Funke, der bisweilen ermüdend redundant und skandalisierend zu Wort kommt, kommt indes nicht als »linker Publizist«, dem etwa auf einem vergleichbaren Niveau der »rechte Publizist« Götz Kubitschek gegenüber gestellt wird, zu Wort.
Er wird, ganz im Gegenteil, umstandslos als »Experte«, »Extremismusexperte« und »Rechtsextremismusexperte« eingeführt. Dem Zuschauer wird damit suggeriert, Funke wäre eine neutrale, eine sachliche, eine wissenschaftliche Instanz. Das ist mindestens zu bezweifeln, und der Dokumentation hätte es schon aus Gründen der besseren Einordnung seitens der Zuseher gutgetan, mitzuteilen, welchem Milieu der Wissenschaftler entstammt.
Denn während bei dem Gros der Beteiligten, die an einer »rechten Wende« arbeiten, die (teils radikal rechte) biographische Vorgeschichte ausgebreitet wird, wird bei Funke nicht in einem einzigen Nebensatz erwähnt, daß er selbst aus einem radikalen Spektrum stammt. Es gibt dabei zwei qualitative Unterschiede. Der erste: Funke hat seine eigene radikale Vergangenheit nie aufgearbeitet, mußte sich nie rechtfertigen, hat sich weder inhaltlich noch habituell distanziert. Der zweite Unterschied: Während man Mario Müller oder Martin Sellner, den identitären Führungsköpfen in Deutschland und Österreich, auch in dieser Doku die jugendliche »Verirrung« als Kainsmal vorhält, wird sie bei Funke schlichtweg nicht thematisiert.
Das Institut für Staatspolitik (IfS) hat in einer Studie festgestellt, daß radikal linke Lebenswege von Meinungsmultiplikatoren in Universitäten und Medien keine Ausnahme, sondern die Regel sind. In Der Weg in den Mainstream. Wie linke Journalisten den Ton angeben (hier bestellen!) werden ein gutes Dutzend exemplarischer Fälle beleuchtet. Von der Tagesschau über die FAZ, von der Süddeutschen bis zu 3sat: Ein Netzwerk von linken und ex-linken Aktivisten und Publizisten hat sich festgesetzt, das sich konsequent gegenseitig mit Aufträgen, Posten und Publikationsmöglichkeiten versorgt.
Es verwundert nicht, daß, neben Deniz Yücel, Patrick Gensing oder Samuel Salzborn, auch Hajo Funke in diesem Konglomerat auftaucht. Mit freundlicher Genehmigung des IfS geben wir nachfolgend einen biographischen Abriß Funkes aus der genannten Studie wieder – gewissermaßen als redaktionelle Ergänzung zum Kronzeugen gegen rechts, bei dessen Expertise immer der radikal linke Background bedacht werden sollte:
Hajo Funke (Jg. 1944) ist Politikwissenschaftler, dessen Blog, auf dem er regelmäßig Kommentare und Analysen veröffentlicht, häufig als Quelle für journalistische Berichterstattung angeführt wird. Dies hat sich speziell seit 2011 verstärkt, als Funke durch die NSU-Skandale einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde. Als Professor wirkte er aber vorher: Denn von 1993 an lehrte er bis zu seiner Emeritierung siebzehn Jahre lang am Institut für Politische Wissenschaften der Freien Universität (FU) Berlin. Als Schwerpunkte seiner Tätigkeiten nennt er Untersuchungen zu Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland.
Seine ersten Schritte im politischen Bereich folgten – wie bei dem Gros der „Rechtsextremismus-Forscher“ in der radikal linken Szene. Anfang der 1970er Jahre schloß er sein Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Soziologie ab und engagierte sich unterdessen in verschiedenen Gruppen der äußersten Linken. Er war Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und wurde im Wendejahr 1968 Sprecher einer Studentenvertretung an der FU. Noch im gleichen Jahr wurde er abgesetzt, weil er Hausfriedensbruch in Form einer Besetzung goutierte. Die damalige Linie Funkes und seiner Mitstreiter bezeichnete der Publizist Michael L. Müller als dem „linksextremen AStA-Kurs“[i] zugeneigt.
Hernach wechselte der Agitator Funke zum Sozialistischen Büro (SB)[ii], einer weiteren Splittergruppe radikaler Provenienz. Das hinderte auch ihn nicht daran, akademische Weihen zu erlangen. Über eine Assistentenstelle am Institut für Politische Wissenschaften der FU Berlin kam er zur Promotion, über die Mitwirkung am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) an zur Habilitation (über Antisemitismus), von da an hatte er Gastdozenturen in Deutschland und den USA inne. 1993 zog es Funke an die FU zurück, wo er unter anderem Fabian Virchow, einen weiteren medial aktiven „Rechtsextremismus-Experten“ ausbildete und in Lohn und Brot brachte, dessen zu zweifelhafter Bekanntheit geratener Schüler wiederum der Antifa-Publizist Alexander Häusler ist, der von Virchow ein angenehmes Auskommen an einer Fachhochschule in Nordrhein-Westfalen gefunden hat: wissenschaftliche Vita nicht erforderlich, Netzwerken leichtgemacht?
