Interview von Bord der C‑Star mit Mario Müller

Mario Müller ist der Kopf der identitären Gruppe "Kontrakultur" aus Halle/Saale. Seit Wochen ist er an Bord der C-Star auf dem Mittelmeer unterwegs. Endlich konnte er ein Interview geben!

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Sezes­si­on: Die iden­ti­tä­re Mit­tel­meer-Mis­si­on Defend Euro­pe ist seit einer Woche offi­zi­ell zu Ende. War­um sind Sie noch auf dem Schiff?

Mül­ler: Der­zeit lie­gen wir in inter­na­tio­na­len Gewäs­sern, rund 14 See­mei­len öst­lich von Mal­ta. Die dor­ti­ge Regie­rung hat gegen uns eine Art Embar­go aus­ge­spro­chen: der mal­te­si­sche Pre­mier­mi­nis­ter Joseph Mus­cat hin­dert die Ver­sor­gungs­schif­fe, die unse­re Mann­schaft hät­te abho­len sol­len, am Aus­lau­fen. Sogar bereits bezahl­te Frisch­was­ser­ver­sor­gung wur­de uns gegen jedes gel­ten­de Recht verweigert.

Bezeich­nen­der­wei­se sind in der sel­ben Woche, in der uns als EU-Bür­ger die Ein­rei­se in ein euro­päi­sches Land ver­wehrt wur­de, meh­re­re hun­dert ille­ga­le Ein­wan­de­rer von NGOs in den his­to­ri­schen Hafen von Val­let­ta gebracht wor­den. Es ist eine Schan­de, dass aus­ge­rech­net jene einst stol­ze Insel, die Euro­pas Gren­zen 1565 gegen die osma­ni­schen Erobe­rer ver­tei­dig­te, heu­te zur Ope­ra­ti­ons­ba­sis der kri­mi­nel­len NGOs gewor­den ist, die die ille­ga­le Ein­wan­de­rung nach Euro­pa orga­ni­sie­ren. Was uns trotz­dem opti­mis­tisch stimmt, ist das mal­te­si­sche Volk: Patrio­ten haben eine Peti­ti­on für uns gestar­tet, Spen­den gesam­melt und uns mit einem klei­nen Boot unter ris­kan­ten Bedin­gun­gen Was­ser, Nah­rungs­mit­tel und klei­ne Auf­merk­sam­kei­ten gebracht.

Sezes­si­on: Sie arbei­ten der­zeit noch an einer Men­ge ande­rer Pro­jek­te: in Hal­le ent­steht das ers­te iden­ti­tä­re Haus­pro­jekt Deutsch­lands und bei Antai­os ist vor kur­zem ihr ers­tes Buch, Kon­tra­kul­tur, erschie­nen. Was hat Sie moti­viert, trotz allem an der Mis­si­on teilzunehmen?

Mül­ler: Defend Euro­pe ist ein­zig­ar­tig. Es ist die wahr­schein­lich ambi­tio­nier­tes­te und zugleich auf­re­gends­te poli­ti­sche Akti­on, die die patrio­ti­sche Bewe­gung seit Jahr­zehn­ten in Angriff genom­men hat. Nach unse­rer ers­ten Akti­on in Sizi­li­en hat­ten wir die Chan­ce erkannt, unse­ren Akti­vis­mus auf ein ganz neu­es Level zu heben, das weit über das klas­si­sche Reper­toire rech­ter Pro­test­be­we­gun­gen hin­aus­geht – wir wür­den mit einem eige­nen Schiff vor der Küs­te Liby­ens gegen ille­ga­le Ein­wan­de­rung und den Men­schen­schmug­gel durch pseu­do-huma­ni­tä­re NGOs vor­ge­hen und dem Ver­sa­gen der euro­päi­schen Regie­run­gen damit einen Spie­gel vorhalten.

Von dem Moment an, als mich die Nach­richt erreich­te, dass wir tat­säch­lich ein Schiff gefun­den hat­ten, wuss­te ich: die­ses Aben­teu­er konn­te ich mir nicht ent­ge­hen las­sen! Was unse­re Pro­jek­te in Hal­le angeht, ver­traue ich dar­auf, dass unse­re Jungs der­weil zuhau­se die Stel­lung hal­ten. Sicher ist jeden­falls, dass es auch nach Defend Euro­pe span­nend wei­ter­ge­hen wird, egal ob an Land oder auf See.

