Karlheinz Weißmann und die Hippies

Der Aufstand der Jugend im Zeichen entfesselter Musik, freier Liebe und freien Drogenkonsums...

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

kam nicht von unge­fähr. Man mag die­se Lebens­äu­ße­run­gen irri­tie­rend fin­den, soll­te jedoch eines nicht über­se­hen: Es war ein Auf­stand gegen die Zumu­tun­gen der west­li­chen Indus­trie­ge­sell­schaf­ten, deren Cre­do sich im „Kon­su­mie­ren und Klap­pe hal­ten“ zusam­men­fas­sen ließ (und auch heu­te noch läßt).

Was genau war dar­an bewah­rens­wert? Daß man im Namen west­li­cher Wer­te Krie­ge führ­te (und führt), in einem bis dahin nicht gekann­ten Aus­maß die Natur ver­wüs­te­te und jedes ein­zel­ne mensch­li­che Dasein dar­auf ver­pflich­te­te, Bestand­teil die­ses Sys­tems zu werden?

Es spricht im Gegen­teil für Vita­li­tät, Mut und geis­ti­ge Gesund­heit, sich dage­gen mit allen zu Gebo­te ste­hen­den Mit­teln zur Wehr zu set­zen. Wenn, wie Weiß­mann schreibt, Jimi Hen­drix die ame­ri­ka­ni­sche Natio­nal­hym­ne mit der Gitar­re zer­hack­te und ver­zerr­te und sich damit gegen alles wand­te, was den Durch­schnitts­ame­ri­ka­ner jener Zeit mit Stolz erfüll­te, so stimmt dar­an nur die Beschrei­bung. Grund­ver­kehrt ist es, hier­in nur die Ouver­tü­re eines Phan­tas­mas sehen zu wol­len und mut- oder gar bös­wil­li­ge Zerstörung.

Wenn Weiß­mann fer­ner schreibt, daß mit der Hip­pie­be­we­gung in die Gesell­schaft Wert­hal­tun­gen einer Sub­kul­tur ein­ge­schleppt wur­den, die eine nach­hal­tig nega­ti­ve Wir­kung ent­fal­te­ten und zur “Abwer­tung der Tra­di­ti­on”, zur “Ästhe­ti­sie­rung des Häß­li­chen und Miß­ra­te­nen”, zu “Dis­zi­plin­lo­sig­keit, Liber­ti­na­ge, Rausch­gift­kon­sum” führ­ten, so erkennt er zwar gewis­se Tat­sa­chen, ver­kennt aber, daß die­se Zer­stö­rung sich gegen etwas rich­te­te, was die Zer­stö­rung durch­aus ver­dient hat­te und auch reif dafür war.

Der Rech­ten zuge­rech­ne­te Autoren wie Ernst Jün­ger (der zum Miß­fal­len so man­cher Kon­ser­va­ti­ver über Jahr­zehn­te regel­mä­ßi­gen und aus­gie­bi­gen Gebrauch von einer Viel­zahl von Dro­gen mach­te), Fried­rich Georg Jün­ger (des­sen Werk Die Per­fek­ti­on der Tech­nik schon früh die zer­stö­re­ri­schen Kräf­te moder­ner Indus­trie­ge­sell­schaf­ten kennt­lich mach­te), Ger­hard Nebel (der in Sprung von des Tigers Rücken gar eine gewis­se Sym­pa­thie für das Hip­pie­tum und sei­nen Ver­zicht auf Sei­fe zum Aus­druck brach­te) oder Erhart Käst­ner (der in sei­ner Hin­wen­dung zur grie­chi­schen Ortho­do­xie und zur moder­nen Kunst gleich­sam eine dop­pel­te Abwen­dung von der bür­ger­li­chen Zivi­li­sa­ti­on voll­zog) haben weni­ger im Hip­pie­tum als viel­mehr in der tech­nisch-indus­tri­el­len Welt das Übel erkannt.

Weder das Hip­pie­tum noch die 68er-Bewe­gung sind dafür zu kri­ti­sie­ren, daß sie eine als zer­stö­re­risch erkann­te Ord­nung ihrer­seits in Tei­len zer­stör­ten. Jede erfolg­rei­che revo­lu­tio­nä­re Bewe­gung hat ihre Berech­ti­gung inso­fern, als daß das von ihr Ange­grif­fe­ne dem Angriff nichts ent­ge­gen­zu­set­zen hat und über­stän­dig ist – die Revo­lu­tio­nen in Frank­reich, Ruß­land, Chi­na, Kuba und auch die durch­aus mit revo­lu­tio­nä­rem Poten­ti­al aus­ge­stat­te­te Wood­stock-Bewe­gung räum­ten auf je ihre Wei­se ab, was abge­räumt zu wer­den verdiente.

Das Pro­blem liegt viel­mehr dar­in, daß die Revo­lu­tio­nä­re, wenn sie erst ein­mal an der Macht sind, ihrer­seits dazu nei­gen, Ver­hält­nis­se her­bei­zu­füh­ren, die denen, gegen die zu kämp­fen sie einst ange­tre­ten waren, zum Ver­wech­seln ähneln oder gar noch weit­aus schlim­mer sind: Frei­heit, Gleich­heit und Brü­der­lich­keit als Wer­te der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on lei­te­ten eine Pha­se der Unfrei­heit, der Ungleich­heit (außer unter der Guil­lo­ti­ne) und der mensch­li­chen Bes­tia­li­tät ein. Die ange­streb­te Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats wie­der­um führ­te zur Dik­ta­tur über das Pro­le­ta­ri­at. Hip­pie­tum, Wood­stock und die 68er schließ­lich haben auf den ver­schlun­ge­nen Wegen durch die Insti­tu­tio­nen die grün­lin­ke Hyper­mo­ra­li­tät unse­rer Tage eta­bliert. Die­se Hyper­mo­ra­li­tät gilt es heu­te zu bekämpfen.

“Macht kaputt, was euch kaputt macht”, hieß es bei “Ton, Stei­ne, Scher­ben”. Das war damals kon­se­quent und rich­tig – und ist es auch heu­te wie­der. Nur daß die Kaputt­ma­cher von einst heu­te die­je­ni­gen sind, die ihrer­seits kaputt­ge­macht zu wer­den ver­die­nen. Dies zum einen, weil auch sie inzwi­schen gro­ßes Unheil und unend­li­che Zer­stö­rung über das Land gebracht haben. Und zum ande­ren, weil ihre Zeit gekom­men ist.

Der Auf­stand der Hip­pies hat­te sei­ne vol­le Berech­ti­gung. Wenn heu­te zum Auf­stand gegen die Herr­schaft der Hip­pies gebla­sen wird, so ist auch das berech­tigt. Bei der Wahl der Mit­tel läßt sich sogar eini­ges von den Hip­pies ler­nen, das soll­ten Kon­ser­va­ti­ve end­lich erken­nen und jede Zim­per­lich­keit able­gen: Von der Ver­ach­tung des Staa­tes (die­ses heu­ti­gen Staa­tes) und sei­ner Sym­bo­le über die radi­ka­le Infra­ge­stel­lung heu­ti­ger Moral­vor­stel­lun­gen bis hin zur Schaf­fung einer eige­nen Kul­tur und eige­ner Aus­drucks­for­men gibt es viel zu tun.

Auch vor gehei­lig­ten Reli­qui­en muß man nicht Halt machen: War­um nicht auch die deut­sche Natio­nal­hym­ne musi­ka­lisch zer­ha­cken und ver­zer­ren wie wei­land Jimi Hen­drix? Sie ist doch ohne­hin längst zur Erken­nungs­me­lo­die einer fuß­ball­be­sof­fe­nen Kon­su­men­ten­de­mo­kra­tie verkommen.

Es ist nur kon­se­quent, wenn die iden­ti­tä­re Bewe­gung Anlei­hen macht bei der lin­ken Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la der 1960er und 1970er Jah­re – sie wen­det lin­ke Metho­den gegen lin­ke Moral­herr­schaft an. Und prompt ver­fal­len die sol­cher­ma­ßen Ange­grif­fe­nen in eine Empö­rungs­hal­tung, die der der sei­ner­zeit ange­grif­fe­nen soge­nann­ten Spie­ßer zum Ver­wech­seln ähn­lich sieht. Höchs­te Zeit für rech­te Hippies.

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

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Kommentare (69)

t.gygax

29. Juni 2017 16:45

Naja... ich habe diese Zeit selbst erlebt. Und kenne die Texte alle noch auswendig. Ach, Herr Meyer, es ging nur um eines: Geld, Geld und nochmals Geld. Das sagte mir der Manager der deutschen band "Eulenspygel", die pseudo-sozialkritische Texte verfasste, ganz offen, 1976 in Tübingen: "Geld, geile Weiber, schicke Klamotten, darum geht es"

Und jimi hendrix war nichts weiter als eine Drogenruine, die  ihre selbstzerstörerische Haltung auf andere und sich selbst projizierte. Ein Gitarrist, der seine Gitarre auf offener Bühne anzündet, um Geld zu machen, ist kein Musiker, sondern eine totale Null, hinweg damit.

Cash hatte dergleichen nicht nötig, aber der war auch in seinem Kontext ein Künstler-und wurde so von der Szene gesehen. Bob Dylan 1964: "Cash stürmte die Bühne des Newport Folk Festivals, und wir erstarrten in Ehrfurcht "( damit sind seine ebenfalls selbstzerstörerischen Eskapaden nicht gerechrtfertigt!)

Ein Schlüsselerlebnis für mich: der Film " don´t look back" von Pennebaker über Dylans Europatournee 1966. Während Dylan auf der Bühne " the times they are a-changing" singt, handelt sein jüdischer Manager knallhart die nächsten deals aus. Dass Pennebaker sich traute, diese beiden Schlüsselszenen direkt nacheinander zu bringen, ist mehr als erstaunlich. Nur eines stimmte: die Musik war zeitweilig gut, und die alten Aufnahmen von deep purple und anderen von 1966- 1968 machen richtig Spaß.....

Gustav Grambauer

29. Juni 2017 18:01

Bei jedem liegt in seinem Verhältnis zu den 68ern - bewußt oder unbewußt - eine Meta-Entscheidung für oder gegen das hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Permanente_Revolution

zugrunde, womit von der Rationalisierung, die Hippies hätten die Sklavenpyramide zerschmettern wollen, nicht mehr viel übrig bleibt. Dies gilt für jeden einzelnen Hippie, denn ästhetische Positionen sehe ich in diese Meta-Entscheidung eingebettet, wofür meine komplexreduzierte - aber zur Schärfung meiner Menschenkenntnis außerordentlich bewährte - Formel lautet: "Sage mir, welche Musik du liebst / zerhackst und ich sage dir, wo du (in obiger Frage) stehst". Herr Meyer hat heute kristallklar seine (trotzkistische) Meta-Position bekundet. Denn man tau, Herr Meyer:

https://www.youtube.com/watch?v=e3Zs24NJgfI

- G. G.

Patricius

29. Juni 2017 18:02

Nationalhymne zerhacken und verzerren...? Hat das nicht schon Sascha Korn besorgt? Ich weiß nicht recht, aber auch wenn meine Sympathie bei diesen JF, Weißmann, Sezession Sticheleien eindeutig bei Sezession und Co liegt, glaube ich, der Weißmann Artikel hat mehr Hand und Fuß als dieser hier. Dass Herr Meyer gegen Konsum, Krieg und so ist, wissen wir ja schon, was er aber an die Stelle der von den 68er angegriffenen Institutionen (im weiten Sinne) setzen möchte, bleibt doch eher im Trüben. Die 68er Mischpoke sollte man trotz aller notwendiger Liberalismuskritik nicht zu Helden des großen Aufstands gegen die Moderne romantisieren. Auch dieser Grundtenor:  der kurzzeitige Sieger der Geschichte hat grundsätzlich immer recht, geht mir irgendwie gegen den Strich... Auch die Ideen von Mao, Lenin und Jockel Fischer, Herr Meyer, nicht nur deren Umsetzung, waren schon scheiße!

Starhemberg

29. Juni 2017 18:18

Mir scheint, Lutz Meyer blickt etwas romantisierend zurück auf seine alten, wilden Zeiten....  Die komplette Auflösung jeglicher Sexualmoral, die Anstiftung zur millionenfachen Abtreibung Ungeborener, die heuchlerische Mischung aus Pazifismus und Militanz, die schleichende Zerstörung der traditionellen Familie, die perfide ideologische Aushöhlung der Bundeswehr, die ständige Distanzierung von "Patriotismus" bei gleichzeitigem Absaugen deutschen Steuergeldes, die Verherrlichung des "exotischen Wilden" bei gleichzeitiger Verachtung für den "deutschen Michel", und nicht zu vergessen, die fehlende Körperhygiene bei gleichzeitig abstossend schlechtem Kleidungsstil und den verheerendsten Männerfrisuren aller Zeiten, dies alles zusammen bildet wahrlich kein Ruhmesblatt.

Die 68'er waren für mich ein kurzer Furz der Geschichte, dessen faulen Winde uns heute noch täglich in der Nase stehen.

Gustav Grambauer

29. Juni 2017 18:24

"Als die europäischen Länder mit dem schlimmen Deutschland inmitten noch autoritär, patriarchalisch, jedes auf seine Weise grau und allesamt praktisch ewiggestrig waren, mussten die jungen Menschen, wenn sie ihren Familienkäfigen abends einmal entfliehen wollten, mit den Eltern, Tanten und Gouvernanten zu Konzerten, in Opernhäuser oder ins Theater gehen, wo ihre unverdorbenen Gehirne mit Seitenthemen, Fugen, Passacaglien und Doppeldominant-Septakkorden geschulmeistert, mit Terzetten, Jamben und Stabreimen geschurigelt, wo ihre zarten Seelen in die spanischen Stiefel der Hochkultur geschnürt wurden. Das ist gottlob vorbei. Ungefähr um das Jahr 1968 begann die westliche Jugend aufzumucken und den alten Trödel abzuräumen. Wo früher peinlich befrackte Virtuosen ihre Instrumente notzüchtigten und Mimen mit sogenannten Klassikertexten groß taten, standen nun halbnackte, mit Drogen aufs Köstlichste zugedröhnte junge Männer auf der Bühne und zerstrümmerten grölend ihre Instrumente (sowie später ihre Hotelzimmer), aus Protest gegen das Establishment und seine bedrückenden kulturellen Konventionen natürlich, umjohlt von endlich freiem Volk, das auf freiem Grunde höchste Augenblicke genoss und sich tags darauf zuweilen sogar daran erinnern konnte. Befreite Maler kippten ihre Farbe über die Leinwand oder verspritzten gleich Blut an die Wände der Galerien, kühne Regisseure befreiten Antigone, Gretchen und Ophelia von ihren Kleidern, ihrem Anstand und ließen sie auf die Bühne kacken. Alles wendete sich zum Guten, Wahren und Schönen.

