. Besteht die Gefahr also tatsächlich?

3. Den Konflikt zwischen Subjektivierung und Objektivierung herausgearbeitet zu haben, ist der wichtigste positive Ertrag. Diesen Kategorienfehler kann man von nun an in Diskussionen argumentativ verwenden. Aber die harte Gegenüberstellung scheint mir übers Ziel hinauszuschießen, was im Kontext Hegel umso deutlicher wird. Sollte man das Verhältnis nicht dialektisch betrachten und nach einer Aussöhnung, nach einer Verwindung suchen, den objektiven Blick eisern trainieren, ohne die jeweilige Subjektivität gleich über Bord zu werfen? Kubitschek hatte irgendwann mal sinngemäß gesagt: Das sind wirkliche Schicksale, wir können uns dem Anbranden der Bedrängnis nicht verschließen.

4.Das einfache Volk ist nicht naiv, es sieht die "konkrete Wirklichkeit": das Objektive, die großen Züge, das Historische.“ Welche Anhaltspunkte gibt es denn für diese Sicht? Man müßte wohl erst klären, was das „einfache Volk“ ist – wie ich es verstehe, da sehe ich fast nur reinen Subjektivismus. Das „einfache Volk“ ist komplett abstraktionsunfähig, geschichtsvergessen und wird es mit der Zerstörung der Familie immer mehr auch auf ganz subjektivem Terrain.

5. Den Schwenk zum Meme war verstehe ich überhaupt nicht. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Großartige Sätze:

 Der Globalismus als entwicklungshelfender Interventionismus subjektiviert die demographische Katastrophe

Der historische Blick ist objektivierend, führt weg vom Einzelschicksal. Das bedeutet: wer in Geschichte denkt, denkt nicht in Geschichten. Das bedeutet aber auch: man kann nur subjektiv-ahistorisch oder objektiv-historisch denken.

Durch die Anerkennung von "Klima" als Asylgrund hebt sich die Semantik der Subjektivierung selber auf.

Jeder Mensch ist potentiell Subjekt, aber wenn es jeder Mensch wirklich wird, dann ist es keiner mehr.

Wer demonstrativ gut sein will, abstrahiert nicht, sondern verharrt trotzig im Subjektiven.

Wer aber diese Romantik (der Selbstverwirklichung) globalisiert, führt heute mehr als sich selbst in den Untergang.

Martin Lichtmesz

26. April 2017 03:37

„Es gehört zu den Paradoxien Donovans, daß sein als Kreuzzug gegen die Gender-Theorie angelegter Lobgesang auf den männlichen Mann das Geschlecht selbst immer wieder über soziale Praktiken definiert. Daß er den Gender-Begriff damit bestätigt, statt ihn zu widerlegen, fällt seinen Anhängern nicht auf.“ (Volker Weiß)

Das ist mal wieder sowas von extraordinär dumm. Weiß ist offenbar außerstande, einen komplexen Gedanken zu erfassen, und dann sieht er überall Widersprüche und "Paradoxien". Hier etwa geht es um das Wechselspiel von Natur und Kultur. Ihm mangelt es sichtlich an Lesekompetenz, sonst würde er nicht ständig versuchen, anhand von Strohmännern seine vermeintliche Schläue zu demonstrieren, was jedesmal peinlich nach hinten losgeht. Kein Kritiker des Gender-Begriffs hat jemals geleugnet, daß sich das Geschlecht im sozialen Bereich über "soziale Praktiken definiert" oder besser gesagt manifestiert. Der wesentliche Punkt ist, den Kurzschluß zurückzuweisen, daß Geschlecht nichts weiter als ein "soziales Konstrukt" sei und darum beliebig sozial (de-)konstruierbar sei. Denn die besagten sozialen Praktiken haben eine klare biologische Basis, wie Donovan ständig betont und nachweist, was Weiß offenbar nicht aufgefallen ist.

Monika L.

26. April 2017 10:07

Dieser Text irritiert mich nachhaltig. Ich verstehe ihn einfach nicht. Was will uns die Autorin damit sagen ? Ich benötige zum Verstehen Beispiele. Mir erschließt sich die Welt nicht über eine Theorie. Wer denkt subjektiv? Vielleicht denken sehr viele Menschen nicht subjektiv. Aber: Gefühle sind doch immer subjektiv, oder? Jeder Mensch fühlt als Einzelner. Jeder Mensch hat ein Schicksal. Das ihn über alle Objektivierungen hinweghebt. 

