wohin sie ihr Haupt legen können. Denn nachdem „Merkels kopflose Politik die Rechten stark gemacht hat“ (Monika Maron) und man „schon lange nicht mehr links ist“ (Monika Maron) steht man vor einem Dilemma.
Im ersten verlinkten Beitrag vom 14. Januar 2016 äußert sich die über die Vorkommnisse in der Silvesternacht besorgte Schriftstellerin wie folgt:
Aber was tun wir, die weder mit Pegida spazieren gehen noch die AfD wählen wollen und trotzdem davon überzeugt sind, dass ein nicht absehbarer Flüchtlingsstrom Deutschland nicht ökonomisch, aber in seinem politischen und kulturellen Fundament gefährdet? Warum gehen wir nicht wie die freiheitsliebenden Polen auf die Straße, um von der Regierung zu fordern, dass sie das Gesetz nicht bricht? Warum stehen wir nicht an einem Sonnabend vor dem Reichstag und protestieren gegen eine kopflose Flüchtlingspolitik, die zudem rassistischen und rechtsextremen Kräften, die sie bekämpfen will, Vorschub leistet? Wir sind selbst verantwortlich für unser Land.
Anderthalb Jahre später weiß Frau Maron zwar immer noch nicht, was sie tun soll, zumindest aber, daß sie schon lange nicht mehr links ist. Die Schriftstellerin möchte wie so viele ihrer Mitbürger „eigentlich auf gar keinen Fall noch einmal vier Merkel-Jahre erleben“. Sie sieht allerdings keine Alternative in alternativloser Zeit. Und wird „wahrscheinlich wieder die FDP wählen, mit der kleinen Hoffnung, nicht nur den geringsten Schaden anzurichten, sondern das größte Übel zu verhindern: eine schwarz-grüne Koalition…“.
Die Grünen gehören heute ganz entschieden zu Marons politischen Gegnern. Und nach zwölf Jahren Merkelherrschaft sieht sie „in der politischen Figur Merkel einen Vampir, der jeder Partei und am Ende dem Parlamentarismus das Blut aussaugt und damit die eigene Unsterblichkeit nährt“. Warum dann FDP wählen, wenn auch dieser Partei bei einem eventuellen Sieg das Blut ausgesaugt wird? Könnte man fragen.
Ihre Inkonsequenz bemerkt die Schriftstellerin natürlich selbst: Denn eigentlich gehört sie zu denen, die neuerdings als rechts bezeichnet werden.
Wer so denkt wie ich, ist rechts, behaupten sie. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich eines Tages rechts sein könnte. In meiner Jugend war ich links. So hatte man mich erzogen, und außerdem waren fast alle, die ich kannte, irgendwie links, schon wegen der deutschen Geschichte….Links bin ich schon lange nicht mehr. Ich dachte immer, ich sei liberal, aber im Fernsehen und in der Zeitung sagen sie, ich sei rechts. Und nun zermartere ich mir den Kopf, wie das passieren konnte. Ich bilde mir ein, ähnlich vernünftig zu sein wie früher, als ich nicht mehr links, aber noch nicht rechts war. Welche Achse hat sich gedreht, dass ich mich auf einer anderen Seite wiederfinde, ohne die Seite gewechselt zu haben?
Nicht nur benennt Frau Maron ihre Angst vor dem Islam und der Masseneinwanderung von eineinhalb oder zwei Millionen junger Männer als vernünftig, auch sieht sie in der AfD die „logische Folge eines Parlaments ohne Opposition und einer sturen, als alternativlos propagierten Politik, deren Konsequenzen unabsehbar sind“. Da stellt sich eigentlich nur die Frage, warum für die Schriftstellerin die Alternative für Deutschland keine Alternative ist.
Ihre Antwort ist dann doch recht eigentümlich frei. Sie schreibt:
Wenn ich mir für Deutschland etwas wünschen dürfte, dann würde ich Boris Palmer bitten, die Grünen endlich zu verlassen, eine eigene Bewegung zu gründen und seine Talente den achtzig Millionen Deutschen statt den nicht einmal hunderttausend Tübingern zu widmen.
Das finde ich bemerkenswert. Eine ähnliche Überlegung stellte schon Götz Kubitschek in seinen “Zehn Thesen zu Boris Palmer” an.
Allerdings ist die Zeit zu knapp, um eine Art Palmer-Bewegung zu gründen. Auch bin ich der Meinung, daß Herr Palmer sich weiterhin den Tübingern widmen soll. Auch weil mein Sohn dort studiert und sich schon mal im berüchtigten Epplehaus herumtreibt. Im Ernst: Was hält die Mitbürger und die Linken, die schon lange keine mehr sind, davon ab, in drei Monaten mal eine parlamentarische Opposition zu wählen und zu gestalten? Auch wenn für viele nichts zur Wahl steht, so steht doch alles auf dem Spiel. Etwas Zeit bis zum Herbsttag ist ja noch.
Gotlandfahrer
Frau Maron bekommt kalte Füße, mehr nicht. Und Boris Palmer, der aus der schmutzigen Nische mit Unrat wirft und sich so großer Aufmerksamkeit sicher sein kann, geht weiterhin davon aus, dass Karzinome Krebs heilen können.