Transatlantische Netzwerke

Führende bundesdeutsche Journalisten sind eng verzahnt mit transatlantisch ausgerichteten Politik- und Wirtschaftseliten.

Sie zäh­len glei­cher­ma­ßen zu den Pro­fi­teu­ren wie zu den Moto­ren von Netz­wer­ken, die alle gesell­schaft­lich rele­van­ten Berei­che mit US-affi­nen Posi­tio­nen durch­drin­gen möch­ten. Der Leip­zi­ger Medi­en­wis­sen­schaft­ler Uwe Krü­ger hat letz­te Zwei­fel in sei­ner beach­tens­wer­ten Abhand­lung Mei­nungs­macht. Der Ein­fluss von Eli­ten auf Leit­me­di­en und Alpha-Jour­na­lis­ten (Köln 2013), die zur Pflicht­lek­tü­re an Uni­ver­si­tä­ten und in der poli­ti­schen Bil­dung zäh­len soll­te, abge­räumt. Gren­zen von »links« und »rechts« ver­schwim­men ein­mal mehr. Es spielt für die Agen­da der Trans­at­lan­ti­ker kei­ne Rol­le, ob ein Jour­na­list oder ein Poli­ti­ker ein schwar­zes, grü­nes, rotes oder dun­kel­ro­tes Par­tei­buch besitzt. Ent­schei­dend ist letzt­lich der Ton des Leit­ar­ti­kels, das Abstim­mungs­ver­hal­ten im Bun­des­tag. Mag der Begriff der »Ver­schwö­rung« für vie­le auch einen lächer­li­chen Klang auf­wei­sen, bedeu­ten die »Bil­der­ber­ger« oder die »Atlan­tik-Brü­cke« de fac­to doch ver­schwö­re­ri­sche Zir­kel. Daß man weiß, wer (offi­zi­ell) mit­mischt, ist hier­bei nur das eine. Klan­des­tin agie­ren die­se Krei­se den­noch: Es gibt kei­ne Repor­ta­gen über die Tref­fen (aus ers­ter Hand), es wer­den kei­ne Pro­to­kol­le ver­öf­fent­licht, und nebu­lös, mit­hin geheim­nis­um­wit­tert ist die­ser Kom­plex allemal.

Es sind jeden­falls her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren­de Netz­werk­struk­tu­ren, denen es tat­säch­lich gelingt, Wirt­schaft, Kul­tur, Poli­tik und Publi­zis­tik zu durch­drin­gen und ent­spre­chen­de Schlüs­sel­stel­lun­gen mit eige­nem Per­so­nal aus­zu­stat­ten. Eini­ge der rele­van­tes­ten die­ser Netz­wer­ke wer­den im fol­gen­den kur­so­risch vorgestellt.

