Weiß man einmal darum, daß Linke gern und viel projizieren (gemäß Vox Days Regel Nummer 3: „Social Justice Warriors Always Project!“), gelingt es mit ein bißchen Übung, schon während man die Projektion abbekommt, sie als solche zu sehen. Gegen die Projektionsstrategie hilft am besten Rationalisierung. Werden einem beispielsweise Gefühle unterstellt, die man überhaupt nicht hat, lohnt es, genau diesen Sachverhalt auszusprechen. Fast jeden Vorwurf kann man sich im Kopf einmal umdrehen und blitzschnell überlegen, ob nicht der Vorwerfende selber genau dieses Problem hat.
Immer wieder streute er ein, daß ich ja verständlicherweise ein emotionales Problem hätte, und er könne ja voll verstehen, warum ich so betroffen reagieren würde. Ich hab ihm betont geduldig erklärt, daß ich damals im Büro emotional “betroffen” war von der Überrumpelung und auf der Generalversammlung auch zornig, und mein Abschiedstag war auch nicht emotionslos, aber ich hätte nun doch mehrere Wochen Zeit gehabt, eine distanzierte Sicht einzunehmen. Die “emotionalen Reaktionen” sähe ich ganz woanders, nämlich bei den allzu “betroffenen” Denunzianten. Das Problem haben die Denunzianten, die sich bedroht fühlen durch meine Schriften. Sie wollen keine politischen Themen an der Schule, sondern einen Schutzraum für ihre Kinder ohne Rassismus, Sexismus, Nationalismus etc. pp.. Nur: Wer hat denn das Thema in die Schule hineingezerrt?
Eine weitere Projektionsform ist, die eigene Gesprächsstrategie dem anderen zu unterstellen. Neben dem „Emotionalisieren“ („Du bist so empfindlich, irgendwie hast du da ein Problem!“) bieten sich auch „Kontaminieren“ (etwas zusammenbringen, das nicht zusammengehört) und „Paternalisieren“ (eine überlegene Haltung annehmen, weil man unterlegen ist) an.
Nach meiner kurzen Erläuterung des Vorfalls auf der Generalversammlung schoß P. sofort scharf zurück: “Du vermischst da jetzt zwei Dinge. Die Küche und die Politik!” Ich:“Ich vermische? Eindeutig du! Das Argument ist: Wenn ihr das trennen könntet, dann stünden jetzt nicht meine zwei Kolleginnen ab heute allein in der Küche, als wenn ich mir das Bein gebrochen hätte!” P.: „Ich will dir doch nur helfen, aber wenn du dir nicht helfen läßt, ist am Ende alles deine Verantwortung, dann kann ich persönlich nichts mehr für dich tun.“ Er legte mir dann im Gespräch nahe, daß ich doch so “charmant” sein könnte und “souverän”, von mir aus aktiv meinen Rücktritt zu erklären.
Also will er sich schützen und verkauft es mir als Fürsorglichkeit. Aus der paternalistischen Position heraus wird Abhängigkeit in Freiwilligkeit umdefiniert.
In den Wahnsinn treiben
In der Psychologie wird es als Gaslighting bezeichnet, den Gegenüber systematisch in den Wahnsinn zu treiben.
Dem Gegenüber geht es darum, Vorgefallenes als Ungeschehenes zu kommunizieren („Wieso? Es war doch gar nichts!?“), meine Wahrnehmung komplett zu leugnen („Das siehst du nur so.“), mir Persönlichkeitsveränderungen einzureden („Irgendwie kommst du mir so vor, als wenn du in letzter Zeit …“), bis hin dazu, meine Existenz in Abrede zu stellen und nach und nach tiefe Unsicherheit zu erzeugen, ob mit mir vielleicht wirklich etwas nicht stimme …
Dann berichtete man aus allen Arbeitskreisen. A. sprach vom Kindergartenbüro (ist wichtig, weil symptomatisch), ja, das wäre ja jetzt zusammengelegt mit dem Schulsekretariat, und die Öffnungszeiten hätten sich dadurch erfreulicherweise verlängert. Darauf meldete sich eine Mutter, daß er aber jetzt verschwiegen hätte, daß deshalb die Kindergartensekretärin entlassen wurde, und niemand hätte das kommuniziert und jetzt wäre es genauso mit der Küche, daß die Caroline einfach gehen muß und keiner erwähnt das.
Der Vorstand druckste sichtlich herum, P. meinte schnell, ja, das mit dem Kindergartenbüro täte ihm leid, aber nun bitte nächster Arbeitskreis. M., sichtlich nervös: “Die Küchensituation war ja schon, seit ich da bin, mühsam. Zuerst haben wir die Auslieferung beendet (hat nichts mit mir zu tun), und jetzt geht auch noch die P. weg (meine Kollegin), die ja unsere ausgebildete Köchin ist (aber ich war die Küchenleitung). Ja, und dann hat die liebe I. so eine schöne Stellenausschreibung an alle verschickt, ihr habt sie alle gelesen, daß wir einen neuen Küchenchef suchen statt der P.”
In meiner Gegenwart meine Existenz unter den Tisch zu kehren, ist schon ein starkes Stück Wahnsinnigmachen. Ich kannte glücklicherweise diese Strategie, jemanden irre zu machen, und freute mich eher über das schöne Lehrbuchkapitel.
Auch unablässiges Bestehen darauf, ich müsse „doch verstehen“, warum der Gegenüber so handeln müsse, macht mir meine Weltsicht nach und nach abspenstig. Irgendwann komme ich dann an den Punkt, wo ich mich frage, ob sie nicht gut daran tun, mich auszuschließen. Ob meine „rechte Ideologie“ nicht zu Recht von niemandem geteilt wird und alles in Ordnung wäre ohne mich. In den Wahnsinn getrieben zu werden kann ganz schön zermürben.
Dagegen hilft, zu wissen, wie es funktioniert! Und trotzdem skeptisch zu bleiben, denn es ist immerhin möglich, daß die eigene Weltsicht auch falsch sein könnte.