Heute, im besten Deutschland, das es jemals gab, umgeben vom besten Europa, das je existierte, und vom Süden her sanft überspült von den besten Menschen, die je einem Kontinent geschenkt wurden, ist die Jugend inzwischen auch von den letzten Konventionen befreit, weshalb sie, außer gegen 'rechts', im Grunde gegen nichts mehr protestieren muss und sich in vollendeter Zwanglosigkeit vergnügen kann. Zum Beispiel auf den Konzerten der Ariana Grande oder der Eagles of Death Metal." - Klonovsky, Acta, 2. Juni 2017

- G. G. 

Martin S.

29. Juni 2017 18:51

Völlig unnötig,  die deutsche Nationalhymne zu zerhacken.  Singen Sie laut und vernehmlich  statt der  dritten Strophe die erste!  Schlimmer können Sie  dem  Establishment  nicht auf die Füße treten ... :-)

RMH

29. Juni 2017 19:22

"Das Problem liegt vielmehr darin, daß die Revolutionäre, wenn sie erst einmal an der Macht sind, ihrerseits dazu neigen, Verhältnisse herbeizuführen, die denen, gegen die zu kämpfen sie einst angetreten waren, zum Verwechseln ähneln oder gar noch weitaus schlimmer sind:"

Das ist ein Kernsatz, der allen Revolutionären, auch den Rechten, ins Gebetbuch geschrieben gehört.

In Bezug auf J. Hendrix´ Hymnen-Interpretation möge doch jeder Interessierte einmal sich anschauen und anhören, was Ted Nugent im Vorfeld einer D. Trump-Wahlveranstaltung aus der US-Nationalhymne gemacht hat (ich erspare die Verlinkung auf youtube, damit der Beitragsfreischalter sich nicht durch das lange Video quälen muss - es findet sich aber sehr leicht). Das ist genau der Hendrix-Style, der hier aber zum absolut patriotischen Akt leidenschaftlich interpretiert wurde - so weit hat Hendrix es ins allgemeine Kulturbewusstsein der Amerikaner gebracht! Wohl kaum ein US-Amerikaner empfindet heutzutage die Hendrix-Hymne als Verächtlichmachung - im Gegenteil!

@ t.gygax

Spielen Sie Gitarre, ggf. auch elektrische? Wenn ja, dann kann ich ihre Zeilen nicht nachvollziehen. Im Übrigen ist das Verbrennen eines Industrieproduktes in Form einer Fender Stratocaster, um dadurch den Auftritt zu einem bis dato Unbekannten zu steigern, kein schnödes "Geld machen". Wenn Hendrix eine Null war, dann war Cash, der im Wesentlichen aufgrund seines Alterswerkes mittlerweile hoch bewertet wird und der teilweise nihilistische Texte schrieb ( I shot a man in Reno ... etc.), von den Gitarrenkünsten her eine - 10 ... und das schreibe ich als jemand, der gerne Platten von Beiden in seiner umfangreichen Musikaliensammlung hat und tendenziell eher eine Cash Platte auflegt, als eine von Hendrix.

Im Übrigen haben die Eagles das Schillernde und ins Bodenlose Gehende der US-Hippie-Zeit in dem allgemein bekannten Evergreen "Hotel California" eindrucksvoll verarbeitet.

Der_Jürgen

29. Juni 2017 19:27

 Das Jahr 1968 trug in der Tat faule Früchte, da kann man @Gustav Grambauer und @Starhemberg nur recht geben. Man könnte es als "das Jahr, in dem die Weichen für den Niedergang endgültig gestellt wurden" bezeichnen. Trotzdem möchte ich persönlich, der ich jenen heissen Frühling und heissen Sommer als 16-jähriger Gymnasiast miterlebt habe, unzählige Erinnerungen aus jener Zeit nicht missen.

Zu erregend war die Aufbruchstimmung, zu viele eindrückliche Filme wurden damals gedreht, zu viele schöne Melodien geschaffen, als dass man jenes Jahr pauschal aus der Erinnerung tilgen wollte. Und im Vergleich mit dem amerikanischen Napalmkrieg in Vietnam, der Hunderttausende auf die Strasse trieb, erschienen die russischen Panzer in Prag den meisten als geringeres Übel.

1968 war gewissermassen "das Jahr Luzifers", wie ein Anthroposoph es ausdrücken würde. Und Luzifer ist, anthroposophisch gesehen, nicht der finsterste Vertreter der Gegenmächte.

Lutz Meyer

29. Juni 2017 19:47

@ t.gygax: Die frühen Duette von Cash/Dylan kennen Sie bestimmt? Dylan war damals noch nicht der Protestler, aber schon anders als Cash. Bei den beiden erlebt man FOLK als tertium comp. über die Grenzen hinweg. Auch die Duette von Cash und dem Ultralinken Pete Seeger (Youtube) sind unter diesem Gesichtspunkt nicht uninteressant.

@ Starhemberg: Furz? Ach, ich weiß nicht... Fürze riechen anders. Heute sehe ich die 68er als Mikroben und den von Ihnen beschriebenen Gestank als Verwesungsgeruch. Es muss also einen Kadaver gegeben haben, über den sich die Mikroben hergemacht haben.

@Patricius: Ich bin nicht gegen den Krieg - man kann ja auch nicht gegen Vulkanausbrüche sein. Ansonsten: Mao hätte keine Chance gehabt, wenn es seiner zu diesem Zeitpunkt nicht bedurft hätte. Sah Carl Schmitt ihn nicht zeitweise als Katechon?

@ RHM und t.gygax: Was die Musik angeht, schließe ich mich Ihnen beiden gern an. Als reflektierende Literatur kann ich TC Boyle empfehlen, vor allem Drop City, Budding prospects und World's End.

@Der_Jürgen: Ihr Hinweis auf Luzifer ist gut. Wo Schatten ist, da ist auch Licht!

Starhemberg

29. Juni 2017 19:56

Meyer pariert mit Witz, das gefällt. Ein letztes zur Musik - bei mir dann eher Iggy & The Stooges, die haben schon 1968 mit dem ganzen Hippiekram aufgeräumt.

Lyrurus

29. Juni 2017 20:02

Ich habe die 68er im Wesentlichen in der Gestalt meiner Lehrer erlebt. Da war nichts, was mir Respekt einflösste. Im Gegenteil, dieses Hippie-Gehabe von Spießern mit Wollpulli statt Krawatte und dem obligatorischen Volvo-Kombi empfand ich schon mit 14 als einfach nur lächerlich. 

Safranski ordnete die 68er ja als Spätausläufer der Romantik ein. Auch das scheint mir bei dem Materialismus und der Kulturfeindlichkeit dieser Menschen als eine Romantisierung der eigenen Jugend und ist nicht glaubwürdig. 

Meine Gegenthese: Wir brauchen keine Hippies - wir brauchen Haltung.

Caroline Sommerfeld

29. Juni 2017 20:24

"Er fand es immer komisch, wenn Reaktionäre über Freiheitserrungenschaften der Vergangenheit sprachen, weil doch solche Subjekte wie sie damals dagegen kämpften."(aus der ästhetisch völlig ungebrochenen 68er-Quartalsschrift 'Gegner', Juni 2012).

@lyrurus: und Matthias Matussek, etwas zu jung um waschechter 68er zu sein, ordnet dann seinerseits heute die Identitären als neue APO und als wilde Romantiker ein. In der Druckausgabe der "Weltwoche" war zu diesem seinem Artikel Novalis abgebildet, mein Sohn fragte: "Ist der Typ auch bei den Identitären?"

 

Ein gebürtiger Hesse

29. Juni 2017 21:20

Sehr guter Artikel. Bei manchen 68ern fragt man sich, was aus Ihnen im Heute der letzten dreißig, vierzig Jahre geworden wäre. Hendrix ist einer davon, aber ich denke etwa auch an Rolf Dieter Brinkmann. Wären auch sie in dem "sowieso gefrierenden Wasser" (GK) untergegangen und hätten sich vom linken Mainstream flachlegen, einebnen lassen? Daß man es NICHT weiß, ist geradezu Gold wert. Denn es sorgt dafür, daß man die fantastische Widerstands-Vitalität dieser Toten im Heute selbst nutzbar machen muß.

Andreas Vonderach

29. Juni 2017 21:24

Wenn Sie, Herr Meyer, glauben, die 68er seien gegen zu Recht den "Konsumterror" aufgestanden, gehen Sie nachträglich deren Ideologie auf den Leim. Die haben viel mehr den Massenhedonismus und damit auch den heutigen Konsumterror erst so richtig losgetreten, indem sie die letzten dagegen stehenden Bindungen  und sittlichen Hemmungen zerschlagen haben. Und sie haben eine Saat gelegt, die noch heute zerstörerisch ist.

Im übrigen finde ich solche Sticheleien gegen Weißmann unangebracht. Dessen Verdienste für unsere Sache übertreffen bei weitem alles, was Sie gegen ihn vorzubringen zu müssen glauben.

 

Klaus D.

29. Juni 2017 21:31

Herr Meyer spricht von "rechten Hippies", Calculus (im Strang Politische Paradoxien I am 29.6 um 6:35) von "Einmannkasernen" - ehrlich gesagt, ich bin dann eher für rechte Hippies.

Also, da kam schon einiges zusammen 1968 ... eine Zeit der Revolte (im Westen), wobei die Musik nur eine von vielen Facetten war (allerdings eine der schönsten). Ich erinnere mich, daß bei uns im Staatsbürgerkundeunterricht die Streiks und politischen Demonstrationen in Westdeutschland bereits als Vorstufe zu revolutionären Umwälzungen gedeutet wurden. Aber auch wir wurden angesteckt und kamen nach dem Film "Blutige Erdbeeren", der die damalige Stimmungslage der Jugend m.M.n. perfekt widerspiegelt, kämpferisch aufgeheizt aus dem Kino - ein genialer Film (Musik+Gefühle+Studentenrevolte), sehe ich mir selbst heute noch hin und wieder an!

Hesperiolus

29. Juni 2017 22:03

"Eine gewisse Sympathie für das Hippietum" hatte Gerhard Nebel gewiß nicht, das hieße den Schlußabsatz seines späten Essays "Langeweile und Zivilisation" doch etwas arg zu vereinnahmen! Im Gegenteil, die Stellen mit verächtlichen Bemerkungen zu Gammlern, Halbstarken und eben Hippies sind bei Nebel genauso wie bei Ernst Jünger zahlreich. Sehr zahlreich; die Mühe, sie zu sichten und hier anzuführen, mache ich mir nicht. Leser und Kenner wissen darum. Die Grambauersche Formel trifft! Wir sind Hierarchisten und wissen, mit Kaltenbrunner, Guenon, Haecker und anderen, wo was her kommt; und das Hippietum, 68, kommt: von Unten! Es ist: der (alte) Feind! Das wäre dämonologisch und exorzistisch besser zu fassen. Intuitiv ist mir das immer klar gewesen, da ist die Scheide. Ich verstehe diesen Text mit seinen emanzipationistischen Nostalgien an diesem Ort nicht. Vade retro!

Der Gehenkte

29. Juni 2017 22:28

Einem schwachen Text Weißmanns, dem man anmerkt, wie wenig er die Materie wirklich versteht, weil sie ihm seit je fremd war, setzt Meyer einen noch schwächeren drauf. Dabei beruht das ganze auf einem Kategorienfehler.

Weißmann betrachtet die Hippie-Bewegung nach der Geschichte, er versucht einen Draufblick und kann sich daher das Urteil erlauben, selbst wenn es aufgrund von Unverständnis und mangelndem Einfühlungsvermögen (er kennt doch Dilthey!) sehr holzschnittartig ist.

Meyer hingegen betrachtet die chose in der Geschichte, auch mit Herzblut, kriegt den Kopf noch nicht raus. Daher hat er zwar recht mit seinen intrinischen Beschreibungen, aber der Erkenntnisgewinn scheint mir gering.

Wolfsjagd

30. Juni 2017 00:56

Nnnaajjjaa, beim Lesen des Artikels widerstrebt mir dann doch einiges.

Ich muss allerdings zugeben, diese Zeit nicht erlebt zu haben (zu jung, DDR), für mich sind „die 68er“ Inventar und Familiensaga der alten Tante BRD, bei jeder größeren Festivität wird vom der großen Befreiung aus dem Mief der 50er Jahre etc. pp gepredigt.

Allerdings hätte ich mal gerne Erfahrung gebracht, was denn genau die miefigen, beengenden, bedrückenden Verhältnisse, aus denen sich „die 68er“ befreien mussten, bestanden, oder, noch besser, was sie denn daran verändert haben.

Ende der Achtziger/Anfang der neunziger Jahre habe ich einem ähnlichen Milieu gelebt und (halb)beruflich in der daraus entstehenden (Jugend)kultur als Techniker gearbeitet -- es fällt mir insofern schwer, dem Ideal der Entgrenzung, dem Lutz Meyer hier m.E. noch erliegt, allzuviel abzugewinnen, weil ich die Schattenseiten solcher Anti-Milieus erlebt habe (ritualisierte Gewalt, Menschen, die ihren Drogen nicht gewachsen waren, oder einfach nur das ewige lahme horizontale Leben auf lackierten Matrazen und an Tischen mit abgesägten Beinen.)

Besuche bzw. sehe ich heute Veranstaltungen dieser Art Jugend-kultur, fällt mir auch nur eine eher ritualisierte Empörung auf, die m.E. in Gesten und in der Kondition nur noch „professioneller“ wirkt, professionelle Gesten auch bei den Konsumenten.

Nein, nach Befreiung sieht das zumindest heute nicht mehr aus -- eher danach, dass es, beginnend mit den Wertvorstellungen der 68er (bzw. denen, die sie gelenkt haben und gewähren ließen), gelungen ist, einen großen Teil der immer wieder neu aufbrauenden jugendlichen Vitalität, Wut, zu ritualisieren, und dadurch zu entladen und in das bestehende Wirtschaftssystem einzuhegen.

