Weil Londons Bürgermeister Sadiq Khan der Meinung ist, daß Terrorismus zum Leben in einer Großstadt einfach dazugehört (), müssen sich auch die SiN-Leser an härtere Zeiten und kantigere Sonntagshelden gewöhnen.
Vielleicht hätten wir sonst einen namenloser baizuo gekrönt, oder ich hätte einen fränkischen Kartoffelbauern zu Wort kommen lassen, der sich ob des plötzlichen Bamberger-Hörnchen-Absatzes fragt, woher das gesteigerte Interesse an der Erdknolle kommt. Er wäre ahnungslos, weil er kein Facebook, Smartphone oder Fernsehen hat, dafür aber eine eigene Scholle und eine Familie mit vier quietschvergnügten Draußenspiel-Kindern – was Manuel Gyros eben so unter Kartoffelland versteht. Aber dann kam der 3. Juni, drei Fremdfrüchtchen liefen Amok, und so ist der Sonntagsheld eben ein englischer Hooligan. Auch gut.
Roy Larner sitzt gerade im “Black & Blue Steakhouse”, als Khuram Butt, Rachid Redouane und Youssef Zaghba durch die Tür stürzen und mit erhobenen Messern schreien: “Islam, Islam! This is for Allah!” Nun ist Larner als Anhänger des Londoner FC Millwall kein Kind von Traurigkeit und – so wird seine Mutter später erzählen – keiner, der sich vor einer Schlägerei drückt.
Tatsächlich rastet bei Larner in dem Moment der Raubtierreflex ein, und während unbewaffnete Polizeibeamte dem Gesetz der Steppe gehorchen und sich aus der Reichweite der Attentäter flüchten, geht Larner ein Satz durch den Kopf: “I need to take the piss out of these bastards.” Er steht auf und stellt sich dem ersten Angreifer in den Weg.
Was in den nächsten Minuten geschah, hat ihm zu Recht den Spitznamen “The Lion of London Bridge” eingebracht: “Fuck you, I’m Millwall!” schreit der 47jährige und geht mit bloßen Händen auf die Dschihadisten los. Die beginnen unter wiederholten “Islam! Islam!”-Rufen zu dritt auf ihn einzustechen, doch anstatt zurückzuweichen, schlägt Larner einen Haken nach dem anderen, wiederholt sein Feldgeschrei (weil’s so schön ist, nochmal: “Fuck you, I’m Millwall!”) und rettet so unzählige Menschenleben.
Das beste an der ganzen Geschichte: Der Vater einer Tochter überlebt den Angriff und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Seine Freunde haben ihm ein Buch über das Laufen geschenkt, dutzende Medien stehen Schlange, um ein Interview mit dem frischgebackenen Helden zu ergattern. Während also die ganze Welt bewundernd nach London schaut, gibt es eine Person, die sich über Larners Einsatz überhaupt nicht wundert: “I wasn’t shocked to be honest. He wouldn’t care who fronts him up. He will give as good as he gets. […] He wouldn’t care who it was or if they had a knife or a gun”, sagt seine Mutter.
Inzwischen gibt es eine Petition, in der für Larner das Georgs-Kreuz, der höchste britische Verdienstorden für Zivilisten, gefordert wird. Dagegen stinkt der literarische Lorbeerkranz eines Sonntagshelden vielleicht ein wenig ab. Trotzdem: Cheers and Oi! an die Themse!
Neffe Mannheims
Was ist eigentlich aus HoGeSa geworden? Und was macht die EDL?