Atlan­tik-Brü­cke
Die Atlan­tik-Brü­cke wur­de bereits 1952 als gemein­nüt­zi­ger Ver­ein von
US-ame­ri­ka­ni­schen Ban­kiers gegrün­det. Ziel, so zitiert Uwe Krü­ger das Ver­eins­selbst­ver­ständ­nis, war es, »eine Brü­cke zwi­schen dem Nach­kriegs­deutsch­land und der Sie­ger­macht USA zu schla­gen«. Die Mut­ter­or­ga­ni­sa­ti­on ist dabei gewis­ser­ma­ßen die US-ame­ri­ka­ni­sche Denk­fa­brik Ame­ri­can Coun­cil on Ger­ma­ny. Bis heu­te ver­an­stal­tet die Brü­cke Semi­na­re und »Begeg­nun­gen im klei­nen Kreis« – Anlie­gen ist wei­ter­hin die »För­de­rung des gegen­sei­ti­gen Ver­ständ­nis­ses«; anders gesagt: Abglei­chung der Stand­punk­te nach US-affi­ner Les­art. Heu­te zählt die Atlan­tik-Brü­cke cir­ca 500 Mit­glie­der, dar­un­ter etwa 100 »Mei­nungs­ma­cher« aus Chef­re­dak­tio­nen (von Welt bis ZEIT) und TV-Sen­dern. Die wei­te­ren 400 Mit­glie­der kom­men aus dem wirt­schaft­li­chen, poli­ti­schen und wis­sen­schaft­li­chen Leben. Die Lob­by­grup­pe umfaßt daher alle rele­van­ten Berei­che gesell­schaft­li­cher Prä­gung, wobei – laut Web­site – die meis­ten Mit­glie­der der Wirt­schaft und der eta­blier­ten Poli­tik ent­stam­men. Vor­stand des Ver­eins war bei­spiels­wei­se Kai Diek­mann (Bild), wei­te­re pro­mi­nen­te Mit­glie­der stam­men aus Uni­ons­krei­sen, aber auch aus den Vor­stands­eta­gen eini­ger Groß­kon­zer­ne (RWE, Ber­tels­mann, Bay­er Sche­ring Phar­ma etc.) oder Ban­ken (Gold­man Sachs, Deut­sche Bank). Diek­mann durch­lief wie bei­spiels­wei­se Cem Özd­emir (Grü­ne), Tho­mas de Mai­ziè­re (CDU), Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg (CSU) oder Chris­ti­an Wulff die Kader­schu­le des »Young-Leaders«-Programms der Atlan­tik-Brü­cke. Die Spann­brei­te der Atlan­tik-Brü­cke reicht dabei bis zum Links­par­tei-Spit­zen­po­li­ti­ker Ste­fan Lie­bich, der für sei­ne Par­tei im Aus­wär­ti­gen Aus­schuß des Bun­des­ta­ges sitzt.

1997 fand sich auf der Mit­glie­der­lis­te auch Ange­la Mer­kel (damals frisch Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin); ob sie heu­te Mit­glied ist, ist nicht bekannt. Immer­hin erhielt sie die Atlan­tik-Brü­cken-Aus­zeich­nung (»Eric‑M.-Wartburg-Preis«) ver­lie­hen, für ihren »uner­müd­li­chen Ein­satz zur Stär­kung der trans­at­lan­ti­schen Beziehungen«.

Her­vor­zu­he­ben ist abschlie­ßend eine ver­blüf­fen­de Anzei­ge in der Welt vom 17. April 2002. Die Unter­zeich­ner räum­ten damals frei­mü­tig ein, dem Netz­werk Atlan­tik-Brü­cke ihre Stel­lun­gen zu ver­dan­ken. Dazu zähl­ten Redak­teu­re und Kor­re­spon­den­ten des Stern (Kat­ja Glo­ger), der FAZ (Niko­laus Bus­se), des Tages­spie­gel (Mal­te Leh­ming), der ZEIT (Mat­thi­as Naß), der Süd­deut­schen Zei­tung (Chris­ti­an Wer­ni­cke), des Baye­ri­schen Rund­funks (Rüdi­ger Löwe), des WDR (Anke Plätt­ner), des ZDF (Theo Koll) sowie der Pri­vat­sen­der N24/SAT1 (Sabi­ne Ulb­rich). (BK)