Konkret: Ich wurde von keiner feministischen Mutter sozialisiert. Sondern von einer katholischen Hausfrau, die mit Selbstverwirklichung nichts am Hut hatte. Frauen galten als " gattungsmäßige Objekte". Spruch meines Opas: ' Wenn Frauen sterben, kein Verderben. Wenn Pferde verrecken, welch ein Schrecken' . 

Auch ohne feministische Theorie im Hinterkopf fühlte ich, dass mir dieses "objektivierte Frauenbild" gar nicht gefiel. Und rebellierte dagegen. Im Relionsunterricht nach dem Sinn des Lebens gefragt, antworteten in den 60-er Jahren 90 Prozent der Mödchen : Heiraten und Kinderkriegen. Das Wort "Selbstverwirklichung" war in diesen Jahren weitgehend unbekannt. Selbstverwirklichung und individualisiertes Denken gibt es m. E. erst mit zunehmender Bildung, Wohlstand und Konsum. Das ist die Ursache für Individualisierung. Und nicht eine Theorie. Ein "Flüchtling", der im Zuge seines "Migrationsabenteuers" zu bescheidenem Konsum ( Smartphone, Klamotten usw. ) oder Alphabetisierung kommt, wird individualistischer.

Und damit kommen wir zur  flöchendeckenden Stromversorgung. Da war zu lesen, dass ein ' Flüchtling' Urlaub in Aleppo macht. Allerdings nach Deutschland zurückkehrt, weil es in Aleppo mit der Strom- und Wasserversorgung nicht so klappt. Höchstwahrscheinlich wird dieser ' Flüchtling' in Deutschland nie bei den Wasserwerken arbeiten. Aber vielleicht kommt er ins Nach- denken. Oder die nordafrikanische Frau, die in  der Frankfurter Kleinen Markthalle unbegrapscht die Auslagen erforschen kann. ( na ja, stimmt auch immer weniger) . Die kam vielleicht auch mal ins Nach-denken. Die begrapschte einheimische Frau kommt allerdings auch immer mehr ins Nachdenken. 

Was will ich jetzt eigentlich sagen? Warum muß das Individuelle gegen das Kollektive ausgespielt werden? Kann man nicht beides im Blick haben? Als (noch) zivilisierter Europäer. Da wird es demnächst noch weitere nachhaltige Irritationen geben, was das Kollektive und Individuelle betrifft. Das führt dann auch zu neuen Theorien. Und Dekonstruktionen.

Gerrit

26. April 2017 11:45

Eine Versöhnung des Objektiven mit dem Subjektiven ist unabdingbar. Wer sich selbst nicht als Subjekt begreift, sondern sich nur "in historischen Zusammenhängen sieht", wird in der Realität scheitern. Wer seinen Mitmenschen nur als Gattungsobjekt betrachten kann, wird diesen nicht gerecht. Das moderne Problem scheint mir eher zu sein, dass die subjektive Sicht dominiert. Und dies führt zu Verwerfungen. Ein Beispiel aus meinem Feld: Der Richter muss den Einzelmenschen sehen und ihn anhand dieser Befunde beurteilen. Eine "Gattung", gleich welcher Art, spielt bei dieser Betrachtung keinerlei Rolle. Der Richter, der dies nicht kann, sondern Politik betreiben, statt Herrschaft über ein Einzelschicksal ausüben will, ist völlig fehl auf seinem Platz.  Ganz ander der Gesetzgeber. Der Gesetzgeber darf eine solche subjektive Sicht nicht einnehmen (tut es aber fortwährend), will er nicht korrumpiert werden. Der Gesetzgeber muss sich auf das "Große Ganze" konzentrieren und darf dabei auf Härten auf das Leben einzelner keine Rücksicht nehmen. Wer das nicht kann, hüte sich vor Gesetzgebung und Verwaltung. Im Alltag ist dies ebenso: Ich kann Einzelschicksale von Immigranten rührend finden und dem einzelnen Menschen seine Suche nach Glück in unserem Land von Herzen gönnen, gleichzeitig aber die Massenimmigration kulturfremder Menschen in unser Land ablehnen. Dies ist eben kein Widerspruch.

