Blick auf den Gegner (I): Ulrike Guérot

Mindestens ebenso aufschlußreich wie die Vorgänge um die Nominierung von „Finis Germania“ in der Liste „Sachbücher des Monats Juni“ ist das Buch, das die Jury auf Platz 1 gesetzt hat:

Michael Wiesberg

Michael Wiesberg ist Lektor und freier Publizist.

Ulri­ke Gué­rots „Streit­schrift“ Der neue Bür­ger­krieg – Das offe­ne Euro­pa und sei­ne Fein­de.

Es han­delt sich hier indes weni­ger um eine Streit­schrift denn um eine Art chi­li­as­tisch auf­ge­la­de­ne Groß­pre­digt, die das radi­kal zu Ende brin­gen will, was Rolf Peter Sie­fer­le in Finis Ger­ma­nia in all sei­nen Facet­ten auf sei­ne Kon­se­quen­zen hin ana­ly­siert, näm­lich die Zer­stö­rung des Natio­nal­staa­tes. Das „Streit­schrift“ ist eine Art Kom­pi­lat von Gué­rots im letz­ten Jahr ver­öf­fent­lich­ter Beschwö­rung War­um Euro­pa eine Repu­blik wer­den muß! Eine poli­ti­sche Uto­pie, die aus ihrer Sicht offen­bar nicht genü­gend Reso­nanz erzielt hat.

Also muß­te jetzt eine inhalt­lich grif­fi­ge­re „Volks­aus­ga­be“ her, um die Reich­wei­te ihrer Bot­schaft zu erhö­hen. Die­se ist so sim­pel wie grund­stür­zend: Been­det end­lich den gan­zen Natio­nal­quatsch und ruft den gren­zen­lo­sen Viel­völ­ker­staat Euro­pa mit einem euro­päi­schen „Staats­volk“ (bes­ser: einer belie­bi­gen Ansamm­lung von Men­schen) aus, und zwar „asap“, sprich so schnell wie möglich.

Flan­kiert wird sie dabei gele­gent­lich von dem mit Aus­zeich­nun­gen aller Art nur so über­häuf­ten, im media­len Main­stream über­all gehät­schel­ten öster­rei­chi­schen Schrift­stel­ler Robert Men­as­se, mit dem sie das „Mani­fest für die Begrün­dung einer Euro­päi­schen Repu­blik“ (2013) ver­faßt hat. Jeder Mensch müs­se, so Gué­rot, „in Zukunft das Recht haben, natio­na­le Gren­zen zu durch­wan­dern und sich dort nie­der­zu­las­sen, wo er will.“ Kon­se­quen­ter­wei­se for­dert sie des­halb:  „Weg mit den Gren­zen. Her mit den Flücht­lin­gen, egal wie vie­le, egal woher sie kommen.“

Flücht­lin­ge will sie wohl auch des­halb nicht mehr als Flücht­lin­ge bezeich­net wis­sen, son­dern als „Welt­gäs­te“, die in ihren Gast­län­dern ihre eige­nen Städ­te nach­bau­en sol­len, so wie es euro­päi­sche Aus­wan­de­rer in Nord­ame­ri­ka getan haben (in weit­ge­hend men­schen­lee­ren Gebie­ten indes, die sie vor­her von India­nern „gesäu­bert“ hatten …).

Sie hält das für einen „inter­es­san­ten Lösungs­an­satz“, um die „Kon­kur­renz um bil­li­gen Wohn­raum und Jobs“ zu lin­dern, und hat offen­sicht­lich mitt­ler­wei­le in der Co-Vor­sit­zen­den der Grü­nen im Euro­pa­par­la­ment, Ska Kel­ler, eine geleh­ri­ge Schü­le­rin gefun­den. Neu-Mos­sul in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Neu-Alep­po in Nord­rhein-West­fa­len oder Neu-Lum­bum­ba­shi in Bay­ern? Da wur­de es dann selbst Peter Kapern, der Gué­rot im Deutsch­land­funk inter­view­te, ein wenig blü­mer­ant. Ein gro­ßer Teil der Zuhö­rer wer­de jetzt gleich rufen, die „Frau sei doch nicht mehr zu ret­ten“, habe sie das, so wirft er ein, ein­kal­ku­liert? Die Ant­wort der Poli­to­lo­gin ist aufschlußreich:

Ja natür­lich wird uns – das sagen Sie ja jetzt auch schon – Irrea­lis­mus oder Träu­me­rei vor­ge­wor­fen, daß das ja gar nicht mög­lich ist. Dage­gen stel­len wir ein­fach mal Ter­ti­um datur … Wir sehen ja in Grie­chen­land, daß wir auf Strän­den am Mit­tel­meer kei­nen Sta­chel­draht bau­en kön­nen. Und da haben wir ein­fach gesagt, das machen wir. Wir erin­nern uns an die Geschich­te. Es ist ja auch nichts Neu­es in dem Vor­schlag, son­dern wir haben ein­fach dar­an erin­nert, daß natio­na­le Gren­zen etwas sehr Neu­es sind. Das haben wir lei­der ver­ges­sen, weil wir im 20. Jahr­hun­dert gelebt haben. Aber meis­tens hat man gren­zen­los in Euro­pa gereist.

