Montagsheld (17) – Check your privilege!

Irgendwann mußte es soweit kommen – der erste Archetyp betritt das Podium.

Daß es bei Müll­män­nern, Berg­ar­bei­tern und den Ange­stell­ten auf Fischer­boo­ten kei­ne ernst­zu­neh­men­de Frau­en­quo­te gibt, ist eine Bin­sen­weis­heit. Wenn es dann mal eine meist nicht ganz so bezau­bern­de Dame der Schöp­fung in die­se unbe­kann­ten Gewäs­ser ver­schlägt, ist das wahl­wei­se ein Wun­der, ein Skan­dal oder eine Revo­lu­ti­on, in jedem Fall aber min­des­tens drei Sei­ten ZEIT wert, die dann aber wie­der von einem Mann geschrie­ben wer­den, der nicht ohne Kolo­ni­al­re­fe­ren­zen in der Über­schrift auskommt.

Das funk­tio­niert übri­gens nicht nur bei Frau­en so, son­dern bei jeder Grup­pe, die das Pri­vi­leg hat, unter­pri­vi­le­giert zu sein; also bei Flücht­lin­gen, Behin­der­ten oder indi­ge­nen Trans­frau­en in Kolum­bi­en, die einen Schön­heits­wett­be­werb abhal­ten. (Kein Witz.) Umge­dreht wird der Spieß sel­ten, des­halb erlau­be ich mir zum Mon­tag ein­fach mal ein klei­nes white-heterosexual-male-Kaleidoskop:

Die Idee kam mir, als ich die­ses Bild ent­deck­te, auf dem man eine Grup­pe erschöpf­ter Feu­er­wehr­män­ner sieht, die sich nach meh­re­ren Stun­den Lösch- und Ret­tungs­ar­bei­ten im Lon­do­ner Gren­fell-Tower aus­ru­hen. Auf den ers­ten Blick ist das Bild nichts Beson­de­res. Es zeigt Män­ner, die ihren Job gemacht haben und sich eine ver­dien­te Pau­se gegönnt haben.

Erst durch die lapi­da­re Über­schrift – “The patri­ar­chy” – wird deut­lich, daß dem Foto­gra­fen einer der sel­te­nen Ein­bli­cke in die abgrün­di­ge Geheim­ge­sell­schaft gelun­gen ist, die im Hin­ter­grund die Fäden zieht und die Welt am Lau­fen hält: das Patri­ar­chat. Die Erkennt­nis ist bedrü­ckend: Offen­sicht­lich haben wei­ße Män­ner ein­an­der über Jahr­zehn­te hin­weg lukra­ti­ve Pos­ten in der Feu­er­wehr zuge­scha­chert; eini­ge weni­ge Migran­ten sind zu sehen, sie sit­zen abseits und schei­nen separiert.

Doch nicht nur in der Lon­don Fire Bri­ga­de gras­siert die Unge­rech­tig­keit: Bis in die höchs­ten Regie­rungs­äm­ter der Welt sind die Zügel fest in der Hand wei­ßer Män­ner. So läßt es sich Vla­di­mir Putin nicht neh­men, sich in phal­li­scher Ges­te bei strö­men­dem Regen ohne Schirm vor einem Gefal­le­nen­denk­mal auf­zu­stel­len, und das nur weni­ge Wochen, nach­dem er in klas­si­scher Mans­plai­ning-Manier die ame­ri­ka­ni­sche Jour­na­lis­tin Megyn Kel­ly vor­führ­te. Aber von jeman­dem, der sol­chen Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten anhängt, hät­te man auch nichts ande­res erwartet.

Sowohl hier als auch hier haben wir bereits fest­ge­stellt, daß es eines der Pri­vi­le­gi­en des wei­ßen Man­nes ist, sich in sei­nem Hei­mat­land von mes­ser­schwin­gen­den Ter­ro­ris­ten zer­sch­net­zeln zu las­sen. Daß es sich bei sol­cher­lei File­tier­kunst ledig­lich um eine natür­li­che Reak­ti­on auf die Unter­drü­ckung durch west­li­che Inter­ven­tio­nis­ten han­delt, bewies hin­ge­gen erst vor kur­zem wie­der ein kana­di­scher Scharf­schüt­ze, der aus einer Ent­fer­nung von fast 3,8 Kilo­me­tern einen Kom­bat­tan­ten des Isla­mi­schen Staa­tes umknall­te und so einen Welt­re­kord brach.

Pikant: In all den oben genann­ten Fäl­len wird mit kei­nem Wort auf die kri­ti­sche Tat­sa­che ein­ge­gan­gen, daß es sich bei den Erwähn­ten um wei­ße Män­ner han­delt. Ob wirk­lich alle Delin­quen­ten hete­ro­se­xu­ell sind, kann ich nicht abschlie­ßend klä­ren. Ich gehe aller­dings davon aus, denn ich den­ke hete­ro­nor­ma­tiv und kann Ihnen nur emp­feh­len, das auch zu tun.

Hal­ten wir also fest: Män­ner ret­ten, Män­ner regie­ren, Män­ner opfern sich und Män­ner töten, wenn es sein muß. Man­che Män­ner suchen Woche für Woche nach Recht­schreib­feh­lern in mei­nen Arti­keln und ser­vie­ren sie mir dann pünkt­lich zum Mit­tag mit süf­fi­san­tem Lächeln und süf­fi­ger Wein­schor­le. Das alles sind Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, die für alle Zivi­li­sa­tio­nen gel­ten, die sich über das Niveau einer cht­ho­ni­schen Ursip­pe erhe­ben. Sor­gen wir dafür, dass das so bleibt.

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Kommentare (2)

marodeur

26. Juni 2017 18:19

Danke Herr Wessels. Sehr erbaulich. Wer jetzt ein bisschen stolz ist, hat es womöglich falsch verstanden. Laut Tagesspiegel werden auch weiße Hetero-Männer von alten weißen Elite-Heteros diskriminiert.

Nebenbei: Mein persönlicher Wochenheld heißt Abujella Abdul-Bari. Dieser fantastische pflichtbewußte Mann ist Kommandant eines Küstenwachbootes in Libyen. Bei SpiegelTV konnte man hautnah verfolgen, wie er seine Gesundheit gefährdet (und die seiner Familie), um Schleppern das Handwerk zu legen. Wir haben laut gejubelt, als er haarscharf ein Boot der NGO-Verbrecher abdrängen konnte, um eine Nussschale mit 400 Siedlern aus Ghana und Bangladesh aufzubringen. Die Passagiere wurden allesamt nach Libyen zurückverbracht. Die Beschimpfungen und Drohungen von Seiten der NGO waren bezeichnend.

Frieda Helbig

26. Juni 2017 18:33

Dachte erst an Rechtschreibfehler. Hab dann aber chthonisch nachgeschlagen :-) Ansonsten super wie immer. Obwohl ich auf Gunter Gabriel gehofft hatte.

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