Desprecio

26. April 2017 12:01

@ "Monika L." / 26.April, 08:07

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dies war wohl das Mindeste, was zu diesem Artikel gesagt werden musste. Da man die Distanz im eigenen Lager nicht zu gross werden lassen sollte, enthalte ich mich bewusst eines eigenen Beitrags.

Rex Regum

26. April 2017 12:15

Es gilt wie schon in der Romantik: Individuum est ineffabile!

Maiordomus

26. April 2017 13:37

"Das einfache Volk" sollte man nicht definieren, eher geht es darum, sich zu fragen, was das Subjekt und vor allem das Objekt der Volkskunde ist. Es gibt methodisch den volkskundlichen Ansatz, und bei diesem spielen Geschlechterfragen, wenn möglich unbefangen betrachtet, nicht im Sinne eines Geschlechterkampfes, nun mal eine Rolle. Das Wichtigste, was sich aus dem volkskundlichen Ansatz ergibt, ist eine empirisch nicht und niemals wegzudiskutierende Geschlechterdifferenz. Klar, Monika, schrieb Frau Sommerfeld in Sachen Klarheit eher in Unterform. Noch gut die kritische Ergänzung von Lichtmesz betreffend Volker Weiss.

quarz

26. April 2017 15:02

@Monika

"Selbstverwirklichung und individualisiertes Denken gibt es m. E. erst mit zunehmender Bildung, Wohlstand und Konsum."

Ich weiß nicht. Wenn die Herde zu Wohlstand gelangt, konsumiert sie dann nicht einfach kollektiv Sushi anstatt kollektiv Currywurst? Und selbst bei der Bildung habe ich Zweifel. Zumindest dann, wenn diese einfach darin besteht, die Narrative einer bestimmten sozialen Schicht und deren "Hurra!"/"Buh!"-Katalog zu übernehmen.

Heinrich Brück

26. April 2017 15:21

"Warum muß das Individuelle gegen das Kollektive ausgespielt werden?"

Damit der Große Austausch als normal angesehen werden kann, wird die Individualisierung der Nationalerziehung vorgezogen. Für die individualisierte Konsummonade globalistischer Hoffnung, die kein Kollektivindividuum ist, gibt es gute und nichtgute Menschen. In der Gegenwart eines solchen Individuums, was mir immer besondere Freude bereitet, ein Kollektiv mit dem Namen Deutsches Volk anzusprechen, weckt den anerzogenen Killerreflex gegen sich selbst, gerade weil das Individuelle zukunftslos bleiben muß.

Natur und Realität bleiben einschätzbare Konstanten; und nur im nichtglobalistischen Kollektiv kann das Individuum seine Existenz historisch verteidigen.

Der_Jürgen

26. April 2017 15:24

@Monika L. @Desprecio

Mir fällt es schwer, Ihre Kritik zu begreifen. Dieser Text ist doch eine wahre Fundgrube von Ideen und scharfsinnigen Formulierungen. (Über Hegel äussere ich mich nicht, da ich davon nichts verstehe; hierzu sollen sich besser qualifizierte Foristen wie der Gehenkte oder Maiordomus äussern).

Zum Satz "Das einfache Volk ist nicht naiv, es sieht die konkrete Wirklichkeit..." äussert sich der Gehenkte kritisch; das einfache Volk, argumentiert er, sei abstraktionsunfähig. Dies stimmt; es gilt aber auch für die meisten Intellektuellen, die nicht fähig oder nicht gewillt sind, elementare Zusammenhänge wie den zwischen dem Schuldkult und der Ankurbelung der Einwanderung zu erkennen, die für uns auf der Hand liegen.

Andererseits ist das einfache Volk in seiner grossen Mehrheit nicht so naiv, dreiste Lügen wie die, dass die "Flüchtlinge" für Deutschland eine Bereicherung seien, dass sie den Deutschen einst die Renten zahlen würden und dass ihre Aufnahme eine "humanitäre Pflicht" sei, zu schlucken. Immerhin haben in Österreich 80% der Studenten und Universitätsprofessoren für van der Bellen gestimmmt und 80% der Arbeiter für Hofer. Dies zeigt doch wohl, welche Gruppe die Lage realistischer einschätzt.

