Sonntagsheld (35) – Unbekannte Soldaten

Ein Brief an Alle und Keinen:

Ihr sitzt in Anwalts­kanz­lei­en, Pro­fes­so­ren­bü­ros und Auto­werk­stät­ten, geht mal auf­recht, mal gebückt durchs Leben, steht im Fokus der Öffent­lich­keit oder lebt seit Jahr­zehn­ten in irgend­ei­nem Dorf in der Pro­vinz, ohne daß es irgend jeman­den interessiert.

Wie vie­le es von Euch gibt? Kei­ne Ahnung, fest steht nur, daß Ihr mehr werdet.

Es gibt vie­le Namen für Euch: U‑Boote, schwei­gen­de Mehr­heit, Unter­stüt­zer, Hal­be – kei­ner die­ser Begrif­fe ist umfas­send genug, und doch tref­fen sie alle irgend­wie zu. Wir Akti­vis­ten kön­nen das, was wir machen, nicht ohne Euch tun.

Man­che von Euch ver­flu­chen wir, weil wir uns wün­schen, daß sie end­lich aus dem Schat­ten tre­ten, den vol­len Ein­satz wagen, weil sie eigent­lich viel zu jung sind, um nur aus dem Hin­ter­grund zu hel­fen. Um ande­re von Euch machen wir uns Sor­gen, mah­nen zu Vor­sicht und Zurück­hal­tung, schi­cken Fami­li­en­vä­ter in die zwei­te oder drit­te Rei­he zurück, weil wir nicht wol­len, daß sie die Zukunft ihrer Kin­der verbrennen.

Was habt Ihr in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nicht alles geschafft? Wie umfas­send und uner­war­tet ist unser Erfolg, und wie­viel mehr wäre mög­lich gewe­sen, wenn der eine oder ande­re ein paar Mona­te frü­her über sei­nen Schat­ten gesprun­gen wäre?

Ihr seid an man­cher Stel­le an Eure Gren­zen gegan­gen, habt aus der 40-Stun­den-Woche eine 50-Stun­den-Woche gemacht, um unse­re Autos für lau zu repa­rie­ren, nach­dem sie vor unse­ren Woh­nun­gen ange­zün­det wur­den, habt Eure Urlaubs­ta­ge geop­fert, um für ein paar Wochen an vor­ders­ter Front aus­zu­hel­fen, wenn es eng wurde.

Jede Hil­fe ein Akt des Wider­stands: Den einen von Euch mag es im Som­mer 2015 über­kom­men haben, seit­dem fließt der Dau­er­auf­trag, längst ver­ges­sen, Monat für Monat vom Kon­to in unse­re Rei­hen, der zwei­te hat sich nach lan­ger Lek­tü­re, lan­gem For­schen und Beob­ach­ten zu einer Grund­satz­ent­schei­dung durch­ge­run­gen und eine brach­lie­gen­de Immo­bi­lie oder ein Auto gespen­det, die drit­te hat eigent­lich nichts abzu­ge­ben, weder Zeit noch Geld, und zwackt doch von bei­dem einen Not­gro­schen ab, weil sie nicht anders kann.

Mit Eurer Hil­fe haben wir mit “Defend Euro­pe” die bis­her größ­te patrio­ti­sche Mis­si­on der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit rea­li­sie­ren kön­nen, Ihr habt Eure Kin­der dafür begeis­tert, Akti­vis­ten zu wer­den, Ihr habt Eure Eltern dafür begeis­tert, Unter­stüt­zer zu werden.

Dabei ent­wi­ckelt sich par­al­lel eine ganz neue Form des Mit­ein­an­der­ar­bei­tens: Vie­le von uns konn­ten in Euren Fir­men unter­kom­men, genie­ßen die Frei­heit, für eine Groß­ak­ti­on ganz unbü­ro­kra­tisch Urlaub zu bekom­men, und sind ihrer­seits bereit, viel umfas­sen­der Rechen­schaft für ihre Leis­tun­gen abzu­le­gen, als ein nor­ma­ler Arbeit­neh­mer das jemals machen würde.

