Die Kunst des Ausrottens

Daß Kunst und Kultur erst seit dannunddann völlig verroht und pervers seien und nun ihrerseits die Jugend pervertierten, ist so typisches Gerede à la »Früher war alles besser«. Und Schwachsinn.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Gab’s schon immer, wird’s auch immer wei­ter geben, wird dadurch aber auch nicht wah­rer. Ins­be­son­de­re die Kunst ist, soweit wir wis­sen, schon immer (auch) mit der Dar­stel­lung von All­zu­mensch­li­chem befaßt, also Mord und Tot­schlag, Aus­schwei­fun­gen und sons­ti­gen Sachen, die eigent­lich »gar nicht gehen«.

Das obi­ge Bild etwa ist ein Abzug der Gra­vur “Schlacht der Nack­ten” von Pol­laiuo­lo, ver­mut­lich ent­stan­den zwi­schen 1465 und 1475 und eines der wich­tigs­ten alt­meis­ter­li­chen Wer­ke der Ita­lie­ni­schen Renais­sance. Da wird ein­an­der flei­ßig mas­sa­kriert, auch wenn kein Blut fließt; die Wir­kung auf dama­li­ge Betrach­ter dürf­te eine ähn­li­che gewe­sen sein wie die von Fil­men der Neu­en Schu­le des fran­zö­si­schen Ter­ror­films (etwa Mar­tyrs oder Insi­de, 2008/07) auf den unvor­be­rei­te­ten heu­ti­gen Zuschauer.

Wäh­rend die Gewalt­dar­stel­lun­gen klas­si­scher Kunst­wer­ke deren heu­ti­gen Sta­tus nicht tan­gie­ren, sieht das bei zeit­ge­nös­si­schen Arbei­ten ganz anders aus. Die Debat­te dar­über, ob exzes­si­ve Gewalt‑, Blut- und sons­ti­ge Sekret­dar­stel­lun­gen den Kunst­sta­tus für sich bean­spru­chen dür­fen, wird wohl nie ein Ende finden.

Der wahr­nehm­ba­re künst­le­ri­sche Drang nach Devi­anz und Grenz­über­schrei­tung hat heu­te zu einem guten Teil auch mit der Echt­zeit­ver­füg­bar­keit von Infor­ma­tio­nen aus aller Welt und einer nicht leug­ba­ren Hyper­rea­li­tät zu tun. Wer will, kann sich den gan­zen Tag Hin­rich­tungs­vi­de­os des IS anschau­en oder sich mit Geni­tal­ver­stümm­lungs­prak­ti­ken gewis­ser reli­giö­ser Grup­pen beschäf­ti­gen – da lockt eine “pro­vo­kan­te künst­le­ri­sche Inter­ven­ti­on” wie “Plumps Ei Nr. 1″ nicht mehr all­zu­vie­le Leu­te hin­ter dem Ofen her­vor, zumal sol­che “Pro­vo­ka­tio­nen” sich ohne­hin nie gegen irgend­je­man­den rich­ten, von dem her ech­ter Gegen­wind zu erwar­ten wäre.

Wo es kaum noch Tabus und “rote Lini­en” gibt, ist es gar nicht mehr so leicht, jeman­den zu scho­cken (sofern man sich nicht gera­de, wie Jona­than Mee­se, am offen­kun­digs­ten und hoch­hei­ligs­ten Tabu ver­greift). Das setzt den unab­hän­gi­gen Krea­ti­ven unter Druck. Aber auch nur den, denn wie in allen Belan­gen, so kann es immer sein, daß der Staat ein­greift und jeman­des “visio­nä­res”, “pro­vo­ka­ti­ves” – oder was auch immer der gera­de gän­gi­ge Mode­be­griff ist – Werk pro­te­giert, um die eige­nen Schäf­chen zu erziehen.

Wer unlängst ein­mal in Paris war, hat es viel­leicht schon gese­hen (wahr­schein­lich nicht): Mit­ten unter dem Eif­fel­turm prangt seit Spät­herbst letz­ten Jah­res das rie­si­ge, apar­te Stra­ßen­bild eines gewis­sen Cle­on Peter­son. Es heißt Eter­nal Sleep, also “Ewi­ger Schlaf”. Was sehen wir?