RMH

26. April 2017 16:42

Beim Thema Feminismus und Emanzipation ist ein Aspekt, der gerne von Linken übersehen wird, dass hier maßgeblich gar nicht das Subjekt der einzelnen Frau und deren Rechte und "Selbstverwirklichung" im Blick steht (bzw. wird dies nur vorgetäuscht), sondern dass es um die totale Mobilmachung des Arbeitskräfte-Faktors Frau geht. Dies wurde in Zeiten der Kriegsproduktion bereits im letzten Jahrhundert besonders deutlich. Die moderne Frau hat fachlich besser zu sein als der Mann (und erzeugt damit auch bei diesen faulen Säcken für Belebung durch Konkurrenz), volle Arbeit zu leisten und darf dafür sogar auch das eine oder andere Kind zu Welt bringen, vorausgesetzt, dass dieses dann wieder zur Krippe, in den Kindergarten etc. gebracht wird, damit an diesem Nachwuchs wieder Wertschöpfung betrieben werden kann (und als netter, gewollter Nebeneffekt: erzieherischer Einfluss genommen werden kann).

Mit Emanzipation im Sinne eines Ausgangs aus einer Unmündigkeit und Abhängigkeit hat das am Ende nur noch recht wenig zu tun, im Gegenteil, der moderne Weg der Frau scheint doch zu ziemlich viel Unwohlsein zu führen, wenn man die tausenden von Mittelchen und "Frauengold"-Derivate sieht, die am Markt angeboten und beworben werden.

Von der vermeintlichen Unfreiheit im Patriarchat zum Sklavendasein in einer modernen Konsum- und Leistungsgesellschaft. Zumindest in Punkto Sklavendasein teilen die meisten Frauen nunmehr völlig gleichberechtigt das Schicksal mit den Männern.

Caroline Sommerfeld

26. April 2017 17:26

@ Gehenkter:

Das unbegreifliche meme war-Ende meines Artikels will ich ein wenig verdeutlichen.

Wenn meine Diagnose stimmt, und die Subjektivierei der Kern der globalistischen Ideologie ist, und die Leute vom Denken in großen, abstrakten, objektiven Zügen systematisch abbringt, dann kann man als Antidot zweierlei verschreiben:

1.) Objektivieren. Dazu dienen wie gesagt methodisch Statistik, Demographie, Fakten, historische Argumente. Dieses Gegenmittel wirkt auf rationale Weise und auch im hegelschen Sinne aufhebend, in Richtung einer ideologischen Gesundung als Synthese. Nur zweifle ich stark, ob das Mittel noch greift, ob wir durch kluges Argumentieren ernsthaft heilen können.

2.) Verarschen. Das Mittel des Lächerlichmachens, des Unterhöhlens, der Subversion könnte an Stellen der Infektion hingelangen, die der Objektivierung unzugänglich sind. Die völlig überdrehte, fast dadaistische Schimpftirade der Hökersfrau über die "faulen Eier" ist eine Abstraktion. Das hat alles nichts mehr mit dem "Individuum" zu tun, das da unfair und justiziabel mit einem Schmutzkübel voll hate speech überschüttet wird. In diesem Sinne erkennt, wie @Jürgen ja auch schrieb, das "Volk", das noch nicht vollends durchsubjektiviert ist, manchmal die groben Züge völlig korrekt. Ich hab da eine gewisse Hoffnung auf das Jungvolk, die tagaus, tagein Verarschungsvideos und memes teilen. Humor muß per definitionem abstrahieren!

Desprecio

26. April 2017 21:56

@  "Der_Juergen"

Schön, wieder etwas von Ihnen zu hören. Ich hatte Sie schon vermisst. Ich hoffe doch, dass nicht ich Sie mit meiner bescheidenen Kritik an der Autorin C.S. unfreiwillig aus der Versenkung gelockt habe !?

Hartwig aus LG8

26. April 2017 22:16

@ Der_Jürgen

Ihre Schlussfolgerungen im letzten Absatz stimmen nicht. Die studentischen und professoralen van-der-Bellen-Wähler sehen durchaus die Verderbnis für das eigene Land. Nur stören sie sich daran nicht  bzw. saugen Honig und laben sich daran. Aber sei's drum. Trotzdem schön, mal wieder nach längerer Pause von Ihnen zu lesen.

