Die Verewigung der Vergangenheit

Gefürchtet, gehaßt, geliebt – ohne Nazikeule ist eine lebendige politische Debatte heutzutage nahezu undenkbar,...

ja fast uner­wart­bar. Aber das nicht nur in Deutsch­land. Auch im Aus­land wird immer dann der „Nazi-Joker“ gezo­gen, wenn die sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung eine gewis­se Emo­tio­na­li­tät erreicht hat und das ratio­na­le Den­ken einen aku­ten Man­gel an Argu­men­ten anmeldet.

So ist es bis­wei­len absurd, wenn in den USA oder in Groß­bri­tan­ni­en, die als Alli­ier­te gegen Hit­ler ins Feld zogen von „Nazis“ inner­halb der eige­nen Bevöl­ke­rung gespro­chen wird. Aber auch in Schwe­den, Frank­reich und vie­len ande­ren Län­dern hat die Nazi­keu­le ihren Ein­zug gehal­ten. So beti­telt die Anti­fa in Kana­da selbst Juden als „Nazis“.

Eine Ver­men­gung zwei­er offen­sicht­lich nicht ver­ein­ba­rer Begriff­lich­kei­ten, wenn man von einer omni­prä­sent ange­führ­ten Tren­nung von Tätern und Opfern aus­geht. Ergo: Wenn die Nazi­keu­le selbst über den Nach­fah­ren der Opfer geschwun­gen wird, so kann mit Sicher­heit von kei­ner „Schuld“ die Rede sein.

Aber wenn es nicht um Schuld geht, um was geht es dann? Die Ant­wort ist schlicht und ergrei­fend: Macht. Die Gegen­sei­te soll zum Schwei­gen gebracht wer­den. Die Dyna­mik hier­bei will ich hier kurz erör­tern, um einen mög­li­chen Umgang damit zu skizzieren.

Inter­es­san­ter­wei­se zei­gen bun­des­deut­sche Poli­ti­ker mit ihren Äuße­run­gen zur deut­schen Ver­gan­gen­heit auf der Zeit­ach­se der letz­ten 50 Jah­re, daß für sie die Uhren ste­hen geblie­ben sind: Es gibt mehr oder weni­ger kei­ne signi­fi­kan­ten Ver­än­de­run­gen in den „Schuld“-Bekenntnissen, es ist immer das­sel­be und wirkt wie eine Kopie einer Kopie einer Kopie einer …

Genau an die­sem Punkt wer­fen Rech­te nun begrün­de­ter­ma­ßen ein, daß eine „Erb-Schuld“ in den Bereich des Reli­giö­sen gehö­re und im Welt­li­chen nichts zu suchen habe. Schuld kön­ne nicht ver­erbt wer­den, alles ande­re sei schließ­lich Sip­pen­haft und dem­nach beson­ders für den „ethi­schen Kodex“ der BRD unzu­läng­lich, da die­se sich den „Ausch­witz-Mythos“ als Grün­dungs­phan­ta­sie aus­er­ko­ren habe. Eben­so kön­ne man ja auch kei­nem Schwe­den vor­wer­fen, daß er dafür ver­ant­wort­lich sei, daß sein Volk im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg im heu­ti­gen Mit­tel­deutsch­land geplün­dert und gemor­det habe.

Wozu auch?

Und genau hier beginnt der Dreh- und Angel­punkt dys­funk­tio­na­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on. Es wer­den zwei Kom­po­nen­ten durch­ein­an­der­ge­bracht: die Sach­ebe­ne und die Sozialebene.

Da „Schuld­kult“ die Exis­tenz von (offen­sicht­lich nicht­vor­han­de­ner) Schuld vor­aus­setzt, dem Emp­fän­ger der Bot­schaft der logi­sche Wider­spruch auf­fällt und er die­sen mit ratio­na­len Argu­men­ten zu wider­le­gen ver­sucht, ent­steht eine Aus­ein­an­der­set­zung, bei der ein Part sei­ne Nicht-Schuld her­bei­zu­ar­gu­men­tie­ren ver­sucht (… wirkt übri­gens für Außen­ste­hen­de wie bei einem Ertapp­ten, der sei­ne Schuld „weg­re­den“ will) und einem zwei­ten Part, der immer wie­der zwei Kom­po­nen­ten auf der sozia­len Ebe­ne ins Spiel bringt: Ohnmacht.

a.) Ich kann dich so oft her­ab­set­zen wie ich will und du kannst nichts dage­gen tun.

b.) Ich ver­hin­de­re die Sach­de­bat­te, denn die darf nicht stattfinden.

Und die Debat­te soll am bes­ten auch gar nicht statt­fin­den, denn:

  1. Rech­te argu­men­tie­ren aktu­ell haupt­säch­lich auf der Sach­ebe­ne, Lin­ke hin­ge­gen auf der Mora­l­ebe­ne. Moral schlägt immer Sach­lich­keit (Ben Sha­pi­ro), da Emo­tio­nen tie­fer sit­zen als der Ver­stand. Von daher erklärt sich die Dis­kurs-Herr­schaft der Lin­ken, die einen Teu­fel tun wer­den, sich kor­rekt auf eine Sach­de­bat­te ein­zu­las­sen, sie wür­den nur ver­lie­ren: sowohl Macht ris­kie­ren als auch Anse­hen in den eige­nen Rei­hen poten­ti­ell einbüßen.
  2. Es wäre Ener­gie-Ver­schwen­dung für die lin­ke Sei­te. Von der kogni­ti­ven Dis­so­nanz mal abge­se­hen, wür­de immer wie­der die Un-Sach­lich­keit der Lin­ken her­vor­tre­ten, was in der Öffent­lich­keit dann noch mehr zur Ernüch­te­rung bei „Unent­schlos­se­nen“ über die Welt­fremd­heit der Mul­ti­kul­tu­ra­lis­ten füh­ren könnte.

Es geht also nicht um Schuld, sonst wäre die­ses Phä­no­men kon­kret begrenzt. Denn Schuld bezieht sich immer auf etwas, was man getan hat, und bes­ser nicht hät­te tun sol­len oder aber etwas, das man nicht getan hat und hät­te bes­ser tun sol­len. Es gibt also ein klar defi­nier­tes Defi­zit bzw. Delikt, wel­ches jeman­dem kon­kret zure­chen­bar ist.

War­um eine Dif­fe­ren­zie­rung von Schuld und Scham?

Will man psy­cho­lo­gi­sche Dyna­mi­ken betrach­ten bzw. begrei­fen, so ist es not­wen­dig zu ver­ste­hen, wel­che Emo­tio­nen zu wel­chen Hand­lun­gen (= Lösungs­ver­su­chen) füh­ren. So ergibt sich aus Schuld die Wie­der­gut­ma­chung bzw. die Ver­ge­bung, falls die Schuld nicht aus­ge­gli­chen wer­den kann und es zu kei­ner Satis­fak­ti­on kommt.

Scham hin­ge­gen beinhal­tet eine depres­si­ve Grund­ideo­lo­gie, die Lösung liegt in der Reflek­ti­on und selbst­be­haup­ten­den Ver­tre­tung des Selbst. Es erge­ben sich also völ­lig unter­schied­li­che Her­an­ge­hens­wei­sen und Schluß­fol­ge­run­gen an zwei sich ähneln­de Phänomene.

Es geht um Scham. Anders als bei der Schuld bezieht sich das „Fal­sche“ nicht auf Hand­lun­gen, son­dern viel­mehr auf das Wesen selbst. Allein durch sein „So-sein“ ist es schon ver­kehrt, dabei ist völ­lig egal, was es tut, es ist immer schon falsch, schon allein nur weil es Aus­druck sei­ner selbst ist.

Allein die Exis­tenz die­ser „Fremd­heit“, von der sich so zwangs­neu­ro­tisch ver­sucht wird abzu­gren­zen soll ver­drängt, getilgt oder besei­tigt wer­den – sie­he Frank­fur­ter Buch­mes­se. Man darf und will damit nichts gemein haben. Das Ein­ste­hen für die natio­na­le Iden­i­tät (volks­tüm­lich her­un­ter­ge­bro­chen: „Ich bin stolz ein Deut­scher zu sein“) soll in ein „Ich schä­me mich Deutsche/r zu sein“ trans­for­miert werden.

Das Deutsch-Sein und die eige­ne Iden­ti­tät sol­len schon als sol­che scham­be­haf­tet asso­zi­iert wer­den, damit sich dann ent­spre­chen­den Scham­ge­füh­le ein­stel­len und sich mög­lichst vie­le Men­schen zur Abwehr die­ser Gefüh­le gar nicht erst mit in den Kreis der Patrio­ten stel­len. Und wo gin­ge das bes­ser als bei Men­schen, die jahr­zehn­te­lang zum Nach­trot­ten erzo­gen wur­den, indem man ihnen jeden Mut durch Angst ver­sucht hat zu vergiften?

Grund­sätz­lich erschei­nen Scham und Schuld als recht schwie­rig unter­scheid­bar, da sich bei Schuld (inso­fern man sich sei­nes Unrechts bewußt ist) natür­lich auch Scham ein­stellt. Liegt jedoch kei­ne kon­kre­te Schuld vor, so han­delt es sich um Scham.

Hier­zu ein Bei­spiel: Vor eini­ger Zeit frag­te ich einen tür­ki­schen Nach­barn, wie er denn zur tür­kisch-arme­ni­schen Geschich­te im 20. Jahr­hun­dert ste­he. Er ant­wor­te­te in dem er mit den Schul­tern zuck­te und rief: „Ist dum­me Idee sich mit Tür­ken anzu­le­gen, müs­sen bes­ser draus lernen.“

Hier war kei­ne Spur von einem Schuld­be­wußt­sein oder gar von Scham zu erken­nen, im Gegen­teil. Man zeigt sich stolz ob sei­ner Wehr­haf­tig­keit, der ethi­sche Rah­men hat Dauer-Urlaub.

Das ethi­sche Dilem­ma und wie es anders lau­fen kann

Dar­aus erklärt auch das ambi­va­len­te Dilem­ma, in dem sich vie­le Patrio­ten wie­der­fin­den: Einer­seits kann man grau­sa­me Ver­bre­chen nicht gut­hei­ßen, gleich­gül­tig, von wem sie began­gen wer­den. Das unter­schei­det die neu­rech­te Bewe­gung eben auch von der Alten Rech­ten. Es ist Unsinn, schlech­te Taten zu guten zu erklä­ren, nur weil sie von den eige­nen Vor­fah­ren began­gen wur­den. So etwas kann man den Lin­ken über­las­sen, wenn sie zur Into­le­ranz gegen­über angeb­lich Into­le­ran­ten aufrufen.

Ande­rer­seits will man zur eige­nen his­to­ri­schen Iden­ti­tät ste­hen und auch stolz sein auf Über­lie­fer­tes und auf die Zuge­hö­rig­keit zu einem sinn­stif­ten­den Wir, frei von Scham. Dabei stellt sich schnell der Ein­druck eines „Ent­we­der-Oder“ ein, was aber Unfug ist. Die Ant­wort ist „Bei­des“: Ja zur eige­nen eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät und Nein zum Totalitarismus.

Genau des­we­gen ist es der Pres­se auch so wich­tig den „Nazi-Joker“ regel­mä­ßig in Ver­bin­dung mit Patrio­tis­mus (wider bes­se­ren Wis­sens) zu zücken. Denn jeder, der ins patrio­ti­sche Lager über­wech­selt, hat sich aus der Scham­kul­tur ver­ab­schie­det, sprich sich dem Ein­fluß­be­reich und der emo­tio­na­len Kon­trol­le des Estab­lish­ments entzogen.

Fazit:

  1. Es han­delt sich um einen Scham­kult, da Schuld kon­kre­ten Per­so­nen hand­lungs­be­zo­gen zuge­wie­sen wer­den kann.
  2. Es ist han­delt sich um eine emo­tio­na­le Mani­pu­la­ti­ons­stra­te­gie zur Ver­fes­ti­gung von Macht. Dabei sol­len Scham­ge­füh­le für das eige­ne Sein und die eige­ne Iden­ti­tät erzeugt werden.
  3. Der bes­te Schutz davor ist eine eige­ne, dif­fe­ren­zier­te Hal­tung in einem klar erkenn­ba­ren ethi­schen Wer­te­ka­non sowie eine tak­ti­sche Her­an­ge­hens­wei­se in Bezug auf emo­tio­na­ler Manipulation.

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Kommentare (59)

Franz Bettinger

10. November 2017 10:51

Die Sachdebatte wird nicht verhindert, wenn man das Schmähwort Nazi zum Schein für sich gelten lässt - was beim Gegenüber Empathie herstellt - dann aber dessen Bedeutung nicht akzeptiert. "Ja, kann sein, dass ich ein Nazi bin," könnte man antworten: "Es kommt halt darauf an, was Sie darunter verstehen." Und schon sitzt der Linke in der Falle. Er muss jetzt definieren und begründen, was ER i.d.R. nicht kann. Und wenn er es doch, etwa mit Worten wie Rassismus, versucht, kann man ihn nett auseinander nehmen und locker nachweisen, dass distinktiver Rassismus allgegenwärtig ist. Und so kann man von Wort zu Wort, bzw. von Hülse zu Hülse springen, bis die Luft ganz und gar aus dem Linken Ballon entwichen ist. Ich habe mit der Taktik eigentlich nie ein Problem.

An wahrer Schuld trägt man am schwersten, und auch an Scham. Beidem liegen wirkliche Vergehen zugrunde, die der Schuldige selbst und allein zu verantworten hat. Eine Lösung? Die gibt es nicht. Es sollte sie auch nicht geben. "Die Lösung liegt in der Reflexion?" Projektion vielleicht sogar? Psychologische Tricks? Mein Gott, nein! Schuld und Scham sind mit einem Dauerschmerz verbunden, der verdient ist und den es auszuhalten gilt, bis zum letzten Tag. Das ist okay. Früher nannte man es Sünde, und mit seinen Sünden trat man vor den letzten Richter, basta. Schau halt, dass es wenige sind. Danke, Herr Gastautor, dass Sie klargestellt haben, wieso es sich nicht um einen Schuldkult, sondern nur um einen Schamkult handeln kann, unter den man uns zwingen will.