Lifestyle mit dem Menschenbild des ewigen „Rebells“.

Will sagen, (jugendliche / linke) Empörung (mit zugehörigen politischen Strukturen) ist zu einem kulturellen wie wirtschaftlichen Produkt geworden, wird auf Massenveranstaltungen veranstaltet und verkauft und ist natürlich auch ein Werkzeug, von außen politische Prozesse und Entscheidungen zu beeinflussen.

Das scheint zu funktionieren, weil m.E. gerade der „revolutionäre Traum“ des „Macht kaputt was euch kaputt macht“ eine sehr komfortable Selbsttäuschung über die eigene (geistige) Souveränität ermöglicht. Insofern erscheint mir in den Kommentaren erwähnte Verweis 68er | Romantik durchaus treffend -- nicht, dass die 68er keine Materialisten oder Hedonisten waren oder sind, sondern im Sinne einer bis zur (blutigen) Kasperei getriebenen Entgrenzung.

Martin S.

30. Juni 2017 01:47

Eine höchst gefährliche  Droge,  die nicht von den Hippies kam, sollte allerdings erst  vier Jahre nach 1967 ihre bis heute zerstörerische  Wirkung entfalten: Papiergeld.  

Mit dem Schließen des "Goldfensters" im August 1971 durch Nixon  wurde die ungehemmte staatliche und private Verschuldung, und damit der überbordende  Sozialstaat, Konsumismus und Hednismus überhaupt erst möglich. 

(Man beachte auch die hemmungslose Verschuldung Deutschlands ab 1970.)

Ich  behaupte:  Die  Auswirkungen  des FIAT-Money sind  in  ihrer jahrzehntelangen (auch geistigen) Wirkung   gar nicht zu unterschätzen.  Ohne die (elektronische) Druckerpresse  wären  heutiger Sozialstaat, Euro,  Eurokrise,  Immobilienblase, atomare Aufrüstung und Flüchtlingswahnsinn  erst gar nicht entstanden.  Im Vergleich zu den noch kommenden Finanz- und Wirtschaftsstürmen werden die  sozialen Auswirkungen der 68-er  vergleichsweise  moderater Natur gewesen sein.

Geldgeschichte ist Weltgeschichte,  die sich  vergleichsweise geräuschlos, dafür umso  nachhaltiger ereignet ...

Neffe Mannheims

30. Juni 2017 02:11

Kleiner Einwand: Niemand wurde je gezwungen ein Konsumtrottel zu werden. Weder in Europa noch in Amerika.

Die Konsumkritik und die Liebe zur Natur sind Phänomene, die es früher gar nicht gegeben hat. Denn in früheren Zeiten war man froh, wenn man nicht verhungert ist (wegen Konsummangel). Und die "liebe Umwelt" stellte früher im Wesentlichen eine ernste Gefahr für Leib und Leben dar (Kälte, Stürme, Sturmfluten usw.), sie erzeugte also in erster Linie Angst und Furcht und keine romantischen Gefühle.

Wer sich für Konsumkritik und Umweltschutz interessiert, kann heutzutage so viele Gleichgesinnte und massenhafte Betätigungsmöglichkeiten finden, wie niemals zuvor auf diesem Planeten. Also: kein Grund für Beschwerden.

Das Relikt

30. Juni 2017 02:37

Liebe Alte Säcke,

ihr wart keine Rebellen gegen den Konsum. Ihr wart die Wohlstandskinder, die die Zukunft ihrer Kinder verkonsumiert haben. Ihr hattet eure Drogen, eure Fotzen, euren Reisen und es interessiert niemanden. Eurer Sozialismus hat die Umwelt schlimmer zersetzt und mehr Menschen ermordet, als es der Kapitalismus je konnte.

Ihr seid die Generation der alkoholkranken Männer, die drei Kinder mit drei Frauen haben und von keinem angerufen werden. Abends besauft ihr euch, hört Smokie und denkt euch, was ihr für tolle Kerle wart. Ihr seid die Generation der Mann-Kinder, die auf dem Butterberg aufwuchsen und mit 60 noch sagen: Niemand tut was für die Jugend. (Mit Jugend meint ihr ernsthaft euch selbst)

Ihr seid die Männer, die kinderlose Ehen mit Koeranerinnen führen und sagen: Alle Gewalt kommt von den Religionen. (Kommunismus habt ihr vergessen)

Ihr seid die Frauen, die erst beim KBW waren, dann Feministinnen und dann Anthroposphen und trotzdem habt ihr nie Frieden mit eurem Vater schließen können. Wie konnte er es wagen euch ein Haus zu bauen.

Ihr denkt an eure wilde Zeit mit 16.  Ich frage mich, woran werden die zurück denken, die jetzt 16 sind, in der Welt, die Ihr ihnen hinterlassen habt.

Eure Beatles sind scheiße. Langweiliges Gejaule.

Der Feinsinnige

30. Juni 2017 03:27

 

„Die 68er waren groß im Zerstören von Institutionen und Werten: die deutsche Universität haben sie auf dem Gewissen, die Familie, das Leistungsprinzip, Etikette und Anstand, Verlässlichkeit und Geborgenheit. Um ein Beispiel zu nennen: In den Stücken des Berliner Grips-Theaters findet man immer wieder Plädoyers für die Zerstörung von familiären Hierarchien und Strukturen, von Respekt, jenem Respekt, den Richard Sennett in seinem neuesten Buch so dringend einklagt. Und im "Kursbuch 17" wird geschildert, wie die Bindung zwischen Eltern und Kindern systematisch zerbrochen werden muss - weil die Kinder sonst angeblich autoritäre Persönlichkeiten werden. Was die 68er damals ideologisch legitimierten, hat sich gesellschaftlich vollzogen, aber nicht als Utopie, sondern als Verwahrlosung. … Wir haben die Schlüsselkinder, allein erziehende Frauen, Patchworkfamilien und mit der Bildung ging es bergab. Die 68er sind ja mit der Idee angetreten, Schulen und Universitäten zu demokratisieren. PISA zeigt uns, dass da etwas schief lief. Neulich bin ich mal durch eine bekannte Berliner Uni gegangen, und es war schrecklich: An den Wänden Graffiti, in den Gängen Müll, und ständig kamen mir verschlurfte Gestalten mit leeren Kuhaugen entgegen. Das Abenteuer Bildung hat sich als Albtraum verwirklicht.“

 

Soweit ein Zitat der Schriftstellerin Sophie Dannenberg aus einem Interview bei Spiegel online:

 

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/generationenkonflikt-ich-habe-nie-geglaubt-dass-die-68er-antifaschisten-waren-a-327028.html

 

Aus dem Artikel von Lutz Meyer spricht vielleicht mehr Nostalgie, als einer Analyse guttut. Aus meiner Sicht waren es maßgeblich die „68er“, die dieses Land so zugrunde gerichtet haben, wie es derzeit aussieht. Da ist jede Verklärung fehl am Platz.

 

Und noch etwas möchte ich anmerken:

 

Die deutsche Nationalhymne hat schon so viel Verunglimpfung durch alle Zeiten hindurch erlebt, sie würde wohl auch den in obigem Artikel angeregten Vandalismus noch überstehen. Sehr geehrter Herr Meyer, sicher waren auch Sie schon einmal dabei, wenn wirklich ergriffen „Einigkeit und Recht und Freiheit“ gesungen wird. Ob auf einem Korporierten-Kommers oder einer patriotisch ausgerichteten politischen Veranstaltung – es gibt immer wieder derartig große Momente. Und daß die Nationalhymne derzeit häufig als „Erkennungsmelodie einer fußballbesoffenen Konsumentendemokratie“ erscheint, könnte doch auch als ein Schritt in die richtige Richtung gesehen werden. Wären die fahnenschwenkenden und die dritte Strophe des Deutschlandliedes singenden Demonstranten in Dresden wirklich denkbar gewesen ohne die Wiederentdeckung von Fahne und Hymne bei der WM 2006? Mir macht es immer noch (vergebliche?) Hoffnung, wenn unsere Hymne in Stadien oder Sporthallen nach langen Jahrzehnten des Schweigens nun wieder laut gesungen wird. Könnte dies nicht ein Zwischenschritt zu einer größeren patriotischen Renaissance sein?

Abschließend zwei Links zum Thema Nationalhymne, und zwar im ersten Video insbesondere ab Minute 39.24 bis Minute 41.40 zu empfehlen, im zweiten Video der Anfang bis Minute 1.20:

 

https://www.youtube.com/watch?v=qkmJBULhl20

 

https://www.youtube.com/watch?v=FDotKmkQ1Sg

 

Unsere Nationalhymne ist zu schade zum Zerhacken und Verzerren. Sie ist immer noch geeignet, uns Deutsche anzurühren.

 

 

 

 

 

Lutz Meyer

30. Juni 2017 08:21

Um die Sache mit den rechten Hippies, wie sie mir als lebbares Modell vorschweben, mal etwas zu konkretisieren: In der aktuellen Ausgabe von Elsässers Compact-Magazin findet sich ein Beitrag mit dem Titel "Die rechten Hippies kommen". Darunter folgt dann auf drei Seiten eine Art Reportage über das kommuneartige Gemeinschaftsleben von Les Brigandes. Lesen lohnt.

calculus

30. Juni 2017 08:50

@Klaus D.

Herr Meyer spricht von "rechten Hippies", Calculus (im Strang Politische Paradoxien I am 29.6 um 6:35) von "Einmannkasernen" - ehrlich gesagt, ich bin dann eher für rechte Hippies.

Falls es Ihnen nicht bewußt sein sollte, das war eine Referenz auf den Hausherren. In Die Spurbreite des schmalen Grats (https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/einzeltitel/8834/die-spurbreite-des-schmalen-grats) findet man ein Essay mit dem Titel Die Ein-Mann-Kaserne oder Expressive Loslösung.

Andrenio

30. Juni 2017 09:38

Jimmy Hendrix war nie ein Antipatriot. Er diente als Fallschirmjäger und musste wegen einer schweren Sprungverletzung quittieren.

Als Klassikliebhaber bleibe ich bis zum Lebensende eine Fan seiner Musik. Wenn ich die Monotonie der heutigen Popszene anschaue, war Hendrix ein Komet am Himmel. Meine Frau toleriert inzwischen, dass ich Jimmy's Musik immer am obersten Lautstärkenbereich hören will.

Dass es in den USA für Elektro-Gitarrenspieler einen Eintritt ins Olymp bedeutet, wenn man im Hendrix-Revival mitspielen darf, spricht Bände wie man noch heute seine Virtuosität einschätzt. Die Gitaristin Popovic war übrigens die erste Frau in dieser Runde.

Wer hinsichtlich des Erfolgs der 68er mehr der Stoßende oder mehr der Fallende war, das zu beurteilen hängt von der Perspektive ab.

Ich finde den Ausdruck "Seduktive Herrschaft" für das neue operative System globaler Kontrolle ganz gut. 

Neander vom Thal

30. Juni 2017 10:01

Hallo Relikt

Egal wie Ihre Zeilen stechen. Egal ob es gefällt. Da ist Thymos drin. 

RMH

30. Juni 2017 10:15

 

Das der Text von L. Meyer - der mitnichten eine eindimensionale Hippie-Apologie ist - den richtigen Ton und die richtige Qualität getroffen hat, merkt man an der hier stattfindenden Diskussion, bei den bei manchen "die 68er" wohl zu einem recht stereotypen Feindbild geworden sind, an denen man nichts, aber auch gar nichts Bemerkenswertes mehr finden darf, ohne gleich zum Konterrevolutionär zu werden.

 

Interessant ist auch, wie hoch hier von vielen Arbeit, Arbeitsleistung und die dafür notwendigen Sekundärtugenden, wie Ordnung, Pünktlichkeit und natürlich die notorische Disziplin zu sein scheinen. Alles Aspekte einer tief verinnerlichten Sklavenmoral. Ein Wesenskern der Moral des Sklaven ist es, dass er sich über seinen Wert als gehorsamer Arbeiter definiert und demgemäß alles, was diesen Wert unterhält und fördert, hoch hält. Das Ergebnis der Arbeit des Sklaven fließt aber naturgemäß meistens/immer anderen zu, der Sklave selber gehört anderen. Das kann man sich jetzt idealistisch schön reden, denn die wertvollsten Kulturleistungen wurden in hohem Maße über Arbeit zu Gunsten anderer erbracht, aber zumindest zur Kenntnis nehmen muss man es.

 

Ich will keiner Anarchie das Wort reden, aber wer sich ein bisschen mit dieser Zeit ohne Vorurteile und ohne den Vorsatz, bitte nur eben diese Vorurteile durch seine Beschäftigung mit Zeit bestätigt zu bekommen, der stellt fest, dass hier ---- durch lange Vorwehen übrigens ! ---- sich eben auch ein tiefe Sinnsuche offenbart hat, nachdem eben das Vorgefundene zu offensichtlich oftmals nur noch Form ohne Inhalt war (das dem so war/ist, kann man einer Jugend gerade nicht vorwerfen – dafür sind die entsprechenden Erwachsenen verantwortlich). Nicht umsonst ist das Ganze dann vielfach ins Esoterische, Buddhistische und sonstig Religiöse - bis hin zu den seltsamsten und fragwüdigsten Kulten - abgedriftet. Zum Teil schon erstaunlich früh und bei einigen auch erst später haben einige aus dieser Zeit und nachfolgende Generationen dann über diesen Umweg oder durch die Reibung daran bemerken können, welche höchst eigene Esoterik, tieferen Sinn die eigenen Traditionslinien haben können. Ich erinnere daran, dass auch die sog. Neurechten eine große Verwurzelung in dieser Zeit haben. Die ganze Vorstellung vom "Ethnopluralismus" bspw., ist doch im Grunde genommen naives Hippie pur!

 

Zugespitzt formuliert kann man sagen, dass ohne 68 es vermutlich auch keine alternative Rechte gäbe.

 

Monika L.

30. Juni 2017 10:45

Die Cicero-Juni Ausgabe zieht die Bilanz einer selbstgerechten Generation. Die 86 er als die neuen Gestrigen, über die die Jungen jetzt ihr Urteil fällen:

https://cicero.de/kultur/cicero-im-juni-die-neuen-gestrigen

Frank Böckelmann hat in seinem Buch " Der Jargon der Weltoffenheit" ausgeführt, daß der 'Muff von Tausend Jahren'  auch ohne die 68-er verflogen wäre. 