 

Schwarz und Weiß in inni­ger Umar­mung wer­den von Schwarz und Weiß im Rin­gel­rei­hen umtanzt. Gewis­se im Bild schein­bar ange­deu­te­te Sym­bo­le erre­gen seit­her den Zorn ver­schie­de­ner Betrach­ter, aber las­sen wir doch den Urhe­ber, Jg. 1973, selbst zu Wort kommen:

An die­sem Ort wird die abge­bil­de­te Geschich­te zu der aller Men­schen die­ser Welt, die unse­rem moder­nen Dilem­ma der Spal­tung gegen­über­ste­hen, und der Suche nach poli­ti­scher und gesell­schaft­li­cher Ein­heit. […] Der Titel “End­less Sleep” bezieht sich auf den heu­ti­gen Stand der Din­ge, die Über­gangs­pha­se, in der wir ent­we­der auf­wa­chen, Ver­än­de­run­gen ansto­ßen und unse­re Spal­tung über­win­den oder wei­ter­schla­fen und im Zustand stän­di­ger Rei­be­rei­en ver­blei­ben können.

Sehr phi­lo­so­phi­sche Wor­te, und vor allen Din­gen wahn­sin­nig mutig. Eben­so wie die Ent­schei­dung der Pari­ser Stadt­ver­wal­tung, die unmit­tel­ba­re Umge­bung des Wahr­zei­chens der Stadt von einem Herrn “ver­schö­nern” zu las­sen, des­sen Frie­de-Freu­de-Eier­ku­chen-Bunt­heit ansons­ten ganz anders mit­ein­an­der interagiert.

 

Das obe­re Bild zeigt das Tri­pty­chon Vic­to­ry, “Sieg”, das unte­re trägt den Titel Jus­ti­ce, “Gerech­tig­keit”. Cle­on Peter­son hat eine kla­re Prä­fe­renz für Ras­sen­kriegs­mo­ti­ve, wie schon vor Jah­ren Kevin Mac­Do­nald her­vor­ge­ho­ben hat; daß der Künst­ler in Los Ange­les lebt, dürf­te ihn mit einem ste­ten Strom an Inspi­ra­ti­on ver­sor­gen, auch wenn gewis­se Stei­ge­run­gen natür­lich nicht feh­len dür­fen: Die Bil­der After Dark und The Weak and the Powerful etwa könn­ten glatt eine Bebil­de­rung der berüch­tig­ten Tur­ner Dia­ries sein.

Natür­lich ist es nicht statt­haft, jeman­den in Sip­pen­haft zu neh­men (außer natür­lich, wenn es um Dis­si­denz geht), aber anmer­ken darf man ja noch: Peter­sons jün­ge­rer Bru­der Leigh Leda­re ist Pho­to­graph und hat in der Aus­stel­lung “Pre­tend You’­re Actual­ly Ali­ve” (also “Tu so, als wärst du tat­säch­lich leben­dig”) die Bezie­hung zwi­schen sich selbst und sei­ner Mut­ter auf ganz eige­ne Wei­se abge­bil­det – »ein ver­rück­tes Genie« nennt das der Gui­de to Uni­que Pho­to­gra­phy.

Ver­schie­dent­lich haben abge­sto­ße­ne Betrach­ter Peter­son schon unter­stellt, auf­grund sei­ner aus­schließ­li­chen Dar­stel­lung bar­ba­ri­scher Schwar­zer ins­ge­heim »einer von uns« zu sein – eine ziem­lich hilf­lo­se Hoff­nung, die eine Bewäl­ti­gungs­stra­te­gie der Kate­go­rie »Aus­flüch­te suchen« bil­det. Nein, hier wer­den ganz kon­kre­te Bewußt­seins­mar­ker gesetzt zuguns­ten einer Die-ver­si­ty, die sich gewa­schen hat.

Dazu braucht es auch kei­nen Hoo­ton- oder Cou­den­ho­ve-Kaler­gi-Plan oder was in sol­chen Belan­gen seit eini­gen Jah­ren sonst noch immer tri­um­phie­rend ange­führt wird, als ob noch nie jemand davon gehört hät­te. Viel inter­es­san­ter ist doch das Nach­den­ken dar­über, wes­halb ein­hei­mi­sche Ent­schei­dungs­trä­ger ihrem ver­blie­be­nen Volk sol­che Pre­zio­sen vor die Nase set­zen zu müs­sen vermeinen.

Es ist ja nun auch nicht so, daß Eter­nal Sleep irgend­ei­nen ästhe­ti­schen Wert besä­ße. Abge­se­hen von ein­schlä­gi­gen “Kunst­kri­ti­kern” und Mäze­nen wie Mar­sea Gold­berg, deren Gale­rie “New Image Art” in Hol­ly­wood neben Peter­son noch eine gan­ze Rei­he ähn­lich gear­te­ter Unter­gangs­bild­ner her­vor­ge­bracht hat, wird sich kaum irgend­wer für die fröh­li­che Ver­mi­schung unför­mi­ger schwar­zer und wei­ßer Gestal­ten begeis­tern können.

