Das war’s. Diesmal mit dem ewigen Karnickeln und Premium-Muttis

13.5.2017 -- Zwischen Manfred und Lotta war der Ofen irgendwie aus. Lag an „zuviel Nähe“, dachten wir. Oder: Wohlstandsphänomen!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Wenn’s jeman­dem zu gut geht, wir ken­nen das von man­chen, schwin­det die Nei­gung, sich „wie die Kar­ni­ckel“ zu ver­meh­ren. Man­fred wie Lot­ta hat­ten ordent­li­che Wohl­stand­bäu­che. Nach der Kanin­chen­seu­che vom Som­mer 2016 (6 tote Kanin­chen, der gesam­te Nach­wuchs) hat­ten wir sie nicht mehr ram­meln gese­hen. Auch der Ver­such, durch das moder­ne Kon­zept „living apart tog­e­ther“ die Libi­do anzu­feu­ern, war gescheitert.

Dach­ten wir. Bis unse­re Frau Dre­se („vom Ver­trieb“) mit ent­leer­tem Kaf­fee­satz von unse­rem Kom­post­hau­fen zurück­kehr­te und ver­mel­de­te: „Eine der Kat­zen hat gera­de ein win­zi­ges Kanin­chen ver­schleppt!“ Hieß für uns: Rat­ten­alarm! Wir hat­ten ja gar kei­ne klei­nen Kaninchen.

Such­ten nach einer Rat­ten­un­ter­kunft. Da war also ein Loch im Frei­ge­he­ge. Tief, tie­fer, rich­tig tief. Und ganz unten, tie­fer, als ein Men­schen­arm reicht: sie­ben Kanin­chen. Gar nicht mehr klein, schon über­aus flüg­ge. Sowas gibt es! Daß man die Hoff­nung schon fah­ren läßt, sich abfin­det mit dege­ne­ra­ti­ven Sym­pto­men, mit Träg­heit, Faul­heit, Frus­tra­ti­on. Und dann das! Quick­le­ben­dig! Und Kral­len haben sie, und Zähnchen!

15.5.2017 – Tie­re /Überlebensstrategien II: Unse­re Kat­ze ist vor exakt zwei Jah­ren auf uns gekom­men, eine der Töch­ter hat­te sie gefun­den und für eine tote Eidech­se gehal­ten. Die Tier­ärz­tin hat­te ihr damals sekun­diert: „Das soll eine Kat­ze sein? Oh. Die macht nicht mehr lange.“

Doch, mach­te sie. Mimi (kann nichts für den Namen) ist der Grund, war­um wir mitt­ler­wei­le unge­fähr 20 Kat­zen (und end­lich ein maus­frei­es Haus) haben. Eini­ge Leu­te in die­sem Hau­se haben Mimi näm­lich so sehr ins Herz geschlos­sen, daß sie über­ver­sorgt wird mit fei­nen Süpp­chen und gekoch­ten Häpp­chen. Sie hat’s ihren Freun­den weitergesagt…

Manch­mal haben wir zehn Kat­zen auf der Ter­ras­se. Ich schät­ze Mimi, habe aber eine Aver­si­on gegen jeg­li­che Art von Auf­dring­lich­keit. Im Haus hat die nichts zu suchen! Will gar nicht dran den­ken, wie­viel Zie­gen­kä­se die schon erbeu­tet hat! Bin dar­um ein biß­chen rabi­at, wenn ich sie zum x‑ten Mal im Trep­pen­haus erwische.

Wie kommt die eigent­lich dau­ernd rein? Darf man nicht mal mehr Fens­ter kip­pen? Und was maunzt die denn so, die olle Bett­le­rin, geht‘s noch? Der Mensch mit dem weichs­ten Herz der Fami­lie sagt im Lau­fe des Tages: Da ist was im Busche. Er öff­net die Tür, Mimi stürmt vor­aus, in den Kel­ler. Zwi­schen Apfel­saft­fla­schen fin­det er: drei schnee­wei­ße Kätz­chen. Schon ein paar Tage alt. Und nun: Schon recht unter­kühlt, mea cul­pa.

Aber sie leben! Nun in der Küche, klar, auch bei uns gibt’s Mut­ter­schutz. Wer gern eine Schnell­ro­da-Kat­ze möch­te, gebe Bescheid!

18.5.2017 – Apro­pos Bett­le­rin: In Leh­manns Media/Leipzig spricht mich heu­te eine jun­ge Bett­le­rin an. Ihre Schu­he und T‑Shirt glit­zern, dazwi­schen Skin­ny­jeans. Sie gibt mir einen Zet­tel, dar­auf in erwach­se­ner Hand­schrift: „… Rum­e­ni­en… drin­gend Medi­zin… fiel­eicht tot wenn nicht hel­fen… bit­te!!“ Hab lei­der kein Kleingeld.

Sie sagt, es gin­ge um ihren Bru­der. Ich mag sie ers­tens nicht, ihr Blick (sie ist viel­leicht acht) ist nicht kind­lich. Ich habe zwei­tens gera­de kein Klein­geld. Eigent­lich ist sie mir läs­tig. Eigent­lich geht’s mir gut. Ent­beh­re zwei Euro. Sie steckt‘s ein und sagt, das sei wenig, ob ich nicht mehr habe? Ich habe mehr, aber ich gebe es ihr nicht. Ich stöbere/schmökere wei­ter in den „Neu­erschei­nun­gen“, aber ich fin­de die jetzt alle daneben.