Sezes­si­on: Am Ende der Mis­si­on zie­hen Sie also eine posi­ti­ve Bilanz?

Abso­lut! Es ist uns gelun­gen, unser Schiff C‑Star ent­ge­gen aller Wider­stän­de in die „SAR-Zone“ – jenes zum Umschlags­platz für Men­schen­händ­ler gewor­de­ne Gebiet vor der Küs­te zwi­schen Zuwa­rah und Tri­po­lis – zu brin­gen, wo wir die Schif­fe der Schlep­per-NGOs Tag und Nacht beob­ach­tet, ihre Funk­sprü­che mit­ge­schnit­ten und sie mit ihren kri­mi­nel­len Akti­vi­tä­ten kon­fron­tiert haben. Unse­re Prä­senz vor Ort hat den poli­ti­schen Druck auf die NGOs dabei nicht nur direkt, son­dern vor allem auch indi­rekt erhöht. Tat­säch­lich wur­de das Schiff Iuven­ta der deut­schen Extre­mis­ten von Jugend Ret­tet wäh­rend unse­rer Mis­si­on von den ita­lie­ni­schen Behör­den beschlag­nahmt, ande­re wich­ti­ge NGOs wie Ärz­te ohne Gren­zen und Sea Watch haben mitt­ler­wei­le frei­wil­lig die Fah­nen gestri­chen und Ita­li­en plant, sei­ne Küs­ten­wa­che zur Grenz­si­che­rung vor Liby­en einzusetzen.

Am Ende hat sich sogar der öster­rei­chi­sche Innen­mi­nis­ter Sobot­ka dank Defend Euro­pe offen­sicht­lich an die Ver­ant­wor­tung der euro­päi­schen Regie­run­gen erin­nert und erklärt, man dür­fe uns „Ewig­gest­ri­gen“ nicht das Feld der Grenz­si­che­rung über­las­sen und müs­se daher dafür sor­gen, „dass sich die Situa­ti­on auf dem Mit­tel­meer nor­ma­li­siert und die Flucht­rou­te geschlos­sen wird“. Poli­ti­scher Akti­vis­mus wirkt also – und wenn unse­re tat­säch­li­che und inter­na­tio­na­le media­le Prä­senz zu die­sen lan­ge über­fäl­li­gen Ent­wick­lun­gen bei­tra­gen konn­ten, macht uns das sehr stolz!

Nicht zuletzt hat unser Ein­satz gezeigt, dass wir mit unse­ren For­de­run­gen nach Grenz­schlie­ßung, Remi­gra­ti­on und Hil­fe vor Ort in der Küs­ten­wa­che des migra­ti­ons­ge­plag­ten Lan­des Liby­en einen will­kom­me­nen Ver­bün­de­ten gefun­den haben – deren letz­tes hoch­see­taug­li­ches Schiff unter dem Kom­man­do des Kapi­täns Abdul-Bari, der dem deut­schen Publi­kum durch Spie­gel-TV bekannt gewor­den ist, hat uns auf hoher See sei­ne Grü­ße ent­rich­tet und uns ver­si­chert, dass die liby­schen Sicher­heits­kräf­te und Defend Euro­pe die glei­chen Pro­ble­me bekämp­fen und das glei­che Ziel teilen.

Nur weni­ge Minu­ten spä­ter kon­fron­tier­te die­ser Mann der Ord­nung in einem aus den Fugen gera­te­nen Land die Gol­fo Azzur­ro (NGO: Proac­ti­va Open Arms), nann­te sie Men­schen­schmugg­ler, die in in sei­ner Hei­mat gro­ßes Leid ver­ur­sa­chen und droh­te schließ­lich sogar, das Feu­er zu eröff­nen, wenn die NGOs sich nicht auf schnells­tem Wege dort­hin auf­mach­ten, wo sie her­ge­kom­men sei­en. Sei­ne letz­te, an die Ein­wan­de­rungs­fa­na­ti­ker gerich­te­te Bot­schaft „Go home and never come back!“ ist sicher eine der schöns­ten Erin­ne­run­gen, die wir von unse­rem Aben­teu­er mit nach Hau­se nehmen.