Der_Jürgen

10. November 2017 11:21

Obwohl man ohne zu zögern jedes Wort unterschreiben kann, überkommt einen bei der Lektüre solcher Artikel eine gewisse Müdigkeit, wenn nicht gar Resignation. Die Crux an der ganzen Sache ist doch, dass man zuerst die historischen Fakten so genau in Erfahrung bringen müsste, wie es möglich ist, ehe man moralische Werturteile über eine Epoche, ein Regime, gewisse Politiker und das Verhalten eines Volkes während besagter Epoche fällt. Genau dies ist aber in alllen deutschsprachigen Staaten und einer Reihe anderer europäischer Länder de facto verboten. Somit ist die ganze Debatte über die "Vergangenheitsbewältigung" letzten Endes ein Tanz um den heissen Brei. Oder, um ein bekanntes Bild zu verwenden: Im Zimmer ist ein riesiger Elefant, aber man muss so tun, als sähe man ihn nicht.

Stefanie

10. November 2017 11:23

Zur Scham erzieht man über Konditionierung: kleine Kinder, ab einem gewissen Alter, erfahren Ablehnung, Ekel und vorwurfsvolle Gesichter von ihren nächsten Bezugspersonen, wenn sie zur Sauberkeit erzogen werden. Wenn sie etwas größer sind, schauen sie sich Filme im Unterricht an, in denen abwechselnd alte weiße Männer zu sehen sind, die schnarrend ins Mikrofon brüllen, über die Größe Deutschlands und seinen Auftrag in der Welt reden und in schnellen Schnitten dazu historisches Bildmaterial von nackten Leichen, brennenden Städten und wandelnden Skelletten. (Nazideutschland= Horrorfilm) Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus findet in weiten Teilen über die moralisch-emotionale Ebene statt. Jetzt versuchen Sie mal ein rationales Gespräch mit einer beliebigen Person über die eigenen Körperausscheidungen zu führen ... es wird sehr widerwillig und emotional sein. Keiner, der es nicht aus beruflichen oder persönlichen Gründen muß, schneidet öffentlich dieses Thema an. Dito beim Thema Holocaust. Sicher gibt es nicht wenige,  die auf "Geschichtspornos" stehen (wahrscheinlich mehr als auf dss andere Thema), doch in der breiten Öffentlichkeit will sich eigentlich keiner über ein paar Bekenntnisse hinaus damit befassen.  Im weitesten Sinne sind diese Shiboleths für die Stützen der Gesellschaft, die auch ein gewisses Sozialprestige mitbringen. Die geforderte differenzierte Haltung setzt eine Beschäftigung mit dem Thema voraus, die die meisten aus oben genannten Gründen nicht von sich aus anfangen werden.  Diejenigen, die trotzig die Richtigkeit des damaligen Handelns verteidigen, (also die klassischen Neonazis ), tun es meistens aus gezielter Tabuverletzung heraus.  Für jemanden, der sich in gezielte Opposition zur Gesellschaft stellen will, gibt es keine bessere Provokation : Raub, Vandalismus, ( macht kaputt, was euch kaputt macht), abweichendes Sexualverhalten sind alles mehr oder weniger akzeptierte Formen der Rebellion, die man gerne auch der Gesellschaft selber anlastet, sie psychologisiert oder gar für normal erklärt. Jemand der in einer Kirche auf den Altar kackt (Entschuldigung ), kann sicher mit mehr Nachsicht rechnen,  als einer der ein Hakenkreuz drauf malt. Wer den Holocaust leugnet, begeht sicher keine Halbheit (ihm sind die historischen Tatsachen im Großen und Ganzen wahrscheinlich auch egal), sondern stellt sich bewusst außerhalb der Gesellschaft. Leugnen oder Bejahen des Armeniermordes dagegen ist sozialkonformes Verhalten.

 

Valjean72

10. November 2017 11:55

"Das unterscheidet die neurechte Bewegung eben auch von der Alten Rechten. Es ist Unsinn, schlechte Taten zu guten zu erklären, nur weil sie von den eigenen Vorfahren begangen wurden."

---

Die intellektuellen Köpfe der "alten Rechten" heissen in der Regel mitnichten den Deutschen zugeschriebene Verbrechen gut, sie zweifeln schlicht an der Richtigkeit der offiziellen Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Kein deutscher Rechter vom alten Schlag hat wohl jemals gutgeissen, wenn es hiess deutsche Soldaten hätten im Ersten Weltkrieg belgischen Kindern die Hände abgehackt oder Nonnen ans Kreuz genagelt, wie es vor allen Dingen britische Zeitungen berichteten.

Solch ein aufrechter Altrechter sagte wohl damals wie heute: Das stimmt nicht und es ist eine unverfrorene und charakterlose Unanständigkeit so etwas zu behaupten!

Immerhin, dieses Propaganda-Stück'l aus dem Ersten Weltkrieg wurde zwischenzeitlich auch von offzieller Seite widerlegt.

 

 

 

 

 

 

 

Valjean72

10. November 2017 12:38

"Genau an diesem Punkt werfen Rechte nun begründetermaßen ein, daß eine „Erb-Schuld“ in den Bereich des Religiösen gehöre und im Weltlichen nichts zu suchen habe."

---

Und hier tritt der Kernpunkt meines Unbehagens in Bezug auf die mosaischen Religionen zutage.

Implementierte Ängste und Schuldgefühle sind probate Mittel, um Völker zu führen (bzw. zu knechten)

Wie sah es bis vor einigen Jahrzehnten in den hiesigen Breiten aus?

Der neugeborene Mensch war zum Zeitpunkt der Geburt bereits mit einer ererbten Schuld belastet und konnte diese nur durch Taufe und ein gottgefälliges Leben abtragen. Wie solch ein gottgefälliges Leben auszusehen hatte, legten wiederum kirchliche Hohepriester fest, die dadurch Macht auf sich vereinigten und auch ausübten.

Der Einfluss der christlichen Kirchen in den industrialisierten Ländern ist zunehmend weniger im Volke verankert und damit auch das Prinzip der klassischen „Erbschuld“.

Uns Deutschen wurde als Ersten im großen Stil eine neue Version dieser Schuld (quasi eine Erbschuld 2.0) eingetrichtert. Die Schlüsselaspekte dieser Schuldversion brauch ich hier nicht näher zu erläutern.

Seit einiger Zeit sehen sich auch andere Völker, bzw. weiße Menschen insgesamt, mit solch einer Erbschuld 2.0 konfrontiert. Kerninhalte sind: Kolonialismus, Sklaverei und wirtschaftliche Ausbeutung gegenüber der "nicht-weissen" Welt.

Den vermeintlich menschgemachten Klimawandel ordne ich als eine weitere Version dieser neuen Erbschuld ein. 

nom de guerre

10. November 2017 14:15

@ Valjean72 Man muss kein „Alter Rechter“ sein, um diese Geschichten mit den Kindern und den Nonnen im Ersten Weltkrieg schlicht und ergreifend nicht zu glauben. Warum sollte man auch? Es gab damals viele solche Berichte über angebliche Gräueltaten deutscher Soldaten und gerade das entlarvt sie als üble Propaganda, um den deutschen Gegner zu entmenschlichen. Denn auch wenn man davon ausgeht, dass einzelne Exzesse vermutlich in jedem Krieg möglich sind, ist es abwegig, so etwas in einer disziplinierten Armee wie der des Kaiserreichs ohne Hinzutreten ungewöhnlicher Bedingungen für die Regel zu halten. Das erscheint mir offensichtlich, egal ob nun heute Forscher sich freundlicherweise dann doch mal die Mühe machen, ein paar dreiste Lügen zu widerlegen.

Etwas ganz anderes sind dagegen bestimmte Geschehnisse des Zweitens Weltkriegs, bei denen es sich gerade nicht um einzelne Exzesse handelte, sondern um eine gezielte und belegte Vernichtungspolitik. Hierfür kann man sich als Nachgeborener in der Tat auch heute noch schämen, auch wenn man (wie im Artikel zutreffend beschrieben), natürlich keine Schuld für diese Taten trägt – schließlich waren die meisten der heute Lebenden nicht dabei und um mich in irgendeiner Form schuldig zu machen, muss ich an einem Geschehen beteiligt bzw. in der Lage gewesen sein, es zu beeinflussen. Trotz dieser Schuldlosigkeit würde ich aber zum Beispiel nicht nach Israel fahren und dort irgendjemandem erklären, ich sei stolz auf meinen schwer kriegsversehrten Großvater. Ich schäme mich zwar nicht für ihn persönlich (wieso auch? Wehrdienst verweigern ging damals nun mal nicht und hätte er, wie ich weiß, auch abwegig gefunden), aber sehr wohl für das „große Ganze“, an dem er nolens volens beteiligt war. Jedoch hat diese vergangenheitsbezogene Scham für mich nicht das Geringste mit der Frage zu tun, ob wir Deutsche uns gegen die Preisgabe unserer Kultur wie auch unseres bis dato einigermaßen funktionierenden Staatswesens verteidigen dürfen und sollten. Falls es zu der bizarren Entwicklung kommen sollte, dass wir in ein paar Jahrzehnten ein Kalifat mit ein paar versprengten, sich duckenden Deutschen, ohne vernünftiges Schulsystem und eine geregelte Müllabfuhr haben werden, ändert das an dem, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist, gar nichts, zumal diejenigen, die heute bei uns einwandern, ethnisch und religiös mit den damaligen Opfern nichts gemein haben. Im Ergebnis gibt es daher heute m.E. keinen Grund mehr, sich auf eine Nazidebatte überhaupt einzulassen.

Monika L.

10. November 2017 17:01

Nur ein paar Anmerkungen zum Thema Schuld

1. Erbsünde und Kollektivschuld sind zwei verschiedene Dinge. Die Bibel kennt keine Kollektivschuld. Schon im Alten Testament heißt es in Ezechiel 18,20:

" Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes"

2. Aus christlicher Sicht hat Romano Guardini Wesentliches zur Deutschen Schuld gesagt. Ich verweise auf seine Rede: " Verantwortung. Gedanken zur jüdischen Frage" , gehalten 1952 vor Tübinger Studenten. Den Text findet man in dem Buch: Freiheit und Verantwortung - Die weiße Rose - Zum Widerstand im Dritten Reich. Guardini hält das Wort Kollektivschuld für sinnlos, weil es vor wirklicher Verantwortung ablenkt.

3. Unabhängig von der Schuldfrage stellt sich die Frage: Wem dient der ' Schuldkult'. Der italienische, linke Philosoph Diego Fusaro spricht vom " ideologischen Missbrauch der deutschen Schuld" durch die Amerikaner:

https://m.youtube.com/watch?v=o6SPZZJ6588

4. Die postmodernste Antwort auf den "Schuldkult" ( jenseits von Gut und Böse) findet man in dem Roman "Faber - Der Zerstörer" des französische Philosophen und Schriftstellers Tristan Garcia. Der Vollwaise Medhi Faber, hochintelligent und chaotisch, zerstört den obligatorischen Schulvortrag zur Konzentrationslagerliteratur, gehalten von einem ehemaligen Widerstandskämpfer. Man liest : " Die meisten Schüler waren aufmerksam aus Gewohnheit oder Abstumpfung: Sie wußten, dass man sich betreten geben musste, wenn derart gravierende Themen angeschnitten wurden. " Noch härter: " Einmal hatte Faber behauptet, die einzige Freiheit der Geschichte bestehe darin, dass jede Generation das Recht habe, die gleichen Fehler zu machen wie jede vorhergegangene." Woher rührt der jugendliche Überdruss an der Erinnerungskultur ? Man liest in dem Buch: Was wollte Faber erreichen ? " Er beabsichtigte, einen guten Menschen zu diskreditieren, jegliche Autorität außer der eigenen anzuzweifeln und gegen die Last einer Vergangenheit zu protestieren, die wir nicht erlebt haben, aber die die Ältesten uns aufbürden wollten, damit die Geschichte den Sinn bekam, dem sie ihr Leben geopfert haben."

So kann man es also auch sehen .

Klaus D.

10. November 2017 17:06

Schamkult und psychologische Zusammenhänge - wichtige Erkenntnisse zum Reden ( oder auch Nichtreden) mit Linken, wie ich finde.  ... Juden als "Nazis" ... Der Begriff "Nazi" im linken Antifa-Sprech hat also mit dem ursprünglichen Nationalsozialisten im 3. Reich nun wirrklich nichts mehr gemein. Mal ein nicht so ernster Vergleich: So ähnlich wie in Bayern, wo der "Saupreiß" mit dem ursprünglichen Preußen auch nichts mehr zu tun hat. Ja und das Allerschlimmste, was man sich in Bayern vorstellen kann, ist ein japanischer Saupreiß ...

Neffe Mannheims

10. November 2017 18:39

Nach dem Sündenstolz könnte man nun noch den Schamstolz offiziell einführen:

Ich bin stolz darauf, mich zu schämen ein Deutscher zu sein! ;-)

Im gutmenschigen Teil meines Bekanntenkreises gibt es Leute, die es lieben, sich voller Inbrust für andere Deutsche schämen (Touristen im Ausland, "ewig Gestrige", "dumme Unterschichtler" zum Beispiel). Das bereitet ihnen Lust, macht sie richtig geil.

S.J.