19.5.2017 – Hab mich frü­her oft geär­gert, wenn im vol­len Zug das ICE-Kin­der­ab­teil besetzt war, weil dort Mama und Papa samt Tan­te und Oma den Kleinleon/die Klein­li­ly betreu­en muß­ten. Ers­tens war der Ärger unnö­tig, weil die Stun­den mit mei­nen drei, vier Klein­kin­dern in über­füll­ten ICE-Gän­gen rück­bli­ckend zu den vitals­ten, erleb­nis­s­at­ten Momen­ten mei­nes Lebens gehören.

Zwei­tens ist heu­te eh’ alles anders: Die Jun­gel­tern sind namens­ge­bungs­tech­nisch von der Nied­lich­keits­ma­sche weg, Lily und Leon hei­ßen heu­te Lilith und Leon­hard. Das „Kin­der­ab­teil“, frü­her mit Schau­kel­pferd, tol­lem Spiel­fuß­bo­den (Stra­ßen­pan­ora­ma) und Rie­sen­me­mo­ry aus­ge­stat­tet, ist heu­te zu einem kli­nisch-rei­ne, alters­neu­tra­le Safe space mutiert, und außer­dem, ich ver­geß’ das oft: So rich­ti­ge Klein­kin­der hab ich gar nicht mehr!

Den­noch, heu­te noch­mal mit den Jüngs­ten mei­ner brand­neu­en Bekann­ten Sil­ke (42) und Ali­ne (38) im Kin­der­ab­teil, die Kin­der­na­men ver­ra­te ich hier nicht (zu indi­vi­du­ell), die “Kids“ sind jeden­falls drei und vier. Ich bescheiß mich ein biß­chen mit der pflicht­ge­mä­ßen Duze­rei, man kennt die übli­chen kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­ni­schen Aus­we­ge. Bin eh lie­ber Zuhörererin.

Sowohl Sil­ke als auch Ali­ne reden im typi­schen Lia­ne-Ton. Ich erklär das mit Lia­ne jetzt nicht näher, aber man kennt das von bestimm­ten, meist aka­de­mi­schen Frau­en: Die­se leicht knö­de­li­ge Art, sich aus dem Kehl­kopf her­aus bewußt „eine Stim­me zu geben“. Schöns­ter Gesprächs­fet­zen (es ging dar­um, daß man es als Mut­ter mit Kar­rie­re­ab­sicht super­schwer hat):

Ali­ne: „… und dann stehst du qua­si als Raben­mut­ter da! Sagt dir zwar nie­mand, aber irgend­wie merkst du es.“ Sil­ke: „Kenn ich sooo gut! Ich hab per­sön­lich für mich da mei­nen Schnitt gemacht. Es bringt kei­nem was, dem Kind nicht, dir nicht, wenn du meinst, den gan­zen All­tags­scheiß hand­len zu müs­sen. Ich setzt‘ voll auf das Kon­zept Pre­mi­umt­i­me.“  Ali­ne: “Pre­mi­um-?“ Sil­ke: „Klar, kennst du doch: Zeit, die man bewußt und acht­sam mit dem Klei­nen ver­bringt. Ein, zwei Stun­den, dann aber Voll­power.“ Ali­ne: „Logisch, wie bei uns. Läuft aber eigent­lich unter Qua­li­ty time.“ Pre­mi­um­mut­ter Sil­ke wird rot: „Ver­dammt, ja, mein ich doch.“

Pre­mi­um­mut­ter… Klingt nach Über­mensch, oder?

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Ellen Kositz­as Das-war’s‑Kolumnen der letz­ten bei­den Jah­re sind im Netz nicht mehr auf­find­bar, son­dern zwi­schen zwei Buch­de­ckel gepackt:
Das war’s. Dies­mal mit Kin­dern, Küche, Kri­tik. 224 Sei­ten, hier bestel­len
Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (27)

Urs Graf der Aeltere

19. Mai 2017 18:28

Zum totlachen! Der beste Artikel seit langem. Auch das Foto. Jetzt hab' ich wieder Hoffnung.

Starhemberg

19. Mai 2017 19:05

Ich hätte mich auch gerne totgelacht, aber dann kam das Gespräch der beiden Mütter. Jetzt ist mir eher zum heulen....

E.

19. Mai 2017 21:43

Auf die rumänische Bettler-Mafia reingefallen und 2 EUR gegeben? Das wäre Frau Kositza nicht passiert, wenn sie jahrelang auf dem Weg zur Arbeit und zurück z. B. auf dem Berliner Alexanderplatz, der Frankfurter Zeil etc. pp. mit derlei konfrontiert worden wäre, täglich zweimal. Bei dieser Art von Bettelei muss man/frau standhaft bleiben. Es ist nichts anderes als eine eine Art der organisierten Kriminalität, nicht zuletzt eine solche, die sich gegen solche achtjährigen Mädchen richtet. Die feisten Männer kommen und kassieren ab.