„Dage­gen stel­len wir ein­fach mal Ter­ti­um datur“: Weg mit den Natio­nen und den Gren­zen, man habe in Euro­pa (angeb­lich) sowie­so die meis­te Zeit „gren­zen­los“ gereist. Und dann gibt es ja noch den Phi­lo­so­phen Imma­nu­el Kant, „der allen Erden­bür­gern ein Welt­gast­recht“ zuge­stan­den haben soll. Alle Men­schen sei­en nach Kant als Erden­bür­ger angeb­lich gleich und hät­ten „das glei­che Recht“, „auf jedem Platz der Erde zu woh­nen“. „Die­ses Welt­gast­recht“ gel­te es sich „heu­te in Erin­ne­rung zu rufen und zu sagen, wie orga­ni­sie­ren wir denn heu­te Welt­gast­recht“. Die­se Inter­pre­ta­ti­on Kants, mit der Gué­rot hier hau­sie­ren geht, ist, wie Tobi­as Vet­ter in sei­nem Blog auf­zeigt, mehr als frag­wür­dig, hat­te Kant in sei­ner Schrift Zum ewi­gen Frie­den (1795) doch unmiß­ver­ständ­lich ein Besuchs­recht im Auge; als Refe­renz für die Behaup­tung, Kant ste­he für ein Recht dar­auf, über­all auf die­ser Welt sei­ne Zel­te auf­zu­schla­gen oder gar sei­ne Städ­te nach­zu­bau­en, taugt er also nicht.

Haupt­agi­ta­ti­ons­feld aber bleibt Gué­rots For­de­rung nach einer Euro­päi­schen Repu­blik und die Behaup­tung, die Zeit der Natio­nal­staa­ten sei (in Euro­pa) vor­bei. Die­se For­de­rung steht auch im Mit­tel­punkt ihres von der Sach­bü­cher-Jury so wärms­tens emp­foh­le­nen Buches Der neue Bür­ger­krieg. Die Haupt­kampf­li­nie in die­sem „Bür­ger­krieg“ ver­läuft zwi­schen den bösen Rechts­po­pu­lis­ten und der noch unent­schlos­se­nen „Zivil­ge­sell­schaft“, die nicht den not­wen­di­gen Furor ent­wi­ckelt, um end­lich die Euro­päi­sche Repu­blik herbeizuzwingen.

Wie nun kann aus der Sicht von Gué­rot Bewe­gung in die erstarr­ten Front­li­ni­en kom­men? Ant­wort: Durch die bösen „Rechts­po­pu­lis­ten“ von Orbán bis zur AfD (= „Ver­tre­ter des euro­päi­schen Ungeis­tes“), die die Rol­le der (unfrei­wil­li­gen) „Agen­ten des Wan­dels“ über­neh­men und als Sturm­trup­pen des­sen agie­ren sol­len, was Hegel „List der Ver­nunft“ nann­te. Sie, die Rechts­po­pu­lis­ten, kön­nen „uns eine Mam­mut­auf­ga­be abneh­men, indem sie die Natio­nal­staa­ten, die zu einen sie vor­ge­ben, de fac­to spal­ten und damit kaputt­ma­chen“, erklärt Gué­rot. Erst aus „der Gär­mas­se des gekipp­ten Sees“ ent­ste­he näm­lich „neu­es Leben. Das ist die Chan­ce für Euro­pa, für sei­ne Neugründung“.

Das „rich­ti­ge Euro­pa“ bringt Gué­rot auf fol­gen­de For­mel, die aller­dings schon einen gewis­sen Haut­gout hat: „Ein Markt, eine Wäh­rung, eine Demo­kra­tie.“ Der­zeit steht dem als „größ­ter Knack­punkt“ ein­mal wie­der Deutsch­land im Weg: Es ist „die deut­sche Ideo­lo­gie der Nicht-Mone­ta­ri­sie­rung von Staats­schul­den, der Geld­wert­sta­bi­li­tät und der Export­über­schüs­se“, die es zu schlei­fen gilt, sol­len eine euro­päi­sche Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung, Euro­bonds, Bür­ger­geld und ande­re Seg­nun­gen Euro­päi­schen Repu­blik durch­ge­setzt wer­den. „Wer die­sen Bür­ger­krieg been­den will“, müs­se, so Gué­rot apo­dik­tisch, „zurück an sei­ne Ursprün­ge, die feh­len­de Fis­kal- und Sozialunion“.

Wer in ihrem Buch danach sucht, wie das alles finan­ziert wer­den soll, fin­det außer den stän­dig wie­der­hol­ten Appel­len, daß jetzt der Kai­ros gekom­men sei, die Euro­päi­sche Repu­blik zu ver­wirk­li­chen, nichts Greif­ba­res. Der Hin­weis auf der­art bana­le Din­ge hat vor dem Hin­ter­grund des Jahr­tau­send­pro­jek­tes zu schwei­gen. Wer den­noch wei­ter­fragt, steht als klein­bür­ger­li­cher Beck­mes­ser am Pran­ger. Es ver­steht sich aller­dings von selbst, daß vor allem Deutsch­land die Rech­nung auf­ge­macht wür­de. Deut­sche Beden­ken­trä­ger, die sich hier zu Wort mel­den könn­ten, schreibt sie schon ein­mal ins Stamm­buch: „Von ‚Trans­fer­uni­on‘ zu spre­chen, aber nicht ein­zu­rech­nen, daß der deut­sche Export­ge­winn ohne den Euro in die­ser Form gar nicht zustan­de gekom­men wäre, ist der Gip­fel der Scheinheiligkeit.“