1968 war ich in einem Kindererholungsheim am Dreisessel im Bayrischen Wald. Ich habe noch eine Postkarte, die ich damals an meine Eltern schrieb: "Liebe Eltern, gestern sind hier in der Nähe die Russen einmarschiert ( gemeint war sog. Prager Frühling) . Macht Euch keine Sorgen, unsere Soldaten bewachen hier die Grenze) . "

Beim Wandern durch den Wald stießen wir Kinder überall auf Soldaten. Ich lebte als Kind noch mit den Erzählungen der Elterngeneration vom "Kommen der Russen" und empfand Beklemmungen. Das hat mich wohl gegen den 68-er Geist immunisiert. Die lachten nur, wenn man von den Russen erzählte. Was hinter dem Eisernen Vorhang passierte, interessierte die nicht. Auch als 86 sich Tschernobyl ereignete, galt es diesen Ökohelden zuerst, ihr eigenes Leben zu rette. Kannte einige Leute, die panisch nach Fluchtmöglichkeiten ( Irland) suchten. Die Opfer vor Ort waren denen egal. Diese Generation lebte in einer ewigen Gegenwart: In verschmudelten Wohnküchen, in denen alles "ausdiskutiert"  wurde, eine Kommilitonin brüstete sich mit ihren Kaufhausdiebstählen. Auf meine Frage: " Wenn das alle machen?" kam die Antwort: " Dann bricht das Scheiß-System zusammen"....

Aber vielleicht hat mich auch Adalbert Stifter vor einem Hippiedasein bewahrt. Den entdeckte ich 68 am Dreisessel. Im Bücherregal  einer Jugendherberge. In der es noch keine Duschen gab, sondern nur  kaltes Wasser aus Hähnen über einer langen Rinne....

Ein gebürtiger Hesse

30. Juni 2017 11:02

@ RMH

Danke für den Hinweis auf den Aufritt von Ted Nugent: https://www.youtube.com/watch?v=w1rqJGxrwwM (die Hymne kommt gleich am Anfang). Genau so "geht" Patriotismus, der sich eine Leistung der Gegenseite zunnutze macht und sie umwidmet.

calculus

30. Juni 2017 11:23

Where is your freedom
Is it buried in the Earth?
Tell me, is it growing?
Or is it losing its worth?
And where were all your people when they burned your building down?
Too busy fighting their own war in their own town

Unring the bell, it's time, it's time
Take back what we had, it's yours and mine

Gov't Mule: Unring the Bell (https://www.youtube.com/watch?v=3Pr3p4PmXjk)

Franz Bettinger

30. Juni 2017 12:26

Wunderbarer Beitrag und viele erhellende Kommentare. Danke. Wen's interessiert:

Die Hippies von Golden-Bay / Neuseeland, ein Film:  https://www.nzonscreen.com/title/dirty-bloody-hippies-2009

Hartwig aus LG8

30. Juni 2017 12:45

@ Das Relikt

Ja, so was Ähnliches ging mir auch durch den Kopf. Besonders der Gedanke, dass das Hippietum nur auf der Basis eines gemachten, gut gepolsterten und behüteten  Nestes entstehen konnte.

 

Dennoch: Meyers Text enthält zumindest einen guten Gedanken. Die Hippies hatten das Feindbild "Staat" und "Institutionen"  (zum Schluss haben ihre politischen Ableger beides geentert ... tut aber zunächst nichts zur Sache).

Feindbild Staat, Feindbild Institution. Solange das die Rechte nicht verinnerlicht, sondern im Gegenteil die bröckelnden Säulen mit letzter Kraft zu stützen sucht,  wird nicht viel gehen. Und dass das nicht verinnerlicht ist, kann man vielen Kommentierungen und so manchem Artikel entlesen.

Denkt man den Gedanken zu Ende, so müsste man bei der BTW die Stimme der Partei mit den Programmpunkten Staatsferne, Sozialabbau, Privatisierung etc. geben - der FDP.  Diese Konsequenz traue ich mir persönlich nicht zu.  Aber zumindest sieht man, dass der angelsächsische Weg zu irgendeiner Art von Reaktion, sei es Brexit, sei es Trump, geführt hat.

 

Klaus D.

30. Juni 2017 13:08

 @ Monika L.

Unsere erste Reise nach dem Fall der Mauer führte uns nach Lüchow/Wendland. Gleich neben dem Haus, in dem meine Tante wohnte, hauste eine Gruppe Späthippies. Sowas kannten wir gar nicht. Alles ungepflegt, das Gras meterhoch, ein Ärgernis für alle Nachbarn. Aber jetzt kommts: Über ihrer Eingangstür hing ein Schild mit der Aufschrift "Alles Lüge!". Wir haben herzhaft gelacht. Doch jetzt wissen wir - sie hatten recht!

Martin S.

30. Juni 2017 14:34

Unsere  "Hippies", die sich selbst so sehr feiern,  als wenn  sie persönlich Demokratie und Freiheit erfunden hätten,  wollen doch gar nicht  wissen,  dass  ihr Hippietum  nur ein schwaches Zwischenergebnis einer Neuorientierung ist,  die seit Jahrhunderten  im Wirken begriffen ist.

Ob wir nun die  spirituellen Logen nehmen,   Thoreaus "Walden",  die  Kosmiker,  Monte Verita und die Lebensreformer,  Steiner, Hermann Hesse und  "Steppenwolf",  "Morgenlandfahrt", "Siddharta",  Kerouacs "on  the road" ...  die  reissen die Fresse auf  und merken gar nicht,  dass sie Zwerge auf den Schultern von Riesen sind.  Naja,  aber Demut und Bescheidenheit  gehören ja auch zu den "Sekundärtugenden mit denen man auch eon KZ  führen kann" ...

Rainer Gebhardt

30. Juni 2017 15:06

Ziemlich romantische Vorstellungen vom Hippietum. Ich glaube, man blickt die Sache nicht, wenn man sie nur von oben oder aus der Ferne betrachtet. In der Draufsicht sieht alles nur flach aus. In der Distanz verschwimmen die Konturen.

Selbst wer sich nur an den Rändern der Szene aufgehalten hat, wird sich an die Erfahrung erinnern, wie er von diffusen Gemeinschaftsgefühlen angesteckt wurde, von Verschmelzungssehnsüchten. Love & Peace & Alles für alle & für umsonst. Ein Schwärmertum mit allen Anzeichen sozialen Wahns. Und wenn man dann sagte, ne Leute, ihr seid mir zu bekloppt, dann kam man sich vor wie Alice im Wunderland:

"Aber ich will nicht zu den Verrückten gehen," bemerkte Alice.

"Oh, dagegen kannst du nichts tun," sagte die Katze, "wir sind alle verrückt hier. Ich bin verrückt. Du bist verrückt".

"Woher weißt du, daß ich verrückt bin?" fragte Alice

"Du mußt verrückt sein," sagte die Katze, "sonst wärst du nicht hier".

 

Das Psycho- und Soziogramm dieser Subkultur lieferte Joan Didion in „Slouching towards Bethlehem“  (dtsch.: „Nach Henry“) Sie hat ein paar Fakten zusammengetragen, ohne die man die Bewegung vielleicht nicht ganz verstehen kann. Die „Mitte hielt nicht mehr", schreibt Didion, denn die Mittelschicht war trotzt des stabilen Marktes hoch verschuldet. Familien gingen regelrecht konkurs. In den 60ern gab es ein beunruhigendes Phänomen in Amerika: im ganzen Land verschwanden Familien ohne ihren neuen Aufenthaltsort mitzuteilen, einfach weil sie zahlungsunfähig geworden waren. Manche Familien zerfielen unterwegs, andere sanken noch tiefer als dort, von wo sie weggelaufen waren, manche rappelten sich auf. Stadtviertel und Städte verfielen, Jugendliche vagabundierten durchs Land, ihr Ziel: Californien. 

Und sie kamen nicht hierher, weil sie die Schnauze von Konsum und Tradition voll hatten, sondern weil die traditionellen Bindungen schon brüchig waren und weil, wie Didion bemerkt, die erodierende Mitte keinen Halt mehr versprach. Die Hippies waren alles andere als Konsumverweigerer, im Gegenteil, es war die konsumgeilste Generation, die Amerika bis dahin erlebt hatte. Clevere Trendscouts erkannten das konsumtive Potential der Bewegung denn auch sofort und belieferten die Szene mit den nötigen Assecoires und Events. Klamotten, Gras, Konzerte. Eine endlose Kirmes, bei der eigentlich nur die Händler einen Reibach machten.

 

Am deutlichsten erkennbar wird ein kulturelles Phänomen im Moment ihres Zerfalls: die Verkleidungen lösen sich, die Anatomie wird sichtbar. Den Zerfall konnte man in San Francisco gut beobachten. Und der Punkt, an dem am Ende der Ära sich alles konzentrierte war der Haight-Ashbury District. Hier konnte man die beinahe fast schon brutale ökonomische Hierarchie der Bewegung begutachten. Oben die Kings, die Alphatiere, Stars und neuen Manager der geblümten Utopie. Darunter eine sich durchwurstelnde subkulturelle Mittelschicht: Gelegenheitsjobber, Dealer, tingelnde Musiker (hurdy gurdy men), Sonntagshippies aus den Vorstädten. Unten das Lumpenproletariat der Blumenkinder: acid-tripper, Fixer, Stricher, Bettler, lost kids, Kriminelle – eine Schicht, um die sich dann bald christliche Missionen und wie im Falle von Charles Manson und anderer Besessener das FBI kümmerten.

Und dann gab es noch das universitäre Hippietum mit seinen politischen Stars, ihren Sit-Ins, ihrem Psychokrempel und ihren verrückten Happenings, bei denen es zuging wie bei den Schamanen. Unter den günstigen klimatischen Bedingungen der Szene wächst aber noch ein anderes, wirklich fruchtbares Pflänzchen heran, mit Ambitionen, die Richard Barbrock  später auf den Begriff der Kalifornischen Ideologie gebracht hat und die den philosophischen Primitivismus des Hippietums mit einem technischen Futurismus kombinieren: unscheinbare Tüftler zunächst werden sie die Stars des kommenden digitalen Zeitalters sein. In den Garagen Kaliforniens werkelt ein Hippietum der eigenen Art: futuristisch, technisch, extrem ökonomisch ausgerichtet und gewinnorientiert. Und während Timothy Leary die abgeschlaffte Szene noch mit Sprüchen wie „Drop out, tune in, turn out!“ aufzumuntern sucht, gibt ein Steve Jobs schon ganz andere Parolen aus: „„Stay hungry, stay foolish“. Ein Pionier-Slogan und so amerikanisch wie nur irgendwas.  Was von den Hippie-Idealen überlebt, ist eigentlich nur noch ihr psychedelisches Design, wie man es dann später in ’WIRED’ bestaunen konnte. (Interessant übrigens, dass Deleuze und Guattari aus den mitunter anarchokommunistischen Idealen des Hippietums und den Fantasien IT-Freaks eine neue Utopie basteln, die sich auf Geschenkökonomie gründen sollte.)

 

Wenn das Hippietum für Momente eine subkulturelle Gegengesellschaft war, so herrschten in ihr die gleichen Zwänge, der gleiche Druck, die gleiche Verzweiflung, die gleichen Enttäuschungen wie im Milieu des angeblich so verhaßten Establishments. Ich sage angeblich, weil die cleversten Typen der Szene selbst keine anderen Aspirationen hatten als die Primes & Proms in der Beletage. Das Hippietum atomisiert sich in dem Augenblick, in dem ihre Stars und Oberpriester in die Bastionen der Kulturindustrie einziehen und das militante Fußvolk sich neue Tripps erschließt. Jetzt ziehen die Krishna-Fritzen durch die Straßen, Baghwan-Deppen und die heiligen Narren eines Anarchokommunismus.

Als das Hippietum in Deutschland ankommt, ist es schon nicht mehr als ein ’fashionable trend’. Wenn es jemals einen ernst zu nehmenden politischen Inhalt gehabt hat, dann wurde er von der universitären Linken in eine Ideologie umgeformt, deren Funktionären die Hippies aus einem bestimmten Grund immer suspekt blieben: sie galten ihnen als die popkulturelle Variante des falschen Bewußtseins. Und damit lagen sie gar nicht mal so weit daneben. Die seelische Verfassung der meisten Hippies, ihre Fantasien und Phantasmen, ihr naiver Kinderglaube an das Gute, das revolutionäre Dandytum ihrer Poeten kam gut zum Ausdruck, wenn man sie fragte, ob sie wirklich glaubten den großen Durchblickblick zu haben, ob sie glaubten auf dem richtigen Weg zu sein: „Nö“, sagten sie dann, „aber wozu haben wir denn Acid, Alter.“ 

Ob man Kommunikations- und Aktionsformen von damals adaptieren kann oder soll, steht auf einem anderen Blatt. 

 

 

 

Heinrich Brück

30. Juni 2017 15:13

1968 wäre ohne 1945 nicht möglich gewesen. Wer 1945 als Befreiung sah, durfte als 68er seinen Blödsinn treiben. Und die Gegner der 68er? Konservative Parteiendemokraten, gefangen im Rahmen umerzogener Zugeständnisse. 1945 als Befreiung zu sehen, bedeutet keine eigene Deutsche Geschichte mehr schreiben zu können.

 

Über 1933-1945 muß neu diskutiert werden; nicht nur über das falsche Weimar, welches nach 1945 mit "amerikanischer" Hilfe Deutschland auf einen falschen Weg zwang. Parteiendemokratie, Wahlen überhaupt, machen den Leuten nur etwas vor. Gleichheit (biologisch nicht vorgesehen), sexuelle Befreiung (Matriarchat), verunmöglichen die "Expansive Energie" (Joseph D. Unwin / Sex und Kultur) einer Nation, machen sie schwach und bereiten ihren Untergang vor. Der Verlauf ist nicht rückgängig zu machen.