Atlan­ti­sche Initiative
Auch die Atlan­ti­sche Initia­ti­ve gilt als gemein­nüt­zi­ger Ver­ein, wur­de aller­dings erst 2004 in Ber­lin als Part­ner der ame­ri­ka­ni­schen Atlan­tic Initia­ti­ve
U.S. gegrün­det. Ziel ist das Strei­ten für »eine star­ke Part­ner­schaft zwi­schen Ame­ri­ka und Euro­pa«, um »unse­re gemein­sa­men Inter­es­sen und Wer­te zu ver­tei­di­gen« (Web­site, zit. n. Krü­ger). Es wird auch hier ein brei­tes poli­ti­sches Feld abge­steckt, um US-affi­ne Posi­tio­nen weit­läufg zu streu­en. Bei­rats­mit­glie­der der Lob­by­grup­pe waren bis dato u.a. Klaus-Die­ter Fran­ken­ber­ger (Res­sort­lei­ter Außen­po­li­tik der FAZ), Ruprecht Polenz (Vor­sit­zen­der des Aus­wär­ti­gen Aus­schus­ses des Bun­des­ta­ges, 2005–2013), Cem Özd­emir (Grü­ne) sowie Alex­an­der Graf Lamb­s­dorff (FDP) und Avi Pri­mor (Bot­schaf­ter a.D. Isra­els in Ber­lin). Eben­falls par­ti­zi­pie­ren Wirt­schafts­krei­se, so sand­ten etwa die Daim­ler AG und die Metro AG Ver­tre­ter. Die Atlan­ti­sche Initia­ti­ve wirkt als Ver­net­zungs­platt­form und als Dienst­leis­ter: Umfra­gen wer­den etwa für die NATO erho­ben, mit der Bild führ­te man eine Feld­post-Akti­on für Bun­des­wehr­sol­da­ten in deren Aus­lands­ein­sät­zen durch. (BK)

Open Socie­ty Foundations
Kurz
OSF; seit 1993 glo­ba­le Dach­or­ga­ni­sa­ti­on ver­schie­de­ner Stif­tun­gen des US-Mil­li­ar­därs Geor­ge Sor­os, die zivil­ge­sell­schaft­li­che, meist oppo­si­tio­nel­le Grup­pen und Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen finan­zie­ren. Der Name lei­tet sich von der theo­re­ti­schen »Offe­nen Gesell­schaft« des libe­ra­len Phi­lo­so­phen Karl Pop­per ab, bei dem Sor­os in Lon­don stu­dier­te. Dar­in wird etwa der Natio­nal­staat als vor­über­ge­hen­des, zu über­win­den­des Übel ange­se­hen und eine ega­li­tä­re Gesell­schafts­struk­tur pro­pa­giert. Die auto­no­men, welt­weit ver­netz­ten Stif­tun­gen sind in über 50 Län­dern gezielt in unmit­tel­ba­rer Nähe zu staat­li­chen Ein­rich­tun­gen und unter ähn­li­chen Namen ein­ge­rich­tet, um so einen Vor­sprung bei der Erken­nung gesell­schaft­li­cher Ten­den­zen zu erhal­ten sowie mög­lichst unmit­tel­ba­ren Ein­fluß auf natio­na­le Medi­en und Aka­de­mi­ker aus­zu­üben. Aus dem OSF-Netz­werk erhielt ins­be­son­de­re die »Inter­na­tio­nal Renais­sance Foun­da­ti­on« im Zusam­men­hang mit den gewalt­tä­ti­gen Bür­ger­pro­tes­ten in der Ukrai­ne 2013/14 inter­na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit. Ungarns Pre­mier­mi­nis­ter Orbán bezich­tig­te Sor­os 2015, über die Finan­zie­rung von Flücht­lings­in­itia­ti­ven die europäi­sche Flücht­lings­kri­se maß­geb­lich vor­an­ge­trie­ben zu haben. (NW)