Ich hoffe, dass die Schnellroda-Kätzchen die wichtigen prägenden Monate bei der Mimi verbringen dürfen, bevor sie in andere freundliche Häuser kommen. Katzen sind etwas ganz Besonderes, nicht umsonst wurden sie in Ägypten als Gottheiten verehrt.

marodeur

19. Mai 2017 21:46

Diese leicht knödelige Art, sich aus dem Kehlkopf heraus bewußt „eine Stimme zu geben“.

Vielen Dank für die passende Umschreibung. Ich habe lange nach einem Ausdruck gesucht, um diese unangenehme Marotte zu beschreiben. Wenn jemand anfängt, in dieser gekünstelten Stimmlage zu sprechen, dann kann man meist innerhalb von Sekunden mit irgend einer Zeitgeistphrase rechnen. 

Cairdis

19. Mai 2017 21:46

Fortsetzung zum Leserbrief vom 29. März 2016, 19:29

https://sezession.de/53633/die-sueddeutsche-zeitung-ueber-den-grossen-austausch.html

 

But Mousie, thou art no thy lane,

In proving foresight may be vain:

The best-laid schemes o’ mice an’ men

Gang aft agley,

An’ lea’e us nought but grief an’ pain,

For promis’d joy!

Robert Burns, To a Mouse

 

 Aber Mäuschen, du bist nicht allein,

Voraussicht beweisen könnte nutzlos sein:

Die besten Pläne von Mäusen und Menschen

Geraten oft schlimm,

Und lassen uns nichts als Trauer und Tränen,

Anstatt versprochener Freude!

Thomas Podszuk

20. Mai 2017 00:02

Ich möchte sehr gerne eine Schnellroda-Katze (oder Kater) und bin in der nächsten Woche in der Nähe. Ist noch ein Kätzchen oder Katerchen abzugeben?

LG, Thomas Podszuk

Kositza: Grundsätzlich ja (heißt: Reservierung angenommen!), aber da wir es nicht so mit Quality Time bzw. hochgezüchteten Premiummüttern haben, wollen wir den Kätzchen noch fünf, sechs Wochen Muttermilch gönnen!

Monika L.

20. Mai 2017 00:08

Katzenliebe überwindet politische und religiöse Grenzen. Für seine Katzenliebe und seine prachtvolle Katze mag ich Alain de Benoit:

https://jungefreiheit.de/service/archiv?artikel=archiv14/201433080839.htm

Vielleicht gefällt Liane so ein süßes Kätzchen aus Schnellroda ?

Nautilus

20. Mai 2017 01:13

wie immer ein sehr schöner und lustiger Text, bei den beiden Weiber bekommt man dann aber wieder den Vorschlaghammer auf den Kopf 

Machen sie weiter so Frau Kositza,einfach herrlich.

Cacatum non est pictum

20. Mai 2017 01:39

Jetzt musste ich mir doch glatt ein Video von Liane B. bei YouTube anschauen, um zu verstehen, welche Tonlage Sie mit Ihrer Umschreibung gemeint haben. Nach anderthalb Sekunden hatte ich es verstanden. Sie haben recht und eine wirklich tolle Beobachtungsgabe!

Nur Ali Qalandar

20. Mai 2017 03:26

Also Frau Kositza ... tststs : Sich von einem unverschämten Zigeunerblag abziehen lassen ( daß diese Form der Bettelei nichts als organisierte Kriminalität ist , wurde von Kommentator E. schon erwähnt ) , und das als eine führende deutsche Rechtspopulistin ... Sie sehen mich indigniert ;)

Gerrit

20. Mai 2017 07:52

Ich mag den Mädchennamen Lilith sehr gerne. Aber egal. Der Artikel streift humoristisch einen interessanten Punkt, der bei "Starhemberg" anscheinend einen wunden Punkt getroffen hat.

Wie halten Konservative es mit der Rolle der arbeitenden Kindesmutter - hier insbesondere auch der hier karikierten Akademikermutter. Interessantes Thema, gerade für die "Neuen Rechten". Kann man das klassische Rollenbild noch ernsthaft propagieren, wenn zunehmend auch bei den gebildeten Rechten sich intellektuelle Frauen profilieren? Wie viele der jungen Akademikerinnen im IB-Umfeld werden nach der Familiengründung 1 zu 1 die (angebliche, dazu gleich) Rolle ihrer "Vormütter" übernehmen (wollen)?

Ein Anstoß: Sind die berufstätigen Mütter (ergo Rabenmütter) nicht der Mutterrolle voriger Jahrhunderte nicht eigentlich viel näher, als es die moderne Hausfrau mit Kindern zu Hause ist? Wie viel "Quality-Time" hatte eine Bauersfrau des 19.Jahrhundert wohl mit ihren 8 Kindern? So zwischen Feld- und Hausarbeit? Welche Rolle spielt dabei der technische Fortschritt im Haushalt des 21.Jahrhunderts? Die moderne Hausfrau hat eine Küchenwundermaschine (der Name will mir gerade partout nicht einfallen) und auch Ziegenhaltung und eigene Käseproduktion (so sehr ich das bewundere) sind selten in den Neubaugebieten zu beobachten (wohl auch eher nicht erlaubt). Außerdem ist man schon mit mehr als 2 Kindern ein oftmals belächelter Exot (so sehr ich das bedaure). Ist es für die Kindesentwicklung wirklich so gut, wenn die Mutter sich 24/7 um das Kind dreht? Ich bin mir da jedenfalls nicht so sicher, wenn ich beobachte, wie 10-jährige Jungs vor der Schule von Mutti die Schuhe zugebunden bekommen. Oder wie die Mamis sich beim Weihnachtsbasteln im Kindergarten einen knallharten stundenlangen Bastelwettkampf liefern, während die Kinder gelangweilt daneben sitzen. Wenn Kinder keine 500m mehr alleine ohne mütterlichen Leibwächter zum Spielplatz gehen dürfen (bzw. können). Wenn jede Schürfwunde in der Notaufnahme der Uniklinik endet. Wenn Schlägereien auf dem Schulhof Gegenstand monatelanger Verhandlungen und Debatten sind.

