Normalerweise ziert die Mitgliederzeitung meist ein fröhliches Lächeln werktätiger Personen am Arbeitsplatz, oder gebremst kämpferischer Ausdruck ungerecht Behandelter außerhalb des Arbeitsplatzes. Dieser junge Mann wurde zu einer KZ-Besichtigung nach Auschwitz mitgenommen, zusammen mit seiner Berufschulklasse.
Ein Raunen geht durch die Gruppe, als die Führerin berichtet, dass es in den Baracken des Vernichtungslagers Birkenau Ratten so groß wie Katzen gab. Sie hatten sich an den Leichen der unzähligen von den Nazis ermordeten Menschen fett gefressen.
So beginnt der AK-Report-Bericht, der Journalist Dominik Bittendorfer hat der „Führerin“ das geglaubt. Die Authentizität des Ortes – alle hatten schon „Schindlers Liste“ gesehen, jetzt befanden sie sich am „Originaldrehplatz” – generiert Vertrauensschwindel. Man kann am „Originaldrehplatz“ nicht parallel nachdenken und glauben. Könnte man es, wüßte man rasch, daß es das mit den Riesenratten schlicht nicht geben kann, die einzigen „Riesenratten“ von solcher Größe im Internet entstammen irgendwelchen Stories über „Mutanten“. Angesichts der Kratzspuren an den Wänden der Gaskammern überfällt die Schülergruppe, den Lehrer und den Journalisten eine gleichermaßen emotionale Sprachlosigkeit.
Warum und wozu schreibt die AK-Zeitung, die immerhin 570.000 Mitgliedern gratis zugestellt wird, diesen Text und bebildert ihn am Titelbild so? Es ist doch vollkommen normal, daß Schulklassen vom Geschichtsunterricht aus irgendwann mal in ein KZ fahren.
Die Antwort gibt der Artikel selbst:
„Es gibt ja auch aktuell wieder Tendenzen, diese Gräueltaten generell zu leugnen“, erklärt der Lehrer aus Steyr.
„Und wenn ich mir anschaue, wie viel Ausländerfeindlichkeit und Hass es gibt, dann weiß ich, es kann immer wieder dazu kommen“, sagt der junge Mann.
Das sind die Vordergründe.
Doch es gibt auch Hintergründe, und die sind komplex und durchaus abgründig. Im AK-report-Artikel wird erklärt, wer die Klassenfahrt gesponsort hat. Das Programm „Challenge Europe“ dient der Förderung von Bildungsreisen und ‑projekten für Lehrlinge und junge Fachkräfte, die in Oberösterreich wohnen, in Oberösterreich beschäftigt sind oder dort eine Berufsschule besuchen. Auf der Seite der BBRZ-Gruppe (Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum Öberösterreich) findet sich eine Liste von Kooperationspartnern und „Dachorganisationen als Auftraggeber“.
Besonders interessant sind „Solidar“ und „ulixesnet“. „Solidar“ verfolgt noch jetzt, im Sommer 2017, eine plakative Refugees-Welcome-Agenda zur Ansiedelung von Afrikanern in Europa. „Solidar“ hängt zusammen mit der europäischen „Foundation for European Progressive Studies“, deren Fortschrittlichkeit sich darin zeigt, mit dem „Global Progressive Forum“ zusammen an der Neuen Weltordnung mitzubasteln.
FEPS together with its partners in the “Next Social Europe” research programme conveyed a meeting of a new “High Level Advisory Group (HLAG)”, which met in Vienna on 1st and 2n March 2016 – benefitting from the generous hospitality of the Renner Institut and its Chair, Dr. Alfred Gusenbauer – former Chancellor of Austria and Chair of the FEPS Next Left Research Programme.
Und wer macht da noch so mit? Zum Beispiel Martin Schulz, deutscher Kanzlerkandidat der SPD, seines Zeichens „reliable ally“ (Vertrauensmann) der Open Society Foundation von George Soros.
Doch weiter im Netzwerk, das die Klassenreise nach Auschwitz finanzierte. Ulixesnet ist wieder so ein Zusammenschluß diverser Bildungsstiftungen und NGOs, beide, die BBRZ-Gruppe und „EESC Europa“ treffen hier zusammen. Sucht man dort nach Personenkontinuitäten, stößt man auf die „Civil Society Days“ und hat endlich den inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem Migrationsthema, dem sich alle bisher aufgelisteten Organisationen verschrieben haben, und dem Thema „Zivilgesellschaft gegen Rechts“, für das unser Arbeiterkammer-Projekt ein signifikantes Beispiel ist.
Denn auf dieser Konferenz hält eine Ulrike Grassinger einen Workhop. Ihre Herkunftsorganisation heißt „counterpoint“. Deren zentrales Projekt hat den pikanten Namen „Recapturing the Reluctant Radicals“ (deutsch etwa: „die widerwilligen Radikalen zurückerobern“) und wird von der Open Society Foundation bezahlt. Klar wird dies noch einmal dadurch, daß auf der Open-Society-Foundation-Homepage offen die finanzielle Unterstützung benannt wird. Das Netz spannt sich vom ganz kleinen Projekt (oberösterreichische Berufschulbildungsreise) zum globalen.
Es bleibt die Frage: warum interessiert ausgerechnet Soros die Unterstützung eines Holocaust-Projekts? Auf dem polnischen Bildungsserver „Guide To Tolerance Education“ taucht zum Stichwort „Holocaust“ als Quelle die Open Society Foundation auf.