Aspen Insti­tu­te
Das deut­sche Aspen Insti­tu­te, gegrün­det 1974, ist einer von vie­len glo­ba­len Able­gern des Washing­to­ner Aspen Insti­tu­te. Es bezeich­net sich als »inter­na­tio­na­le, über­par­tei­li­che und gemein­nüt­zi­ge Insti­tu­ti­on, die sich der För­de­rung mora­li­scher Ent­schei­dungs­grund­la­gen in der Außen- und Sicher­heits­po­li­tik ver­pflich­tet hat« (Web­site, zit. n. Krü­ger). Das Insti­tut orga­ni­siert Tref­fen von Ent­schei­dungs­trä­gern aus Poli­tik, Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Kul­tur. Mora­li­sie­ren­de Bericht
erstat­tung in bezug auf west­li­che Inter­ven­ti­ons­krie­ge kennt man aus dem bun­des­deut­schen Öffent­lich-Recht­li­chen; es ver­wun­dert daher kaum, daß Claus Kle­ber – Redak­ti­ons­lei­ter im heu­te-jour­nal, ZDF – Mit­glied im Kura­to­ri­um des Aspen-Insti­tuts Deutsch­land war. Er traf dort auf Ver­tre­ter der Sie­mens AG und Thys­sen­Krupp AG, aber auch auf Klaus Wowe­reit (SPD), Kars­ten Voigt (CDU) oder Rein­hard Büti­ko­fer (Grü­ne). Auch hier geht es um die Aus­rich­tung bun­des­deut­scher Ent­schei­der in Rich­tung eines nor­ma­ti­ven, inter­ven­tio­nis­ti­schen Außen­po­li­tik­ver­ständ­nis­ses. Die Netz­sei­te des Insti­tuts weist ent­spre­chend auf diver­se Pro­gram­me hin, die als Regime-chan­ge-Initia­ti­ven bezeich­net wer­den kön­nen. Dar­un­ter befin­den sich das Aspen-Pro­gramm für den Dia­log mit der Zivil­ge­sell­schaft des Iran sowie das Aspen-Pro­gramm für den Dia­log mit der Zivil­ge­sell­schaft Syri­ens. (BK)

Ame­ri­can Isra­el Public Affairs Committee
Kurz
AIPAC; 1953 als »Ame­ri­can Zio­nist Com­mit­tee for Public Affairs« gegrün­det und mit über 100000 Mit­glie­dern eine der mäch­tigs­ten US-Lob­by­or­ga­ni­sa­tio­nen. AIPAC betreibt ins­be­son­de­re die Ver­net­zung zwi­schen den ame­ri­ka­ni­schen Repu­bli­ka­nern und der rechts­kon­ser­va­ti­ven Likud in Isra­el, wobei eine kon­kre­te poli­ti­sche Nei­gung abge­strit­ten wird. Gleich­wohl füh­len sich libe­ra­le Juden viel­fach über­gan­gen und haben 2008 die Gegen­lob­by »J Street« gegrün­det. AIPAC nimmt kei­ne offe­ne Finan­zie­rung poli­ti­scher Vor­ha­ben vor, »berät« sei­ne Mit­glie­der jedoch bei der För­de­rung aus­sichts­rei­cher Poli­ti­ker und kon­trol­lier­te damit in den 80er und 90er Jah­ren bis zu 15 Pro­zent der durch­schnitt­li­chen Kam­pa­gnen­bud­gets. Zu den erklär­ten Zie­len der Orga­ni­sa­ti­on gehört die Druck­aus­übung auf die Paläs­ti­nen­si­sche Auto­no­mie­be­hör­de zur Durch­set­zung der Zwei­staa­ten­lö­sung. Mit­glie­der müs­sen nicht zwangs­läu­fig Juden sein; so gehör­ten etli­che Mit­glie­der des Kabi­netts von Geor­ge Bush jun. (etwa Vize­prä­si­dent Che­ney und Natio­na­le Sicherheitsberaterin/Außenministerin Rice) wie auch der Prä­si­dent selbst AIPAC an. 2005 gestand ein Pen­ta­gon-Bediens­te­ter, US-Staats­ge­heim­nis­se an die Orga­ni­sa­ti­on wei­ter­ge­ge­ben zu haben. Pro­mi­nen­ter Bun­des­bür­ger mit AIPAC-Ver­bin­dung ist Alan Pose­ner, »Kor­re­spon­dent für Poli­tik und Gesell­schaft« der Welt. (NW)