Ich denke mir da viel mehr oft: Himmel, geht arbeiten. Aber ich kann mich natürlich irren.

E.

20. Mai 2017 11:52

Thomas P. und Frau Kositza (19.05., 22:02)

Die Schnellroda-Kätzchen sollten doch gesundheitlich und seelisch-verhaltensmäßig gut entwickelt ins Leben gehen und alle (Über) Lebenstricks kennen, daher sollte man die Kätzchen 12 Wochen bei der Mutter Mimi lassen (es geht nicht nur um Muttermilch, Abgabe schon nach fünf/sechsWochen ist definitiv zu früh).

nom de guerre

20. Mai 2017 12:26

Wirklich köstlich, das Ganze - bis auf den Teil mit dem bettelnden Kind, das fand ich dann nicht mehr so lustig,

Kositza: Ich auch nicht.

schließlich kann es nichts für die vermutlich organisierte Bande, von der es losgeschickt wird. Katzen sind übrigens die besten Mütter von allen (da Vollzeit), wahrscheinlich weil sie sich keine Gedanken darüber machen, ob es sowas wie Quality oder Premium- oder überhaupt keine time für Kinder gibt. Ich schließe mich allerdings E. an - nach fünf oder sechs Wochen sollte man kleine Katzen noch nicht abgeben, 12 Wochen bei der Mutter sind schon wichtig, damit sie sich gut entwickeln können. Ab da wird Ihre Mimi die Kleinen sowieso wegbeißen und (wenn sie bis dahin nicht sterilisiert wird) wieder rollig werden.

quarz

20. Mai 2017 17:34

Frau Kositza, wie wäre es mit einer Buchbesprechung von Douglas Murrays "The Strange Death Of Europe" ?

Murray fällt schon lange durch wider den Stachel löckende politische Analysen auf. Mit seinem neuesten Buch scheint er nun in England auch im Mainstream einige Verunsicherung verursacht zu haben.

Gustav Grambauer

20. Mai 2017 17:46

Gerrit

"Ich mag den Mädchennamen Lilith sehr gerne."

Stich ins Wespennest (sic)! Maaz hat auch schon reingestochen,

https://www.dtv.de/buch/hans-joachim-maaz-der-lilith-komplex-34201/

und ich steche noch mal (Maaz-Jargon:) "lustvoll" (!) rein, indem ich die 1-Stern-Rezensionen bei Amazon "verlinke"!

https://www.amazon.de/product-reviews/3423342013/ref=cm_cr_dp_hist_one?ie=UTF8&filterByStar=one_star&reviewerType=all_reviews&showViewpoints=0

- G. G.

Monika L.

20. Mai 2017 19:26

Liane schreibt auch sehr niedlich in ihrem life-steil-block. Und tingelt mit ihrem Büchlein durch die Lande....

https://mobile.twitter.com/L_Bednarz/status/865899894778757120?p=v

Manchmal muß ich denken:

Join us and be happy !

Henrik Linkerhand

20. Mai 2017 20:02

Bettelnde Zigeunerkinder sind in den Städten Deutschlands leider Alltag geworden. Aber Kinder sind Kinder und haben alle die gleichen Bedürfnisse. Sie wollen spielen und geliebt werden werden, kurzum eine glückliche Kindheit haben. Mir krampft sich jedes mal das Herz zusammen, wenn ich diese unglückseligen Gestalten (Kinder sind sie nicht mehr und waren es wohl auch nie) mit den harten und unbarmherzigen Gesichtszügen ihrer Sippe anschaffen sehe. In ihrer Vergangenheit waren sie das, mit Valium sedierte, Baby einer bettelnden Mutter. Diese Mädchen haben keine Vergangenheit, keine Gegenwart und ihre Zukunft ist die ein ebenfalls bettelnden Mutter, die ihren Haß vererben wird. Zigeuner haben keine Lobby, die hatten sie nie. Sie stehen ganz unten und das wissen sie auch.

Ellen Kositza

20. Mai 2017 23:53

@Gerrit: manchmal ist es wohl so, daß ich meine Anekdötchen auf diejenigen ausrichte, die „schon länger hier lesen“… Ein paar offene Türen rennen sie schon ein, pardon!

Einige Hinweise:

-        Diese Karrieremütter hab ich nicht karikiert/überzeichnet, das war der Dialog im O-Ton. Da Sie´s für eine Überzeichnung halten: Voilà, die besten Satiren schreibt tatsächlich das Leben selbst!