Die Publi­zis­tin Frie­de­ri­ke Beck hat in ihrem Buch Die gehei­me Migra­ti­ons­agen­da auf­schluß­rei­che Fak­ten zur Per­son von Ulri­ke Gué­rot zusam­men­ge­tra­gen. Bes­tens in den trans­at­lan­ti­schen Netz­wer­ken posi­tio­niert, lei­te­te sie von 2007–2013 das Ber­li­ner Büro des Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons (CFR), der in enger Ver­bin­dung mit dem ein­fluß­rei­chen CFR der USA steht. 2014 grün­de­te sie das „Euro­pean Demo­cra­cy Lab“, deren Direk­to­rin sie ist. Pro­gramm die­ses „Lab“ ist wenig über­ra­schend die poli­ti­sche Aus­ge­stal­tung Euro­pas als Repu­blik. Auf einer Kon­fe­renz von re:publica erklär­te sie 2015 laut Beck:

Wir haben uns etwas Gro­ßes vor­ge­nom­men – näm­lich den kom­plet­ten Umbau von Euro­pa. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa – das war ges­tern. Euro­päi­sche Repu­blik – das ist morgen!

Tho­mas Schmid hat in einem Arti­kel in der Welt für die­se Art „thea­tra­li­schen Grün­dungs­don­ner“, wie er es nennt, die rich­ti­gen Wor­te gefun­den: Es han­delt sich hier um eine „an sich selbst berau­schen­de Rhe­to­rik des intel­lek­tu­ell dra­pier­ten Größenwahns“.

Wenn für die Juro­ren der „Sach­bü­cher des Monats Juni“ Grund zur Scham besteht, dann vor allem des­halb, weil sie die­ses geschichts­ni­hi­lis­ti­sche Pam­phlet auf Platz eins gesetzt haben. Sie doku­men­tie­ren damit das, was sie dem Spie­gel-Redak­teur Johan­nes Saltz­we­del im Fall Finis Ger­ma­nia impli­zit unter­stel­len, näm­lich daß es ihnen an hin­rei­chen­der Urteils­kraft mangelt.

P. S.: Die­ser „Blick auf den Geg­ner“ ist der ers­te Bei­trag einer neu­en Rubrik, die von nun an in locke­rer Fol­ge fort­ge­setzt wer­den soll.

Michael Wiesberg

Michael Wiesberg ist Lektor und freier Publizist.

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Kommentare (23)

Albert

20. Juni 2017 17:58

Frau Guerot war vor 10 Jahren mal meine Chefin. Ich fand sie damals ganz nett. Sie war der erste Mensch, den ich getroffen habe, der tatsächlich mit Begeisterung über die EU gesprochen hat.

Der_Jürgen

20. Juni 2017 18:10

Von den bisherigen Beiträgen Michael Wiesbergs finde ich diesen einen der stärksten. Da freut man sich auf die Fortsetzung der "neuen Rubrik" wie der Sechsjährige auf die Nikolausbescherung oder die Grünen auf die nächste Million Kulturbereicherer.

Wenn sogar ein eingefleischter Globalist wie Thomas Schmid von der "Welt" die Guerot so gereizt attackiert, muss ihr Buch schon starker Tobak sein. Wahrscheinlich ärgert den "Welt"-Mann, der sicherlich dasselbe will wie diese Frau, nur eben langsamer, vor allem deren Schnapsidee, die "Rechtspoulisten" als "Eisbrecher" bei der Abschaffung der Nationalstaaten einzusetzen, um den bekannten Buchtitel von "Viktor Suworow" zu verwenden.

Darf ich Wiesberg gleich ein neues Forschungsobjekt vorschlagen? 

Am 29. Februar 2016 vermeldete die "Huffington Post", zwei "Experten" hätten eine "radikale Vision" für Deutschland:

„Deutschland könnte wegen der Flüchtlingskrise bald ganz anders aussehen. Jedenfalls wenn es nach der Politikforscherin Ulrike Guérot und dem österreichischen Schriftsteller Robert Menasse geht. Sie haben eine radikale Vision für Deutschland: Die Flüchtlinge sollen die Städte aus ihrem Heimatland nachbauen. Unweit von München, Berlin oder Köln soll es also bald ein Neu-Bagdad, ein Neu-Damaskus oder ein Neu-Kabul geben.“[1]

Guerots Gesinnungsfreund Robert Menasse, ein Meister der deutschen Sprache ohnesgleichen, enthüllte am 9. Mai 2014, welche Nation als einzige der Welt heutzutage noch eine Existenzberechtigung besitzt:

„Der Nationalismus hat buchstäblich abgewirtschaftet. Die Verteidigung der Nation als Idee und in Praxis [sic] hat vor der Geschichte jeden Vernunftgrund [sic] und Sinn verloren. Jeden? Nein, eine Nation gibt es, die am Stand der Dinge [sic] unbedingt verteidigt werden muss […]: Israel.

(Diepresse.com  Das Gestern war noch nie so jung  DiePresse.com)

The usual suspects, dear Watson!