10. November 2017 22:28

 

Schuld und Scham sind miteinander so eng verbunden, dass eine Unterscheidung zwischen einem Schuld- oder einem Schamkult in den Auswirkungen keine großen Unterschiede bringt. In dem Zusammenhang gibt es eine gute Nachricht: In vielen Gesprächen mit jungen Heranwachsenden zeigt sich ausgesprochen mehrheitlich eine vernünftige, pragmatische Haltung. Die Geschehnisse der „12 Jahre“ will selbstverständlich niemand vergessen und betrachtet es als Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten und wachsam zu bleiben, lehnt es aber ab, aus Gründen des gesunden Menschenverstandes eine persönliche Schuld oder Scham zu verspüren (man wurde schließlich weit danach geboren!) und daraus folgend eine weitere Verantwortung in unmittelbarer politischer oder finanzieller Hinsicht zu tragen. Klar formuliert: Es ist zu bezweifeln, dass eine Mehrheit der Heranwachsenden sich mit dem Verweis auf die Ereignisse von damals einspannen ließe, auf sich in der Gegenwart entwickelnde Ereignisse, die die politische Linke beunruhigen mögen, mehrheitlich so zu reagieren, als trügen sie eine persönliche Schuld und müssten auf der Strafbank eine Zeitstrafe absitzen. Eher täte diese Generation es, weil sie durch One-World-Ideologeme oder Toleranz-Appelle geprägt wird.  

Herr K.

11. November 2017 00:24

@SJ

Dann bitte ich Sie zu bedenken, weshalb auch die unsinnigsten Toleranzapelle so beflissentlich befolgt werden.

Heinrich Brück

11. November 2017 02:24

"Falls es zu der bizarren Entwicklung kommen sollte, dass wir in ein paar Jahrzehnten ein Kalifat mit ein paar versprengten, sich duckenden Deutschen, ohne vernünftiges Schulsystem und eine geregelte Müllabfuhr haben werden, ändert das an dem, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist, gar nichts,"

Es ändert alles.

Franz Bettinger

11. November 2017 04:53

@ S.J. 

Wenn mir das "Fremdschämen" nicht zuwider wäre, könnte ich mich - nein, nicht über die Generation meiner Eltern und Vorfahren, wie billig! -  allenfalls über meine eigene und die nach mir geborenen Generationen schämen. Doch es ist eigentlich kein Schämen, sondern eine Entrüstung, die darin gründet, irgendwie, zu recht oder zu unrecht, in die Reihe dieser Versager gestellt zu werden, die das Heiligste untergehen lassen, ohne vermutlich auch nur einen Schuss abgeben zu wollen, eines Volkes ohne Stauffenbergs. Jedes gesunde Empfinden scheint in diesem Volk erstickt worden zu sein. Wie erbärmlich! (Ja, löschen Sie's ruhig wieder; ich versteh es ja, kann oder will mich aber nicht anders ausdrücken.)

Valjean72

11. November 2017 13:35

@Monika L: "Nur ein paar Anmerkungen zum Thema Schuld 1. Erbsünde und Kollektivschuld sind zwei verschiedene Dinge. Die Bibel kennt keine Kollektivschuld."

---

Aber ist es nicht bemerkenswert, dass das einzige Hochtechnologie-Land, welches nicht maßgeblich vom Christentum geprägt wurde, auch das einzige Hochtechnologie-Land ist, welches sich bis dato gegen das Dogma der Vorzüge einer multikulturellen Gesellschaft und folglich auch gegen Masseneinwanderung sperrt? Die Rede ist natürlich von Japan.

Tony

11. November 2017 13:51

"Die Deutschen haben oft den Fehler begangen, sich durch Schicksalsschläge beirren zu lassen. Einzelwesen müssen sich in ihr Schicksal ergeben; Nationen niemals." 

Mme de Staël: "De l'Allemagne"

 

Selbstdenker

11. November 2017 14:27

bei mir persönlich ist dieser Schuld oder Schamkult völlig abgeprallt muss ich sagen.  Ich habe auch nie dieser Kriegsgenaration  einen Vorwurf gemacht, weil das für mich nicht wichtig war. Ich kann desshalb auch nicht verstehen, wie das heute noch Menschen vom rationalen Denken abhält.

S.J.

11. November 2017 14:53

@ Herr K., Franz Bettinger

Mir ist völlig klar, was Sie meinen und ich hielte mich hier nicht auf, wenn ich nicht im Großen und Ganzen wie Sie dächte; bestehende Unterschiede und die verschiedenen Gepflogenheiten im Sprachgebrauch sind normal und begrüßenswert.

Natürlich leisten eine Reihe von Faktoren ganze Arbeit, um das zu formen und zu erhalten, was man als Mainstream bezeichnen könnte. Der Druck ist groß. Es ist aber gut zu wissen, wie sehr sich manche der Mittel abgestumpft haben (das bringt die Moralpolizei ja so in Rage) und die heutige Jugend die von mir beschriebene Haltung einnimmt. Aber lassen wir mal die "Zwölf Jahre" beiseite; darüber wurde schon genug gesprochen und jeder gebildete Mensch kennt seine Aufgaben.

Wenn es etwas gibt, was in der Gesellschaft dringend diskutiert werden müsste, dann ist es die Tatsache, dass Gesellschaften Eigenverantwortung tragen für die Zustände vor Ort. Es ist beunruhigend zu wissen, wie viele Leute Kinderarmut oder marode Schulgebäude in Deutschland irgendwie übersehen und beim Gedanken kaum noch in ihren bundesrepublikanischen Betten schlafen können, dass in den USA ein Donald Trump seit einem Jahr Präsident ist; ganz so, als wären 250 Millionen Amerikaner und ein paar Journalisten der Öffentlich-Rechtlichen nicht völlig ausreichend, dieses Problem zu lösen. 

Monika L.

11. November 2017 14:58

@Valjean72 

Ja, warum wohl ? Ich habe zwar keine Ahnung von japanischer Kultur, aber mit Schuld scheint man da eher locker umzugehen. Gegen die japanischen Menschenexperimente wirkt ein " Josef Mengele fast wie ein Schulbube" :

https://www.deutschlandfunkkultur.de/japan-ist-eine-kultur-der-schande-der-scham.954.de.html?dram:article_id=146828

 

nom de guerre

11. November 2017 15:34

@ Heinrich Brück >>Es ändert alles.<<

 Ja, natürlich ändert es alles - auf die Zukunft bezogen. Aber das Geschehenlassen dieser Entwicklung ändert aus offensichtlichen Gründen nichts an der Vergangenheit. Und deshalb taugt diese Vergangenheit nicht als Argument dafür, dieses Geschehenlassen einzufordern bzw. die Gefahr zu leugnen.

@ Monika L. >>Die Bibel kennt keine Kollektivschuld.<< Was die Bibel aber sehr wohl kennt, ist die Kollektivbestrafung, denn es gibt bekanntlich im Alten Testament mehrere Stellen, an denen Orte oder Völker mit Kind und Kegel ausgelöscht werden, weil sich Teile dieser Gruppe irgendwie schuldig gemacht haben. Ich glaube schon, dass diese Vorstellung vom (aus Sicht der Gläubigen legitimen) Zorn Gottes die von der christlichen Kultur geprägte Psyche dahingehend beeinflusst hat, dass viele von uns vielleicht eher bereit sind, schädliche Entwicklungen als eine kollektive Bestrafung anzunehmen, wenn uns jemand sagt, dies stehe bspw. mit einem Vergehen unserer Vorfahren in Verbindung.

Leser

11. November 2017 15:47

Guten Tag!

Nach 40 Jahren Ostzone rauschen ideologische Etiketten leider an mir vorbei und das Interesse an der jüngeren deutschen Geschichte führt eher zu Sachfragen, über die auch antaios wichtiges veröffentlicht hat. Statt Beispielen: Solange die beachtliche Liste der kriegs-initiierenden Mächte / Politiker und deren Kriegsverbrechen nicht öffentlich kommuniziert wird, kann man die deutsche Rolle überhaupt nicht vernünftig "einsortierten".

 Angenehmes Wochenende!

Der_Jürgen

11. November 2017 16:15

@Monika @Valjean72

Zu Ihrer Diskussion: Valjean - mit dessen sonstigen Kommentaren ich übereinstimme - versucht wie viele deutsche Rechte, das Christentum für den Verzicht der meisten Deutschen auf Verteidigung ihrer Identität, ja Existenz verantwortlich zu machen. Bis zum Exzess wird diese These insbesondere von den Neuheiden verteidigt, z. B. vom Thule-Zirkel um Pierre Krebs (den ich als gebildeten und idealistischen Mann durchaus schätze, dessen Verblendung in diesem Punkt mich jedoch nervt). Gewöhnlich verfechten diese Gegner des Christentums auch die Ansicht, dieses sei die schärfste Waffe des altbösen Feindes Europas, um die abendländischen Völker wehrlos gegen ihre geplante Zerstörung zu machen. 

Diese "Das Christentum ist schuld an unserem ethnischen Untergang"-Theoretiker mögen doch bitte einfache und klare Antworten auf folgende einfachen und klaren Fragen erteilen:

1) Unter dem Christentum blühte West- und Mitteleuropa, seit seinem Abfall geht es radikal mit ihm rapid abwärts. Ist das bloss ein bedauerlicher Zufall?

2) Wenn das Christentum die Waffe des altbösen Feindes Europas ist, wieso hat dieser denn vor allem die katholische Kirche mit beispielloser Verbissenheit bekämpft, bis es ihm ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gelang, sie schrittweise von innen her zu unterwandern?

3) Wie kommt es, dass das immer noch sehr katholische Polen unbeirrt für seine Identität kämpft, keine muslimischen und afrikanischen Kulturbereicherer ins Land lässt, seine Grenze mit Rosenkranzgebeten schützt und sich keinen Pfifferling um das multikulturelle Geschwätz des mittelmässigen Papstdarstellers aus Argentinien schert? Wo bleibt denn da der den Polen "vom Christentum eingeimpfte Schuldkomplex"?

All dies wurde schon X mal gesagt, auch auf diesem Blog. Es verdriesst einen mächtig, dass dermassen offenkundig falsche Behauptungen anscheinend nicht totzukriegen sind. Wir orten die faktenresistenten Dickköpfe immer nur im linken Lager, obwohl auch die Rechte reichlich mit solchen Scheuklappenträgern gesegnet ist.

Obwohl es nicht meine Aufgabe ist, hier Bücher zu bewerben, möchte ich doch jedem, den diese Diskussion interessiert, die Lektüre von Lichtmesz' "Kann nur ein Gott uns retten?" aufs eindringlichste ans Herz legen, sofern er es noch nicht gelesen hat. Es gibt einige Bücher, die ich als "Pflichtlektüre für intelligente Rechte" bezeichnen würde, und dieses gehört auf jeden Fall dazu. Ebenso wie Raspails "Heerlager des Heiligen", dessen Autor, obgleich gläubiger Katholik, offenbar ganz und gar nicht unter Schuldkomplexen und manischer europäischer Todessehnsucht leidet.

quarz

11. November 2017 17:36

@Valjean

Auch Südkorea ist ethnisch sehr homogen, obwohl etwa ein Drittel der Südkoreaner Christen sind. Vielleicht hilft aber auch der Umstand, dass die ostasiatischen Staaten die höchsten Durchschnitts-IQs der Welt haben bei der rationalen Einschätzung des Migrationsgeschehens. Jedenfalls ist es wahrscheinlich, dass diese Region das Rückzugsgebiet der Zivilisation wird, falls wir es in der westlichen Kultur vergeigen und an unserem Weltrettungsfanatismus zugrunde gehen.

Solution

11. November 2017 18:43

@quarz

China z.B. hat drei große Fehler gemacht:

1. hat das Nichtgelten der 1-Kind-Politik die "Minderheiten" (180.000.000?) gestärkt.

2. wurde der Islam, der sich zunehmend dort terroristisch betätigt, nicht Ernst genug genommen.

3. gibt es eine farbige Dritte-Welt-Einwanderung, z.B. von schwarzen Afrikanern, die in einigen Städten schon beachtliche Kleinkolonien bilden.

Alle homogenen Völker sind bedroht.

Japan macht es da von allen intelligenten Völkern am besten. Fragt sich, wie lange noch.

Valjean72

11. November 2017 19:25

@Der_Jürgen: "3) Wie kommt es, dass das immer noch sehr katholische Polen unbeirrt für seine Identität kämpft, ..."

---

Das ist jetzt nicht Ort und Gelegenheit für einen Grundsatzdiskussion, darüber hinaus sehe ich mich auch nicht in kompletter Opposition zum Christentum.

Aber auf einen Aspekt will ich doch eingehen, da Sie Polen und Osteuropa insgesamt ins Feld geführt haben, indem Sie äusserten, dass es dort keine kulturelle Selbstverleugnung geben würde, demnach der - von mir zwischen den Zeilen vorgebrachte- Einwand eines Zusammenhangs zwischen Christentum und multikultureller Selbstauflösung in den westlichen Industriestaaten, beiseite gewischt wäre.

Nun, die osteuropäischen Staaten - allen voran Polen - haben gegenüber den westeuropäischem Staaten - und hier allen voran Deutschland - den unbeschreiblichen Vorteil, in der offiziellen Geschichtsschreibung ungleich besser wegzukommen.

Wenn wir nun das europäische Völkerpaar Polen/Deutschland in der Geschichtsschreibung und in der medialen Darstellung näher betrachten, dann haben wir auf der einen Seite das "absolute" Tätervolk und auf der anderen Seite der moralischen Bewertungsskala das Opfervolk, gleichsam einen "Christus unter den Nationen" (A. Mickiewicz)

Die Ausgangssituationen sind also grundverschieden, ja diametral entgegen gesetzt und folglich kann es nicht verwundern, dass der seelische Zustand beider Völker ein gänzlich anderer ist.

Japan ist mE ein gutes Bespiel, da dieses Land wie Deutschland total besiegt und auch in der Geschichtsschreibung in den schwärzesten Farben geschildert wird.