Sezes­si­on: Zuvor hat­te die Mis­si­on mit eini­gen Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen, wes­halb man­che Main­stream-Medi­en das Schei­tern von Defend Euro­pe vor­ei­lig her­bei­ge­schrie­ben haben. War mit die­sem Maß an Wider­stän­den zu rechnen?

Von Beginn an hat die Ein­wan­de­rungs­lob­by nichts unver­sucht gelas­sen, Defend Euro­pe zu ver­hin­dern. Plötz­lich tra­ten neu­ge­grün­de­te NGOs (zutref­fen­der wäre wohl eher: Face­book-Sei­ten, denn mit viel­mehr als die­sen sind die­se Grup­pen bis­her nicht in Erschei­nung getre­ten) mit mäch­ti­gen Geld­ge­bern wie Geor­ge Sor­os Open Socie­ty Foun­da­ti­on auf den Plan, deren fal­sche Anschul­di­gun­gen schwer­wie­gen­de Fol­gen hat­ten, unter denen allen vor­an die poli­tisch unbe­tei­lig­ten See­leu­te an Bord lei­den muss­ten. Noch bevor wir Akti­vis­ten die C‑Star betra­ten, wur­den die­se in Port Suez vom Mili­tär ver­haf­tet und miss­han­delt, muss­ten bei­spiels­wei­se bei über 40C°gefesselt und ohne Was­ser stun­den­lang in der Son­ne knien.

Wäh­rend die Beam­ten die Offi­zie­re mit vor­ge­hal­te­ner Waf­fe bedroh­ten, durch­such­ten sie das Schiff und stah­len alle denk­ba­ren Wert­ge­gen­stän­de. Der Vor­wurf, es sei­en ukrai­ni­sche Söld­ner an Bord, stell­te sich den­noch bald als unhalt­bar her­aus. Im tür­kisch besetz­ten Teil Zyperns wur­den sie dann erneut ver­haf­tet – aus­ge­rech­net wegen Men­schen­schmug­gel! Der fal­sche Vor­wand waren dies­mal aus­zu­bil­den­de See­leu­te aus Sri Lan­ka, die für ihre Lizenz Mei­len sam­meln woll­ten und das Schiff eigent­lich bereits in Ägyp­ten hät­ten ver­las­sen sol­len. Wie­der hat­te eine NGO eine bewuss­te Falsch­mel­dung ver­brei­tet, die sich am Ende als Lüge her­aus­stell­te. Um die Fra­ge zu beant­wor­ten: natür­lich haben wir mit erheb­li­chen Wider­stän­den gerech­net, wie skru­pel­los die selbst­ge­recht „huma­ni­tä­ren“ NGOs aller­dings mensch­li­che Exis­ten­zen aufs Spiel set­zen, hat uns trotz­dem überrascht…

Auch die eigent­li­che Mis­si­on begann für uns Akti­vis­ten kaum weni­ger aben­teu­er­lich. Der poli­ti­sche Druck der west­li­chen Regie­run­gen und der Ein­wan­de­rungs­lob­by war enorm: Für das wohl meist­ge­hass­te Schiff im Mit­tel­meer stell­te es sich als äußerst schwie­rig her­aus, in einem euro­päi­schen oder nord­afri­ka­ni­schen Hafen Was­ser und Treib­stoff, geschwei­ge denn eine Ein­lauf­ge­neh­mi­gung zu erhalten.

Alle Akti­vis­ten – es gab zwi­schen­zeit­lich eine per­so­nel­le Ver­stär­kung – sind daher aus­nahms­los von Ver­sor­ger­schif­fen an Bord gebracht wor­den, die die C‑Star im inter­na­tio­na­len Nie­mands­land auf hoher See getrof­fen haben. Für mei­ne Grup­pe führ­te der Weg zunächst mit dem Taxi durch Tune­si­en, wo zwei unse­rer Jungs ver­haf­tet wor­den sind, über die Insel Mal­ta ins zen­tra­le Mit­tel­meer, bevor der eigent­li­che Ein­satz end­lich begin­nen konn­te. Am Ende jedoch war bei den Schlag­zei­len der deut­schen Lücken­pres­se über das Schei­tern von Defend Euro­pe der Wunsch der Vater des Gedan­kens: wir haben unse­re Zie­le erreicht.