Funkes Reputation als Experte für „rechts“ konnte auch sein Verhalten im sächsischen Sebnitz nichts anhaben, als er zur Jahrtausendwende eine ausländische Familie publikumswirksam betreute, deren Sohn angeblich vor den Augen der örtlichen Bevölkerung in einem Schwimmbad von einem wütenden Mob Neonazis ertränkt wurde – tatsächlich lag beim tragischen Tod keinerlei Fremdeinwirkung vor. Funke sah sich dennoch genötigt, gegen die ortsansässige Bevölkerung medial zu agitieren. Er selbst, der etwa durch den Spiegel wieder die gesuchte öffentliche Wahrnehmung erhielt, inszenierte sich als honoriger Schützer der Familie Abdulla, und klagte ob „der psychischen und physischen Isolation [der Abdullas] durch weite Teile der Sebnitzer Bevölkerung“[iii] (die monatelang durch die vereinte Presse der Bundesrepublik als gemeine neonazistische Mörder verunglimpft wurde).
Obwohl es an kritischen Stimmen aus der tatsächlichen Forschung nicht mangelte – der Chemnitzer Politikwissenschaftler Eckhard Jesse nannte Funke beispielsweise einen Autor „linker Couleur“[iv] – wurde Funke dennoch „Sachverständiger“ in mehreren Untersuchungsausschüssen, zum Beispiel im NSU-Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtags. Er ist zudem immer dann gefragt, wenn ARD, ZDF oder Deutschlandradio die passende Expertise zur Gefahr von rechts einforderten. Hierbei wirkte Funke insbesondere in seiner Rolle als phantasievoller Dramaturg, denn ginge es nach seinen „Analysen“, stünde Deutschland kurz vor einer Machtübernahme durch Tausende bewaffnete Neonazis.
Und in der Tat sieht Funke ein neues „1933“ vor sich. Als im April 2016 einer von 25 frischgebackenen Landtagsabgeordneten der AfD in Sachsen-Anhalt einen jungen NPD-Aussteiger in seinem Wahlkreisbüro als Hilfskraft anstellte, twitterte Funke: „Die langsame Verschmelzung zwei Nazi-Parteien – #AfD #NPD Nun kann es keiner mehr leugnen, NAZIS haben die Macht.“[v] Denn daß die AfD als solche „rechtsradikal“ sei, darf Funke allerorten – von taz bis Deutschlandradio – als „Experte“ kundtun.[vi]
Daß Funke selber mit militanten Kreisen keine Berührungsängste kennt, solange sie ihre Wurzeln in seinem politischen Ursprungslager besitzen, ist indes zu vermuten. Als linksextreme Hacker auf der Plattform „Nazi Leaks“ illegal beschaffte Daten öffentlich machten, darunter 380 Adreßsätze von Kontakten der Jungen Freiheit, übernahm Funke die Liste der Linksextremisten auf seiner Internetseite. Erst nach einer Strafanzeige sah sich Funke genötigt, diesen Schritt rückgängig zu machen.[vii]
Hajo Funke ist insgesamt ein weiteres Beispiel dafür, wie problemlos der Weg aus der radikalen Linken in den medialen Mainstream verläuft. Als Netzwerker in bezug auf weitere linke Autoren, die weiterhin auf der äußersten Linken aktiv sind, aber als Stichwortgeber für die etablierte Presse zur Verfügung stehen, nimmt Funke in diesem Zusammenhang – wie auch Patrick Gensing – eine Schlüsselrolle ein. Die Mediatorenrolle sorgt für stetigen Nachschub an Grenzgängern zwischen der extrem linken Szene und dem bundesdeutschen Mainstream.
[i] Vgl. Michael L. Müller: Berlin 1968. Die andere Perspektive, Berlin 2008, S. 275.
[ii] Vgl. Willi Hoss: „Komm ins Offene, Freund“. Autobiographie, hrsg. von Peter Kammerer, Münster 2004, S. 81.
[iii] https://www.spiegel.de/spiegel/print/d‑18423369.html.
[iv] Eckhard Jesse: Demokratie in Deutschland. Diagnosen und Analysen, hrsg. von Uwe Backes/Alexander Gallus, Köln 2008, S. 84.
[v] https://twitter.com/profhajofunke/status/723516553778606082?lang=de. [MITTLERWEILE GELÖSCHT!]
[vi] Vgl. bspw. https://www.deutschlandfunk.de/politologe-hajo-funke-die-afd-ist-zu-einer-rechtsradikalen.694.de.html?dram:article_id=344219.
[vii] Vgl. https://jungefreiheit.de/sonderthema/2012/in-eigener-sache-hackerangriff-auf-die-pressefreiheit/.
Maiordomus
Mit der Parallelisierung Prof. Hajo Funke mit Kubitschek, der eine links, der andere rechts, aber eigentlich, betr. Funke, politisch nicht zurechnungsfähig und Ausdruck neototalitärer Denunziation, schiesst Kaiser irgenwie ein Eigentor. Noch gut finde ich indes die Kommentierungen der laufenden Gesinnungsterroraktion gegen Hoecke, vgl. den neuesten Kommentar dazu auch in der Online-Ausgabe der Jungen Freiheit. Wäre Kubitschek irgendwie die Liga von Hajo Funke, nur rechts, könnte und wollte ich mich nicht an den Debatten in diesem Blogforum beteiligen. Solche Leute braucht Deutschland nicht.