Da wäre zu allererst das zweite Buch im aktuellen Doppelpack, das bislang ein wenig zu kurz kam: Das andere Deutschland versammelt nicht nur eine treffliche (und, um verletzten Gefühlen vorzubeugen: immer augenzwinkende) interne Kategorisierung unseres weitläufigen Widerstandsmilieus, sondern auch die Anregung zu vertiefender Verständigung untereinander.
In ihrer neuesten Buchbesprechung befaßt sich Ellen Kositza mit diesem Buch und stellt vor, mit was für einer Bandbreite von Weggefährten wir es zu tun haben. Das macht Mut – und ist die sinnvolle Ergänzung zur Diskursunterweisung von Lichtmesz und Sommerfeld!
Eben jenes Widerstandsmilieu hält noch immer alle Geister auf Trab, und offensichtlich geht es im Pressezirkus jetzt darum, möglichst schnell möglichst quakige, aber wenig bis gar nicht tragfähige Positionen einzunehmen.
Ein Paradebeispiel gibt in der gerade erschienenen Ausgabe von junge Welt ausgerechnet der Alte Kämpfer Volkmar Wölk (den die älteren Mitlesenden noch als Jean Cremet kennen werden) ab: Seiner Einlassung merkt man deutlich an, daß sie verzweifelt gestreckt wurde, um eine ganze Seite zu füllen.
Nicht nur ist der komplette Einstieg (übrigens ganz genauso wie der entsprechende Part bei neues deutschland; ein Schelm…) bloß die Paraphrase einer Artikelbearbeitung bei Wikipedia; schlappe drei Viertel des Texts sind vollkommen redundant, weil wiederaufgewärmte “Enthüllungen” von Mitte der 1990er.
Als ob die Deutsche Gildenschaft mit ihren wenigen verbliebenen Mitgliedern heute politisch von Bedeutung wäre (oder in der Nachwendezeit planmäßig die bürgerliche Rechte unterwandert hätte); auch hier herrscht die klassisch-bewußte Verwechslung von Ursache und Wirkung vor.
Man darf gespannt sein, wann endlich das revolutionäre Potential des Mitgliederregisters der Deutschen Knochenmarkspenderdatei “enthüllt” wird! Übrig bleibt bei Wölk eigentlich nur die – allerdings bedenkenswerte – Erkenntnis, daß es die stete Verweigerungshaltung gegenüber Neuerungen und der Erledigung “alter Zöpfe” ist, mit der die deutsche Rechte sich seit Jahrzehnten selbst geistige Fesseln anlegt.
Im Vergleich dazu regelrecht wohltuend nimmt sich dagegen der Artikel des bereits auf der Buchmesse als ehrlicher Kontrahent hervorgetretenen Thomas Wagner im Freitag aus: Wer die gewohnheitsmäßige Sklavenmoral des Hessischen Rundfunks ebenso selbstverständlich beim Namen nennt, wie er offensichtlich die zentralen dissidenten Accounts der sozialen Medien im Auge hat, ist die Lektüre wert!
Zum Abschluß und Wochenende sei denn allen noch eine Portion alltäglich-bundesrepublikanischen Irrsinns gegönnt: Nachdem Kollege Lichtmesz die antideutsche Flaggschiff-Publikation Bahamas schon mehrfach als »rechten Geheimtip« empfohlen hat, sei hier ums Eck auf das Gedankenprotokoll eines ihrer Autoren von einer Veranstaltung der “Jungen Islamkonferenz” verwiesen.
Ohne uns mit dem ganzen Kasperletheater um Anti- vs. Prozionismus und “Islamfeindschaft um jeden Preis” vs. “Was die in ihren Ländern machen, ist nicht mein Problem” ermüden zu wollen: Hiermit sei eine Warnung ausgesprochen. Wer nicht ansatzweise damit vertraut ist, worüber im heutigen politischen und akademischen Bereich tatsächlich stundenlang diskutiert wird, der wird nach der Lektüre mit blutenden Augen glauben, à la Event Horizon in die Hölle geblickt zu haben. Aber nur die Ruhe: Es war lediglich ein ideologisch (falsch) aufgeladener Poststrukturalismus.
Und dann war da noch Richard Spencer, der schon im Vorfeld des vergangenen Donnerstags durch seinen geplanten Auftritt an der University of Florida für die Ausrufung des Notstands sorgte und so – man höre und staune – sogar die Aufmerksamkeit der nach Absetzung der Hobbythek führenden BRD-Infotainment-Sendung Galileo geweckt hat!
Der modernen Technik sei es gedankt, daß es von diesem denkwürdigen Interview bereits eine Rohfassung gibt; eine Sternstunde des deutschen Journalismus hat Stefan Gödde da nämlich wahrlich nicht vorgelegt, und eine Ausstrahlung scheint mir eher fraglich. Zuviel sei nicht verraten, aber: Das Institut für Zeitgeschichte wird es sicher mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen, daß es sich ausgerechnet bei seinem Opus magnum um eine so heiße Ware handelt.
Wahrheitssucher
Liebe Frau Kositza,
zu der Literaturbesprechung: Ihre Talente erscheinen einfach unbegrenzt...