Der Gehenkte

26. April 2017 22:49

@ Der_Jürgen: "Andererseits ist das einfache Volk in seiner grossen Mehrheit nicht so naiv, dreiste Lügen wie die, dass die "Flüchtlinge" für Deutschland eine Bereicherung seien, dass sie den Deutschen einst die Renten zahlen würden und dass ihre Aufnahme eine "humanitäre Pflicht" sei, zu schlucken."

Es ging um Subjektivierung und Objektivierung. Wenn das "einfache Volk" ein gesundes Gespür für Deformationen hat, ein Gefühl oder dergleichen, dann ist das eine Form der Subjektivierung, sogar einer extremen Subjektivierung, denn das Gefühl kommt aus einer individuell empfundenen Bedrohungssituation. Es hat mit Einordung in einen großen historischen oder abstrakten, objektivierenden Zusammenhang gerade nichts zu tun. Zwar mögen 80% dieser Leute "richtig" wählen, ob sie es aus den "richtigen" Gründen tun, ist eine andere Frage. Böte eine andere, eine radikal linke Partei ein Artikulationsventil, würden sie auch dort ihr Kreuzchen machen.

Es ist wichtig, die Begriffe nicht zu vermischen, denn nur so kann es eine halbwegs akkurate Lagenalyse geben und die wiederum ist Voraussetzung - wenn auch keine Garantie - für korrekte politische Entscheidungen. Davon hängt ab, inwieweit "das Volk" wirklich metapolitisch erreichbar ist, sei es über Theorie (Text) oder Praxis (z.B. Pegida-Reden, symbolische Aktionen etc.)

@ Caroline Sommerfeld: "Das Mittel des Lächerlichmachens, des Unterhöhlens, der Subversion..."

Habe ich schon mal irgendwo gehört: "Gesellschaftliche Strukturen, Wissensordnungen und kulturelle Formationen (Diskurse), so eine Voraussetzung der meisten Poststrukturalisten, sind grundsätzlich mit Macht­formen verknüpft, welche deren Geltung und hierarchische Ordnung etablieren und dazu Herrschafts­verhältnisse produzieren und stabilisieren. Ein zentrales Motiv ist daher für viele Poststrukturalisten, wie derartige Herrschaftsordnungen durch subversive (unterlaufende) und interventionistische (eingreifende) Praktiken verändert oder zumindest für kreative Neupositionierungen genutzt werden können. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Analyse von Massenmedien, Populärkultur und Alltags­praktiken, wie sie insbesondere durch die Disziplin der Cultural studies analysiert werden."

Utz

26. April 2017 23:50

@ Der Gehenkte

Es ging um Subjektivierung und Objektivierung. Wenn das "einfache Volk" ein gesundes Gespür für Deformationen hat, ein Gefühl oder dergleichen, dann ist das eine Form der Subjektivierung, sogar einer extremen Subjektivierung, denn das Gefühl kommt aus einer individuell empfundenen Bedrohungssituation.

Ich fühle mich nicht individuell bedroht. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt mir, daß weder Attentate noch ein noch nicht mal eingetretener Bürgerkrieg eine relevante Bedrohung sind. Die echte Bedrohung, der Verlust der Identität, ergibt sich aus der Demographie, die betrifft mich aber nicht individuell und kurzfristig, sondern die betrifft uns als Volk.

@ RMH

Die moderne Frau hat fachlich besser zu sein als der Mann (und erzeugt damit auch bei diesen faulen Säcken für Belebung durch Konkurrenz), volle Arbeit zu leisten und darf dafür sogar auch das eine oder andere Kind zu Welt bringen, ...

Vermutlich ist es sogar noch schlimmer, und es läuft alles darauf hinaus, daß der modernen Frau gar nicht mehr erlaubt wird Kinder zu bekommen. In einer Arbeitswelt, die sich in den letzten Jahrzehnten so verändert hat, daß man keine 5 Minuten mehr einer privaten Tätigkeit nachgehen darf, daß man sich zum Rauchen ausstempeln muß, wird sicher auch bald die öffentliche Meinung so weit sein, daß es eine Zumutung für den Arbeitgeber ist, wenn Frauen Kinder kriegen. Zumal in der heutigen Zeit dafür andere bereitstehen und das Kinderkriegen ja an die "Flüchtlinge" outgesourct werden könnte.