Deut­sche Gesell­schaft für Aus­wär­ti­ge Politik
Die
DGAP ist eine der ältes­ten pri­va­ten Denk­fa­bri­ken in der BRD. Sie ver­knüpft, so Uwe Krü­ger, im außen­po­li­ti­schen Bereich Eli­ten­ver­net­zung mit For­schung; ihr Vor­bild ist dabei der Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons (New York). Ziel des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins ist die För­de­rung außen­po­li­ti­scher Mei­nungs­bil­dung in Deutsch­land. Ihre Mit­glie­der­zahl beträgt cir­ca 2300, dar­un­ter – wie­der­um – Füh­rungs­kräf­te aus Poli­tik, Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Kul­tur. Köp­fe der DGAP sind – u.a. – Are­nd Oet­ker (Oet­ker Hol­ding GmbH, Vize­prä­si­dent des Bun­des­ver­ban­des der deut­schen Indus­trie, BDI), Hans-Ulrich Klo­se (SPD), Ant­je Voll­mer (Grü­ne), Wolf­gang Schäub­le (CDU), fer­ner die Mei­nungs­ma­cher Gün­ther Non­nen­ma­cher (FAZ) und Theo Som­mer (ZEIT).

Die DGAP gibt die trans­at­lan­tisch aus­ge­rich­te­te Zwei­mo­nats­schrift Inter­na­tio­na­le Poli­tik her­aus, die sich selbst als »füh­ren­de außen­po­li­ti­sche Zeit­schrift« der BRD betrach­tet und zur Ein­stiegs­pflicht­lek­tü­re her­an­ge­hen­der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler an deut­schen Uni­ver­si­tä­ten zählt. Dort agiert zudem die »Jun­ge DGAP«, ein Zusam­men­schluß außen­po­li­tisch Inter­es­sier­ter bis 35 Jah­re, die am »Men­to­ren­pro­gramm« der DGAP teil­neh­men dür­fen und für Kar­rie­ren im außen­po­li­ti­schen Bereich – ob Publi­zis­tik oder Poli­tik – vor­be­rei­tet wer­den. (BK)

Welt­wirt­schafts­fo­rum & Davos
Das 1971 gegrün­de­te Welt­wirt­schafts­fo­rum bzw. World Eco­no­mic Forum
(WEF) ist in der Nähe von Genf ansäs­sig. Schöp­fer des WEF war der deut­sche Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Klaus Schwab. Da man davon aus­geht, daß in Zei­ten der Glo­ba­li­sie­rung nicht län­ger Staa­ten und deren Regie­run­gen allei­ne han­deln kön­nen, will das WEF »lea­ding glo­bal com­mu­ni­ties« in allen Berei­chen schaf­fen und ver­net­zen, Ziel ist nicht weni­ger als »den Zustand der Welt ver­bes­sern«. Finan­ziert wird die­ses gigan­ti­sche Pro­jekt, so Uwe Krü­ger, von sei­nen ein­tau­send Mit­glieds­un­ter­neh­men, die in der Regel aus dem Kreis der Glo­bal Play­er stam­men, d.h. über einen Jah­res­um­satz von min­des­tens fünf Mil­li­ar­den Dol­lar ver­fü­gen. Das bedeu­tends­te WEF-Ereig­nis ist das jähr­li­che Tref­fen in Davos. Im schwei­ze­ri­schen Win­ter­sport-Dorf tagt man für fünf Tage. »Man«, das umfaßt Füh­rungs­per­so­nen aus  Wirt­schaft, Publi­zis­tik, Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und Poli­tik­be­trieb. Bis zu 3000 Men­schen aus allen Kon­ti­nen­ten kom­men zusam­men. Wer hier Zugang hat, ver­fügt über ein glo­ba­les Netz­werk, das sei­nes­glei­chen sucht. Aus Deutsch­land neh­men regel­mä­ßig Spit­zen­po­li­ti­ker und Meinungs­ma­cher der eta­blier­ten Medi­en­land­schaft teil, dar­un­ter nicht nur die übli­chen Ver­däch­ti­gen wie Axel-Sprin­ger-Jour­na­lis­ten, son­dern u.a. auch Jür­gen Trit­tin (Grü­ne). Das WEF-nahe »Forum of Young Glo­bal Lea­ders« ver­sucht sich an der Schaf­fung eines welt­wei­ten Netz­wer­kes von glo­ba­li­sie­rungs­freund­li­chen Eli­ten; ein 30köpfiges Aus­wahl­ko­mi­tee sucht sich die jun­gen Nach­wuchs­kräf­te aus. Zu die­sem Komi­tee zähl­ten die Deut­schen Gio­van­ni Di Loren­zo (ZEIT), Sprin­ger-Chef Mathi­as Döpf­ner sowie Ver­le­ger Hubert Burda.