Sezes­si­on: Was bedeu­tet die Akti­on für die Zukunft der IB?

Nach mei­ner Auf­fas­sung muss auf jede grö­ße­re Akti­on zunächst ein­mal eine Pha­se der Aus­wer­tung und des Struk­tur­auf­baus fol­gen, in der unse­re neu gewon­ne­nen Stel­lun­gen auf dem meta­po­li­ti­schen Feld aus­ge­baut und gefes­tigt wer­den – natür­lich nur, um der­art gestärkt einen neu­en Angriff zu wagen. Nichts­des­to­trotz hat Defend Euro­pe bereits jetzt gezeigt, dass die Bewe­gung in der Lage ist, aktio­nis­tisch in grö­ße­ren Maß­stä­ben zu den­ken, die uns noch vor kur­zer Zeit kaum jemand zuge­traut hät­te. Das wirft gleich­zei­tig die Fra­ge auf, ob sich die Iden­ti­tä­re Bewe­gung wei­ter in Rich­tung einer patrio­ti­schen NGO ent­wi­ckelt, und wenn ja, inwie­fern sie sich hier zukünf­tig spe­zia­li­siert. Um die­se Fra­ge zu beant­wor­ten, ist es aller­dings noch zu früh. Zunächst müs­sen wir erst­mal Fest­land betre­ten (lacht)!

– – –

Mario Mül­lers Buch Kon­tra­kul­tur ist ein iden­ti­tä­res Sze­nele­xi­kon: mutig, modern, ein Kalei­do­skop. Hier bestel­len.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (13)

Heimatliebe

27. August 2017 09:36

Ich wage zu spekulieren, daß eines nicht allzu fernen Tages in unseren Geschichtsbüchern die Aktion auf der C-Star als Anstoß für den Wendepunkt der Trajektorie der öffentlichen Meinung beschrieben werden wird.

ALD

27. August 2017 17:54

Immer wieder diese IB-Leier der Verteidigung Europas vor den Osmanen. Ganz ehrlich: es nervt nur noch und schadet der IB gewiss mehr als es nützt, weil Sie zum einen die vorbildliche deutsch-türkische Verbundenheit in den vergangenen 150 Jahren misachtet und zum anderen eine rationale, konstruktive Betrachtung und Einordung der deutsch-türkischen Beziehungen, die neben den Beziehungen zu Russland, von grösster Bedeutung sein werden im eurasischen 21. Jahrhundert erschwert. Die Türkei wird Erdoğan mittelfristig überwinden. Bleibt zu hoffen, dass die IB und consorten ihre Türkenangst überwinden werden, um als Akteure europaeisch-türkischer Politik ernstgenommen werden zu können! Ansonsten: wünsche gute und baldige Heimreise vom Mittelmeer.

Der_Jürgen

27. August 2017 20:43

@ALD

Einspruch, Euer Ehren.

Ich bin in keiner Hinsicht türkenfeindlich, habe in Istanbul eine schöne Zeit verbracht und studiere die türkische Sprache. Dies hindert mich aber nicht im geringsten daran, festzuhalten, dass die Türkei historisch der Feind Europas ist. Europäische Länder wie Griechenland, Serbien, Bulgarien und Rumänien haben jahrhundertelang unter dem osmanischen Joch gelitten; ohne die Siege von Wien und Lepanto wären noch viel grössere Teile unseres Kontinents in die Knechtschaft geraten.

Wir wünschen den Türken alles Gute in ihrem eigenen Land, wollen sie aber nicht in grosser Zahl hier, weil sie von ihrer Kultur und Mentalität her nicht zu uns passen - so wie wir von der unseren her nicht in grosser Zahl in die Türkei passen würden. 

Das zeitweise, aus realpolitischen Gründen geschlossene Bündnis zwischen Deutschland und der Türkei ändert nichts an diesen Fakten. Natürlich sind gute Beziehungen zu den Türken sehr erstrebenswert, doch da eine künftige nationale Regierung - vorausgesetzt, es wird eine solche geben - die grosse Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken (und sonstigen Muslime) repatriieren wird, dürfte eine Verschlechterung der Beziehungen auf lange Jahrzehnte hin nicht zu vermeiden sein. Sehr schade; bedanken dürfen wir und die Türken uns dafür bei dem verbrecherischen Multikulti-System, das die Orientalen zu Millionen nach Deutschland gelockt hat.