Der_Jürgen

27. April 2017 00:34

@Desprecio @Hartwig

Danke für die Nachfrage. Ich konnte mich wegen einer Virusattacke nicht mehr einchecken. Heute hat mir Benedikt Kaiser aus der Bredouille geholfen. Nein, Desprecio, Ihre Kritik an Caroline Sommerfeld hat mich gewiss nicht schockiert; es ist normal, dass man hier Kritik übt. Ich fand sie in diesem Fall einfach nicht gerechtfertigt.

@Der Gehenkte

Kein Widerspruch; Sie dürften recht haben. Ich glaube schon seit langem, dass die Mehrzahl der Menschen mit rationalen Argumenten nicht zu erreichen ist, wenn dadurch festverwurzelte und liebgewonnene Vorstellungen aus den Angeln gehoben werden. Dies gilt auch für einen Grossteil der Gebildeten. Wir hatten ja vor einiger Zeit mal unsere Meinungsunterschiede wegen der Abstammungslehre.

Einer meiner besten Freunde, ein Chemiker, dem man mangelnde naturwissenschaftliche Bildung gewiss nicht vorwerfen kann, weigerte sich eisern, kreationistische Argumente auch nur zu prüfen, weil "so was von den Zeugen Jehovas kommt". Derselbe Freund konnte anhand einer Vielzahl technischer und physikalischer Argumente genau nachweisen, dass die offizielle Version vom 11. September ein Schwindel, weil unmöglich ist. In diesem Fall widersprach die Widerlegung der offiziellen These seinem Weltbild nicht, und darum hatte er keine Schwierigkeiten, eine "revisionistische" Meinung zu dieser Frage zu verfechten. Dies tat er auch bezüglich eines anderen, noch sehr viel stärker als die 9-11-Frage tabuisierten Themas.

Es gibt ein wundervolles Zitat von Schopenhauer über die Macht des Vorurteils, die die Menschen daran hindert, rationale Argumente zur Kenntnis zu nehmen. Als philosophisch hochgebildeter Mann können Sie die Quelle vielleicht auf Anhieb nennen.

Monika L.

27. April 2017 08:38

Grau ist alle Theorie . Und gräulich ist die ' Neue Buntheit'.

@Utz

Sie fühlen sich individuell nicht bedroht ? Etwa so, wie diese Dame hier ?

https://www.pi-news.net/2017/04/seniorin-im-einsatz-gegen-die-afd/#more-564707

Und die, die sich doch bedroht fühlen ? Sind das Einzelfälle ? Oder erleben die nur eine ' gefühlte' Bedrohtheit ?

Caroline Sommerfeld

27. April 2017 13:51

"Whites never have a group conscience, but an individual conscience". (Jared Taylor)

Utz

27. April 2017 15:30

@ Monika L.

Es ist nicht richtig, daß Sie mich mit dieser Dame vergleichen.

Jeder, der sich - im Unterschied zu mir - bedroht fühlt, hat ein Recht dazu. Das werden wohl keine Einzelfälle sein, ich vermute, das sind viele, die sich bedroht fühlen. Ich würde deren Gefühl von Bedrohtheit aber nie durch die Bezeichnung "gefühlte" Bedrohtheit herabwürdigen.

Es ist meine Entscheidung zu sagen, ich bin eher leichtsinnig, und ich will mir nicht durch Sorgen den Alltag erschweren. Aber ich zwinge das niemand anderen auf. Vor allem finde ich es legitim und notwenig als Gesellschaft etwas dagegen zu tun.