"In dem Augenblick, da der weiße Mann aufhört, es zuzulassen, wird es enden!" (Raskolnikow)

 

 

 

 

 

Bernardo

30. Juni 2017 15:57

Dem Beitrag liegt m.E. ein Mißverständnis zugrunde. In Deutschland gab es weder einen Summer of Love noch ein Woodstock. Die deutschen 68er hatten mit dem dort gefeierten Lebensstil wenig zu tun, sondern waren politisch von Anfang als das erkennbar, als was sie z.B. in der "Kommission zur Beratung der Bundesregierung in Fragen der politischen Bildung" zeitgenössisch bezeichnet wurden: als rotlackierte, antiliberale Faschisten nämlich, die mit ihren Methoden und Zielen nah bei der SA standen, und eben nicht für einen lockeren Lebensstil. Der hat sich zwar in den 70ern dann in Deutschland zunehmend entwickelt, wie es bei der kulturellen Hegemonie der USA unvermeidlich war. Das deutsche "68" wurde in seinem harten Kern aber nicht zufällig terroristisch und ist bis heute auch nicht zufällig in der gewaltbereiten - im übrigen so gut wie migrationsfreien - Antifa-Szene zu finden. Ganz unlocker.

rautenklause

30. Juni 2017 17:34

@ Andrenio

Bitte hören Sie mit dieser "Jimmy-Hendrix-war-aber-Fallschirmjäger" Geschichte auf! Hendrix leistete Dienst bei der 101., um nicht wegen Autodiebstahls in den Knast zu müssen. Und er war ein lausiger Soldat, der deshalb auch vor Ablauf der drei Jahre entlassen wurde - selbst die englische Wikipipi schreibt: Hendrix later spoke of his dislike of the army and falsely stated that he had received a medical discharge after breaking his ankle during his 26th parachute jump ... und was sind schon 26 Sprünge ...

Der Feinsinnige

30. Juni 2017 18:24

 

@ RMH

 

Zugespitzt formuliert kann man sagen, dass ohne 68 es vermutlich auch keine alternative Rechte gäbe.“

 

Ohne die „68er“ müßte es vielleicht auch keine „alternative Rechte“ geben. Ich persönlich verstehe die „alternative Rechte“ oder „intellektuelle Rechte“ oder „Neue Rechte“ als aus der Not geborene Antwort auf die politischen und gesellschaftlichen Zustände, die durch die „68er“ geschaffen worden sind. Ginge es uns nicht vielleicht doch besser, wenn die Ideologie der 68er unser Land nicht seit Jahrzehnten zum Schlechteren verändert hätte? Folgt der oben zitierte Satz nicht der Logik, aus der heraus manch einer sich selbst auf den Finger hämmert, weil es so schön ist, wenn der Schmerz nachläßt? Solcher Logik konnte ich noch nie viel abgewinnen. Ich bin ein Freund des Gedankens, lieber gar nicht erst zu zerstören, um nicht reparieren oder wieder aufbauen zu müssen. Genau hier liegt der Kern meines Grunddissenses mit der aus meiner Sicht destruktiven Ideologie der „68er“. Ich würde diese meine Einstellung auch „konservativ“ nennen.

 

 

 

Andrenio

30. Juni 2017 18:41

@rautenklause:

Springerabzeichen in Silber....

Hab mich bei Langgedienten informiert. Das trägt man durchaus mit Stolz.

Natürlich: Aus der Sicht eines Trägers des goldenen Springerabzeichens und womöglich Freifallers nichts besonderes,

Desprecio

30. Juni 2017 21:11

Von einem Verehrer Karlheinz Weissmanns bin ich in den letzten Jahren aufgrund seines Abwanderns ins "falsche Lager" mittlerweile zu einem seiner Kritiker mutiert.

Dennoch sollte sich der Altlinke, Lutz Meyer, der seine politische Herkunft oft nur sehr mühsam verleugnen bzw. verges-sen machen kann, nicht daran versuchen, Weissmann eine falsche Interpretation der "68er" unterstellen zu wollen.

Ich selbst, nur aufgrund meines Alters (leider) ein "Original-68er" empfinde seit dieser Zeit ein fast unauslöschliches Fremdschämen für diese Totengräber all dessen, das mir wert und heilig war und noch ist. Was mich etwas darüber hinweg-tröstet, ist die Tatsache, dass ich schon von Berufs wegen immer auf der "anderen Seite" stehen durfte.                                

Ich masse mir daher aus den verschieden-sten Gründen an, das Wesen der "68er" beurteilen zu können, da ich vielfach die Gelegenheit hatte, es aus den verschieden-sten Perspektiven beleuchten zu können bzw. zu müssen

Nun noch einmal zu Lutz Meyer:

Nicht nur aufgrund des vorliegenden Bei-trags betrachte ich persönlich Herrn Meyer als einen, gerade auch heute noch, unver-besserlichen Altlinken, der immer wieder in den SiN-Gewässern seine gelegentlichen U-Bootfahrten unternimmt. Wie schon weiter oben ein Forist schrieb möchte auch ich gerne wissen, wie ein Götz Kubitschek solche Texte von Lutz Meyer einstuft.

Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle auf das Buch von Frank Böckelmann, "JARGON DER WELTOFFENHEIT" (2014),hinweisen, das diese "Bewegung" und viele ihrer Protagonisten gerade auch für uns als Zeitgenossen eindrucksvoll beschreibt.

silberzunge

30. Juni 2017 21:17

Ich habe durchaus Sympathie für die Intention von Herren Meyer, etwas weniger für den Text an sich.

"Sticheleien" zu sehen, ich weiß nicht. Für einen wie Weißmann wird 68 immer ein rotes Tuch bleiben - aus konservativer Sicht nur verständlich. Trotzdem kann man über das Thema kontrovers diskutieren.

Im Sinne eines Aufbegehrens breiterer, gerade konservativer Kreise, wäre zumindest ein Hauch von 68 nicht verkehrt. Die Konservativen haben das "Problem", bieder zu sein (sind die Alt-68er natürlich längst selbst, das ist eine andere Frage), aber den Status quo abzulehnen und ändern zu wollen/müssen. Mit dem gängigen Vorgehen: Hände falten, Goschn halten, wird man mit Sicherheit nicht weiterkommen. Aber Schätze wie die Hymne lassen wir dabei bitte aus dem Spiel, Herr Meyer ;-)

RMH

30. Juni 2017 22:32

@Der Feinsinnige,

Sie haben durchaus recht. Aber das Leben bestand schon immer auch ein Stück weit aus Versuch und Irrtum und wer mit 50 nur auf einen makellosen und fehlerfreien Lebenslauf zurückblicken kann, der ist mir persönlich fast ein bisschen unheimlich. I Aber das ist ja nur meine persönliche Meinung. Worauf ich hinaus wollte ist, dass es in jeder kuluturellen Bewegung Ansätze, Linien und Strömungen gab und gibt, die den hier Vertretenen nicht unähnlich sind oder für unsere Zwecke verwertet und verwendet werden können.

Martin S. hat oben die Traditionslinie ja schon genannt - bspw. Kerouac hat als Katholik eine recht leicht erkennbare, konservative Linie, bei all seinem Buddha-Geschwätz ... gewinnen und verwerten wir das für uns, was für den Gegner essentiell ist. Im Bereich der Musik ist das ja schon recht häufig geschehen.

calculus

1. Juli 2017 12:45

@Vadomar Tuonawa

muss es beim Begriff der Disziplin vielmehr um eine Lebenseinstellung gehen, welche auf Impuls- und Lustkontrolle, Zähigkeit, Widerstandfähigkeit, Willensstärke und charakterlicher Vervollkommnung aufbaut.

Ja. Es ist genau das, was nach meinem Eindruck der Hausherr in seinem Sammelband Die Spurbreite des schmalen Grats (https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/einzeltitel/8834/die-spurbreite-des-schmalen-grats) zum Ausdruck bringt und worauf ich mit dem Begriff von der Einmannkaserne Bezug nehme. Hinzu kommt aus meiner Sicht noch Führung durch Beispiel. All das sehe ich bei der IB in geradezu lehrbuchhafter Weise in Szene gesetzt, insbeondere in der Person des Herrn Sellner.

Flurin von Albertini

1. Juli 2017 14:35

"Dass unsere Lage fast aussichtslos ist, weiss ich seit langem. Mir sind auch Pläne bekannt, die darauf abzielen, die mit der Kultur beschäftigten Sklaven deutlicher als bisher zu bezeichnen, ihnen langes Haar zur Pflicht zur machen und sie schliesslich mit einer Blechmarke zu versehen, die schmerzhaft im Ohrläppchen angebracht werden soll."

 

Friedrich Sieburg, Die Lust am Untergang, Hamburg 1954

Karl

1. Juli 2017 15:14

„Hippies“ und 68er werden in den Texten von Weißmann und Meyer erstaunlicherweise merkwürdig oberflächlich betrachtet, wie von vielen Foristen bereits angemerkt. Weißmann beschränkt sich unverständlicherweise auf eine anekdotenhafte Nacherzählung der Ereignisse. Meyer geht etwas – in subjektivistischer Perspektive - darüber hinaus, führt die Parallele zwischen der „68er Bewegung“ und der heutigen „Neuen Rechten“, die sich beide als Gegenbewegung gegen etablierte Strukturen entwickeln, ein, doch so, als wenn beide geschichtlichen Entwicklungen zu einem Besseren geschehen, das sich voranentwickelt. Eine finalistische unidirektionale Geschichtsauffassung (ein Forist vermeinte hier „Trotzkismus“ zu verorten).

Um nur einen der Kommentatoren herauszugreifen geht Rainer Gebhardt in seiner Analyse darüber hinaus und die Vorhaltungen von „Das Relikt“ an die 68er bieten einen Einblick in die zerstörerische Tiefe des 68er-Phänomens. Beides sollte von berufener Seite weiter verfolgt werden.

Hier einige Gedanken meinerseits zu diesem Thema: In einer Hochzeit des Konservatismus und vor dem Hintergrund des Schuldkults gedeihen in den 60er Jahren zunehmend linke und liberale Ideen, nicht zuletzt befeuert durch den Anti-Amerikanismus und den Vietnamkrieg. All dies - und insbesondere der Schuldkult - wird instrumentalisiert und bestehende Traditionen/Normen werden zunehmend in Frage gestellt. Das Potential zur Instrumentalisierung dieser Hirnpest, dieses ätzenden Gedankenbreis, wurde von einschlägigen Interessengruppen erkannt. (Welche dies sind bleibt im Diffusen. Sog. "Verschwörungstheorien" geben Hinweise.) Es markiert den Beginn des heute zu „bewundernden“ status quo der Zersetzung von Normen und Werten. Die Konservativen ließen sich hilflos in die Defensive drängen und hatten dem dekonstruktivistischen Wüten in Verbindung mit den Schuldzuschreibungen an eine ganze Generation nichts entgegenzusetzen. Der ins Extrem gesteigerte Liberalismus degradierte alle Werte und Traditionen. Liberalen Gesellschaften inhärent ist die Entwicklung totalitärer Strukturen (s. Böckenförde-Diktum). Dies entspricht Meyers Ausführung „…daß die Revolutionäre, wenn sie erst einmal an der Macht sind, ihrerseits dazu neigen, Verhältnisse herbeizuführen, die denen, gegen die zu kämpfen sie einst angetreten waren, zum Verwechseln ähneln oder gar noch weitaus schlimmer sind.“

Aus sich in scheinbarer Konkordanz treffendem Sozialismus und Liberalismus ist heute eine Meta-Ideologie entstanden, die (hoffentlich bald) zum „Selbstmord des Systems“ (M. Kleine-Hartlage) führt. Gemeinsame Axiome dieser oxymorontischen Verbrüderung sind:

  1. Gesellschaft ist willkürlich veränderbar.
  2. Nur progressiv-aggressiv „aufklärerisches Gedankengut“ ist gültig.
  3. Gesellschaftliche Strukturen sind repressiv.
  4. Eine menschliche Natur existiert nicht.
  5. Fortschritt ist immer Befreiung von Bindungen.
  6. Die Geschichte kennt nur eine Richtung.
  7. Unwahr ist, was diesen Axiomen widerspricht.

(modifiziert nach M. Kleine-Hartlage: Scherbenlese – eine destruktive Vorarbeit. Sezession 55, 2013, S. 14f.)

Die utopistisch, hypermoralisch-gesinnungsethische Ideologie der verschmolzenen „links-liberalen“ politischen Oligarchie führt heute nun wieder zunehmend zur Rückbesinnung. Kein Voranschreiten, Traditionen und Werte wiedererkennen, Gehirnpest besiegen. Der Willkür entgegentreten, gesellschaftliche Strukturen schaffen, die der menschlichen Natur gerecht werden.

Dietrich Stahl

1. Juli 2017 15:17

 

Musik als Waffe - Das Rockmusik Komplott I

 

Lieber Lutz Meyer und liebe Kommentatoren, ein essentielles Thema, das im Artikel und den Kommentaren angesprochen und diskutiert wird. Da lohnt es sich, das Fasten zu brechen. Nein, nein, kein Zuckerfest! Ich hatte mir eine einmonatige SiN-Kommentar-Pause auferlegt.

 

Es gibt ja diese Bekenntnis T-shirts. Ich könnte so eines tragen:

"Hippies und Rockmusik – ich war dabei."

Die Zeit möchte ich nicht missen – ich war jung. Doch ich mußte meinen Preis für die Erfahrungen bezahlen.

 

Als ich 1986 nach West-Berlin ausreiste, entschloß ich mich, keine Rockmusik mehr zu hören. Mehrere Jahre lang hörte ich nur noch ausschließlich klassische Musik, inklusive alter Musik. Insbesondere hörte ich viel Mozart. Nach der Ausreise war mein psychischer Zustand schlecht. Das Hören von klassischer Musik diente der Heilung, besonders die Mozart Musik. Damals machte ich das intuitiv. Inzwischen gibt es Studien und Bücher, die die Heilkraft insbesondere der Mozart Musik belegen. Der jahrelange Konsum von Rockmusik war eine der Ursachen für meinen schlechten psychischen Zustand gewesen.

 

Nach meiner Ausreise begann ich die Themen dieses Blogs und andere zu erforschen. Musik in weitestem Sinne ist ein Schwerpunkt. Zitat von meinem Blog:

 

Musik ist Schwingung. Sie ist das Medium, das am direktesten und stärksten auf den Einzelnen, auf Gruppen und Nationen wirkt. Musik ist ein Instrument der höheren Kräfte, seien sie positiv oder negativ.