Tou­ris­ten, die den Eif­fel­turm besu­chen, wird das Bild kaum auf­fal­len, den Pari­ser Bür­gern – die Bes­se­res zu tun haben – springt es nur aus den Medi­en ent­ge­gen, und die dau­er­haf­ten Bewoh­ner des Champs de Mars (wer in den letz­ten Jah­ren Paris besucht hat, weiß, was gemeint ist) wird der Boden­be­lag kaum inter­es­sie­ren. Eter­nal Sleep ist ein rei­nes Pres­ti­ge­pro­jekt mit kla­rem poli­ti­schen Anspruch: Paris (und mit­hin Frank­reich) soll ein Ort sein, in dem alle Dif­fe­ren­zen ver­schwin­den und aller­lei Völk­chen freu­dig ineinanderfließen.

Klar, mit ähn­li­cher Polit­kunst (wohl auf­grund der anders­ge­ar­te­ten deut­schen Kolo­ni­al­ge­schich­te aller­dings mono­chrom) kann seit zwölf Jah­ren auch Ber­lin auf­war­ten. Von daher soll­te man an die­ser Stel­le als Deut­scher die Fran­zo­sen nicht belä­cheln. Die Fra­ge nach dem Sym­bol­cha­rak­ter die­ser ins öffent­li­che Bewußt­sein ein­ge­ramm­ten Pfäh­le stellt sich dadurch aber um so mehr.

Abge­se­hen von der Applaus­hei­sche­rei nach außen (»Seht her, wie wir uns küm­mern! Alle mit­ein­an­der, egal was!«) signa­li­sie­ren sol­cher­lei visu­el­le Raum­er­grei­fun­gen nach innen: »Auf­ge­paßt, hier ist unse­re Hood, und wir bestim­men hier den Blick auf die erfahr­ba­re Rea­li­tät. Wenn dir das nicht paßt, Bür­ger, dann mei­de unse­re Plät­ze – oder, bes­ser: gewöhn’ dich dran.«

Und der kri­ti­sche Blick ist all­zu­leicht auf Nich­tig­kei­ten abzu­len­ken: Vor knapp zwei Jah­ren echauf­fier­ten sich hier bei SiN zahl­rei­che Kom­men­ta­to­ren über das hand­zah­me Lied “Alles brennt” von Johan­nes Oer­ding, des­sen Text so destruk­tiv und nihi­lis­tisch sei; wer von der Hys­te­rie immer noch nicht kuriert ist, kann sich ja mal das Video anse­hen und staunen.

Die wah­re Abstump­fung, gera­de­zu geziel­te Hypo­sen­si­bi­li­sie­rung gegen­über den Ver­wer­fun­gen um uns her­um näm­lich fin­det anders­wo statt: in einem staat­lich finan­zier­ten und glo­ba­li­sier­ten Kunst­sek­tor der Wur­zel­lo­sig­keit, in dem ein White-geno­ci­de-Künst­ler die Stadt­obe­ren von Paris eben­so bedie­nen darf wie die Segel­sport­mann­schaft Ben­ja­min de Rothschilds.

Das ist eine sys­te­mi­sche Ange­le­gen­heit, und mit Kopf­schüt­teln und Sät­zen wie »Schlimm ist das… Aber wenn es all das nicht gäbe, wäre das Gan­ze eigent­lich wie­der ganz in Ord­nung« ist nichts getan und noch weni­ger begrif­fen. Die poli­tisch über­form­ten Lebens­be­din­gun­gen und sub­ven­tio­nier­te Abscheu­lich­kei­ten wie Eter­nal Sleep bedin­gen ein­an­der; das gilt es zu erken­nen und den Blick für die all­täg­li­chen Zumu­tun­gen (min­des­tens genau­so auf dem “frei­en Markt”) zu schärfen.

Somit ist es absurd zu sagen, daß die moder­ne Kunst nich­tig und daß alles sinn­los sei, denn ihre vita­le Funk­ti­on besteht gera­de dar­in, unse­re Nutz­lo­sig­keit und Absur­di­tät zu illus­trie­ren, bes­ser: aus die­sem Unter­gang ein Geschäft zu machen, wäh­rend sie die­sen Unter­gang als Spek­ta­kel beschwört. (Jean Bau­dril­lard: »Die zeit­ge­nös­si­sche Kunst … zeit­ge­nös­sisch zu sich selbst«)

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (11)

Caroline Sommerfeld

22. Mai 2017 14:46

Hübscher Manichäismus, M.C. Escher hat vorgelegt: https://www.achim-und-kai.de/kai/fuc/fuc_escher.png.