Herr K.

27. August 2017 23:42

Ja, ich vermute auch, dass die Fahrt der C-STAR einen wichtigen Wendepunkt darstellt: die Überwindung der alten Rechten einerseits, die Überwindung des verstockten bürgerlichen Defätismus andererseits. Nun gilt es als Vorreiter Verbündete in der Breite zu finden.

niekisch

27. August 2017 23:50

@ Der_Jürgen:

Wort für Wort Zustimmung.

Eine gute Bekannte hat mir gerade bestätigt, daß Sie völlig Recht haben und nicht nur bei großer Zahl: sie hat einen türkischen Freund und lebt des öfteren dort in einem kleinen Dorf, will aber aufgrund ihrer Erfahrungen nicht auf Dauer dort bleiben. Sie muß als Frau abends an den ein paar Kilometer entfernten Touristen- Strand fahren, um in ein Lokal gehen zu können, ohne beobachtet und gegängelt zu werden. Seine Verwandtschaft spricht sie sofort an, wenn die Kleidung im muslimischen Sinne zu salopp ist. Da reichen ein paar Zentimeter nackte Haut aus. Bei Familientreffen muß sie sich total eingliedern und quasi Befehle erteilen lassen. Die Tierfeindschaft, zumindest Interesselosigkeit Tieren gegenüber und die mangelnde Landschaftspflege stören sie ebenfalls. Sie kann sich insgesamt trotz der landschaftlichen Schönheit nicht dort wohlfühlen. Es paßt einfach nicht und so geht es vielen Türken hier ebenfalls, wenn auch aus vielleicht differierenden Gründen.

Desprecio

28. August 2017 01:54

@ "Der_Jürgen" / 27.August 2017, 18:43 

Meine Hochachtung für Ihren Mut, kaum bezweifelbare Fakten und Hintergründe an dieser Stelle beim Namen zu nennen. Dieser Mut wird nur noch übertroffen von Ihren realpolitischen Rückschlüssen bezüglich der verfehlten, wenn nicht sogar verbrecherischen Politik der BRD-Regierungen in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Höhepunkt des geplanten Genozids am eigenen Volke in der Merkel-Ära. Wenn man Völkern des Orients, und für mich fängt der Orient am Bosporos an, Tor und Tür öffnet, sollte man aus der Geschichte gelernt haben, welche Folgen sich daraus ergeben können. Die Prognosen für die nach Europa drängenden afrikanischen Völker dürften noch weitaus weniger hoffnungsvoll klingen. Die diesbezügliche Gesinnungsethik unserer Eliten aus Politik, Medien, Kirchen, Sozial-"Wissenschaften" bis hin zur BRD-Justiz verhindert seit Jahrzehnten, einer Veranwortungsethik, gerade dem eigenen Volke gegenüber, den ihr zukommenden Platz einzuräumen.

ALD

28. August 2017 10:39

@Der_Jürgen:

Ihr Einspruch, guter Herr, ist ein treffendes Beispiel dafür, wie die osmanische Geschichte in Gänze allzuhäufig in einem durchweg negativ verzerrten Bild wahrgenommen wird. Schauen Sie. Wenn Sie die Geschichte nicht bereit sind aus etwas übergeordneterem Blickwinkel zu betrachten und stattdessen stets in der, nicht selten extremen, Perspektive einer bestimmten Epoche und ideologischen Anschauung verharren, werden Sie die gegenwärtigen und zukünftigen Angelegenheiten und Aufgaben nicht sorgfältig einschätzen können. Selbst wenn Sie sonst respektvoll und interessiert gegenüber der türkischen Kultur gestimmt sind. Auch aus vollkommen epochengebunden-perspektivischer Sicht ist es m.E. absurd von einer 500-jährigen Unterjochung zu sprechen, wie Sie es nennen. Sie reden auch bei europäischen Königreichen und Imperien nicht von jahrhunderterlanger Unterjochung anderer Gebiete und Völker und dementsprechend von einer historischen Feindschaft, oder? Nur weil die Türken zu den wenigen Nichtchristen gehörten, die christlich-europäische Länder eroberten, sollte man nicht mit zweierlei historischem Maßstab messen. Fakt ist: Ca. 1/8 Europas gehörte ein halbes Jahrtausend zu dem Vielvölkerstaat Osmanisches Reich, welcher sich im Kern als eine Art islamisch-modernisierte Fortführung des großen Byzanz unter türkisch-militärischer Vorherrschaft vertsand. Es gab Gutes und Schlechtes, wie in jedem erfolgreichen und langlebigen Staatsgebilde, und man sollte heute diese Zeit vor allem erstmal richtig einordnen und darstellen, um auch die richtigen Lehren und Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft herausziehen zu können. Am Ende dieses zerfallenen Imperiums haben die Türken  gelernt, daß ein Imperium keine gute und zeitgemäße Staatsform ist und sich, inspiriert durch den europäischen Nationalismus, für das Modell des in festen Grenzen bestehenden Nationalstaats, der im friedlichen Austausch mit anderen Staaten existieren soll, entschieden. Wer diese einfachen Tatsachen nicht so schlicht erkennen möchte, wird beispielsweise auch nicht wahrnehmen können, daß Türken und insbesondere Griechen, aber auch Völker des Westbalkan sich wesensmäßig bzw. mentalitätsmäßig weitaus ähnlicher sind als eben diese Völker mit Nord- und Westeuropäern. Noch viel wichtiger, man wird kaum erkennen, daß die gemeinsamen Interessen beispielweise der Griechen und Türken mittelfristig immer stärker zu Tage treten werden. Die Türken sind nun die ersten, die schrittweise den Weg aus der Nato bestreiten. Die Geopolitik hat seine eigenen Gesetze und folgt seinen eigenen Prinzipien, die stets gewichtiger sind als ideologische. Im Interesse der Griechen, aber auch der anderen Balkanstaaten wird ein friedlicher und kooperativer Umgang mit der Türkei und eine feste Bindung an Russland auf Dauer unausweichlich sein. Auch eine nationale und souveräne politische Ausrichtung in Deutschland wird daher ganz im Gegenteil  auf gegenseitiger Wertschätzung basierende, neue interessenorientierte und freundschaftliche Kooperation mit der Türkei setzen, wenn sie erfolgreich sein will. Das Problem der in Deutschland gebietsweise als zu viel wahrgenommenen Türken, wird sich indessen leise und ohne großes Tohuwabohu lösen lassen, bzw. mit den Deutschen, die dann wieder verstärkt an der Ägäis und am Mittelmeer einen Zweit- oder gar Erstwohnsitz in Anspruch nehmen, die Wage halten und relativieren. Gegen die Einweltordnung zu sein, gibt uns nicht die Möglichkeit auf konstruktive Kooperation souveräner Nationalstaaten zu verzichten, Herr Jürgen. Und die starken und großen Staaten werden in diesem Zuge auch die größte Verantwortung für das Gelingen dieser kooperativen Politik tragen müssen. Das 21. Jahrhundert kann nicht mehr das Jahrhundert historischer Feindschaften sein, sondern sollte zum Jahrhundert der kooperativen, auf Interessenausgleich beruhenden Kooperation werden. Der Deutsche Geist spielt dabei eine entscheidende Rolle!

Heimatliebe

28. August 2017 13:33

@ ALD

Sie stellen Nebelkerzen auf um Ihre eigentlichen, ideologisierten Anliegen schmackhaft zu machen:

Zitat "Die Türken sind nun die ersten, die schrittweise den Weg aus der Nato bestreiten." " Im Interesse der Griechen, aber auch der anderen Balkanstaaten wird ein friedlicher und kooperativer Umgang mit der Türkei und eine feste Bindung an Russland auf Dauer unausweichlich sein."