Aber im Gegensatz zu Deutschland hält man an den überlieferten Tradtionen, am überliefertem Volkstum fest und sperrt sich den Forderungen der Globalisten, das Land für kulturfremde Einwanderer weit zu öffnen.

Unlängst wurde auf ZEIT-Online eine Kölner Pastorin vorgestellt und der Artikel mit einem Zitat dieser Frau als Titel versehen:

"Wer sagt denn, das Deutschland den Deutschen gehört?"

 

Monika L.

11. November 2017 19:34

" Diese "Das Christentum ist schuld an unserem ethnischen Untergang" Theoretiker ....

@Der Jürgen

Danke, es ist so ungeheuer langweilig, immer wieder diese alte heidnische Leier zu hören !

Wie schreibt Theodor Haecker in den "Tag- und Nachtbüchern" :

" Die deutsche Hergottreligion verheißt nicht ein ewiges Leben oder gar eine Auferstehung des Fleisches. Das steht fest. Sie scheint aber zu verheißen den ewigen Bestand des deutschen Volkes.,Das ist natürlich ein platter Unsinn. Dieser Planet hat einmal angefangen, so wird er auch einmal aufhören. Es ist erstaunlich, daß die Deutschen, so stolz auf ihre Wissenschaft, einen solchen Unsinn hinnehmen. Ich kann etwas glauben, dessen letzter Sinn mir verhüllt ist. Und das tue ich als Christ. Ich kann aber nicht etwas glauben, was überhaupt keinen Sinn hat." ( 1940)

Im Rückblick kann man sagen, dass die von Haecker sog. " Herrgottreligion" den  ethnischen Untergang unseres Volkes herbeigeführt hat. Das von den übriggebliebenen Deutschen hervorgebrachte Wirtschaftswunder scheint mir keine Kulturleistung zu sein. 

Schade, es hötte sich eine interessante Diskussion entwickeln können. 

Valjean72

11. November 2017 19:50

@quarz:

Mein Hauptinteresse, also das, was mich antreibt, ist nicht der Fortbestand der sogenannten westlichen Zivilisation, sondern der Fortbestand meines Volkes in Freiheit.

Was interessieren mich "konsumistisches Flittergold", "Ehe für alle" oder nun offiziell ein "neues drittes Geschlecht", wenn sich der Untergang des deutschen Volkes am Horizont abzuzeichnen beginnt?

Dieser Schmonzenz kann meinethalben untergehen und soll sogar untergehen, wenn dies die Voraussetzung für die notwendige Kehrtwende ist.

 

 

Der Feinsinnige

11. November 2017 21:12

 

@ nom de guerre

„Jedoch hat diese vergangenheitsbezogene Scham für mich nicht das Geringste mit der Frage zu tun, ob wir Deutsche uns gegen die Preisgabe unserer Kultur wie auch unseres bis dato einigermaßen funktionierenden Staatswesens verteidigen dürfen und sollten.“

Dies ist der ganz entscheidende Punkt, den es immer und immer wieder zu betonen gilt und der nach und nach auch in die veröffentlichte Diskussion vordringen muß.

Mit den Worten von Peter Sloterdijk:

„Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.“

https://www.cicero.de/innenpolitik/peter-sloterdijk-ueber-merkel-und-die-fluechtlingskrise-es-gibt-keine-moralische

Götz Kubitschek hat am Ende seiner Pegida-Rede vom 10.4.2017, in diesem Block abgedruckt, gesagt, es bedürfe „einer erinnerungs- und geschichtspolitischen Wende, aber nicht einer, die etwas von dem aussparte, was geschah, sondern einer, die sich reif, aussöhnend, aushaltend, einordnend erinnert, und die aus dieser Erinnerung keine Keulen gegen politische Gegner schnitzt.“

https://sezession.de/57211/?komplettansicht=1

In diesem Sinne Sinne gilt es, die „Vergangenheitsbewältigung“ nicht frontal zu bekämpfen (was taktisch und inhaltlich in die Sackgasse führen würde), sondern ihre Protagonisten mit ihren tagespolitischen Zielen und ihren Moral-Keulen oder auch „Nazi-Keulen“ souverän ins Leere laufen zu lassen.

@ S.J.:

Gerade aus den eben genannten Gründen machen Ihre Beobachtungen bezüglich der vernünftigen, pragmatischen Haltung vieler Heranwachsender Hoffnung.

Selbst wenn diese Art Diskussion gerade hier schon x-mal geführt worden ist, sie ist und bleibt wichtig und zum Schärfen der eigenen Argumentationslinie nützlich.

Gustav Grambauer

11. November 2017 21:40

Ein kurzes Reinhören / Reinschauen für eine halbe Minute in jede beliebige Stelle einer jeden beliebigen Umerziehungs-Reportage im BRD-Gehirnwasch-Fernsehen, nur als ein Beispiel unter Tausenden sei empfohlen:

https://www.youtube.com/watch?v=dhCtLBufAOM

offenbart die ganze Hohlheit des Schuld-Scham-Kultes. Es ist reine Götzenbeschwörung, schon der Titel sagt es ja, und diese Götzen sollen nach 80 Jahren noch aus dem Beton herausgeaugt werden wie das allerletzte armselige Tröpflein Saft aus der vertrockneten Zitronenschale, was aber für das geübte Ohr und Auge nur grotesk und lächerlich wirkt. Habe irgendwann aufgehört, die selbstverständlich dokumentaristisch-neutral und versachlichend gemeinten (har ...) Worte "dunkel", "finster", "böse" usw. zu zählen, das augurenhafte Heben und Senken der Stimme dabei hat mir schon genügt. Oder man könnte sagen, es soll beim Zuschauer der Eindruck einer Eingeweide-Schau durch fachkundige Schamanen entstehen - das Problem ist nur, daß außer Knochen gar nichts mehr da ist. Es fällt wieder mal der notorische blasiert-näselnde Tonfall auf, der intellektuelle Distanz suggerieren und damit den Le-Bon-Nimbus akademischer Gediegenheit erzeugen soll, was aber zumindest bei mir mißlingt; außerdem die langen Kunstpausen sogar innerhalb der einzelnen Sätze sowie die verschrobene (Chomskyanisch: "modulare") Syntax des Satzbaus ('Objekt - Imperativ - Verb - Kunstpause - Substantiv' / 'In Prora sollen sie anlegen - Kunstpause - die KdF-Schiffe' oder zumindest 'Subjekt - Kunstpause - subjektbezogenes Personalpronomen - Verb - Objekt'). Zur Untermalung gibt es wieder diese Hollywood-Grusel-Musik, bei deren Ertönen man schon weiß, daß gleich wieder erinnerungskulturelle Erwachsenenpädagogik kommen wird. Die ganze Reportage ist von der ersten bis zur letzten Sekunde nur ein einziger lächerlicher, aufgeblasener (dramatisierender), wichtigtuerischer und hochgradig irrationaler Budenzauber - wobei der Clou der bizarre Kontrast der Aussage dieses APO-Opas dazu ist: "... weil ich so einen ungebändigten Glauben an die Vernunft im Menschen habe" (bei 22:07), und der dann völlig ironiefrei und gänzlich untotalitär auch noch sagt, er hätte gern in Prora "Architektur von Liebeskind und den anderen Großen - Weltarchitekten" (sic!!!).

Wie kann man nur auf so eine billige Masche hereinfallen, die aber eben nur pars pro toto für das insgesamte Niveau und die insgesamte Substanzlosigkeit der BRD-Umerziehungspropaganda auf allen Kanälen steht!

(Nebenbei gesagt sehe ich ein, daß totalitäre Systeme mit häßlicher Architektur suggestiv arbeiten, klar. Das gilt dann aber auch für Liebeskind selbst, und zwar in ganz besonderem Maße, zumal er genau wie kaum ein anderer weiß, was er in der Hinsicht anrichtet und dies auch anrichten will. Und zwar hier und heute. Systematisch und methodisch.)

... wann kommt die Aufarbeitung der Aufarbeitung?! In diesem Sinne ... 

- G. G.

Dodecan

11. November 2017 22:39

In der Kette Schuld - Geschichte - Wissenschaft – Wahrheit kommt man schnell an den Punkt der Wissenschaftstheorie und dann aber auch in den Glauben (ich glaube z.B. an Popper hinsichtlich – aber auch nur dort – des empirischen Falsifikationsprinzips vs Positivismus).

Zum Positivismus schreibt Danisch heute sehr gut:

„Nun gibt es ja unter Geisteswissenschaftlern die Ansicht, dass man seine Behauptungen nicht belegen, beweisen, herleiten müsse (und könne, Stichwort Positivismus), sondern dass Wissenschaft wäre, einfach zu behaupten, was einem in den Kram passt, und es dann die Aufgabe des Publikums wäre, das zu widerlegen. Und wenn gerade keiner kommt, der es widerlegt, dann hat man Glück gehabt, ist Wissenschaftler und wird Professor.

Kommt dann doch einer, dann muss man den einfach bekämpfen oder unglaubwürdig machen, und dann ist man auch Wissenschaftler und wird Professor. Der Vorteil der Geisteswissenschaften ist, dass es auf den Inhalt überhaupt nicht ankommt, man nur ab und zu mal einen abmurksen und die Menge durch Drohung zum Schweigen bringen muss. Wissenschaft kann so einfach sein. “

Insofern ist mein Gefühl des "Unschuldigseins" ein Glaube, solange mir die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Analyse der Geschichte verwehrt sind.

Paracelsus

11. November 2017 22:54

Für mich sind die Kernsätze dieses Artikels folgende:

"Es geht um Scham. Anders als bei der Schuld bezieht sich das „Falsche“ nicht auf Handlungen, sondern vielmehr auf das Wesen selbst. Allein durch sein „So-sein“ ist es schon verkehrt, dabei ist völlig egal, was es tut, es ist immer schon falsch, schon allein nur weil es Ausdruck seiner selbst ist. ... Das Deutsch-Sein und die eigene Identität sollen schon als solche schambehaftet assoziiert werden..."

Sehr gut, diese Differenzierung: nicht Schuld, weil die dazugehörige Tat konnten die allermeisten heutigen Deutschen nicht getan haben, sondern Scham. Eine Beschämung, die auf den Menschen selbst zielt. Diese Beschämung soll der Deutsche annehmen, er soll sich als Deutscher verleugnen, um ein "gleichberechtigtes" Mitglied der Menschheitsfamilie zu werden. Dies ist die Ideologie, die hinter dem steht, was wir hier und viele andere woanders  als "Schuldkult" bezeichnen. Wer nicht Scham über sein Deutschsein empfindet/bekundet, ist nicht Teil der Gemeinschaft, für den ist "kein Platz", gegen den formieren sich "breite Bündnisse" usw.

Die Dramatik liegt nun darin, dass auf diese Weise durch Scham gebundene, entwicklungsbehinderte Menschen leben. Das Festhalten an der Schampflicht heißt m.a.W. : wir können Dich, Deutscher, nur als seelischen Krüppel gebrauchen und ertragen.

Ralf Kaiser

11. November 2017 23:56

@ Der Jürgen

Genervt und verdrossen sind Sie, wenn Sie hier Äußerungen lesen, die nicht Ihrer Meinung entsprechen, und doch stellen Sie Fragen, deren Beantwortung Sie wiederum nerven, verdrießen und zu einer Erwiderung epischen Ausmaßes provozieren wird. Aber sei's drum.

Zu 1):  Was verstehen Sie unter dem höchst subjektiven Begriff der "Blüte", auch im Vergleich mit der vorchristlichen Zeit? Ich für meinen Teil halte das Abschlachten von Andersgläubigen nicht für einen zivilisatorischen Fortschritt.

Zu 2) und 3): Die katholische Kirche wurde angegriffen, weil sie in den Augen dieser Feinde eben noch nicht christlich genug war. Mancherorts, wie in Polen, gibt es noch Restbestände dieser alten Kirche.    

Trotz all Ihrem Zorn auf die angebliche Unbelehrbarkeit Andersgläubiger: Diese werden, sofern die Bademeister es erlauben, auch weiterhin hier ihre Meinung äußern.    

Cacatum non est pictum

12. November 2017 01:32

@nom de guerre

Etwas ganz anderes sind dagegen bestimmte Geschehnisse des Zweitens Weltkriegs, bei denen es sich gerade nicht um einzelne Exzesse handelte, sondern um eine gezielte und belegte Vernichtungspolitik.

Die abgehackten belgischen Kinderhände waren auch belegt. Hundert Jahre lang.

@Leser

Statt Beispielen: Solange die beachtliche Liste der kriegs-initiierenden Mächte / Politiker und deren Kriegsverbrechen nicht öffentlich kommuniziert wird, kann man die deutsche Rolle überhaupt nicht vernünftig "einsortierten".

Man kann sie auch nicht unvernünftig einsortieren, sondern gar nicht. Das scheinen aber selbst viele Sezessionisten nicht verstanden zu haben.

@quarz

Auch Südkorea ist ethnisch sehr homogen, obwohl etwa ein Drittel der Südkoreaner Christen sind. Vielleicht hilft aber auch der Umstand, dass die ostasiatischen Staaten die höchsten Durchschnitts-IQs der Welt haben bei der rationalen Einschätzung des Migrationsgeschehens. Jedenfalls ist es wahrscheinlich, dass diese Region das Rückzugsgebiet der Zivilisation wird, falls wir es in der westlichen Kultur vergeigen und an unserem Weltrettungsfanatismus zugrunde gehen.

Den IQ lassen Sie mal besser außen vor. Der ist bei den autochthonen Deutschen auch ziemlich hoch, und trotzdem verkennt man die politische Lage hier frappant.