Der Konnex läuft über Soros’ Engagement für die Rechte der Roma, das sich im Vergleich zu seinen sonstigen weltweiten Agenden („Migration“, „Frauenrechte“, „regime changes“) seltsam kleinformatig ausnimmt, aber genau an diesem Punkt greift:
The new generation of Roma activists uses Holocaust commemorations as a moral tool to protect their communities from far-right groups that promote Nazi-type ideologies, a rising phenomenon in Europe.
Die Nutzung des Holocausts als “moralisches Werkzeug” wird offen präsentiert, da braucht man nicht nach geheimen Verschwörungen zu graben.
Wer Soros verteidigt, wird nicht müde, genau die Roma-Initiative als Angriff auf die „autoritären rechten Regierungen“ der Visegrad-Staaten zu erläutern, zum Beispiel so:
Doch darum geht es nicht. Soros und seine Open Society Foundations treten für das Leben in einer demokratischen, rechtsstaatlichen, transparenten, toleranten Gesellschaft und für einen sozial verträglichen Kapitalismus ein. Was Letzteres angeht, so wäre besonders die Roma-Initiative von Soros und seiner Stiftung hervorzuheben – sie ist unter all den ungezählten, meistens wenig erfolgreichen Initiativen zur Inklusion von Roma mit Abstand die nachhaltigste.
Diejenigen Machthaber, die Soros und von ihm unterstützte NGOs jetzt so massiv angreifen, stehen samt und sonders für den Weg in ein formaldemokratisches, illiberales, quasi-autoritäres Staatsmodell, für zutiefst intransparente, korrupt-mafiöse Verhältnisse und vor allem für eine äußerst antisoziale Politik mit häufig geradezu rassistischem Charakter, die auf militaristische Disziplinierung und gesellschaftliche Exklusion armer Menschen, oft von Roma, abzielt – so wie es in Orbans Ungarn vorexerziert wird.
Wie es – nämlich Soros’ Umtriebe – wirklich in Orbans Ungarn vorexerziert wird, läßt sich in einem Beitrag detailliert nachlesen.
Und die österreichische Arbeiterkammer? Da ist George Soros schon seit langem kein Feind, sondern „Gott sei Dank ein selbstloser, großzügiger und kreativer Philanthrop“. Und wenn einem diese Belegstelle zu wenig ist, dann geht es auch wieder über Personen: die Bereichsleiterin für Information der Arbeiterkammer Wien, Astrid Holzinger, ist im Vorstand des „Interkulturellen Zentrums“, welches, nun nicht mehr schwer zu erraten, von der Open Society Foundation mitfinanziert wird.
Die Schülergruppe in Auschwitz ist erfolgreich überzeugt worden. Die Botschaft ist: sie sind nicht allein, an ihrer Seite steht die ganze Gesellschaft, gar die ganze „fortschrittliche“ und „freie“ Welt. Alle in der freien, offenen Gesellschaft denken und handeln wie du, weil du und deinesgleichen auf der „guten Seite“ der Geschichte steht. Dieses Argument zieht nur bei jungen Menschen. Wir etwas Älteren kennen aus der Geschichte diejenigen, die vom „Fortschritt“ sprechen und von historischer Notwendigkeit.
Im STANDARD war kürzlich eine Kampagne geschaltet: eine ganze Seite leer, ganz unten steht die Zeile: „Holocaust und Verantwortung. Sehen Sie diese leere Seite als Zeichen des Respekts vor Ihrem persönlichen Urteil. Chapeau! Aktion Mensch.“ Vor drei Jahren lancierte die „Aktion Mensch“ einen Werbeclip mit ähnlicher Botschaft: Der Holocaust kann und darf nicht mehr begriffen werden, er ist ein formvollendetes Tabu geworden. Zwischen emotionalen Schwindel und tabula rasa paßt keine Reflexion.
Sozialpsychologisch mutet es fast wie ein echtes Tabu an: auf Tabus reagieren Menschen, wie Freud 1913 in „Totem und Tabu. Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker“ eindrucksvoll beschrieben hat, mit körperlicher Abwehr, psychosomatischen Symptomen und der völligen Unfähigkeit, eine Tabuverletzung rational von außen zu betrachten oder als „magisches Denken“ zu erkennen. Tabus sind Imperative, denen man sich durch eine innere Nötigung wie selbstverständlich unterwirft, deren Objekte verschiebbar sind, von denen gewisse zeremonielle Handlungen ausgehen und die von einer „Priesterkaste“ überwacht werden.
Die Ekelmischung aus Fortschrittsglaube, persönlicher Ansprache an junge Menschen und gleichzeitiger weltweiter politischer Totengräberarbeit zugunsten des Globalismus wird wirklich perfide, wenn die Scharnierstelle „Holocaust“ ins Spiel kommt. Das „moralische Werkzeug“ der Tabuisierung erleichtert die Arbeit der Globalisierung. Wenn die nächste Generation das unnennbare, untilgbare, undbegreifliche Tabu weiter zu empfinden gelernt hat, wird sie offen sein für alle Erlösungsangebote der „open society“ – freier Verkehr der Waren und des Geldes, freie Migration, globale Verwaltung und eine globale Ethik.
Valjean72
Vielen Dank für diesen Artikel und die Darlegung der ganzen Vernetzungen. Ohne Schuldkult keine Willkommenskultur und Erlösung durch Selbstauflösung.
Gleichwohl scheint mir die Hoffnung gerechtfertigt, dass mit zunehmend vehementeren Einsatz dieser Moralkeule, deren gewünschte Wirkung abnimmt, sich gar ins Gegenteil verkehrt, d.h. Menschen ob dieses offensichtlichen Missbrauchs zur Reflexion angeregt werden.