RMH

20. Juni 2017 18:11

Lobenswert, dieser Blick auf die "andere Seite", auf die der willigen Europa-Trommler, die völlig vergessen haben, was denn dereinst die Idee eines geeinten Europas war und die eigentlich nur einem amorphen Haufen auf dem geographischen Gebiet des Kontinents Europa mit Zentralregulierungssystemen der Finanzen und Steuern das Wort reden und denen dabei völlig egal ist, wo die Menschen herkommen, die auf diesem Gebiet leben. Dabei vergessen sie (wie leider manche Nationalisten auch, die Europa in Bausch und Bogen kritisieren), dass die Vision eines geeinten Europas uralt ist, dass es bereits Staatsformen auf dem Gebiet Europas gab, die viele Sprachen unter sich vereinten und dass die Idee eines einigen Europas nach dem WK II in erster Linie die eines Europas der Vaterländer war. Was ist auch schlecht daran, wenn echte Franzosen ohne Grenzkontrollen nach Deutschland reisen können und echte Deutsche nach Frankreich? All das positive, was man mit der europäischen Idee verbinden konnte und auch nach wie vor verbinden kann, lassen diese "modernen" Europäer aber mit Lust untergehen oder wollen es untergehen lassen.

quarz

20. Juni 2017 18:18

In dem Zusammenhang gehört das Buch "Ethnic Conflicts" von Tatu Vanhanen auf jede Empfehlungshitparade. Darin referiert der Autor die Ergebnisse seiner Forschung im weltweiten Vergleich von 176 Ländern. Der mit großem Abstand wichtigste Kausalfaktor für ethnische Konflikte ist nicht etwa der viel gescholtene Nationalstaat, sondern - im Gegenteil - der Umstand, dass verschiedene Ethnien in einem Staat gesellschaftlich zusammenleben und sich deswegen ethnischer Nepotismus breit macht. Multikulti also.

"The explained part of variation (66%) is surprisingly high considering the fact that the extent of ethnic conflicts depends also on many exceptional local factors and circumstances, which vary from country to country".

Hier hätte sich die Ideologie der Empirie zu beugen. Insofern hat das Buch von Guérot nichts auf einer Liste für Sachbücher zu suchen, da diese naturgemäß für Bücher mit einem gewissen Realitätsbezug gedacht ist und nicht als Spielwiese für Ideen in "Alice-in-Wonderland"-Manier.

Curt Sachs

20. Juni 2017 18:42

Verzeihung, aber den letzten Satz habe ich auch nach wiederholtem Durchlesen nicht verstanden: "Sie dokumentieren damit … hinreichende Urteilskraft."

Warum dokumentieren die Juroren damit, dass sie Guérots Werklein an die Spitze gewählt haben, hinreichende Urteilskraft? Oder was habe ich falsch verstanden?

marodeur

20. Juni 2017 19:43

Die Rubrik "Blick auf den Gegner" ist ausgesprochen zu begrüßen. Das war schon lange mein Wunsch. Vielen Dank für den gelungenen Auftakt her Wiesberg.

Man sieht sehr deutlich, wie ähnlich wir unserem Gegner sind: Links wie Rechts versuchen den gegenwärtigen Zustand zu überwinden, den wir für unnatürlich und labil halten. Wir werfen uns gegenseitig vor, haltlosen Utopien nachzuhängen, ohne auch nur ein grobes Modell zur Umsetzung zu lieferen. Die Utopien heißen starker Nationalstaat oder Europäische Republik. Alle hoffen, dass ausgerechnet der politische Gegner in seiner Hybris das Feld bereitet, in dem die schöne neue Welt entsteht. Freilich jagt einem die "schöne neue Welt" einen ordentlichen Schauer über den Rücken. Den Linken geht es sicher nicht anders, wenn wir hier arglos über Remigration philosophieren. Am Ende gilt aber unsere Position als extrem, während man täglich gebildete Menschen aus der Mitte treffen kann, die die Republik Europa möglichst sofort und vorbehaltlos umsetzen möchten - für mich immer noch ein Wunder. Ich wünsche mir die Zuversicht der Identitären, die meinen, "radikal" wäre nur ein anderer Begriff für "seiner Zeit voraus".

Monika L.

20. Juni 2017 19:43

Ich schlage vor, dem " Blick auf den Gegner" jeweils einen Blick auf den politischen Freund und Verbündeten zur Seite zu stellen. Sonst verliert man allen Mut.

https://m.youtube.com/watch?v=9WaiH6XA5VU

 

Nemo Obligatur

20. Juni 2017 23:07

"Blick auf den Gegner"? Da haben Sie Sich viel vorgenommen, Herr Wiesberg. Ich denke, die Zahl der losen Folge wird hoch zweistellig und man kann Ihnen nur alles Gute wünschen.

Hier übrigens ein Artikel, der mit einer gewissen Distanz auf das Geschehen blickt:

https://www.nzz.ch/feuilleton/populismus-die-hasser-und-die-heuchler-ld.1300867

Es gibt sozusagen zwei Migrationsströme, nämlich unten und oben. Unten drängen Schwarzafrika und der Orient nach Europa. Oben tauschen die Guerots dieser Welt mit Ihresgleichen auf Stehempfängen bei Prosecco und Fingerfood ihre Gedanken aus. Diese beiden Ströme sind zwei Seiten der gleichen Medaille (nämlich Globalisierung), so dass man sinnvoll nicht fragen kann, welcher der Ströme verderblicher ist für jene, die nicht wandern. Klar ist aber auch, dass aus der Sicht der globalen Schickeria der mögliche Zugewinn aus einer Republik Europa so verlockend ist (denken Sie nur an die Ämter, Pöstchen und Stipendien), dass keiner, der dabei ist, freiwillig auf die Teilhabe verzichten wird. Vor allem, weil sich Guerot&Co., mit der Ausnahme bedauerlicher Einzelfälle wie neulich in Freiburg, vor den unangenehmen Folgen durchaus zu schützen wissen. Aber das haben viele andere vor mir ja auch schon gesagt...