Lotta Vorbeck

12. November 2017 08:28

@nom de guerre - 10. November 2017 - 01:15 PM

Demjenigen, welcher nicht von Kindesbeinen an in fader BRD-Toleranzsoße gegart wurde, ist schlicht nicht zu vermitteln, weshalb er sich für Jahrzehnte vor seiner Geburt im Präteritum zu verortende Sachverhalte in irgeneiner Weise zu schämen, schuldig zu fühlen oder gar zu verantworten hätte.

Ein einmal begonnener Krieg folgt den Gesetzmäßigkeiten des Krieges.

Schlußendlich handelt es sich bei einem Krieg nicht ein x-beliebiges Sportereignis.

Krieg liebe Nom de guerre (sic!) heißt Sieg oder Untergang.

Der jeweilige Sieger schreibt die Geschichte und schert sich keinen Deut darum, mit welchen vom Kriegsrecht womöglich nicht gedeckten Mitteln sein Sieg errungen worden ist.

Michael Klonovsky notierte zum 11. November 2017:

"Wenig hat die Gesinnungsflittchen des hiesigen Propagandabetriebs in den letzten Jahren mehr geärgert als das anno 2014 von ihnen nicht mehr verhinderbare Update bei der Beantwortung der Frage, wer denn nun den Ersten Weltkrieg ausgelöst habe. Seither hat sich auch in der deutschen Provinz das allgemeine historiographische Erkenntnisniveau durchgesetzt, aber die Wut über den Schuldraub sitzt tief. Gestern Abend entlud sie sich in der Tagesschau, wo eine Kommentatorin anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte am elsässischen Hartmannsweilerkopf verkündete: "In Frankreich ist der Krieg bis heute sehr gegenwärtig. In Familien, in der gesamten Gesellschaft. Deutlich mehr als in Deutschland, das den Nachbarn überfallen und diesen Krieg angezettelt hatte." Fake News, Geschichtsklitterung und Hetze auf Steuerzahlerkosten und zur Hauptsendezeit! Es gibt nicht einen einzigen Historiker, der dergleichen je behauptet hat. Nicht einmal der geläuterte Nazi und Kaiserreichshauptankläger Fritz Fischer wäre so weit gegangen. Aber wahrscheinlich besteht die Strategie der Geschichtsumdeuter darin, dass sich in ein paar Jahren jeder verdächtig macht, der überhaupt weiß, welche Bündnisse und politischen Ränke dem Krieg vorausgingen, wann die Franzosen den Deutschen das Elsass wegstahlen oder wer von beiden 1939 dem anderen den Krieg erklärt hat."

quarz

12. November 2017 13:15

@Solution

China ist in diesem Zusammenhang freilich insofern ein Sonderfall, als es ein Vielvölkerstaat ist, in dem neben der Mehrheit der Han-Chinesen schon lange Ethnien in großer Bevölkerungszahl leben. Aber eben tendenziell auch in separaten Territorien. Auch wenn dort Fehler begangen wurden, traue ich den Chinesen eher als unseren Götterdämmerern zu, das Steuer entschieden herumzureißen, wenn der Hut brennt.

 

@Cacatum

Der IQ ist eben nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Und der Umstand, dass wir gerade in Massen Leute aus notorischen Niedrig-IQ-Ländern importieren, hat beträchtlichen kausalen Anteil daran, dass unsere Energien durch die Handhabung der daraus resultierenden Probleme so stark gebunden werden, dass uns diese Fesselung daran hindert, unser Gemeinwesen hochseetauglich zu halten und überhaupt klaren Kopfes über den Kurs nachzudenken. Vor der breiten Masse lässt sich das nur deshalb noch verbergen, weil im Augenblick durch glückliche Umstände, die mit all dem wenig zu tun haben, die Wirtschaft brummt und die Staatseinnahmen sprudeln. Und fette Martinsgänse rebellieren nicht.

Maiordomus

12. November 2017 13:53

@Ralf Kaiser. Lächerlich, die gewiss zwiespältige Geschichte des Katholizismus im Abendland auf das "Abschlachten Andersgläubiger"  reduzieren zu wollen, so kann man nun mal die Auseinandersetzung mit dem Islam vom 8. Jahrhundert bis Prinz Eugen wirklich nicht reduzieren, zumal auch nicht die Kreuzzüge, in deren Epoche die Ritterorden immerhin 1 500 Spitäler gegründet haben, über alles gesehen waren die Kreuzzüge vermutlich eine doch eher fruchtbarere Epoche, auch im Hinblick auf die Horizonterweiterung, als die Politik der Amerikaner und Engländer im Nahen Osten in den letzten 50 Jahren und zumal in den Irakkriegen. Und auch selbst die deutsche Kriegspolitik der Weltkriege, so verhängnisvoll sie im Detail war, bestand strategisch bei näherem Hinsehen nun mal nie nur einfach aus dem Ziel "Abschlachten des Gegners". Goethe hat im Zusammenhang mit Friedrich dem Grossen und dessen "Antimachiavell" wohl mit Recht gesehen, "dass man vom moralischen Standpunkt keine Weltgeschichte schreiben kann". In einem ca. vorgestern unterdrückten Beitrag auf dieser Seite erlaubte ich mir die Aussage, dass läppischer Moralismus nicht nur für Linke eine Gefahr ist, sondern dass er auch bei rechten Darstellungen historischer Ereignise vorkommt, nur dass man es dann mit den Opferzahlen oft umgekehrt proportional halte. Von Bedeutung wäre freilich ein tieferes Besinnen auf die Rolle des Christentums in den Weltbürgerkriegen der vergangenen Jahrhunderte und der Gegenwart.

 

Las dieser Tage ein grandioses Buch des grossen katalanischen Schriftstellers Josep Pla über das Kloster Poblet und generell über den Barbarismus Linker und Liberaler in den spanischen Bürgerkriegen seit Napoleon, was diesen ehemaligen Linken, dessen Schriften in Franco-Spanien noch lange verboten blieben, im Bürgerkrieg vor 1939 aus Abscheu vor den unvergleichlichen Zerstörungen von Klöstern und Kirchen und aus Abscheu vor den Massenmorden an Priestern, Mönchen und Nonnen sich zuletzt für die Franco-Seite als das geringere Übel zu verwenden. Der 1979 verstorbene katalanische Patriot, in seiner Jugend durchaus ungläubiger Anarchist, Josep Pla, war der Meinung, dass die Darstellungen der Jahrhundertauseinandersetzungen nicht nur in und um Katalonien und Spanien durchwegs tendenziös sind und am eheste die Vögel sich noch objektiv äussern. So zum Beispiel singt die Wachtel auf Katalanisch: Blat segat! Blat segat! was geschnittener Weizen heisst, also eine Anspielung auf die katalanische Nationahymne "El segadors" zu sein scheint, die jetzt im Hinblick auf die Freilassung der politischen Gefangenen allenthalben gesungen wird. Der Kuckuck hingegen ruft auf Katalanisch: No puc! No puc! Was gleichbedeutend ist mit "Ich kann nicht!" Ich erwähne das, weil die Sprache der Vögel wohl eher noch das politisch Elementare ausdrückt als die hassgeschwollenen Polemiken hüben und drüben. Klar scheint mir aber, dass man am Beispiel der iberischen Halbinsel und der spanischen Bürgerkriege, auch der spanischen Reconquista, über die geistige Situation von Europa früher und heute viel lernen kann. Die Reduktion auf Hass und Parteilichkeit genügt nicht. Insofern scheint das Schweigen der Mönche in Montserrat und Poblet (der Abt von Montserrat wollte mir à tout prix keine Stellungnahme abgeben zur gegebenen Lage im Land) sowie ihre Gesänge langfristig von grösserer Bedeutung zu sein als jedes politische Palaver. So sah Josep Pla die Situation bereits 1979, als er kurz vor seinem Tode eine grandiose Hommage auf das Wirken der Zisterzienser in Katalonien schrieb. Ähnlich wie der Philosoph Miguel de Unamuno, gest. 1936, hielt er trotz persönlichem Unglauben den Katholizismus für die iberische Halbinsel für kulturell konstitutiv, was ihn als einen der wenigen spanischen Aufklärer in der Situation des Bürgerkrieges in ein echtes Dilemma brachte. Es scheint aber offenkundig, dass der Sieg Francos für Spanien wohl Übel war und dass der spanische Bürgerkrieg auch eines der bedeutendsten Lehrbuch-Beispiele für das Wirken westlicher Lügenpresse geworden ist, mit Nachwirkungen bis heute, vgl. die Legenden um Guernica usw. Wie verlogen die Auseinandersetzungen waren, lässt sich ausser beim grandiosen Josep Pla (Gesamtausgabe seiner Werke beträgt 32 Bände) aus eher linker Sicht zumal im Kriegstagebuch "Mein Katalonien" von George Orwell nachlesen. Ich bringe dieses Beispiel deswegen, weil die spanischen Bürgerkriege (es gab deren mindestens ein halbes Dutzend) einen exemplarichen Charakter haben zum Teil auch für das Verständnis des europäisch-amerikanischen Weltbürgerkrieges der heutigen Zeit. 

 

nom de guerre

12. November 2017 14:40

 

@ Der Feinsinnige Ihnen und den beiden Zitaten stimme ich voll und ganz zu (das Sloterdijk-Interview im Cicero wie auch die abgedruckte Pegida-Rede habe ich damals gelesen und fand beides weitgehend sehr einleuchtend) – wenn es uns gelänge, diese unselige Verbindung zwischen einer (wie ich finde, zu Recht) negativen Bewertung bestimmter Ereignisse der Vergangenheit und den heutigen Maximen politischen Handelns aufzulösen, wären wir schon ein ganzes Stück weiter.

@ Cacatum non est pictum + @ Lotta Vorbeck Kann es sein, dass wir aneinander vorbeischreiben? Ich bezog mich gar nicht primär auf deutsche Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, sondern auf den Holocaust. Hinsichtlich der Kriegsverbrechen stimme ich Ihnen teilweise zu, hier sollte man nicht in jedem einzelnen Fall die Bewertung der offiziellen Geschichtsschreibung übernehmen, diese ist nun mal (notwendigerweise?) tendenziös. Dennoch halte ich es für einen Fehler, liebe Lotta Vorbeck, alles, was damals (beispielsweise bei der Partisanenbekämpfung) passiert ist, unter die von Ihnen gebrauchte, grundsätzlich natürlich zutreffende Prämisse >>Krieg […] heißt Sieg oder Untergang.<< zu subsumieren und damit ad acta zu legen. Üble Dinge (um es mal so allgemein wie möglich zu formulieren) sind und bleiben übel, egal ob der, der sie tut, eine wirkliche Wahl hat oder ob sich die Gegenseite mitunter genauso übel verhält. Und was den Holocaust angeht: Etwas verkürzt gesagt hätte es diesen ohne den Zweiten Weltkrieg nicht geben können, nicht nur, weil er dann natürlich auf das Gebiet des Deutschen Reiches beschränkt geblieben und in seinem Ausmaß geringer gewesen wäre, sondern weil es ohne die kriegsbedingten Zustände im Reich wesentlich schwieriger für das Regime gewesen wäre, das Ganze ohne Widerstand der Bevölkerung „durchzuziehen“. Denke ich zumindest, man kann es aber natürlich nicht wissen. Dass in der Wehrmacht sehr wohl eine Verbindung zwischen ihrem eigenen, für mich bis zum Beweis des Gegenteils nicht zu beanstandenden Handeln  und den Verbrechen an den Juden gesehen wurde, können Sie exemplarisch bei Ernst Jünger nachlesen. Ich weiß die Stelle nicht auswendig, vermutlich steht es im Ersten Pariser Tagebuch, jedenfalls hält er den Tag fest, an dem ihm zum ersten Mal Jüdinnen mit Gelbem Stern begegnet seien. Bei dieser Gelegenheit habe er sich zum ersten Mal für seine deutsche Uniform geschämt.

Eines noch, da Sie auf meinen Namen anspielen: Es gibt verschiedene Arten, wie man "la guerre" führen kann. Man muss (auf unsere heutige Gegenwart bezogen) nicht immer mit dem Kopf durch die Wand wollen.

Rosenkranz

12. November 2017 14:56

Weil Japan hier nun öfter erwähnt wurde: 1. Vor einiger Zeit war ich am Kinkakuji-Tempel in Kyoto und wurde von japanischen Schülern aus den unterschiedlichsten Präfekturen angesprochen, was denn nun meine World-Peace-Message sei. 2. Beim Essen unterhielt ich mich mit einem japanischen Trainingskameraden (ca. 35 Jahre alt) über seine Schulzeit. Er war als Kind etwas frech und hat deshalb auch mal vom Lehrer den Hintern versohlt bekommen. Die heutigen Kinder werden in der Schule nicht mehr mit so strenger Hand geführt. 3. Eine Japanerin hatte ich einmal angesprochen, ob sich viele Japaner die alte Samuraizeit wieder wünschten. Dieses wurde deutlich verneint. 4. In der Tokyoter U-Bahn begegnete mir mal eine Werbung mit der Bitte, für Afrika zu spenden. 5. Auch Japan nimmt Syrische "Flüchtlinge" auf, wenn auch nur in sehr geringer Zahl. 6. In Japan sind Baseball, Golf und Fußball viel beliebter als die eigenen Kampfkünste. 7. Als Westler wird man von der örtlichen Polizei (Koban) nicht mehr kontrolliert, wie es noch vor 20 Jahren der Fall war. 8. In der Werbung sieht man recht häufig Westler als Moddels. 9. Das japanische Fernsehen hat teilweise unterstes Niveau.  10. In Japan gibt es derzeit etwa 40 kleinere Moscheen (nach Wikipedia).

Ja, liebe Sezessions-Gemeinde, so fängt es an. Die Japaner werden langsam weich. Das liberale Gift wirkt. Bei negativen Entwicklungen hatten sie aber in der Vergangenheit immer mit harter Hand dazwischen gehauen. Wie lange das noch anhält, weiß man nicht. Es ist aber trotzdem derzeit ein sehr sehr sicheres Land. Ich hoffe, sie beobachten gut und lernen aus unseren Fehlern.