Man kann zwar berechtigterweise an der NATO Kritik üben, aber wenn ich nur schon höre "feste Bindung an Russland", dann weiß ich woher der Wind weht... Des Weiteren ist es lächerlich zu behaupten, Deutschland - dessen autochthone Bevölkerung dramatisch schrumpft - wäre in der Lage, die Türkei zu kolonisieren,

Zitat: "Das Problem der in Deutschland gebietsweise als zu viel wahrgenommenen Türken, wird sich [...] mit den Deutschen, die dann wieder verstärkt an der Ägäis und am Mittelmeer einen Zweit- oder gar Erstwohnsitz in Anspruch nehmen, die Wage halten und relativieren. "

Neander vom Thal

28. August 2017 17:08

Sehr geehrter ALD, Sie fordern zwar einen “etwas übergeordneteren Blickwinkel auf die Geschichte“.  Ich vermute aber, daß Sie diese Forderung selbst nicht sehr konsequent anwenden. Wenn ich Ihre Kommentare lese, muß ich schlussfolgern, daß Sie in einer Schleife der Verzückung von historischen und aktuellen Türkentum verharren. Wir könnten sicherlich eine Menge positiver und negativer Geschichts- oder aktuelle Ereignisse aneinander reihen. Ob mal miteinander verbündet oder mal verfeindet ist völlig egal. Die Osmanen/Türken oder Moslems haben von vielen- uns wichtigen- Dingen des Lebens völlig andere -uns fremde- Vorstellungen. Und eine kulturell so eigenständige Volksgruppe von ca. zwei Millionen im Land zu haben, wird früher oder später zu Konflikten führen. PS. Jedes mal wenn jemand erwähnen muß, daß er auch türkische Freunde hat denke ich an Nachkriegserzählungen aus dem dritten Reich. Mein Gott, wieviele Leute plötzlich auch jüdidche Freunde hatte... Die Freundschaft ist eine der ganz wenigen Zustände im Leben, welche ich nicht ethnisch kategorisiere.

Valjean72

28. August 2017 19:20

Ich finde die Einlassungen von ALD sind es wert tiefergreifender durchdacht und nicht mit - mit Verlaub - antiislamischen (Beiss)-Reflexen abgetan zu werden. Nein, ich rede keineswegs einer weiteren muslimischen Einwanderung das Wort, wobei ebenso wenig einer afrikanisch- oder asiatisch-christlichen. Dass sich Deutschland, oder halt diese BRD, in einer konfrontativen Stellung gegenüber Russland und auch gegenüber der Türkei dauerhaft positionert, dient meiner Auffassung nach gewissen angelsächsischen Eliten, die dieses auch anstreben - es kann aber nicht in unserem Interesse sein. Das ist zumindest meine Position, wobei ich schon sehe, dass die Bahnen auf eine weitere Konfrontation hin ausgelegt werden.

Hartwig aus LG8

29. August 2017 00:09

Ich habe mir das Interview mit Müller jetzt zweimal durchgelesen und frage mich, wo der Bezug zur Türkei in den Kommentaren herkommt - ganz speziell @ALD, wo er anknüpft und die antitürkischen Reflexe der IB wahrnimmt. Mario Müller war mit der C-Star unterwegs, gibt darüber ein Interview  - und darunter gibt es Geschichtslektionen zum osmanischen Reich !?

ALD

29. August 2017 02:30

@Hartwig aus LG8: Sie haben recht! Meine Einlassungen waren bezogen auf die Nebensächlichkeit der Erwähnung der einst gegen die Osmanen so wehrhaften Malteser völlig überzogen und ich habe es mittlerweile bereut diesen Kommentarstrang durch meinen Einwand zweckentfremdet zu haben. Zu meiner Entschuldigung möchte ich anfügen, daß ich ein intensiver, stiller, aber eben auch kritischer Symphatisant und Unterstützer dieser Szene bin und zu zu meinem Bedauern leider immer wieder auf haarsträubende, dem sonstigen Nivaeu diametral entegenstehende Urteile und Einschätzungen bezüglich der Türkei usw. begegne. Ferner immer wieder absurderste - hier insbesondere aus Reihen der österreichischen IB-Redelsführer - Assoziationsbemühungen  der Osmanenverteidigung Wiens/Europas zur heutigen Gastarbeiternachkommensproblematik. . .

All das ist definitiv eines nicht: politische und geistige Avantgarde, die durch Attraktivität und Vertrauen die Zukunft besetzen möchte.  Eher eine Erdoganisierung in der Wahl der Mittel.

Heimatliebe

29. August 2017 04:27

@ Hartwig aus LG8

Ich stimme Ihrem Kommentar zu. Die Aktion der IB hatte rein gar nichts direkt mit der Türkei zu tun. Die C-Star kreuzte schließlich vor der libyschen Küste...

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