Fritz

20. Juni 2017 23:08

Ja die Frau kann reden, ohne zwischendurch Atem zu holen. Und sie ist ständig in den Medien präsent. Warum eigentlich?

Martin Lichtmesz

20. Juni 2017 23:13

Guérot nennt als "Krisenerscheinungen", die einen "Vorgeschmack auf den europäische Bürgerkrieg" geben: "Arbeitslosigkeit, Individualismus, Niedergang traditioneller Konfessionen, demographischer Wandel, Fundamentalismus, Terror, Migration und Flüchtlinge, Verarmung, drastischer Bildungsverfall, Kriminalität, Polarisierung zwischen Arm und Reich." Genauso würde auch ein Rechter die Lage beschreiben. Trotzdem sind ihrem Weltbild die "Rechtspopulisten" die Schurken, die "die europäische Gesellschaften spalten", obwohl diese ja kein einziges dieser Probleme zu verantworten haben, da sie ja nicht an der Macht waren. Die Schuldigen und Verantwortlichen sind vielmehr die von Guérot verteidigten Eliten. In guter marxistisch-dialektischer Manier begrüßt Guérot den Rechtspopulismus als eine Art Abrißbirne, da er Spaltung und Bürgerkriegsgefahr provoziere, eine Krise also, durch die „das Gehäuse der Nationalstaaten“ endgültig „von der europäischen Landkarte“ entfernt werden könne. Das ist verräterisch. Denn wer oder was hat den Rechtspopulismus provoziert? Eben die Politik der Eliten, deren Folgen Guérot selbst aufzählt. Man fragt sich also, ob die Einwanderungspolitik der EU einen ähnlichen, den Nationalstaat destabilisierenden, spaltenden Zweck haben sollte und soll, wie nach Guérot der Rechtspopulismus. Für mich ist das ein Indiz, daß all dies, was heute hochkocht und eskaliert, inklusive Flüchtlingskrise und Grenzöffnung, bis zu einem gewissen Grad gewollt ist. Man zielt offenbar auf einen bürgerkriegsartigen Ausnahmezustand, in dem dann durch einen großen Coup eine Art Reichseinigung (Guérots "Republik Europa") durchgesetzt werden soll. Am Ende soll Europa eine „Republik“ unter dem ökonomistischen Banner „ein Markt – eine Währung – eine Demokratie“ werden. Es bleibt ihr Geheimnis, wie dieser eine Demos dann aussehen soll, und wodurch er sich als einig definieren soll, wenn jeder beliebige Mensch auf diesem Planeten Teil davon werden kann.

Der_Jürgen

21. Juni 2017 01:18

 @RMH

Sie argumentieren sprachlich im allgemeinen sehr sorgfältig und sauber.  In dieser Ihrer Wortemeldung begehen Sie aber, wohl aus Unachtsamkeit, den Fehler, für die Europäische Union den Begriff "Europa" zu verwenden ("Nationalisten, die Europa in Bausch und Bogen kritisieren"). Natürlich kritisiert kein Nationalist Europa; er will es ja erhalten und ist nicht a priori gegen eine lose Föderation von Nationalstaaten, die eine enge wirtschaftliche, politische, kulturelle und wirtschaftliche Kooperation anstreben. Er ist aber kategorisch gegen die EU mit ihrer antieuropäischen Ideologie und ihrem schleichenden Abbau der Souveränität ihrer Mitgliedstaaten.

@Martin Lichtmesz

"Für mich ist das ein Indiz, dass all dies, was heute hochkocht und eskaliert, inklusive Flüchtlingskrise und Grenzöffnung, bis zu einem gewissen Grad gewollt ist. Man zielt offenbar auf einen bürgerkriegsähnlichen Ausnahmezustand, in dem dann durch einen grossen Coup eine Art Reichseinigung (Guerots 'Republik Europa') durchgesetzt werden soll."

Zu diesem Schluss kommt man fast unvermeidlich. Es wurde hier ja in früheren Strängen, beispielsweise jenem zu Frans Timmermans, dessen Ausgangspunkt ein Artikel von Ihnen bildete, ausgiebig darüber diskutiert, ob dem Grossen Austausch ein Plan zugrunde liege oder nicht. 

Der berühmte Plan des Begründers der Paneuropa-Union, der früher schon so oft erörtert wurde, dass Sie jedem, der ihn nochmals aufs Tapet bringt, die grause Strafe der lebenslangen Sperre angedroht haben, sieht bekanntlich die Schaffung einer eurasisch-negroiden Mischrasse vor. Dass dieser Plan von führenden Politikern der EU tödlich ernst genommen wird, zeigen z. B. die Enthüllungen über Tony Blair, der, wie in einem Mainstream-Buch in England geschildert wird, gemeinsam mit seinen Spiessgesellen eine ungeheure Zahl illegaler schwarzafrikanischer Immigranten nach England holte, um eine hellbraune Mischrasse zu schaffen.

Nun ist das ja ein langfristiges Projekt, und es ist nicht sicher, dass ihm Erfolg beschieden sein wird, selbst wenn der Widerstand dagegen ausgeschaltet wird. Vor allem die muslimischen Immigranten vermischen sich in der Regel nicht. Darum ist die Folge der Flut zunächst keine allgemeine Vermischung, sondern die Atomisierung der Gesellschaft, ihr Zerfall in eine Vielzahl ethnischer und religiöser Gruppen, die sich immer feindlicher gegenüberstehen werden.