Jetzt haben sie uns in Hal­le also das Haus ange­grif­fen, und von über­all, auch aus den unwahr­schein­lichs­ten Ecken, kom­men Hilfs­an­ge­bo­te und Spen­den. Es gibt inzwi­schen einen gan­zen Stab an Hand­wer­kern, der die anfal­len­den Repa­ra­tur­ar­bei­ten zum Selbst­kos­ten­preis erle­digt, mich erreich­te vor ein paar Tagen ein Paket mit einer umfas­sen­den Buch­spen­de, die unter ande­rem auch unse­rem Zen­trum zugu­te kom­men wird. Heu­te dann: Ein Paket mit Mari­en­me­dail­len und ein rüh­ren­der Brief, man betet also für uns und unse­re Sache.

Dan­ke an die, die nie genannt wer­den wollen.

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Kommentare (12)

Der_Jürgen

29. Oktober 2017 21:11

Ja, diese stillen Mitstreiter verdienen allerhöchste Anerkennung und Dank. Sollten wir scheitern, und sollte der Untergang Deutschlands und des Abendlandes nicht abzuwenden sein, so können sich alle, die noch Widerstand geleistet haben, ob offen oder hinter den Kulissen, Ulrich von Huttens "Ich hab's gewagt" auf den Grabstein meisseln lassen. Aber bleiben wir Optimisten und glauben wir an den Sieg.

Leser

29. Oktober 2017 21:50

Zeitweise Unterstützung, oder meinetwegen Solidarität, muß nicht gleiche (langfristige) politische Grundvorstellungen bedeuten. Ein Liberaler (im klassischen Sinne) wird beispielsweise der Machtzunahme von Nationalstaaten im Grundsatz skeptisch gegenüberstehen; doch das Leben geht oft "krumme" Wege.

Selbstdenker

29. Oktober 2017 21:56

Björn Höcke hat auf einer Demonstration einmal folgendes gesagt das mich sehr beeindruckt hat. ( Gedächnisprotokoll ) Nicht jeder ist ein Märtyrer, aber jeder macht das, was für ihn möglich ist, den wir sind hier um unsere Pflicht zu tun. Ja der Titel -unbekannter Soldat- ist völlig zutreffend.

Roland von Tronje

29. Oktober 2017 22:25

Vielen Dank, Herr Wessels, ich fühle mich angesprochen. Und gleichzeitig beschämt, denn man denkt sich in stillen Momenten immer, daß man eigentlich noch viel mehr leisten könnte und müßte. Schließlich geht es nicht um ein bißchen mehr oder weniger Urlaub oder Geld auf dem Konto, sondern um unsere Heimat und unsere Wurzeln. Alles steht zur Disposition, unsere gesamte kulturelle Existenz droht zu enden.

Gestern erst mußte ich einen Freund bremsen, völlig "Amok" zu laufen: Der Mann ist im CDU-Kreisvorstand hier in einem Kreis in Dunkeldeutschland, hat einen Vorstandsposten und ist finanziell gepolstert. Ich konnte ihn überzeugen, daß er aus dem "Verborgenen" besser wirken kann, als in einem Einmann-Torpedo ohne Rückfahrschein. Auch wenn einige Foristen es garantiert anders sehen werden (wer Recht hat, wird sich so bald nicht klären lassen): Eine Armee gewinnt Schlachten durch das Wagnis und die Tapferkeit der Einzelnen in der Angriffsspitze. Aber der Krieg wird durch das Funktionieren der Logistik gewonnen (kommt mir als "Frontschwein" nur sehr schwer in die Tastatur). Und dazu braucht es eben auch die Etappe. Daher bin ich Ihnen wirklich dankbar, daß bei SiN neben den Ulanen auch einmal die Stallknechte und Sattelmeister gewürdigt werden.

Franz Bettinger

29. Oktober 2017 22:37

Das freut mich ungemein, und es wäre schön, wenn es immer so käme, dass der Angriff auf einen von uns oder ein Haus, Auto oder sonst etwas zum Bumerang wird, der den Linken schmerzhaft in die Kniekehlen fährt. Ich hoffe, dass man wenigstens die materiellen Schäden, die einzelne Aktivisten erleiden oder riskieren, durch Crowd Funding kompensieren und wenn möglich sogar über-kompensieren kann, auch wenn wir alle keine "Soros'se" sind. Dank euch allen! Ich jedenfalls bin dabei. Jeder auf seinem Posten, jeder mit seinen Mitteln, wo und wie er kann. 