Die "Seid-umschlungen-Millionen"-Agitpropkunst ist keine Kunst im modernen Sinne, wage ich mit Luhmann zu behaupten. Fremdreferenz heißt, auf andere Systeme und die in ihnen benötigten Inhalte zu referieren, z.B. eben politische Agenden oder pädagogische Programme.

"All dies konvergiert in der ausgeprägten Tendenz, die Überschüsse an Kommunikationsmöglichkeiten durch die Form der Mitteilung, und nicht durch die Art der Information wegzuarbeiten, also auch Selbstreferenz gegenüber Fremdreferenz zu bevorzugen." (Niklas Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, 1995, S.467).

Hesperiolus

22. Mai 2017 15:18

Ich halte Vergleichsschritte wie den "einer ähnlichen Wirkung damals so wie heute" für grundverfehlt, ebenso den  Denunziationstopos der Neospießer gegen jeweilige Verfallsverdikte abtretender Generationen. Von "Kunst" sollte aprés la lettre demgegenüber gar keine Rede mehr sein dürfen. Desungeachtet stellen, angesichts der Vermarktung und Institutionalisierung solcher documents humains krankhafter Einbrüche des Dämonischen, die personalen Hintergrundgeflechte von Hochfinanz, Kunstmarkt, Weltmeinungsindustrie und Porno-Ökonomie ein bemerkenswertes Arrheton dar.

marodeur

22. Mai 2017 17:10

Der besagte Peterson war mir leider bisher völlig unbekannt. Nach einem groben Studium seiner Werke gilt es zunächst festzuhalten, dass es sich definitiv um Kunst handelt. Die Idee ist originell und hat hohen Wiedererkennungswert - Gewalt im Look attischer Vasenmalerei. Für sich genommen sehr sehenswert.

Bemerkenswert ist auch, dass die vielen Objektbeschreibungen und Kritiken (zumindest im Netz) einfach ignorieren, dass der Künstler bei jeder Gelegenheit autorassistische Rachefantasieen auslebt. Man stelle sich das Ganze mit invertierter Farbe vor - selbstverständlich würde der Künstler in diesem Fall "realen Rassismus schonungslos anprangern". Mordende Neger sind dagegen allenfalls schokierend und ein wenig angenehm gruselig.

Das Motiv des Reigens der Nationalitäten ist seit mindestens 70 Jahren ein fester Bestandteil der europäischen Denkvorstellungen. Schon in meiner Kindheit wurden die Wände von DDR-Kindergärten mit bunten Kindern bemalt, die vereint um die Erde tanzen. Jeder wußte natürlich, dass das reine Symbolik war und für den naiven Wunsch nach einer friedlicheren Welt stand (daher auch immer Kinder). Nach der Vereinigung mußte ich feststellen, dass man dieses Ringelreih herzulande in die Tat umsetzen will - und das auch noch mit erwachsenen Menschen.

Man sieht sofort, dass diese dümmliche Dampfhammer-Botschaft dem Wert der Kunst abträglich ist. Das passiert im Grunde immer, wenn sich Künstler einer politischen Idee unterwerfen. Mein Lieblingsbeispiel ist Otto Dix, dessen Frühwerk ich sehr schätze. Sein Spätwerk in der DDR ist dagegen geradezu unterirdisch angepasst und voll stumpsinniger Sozialismusliebe.

Neffe Mannheims

22. Mai 2017 17:55

War zuletzt 2011 in Paris. Als ich damals am Gar du nord aus dem Zug gestiegen bin, hat's mich fast aus den Latschen gehauen. Ich hatte das Gefühl, irgendwo in Zentralafrika gelandet zu sein. Das, was es da zu sehen gab, hatte mit Europa nichts mehr zu tun. Ein Alptraum. Werde nie mehr diese Stadt betreten.

Borstelspatz

22. Mai 2017 18:55

Ich habe mir eben mal dutzende Werke dieses "Künstlers" im Internet angeschaut. Entweder bringen Weiße ebenfalls Weiße um oder eben andauernd Schwarze die Weißen. Konnte nicht ein einziges Bild finden, auf dem ein Weißer einen Schwarzen umbringt. Komisch oder? 