Kommt dann noch ein wirtschaftlicher Kollaps - und der kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn so weitergemacht wird -, werden sich unsere Städte in Kriegszonen verwandeln. Dann schlägt die Stunde für das von Ihnen skizzierte Szenarium,  nach dem Freimaurermotto "Ordo ab Chao". Um eine neue Ordnung zu schaffen, muss man vorher ein gewaltiges Chaos heraufbeschwören, damit die Menschen nach einem Retter rufen.

Die beiden hier umrissenen Pläne scheinen einander auszuschliessen. Aber die Strippenzieher sind ja teuflisch schlau und haben mehrere Szenarien in petto. Klappt Variante A nicht, tritt eben Variante B in Kraft. Für beide Pläne braucht es jedoch eine Fortsetzung der Invasion. Für Plan B, den kurzfristigen, sind sunnitische Muslime die idealen Zuwanderer, weil sie sich am wenigsten integrieren und am gewaltbereitesten sind. 

Idiotensprüche wie "Kein Mensch ist illegal" und "Solidarität mit Schutzsuchenden, - gegen Rassismus, Intoleranz und Fremdenhass" sind für die Schafsköpfe, die das Fussvolk des Feindes bilden.  Die feindliche Elite besteht hingegen aus profunden Kennern der menschlichen Natur, welche die Folgen ihres Tuns genau abzuschätzen vermögen und auch um die schier grenzenlose Manipulierbarkeit der Massen wissen. Allerdings könnten sie diese Manipulierbarkeit doch überschätzt haben, und die Kontrolle über die Geschehnisse könnte ihnen entgleiten. 

Und wenn sie doch die Herrschaft über die Welt erringen, wird sie nicht lange dauern. Vielleicht 42 Monate.

Der Gehenkte

21. Juni 2017 01:20

Viel Feind, viel Ehr - man kann dieses Diktum ja auch anders lesen: Solche Leute zum Feind zu erheben, ist (zu) viel Ehre. Die Frage ist, wie einflußreich die Dame ist. Soweit ich sehe, wird sie nicht mal im Mainstream ernst genommen. Andererseits sitzt sie bereits auf zahlreichen Stühlen, wie Wikipedia belehrt. Mir scheint diese extrem utopistische Vision hat im Moment wenig Aussicht auf Erfolg - hätte sie es, dann wäre sie kreuzgefährlich. Wenn man den Feind liest, dann sollte man das nicht im Widerlegungsmodus tun, sondern im Selbstkritikmodus: Möglicherweise sieht sie etwas (an uns), was der Eigenperspektive entgeht. Wenn sie sich mit Menasse zusammentut, dann hat sie einen ernsthaften Denker an ihrer Seite. Menasses "Selige Zeiten, brüchige Welt" nebst der "Phänomenologie der Entgeisterung" sind messerscharfe literarische und manifestöse Analysen der postmodernen Welt. Allerdings scheint sein Spätwerk, von dem man kaum noch etwas mitbekommt, unter ideologischen Bekehrungen zu leiden. Hat Guérot wirklich von "List der Vernunft" gesprochen oder ist das eine Wiesbergsche Übersetzung. Der Gedanke ist nämlich hochinteressant und auch raffiniert - ob er für die marxistische Dialektik qualifiziert, bezweifle ich. Sie macht damit auf ein geschichtsphilophisches Paradox aufmerksam - man sollte genau zuhören. Tatsächlich besteht nämlich die Gefahr, durch Entfremdung vom Sagbarkeitskonsens den Prozeß der Rückgewinnung des Eigenen selbst zu torpedieren. Diese Diskussion hatte ich mit einigen Hardlinern schon mehrfach an dieser Stelle, die davon ausgehen, daß eine Setzung der eigenen Werte ohne Rücksicht auf den Bewußtseinszustand der Menschen das Notwendige sei und die jede sprachliche, terminologische Konzession an den Usus als Herienziehenlassen in den Feinddiskurs diffamieren. Guérot hat das offenbar erkannt und an dieser Stelle muß ich ihr recht geben.

Paracelsus

21. Juni 2017 02:15

Es ist schon faszinierend, wie es der Gegenseite gelingt, ihre menschenverachtende marktradikale Ideologie ("EIn Markt, eine Währung, eine Demokratie.") in zuckersüße Humanitätsutopien zu verpacken, die dann noch als Sachbücher prämiert werden. Interessant, dass WELT-Thomas Schmid da auf den begriff "Größenwahn" kommt; ich habe mit eigenen Ohren im Mai diesen Jahres auf der Berliner Demo "Pulse of Europe" (frei übersetzt: Europa den Marsch blasen) gehört, wie ein Redner unter Beifall zu einem, wie er sagte, "konstruktiven Größenwahn" bei der Gestaltung der EU aufrief. Während also an anderer Stelle psychische Krankheiten erfunden werden, die es gar nicht gibt ("Islamophobie"), wird andererseits eine psychische Störung als Idealzustand verklärt. Wer kann da nicht an 1984 denken, mit der Neuordnung der Begriffe: "Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke."