Klaus D.

12. November 2017 15:22

@Valjean72  11. November 2017 18:25

"... die osteuropäischen Staaten - allen voran Polen  ..."

stehen ganz einfach in der Schuld des Welthegemons, in dem sie sich als Keil zwischen Westeuropa und Rußland mißbrauchen lassen. Allein deshalb haben sie mMn (bisher) die Freiheit, sich aus der Umvolkung ausklinken zu dürfen.

Herr K.

12. November 2017 18:32

@Paracelcus

Endlich ein Kommentator der die Absicht des Artikels verstanden hat! Die Differenzierung von Scham und Schuld, sowie der sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Danke für das aufmerksame Lesen und die damit verbundene Mühe.

Ralf Kaiser

12. November 2017 22:05

@ Maiordomus

Sehr beeindruckend, aber mal wieder völlig am Thema vorbeigeredet. Was bringt Sie beispielsweise zu der Annahme, ich hätte auf "die deutsche Kriegspolitik der Weltkriege" oder auch nur auf die Kämpfe gegen den Islam angespielt? Ich denke zuerst einmal an die Art, in der das Christentum in dem nach  @ Des Jürgens Ansicht dann so blühenden Mittel- und Westeuropa eingeführt wurde. Dagegen hatte nämlich der von Ihnen angeführte Goethe durchaus ein paar moralische Einwände:

Den deutschen Mannen gereicht's zum Ruhm,
Daß sie gehaßt das Christentum,
Bis Herrn Karolus' leidigem Degen
Die edlen Sachsen unterlegen.
Doch haben sie lange genug gerungen,
Bis endlich die Pfaffen sie bezwungen
...

Da das Christentum sich doch besonders auf seine angebliche moralische Überlegenheit beruft, wüßte ich nicht, weshalb man es nicht an seinen eigenen Maßstäben messen sollte. Ob das auch die meinen sind, ist eine ganz andere Frage. Vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich auf diesem Forum Alain de Benoist gegen @ Monika L.'s Vorwurf verteidigt, sein Weltbild sei nicht moralisch genug. Manchen kann man es eben nie recht machen.  

 

 

Maiordomus

12. November 2017 22:38

@Ergänzung zu Maiordomus weiter oben, wegen schlimmem Verschreiber im Zusammenhang mit der Antwort an Rolf Kaiser: Für den grossen katalanischen Schriftsteller  und Kulturphilosophen Josep Pla war, trotz des Ärgers, den er mit der Franco-Seite hatte, der Sieg Francos im spanischen Bürgerkrieg das g e r i n g e r e  Übel. Nicht ein Übel schlechthin. Das ist in der Einschätzung dieses Beitrags zum grossen Weltbürgerkrieg des 20. Jahrhunderts keine Kleinigkeit.

Gustav Grambauer

12. November 2017 23:28

Herr K.(euner?)

"Endlich ein Kommentator der die Absicht des Artikels verstanden hat! Die Differenzierung von Scham und Schuld, sowie der sich daraus ergebenden Konsequenzen."

Wollte eigentlich schon etwas dazu schreiben, habe aber davor zurückgeschreckt, diese Büchse der Pandora

https://de.wikipedia.org/wiki/Scham-_und_Schuldkultur

zu öffnen (die, soweit ich mich erinnern kann, hier noch nie geöffnet wurde, lediglich einmal von Frau Sommerfeld berührt wurde):

https://sezession.de/55857/

Habe auch eine Arbeitshypothese dazu, die sich mir aber nur aus empirischer Beobachtung heraus aufdrängt, die bei mir noch völlig unausgereift ist und die ich somit (noch) nicht z. B. historisch herleiten bzw. auch nicht sonstwie unterlegen kann:

Wenn Schirrmacher sagt, daß jede Schuldkultur Elemente der Schamkultur enthalte, so enthält die - nicht unmaßgeblich protestantische - Schweiz deren größte Anteile in Europa, wohingegen Deutschland und Skandinavien nicht nur die geringsten enthalten sondern die Schuldkultur auch am meisten übersteigern. Hinzu kommt, daß die Schweizer in ihrer Mentalität von allen Europäern gerade den Japanern, die ja die ausgeprägteste Scham- und somit Diskretionskultur haben, am ähnlichsten sind. Dies hat ja bei Mohler, der keine Neigung hatte, einfach von einer Schamkultur in eine Schuldkultur überzuwechseln sondern der aus dem gesamten Ressentiment-Komplex ausbrechen wollte, eine eingeschlagene Schaufensterscheibe in Basel bzw. den "Hunger nach Monumentalität" ausgelöst. Das Spiegelbild dieses Hungers ist das Scheitern so vieler deutscher Einwanderer an der Schweizermentalität mit ihrem raumgreifenden, aufdringlichen Generve.

Wenn wir die Pandora-Büchse Schamkultur-Schuldkultur mit dem Hebel des obigen psychologischen Modells aufmachen, dann wäre dann auch zu diskutieren, inwieweit "man uns in einen Schamkult zwingen will" wie Herr Bettinger sagt, oder inwieweit die westliche Welt aus sich selbst heraus "derzeit das Ende der bisher umfassendsten Schuldkultur der Geschichte und einen Rückfall in eine auf reine Außenwahrnehmung des Menschen orientierte Schamkultur“ erlebe" (- Schirrmacher lt. Wikipedia oben) - und warum, und wiederum mit welchen Konsequenzen.

Rosenkranz

"1., 2., 3., .... 10."

Mir fallen leider zu Japan immer zuerst die hohen Suizid-Raten bei Jugendlichen ein, außerdem diese Manga-Unkultur und vieles andere. Zum Suizid gehen die jungen Leute in einen bestimmten Wald, der durch eine literarische Vorlage, womöglich sogar durch einen Groschenroman, berühmt ist. Dort können Touristen unter Führung von Animateuren wie bei einer Schnitzeljagd die Fährte der Toten aufnehmen. Dabei wird auf japanische Art jede hinterlassene Konservenbüchse und jeder Tropfen Blut von allen Seiten fotografiert (wobei es sich wohl um von den Veranstaltern regelmäßig nachgespritztes Theaterblut handelt). Es mag aber sein, daß diese Suizide zum Teil weniger ein Element der Dekadenz sondern vielmehr ein Rudiment der Samurai-Kultur sind: hat man vor der Gesellschaft versagt, dann gebietet es die Ehre, sich selbst zu töten.

Habe Japan immer so verstanden, daß dieses Land sozusagen nur die (kulturhegemoniale) Rüstung seines Feindes angelegt hat, um zu überleben. (Japan hat die größte Präsenz an Yankee-Militärbasen auf der Erde, angeblich, den Zahlen kann man nicht trauen, mit 52.000 Mann, gefolgt von Deutschland mit angeblich 34.000 Mann.) Habe 1993 mit großem Interesse im Fernsehen die Hochzeit von Erbkaiser Naruhito angeschaut, die sehr viel darüber aussagt. Es ging zunächst vollauf amerikanisch zu: das Paar fuhren im offenen Wagen durch Tokio, es regnete Konfetti, Luftballons stiegen auf, Cheer-Girls, Imbißbuden allüberall. Dann fuhr der Wagen in den Kaiserpalast, und von da an wußte der Reporter nichts mehr zu sagen, er stand wie man so schön sagt von einer Sekunde auf die andere auf dem Schlauch. Niemand in der Öffentlichkeit weiß etwas über die Shinto-Zeremonien, die dort hinter verschlossenen Toren stattgefunden haben. Somit wäre nur die Frage, zu welchem Grade die Strategie, die Rüstung des Feindes anzulegen, aufgeht und zu welchem Grade sie scheitert. Kann man das im Jahre 2017 schon sagen, zumal von Anfang an klar gewesen sein dürfte, daß die "Kids" in den Hypermetropolen das verwundbarste Element der Strategie sein würden?!

- G. G.

Cacatum non est pictum

13. November 2017 01:31

@quarz

Jedenfalls ist es wahrscheinlich, dass diese Region das Rückzugsgebiet der Zivilisation wird, falls wir es in der westlichen Kultur vergeigen und an unserem Weltrettungsfanatismus zugrunde gehen.

Wenn wir es hier für unsere Nachkommen vergeigen, dann interessiert  mich das Schicksal der Koreaner auch nicht mehr. Mit den Fernostlern verbindet uns kulturell genausowenig wie mit den islamischen Völkern Nordafrikas. Die Begeisterung für Spitzentechnologie ist nicht Teil des kulturellen Erbes, das ich meine. Und wer soll sich schon auf Inseln und Halbinseln am anderen Ende der Welt zurückziehen? Wir Europäer bestimmt nicht. Unsere Heimat ist hier. Und hier werden wir sie verteidigen.

Der IQ ist eben nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Und der Umstand, dass wir gerade in Massen Leute aus notorischen Niedrig-IQ-Ländern importieren, hat beträchtlichen kausalen Anteil daran, dass unsere Energien durch die Handhabung der daraus resultierenden Probleme so stark gebunden werden, dass uns diese Fesselung daran hindert, unser Gemeinwesen hochseetauglich zu halten und überhaupt klaren Kopfes über den Kurs nachzudenken. Vor der breiten Masse lässt sich das nur deshalb noch verbergen, weil im Augenblick durch glückliche Umstände, die mit all dem wenig zu tun haben, die Wirtschaft brummt und die Staatseinnahmen sprudeln. Und fette Martinsgänse rebellieren nicht.

Wenn die Wirtschaft einbricht, wird es hier interessant. Ich weiß nicht, ob es dann gut für uns ausgeht. Aber eine solche Lage wird die Fronten klären und die ganzen Kapos, Mitläufer, Heuchler und Systemprofiteure zu einem Bekenntnis zwingen. Anders als auf diesem Wege wird sich, meine ich, nichts mehr in unserem Sinne tun.

@nom de guerre

@ Cacatum non est pictum + @ Lotta Vorbeck Kann es sein, dass wir aneinander vorbeischreiben?

Nein.

Ich bezog mich gar nicht primär auf deutsche Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, sondern auf den Holocaust.

Das habe ich gemerkt, und es ist unredlich. Sie wissen, daß eine öffentliche Diskussion hierüber - beispielsweise in einem Internetforum - bei empfindlicher Strafe verboten ist. (Die bürgerlichen Freiheiten im Land der Dichter und Denker sind nachgerade endlos.) Warum erheben Sie dann Ihren Säbel gegen einen Kontrahenten, dem allenfalls ein stumpfes Brotmesser zur Verfügung steht?

Hinsichtlich der Kriegsverbrechen stimme ich Ihnen teilweise zu, hier sollte man nicht in jedem einzelnen Fall die Bewertung der offiziellen Geschichtsschreibung übernehmen, diese ist nun mal (notwendigerweise?) tendenziös.

Eine feine Erkenntnis. Die brauchen Sie nur zu übertragen, und schon eröffnen Sich Ihnen ganz neue Perspektiven.

Üble Dinge (um es mal so allgemein wie möglich zu formulieren) sind und bleiben übel, egal ob der, der sie tut, eine wirkliche Wahl hat oder ob sich die Gegenseite mitunter genauso übel verhält.

Was lasten Sie denn demjenigen an, der üble Dinge tut, weil er keine andere Wahl hat?

 

Lotta Vorbeck

13. November 2017 01:54

 @nom de guerre - 12. November 2017 - 01:40 PM

"... Üble Dinge (um es mal so allgemein wie möglich zu formulieren) sind und bleiben übel, egal ob der, der sie tut, eine wirkliche Wahl hat oder ob sich die Gegenseite mitunter genauso übel verhält. Dennoch halte ich es für einen Fehler, liebe Lotta Vorbeck, alles, was damals (beispielsweise bei der Partisanenbekämpfung) passiert ist, unter die von Ihnen gebrauchte, grundsätzlich natürlich zutreffende Prämisse >>Krieg […] heißt Sieg oder Untergang.<< zu subsumieren und damit ad acta zu legen. ..."

_________________________________

Gewiß, verehrteste Nom de Guerre, üble Dinge bleiben übel und wer je Gelegenheit dazu hatte, sich mit einstigen deutschen Soldaten über deren Kriegerlebnisse zu unterhalten, wird ein gewisses Verständnis dafür entwickeln, daß aus der Sicht derjenigen die sowohl an der HKL als auch im Hinterland der Front als damals junge Männer dabei gewesen sind, Partisanenüberfälle - beispielsweise auf Eisenbahnbaupioniere oder frontnahe Lazarette - zum Übelsten gehörten, was im ohnehin üblen Kriegsgeschehen seinerzeit an der Tagesordnung war.

Alfred de Zayas führt dazu unter DIE WEHRMACHT UND DAS VOELKERRECHT aus:

" ... Nun, wie ist der Partisanenkrieg zu beurteilen? Und zwar nicht anachronistisch, mit den Augen von 2004 und in Hinblick auf die Genfer Konventionen von 1949 und auf die Protokolle von 1977, sondern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Welche völkerrechtlichen Normen galten am 22. Juni 1941?

Art. 1 der Haager Landkriegsordnung besagt: „Die Gesetze, die Rechte und die Pflichten des Krieges gelten nicht nur für das Heer, sondern auch für die Milizen und Freiwilligen Korps, wenn sie folgende Bedingungen in sich vereinigen:

    # daß jemand an ihrer Spitze steht, der für seine Untergebenen verantwortlich ist.
    # daß sie ein bestimmtes aus der Ferne erkennbares Abzeichen tragen,
    # daß sie die Waffen offen führen und
    # daß sie bei ihren Unternehmungen die Gesetze und Gebräuche des Krieges beachten.