-        Rabenmütter: Ich hab schon öfters ausgelobt, das derjenige ein Bonbon (ein Kätzchen?) von mit bekommt, der mir eine (halbwegs seriöse) Fundstelle aus den letzten drei Jahrzehnten unterbreitet, wo das Wort „Rabenmutter“ in einer anderen Diktion als in Form einer fröhlichen Selbstbezichtigung vorkommt. Der angebliche überdauernde Schmäh „Rabenmutter“ ist ein Pappkamerad. Keine berufstätige Frau wird heute so bezeichnet.

-        Wer will zurück zur Rolle der „Vormütter“? Wer propagiert die dauerhätschelnde 24/7 –Mutter, die Helikopter-Mama? Ich kenne niemanden. Nicht aus meinem Bekanntenkreis, nicht aus unserem „Milieu“. Mag sein, daß es so was in „Eltern-Foren“ gibt, das entzieht sich meiner Wahrnehmung. Die Bastelwettkampf- und Schuhschnürmutter hatte evtl. ihr Residuum in den 60-80er Jahren des verg. Jahrhunderts. Nicht mal in feudalen Kreisen war in früheren Jahrhunderten die Mutter so sehr mit ihrer Brut beschäftigt. In der breiten Masse, Sie sagen es, eh nicht. Intensiv (qualitativ wie quantitativ) Zeit mit den Kindern zu verbringen, das ist eigentlich Luxus. Oder heute: Prioritätensetzung.

-        Wer aber heute im Basteln, Spielen, Toben mit den Kleinen aufgeht: Ist doch toll! Und unzeitgemäß! Neurosen finden Sie bei der Karrieremutter mit fremdbetreutem Kind genauso wie bei der Hausfrau mit Gluckentick. Kinder allerdings, die vor einem gewissen Alter fremdbetreut werden, sind nach allem, was ich weiß, im Schnitt deutlich labiler als solche mit stabiler Mutterbindung, und Stabilität rührt nicht aus „Quality Time“.

-        Ihr Seufzer „Himmel, geht arbeiten“ ist  Wasser auf die ohnehin rotierenden Mühlen. Die Frauenerwerbsquote steigt ja sukzessive. Viele Frauen, die ich kenne, seufzen hingegen: Wär schön, wenn´s per Teilzeit ginge. Wär schön, wenn ein Gehalt ausreichte.

Monika L.

21. Mai 2017 11:56

Liebe Frau Kositza, danke für Ihre Antwort an Gerrit. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Stand in meiner Zeit mit Kleinkindern als ' Nur' -Hausfrau öfters in diesem unsinnigen Disput. Jetzt mußte ich Quality Time doch mal nachschlagen:

"Der Ausdruck wird inzwischen, teils übersetzt, auch im deutschsprachigen Raum verwendet.[4] Laut einem Memorandum des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom Mai 2009 ist Qualitätszeit folgendermaßen einzugrenzen: „Als Qualitätszeit für Familien betrachten wir verlässliche und selbstbestimmte Zeitoptionen, die Familien bewusst für gemeinsame Aktivitäten nutzen. Dabei kann es sich sowohl um gemeinsame Ausflüge oder Spielnachmittage handeln als auch um Aktivitäten, wie etwa gemeinsames Kochen und Essen, solange sie bewusst als Familienzeit wahrgenommen werden. Reine Haushaltstätigkeiten oder Hobbys, bei denen andere Familienmitglieder auch anwesend sind, zählen hingegen nicht dazu. Für uns bemisst sich Zeitwohlstand in bewusster Interaktion, Fürsorge und Zuwendung mit dem Ergebnis von Wohlbefinden.“[6] Familienbezogene Qualitätszeit durch mehr Zeitsouveränität zu ermöglichen sei Aufgabe der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft, und insbesondere eine Aufgabe der Familienpolitik.[6]"

Darüber kann man meditieren. Mir fällt nur ein blöder Witz ein:

Kommt ein Mann zu Jesus ( Ergänzung: möchte Zuwendung/ Fürsorge/ Seelsorge) und erhält die Antwort: " Kommen Sie morgen wieder, heute keine Sprechstunde" . Zuwendung mit dem Ergebnis von Wohlbefinden ? Auf eine solche Quality-time kann man verzichten ! Und jetzt wende ich mich mal meinem Ehegespons zu ...Wo ist der wieder hin ?

Jetzt läuten gerade auch noch die Glocken....das war früher mal die "quality time", der Gottesdienst, zu festen Zeiten...

Lotta Vorbeck

21. Mai 2017 15:30

@Henrik Linkerhand, 20. Mai 2017 18:02

... Diese Mädchen haben keine Vergangenheit, keine Gegenwart und ihre Zukunft ist die ein ebenfalls bettelnden Mutter, die ihren Haß vererben wird. Zigeuner haben keine Lobby, die hatten sie nie. Sie stehen ganz unten und das wissen sie auch.

 

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Zwei Fragen lauten:

 

# Frage №1:

Gibt es einen Grund dafür, weswegen diese Mädchen keine Zukunft haben?

 

# Frage №2:

Wieso haben Zigeuner keine Lobby?