Paracelsus

21. Juni 2017 02:48

Nachtrag: Bei Phoenix gab es ein Gespräch des Journalisten Hirz mit J. Nida-Rümelin zu dessen neuem Buch.

https://www.youtube.com/watch?v=hGtm6kr_5L0

Da war es möglich, bei ca. 1:10 min, dass Hirz folgende Frage stellt: „Für viele überraschend plädieren Sie … gegen offene Grenzen, und quasi für die Begrenzung von Gebieten, von Staatsgebieten. Hat Sie das überrascht, daß das auf so ein [offenbar kritisches ?] Echo stößt?“ Nida Rümelin: „Es ist nicht das erste Mal, dass meine Positionierungen quer zu den Fronten liegen.“ ("ähs" usw. geglättet) Es ist spannend, wie auch an dieser Stelle eine Umwertung aller Werte durchgeführt wird, wie nicht das Auflösen von Begrenzungen sich rechtfertigen muss, sondern das Eintreten für das selbstverständlich Gegebene, wie es Staatsgrenzen sind. Das hat Methode. Der Beispiele sind viele... Ebenfalls interessant, was der Autor Wiesberg über die Rolle, die Guerot den "Rechtspolulisten" zuweist, schreibt. Das funktioniert aktuell super... Knackpunkt ist am Ende immer wieder die Schläfrigkeit des Michel.... Solange der nicht aufwacht und für Sein ICH eintritt, wird es nix.

solitude

21. Juni 2017 03:07

Lichtmesz: "Für mich ist das ein Indiz, daß all dies, was heute hochkocht und eskaliert, inklusive Flüchtlingskrise und Grenzöffnung, bis zu einem gewissen Grad gewollt ist. Man zielt offenbar auf einen bürgerkriegsartigen Ausnahmezustand, in dem dann durch einen großen Coup eine Art Reichseinigung (Guérots "Republik Europa") durchgesetzt werden soll."

Das glaube ich nicht. Die Grenzöffnung (das Offenlassen) geschah, wie wir auch dank Robin Alexander und seinem Buch Die Getriebenen wissen, aus der schlichten Angst vor der gutmenschlichen Reaktion der Medien - noch nicht einmal aus Angst vor der Reaktion "der schon länger hier lebenden" -; sprach Merkel doch von den unerwünschten "Bildern".
Auch ich habe mich auf dem Höhepunkt der sog. "Flüchtlingskrise" des Öfteren gefragt, wie es dazu kommen konnte. Es war dermaßen absurd, dass es einfach der Einsatz von Migration als Waffe, jedenfalls aber der perfide Plan irgendeines ungarisch-stämmigen VS-amerikanischen Milliardärs sein musste. Immerhin haben mich derlei Gedankenexperimente näher ans rechte Lager und auch hierher gebracht. Ich bin indes davon überzeugt, dass die Untätigkeit Frau Merkels (vulgo der Kanzlerin) hinsichtlich der Grenzschließung einmal mehr an ihrem feinen Näschen zur Erspürung der öffentlichen (oder vielmehr veröffentlichten) Meinung sowie der Folgenabwägung für ihren Machterhalt liegt. Für etwas anderes interessiert sie sich nicht und zu etwas anderem ist sie auch nicht fähig.
Dass dabei kaum wiedergutzumachende Schäden am deutschen Gemeinwesen entstehen, nimmt sie und nehmen alle handelnden Politiker billigend in Kauf. Zu einer Sicht jenseits der eigenen Karriere sind die meisten schon gar nicht fähig, und die, die es sind, winken angesichts der enormen Anstrengungen und Entbehrungen, die bei tatsächlicher politischer Arbeit an den Herausforderungen nötig wäre, dankend ab.

Nicht durch Mutwilligkeit wird Deutschland also abgeschafft, sondern durch Inkompetenz, Feigheit und Borniertheit. Deshalb wird der Prozess auch nicht schlagartig in einer "Republik Europa" münden, sondern zunächst den langsamen Verfall unseres Vaterlands zeitigen.

P. S. Wenn Sie freilich auf jene fanatischen Deutschlandabschaffer abzielen, die ihre Absichten (wie Teile der Grünen) in dieser Hinsicht offen auf die Straße tragen, so haben Sie freilich Recht. Auf die Idee, dass jene sich eines Tages durchsetzen könnten, bin ich nicht gekommen. Dazu mangelt es mir an Fantasie und Masochismus. Bei aller Düsterkeit, die die obigen Zeilen zum Ausdruck bringen, glimmt in meinem Herzen wohl doch noch ein Funken Hoffnung, dass wir eine metapolitische Wende herbeiführen. Jene mögen dann in ihrem gedanklichen Utopia verrotten und der Vergessenheit anheim fallen.

Philip Stein

21. Juni 2017 11:43

Pierre Drieu la Rochelle (1922):

"[...] Europa wird einen Staatenverband bilden, oder es wird sich selbst verschlingen, oder es wird verschlungen werden."

https://sezession.de/50621/

Karl

21. Juni 2017 14:05

 @ solitude

Das Märchen von R. Alexander, dass die „getriebene“ arme Regierungs-Clique aus Hilflosigkeit all dies geschehen lies, mag zwar zutreffen, doch ist davon auszugehen, dass zudem manifeste Interessen hinter dieser Entwicklung stehen, sie also nicht monokausal aus Unentschlossenheit einiger armseliger Politikerdarsteller heraus geschah, sondern diese nette Geschichte nur den Anlass für diese Entwicklung illustriert, aber nicht die wirkliche Ursache.

solitude

21. Juni 2017 16:26

@Karl:

Es ist nicht zu bestreiten, dass es diese manifesten Interessen gibt. Die Rechte hat immerhin viel Zeit und Energie aufgewendet, derlei Umtriebe aufzudecken. Für mich sind diese in der - zweifellos - multikausalen Entwicklung jedoch nachrangig, mithin lediglich indirekte Kausalfaktoren. Entscheidend ist das politisch linke Klima, welches dadurch geschaffen wird und die Furcht vor der Aussetzigkeit. Erst dieses Klima konnte die "Kanzlerin" zur Untätigkeit bewegen, obwohl (immerhin) bereits Anstalten zur Grenzschließung getroffen waren.
Die Auflösungs- und EU-Fantasien der Linken taugen mithin vor allem zur Schaffung einer Metapolitik, die ihrerseits den Untergang Deutschlands begünstigt. Ich widerspreche Ihnen also nicht direkt, setze aber andere Akzente. Einig sind wir uns, dass Guérot und Konsorten (jedenfalls) mitursächlich an der Abschaffung Deutschlands sind.