Solution

30. Oktober 2017 00:03

Wir können alle mehr tun.

Herr K.

30. Oktober 2017 00:25

Also deine Worte sind mir sehr unter die Haut gegangen. Vielen Dank für all das, was ihr für uns verwirklicht. Gemeinsam können wir das hin kriegen, manchmal brauchts halt mal ein bisschen Mut.

Avanti ragazzi!

Gerhard Vierfuß

30. Oktober 2017 00:48

Das ist sehr schön und anständig von Ihnen, der Helden des Alltags zu gedenken, die nicht in vorderster Front kämpfen, aber den entscheidenden Schritt getan haben: aus der allgemeinen Lethargie des "Es wird schon nicht so schlimm werden" und "Auf mich kommt es sowieso nicht an" herauszutreten und sich zu positionieren im Kampf für die Zukunft unseres Volkes. Ihre Ehrung möge weite Verbreitung finden und viele weitere motivieren, sich einzureihen!

H. M. Richter

30. Oktober 2017 08:46

Vor wenigen Tagen schrieb die Foristin Sabine unter den SiN-Beitrag Sibylle Berg und ein Anschlag in Halle, daß sie inzwischen Geld gespendet habe, dies sei "leider nicht viel, aber" sie "habe es gestern mit 4 Stunden Putzen verdient".        Ihr Satz gehörte zum Schönsten und Bewegendsten, was ich in den letzten Wochen gelesen habe.

Auch Wessels obige Sätze bewegen einen. Von Ferne erinnerte ich mich beim Lesen, wie um 1980 in der DDR ein oppositioneller Liedermacher nicht nur für Kirchenkreise immer wichtiger wurde, - Gerhard Schöne. Man wundere sich heute als Jüngerer nicht über die ungewohnt sanfte Sprache, auch Herman van Veen sang zu dieser Zeit nicht viel anders. In einer bis an die Zähne hochgerüsteten wie schußbereiten Welt (und DDR) war dies vielleicht auch nicht falsch.

In einem von Schönes Liedern aus dieser Zeit heißt es u.a.:

Lieber Freund, komm zu Tisch,                                                                                    hier ist noch  Platz für dich.                                                                                            Was Du geben kannst, leg' in die Runde.                                                                    Sei es Wein, sei es Schmalz,                                                                                            es ist gut zu gegebener Stunde.

Füchsle

30. Oktober 2017 10:43

Wunderbar - Till Lucas Wessels, habe mich erkannt, entlarvt, gewürdigt gefühlt, halten wir zusammen, denken und  beten füreinander! 

Sehrohrtiefe

30. Oktober 2017 19:33

Herzlichen Dank, Herr Wessels, Ihre Worte berühren mich sehr. Sie sprechen den inneren Konflikt an, den viele in sich tragen: sofort noch mehr tun, was dann vielleicht einmalig bleibt, aber immerhin ein Zeichen setzt und sich gut anfühlt - oder verdeckt operieren, im Stillen schon ein wenig helfen, doch langfristig Strukturen aufbauen, die noch besser helfen, wenn sie tragfähig und nachhaltig genug sind? Das Letztere geht manchmal besser, wenn man dort ist, wo der Gegner uns nicht erwartet.

Niemand kann für andere beurteilen, was hier richtig ist. In der Summe aber werden wir jeden Tag stärker, weil die sichtbar Aktiven eine Einheit formen mit den unsichtbaren Unterstützern. Ist das nicht, was ein Volk sein sollte: jeder auf seinem Platz, zusammen stark, nicht zu trennen durch Mißgunst und Haß von außen? Jeder von uns verdient Respekt, und ich freue mich, daß so viele ihn nun durch Ihre Worte bekommen.

Hartwig aus LG8

1. November 2017 00:04

Mittlerweile wird dies meine Lieblingsrubrik auf SiN: Wessels Sonntagsheld. Immer lesenswert.

Sagt auch einiges über die Inflation der "Mit Linken und mit Rechten ... "- Beiträge, die mir gegen den Strich gehen. Dabei weiss ich es doch besser. Das Brechen der Diskurshoheit durch Leute wie Lichtmesz u.a. wird zum Schlüssel für den Sieg. Eine entscheidende Front. Und doch ein so fades und trockenes Brot.

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