Gustav Grambauer

21. Mai 2017 22:35

Quality-Time:

In meiner Schwiegerfamilie gibt es ein Ehepaar, Psychiater und Psychotherapeutin. Deren Leben ist so von sozialer Selbstkontrolle durchzogen, daß sie sich sogar dahingehend kontrollieren, sich die Illusion von Zeiten einer - wiederum genau dosierten - Kontrollfreiheit vorzulügen. Auch hierbei ist jede Sekunde nicht nur getaktet sondern auch durch den hintersten Winkel aller Theorie-Wurmfortsätze vor allem über Effizienzkriterien in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung hindurch durchanalysiert. (Sich für ganz besonders "liberal" und "hochreflektiert" haltend merken die nicht mal, zu welchem Grade sie dabei das marxistische, ja bolschewistische Programm exekutieren, so wie ja bereits mit der Befolgung des Habermasschen Dictums "Vergesellschaftung Gottes und Vergötzung der Gesellschaft".) Er hat mir mal gesagt, in seinem Arbeitsvertrag stünde, daß er sich am Wochenende soundsoviele Stunden zu erholen habe. Tatsächlich schalten sie dann wie auf Knopfdruck das Programm "jetzt erholen wir uns" ein, aber lediglich zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Arbeitskraft, wobei sie das auf sich applizieren, was in irgendwelchen "neuesten Studien" aus ihren Fachzeitschriften von der WHO-Präventionsmafia anhand eines totalitär-utilitaristischen und totalitär-funktionalistischen Menschenbildes (in dem der Mensch aber vergegenständlicht, also eigentlich entmenscht wird) dafür lanciert wurde, Kostprobe einer Destille für die Masse:

https://www.stressnostress.ch/

https://www.helsana.ch/de/blog/fuer-ihren-ausgleich-engagiert?gclid=CNbCpMLKgdQCFRHhGwodnxUC_Q

Dahingehend geben sie uns nicht nur Ernährungstipps nach der Schablone der Degradierung des Menschen zur Reiz-Reaktions-Maschine (gehört auch zu der Gehirnwasch-Kampagne, die gerade in der Schweiz läuft),

https://www.helsana.ch/de/blog/die-richtige-ernaehrung-gegen-stress

auch Alkohol wird im Hinblick auf Menge, Tageszeit, Einnahme mit oder ohne Speisen zur optimalen Verbrennung usw. auf den Tropfen genau rationiert und dosiert, so wie sie es in ihrem Beruf von der Applikation von Medikamenten her kennen. Wenn es knödelig aus dem Kehlkopf heraus (... habe gejauchzt, Frau Kositza!) tönt "so, laßt uns noch ein bißchen auf der Terrasse abhängen", dann wissen wir schon, daß es gleich nur noch verkrampfter und verkopfter als zuvor am Eßtisch wird und daß gleich nur eine noch feinere Goldwaage für jedes Wort herausgeholt wird. Ich bestreite, daß die fähig wären, überhaupt zu erfassen, was jeder Hinz und Kunz als "mal alle Fünfe gerade sein lassen" kennt und schätzt.

Gerade darum geht es ja: die arbeiten mit Hocheifer daran, die Sterilisierung und Szientifizierung des Lebens sowie die Vergegenständlichung des Menschen zum sozialen Distinktionsmerkmal zu machen. Gerade damit wollen sie sich ja von Hinz und Kunz abheben und gerade damit wollen sie ja Hinz und Kunz - ausgesprochen oder unausgesprochen - sozial ächten! Früher galt als Streber, wer sich mit den Ellenbogen vorschob, also antisozial war. Die neue Form des (Akademiker-)Strebertums liegt in der effektivsten Selbstkontrolle zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit, um wiederum der Primus unter den Steuerzahlern zu sein und auf alle (ergo) Gammler, die weniger Steuern zahlen, als Ober-Streber verächtlich herniederschauen zu können. Auch wird in dieser Puritanerwelt selbstverständlich als asozial geächtet, wer nicht jedes Risiko meidet oder zumindest mehrfach absichert.

"Himmel, kommt mal zurück ins Leben!"

- G. G.

Monika L.

22. Mai 2017 00:27

Daß so etwas wie 'quality time' als soziologischer terminus für die Familienpolitik  tatsächlich im Netz zu finden ist, hat mich doch sehr irritiert. Ebenso die Begriffe Zeitwohlstand und Zeitsouveränität. Das klingt wirklich schrecklich. Nach einem völlig durch die Arbeit bestimmten Leben. Ohne Muße und Kult. Zum Buch mit gleichlautendem Titel von Josef Pieper mußte ich dann doch noch greifen. Um meinen Abendfrieden wiederzufinden. Dort lese ich:

"Es ist, in dieser Zeit, sinnlos geworden, den Bereich der Muße von vorletzten Positionen aus verteidigen zu wollen. Der Bereich der Muße aber ist, wie gesagt, der Bereich der Kultur überhaupt, sofern dieses Wort das bezeichnet, was über das bloß Zweckdienliche hinausliegt. Die Kultur lebt aus dem Kult.  Und auf dieses innere Ursprungsverhältnis muss zurückgegriffen werden, wenn sie als Ganzes in Frage gestellt wird." ( Josef Pieper) 

Wo keine Muße, da kein Kult, da keine Kultur....

Cacatum non est pictum

22. Mai 2017 01:30

@Henrik Linkerhand

Zigeuner haben keine Lobby, die hatten sie nie. Sie stehen ganz unten und das wissen sie auch.