Stil-Blüte

27. April 2017 21:23

'(Gefühlte) Bedrohtheit? Wie wäre es mit 'Unbehagen' (Gegensatz: hegen und pflegen, behaglich, der Heger, einhegen)? Das Entscheidende ist nicht, daß man mal im U-Bahn-Tunnel die Tasche enger an sich drückt, sondern daß permanent ein elementares Lebensgefühl des Selbstverständlichen aller Lebensbereiche zersetzt wird, ohne daß wir es synchron wahrnehmen und erst an spektakulären Ereignissen festgemacht wird. Die Zumutung liegt m. E. nicht im Verlust der Sicherheit, sondern in der - Freiheitsberaubung. Uns wird zugemutet, daß wir uns, ob so oder so, ununterbrochen mit dem Umfeld der Flüchtlinge zu beschäftigen, zu beachten, zu kommentieren, zu akzeptieren oder abzulehnen haben.  Ein Ausweichen kaum möglich.  Verlust an jenem Freiheitsgefühl, das keiner Reflexion bedarf, das Atmen, Essen, Trinken, Schlafen, Laufen, der Alltag eben. Zu so vielen sachbezogenen Angelegenheiten gesellen sich fremdartige Fragen: Mache ich meine Ferien in der Türkei? Welche Schule für mein Kind? Fahre ich nachts alleine U-Bahn? Wie schütze ich meine Wohnung vor Diebstahl? Wie äußere ich mich, damit berechtigte Kritik nicht als rassistisch oder dgl. wahrgenommen wird?  Ja, das Alltägliche, Gewohnte, Zu-Friedene wird - nochmals das Wort - zersetzt, und zwar in   a l l e n  Lebensbereichen bis hinein ins Familiäre. Sogar das Schnitzel muß ich verteidigen. Nicht, daß 'Flüchtlinge' allein dafür Auslöser sind, aber sie verstärken einen Prozess, sind Katalysator für das, was wir, die in jungen Jahren theoretisierend,  als Entfremdung bezeichneten. Ich nenne es: Unbehagen. 

Monika L.

28. April 2017 09:35

@Stil-Blüte

Danke für Ihren Beitrag, der es für mich auf den Punkt bringt. 'Verlust an jenem Freiheitsgefühl, das keiner Reflexion bedarf'. Die ' Zersetzung des Alltäglichen'. Sie finden immer wieder passende Worte. Pirinçci nennt diese Entwickkung wohl ' Übergang' . Schlimm, wenn die Zersetzung des Alltäglichen, des Selbst-verständlichen zur Ge-wohn-heit wird. Die permanente Reflexion über die Veränderungen des Alltäglichen strengt an, zermürbt. Jeden  Einzelnen. Aber auch die kollektive  Reflexion über diese Veränderungen zermürbt. Über diese Erfahrungen sollten wir sprechen. Als Betroffene. ( Blödes Wort inzwischen). Auch in Gedichten, Liedern usw.

Monika L.

28. April 2017 11:08

Liebe Stil-Blüte

Ihren Beitrag fand ich wunderbar. Das muß ich wiederholen. Es wird Zeit, dass wir Alltägliches, Gewohntes usw. verteidigen, leben, kultivieren. Etwa durch Vereine ( in der Vereinsgründung sollen die Deutschen ja Weltmeister sein): Brauchtumspflege, Heimatvereine, Sprachpflege, Liederkreise, Pflege regionaler Traditionen, Hauskirchen usw. usw. Analysiert und gejammert wird genug. Ich bin oft im Elsass. Und auch dort geht die regionale Kultur immer mehr verloren. Das hat verschiedene Ursachen. M.E. sind regionale Interessen aber viel authentischer und kraftvoller als nationale Interessen. Im Elsass hat Marine Le Pen zwischen 25 und 30 Prozent eingefahren. Allerdings ist die Regionalpartei (Unser Land, le parti alsacien ) gegen die Französische Zentralregierung. Somit auch nicht unbedingt für den FN:

https://www.unserland.org/de/willkommen/

Auf dem Land im Elsass wird man oft von einfachen Menschen angesprochen. Tenor: - Die Deutschen sind verrückt geworden. Lassen über eine Million unkontrolliert ins Land. Was macht ihr, seid ihr wahnsinnig.- Die offizielle Presse andererseits hat auch über den Parteitag der AfD in Köln berichtet. So Tenor im DNA ( Dernières Nouvelles Alsace) : Die ' extrême droite' hat ein bizarres Führungsduo gewählt: Einen über 70-jährigen Mann, der schwarze Fußballer beleigt und eine lesbische Frau. So kann man auch Stimmung gegen die Deutschen machen. Das sind m. E. nationale Engführungen. Die Verbindung regionaler Interessen mit dem europäischen Gedanken ( Keine EU-Verwaltung! ) könnte ein politisches Ziel sein. Mit Sprengkraft.

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