 

Plato und Pythagoras fanden heraus, dass Musik die Grundlage für die Stärke oder Schwäche einer Nation ist. Jede Gruppe, die Musik nutzt, wird eine Wesenheit anziehen; oder ein Engel übernimmt die Führung und inspiriert das Publikum. Eine Militarparade mit ihrer aufwühlenden Musik wird einen Engel anziehen, einen Hüter der Militärmusik, der als ein Instrument für die höheren Kräfte genutzt wird, um Energien in die Zuhörer fließen zu lassen.

 

Das gleiche gilt, wenn man das Radio einschaltet, eine CD oder MP3 Datei hört. Die Art der Musik, die man hört, wird die dem Charakter der Musik entsprechende Entität anziehen, die mit dem Zuhörer sein wird. Bei R'nR, Punk und ähnlichem wird man die Entitäten anziehen, die die niedersten Wesenheiten ausformen. Dies wird Kräfte von der niederen Astral Ebene in das Indri Chakra fließen lassen, was die Sexualkräfte anregen wird und eine Störung im Zuhörer bringt.

 

Zur Rockmusik: Rock 'n Roll wirkt wie ein Betäubungsmittel auf den Einzelnen. Das Problem ist, dass Rock 'n Roll zwanghaft für den Zuhörer wird, wie eine Droge. [Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, deswegen auch meine jahrelange Abstinenz von der Rockmusik]. R'nR ist Teil der schwarzen Künste. Absichtlich von den Verschwörern geschaffen, wird er benutzt, um eine Illusion unter den Jugendlichen und den daran interessierten zu kreieren. Sie wenden sich der Rockmusik zu, um zu beweisen, dass sie Teil der Revolution sind, die die Machtstruktur stürzen will, nur um herauszufinden, dass sie getäuscht und in die Falle gelockt wurden durch etwas Größeres als sie selbst. Schließlich enden sie als Teil dessen, dass sie hassen.

 

Nicht umsonst schrieb Plato, dass die Einführung eines neuen Musikstils vermieden werden muss, da es die Nation gefährdet. Es entwickelt langsam immer größere Kraft, schleicht sich leise in das Verhalten und die Gewohnheiten ein und verändert das öffentliche und private Leben von Nationen. Es attackiert die wichtigsten staatlichen Institutionen, Gesetze und Verfassungen, verändert die Art der Kleidung, den moralischen Verhaltenscode, die Sprache …

 

Die Wahrheit dessen ist heute leicht zu sehen, wenn man beobachtet, wie die sich ändernden Musikstile die Lebensweise von Generation zu Generation beeinflussen.

 

Plato könnte über die sich ändernden Musikstile seit den 60iger Jahren geschrieben haben. Wenn er heute lebte, würde er argumentieren, dass R'nR, Punk, New Wave usw. verantwortlich für die meisten Probleme unserer Welt sind.

 

Wie sehr die Musik den Einzelnen beeinflusst, ist schon daran zu sehen, dass man bei 80% der Jugendlichen an ihrem Kleidungsstil und ihrer Sprache erkennt, welche Art Musik sie bevorzugen.

 

Dietrich Stahl

1. Juli 2017 16:08

 

Musik als Waffe - Das Rockmusik Komplott II – Unheimliche Szenen im Laurel Canyon

 

Vorsicht, Verschwörungstheorie! Wer allergisch gegen alternative Darstellungen der Wahrheit ist, bitte nicht weiterlesen.

 

Die Musik Revolution der 60iger, die eigentlich ein Rockmusik Komplott war, nahm nicht in San Francisco ihren Ausgang. Sie begann gut 550 km weiter südlich, in einer bis heute weithin unbekannt gebliebenen Felsschlucht ganz in der Nähe von Los Angeles, dem Laurel Canyon.

 

Die Internet Serie von McGowan „Weird Scenes Inside The Canyon“ zerschmetterte meine letzten Illusionen über Flower Power und den Hippie Traum. Ich war sogar richtig sauer, als ich all das schier Unglaubliche dort gelesen hatte.

 

Irgendwie kam da alles zusammen: das „Rockmusik Komplott“, „Hellywood“, die wenigen Blutlinien, aus denen fast alle Superstars stammen. Alles war eine von langer Hand geplante Inszenierung!

 

Ich realisierte, dass ich damals, als ich Teil dieser „Gegenkultur“ wurde, in eine grandiose Falle getappt war. Ich fühlte mich betrogen. Das legte sich nach einiger Zeit. Meine Vergangenheit ist ein Teil von mir, so oder so wichtig für das, was ich jetzt bin. Später bestellte ich mir das Buch mit demselben Titel wie die Web Serie. Im Folgenden beziehe ich mich darauf. Die Zitate, von mir ins Deutsche übersetzt, sind aus dem Buch.

 

Gleich zu Beginn des zweiten Kapitels des Buches werden die entscheidenden Fragen gestellt. Zitat D.McG.:

 

„Die Gegenkultur der 60iger … wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt durch Geheimdienst Operationen wie 'CoIntelPro' unterwandert. … Die Fragen, die wir aufgreifen werden, sind tief beunruhigend:

 

'Was wäre, wenn die Musiker selbst und verschiedenste andere Führer und Gründer der Bewegung ganz genauso Teil der Geheimdienst Gemeinde waren, wie die Leute, die sie angeblich drangsalierten.' …

 

'Und was wäre, wenn die Verfolgung, der diese Leute ausgesetzt waren, größtenteils eine inszenierte Show war, um den Führern der Gegenkultur den dringend benötigten 'Straßen–Kredit' zu geben.'“

 

David McGowan beantwortete seine beiden Fragen unmissverständlich und mit einer Fülle von Fakten belegt. Wer waren die Leute, die das Laural Canyon Mitte bis Ende der 60iger bevölkerten? Zitat D.McG.:

 

„Wir wissen, dass ein Teil der Bewohner eine große Gruppe von Musikern war, die sich alle fast gleichzeitig entschieden hatten, in das [völlig unbekannte] Tal einzufallen. Die allerprominentesten von ihnen waren zu einem überwältigenden Grad Mitglieder der Militär/Geheimdienst Gemeinde.

Wir wissen auch, dass die jungen Stars von Hollywood [Jack Nicholson, Dennis Hopper, Peter Fonda, Sharon Tate, Roman Polanski usw.] sich unter sie gemischt hatten, die auch zu einem erstaunlichen Grad die Söhne und Töchter der Militär/Geheimdienst Gemeinde waren.

Und schließlich wissen wir, dass ein großer Teil des militärisch/geheimdienstlichen Personals in dem Gemisch war, der von der als 'Lookout Mountain Laboratory'* bekannten Anlage aus operierte.

Ich muss sagen, dass ich mich bei der relativ kleinen Fläche des Laurel Canyon zu wundern beginne, ob da überhaupt Raum für ganz normale Leute blieb, die den Rock 'n Roll Lifestile leben wollten.“ Zitat Ende

 

*Das „Lookout Mountain Laboratory“ war ein streng geheimes vom CIA betriebenes Filmstudio. Zitat D.McG.:

 

 „Das Studio produzierte mehr als 19.000 geheime Filme. … Solche technologischen Errungenschaften wie 3D Effekte wurden offensichtlich in der Laurel Canyon Anlage entwickelt.

Und Hollywood Größen wie John Ford, Jimmy Steward, Howard Hawks, Ronald Reagan, Bing Crosby, Walt Disney, Hedda Hopper, und Marilyn Monroe wurde die Freigabe gegeben, in der Anlage an nicht geheimen Projekten zu arbeiten. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass irgendeiner von ihnen jemals von der Arbeit in dem geheimen Studio sprach.“

Nicht zufällig kreuzen sich gleich zu Beginn die Wege der Rockmusik-Bewegung mit denen von Hellywood; und es steckt mehr als Cross-Promotion dahinter.

 

Das gleiche, das heute immer mehr ans Licht kommt – Satanismus, [rituelle] Pädophilie, Mord und Gewalt etc. – spielte sich schon damals im Laural Canyon ab. Und einige der vorgeblichen Love and Peace Helden waren die schwarzen Leitwölfe. Erwähnt seien nur John Phillips, der Kopf von den „Mamas and the Papas“ und Frank Zappa.

 

Kommen wir zu einer der Ikonen der 60iger – Jim Morrison. Zitat Morrison:

 

„Ich denke in diesen Tagen, besonders in den Staaten, musst du ein Politiker oder ein Assassine oder sowas sein, um wirklich ein Superstar zu sein.“                          

 

Die US Kriegsschiffe im Golf von Tonkin, vor der Küste Vietnams, 1964, standen unter dem Kommando von US Navy Admiral George Stephen Morrison. Der Vater inszenierte den Vorfall, der benutzt wurde, einen illegalen, völkerrechtswidrigen Krieg zu beginnen. Der Sohn, Jim Morrison, positionierte sich zur selben Zeit im Laurel Canyon, um eines der größten Idole der Anti-Kriegs Jugend zu werden.

Die FlowerPower Hippie Revolution war in Wirklichkeit ein Rockmusik Komplott. „Peace and Love“ war eine von langer Hand geplante, geheimdienstlich gesteuerte Inszenierung.

 

Dietrich Stahl

1. Juli 2017 17:00

Musik als Waffe - Das Rockmusik Komplott III – Rolling Stones, Sympathie fort the Devil

 

Was für den zweiten Teil der Musik-als-Waffe-Miniserie gilt, gilt auch für Teil drei:

 

Vorsicht, Verschwörungstheorie! Wer allergisch gegen alternative Darstellungen der Wahrheit ist, bitte nicht weiterlesen.

 

Die Rolling Stones sind die Hyperstars der Rockmusik. Sie überragen, obwohl sie ziemlich kleine Burschen sind [genetisch bedingt?], den Rest der Superstars noch um einige Köpfe. Damit in unmittelbarem Zusammenhang steht, daß die Rolling Stones auch mit die finstersten Figuren der Rock/Pop-Szene sind. Und dort herrscht wahrlich kein Mangel an Finsternis.

 

Das Konzert von Altamont, 1969, war nichts anderes als eine durch die Rolling Stones [zumindest Mick Jagger ist zu der Zeit Mitglied der „Church of Satan“] öffentlich zelebrierte schwarze Messe – mit den Hells Angels als Zeremonien-Dienern. Genau in der Zeit als die Stones den Song „Sympathy for the Devil“ auf der Bühne von Altamont spielten, ermordete ein Hells Angel einen schwarzen Zuschauer vor aller Augen auf ebendieser Bühne. Die Stones spielten ungerührt weiter. Ihr Album zum Altamont Konzert heißt dann auch bezeichnenderweise „Let it Bleed“.

 

Der 6. Dezember 1969, als beim Altamont Festival von den Rolling Stones eine satanische Messe inszeniert wurde, markiert das Ende des Hippie Traums von Love and Peace. Er verkam in der Folge zu Sex, Drugs und Gewalt.

Einer der bekanntesten und für viele Musikexperten „rätselhaftesten“ Songs erzählt unter anderem von diesem Ereignis:

 

„Oh, and as I watched him on the stage
My hands were clenched in fists of rage.
No angel born in hell
Could break that satan's spell.
And as the flames climbed high into the night
To light the sacrificial rite,
I saw satan laughing with delight
The day the music died”

 

Auch der Tod von John Lennon und Jennis Joplin wird poetisch angesproche

Don McLean – American Pie:  https://www.youtube.com/watch?v=uAsV5-Hv-7U

 

„Sympathy for the Devil“ ist das Manifest der Satanspriester Rolling Stones. Auf jedem ihrer weltweiten Konzerte wird dieser „Song“ besonders inszeniert – als schwarze Messe in einer schwarzen Messe. Hier ein kurzer Youtube Clip von einem Konzert in Brasilien:

 

https://www.youtube.com/watch?v=yi-YvMEM5_w

 

Doch ich möchte die Mini-Serie über die Rockmusik nicht mit diesen Gangstern beenden. Der Berliner sagt: „Es gibt überall sone und solche.“ Deswegen zum Abschluß sieben Songs der anderen Art:

 

Leger des Heils - Wir Ziehen Voran

https://www.youtube.com/watch?v=UJPfGsweb94

 

Perhaps Love - John Denver

https://www.youtube.com/watch?v=2qNbKPRUD1Q

 

Bob Marley - Get up, stand up – 1980

https://www.youtube.com/watch?v=F69PBQ4ZyNw

 

Westernhagen – Freiheit –  Mauerfall 9.11.1989 

https://www.youtube.com/watch?v=Y4B8IyQmBQ8

 

Kipelov – Ya Svoboden – Ich Bin Frei  

https://www.youtube.com/watch?v=TCfHg1i6zAs

 

Seelenthron – Heimkehr

https://www.youtube.com/watch?v=-O07lRxzvbE

 

Alabama Shakes – Sound and Color

https://www.youtube.com/watch?v=nc5ZrkHbTgc

 

0001

1. Juli 2017 21:30

Das trieft ja vor Selbstgerechtigkeit. Ich habe nicht den Eindruck, daß Weißmann irgend etwas mißverstanden hat. Die 68er haben ja nicht nur gegen das „Konsumieren“ und „Klappe Halten“ protestiert, sondern gegen alles sogenannte „Bürgerliche“ und inkl. der noch vorhandenen konservativen Werte, die unserem Land jetzt bitter fehlen (Von ein paar Relikten wie dem Kuppelparagraphen, der Prügelstrafe oder dem § 175 mal abgesehen).

Und die überheblich-besserwisserische Konsumkritik von Wohlstandkindern geht mir auch immer mehr auf die Nerven.

Gustav Grambauer

1. Juli 2017 22:08

Habe nicht zufällig Haydns Kaiserquartett mit diesem reizenden, - zumindest mir - ans Herz gehenden Bild oben verknüpft. Diese Musik ruht in ihrer eigenen Majestät. Haydn war kurz vor Beethoven, welcher diesbezüglich eine Zäsur darstellte, noch einer der letzten ohne Weltverbesserungsfuror, ohne - im weitesten Sinne - jakobinischen Stachel oder auch nur freimaurerisch-aufklärerischen Sektierer-Totalspleen. Erst Liszt und Wagner waren hierzulande wieder frei davon. Doch Vorsicht: Haydns, Liszts und - ich weiß schon: Stich ins Wespennest: - Wagners Musik ist nicht kitschig. Im Spektrum von z. B. Vangelis` / "Rachels Song" über Morricones / "Le vent, le cri" über Gladiator / "Now we are free" bis zum Oeuvre von Pärt gibt es auch heute wieder Musik, die majestätisch in sich ruht und somit einen Gegenpol zur 68er-Mucke darstellt, aber sie ist nicht schöpferisch, sie hört sich vielmehr wie gechannelt an (und ist es wohl auch). Oder es handelt sich gleich ganz um flachen, seelenlosen Digitalmüll wie vom Rondo Veneziano oder von ABBA, von späteren Charts-Nummern ganz zu schweigen. (Psst! Arvo Pärt bedient nur das Akademiker-Spießer-Segment für katholisch-orthodox-eingefärbten Disney-Kitsch, er läßt seine Werke in der Disney Hall in Los Angeles aufführen, wo sie auch hingehören.)  