Das Welt­wirt­schafts­fo­rum ist in sei­ner Gesamt­heit kei­ne aus­schließ­lich trans­at­lan­ti­sche Ein­rich­tung, es ist viel­mehr das Jah­res­tref­fen der ein­fluß­reichs­ten Glo­ba­li­sie­rungs­be­für­wor­ter der Welt. Kri­ti­ker von links und rechts sehen im Zusam­men­kom­men von Davos gar die Jah­res­ta­gung der »Neu­en Welt­ord­nung« (NWO). (BK)

Deut­sche Atlan­ti­sche Gesellschaft
1956 von Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten gegrün­det, ist die Deut­sche Atlan­ti­sche Gesell­schaft heu­te ein ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein mit Sitz in Ber­lin, der Öffent­lich­keits- und Lob­by­ar­beit für die
NATO betreibt. Ziel ist dabei laut Sat­zung die »Gestal­tung einer umfas­sen­den, gerech­ten und dau­er­haf­ten Frie­dens­ord­nung […] unter enger part­ner­schaft­li­cher Mit­wir­kung der bei­den nord­ame­ri­ka­ni­schen Demo­kra­tien«. Die Gesell­schaft ist deut­scher Zweig der »Atlan­tic Trea­ty Asso­cia­ti­on«, des von 2008 bis 2014 deutsch geführ­ten Dach­ver­bands Natio­na­ler Atlan­ti­scher Gesell­schaf­ten, und ver­fügt seit 2006 mit »YATA Ger­ma­ny« über einen Jugend­aus­schuß, des­sen Mit­glie­der Zugang zu NATO-Sicher­heits­kon­fe­ren­zen erhal­ten. In lei­ten­den Funk­tio­nen fin­den sich zahl­rei­che Bun­des­tags­mit­glie­der; der­zei­ti­ger Prä­si­dent ist der umtrie­bi­ge Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Chris­ti­an Schmidt (CSU), zum Zeit­punkt sei­ner Ernen­nung Par­la­men­ta­ri­scher Staats­se­kre­tär beim Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter. Vize­prä­si­den­ten sind u.a. der ehe­ma­li­ge Wehr­be­auf­trag­te Rein­hold Rob­be, Inspek­teur der Luft­waf­fe Karl Müll­ner und Bir­git­ta Wolff, Prä­si­den­tin der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt; der FDP-Vor­sit­zen­de Chris­ti­an Lind­ner ist Bei­sit­zer des Vor­stan­des. (NW)

Bil­der­berg-Kon­fe­ren­zen
Über weni­ge Ver­an­stal­tun­gen der inter­na­tio­na­len Poli­tik wird so viel geraunt und spe­ku­liert wie über die 1954 ein­ge­führ­ten Bil­der­berg-Kon­fe­ren­zen. Dabei ist die Suche nach einem mög­lichst ver­schwö­re­risch klin­gen­den Super­la­tiv über­flüs­sig: Die Fak­ten spre­chen auch ohne Über­trei­bun­gen für sich.