Dieses sind also die Merkmale eines Kombattanten. Fehlen diese Merkmale, so bewegte sich der Kämpfer außerhalb des Völkerrechts und hatte keinen Anspruch auf Schutz bzw. auf Kriegsgefangenenstatus.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg galt die Regel, daß nur Kombattanten im Sinne des Artikel 1 der Haager Landskriegsordnung sich an Kriegshandlungen beteiligen durften. Alle anderen Kämpfer - Freischärler, Guerillas, Partisanen -  konnten nach dem damals geltenden Völkerrecht als Kriminelle behandelt werden.

So sind die Truppen aller kriegsführenden Parteien im Ersten und Zweiten Weltkrieg verfahren. Deutsche Soldaten, die an Kommandounternehmen beteiligt waren, sind nach der Gefangennahme von alliierter Seite mehrfach als Spione behandelt und erschossen worden. Das Bundesarchiv in Koblenz und die National Archives in Washington enthalten genügend Bilder von der Erschießung von sehr jungen deutschen Kämpfern - sogenannten Werwölfen - die von den Amerikanern als Spione noch Wochen nach der Kapitulation erschossen wurden.

Die Beteiligung der Zivilbevölkerung an Kriegshandlungen wird im Art. 2 der Haager Landkriegsordnung geregelt: „Die Bevölkerung eines nicht besetzten Gebiets, die beim Herannahen des Feindes aus eigenem Antriebe zu den Waffen greift, um die eindringenden Truppen zu bekämpfen, ohne Zeit gehabt zu haben, sich nach Artikel 1 zu organisieren, wird als kriegführend betrachtet, wenn sie die Waffen offen führt und die Gesetze und Gebräuche des Krieges beachtet.“

Die sog. levée en masse ist selten vorgekommen, denn die Voraussetzung ist, daß sich die Bevölkerung massiv und sofort wehrt, wenn der Feind versucht, das Gebiet zu besetzen. Nachdem das Gebiet besetzt wird, kann es keine levée en masse im Sinne vom Artikel 2 der Haager Landkriegsordnung geben."

Just um nach etwaiger Gefangennahme durch den Feind nicht sofort als vermeintliche Partisanen erschossen zu werden, trugen Volkssturmmänner eine Armbinde, welche sie als solche kenntlich machte.

Vor 1965 galten auch BGS-Beamte (im Kriegsfalle) als Kombattanten. Explizit gesetzlich geregelt war deren Kombattantenstatus im Bundesgrenzschutzgesetz von 1965 bis 1994.

Maiordomus

13. November 2017 03:33

A propos Katholizismus und "Antifaschismus". Was man heute "Antifaschismus" nennt, war 1955 in der Adenauerregierung alles andere als Staatsdoktrin. Der meistverehrte rechte Held des spanischen Bürgerkrieges, Toledo-General Moscardo, erhielt 1955 von der Adenauerregierung das Bundesverdienstkreuz. Dahinter steckten die Erzkatholiken in der damaligen CSU und CDU, z.B. der Minister Merkatz und der Bayernpolitiker Jäger, der übrigens in der Tradition des katholischen Naturrechts zum Beispiel die Todesstrafe befürwortete. Moscardo gab, als die Rotspanier seinen 17jährigen Sohn als Geisel genommen hatten, diesem am Telefon vom Alcazar von Toledo aus den Befehl, "wie ein Soldat zu sterben" und sich dabei dem Schutz der Muttergottes zu unterstellen. Der Alcazar werde auf keinen Fall kapitulieren. Das war Katholizismus in der Tradition der Reconquista. Die Russisch-Orthodoxen dachten im Grossen Vaterländischen Krieg ähnlich. Als es ganz brenzlig wurde, soll Stalin sogar in der Kremlkapelle wieder zum Gebet niedergeniet sein, berichtete später sein Kammerdiener oder Fahrer. Schon seit der Zeit der römischen Christenheit war Soldat ein absolut anständiger, mit den Prinzipien des christlichen Glaubens kompatibler Beruf. So hielten es auch die alten Eidgenossen und die deutschen Landsknechte. Dabei bleibt mitzubedenken, dassa Ideologen, Theologen, auch Intellektuelle im Prinzip über ein höheres und auch ganz anderes Hasspotential verfügen als vereidigte Soldaten, die sich jenseits von persönlichem Hass auf den Feind im Sinne von Kant oder Fichte haben "in Pflicht nehmen lassen".

Heinrich Brück

13. November 2017 13:26

Die Deutschen lernten denken, wie der Feind es wollte. Deshalb auch die hohen demographischen Verluste. Nach 1990 bekamen die östlichen Bundesländer die Westbindung zu spüren, blühende Landschaften ohne Volk. Und jetzt geplante Umvolkung in verstärkter Form, ohne Änderung der Ziele (schon vor 1933 vorhanden), mit politischer Kontrolle des eingeplanten Widerstandes.

 

niekisch

13. November 2017 18:37

@ der_Jürgen:

Genauso wie beschrieben ist es. Wobei ich Dich beglückwunsche, daß Du diesen Text veröffentlichen durftest. Ich leider nicht, als ich eine Konsequenz aus dieser Beurteilung vorzuschlagen versuchte. Da dies nicht zum ersten Male geschieht verabschiede ich mich aus diesem Kreise.

S o  werden wir Deutsche niemals frei.

Das Geld für das Abonnement erhält Frau Ursula Haverbeck mit einem dicken Aufschlag.

Aristoteles

13. November 2017 18:42

@Monika L.

"Im Rückblick kann man sagen, dass die von Haecker sog. " Herrgottreligion" den  ethnischen Untergang unseres Volkes herbeigeführt hat."

An solchen Äußerungen sind jene sogenannten konservativen Christen gut zu erkennen, die, sobald die christliche Religion kritisiert wird, zum Rundumschlag ausholen und die Völker töten wollen, mit deren 'völkischen' Konservatismus sie versuchen ihre Religion zu retten.

Das Deutsche Volk ist weder ethnisch untergegangen noch wird es untergehen. Ihm den Untergang zu diagnostizieren, obwohl es noch gar nicht untergegangen ist, ist versuchter semantischer Völkermord.

Ich meinerseits habe überhaupt nichts gegen das Christentum. Sehe es ähnlich wie Jürgen.  Die christliche Religion besitzt eine kulturschaffende Ethik und war konstituierend für die Gründung des Deutschen Reiches. Ich habe aber auch nichts gegen heidnische Religionen, und selbstverständlich sind die germanischen Mythen den Deutschen näher als die griechischen, römischen oder ägyptischen.

Ich wüsste allerdings nichts, was am Christentum nicht vorher auch schon gedacht worden und Bestandteil von Religionen und Philosophien gewesen ist.

Insofern kann man den den Katholiken, die dem Deutschen Volk den Untergang bescheinigen, nur wünschen, dass die Freimaurerei dem Katholizismus den endgültigen Untergang beschert. Zu haarsträubend und menschenverachtend war auch die Verfolgung der Gnostiker durch die orthodoxen Fanatiker.

Das Deutsche Volk wird so wenig aussterben  wie das jüdische Volk, auch wenn manche Katholiken (und Protestanten) das wollen. Die Deutschen werden leben - ewig.

nom de guerre

13. November 2017 21:23

 

@ Cacatum non est pictum Nachdem mein letzter Beitrag hier nicht gepostet wurde, versuche ich es noch einmal in Kurzfassung, da es mir in Ihrem Fall wichtig ist, zu antworten: Mir war Ihr Standpunkt nicht klar. Anderenfalls hätte ich das Thema nicht angeschnitten, da eine unter den genannten Bedingungen geführte Diskussion weder fair noch fruchtbar ist.

@ Redaktion Den Versuch, die Regeln zu durchschauen, nach denen dieses Forum moderiert wird,

Kositza: Grundsätzlich eher anarchisch. Das heißt: a) Willkür und Intransparenz, ich sagte es schon mal, b) in die Zone der Kopfschüsse begeben wir uns nicht, c) Kommentare mit allzuvielen links werden normalerweise nicht freigestellt, da hier die Zeit fehlt zu prüfen, ob bspw. in Minute 56 eines verlinkten Videos nicht doch b) erreicht wird.  

gebe ich jetzt auf. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Sie es begrüßen, wenn sich Ihr Publikum über die klassischen rechts denkenden Kreise hinaus erweitert, aber so kann man sich täuschen. Habe die Ehre!

Franz Bettinger

13. November 2017 22:28

@ Lieber Herr Niekisch.

Gestatten Sie mir, eine Lanze für die Zensur zu brechen, was ganz ungewöhnlich für mich ist. Wir leben nicht in den USA, wo alles gesagt und veröffentlicht werden kann und wirkliche Meinungsfreiheit herrscht, sondern in der ängstlich zurechtgestutzten brd mit ihrem widersprüchlichen Grundgesetz. Dem muss der Antaios-Verlag Rechnung tragen, um sich selbst zu schützen, und sei es auch nur gegen üble Nachrede, aber auch um uns Foristen zu schützen (vor allem mich). Und deshalb bin ich Frau Kositza dankbar, dass Sie alles gegenliest und manches unter den Tisch fallen lässt. Von mir wird fast jeder zweite Beitrag gelöscht; das macht nichts. Ich bitte Sie, wir sollten nicht zu empfindlich sein. Im Übrigen ist mit manchem Thema, so berechtigt es vom Grunde her ist, im Moment politisch kein Blumentopf zu gewinnen, und nur um l'art pour l'art darf es uns in einer geschichtlich so bedeutenden Phase wie der jetzigen nicht gehen. - Ich würde es bedauern, in Zukunft auf Ihre Kommentare verzichten zu müssen. Das betrifft auch andere Foristen, die sich hier gelegentlich über Zensur beklagt haben.

Cacatum non est pictum

13. November 2017 23:11

@Klaus D.

"... die osteuropäischen Staaten - allen voran Polen  ..."

stehen ganz einfach in der Schuld des Welthegemons, in dem sie sich als Keil zwischen Westeuropa und Rußland mißbrauchen lassen. Allein deshalb haben sie mMn (bisher) die Freiheit, sich aus der Umvolkung ausklinken zu dürfen.

Teil eins Ihrer Aussage trifft wohl zu, Teil zwei eher nicht. Die Völker östlich von Oder und Neisse lassen sich eine islamische Umvolkung nicht gefallen, und deshalb gibt es sie dort auch nicht. Politiker, die das versuchten, würde man zur Hölle jagen, hätten sie auch noch soviel Rückendeckung von ihren Hintermännern. Eine Umvolkung in Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn etc. könnte man nur gewaltsam mit der Tibet-Methode durchsetzen; aber daran würde die Legitimation der EU endgültig verrecken.

@nom de guerre

Es gibt keine öffentlichen Forumsregeln bei SiN. Daher ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wieso ein bestimmter Beitrag gekürzt oder eben nicht veröffentlicht wurde. Die Erfahrung haben sicher viele hier gemacht. Andererseits sind schon Kommentare von mir durchgegangen, bei denen ich im nachhinein selbst glaubte, über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Nun kenne ich Ihren gelöschten Beitrag nicht, aber ich vermute, daß er mit dem bereits angeschnittenen Thema zu tun hatte, an dem man sich schnell die Finger verbrennt. Alles aus diesem Komplex wird meiner Erfahrung nach von der Moderation mit spitzen Fingern angefaßt, und ich kann das durchaus nachvollziehen, denn da können schnell juristische Fragen im Raum stehen.

Vielleicht überdenken Sie Ihre Entscheidung noch mal, hier nichts mehr zu schreiben. Ich lese Ihre Wortmeldungen immer gern, zumal Sie einen ausgesprochen fairen Debattenstil pflegen. (Gleiches gilt auch für niekisch.)

Monika L.

13. November 2017 23:25

@ Aritoteles 

Ich hoffe ja auch sehr, dass die Deutschen nicht aussterben. Aber die Demographische Entwicklung ist nicht sehr erfreulich:

https://mobile.twitter.com/petpanther0/status/930126061366599680?p=v

Peter Sieferle schreibt im "Migrationsproblem" : "Um 1800 hatten wir ( als Volk der Dichter und Denker) ca. 20 Millionen Einwohner. 

Die Zahl wäre also nicht das Problem. Ja, und auch neben dem Christentum gibt es andere Lebensphilosophien, wie die Stoa. Senecas " Von der Kürze des Lebens" rät zu mehr Gelassenheit. Auch was das ewige Leben der Völker betrifft.

Seien wir Rechten jeglicher Couleur doch etwas gelassener !

Paracelsus

14. November 2017 00:32

@ G.G.

Ich meine, das Thema Schuld und Scham als gesellschaftliches Phänomen kann auch ohne Kenntnis der neuesten Forschungen oder Stellungnahmen von evangelikalen Pfarrern behandelt werden; mein Ansatz ist eher die Selbst-Erfahrung, also das Nachspüren von dem, was -in meinem Falle ich - und in jedem anderen Falle ein anderes Ich, finden kann. - Ein erster Einblick in Richtung Schuld- und Schamkultur, westliche Schuld- und asiatische Schamkultur usw. führt m.E. eher ins Theoretisieren und ist mit sehr vielen Wenns und Abers verbunden, die wohl eine profunde Kenntnis der einzelnen Kulturen wie z.B. der Japanischen benötigen würde. Ich habe den Eindruck, dass das die Foristen zumeist überfordert, was auch nicht weiter schlimm ist, weil eine Überforderung eben nur eine Überforderung ist.

Die "Scham" der Schweizer, ihre Höflichkeit usw.; die Schamd er Japaner, ihre Höflichkeit - nach meinem Verständnis haben diese nichts zu tun mit dem, was der Autor des hiesigen Artikels anspricht. Der "gemeine", also gewöhnliche Deutsche (Zuwanderer) in der Schweiz wird beispielsweise von den Schweizern mitnichten als schambehaftet wahrgenommen, ganz im Gegenteil. - Also das ist eine andere Geschichte.