In gewissem (aber (unergründlichem, unaussprechlichem, unerklärlichem) Sinne war Haydns Musik revolutionärer als die vieler seiner Nachfolger. Musik mit geistigem und seelischem Tonus wird immer revolutionär sein, da wahres Schöpfertum immer revolutionär ist. Allein die darin liegende strotzende geistige Gesundheit und Heiterkeit ist revolutionär. Es war ein maßgebliches Anliegen des Bach-Films mit Ulrich Thein, das "Neue" zu vermitteln, das Bach in die Musik gebracht hat, ebenso das Entsetzen seiner Zeitgenossen darüber. Sogar noch dieser kleine "Trailer"

https://www.youtube.com/watch?v=eGirI8O3Eb0

kann dies ein klein wenig "rüberbringen". Dieses "Neue" gerade bei Bach kann man heute wieder in seinem ganzen Kontrast zur modernen und postmodernen Musik erleben, denn es repräsentiert einen heute kaum noch gekannten Grad psychischer Integrität und ist dadurch frei von der Verschrobenheit bzw. Projektion der Utopie. Im gesamten Werk von Bach wird sich keine Note finden, die auf irgendeinen noch so winzigen durchtreibenden Spleen bei ihm hindeutet. Ein anderes Thema wäre die innere Zerrissenheit, wie sie sich z. B.im Klezmer ausdrückt und wie sie subkutan weithin die gesamte Welt-Musikszene beeinflußt hat.  

Nebenbei: im Osten klafft der 68er-Riß durch die Pop-Musikszene heute offen und bereit wie nie zuvor. Während die Puhdys zuletzt in der mit 17.000 Zuhörern ausverkauften Mercedes-Benz-Arena "John (Lennon), deine Lieder schweigen nicht" grölen durften tingelt die insgeheime Königin mit dem größten künstlerischen Anspruch und Format, von der Szene und den Veranstaltern (politisch) ausgegrenzt und gehaßt, durch die Nougtatfbriken, Marktplatzeröffnungen und Flugplatzfeste in der Provinz:

https://www.veronikafischer.de/content/view/41/49/

Mit wohltemperierten Grüßen

- G. G.

Stil-Blüte

1. Juli 2017 22:43

Dlie Hippiezeit könnte man, trotz aller Blumenkinder(eien) mit einem Wort erfassen: 'Entgrenzung', das altdeutsche Wort dafür ist 'Maßlosigkeit'. Dieser Zustand wohnt den jugendlich Bewegten, den Jugendbewegungen als Kern inne. Ein Querschnitt der Literatur gefällig? 'Sturm und Drang', Burschenschaften, (wilde) Romantik mit erstmals freier Liebe quer durch alle Schichten, 'Hurra, in den Krieg', Dadaismus, Surrealismus, SA, Bürgerschreck, APO, 68er. Daß Jugend Überschwang mit sich bringt, ist normal und wird/wurde durch kleine und große Initionsriten gebändigt. Nicht so bei den Hippies, es wurde Gesellschaftsmodell.

Da halte ich es mit Benedikt Kaiser 'Der Geist der Technik und die Macht der Daten' (Sezession 78, S. 31)

'...tatsächlich wirkten die ersten IT- und High-Tech-Firmen in ...Kooperation mit US-Gheimdiensten und dem Militärapparat...Ausgerechnet die in Kalifornien reüssierende Hippie-Kultur begünstigte die rasche Entwicklung als kapitalistische und militärindustrielle Pionierregion sogar: Die Zeit der Kommunen war zugleich die Zeit der Entstehung der Computerwelt, sie war geprägt von individualistischen und experimentellem Denken, das keine ... Grenzen akzeptierte. Es ist daher kein Zufall, daß sich einige der bedeutendsten und prominentesten IT-Pioniere zwischen beiden Welten bewegten. Steve Jobs, der Gründer Apples, entstammte beispielweise dem Anything-goes-Umfeld der Hippie-Bewegung... '

Dass die Hippies zum maßgeblichen Gesellschaftsmodell , quer durch alle Schichten und vor allem Generationen wurden, ist weniger den Jugendlichen'lass doch der Jugend, der Jugend ihren Lauf' geschuldet, sondern deren Instrumentalisierung.

Das Fatale: Es wird einem nicht dann bewußt, wenn es geschieht, sondern zeitversetzt, viel später, zu spät oft. Erst dann, wenn es, wie bei Lutz Meyer mehr Nostalgie, weniger Erkenntnis ist.

Initiatonsriten, die Juvenile zum Erwachsenen adeln, verkommen, ein großer Verlust im gesellschaftlichen Ablauf, vor allem durch Grüne, wen sonst, abgeschafft. 

Was sehen wir? Bei einer Abstimmung im Bundestag: Konfettiregen. Wenn das nicht infantil ist, eben, retardierte Hippies, Kindergeburtstag

Hartwig aus LG8

1. Juli 2017 23:39

@ Dietrich Stahl

Leger des Heils - Wir gehen voran. Rang "eins" Ihrer alternativen Liste ... ein Ohrwurm zumal.

Wer's nicht kennt, ... man sollte es kennen ... Dank für die Verlinkung.

Cacatum non est pictum

1. Juli 2017 23:41

Eine lebhafte und gedankenreiche Debatte hat sich um den Beitrag von Herrn Meyer entsponnen. In letzter Zeit gilt bei der Sezession im Netz: Je mehr Kommentare zu einem Artikel erscheinen, desto niveauvoller die Diskussion.

Auch vor geheiligten Reliquien muß man nicht Halt machen: Warum nicht auch die deutsche Nationalhymne musikalisch zerhacken und verzerren wie weiland Jimi Hendrix? Sie ist doch ohnehin längst zur Erkennungsmelodie einer fußballbesoffenen Konsumentendemokratie verkommen.

Unsere Nationalhymne ist ein erhabenes Stück Musik mit einem wunderbaren patriotischen Text und einer langen Tradition. Sie wird auch die kommenden finsteren Zeiten überstehen. Bei der Heim-WM 2006 war ich baff erstaunt, als die Menschen auf den öffentlichen Plätzen wieder anfingen, die Hymne lauthals mitzusingen. Ich kenne nur wenige Ereignisse, die mehr Gänsehaut hervorrufen als ein vielstimmiges und inbrünstiges Absingen der Nationalhymne unter musikalischer Begleitung. Nein - dieses Kulturgut sollten wir nicht auch noch auf der Mülldeponie der Geschichte abladen.

@Der Feinsinnige

Danke für Ihren Hinweis auf das Interview mit Sophie Dannenberg. Es ist in der Tat lesenswert. Frau Dannenberg pariert jede Attacke ihrer linksliberalen Fragestellerin souverän und mit glasklarer Diktion. Das ist verbales Backenfutter vom Feinsten. Man merkt dem Interview natürlich an, dass es aus dem Jahr 2004 stammt. Heute würde Der Spiegel es nicht mehr drucken. Ich habe übrigens den betreffenden Roman von Frau Dannenberg direkt (antiquarisch) bestellt.

@Dietrich Stahl

Auch Ihnen ein Dankeschön für erhellende Informationen. Mit sogenannten Verschwörungstheorien hat man es bei SiN nicht so leicht. Viele der fraglos anständigen und klugen Menschen, die hier kommentieren, scheinen nicht glauben zu wollen, dass sich die eigentliche politische Macht letzten Endes in den Händen weniger Akteure befindet; und dass es sich bei diesen Akteuren zu einem erheblichen Teil nicht um jene Personen handelt, die politische Ämter ausüben und tagtäglich in der Öffentlichkeit stehen.

Das Maß der Niedertracht und Skrupellosigkeit dieser Menschen und das Ausmaß ihrer Täuschungsmanöver sind nur schwer zu ermessen und für den braven Konservativen sicher kaum zu glauben. Insofern herrscht im rechten Lager nicht weniger Naivität als bei den Linken, deren generelle Wirklichkeitsferne man ihnen ja gern unter die Nase reibt. Sobald Deutungen ins Spiel gebracht werden, die ein epochales Ereignis (z.B. eine Revolution) auf das geheime und planvolle Wirken einer machtvollen Interessengruppe zurückführen, kommen die bürgerlichen Interpreten um die Ecke und halten einem Ockhams Rasiermesser vors Gesicht.

Wer mal ein wenig über den Tellerrand blicken und erahnen will, welche Abgründe sich im Komplex Politik/Satanismus/Pädophilie auftun, der möge sich für den Anfang mit satanistischen und pädophilen Symbolen und Anspielungen in Walt-Disney-Filmen beschäftigen. Für meine Frau ist eine Welt zusammengebrochen, als sie auf das Thema stieß.

calculus

2. Juli 2017 08:21

Die Diskussion hier neigt sich dem Ende zu, von daher vielleicht noch eine persönliche Anmerkung. Um ein 68iger sein zu können, bin ich ohnehin knapp zehn Jahre zu jung und sowieso im Osten aufgewachsen. Allerding bin ich ein Anhänger der Rockmusik, das kann und will ich nicht verleugnen. Damals in den siebziger, achtziger Jahren im Osten war es für uns ein Zeichen, dagegen zu sein. Bereits unsere Deutschlehrerin hatte uns Mitte der siebziger Jahre gewarnt, daß es lediglich die Pose der Revolution sei. Das haben wir natürlich als kommunistische Propaganda abgetan. Natürlich habe wir erst recht RIAS Treffpunkt, Rock over RIAS, AFN u.ä. gehört, nur um auf dem laufenden zu sein!

Heutzutage weiß ich, daß unsere verehrte Lehrerin recht hatte. Heutzutage weiß ich, daß die Rockmusik eine ähnlich Funktion hat, wie die Verjüngung der Geschichte auf die zwölf Jahre NS: nämlich die Neutralisierung jeglichen ernstzunehmenden Widerstandes.

Monika L.

2. Juli 2017 10:41

Was noch nicht thematisiert wurde: Seit den 70er Jahren wurden in Deutschland 8 Millionen Kinder abgetrieben. Diese Menschen fehlen jetzt. Und werden sukzessive ersetzt. Man nenne es biologische, anthropologische, demographische Gerechtigkeit. Oder: Die 68-er haben bereits des großen Austausch eingelöutet!

Die Ehe für Alle setzt den Schlußpunkt: Finis Germania

Jetzt genießt den letzten Summer of love:

https://m.youtube.com/watch?v=guKoNCQFAFk

Gustav Grambauer

2. Juli 2017 12:55

"Warum nicht auch die deutsche Nationalhymne musikalisch zerhacken und verzerren wie weiland Jimi Hendrix?" 

Blick nach Rußland, man bedenke, daß es die Melodie von Stalins Unionshymne ist:

https://www.youtube.com/watch?v=h9RwYPsVpfM

https://www.youtube.com/watch?v=gY7e5L3lJmU

Pelageja verdeutlicht ganz besonders das dortige extrem hohe Niveau der kollektiven Psychohygiene durch Musik, dem schon die Wehrmacht nicht ansatzweise etwas entgegenzusetzen hatte, hier ein Lied zur psychischen Verarbeitung von Kriegsleid:

https://www.youtube.com/watch?v=4szx41toC4s

https://lyricstranslate.com/en/ne-dlya-tebya-не-для-тебя-not-you.html

- G. G.

Ernst Wald

2. Juli 2017 14:09

In meinen Augen kam in der Diskussion bislang der Aspekt zu kurz, dass die 68er mit ihrem Propaganda-Feldzug vor allem Hass gesät haben. Denn die Hypermoralität der Wohlstandsrevoluzzer fußt auf einem abgrundtiefen deutschen Selbsthass: https://andreasfranken.com/hass-der-post-68er-generationen/

Jürg_Jenatsch

2. Juli 2017 14:16

In meinen Augen gibt es recht wenig stichhaltige Gründe, um die 68er heiligzusprechen. Eine wohlstandsverwöhnte Horde von Bürgersöhnchen, die nicht nur die Steuergelder ihrer Väter verpraßt, sondern auch die Zukunft ihrer Kinder (sofern sie welche haben) und Enkelkinder verfrühstückt haben. Nicht einmal einen anständigen Aufstand (nur dumme, törichte Emeute) haben sie hingekriegt, sondern sich alsbald wohlig im kapitalistischen System eingenistet, um den noch vorhandenen Rahm abzuschöpfen, den sie zumeist nicht erzeugt haben. Alles nur Phrase und keine Substanz. Mir persönlich stoßen diese kapitalistischen Salonbolschewiken übel auf. Ich für meinen Teil haben längst den Stab über sie gebrochen und würde es begrüßen, mit dieser Generation streng ins Gericht zu gehen, anstatt ihnen Lorbeerkränze zu binden. Zumindest eine saftige Rentenkürzung sollte bei den Besserverdienden unter diesen Jahrgängen allemal drinnen sein. Die meisten Arbeiter nehme ich aus dieser Philippika ausdrücklich aus. Das ist noch der anständigste Teil dieser Generation, die ansonsten alles in den Schmutz gezogen hat, was ein Volk überlebensfähig macht.

Konservativer

2. Juli 2017 16:13

Lutz Meyer (der noch einige Jahre jünger ist als ich) gehörte wahrscheinlich ebensowenig wie ich zu den Hippies. Ich persönlich sehe mich eher als so etwas wie ein "nach 68er" (die Hippies waren nur ein Teil der 68er Bewegung).

Ich denke, Hippies (wie in den USA) gab es kaum in Deutschland, zunächst (in der zweiter Hälfte der 60er) gab es die sogenannten "Gammler", später dann auch Leute in Landkommunen, die hippieähnlich dachten. aussahen und z.T. auch lebten.