Die Kon­fe­ren­zen sind ein euro­pä­isch-ame­ri­ka­ni­sches Eli­ten­fo­rum, das jähr­lich für drei Tage an wech­seln­den Orten stattfndet. Eta­bliert wur­de und wird ein dich­tes zwi­schen­mensch­li­ches Netz­werk, for­ciert eine glo­ba­le trans­at­lan­ti­sche poli­ti­sche Kul­tur im Rah­men der Ord­nung des Kapi­ta­lis­mus, anvi­siert die Bewußt­seins­för­de­rung bei euro­päi­schen und ame­ri­ka­ni­schen Eli­ten zuguns­ten der Not­wen­dig­keit »west­li­cher Ein­heit« und ent­spre­chen­dem glo­ba­len Auf­tre­ten. Die rund 120 Teil­neh­mer set­zen sich aus Regie­run­gen, Indus­trie, Finanz­sek­tor, Mili­tär, Wis­sen­schaft und Medi­en zusam­men. Ein 35 Per­so­nen umfas­sen­der Aus­schuß (»stee­ring comit­tee«) gibt die Rich­tung vor und sucht die wei­te­ren Teil­neh­mer aus. Mit­glied die­ses Aus­schus­ses waren Theo Som­mer, gefolgt von Chris­toph Bert­ram und Mat­thi­as Naß (alle ZEIT). Aus Deutsch­land waren bis dato des wei­te­ren gela­den: Josef Jof­fe, der­zei­ti­ger Her­aus­ge­ber der ZEIT, sowie Mathi­as Döpf­ner, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Axel Sprin­ger SE. Wei­te­re deut­sche Teil­neh­mer waren Ban­kiers sowie pro­mi­nen­te Ver­tre­ter der Bun­des­po­li­tik: Josch­ka Fischer und Jür­gen Trit­tin (bei­de Grü­ne), Peer Stein­brück und Ger­hard Schrö­der (bei­de SPD), aber auch Wolf­gang Schäub­le und Ange­la Mer­kel (bei­de CDU). (BK)

Tri­la­te­ra­le Kommission
Ein Neben­pro­dukt der Bil­der­berg-Kon­fe­ren­zen: Auf der Kon­fe­renz in Salts­jö­ba­den 1973 ver­ab­re­de­ten die Teil­neh­mer auf Initia­ti­ve des Ban­kiers und Mil­li­ar­därs David Rocke­fel­ler – bis heu­te Ehren­vor­sit­zen­der – die Eröff­nung einer »Dis­kus­si­ons­run­de« zur Ver­tie­fung der Zusam­men­ar­beit zwi­schen den drei gro­ßen wirt­schaft­li­chen Blö­cken: Nord­ame­ri­ka, (West-)Europa und Japan. Die Kom­mis­si­on nimmt »poli­tik­be­ra­ten­de« Auf­ga­ben wahr und finan­ziert sich off­zi­ell über Spen­den, Unter­neh­men sowie Stif­tun­gen ihrer rund 400 Mit­glie­der, deren poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Funk­tio­nen den Ein­fluß der Tri­la­te­ra­len Kom­mis­si­on begrün­den. Pro­mi­nen­tes Bei­spiel ist der Poli­to­lo­ge und Grün­dungs­di­rek­tor der Kom­mis­si­on Zbi­gniew Brze­zinski (
Die ein­zi­ge Welt­macht, 1997), der von 1977 bis 1981 als Natio­na­ler Sicher­heits­be­ra­ter im Kabi­nett Car­ter – wie Geor­ge Bush sen. und des­sen Nach­fol­ger Clin­ton eben­falls Mit­glied – dien­te und im Anschluß sei­ne Arbeit für die Kom­mis­si­on wie­der­auf­nahm. Zu den der­zei­ti­gen deut­schen Mit­glie­dern zäh­len etwa Fried­rich Merz (CDU), gleich­zei­tig Vor­stands­vor­sit­zen­der der Atlan­tik-Brü­cke, Klaus-Die­ter Fran­ken­ber­ger (FAZ) sowie Edel­gard Bul­mahn (SPD-Bun­des­mi­nis­te­rin a.D. und Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­den­tin). (NW)