Henrik Linkerhand

22. Mai 2017 20:42

Zur erweiterten Lektüre: Richard W.  Eichler "Könner, Künstler, Scharlatane" und "Der gesteuerte Kunstverfall"

Nemo Obligatur

22. Mai 2017 21:51

Es gehört nicht zum Thema, aber leider ist die Diskussion zur Sache Sieferle (G. Kubitschek vom 18. Mai) schon geschlossen. Das Thema wäre unvollständig ohne die Anmerkungen von M. Klonovsky, der einen Leserbrief von Prof. Kolb an die FAZ zitiert, der seinerseits zum Artikel J. Grossarths Stellung nimmt. Der Beitrag von M.K. ist hier zu finden:

https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna

Eintrag von heute.

Der ganze Vorgang ist umso empörender als der Leserbrief Kolbs nicht abgedruckt wurde. Klarer Tenor: Der Beitrag Grossarths war nicht nur infam, er war auch noch in wesentlichen Teilen glatt erlogen.

Benno

23. Mai 2017 00:16

Dumm nur, dass Provokation alleine keine Kunst ist. Ob Pollaiuolo mit seinem Bild provoziert hat oder nicht; es handelt sich bei selbigem doch noch um Kunst. Zeugt das Gemälde doch noch von einer Kunstfertigkeit, von Können und Geschick. Auf einem öffentlichen Platz seine künstlichen Titten zu zeigen und Gegenstände aus der Vagina plumpsen zu lassen, lässt all dies vermissen. Nur weil Kunst provozieren darf, ist noch lange nicht jede Provokation Kunst.

Monika L.

23. Mai 2017 11:40

Die Kunst des Ausrottens studierte ich als Kind bereits im Frankfurter Städel:

https://m.youtube.com/watch?v=3VPnW4oO1u8

Und finde, dass diese Gewaltdarstellungen uns bis heute berühren.

Der Unterschied zur modernen und zeitgenössischen Kunst besteht darin, dass die alten Meister der Gewalt noch das Schöne entgegensetzten. Von Pollaiuolo gibt es das wunderbare Profilbildnis einer jungen Frau. Von Hieronymus Bosch neben Höllendarstellungen auch das Paradies. 

Die moderne Malerei stellt das Paradies nur noch in der Südsee dar, die Sekretkunst der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles ( Arbeiten mit Blut und Leichenwassern) kennt keine Auferstehung. 

Dieser Cleon Peterson übernimmt Stilmittel moderner und zeitgenössischer Kunst. Erinnert an Escher,  an attische Vasen ( marodeur), an den Tanz von Matisse. Die vergewaltigte Frau erinnert in der Linienführung gar an die Ästhetk eines Aubrey Beardsley....

Die Aufregung um diese schwarz- weiß Kunst verstehe ich nicht ganz. 

Gerade die am Boden liegende weiße Frau in schwarzer Runde fordert doch geradezu zu künstlerischer "Weiterbearbeitung", etwa durch die Identitären heraus. Stichwort Rotherham, Tulln.....

So , wie Elfriede Jelineks Kunststück identitär performed wurde....

Es lebe das Happening....

Stil-Blüte

23. Mai 2017 18:20

Ein großer Unterschied zwischen tradierten Gewaltdarstellungen und die von Peterson: Die 'alten' erzeugen Ergriffenheit, Nachdenken, Traurigkeit, Läuterung (z. B. die Kreuzigung als Passion), auch Aufhebung durch Schönheit, Harmonie.  Petersons plakative Kunst spricht in uns den Dämon an; Verführungskunst, in uns die Bestie wecken als etwas Normales. 

Die weißen, sich nach oben reckenden weißen Gesichter sind übrigens haargenau Picassos Bild Guerinica  entnommen.

Peterssons Plakate provozieren nicht, sie proklamieren: Gewalt und Vergewaltigung sind endlich als Norm angebracht.   

Monika L.

23. Mai 2017 19:57

Die Kunst des Ausrottens studierte ich als Kind bereits im Frankfurter Städel:

https://m.youtube.com/watch?v=3VPnW4oO1u8

Es gilt, was Stil-Blüte  schreibt. Neben Gewaltdarstellungen gibt es bei Pollaiuolo das wunderbare Profilbild einer jungen Frau. Bei Hieronymus Bosch neben der Hölle das Paradies. Das Paradies lag bei Gaugin dann in der Südsee. Heute ist es auch dort nicht mehr zu finden.....Es gibt kein Entrinnen aus der Immanenz.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.