In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, bekam ich über den älteren Bruder meines besten Freundes Kontakt zu einigen 68er-"Landeiern" (Hippies im landläufigen Sinn waren es nicht). Es waren durchweg angenehme, sympathische Leute, die mich "Jungspund" trotz Altersunterschied in ihrem Kreis akzeptierten und auf Augenhöhe  mit mir kommunizierten/umgingen. WIr hörten Rockmusik, redeten über Gott und die Welt, spielten Skat, machten "Feten", Lagerfeuer (im Wald) u.a.m..

Ich selbst sehe mich im Rückblick als jemanden, der zwar eine große Schnauze hatte, hinter der aber, ehrlich gesagt, nicht viel steckte. 

 

"Das Leben ist ein Labyrinth mit vielen blinden Pfaden. Nur wer den Geist als Fackel nimmt und keinen Fehler zweimal macht, ist darin gut beraten" (Aras, ihm in den Mund gelegt von Josef Nyáry in "Ich, Aras, habe erlebt ...").

 

Es gibt, im Großen wie im Kleinen, Irrwege, Holzwege, Sackgassen und auch Todesmärsche. Im Rückblick sehe ich den Hippiekram und seine Ableger als Irrweg, für nicht wenige war es ein Todesmarsch:

https://www.youtube.com/watch?v=Bu4NGXrEiRU

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/403/umfrage/todesfaelle-durch-den-konsum-illegaler-drogen/

Durch den Konsum von Alkohol und Tabak (Nikotin) sterben (Akohol: ca. 74.000 Tote im Jahr, Tabak: ca. 100.000 - 120.000 im Jahr) jährlich mehr Menschen als durch den Konsum von illegalen Drogen, diese Drogen wurden allerdings nicht als Bestandteil des Lebenstils im "Traum der Gegenkultur" angepriesen.

 

Zuletzt will ich in diesem Zusammenhang das Thema "wer, was, warum?" anhand einer Person beleuchten, die ich einmal sehr geschätzt habe (als ich noch ein"freischwebender Junglinker" und Leser der Musikzeitschrift "Sounds" war): Helmut Salzinger ( https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Salzinger ):

 

"Im Rückblick betrachtet, könnte man sagen, dass Salzinger sein Überohr dem Übervater suhrkamp culture nachgebildet hat. Hat dieser der vaterlosen Generation der 1940er die Väter gewissermaßen nachgeliefert - die Väter ohne braune Flecken auf der Weste -, lieferte Überohr einer protestantisch strengen Linken endlich den Hedonismus nach, die Übung zur letzten Lockerung, wenn man so will. Er stellte dem missachteten Genre der Pop- und Protestkultur höhere Weihen aus.

...

Rock um die Uhr ist mal wieder ein Buch für Salzinger-Fans, wenn auch nicht nur für solche. Wer immer den Traum von der Gegenkultur mitgeträumt hat, wird in diesem Buch Aufschluss darüber finden, wovon sein Traum denn letztlich gehandelt hat. Dass dieses Autors Sache die Bescheidenheit sei, lässt sich nicht gerade sagen. "Meine Kriterien", schreibt er, "sind subjektiv, aber nicht willkürlich, sondern durch mich vermittelte Äußerungen des Weltgeistes".

...

"Im März 1981 publizierte er in Sounds - der Zeitschrift, die ihn groß gemacht hatte - seinen letzten Jonas-Überohr-Beitrag, gewissermaßen einen radikalen Anti-Sounds-Artikel, in dem er bedauert, dass die Alliierten seinerzeit nach der Niederlage Groß-Deutschlands darauf verzichteten, den sogenannten Morgenthau-Plan in die Tat umzusetzen. Hätten sie das gemacht, wir wären heute fein heraus. Deutschland wäre Ackerland mit ein bisschen Handwerk und Klein-Industrie, allenthalben wehte die gesunde Landluft, und wir liefen alle in Holzschuhen herum, und Schweißfüße gäb's nicht."

https://www.deutschlandfunk.de/uebervater-der-popkritik.700.de.html?dram:article_id=84740

 

 

Heinrich Brück

2. Juli 2017 17:07

Russischer Sonntag, nicht schlecht: https://www.youtube.com/watch?v=LxkQ8u7Y__4 (Ein Jahrzehnt Hippietum, in Rußland auch westliche Demokratie genannt, hat den Russen gereicht.)

Schneekette

2. Juli 2017 18:02

Paradox: Der Artukel von Weißmann hatte mich aufgrund seiner Gesäßgeographie und eines gewissen Klischeekonservatismus, den nicht einmal die andere Feldpostnummer besser hätte erfinden können, abgestoßen.

Die Philippika von Das Relikt hat mich zugleich angezogen.

Warum?

Vielleicht, weil das Relikt in der Lage ist ,nach oben' zu hassen. Eine seltene Fähigkeit.

Wobei die 68er meines Urteils nach nicht zu eigentlicher Herrschaft gelangt sind, sondern kooptiert wurden.

Diese Unterscheidung ist wichtig.

(Und vermag zu erklären, wie ich zugleich Sympathie für die Romantisierung des herrjeh, ja, auch mal kiffenden Revoluzers durch den Autor haben kann und zugleich jedes Reliktwort unterschreiben würde).

Stil-Blüte

2. Juli 2017 18:05

@ RMH

'Interessant ist auch, wie hoch hier von vielen Arbeit, Arbeitsleistung und die dafür notwendigen Sekundärtugenden, wie Ordnung, Pünktlichkeit und natürlich die notorische Disziplin zu sein scheinen. Alles Aspekte einer tief verinnerlichten Sklavenmoral....'

- Mein Hund muss Gassi gehen, keine Lust, tue es trotzdem.

- Ich habe mich sattgegessen, das Gratis-Büffet ist noch geöffnet. Ich verzichte. 

- Ich bin hundemüde, aber mein Kind muss in die Schule. Ich stehe auf und bereite das Frühstück und die Pausenbrote. 

- Ich habe es eilig. Vor mir eine lange Schlange. Ich stelle mich an. 

- Ich habe auf dem Fußallfeld eine günstie Gelegenheit zu foulen. 

- Ich bekomme eine Freikarte für eine Veranstaltung, die ich verabscheue. Ich verzichte:

Der Eine fragt, 'was kommt danach?' Der Andere fragt nur: 'Ist es recht?'/ Und also unterscheidet sich der Freie von den Knecht. (Theordor Storm)

0001

2. Juli 2017 19:35

…, daß diese Zerstörung sich gegen etwas richtete, was die Zerstörung durchaus verdient hatte und auch reif dafür war.

Diplomatisch ausgedrückt: Eine ziemlich dreiste Bemerkung, wenn man bedenkt, was die 68er alles abgeräumt haben. Noch eine anthropologische Anmerkung zu linken (wie rechten) Utopien: Wenn man sowenig gegen Krieg wie gegen Vulkanausbrüche sein kann, kann man ebensowenig gegen Konsum sein.

Lutz Meyer

2. Juli 2017 20:28

@0001: Auch Kulturen haben ihren Herbst. Wenn etwas reif ist zu fallen, reicht ein leichter Windstoß. Weder die Hippies noch die 68er hätten  etwas zerstören können, worin nicht zuvor die Fäulnis war.

0001

2. Juli 2017 20:55

@Lutz Meyer

Anthropologische Konstanten faulen nicht. Das macht sie zu Konstanten. Und daher faulen auch die Regeln für den richtige Umgang mit diesen Konstanten nicht. Die Methapher von der Taube mit dem gebrochen Flügel paßt doch viel besser. Die 68er haben dann nochmal schön nachgetreten und kamen bzw. kommen sich wie Helden vor. Gegen das Faule und Morsche ! Wie billig ! Wäre es dann nicht auch konsequent finis germaniae zu feiern ?

Paracelsus

2. Juli 2017 21:15

@Lutz Meyer

 

„Weder das Hippietum noch die 68er-Bewegung sind dafür zu kritisieren, daß sie eine als zerstörerisch erkannte Ordnung ihrerseits in Teilen zerstörten. Jede erfolgreiche revolutionäre Bewegung hat ihre Berechtigung insofern, als daß das von ihr Angegriffene dem Angriff nichts entgegenzusetzen hat und überständig ist – die Revolutionen in Frankreich, Rußland, China, Kuba und auch die durchaus mit revolutionärem Potential ausgestattete Woodstock-Bewegung räumten auf je ihre Weise ab, was abgeräumt zu werden verdiente.“

 

So einfach ist es m.E. nicht. Der Erfolg rechtfertigt nicht an sich schon das Handeln; nicht jeder, der sich durchsetzt, tut damit das Gute, wie Meyers letzte Worte „was abgeräumt zu werden verdiente“ implizieren.

 

Zu den vielfältigen Äußerungen in den Kommentaren läßt sich noch eine weitere Sichtweise hinzufügen:

 

In der 68er Bewegung zeigte sich eine reale Sehnsucht vieler v.a. junger Menschen nach einer menschlich aufbauenden Gesellschaftsgestaltung. Diese Sehnsucht war ein Impuls, der sich sowohl im Westen, als auch in den Ostblockländern zeigte. Möglicherweise hätte ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ (was immer das dann konkret bedeutet hätte, aber doch wohl eine Gesellschaft, wo die „Ausbeutung des Menschen durch den Menschen“ nicht im Vordergrund steht), also ein „Dritter Weg“ zwischen den Blöcken, so eine Gesellschaft werden können.

 

Diese Impulse sind abgebogen worden, die Idealisten sind auf Scheinalternativen gelenkt worden, wie z.B. die drogeninduzierte Bewußtseinserweiterung, das von Geboten befreite Ausleben des sexuellen Triebes usw. Aber es wurden auch viele idealistische Projekte gegründet…

 

Ich denke, es verbietet sich eine Schwarz-weiß-Sichtweise. Richtig ist, dass sich der Mensch auf seine eigenen Füße stellen wollte und nicht einfach weiter machen, was „man“ tut. Im Übrigen ist dies überhaupt nichts Exklusives für `68, lebensreformerische Bewegungen gab es schon Ende des 19. Jahrhunderts, dann die Wandervögel usw. usf.

 

Was an `68 heute nervt, ist doch die Verklärung in der zeitgeschichtlichen Betrachtung… Vor dem Einzelnen kann man doch nur Achtung haben; er und sie lebten ihr Leben, machten ihre Erfahrungen, also Neuentdeckungen und Fehler. Manche sind eben stehen geblieben, in Gedanken und Lebensformen, und das ist manchmal geradezu komisch.

 

Für Heute sehe ich vor allem Eines: wachsam sein, nicht dieselben Fehler auf heutige Art zu machen, d.h. nicht der Bewußtseinsbewirtschaftung zu erliegen, und beispielsweise sich einbilden, mit Anti-G20-Protesten würde man „auf der richtigen Seite“ sein und „für das Gute kämpfen“. - Das ist sicher nicht die Gefahr für den Gesprächskreis hier. Jedoch, auch das Gegenteil, sich mit der Kritik der heutigen Politik zu begnügen und zu meinen, beispielsweise eine Umkehr der Migrationsströme würde die Lösung sein.

 

Nein – und insofern hat Lutz Meyers eingangs von mir zitierter Satz etwas Berechtigtes – die Tatsachen von 68 und von heute sind Symptom dafür, dass das Bisherige nicht mehr tragfähig ist, dass es von den Menschen nicht erhalten wird, dass es morsch geworden ist usw. - Vom INNEN des Menschen fehlt die Kraft, die europäische Kultur lebendig zu erhalten. Diese Kraft müsste wieder gefunden, nicht das Zusammengebrochene restauriert werden.

Simplicius Teutsch

2. Juli 2017 22:18

 Ein ausgiebiges Thema für alle „alten Säcke“.

Habe anfangend als Zehnjähriger im Gymnasium diesen „Aufstand der Jugend“ miterleben können, den mutigen, intelligenten, aber auch teils hässlich-blöden Widerstand der älteren Mitschüler gegen die (kriegsgeschädigten) Lehrer, worunter aber nach meiner Erfahrung nur ein paar ganz wenige echte Arschlöcher waren, später als emanzipatorischen Super-Erfolg die Einrichtung der Raucherecke für die 12. und 13.-Klässler auf dem Pausenhof, das (teils unerlaubte) Verteilen von Flugblättern, das provokative Schreien und Klopfen von politischen Parolen im Klassenzimmer, etc.

 @ Lutz Meyer: Das war ein „Aufstand der Jugend im Zeichen entfesselter Musik, freier Liebe und freien Drogenkonsums und kam nicht von ungefähr.“ - Schon richtig, „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“. Gut so. Gegen den Zwang und die Dressur durch Staat und Kirche und Elternhaus. Und auch die Gleichberechtigung der Geschlechter scheint mir grundsätzlich richtig und wichtig. Damals habe ich dieses Thema allerdings gar nicht so mitbekommen. Es kann jedenfalls nicht sein, dass ein Mädchen weniger wert ist als ein Junge.

 Danach las ich dann den kritisierten Aufsatz von @ Karlheinz-Weißmann, und ich kann nur sagen: Er hat doch auch recht: „Einen Grund zur Verklärung gibt es nicht.“ – Überhaupt nicht. Denn die „68iger“ haben nicht reformiert, sie sind nur „ausgestiegen“ aus der problematischen Tradition, um als langhaarige Gammler und Studenten (Drogen) zu konsumieren, ohne zu arbeiten, haben aber selber nichts hingestellt, was lebenspositive Substanz hat, gar nichts, sondern sie haben das Eigene zerstört und vergiftet, und sie tun es immer noch: „Zersetzen! Zersetzen! Zersetzen!“ war eine ihrer Parolen. - Der Feminismus macht ja bis heute auch nichts anderes.

deutscheridentitärer

2. Juli 2017 23:20

"Interessant ist auch, wie hoch hier von vielen Arbeit, Arbeitsleistung und die dafür notwendigen Sekundärtugenden, wie Ordnung, Pünktlichkeit und natürlich die notorische Disziplin zu sein scheinen. Alles Aspekte einer tief verinnerlichten Sklavenmoral."

Naja. Ich habe mich von Anfang an durch einen Mangel an Arbeitswilligkeit hervorgetan und das stets als schweren Mangel empfunden. Zu Recht, wie ich bis heute meine.

"Ein Wesenskern der Moral des Sklaven ist es, dass er sich über seinen Wert als gehorsamer Arbeiter definiert"

Mir zumindest ist ein Bedürfnis, einer Sache oder auch einer Person zu dienen. Alles andere erscheint mir sinnlos. Unter "freien" Bedingungen verkommt mein Leben erfahrungsgemäß zum Vegetieren.

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