Ich weiß ja nicht, wie gut Sie sich mit Zigeunern auskennen - Ihre Wortmeldung jedenfalls klingt nach Mitleid. Die fehlende "Lobby" haben sich diese Großfamilien im Lauf der Jahrhunderte redlich verdient, und zwar in erster Linie mit ihren Geschäftsmodellen, von denen die Bettelei gewiss das mildeste ist. Die Zigeunerfamilien stehen größtenteils - und zwar gewollt - außerhalb der Gesellschaft. Dass sie aber materiell ganz unten stehen sollen, halte ich für einen schlechten Witz von grünen Reformhausmoralisten, die noch nie einer Roma-Familie begegnet sind. Glauben Sie nicht jedes Klischee!

Stil-Blüte

22. Mai 2017 14:22

Zunächst zu den Zigeunern, denen einjeder von uns in irgendeiner Form begegnet ist, real und ideal. Früher - eine beinahe unzulässige Verkürzung, wenn nicht gar Verkrümmung, - gab es eine eine Balance zwischen den stehlenden, bettelnden Zigeunern ('nehmt die Wäsche von der Leine, die Zigeuner kommen') und den tönenden, fidelnden Zigeunern ('Drei Zigeuner fand ich einmal liegend auf einer Weide...', Rückert), 'Zigeunerbaron' (Strauß), 'Zigeunerjunge, Zigeunerjunge...' (Alexandra), 'Carmen' ('Die Liebe vom Zigeuner stammt...'), Zigeunertänze (Brahms), Zigeunerschnitzel (in der DDR aus Ungarn adaptiertes Schnitzel mit eurigem Paprika) Zigeunern, ein fahrendes Volk, ist  Seßhaftwerden, ihre Sache nicht. Anfang der 80er Jahre, als Schweden schon als das großzügigste Einwanderland der Welt alle Zugereisten großzügig unterstützte, schuf sie für die Zigeuner Wohnungen Lehrer wurden in die Großfamilien geschickt, um ihre Sprache, ihre Kultur zu begreifen, trotzdem ging alles den Bach runter; der 'Zigeunerbaron' saß im Gefängnis, er regierte von dort aus weiter seine Sippe. Die Neubauten schnell verwahrlost und verlassen, Campingwagen, gezogen von Mercedes, brachten die Zigeuner wieder weiter. Die Verwandtschaftsverhältnisse im Kleinen , die dm europäischen Adel im Großen ähnelten: Degeneration.  Es ist nicht ungewöhnlich, da die Mädchen nicht wissen, ob sie mit ihrem Cousin oder Onkel ein Kind gezeugt haben  (Wie ich aus alten Zigeuner-Märchen las, half dagegen, was auch andere Sippen {Bergvölker} taten, Kinder bzw. junge Mädchen aus einem anderen Umfeld zu  'entführen'. Vort langer Zeit einen Film gesehen, von einem, damals noch jugoslawischen Zigeuner gedreht, ins Deutsche übersetzt: 'Abschied von Ypsie' Schlüsselerlebnis: knallhart und schön. Beides. Ich hatte verstanden: Beides. Die Linken können sich noch so sehr gebärden, sie wollen auch die Sinti und Roma 'umerziehen'. Lassen  w i r  die Zigeuner als das, was die sind: Das älteste fahrende Volk der Welt, das trotz aller Widrigkeien (oder gerade deshalb) ihre Eigenheit, mag sie uns auch noch so schrecklich oder armselig erscheinen,  zu bewahren wusste. Ein anderes Erlebnis in Köln Ende der 80er Jahre: Eine Truppe Zigeuner benötigte Winterquartier. Keiner wollte zuständig sein; ein linker Wohlfahrstverband bürgte. Auf einem Parkplatz. Jeglicher Wohlstandskomfort wurde bereitsgestellt. Im Frühjahr zogen sie weiter. Zurück blieb ein Schrottplatz. Verdammen? Sie zogen weiter. Noch eins: Vor unserem Superdmarkt ein Zigeunerkind. Manche geben, manche nicht. Nach einigen Monaten war zu sehen - sie war schwanger. Unter Zigeunern - normal, nach biologischem Alter, geschwängert zu werden. Ein Erlebnis Anfang der 70er. In Bulgarien, neben dem Rilakloster. Massentrauung (katholisch) von -zig Zigeunerpaaren. In einer Senke drei Tage Feiern, Fideln, Essen, Trinken. Drei Polizisten. Keine Rauferei (Wir waren als Wanderer am Rande ebenfalls dabei. Lassen wir sie doch sein wie sie sind. Das ist das Beste, was wir tun können. Denn: Sie ziehen weiter. Lassen wir sie ziehen. Und daher - ich finde Ellen Kositzas Regung natürlich. Denn: sie sitzen nicht stundenlang auf den Ämtern, sie sitzen am Straßenrand oder putzen die Autoscheiben an den Ampeln. Sie tun nichts anderes, nur zeitgemäß, was sie auch vor Jahrhunderten in ganz Europa, von Spanien bis Deutschland getan haben, umherzigeunern. Wer einmal in Budapest war und in den Weinkellern den fidelnden Zigeunern  gewahr wurde, wird sich ohnehin an sie wohlwollend erinnern.