Hier geht es um den Themenkreis, wie die Beschämung eines Volkes über Jahrzehnte fortgesetzt wird durch den Verweis auf die Kollektiv-Schuld der Vorfahren. Diese Scham ist ein den Deutschen aufoktroyiertes Gefühl, meine ich, (und es findet seinen Gegenpol im schamlosen Verhalten von diversen Deutschen als Touristen, aber das ist auch wieder ein weites Feld...) 

Der Ursprungsartikel enthält eigentlich noch einige diskussionswürdige Themen. Ganz richtig verweist er darauf, dass die Schuldbekenntnisse deutscher Politiker  über Jahrzehnte sich kaum verändern. Daran sieht man, dass mit dem Schuldthema tatsächlich eine Entwicklungsblockade gesetzt werden kann und wird. Nicht zuletzt hier auf der Sezession wird das Thema nun auch schon einige Jahre beackert, und es ist nicht erkennbar, wann das Thema als gelöst gelten wird.

Aus einem anderen Zusammenhang

https://hagio.de/fileadmin/Dateien/Hagio-Deutschland/Dokumente/Radio-Horeb-2017-18/20170919_Hagiogrundkurs-Handout-Sendung_1.pdf

zitiere ich folgende Geschichte, die vom gebannten Starren eines Vögelchens auf die Schlange handelt, welche das Vögelchen verspeisen will. Seither beschäftigt mich das Thema das "gebannten Starrens" und wie ein Mensch davon wegkommen kann, um zu leben. (Dieses gebannte Starren passt auch zur Links-Rechts-Diskussion usw.)

Im Amazonas-Regenwald gibt es eine Schlange, die auf Bäumen lebt und Vögel jagt. Bemerkenswert an dieser Schlange ist, dass sie an die Vögel in den Bäumen heran kriecht und sich dann plötzlich aufrichtet, sodass sie vom Vogel gesehen werden kann. Dieser reagiert mit einer Art Starre und fixiert die Schlange wie hypnotisiert. Auch wenn der Vogel noch einige Meter von der Schlange entfernt ist, flieht er nicht. So kann sich die Schlange dem Vogel nähern und ihn verschlingen. Gelingt es jedoch einem anderen Vogel durch Singen oder Fliegen die Aufmerksamkeit des bedrohten Vogels abzulenken, so kommt dieser wieder zu sich und fliegt in die Freiheit.

 

 

Lotta Vorbeck

14. November 2017 03:24

@niekisch - 13. November 2017 - 05:37 PM

... Da dies nicht zum ersten Male geschieht verabschiede ich mich aus diesem Kreise.

S o  werden wir Deutsche niemals frei.

Das Geld für das Abonnement erhält Frau Ursula Haverbeck mit einem dicken Aufschlag.

 

______________________________

Wie @Franz Bettinger in seinem vorhergehenden Eintrag bereits anregte: Vielleicht überdenken Sie Ihre Entscheidung noch einmal?

Die Erfahrung, daß hier auf dem SiN-Blog keine absolute Redefreiheit besteht und somit am heimischen Rechner erstellte und hochgeladene Blogeinträge verspätet oder auch garnicht veröffentlicht werden, dürfte im Laufe der Zeit nahezu jeder Forist, sofern er nicht nur einzeilige, nichtssagende Wortmeldungen verfaßt, schon gemacht haben.

Dies mag ob der in den bei den Freischaltern in Ungnade gefallenen Beitrag investierten Zeit und Mühe dem betroffenen Foristen im ersten Moment als ärgerlich erscheinen, andererseits ist der SiN-Blog auch nicht der "Speakers Corner" im Hyde Park.

Die Freischalter, in persona Frau Kositza sowie die Herren Lichtmesz und Wegner nehmen bei ihren Entscheidungen einerseits ihr Hausrecht wahr und sorgen andererseits bei der Selektion der freizuschaltenden Beiträge auch dafür, das hohe Diskussionsniveau und die Grundintention des SiN-Blogs zu erhalten.

Paracelsus

14. November 2017 08:14

Zur Ergänzung der im vorangegangenen Beitrag zitierten Geschichte:

Ich denke: der/die Linke „exculpiert“ sich vom Schuld- (Verantwortungs-) Vorwurf durch Schambekundung und „auf der richtigen Seite“ stehen, „Antifaschist“- sein usw. Auf diese Weise erlebt man sich tatsächlich außerhalb des „Umerziehungs-“ Schußfeldes, man identifiziert sich mit dem Schuß…

Der/die Rechte ist Zielscheibe von Schuld-Vorwürfen, er will nicht zugeben, dass er „mitverantwortlich“ ist. Deshalb das Ringen darum. Das Hadern, das Widerlegen, das Aufklären, wie falsch die vererbte Schuld „der“ Deutschen ist… Aber: so ist man doch auch gebunden, in der Widerlegung, im „Anti“ gebunden an das, wogegen man kämpft.

Wie wäre es, wenn sich die Rechten vom Thema Schuld/Scham (= die Schlange, die den Vogel erstarren läßt, bevor er sich verspeisen läßt) einmal auf etwas Lebensvolles ablenken ließen? Gute Nachrichten? Ziegenkäserezepte? Neue Privaterleuchtungen?

Ist die wiederholende Beschäftigung mit dem Schuldvorwurf nicht eine Art Fixierung, die einer Verführung zum Identitätsverlust gleichkommt? - Es gehört doch zur deutschen Kultur so viel Gutes, was gepflegt, belebt und weiterentwickelt werden darf und auch soll.

Maiordomus

14. November 2017 09:11

@Kaiser. Was wissen Sie schon über die frühe Christianisierung, sofern Sie nicht über Kolumban geforscht haben, waren Sie in Irland, Bobbio, Luxueil und in den entsprechenden Archiven? Kennen Sie das Missionsbüchlein des heiligen Pirmin?  Die 550 seitige gut dokumentierte Gallusbiographie von Max Schär? Die Akten des Klosters St. Gallen? Auf herkömmliches Schulbuchwissen ist nichts zu geben, der Verdummungskoeffizient ist hoch, heutzutage kann ja auch fast niemand mehr die alten Sprachen. Es würde sich sodann lohnen, sich für ein paar Jahre mit spanischer, katalanischer sowie hispanisch-amerikanischer Geschichte zu befassen, gerade auch im Zusammenhang mit dem Christentum.

Generell möchte ich sagen, dass "rechts denken", wie oben gelegentlich angeführt, nicht genügt, man sollte auch "rechts wissen". Gilt natürlich erst recht für die neuere Zeitgeschichte, wiewohl vor parteilicher Historie grundsätzlich zu warnen bleibt.

Westpreuße

14. November 2017 11:05

@ Maiordomus: Ich schätze ja durchaus Ihre Kommentare, sofern Sie sich nicht im uferlosen intellektuellen Gestrüpp verirren. Das kommt ja häufiger vor. Aber schon mitunter bereichernd...

Frage: Könnte es sein, daß das intellektuelle, pardon, Gehabe nicht auch den Zugang zum christlichen Glauben verstellen kann? Reicht denn nicht das "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Lutherbibel 1912). Nehmen Sie es mir ab: Ich bin auf meinem Glaubenswege Höhen und Tiefen gegangen. Wie viele Menschen. Abwege, Seitenwege, Holzwege, Sumpfwege; Wege, die im Nichts endeten, breite und schmale Straßen, verirrt auch.... Grenzen zu Philosophie und anderen "Wissenschaften und Erfahrungen" überschritten. Ich bin heute, nach längerem Lebensweg, zum ersten Gebet meiner frühen Kindheit zurückgekehrt: Lieber Gott, mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm...(ach wie schön und tröstlich) Und den Rest überlasse ich mal dem Heiligen Geist. Keine Denkverweigerung meinerseits, sondern lediglich gelasssenes Geschehenlassen...

Polen wird ja als leuchtendes Beispiel hier erwähnt:  Wir (Deutschen) können nicht mit den Polen rechnen. Was soll man ernsthaft mit einem Volk anfangen, das sich nur in der Rolle des Opfers oder des Helden sieht. Daß man auch mal die "Täterrolle" bedenken sollte: Völlig unmöglich bei den Polen. "Versöhnung" mit den Polen ist nur möglich auf der Basis der historischen Geschichtsverleugnung. Also auf Kosten der historischen Wahrheit. Ich habe nichts gegen die Polen, komme zwischenmenschlich gut mit ihnen aus.  Politisch aber... furchtbar. Das gilt besonders für die Politikerkaste im alten Polen und in Warschau...

Zudem eine unglaubliche Doppelmoral auf allen (!) Gebieten. Das katholische Polen. Achgottchen... Man sieht es ja auch an der eifernden und von weiten Teilen des Volkes befürworteten Forderung nach Reparationen der Deutschen. Nun ja, die Diskussion könnte man durchaus führen. Dann aber bitte bei "null" anfangen. Alle Karten neu auf den Verhandlungstisch legen. Reparationen: Ja, warum nicht.  Haben ja in Polen gehaust...Und von 1919 bis 1945 muß alles bedacht werden. Aber nur auf der Basis von Deutschland einschließlich Pommern, Preußen und Schlesien...Aber fast 30 % des westlichen Nachbarn einkassieren UND dann noch Reparationen? Würde ja bedeuten:  Kriegsbeute zusätzlich gutheißen...Wladimir Putin hat ja vor wenigen Jahren schon sinngemäß in einem Interview mit einem amerikanischen Sender in Wladiwostok gesagt: Dann aber bitte ALLES auf den Tisch. Viel Spaß, wer das Faß aufmachen will...(so er sinngemäß)...

Zu Scham und Schuld: Es wäre durchaus mal interessant, nach Scham- und Schuldgefühlen der heutigen politisch-medialen Klasse zu fragen. Hinsichtlich des unglaublichen gesellschaftlichen Experimentes am eigenen Volk. Mit durchaus ungewissem Ausgang. Ob da im stillen Kämmerlein mal die bange Frage auftaucht: Himmel, was machen wir da eigentlich...?! 

So, will jetzt zu einem guten polnischen (!) Bekannten. Er will mich in die Geheimisse des polnischen ostpreußischen Bärenfangs einweihen. Krupnik, Meschkinnes also. Praktisch, nicht theoretisch, wie es die Polen lieben...

P.S. Manchen mag es interessieren. Ich habe kürzlich mit jemandem ein Gespräch geführt, der es wissen muß. Wieviele Deutsche / Deutschstämmige leben noch in polnisch - Ostpreußen, also im südlichen Teil. 40.000. Davon halten sich aber nicht mehr alle zur deutschen Minderheit, organisiert in Vereinen. Die sind aber bekannt. Insgesamt wohl noch 60.000 (geschätzt). Die Differenz? Haben sich entfernt vom Deutschtum, es vergessen. Der Druck der Verhältnisse über die Jahrzehnte auch.  Bedauerlich, aber ist so. ---Ob das alles freigeschaltet wird? ---: Grüße von der Weichsel.

Aristoteles

14. November 2017 11:18

 @Monika

"Ich hoffe ja auch sehr, dass die Deutschen nicht aussterben."

Sie sagen zu jemandem: 'Du bist untergegangen' und danach über ihn: 'Ich hoffe, dass du nicht untergehst.'

Das verstehe, wer will.

Rolf-Peter Sieferle ist wohl ein guter Beboachter, aber kein Heiler. Gewiss bedarf es der präzisen Diagnose, um danach zu heilen. Es werden aber noch viele Anti-Sieferles im positiven Sinne folgen. Und auch den Deutschen wird noch der Heiland kommen.

Das jüdische Volk besteht seit über einem Jahrhundert aus ca. 15 Millionen Menschen, wenn man dem Lexikon richtig folgt, und es lebt seit Jahrtausenden. Auch die Deutschen werden - trotz der demographischen Misere - leben und sich nicht beirren lassen von schwarzen Propheten und Dauerdefätisten.

Ich frage mich, was für ein Christ eigentlich ein Christ ist, der an die Auferstehung des Fleisches und an das ewige Leben glaubt, diesen Glauben aber nicht auf die Völker bezogen sieht. Das nenne ich nicht nur Klein- oder Schwachgläubigkeit, sondern Gefangensein in einer Lehre, die längst überholt ist.

In der Tat besitzt Christus-Chrestos viele Anleihen aus dem Platonismus und dem Stoizismus. Der hellenistische Jesus ist der Gott, der über den Kinderglauben an die (durchaus schönen) Mythen und Geschichten hinaus reicht. Was aber das Vaterland angeht, so hat Jesus nichts zu bieten; u.a. deswegen gehört das Alte Testament dazu. Sehr wahrscheinlich haben die Römer 'Jesus' auch als Propagandainstrument dazu verwendet, den Widerstandswillen der nationalistischen Juden zu brechen. Das ist ihnen - auf Dauer - nicht gelungen.

Genauso wenig wird es den babylonisierten Christen gelingen, die Deutschen zu vernichten. Auf unseren Grabsteinen wird stehen: 'Mit Herz und Verstand - Er lebte und starb - Für Gott und Vaterland'

Ralf Kaiser

14. November 2017 12:50

@ Maiordomus

Namedropping ist kein Argument, sondern nur "Herumgemeiere", wie das ein Forist schon mal genannt hat. Und diesmal mutet es besonders seltsam an, da ich mich zu entsinnen glaube, daß Sie sich einmal eher positiv über Karlheinz Deschner, den Verfasser der "Kriminalgeschichte des Christentums" geäußert haben. Meinen Sie, er wäre vor Ihrer inhaltslosen Aufzählung in die Knie gegangen?

Wenn Sie zu den Sachsenkriegen etwas Erhellendes beitragen können, bin ich gespannt. Und bis zum Beweis des Gegenteils glaube ich auch nicht, daß Sankt Patrick die Schlangen aus Irland vertrieben hat.  

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