Münch­ner Sicherheitskonferenz
Die Sicher­heits­kon­fe­renz (Mot­to: »Frie­den durch Dia­log«) ent­stand 1963 als »Münch­ner Wehr­kun­de­ta­gung« auf Initia­ti­ve des ehe­ma­li­gen Wider­stands­kämp­fers Ewald von Kleist-Schmen­zin. Seit 2009 liegt die Lei­tung bei Wolf­gang Ischin­ger, der Geschäfts­füh­rer der dazu­ge­hö­ri­gen Stif­tung sowie Mit­glied u.a. von Atlan­tik-Brü­cke und Tri­la­te­ra­ler Kom­mis­si­on ist. Die pri­vat orga­ni­sier­te Kon­fe­renz ver­sam­melt jähr­lich hoch­ran­gi­ge Poli­ti­ker und Mili­tärs vor
ran­gig aus NATO- und EU-Mit­glied­staa­ten zur Dis­kus­si­on aktu­el­ler sicher­heits­po­li­ti­scher The­men, wozu auch dis­kre­te Gesprä­che im klei­nen Kreis gehö­ren; der »inne­re Kreis« ver­an­stal­tet zusätz­lich jedes Jahr ein »Core Group Mee­ting«. Dem seit 2009 bestehen­den Bei­rat gehö­ren Vor­stands­mit­glie­der diver­ser Rüs­tungs­kon­zer­ne und Banken/Versicherungen, der ehe­ma­li­ge baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Edmund Stoi­ber sowie der US-Mil­li­ar­där Geor­ge Sor­os (Open Socie­ty Foun­da­ti­ons) an. Zusam­men mit der Kör­ber-Stif­tung wird zeit­gleich zur Sicher­heits­kon­fe­renz ein »Young Lea­ders Round Table« zur Bin­dung kom­men­der Ent­schei­dungs­trä­ger ver­an­stal­tet, der sich an Jour­na­lis­ten sowie inter­na­tio­na­le Außen- und Sicher­heits­po­li­ti­ker aus der »zwei­ten Rei­he« wen­det. (NW)

Bun­des­aka­de­mie für Sicherheitspolitik
Kurz
BAKS; als auto­no­me Dienst­stel­le im Geschäfts­be­reich des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums 1992 unter dem Prä­si­den­ten Admi­ral a.D. Die­ter Wel­lers­hoff (zuvor Gene­ral­inspek­teur der Bun­des­wehr) gegrün­det; der Prä­si­dent wird seither abwech­selnd von Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um und Aus­wär­ti­gem Amt bestellt. Die BAKS ist nach US- und bri­ti­schem Vor­bild die natio­na­le Fort­bil­dungs­stät­te der BRD für sicher­heits­po­li­ti­sche The­men und publi­ziert jähr­li­che »Rah­men­kon­zep­te« sowie »Hand­lungs­emp­feh­lun­gen«. Ihr Lehr­an­ge­bot rich­tet sich an Mit­ar­bei­ter der Bun­des­mi­nis­te­ri­en sowie aus­ge­wähl­tes Lei­tungs­per­so­nal aus Wirt­schaft und Gesell­schaft; hin­zu tre­ten diver­se, auch inter­na­tio­na­le Ver­an­stal­tun­gen zur Ver­net­zung und zum ver­trau­li­chen Aus­tausch unter Fach­leu­ten. Im ver­trau­lich tagen­den Bei­rat sit­zen u.a. Eber­hard Sand­schnei­der (DGAP), Ste­fan Kor­ne­li­us (Süd­deut­sche), Wolf­gang Ischin­ger (Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz), Mari­on von Haa­ren (ARD), Kir­chen- und Wirt­schafts­ver­tre­ter sowie MdBs. Ehe­ma­li­ge Bei­rats­mit­glie­der sind etwa Klaus-Die­ter Fran­ken­ber­ger (FAZ) und Prof. Her­fried Mün­k­ler (Hum­boldt-Uni­ver­si­tät Ber­lin). (NW)

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