Zweifellos tragen im Übrigen auch die "Kanzlerin" und ihre "Regierung" die juristische, politische und menschliche Verantwortung für die drohende Katastrophe in Folge der Masseneinwanderung, obwohl einzelne linke Sektierer hierfür den Nährboden bereitet haben und insofern meinetwegen "zuerst da waren".

marodeur

21. Juni 2017 16:52

@solitude / @Karl

Sie haben beide Recht. Jeder Mensch, der ernsthaft erzählt, man könne Geschichte planen, hatte noch nie Verantwortung für irgend ein größeres Vorhaben - siehe Moltke "Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt". Ein gewisse Systematik bleibt freilich erkennbar. Menschen handeln eben nicht frei, sondern sind gefangen, in ihrem Korsett aus Wertevorstellungen und Erfahrungen. Wir sollten hier am besten wissen, dass man zumindest die Wertevorstellungen über den Weg der Metapolitik beeinflussen kann. Insofern ist Ulrike Guérots durchaus mächtig, da Sie unterschiedliche Denkrichtungen zu einer Vision verdichtet. Sie überläßt es den Akteuren und Ereignissen, wie man  schlußendlich zum Ziel kommt. Jeder Vorgesetzte weiß, dass das eine wirksame Führungsstrategie ist.

Michael Wiesberg

21. Juni 2017 18:37

@ Curt Sachs

Vielen DANK, Sie hatten recht mit Ihrem Hinweis auf den mittlerweile korrigierten letzten Satz, der das Gegenteil von dem ausdrückte, was ich ich sagen wollte.

DANKE auch für die rege Diskussion; der nächste "Blick auf den Gegner" folgt bald, versprochen.

silberzunge

21. Juni 2017 19:15

Sehr gute Idee, dieses Format. Ich plädiere sogleich für einen Bericht über Ingrid Brodnig, die in den nächsten Tagen ihr zweites Buch zum Thema "Lügen im Netz" (vermutlich meint sie damit nicht jene, die sie und ihre Journalistenkollegen seit Jahren fabrizieren) herausbringen wird.

Cacatum non est pictum

21. Juni 2017 22:32

Das Projekt Neue Weltordnung/Eine Welt wird doch allerorten politisch vorangetrieben. Als erster großer Zwischenschritt wird die Auflösung der Nationalstaaten zu vollziehen sein. Nur jemand, der blind und taub zugleich ist, könnte behaupten, dass insbesondere in Europa nicht eifrig daran gearbeitet wird.

Dass es innerhalb der EU politischen Widerstand dagegen gibt, ist meines Erachtens nicht auf die Integrität der betreffenden Funktionsträger zurückzuführen (Kurz, Orban, Szydlo und Konsorten), sondern auf den Unwillen einiger - in erster Linie osteuropäischer - Völker. Sie hat man mehrheitlich gegen sich, wenn man eine ungebändigte überstaatliche Einwanderungspolitik fordert. Also bleibt den zuständigen Staatsmännern nichts anderes übrig, als sich in der Öffentlichkeit einwanderungskritisch zu positionieren.

Die politische Haltung eines Volkes ist also der stärkste Schutzwall gegen die Durchsetzung der NWO. Meines Erachtens ist das der einzig sinnvolle Anknüpfungspunkt für Metapolitik. Den nepotistischen Sumpf der politischen Elite wird man in absehbarer Zeit nicht austrocknen können. Aber man kann die Verräter in Staatsämtern dazu zwingen, nationale Interessen zu vertreten, indem man mit einer starken Mehrheitsmeinung im Volk Druck auf sie ausübt.

Dieser Widerstand ließe sich nur mit Sowjetmethoden beseitigen. Dazu scheint es aber derzeit - Gott sei Dank - keine Bereitschaft zu geben.

andreas

22. Juni 2017 10:26

Ich weiß, dass es ein wenig primitiv wirkt, aber ich habe einen praktischen Vorschlag zu den Visionen der Frau Guerot. Ich bin der Meinung, wer sich mit solchen Vorschlägen hervortut, die die breite Zustimmung der Bevölkerung als niemals erreichbar einkalkulieren, der sollte als Vorreiter auch vorrangiges Subjekt der eigenen Ideen werden. Ein weltweites Niederlassungsrecht beinhaltet somit zuvörderst ein Niederlassungsrecht "aller" in der Wohnung der Frau Guerot. Eine Zustimmung dafür muss nach Guerotscher Logik wohl nicht zwingend eingeholt werden. Es reicht eine Türöffnung. Auch für "Ska" Keller und ähnliche Propagandisten wären derartige Maßnahmen anzuraten.

Es würde mich interessieren, ob die One-World Protagonisten solche Maßnahmen auch gelassen als Taten der "Agenten des Wandels" hinnehmen würden.

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