Henrik Linkerhand

22. Mai 2017 18:26

@Cacatum non est pictum

Wir alle kennen die Zigeunerproblematik, die in Jahrhunderten, auch oder wegen ihrer devianten und deliquenten Lebensweise, nicht gelöst wurde. Für uns alle ist diese Bettelei eine unangenehme Erfahrung, aber für diese Kinder ist es eben harte Arbeit, Kinderarbeit. Mein Mitleid gilt diesen kleinen Geschöpfen, die nichts, aber auch garnichts für ihre Herkunft können. Mit "ganz unten stehen" sind sicherlich nicht das Fehlen materielle Dinge wie Geld, BMW oder Glitzerjeans gemeint.  Die wenigen, in ihrer Aussage aber mehr als eindeutigen, wissenschaftlichen Untersuchungen sagen hier alle das gleiche: Die Volksgruppe der Zigeuner ist die am wenigsten geachtete, ergo sie "stehen ganz unten". Aber auch das meinte ich nicht. Schauen Sie sich bitte Familienstruktur, Zugang zu Bildung, Affinität zu Kunst und Kultur oder ganz profan Zahnhygiene an. Sarrazin hat das eindrucksvoll und überzeugend  in "Deutschland schafft sich ab" dargestellt. In letzter Zeit wird viel über deutsche Kultur geredet und die üblichen Verdächtigen sind schnell zur Hand (Goethe, Schiller etc.), aber niemand redet über die wohl eindrucksvollste Kulturleistung der letzten 200 Jahre, die bürgerliche Familie. Kositzas Kolumnen handeln eigentlich von nichts anderem als von einer Familie, die ihren Kindern alle Nuancen echten Wohlstands, weit ab von Geld, Luxusvillen oder Firstclass Urlaubsreisen, durch Vorleben und Erziehung zu teil werden lassen. Der Widerspruch zwischen der Welt der Zigeuner und dieser könnte nicht größer sein. Und um beim Widerspruch zu bleiben: "grüne Reformhausmoralisten" (schöne Formulierung) benutzen die Zigeunerproblematik um andere, zumeist Deutsche moralisch zu erpressen, um ihre LillaLu Ideologie an den Mann/Frau zu bringen. Sie erwarten immer vom Staat oder der Gesellschaft Veränderungen, zur denen sie selber nicht bereit sind. Ihre selbsternannten Opfergruppen sind ihnen dabei herzlich egal. Ich möchte an die lange Geschichte der Deutschen in Rumänien erinnern, die wohl einzigen, die sich der Zigeunerproblematik vorurteilsfrei und ohne Heuchelei angenommen haben. Wenn auch ihre Erfolge bescheiden waren, ist es trotzdem deutsche Kultur.

destijl

23. Mai 2017 04:43

quarz 20. Mai 2017 15:34 Frau Kositza, wie wäre es mit einer Buchbesprechung von Douglas Murrays "The Strange Death Of Europe" ? Murray fällt schon lange durch wider den Stachel löckende politische Analysen auf. Mit seinem neuesten Buch scheint er nun in England auch im Mainstream einige Verunsicherung verursacht zu haben.

Kann ich nur sekundieren. Hab's just begonnen und es ist schwer es aus der Hand zu legen. Wahrscheinlich eine Nummer zu groß für das Verlagshaus Antaios (und für einen in Großbritannien dermaßen bekannte öffentliche Person wohl zu risky), es wäre jedenfalls ein Riesengewinn.

Stil-Blüte

23. Mai 2017 13:38

@ Henrik Linkerhand

U n s e r e   Problematik ist, daß wir an Alles und Jeden  u n s e r e   Maßstäbe anlegen.  Ja, von der Wiege bis zur Bahre gilt bei Zigeunern Härte, auch in der Kindheit, aber auch unauflösbares Geborgensein in der Tradition der eigenen Sippe, wobei die Großmütter als Magierinnen und ungekrönte Herrscherinnen eine große Rolle, auch die des Tröstens,  spielen.

Wir sehen dies nur von außen, als Elend. Es steht uns nicht zu, sie nur so zu sehen. Sie haben ihre Feste, ihre Rituale, ihre Tänze, ihre Musik, ihren Zusammenhalt; sie haben  i h r  Leben.  Die Kinder werden ohne Erziehung groß, kein Maßregeln, Beobachten, Kommentieren.  Da kommen wir einfach nicht ran oder rein. Das gilt es, mehr als unser 'Mitleid mit diesen Geschöpfen', zu bedenken. Denn genau damit könnten wir sie demütigen.  

(Gibt es einen Cineasten, der 'Abschied von Gypsi' kennt und schätzt und einen Link herstellen könnte?)

Das Betteln abzuschaffen, ist grün-sozihaft gedacht. Beruf: Bettler: siehe Brecht. Jenen Bettlern, die man kennt und sogar manchmal ihren Lebenslauf, keine Frage, denen zu geben, fällt es ebenso leicht wie der Nachbarin Salz auszuborgen. Und mit Recht.  D e r  ist der Nächste, in der Nähe des Eigenen. 

(Seitdem sich aber ein fremder Bettler unter seinem Bettelzettel meiner Geldbörse, die zahlbereit auf dem Gasthaustisch lag, bemächtigt hat, bin ich erst mal 'geheilt'. An der ganzem Vorgang war vor allem schwerwiegend, wie apathisch, ja autistisch die Gäste, als ich sofort 'Haltet den Dieb!' rief, reagiert bzw. nicht reagiert haben; von der Polizei, die nicht eintraf, ganz zu schweigen. ) 

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