Das war’s. Diesmal mit: Hedonisten und dem Geschlecht mit Bedarf

22. November 2017 --  „Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen“, schrieb Friedrich Hebbel, ein echter Liebling der ganzen Familie.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Man meint ja, sich selbst und den Gelieb­ten recht gut zu ken­nen. Und doch prä­gen sich die Gene, die ers­ten früh­kind­li­chen Erfah­run­gen oder Gott weiß was manch­mal in einer Art aus, die einen über­wäl­tigt, erstaunt, kränkt oder vor den Kopf stößt.

Ich schrieb heu­te einen Brief an eine in fer­nen Lan­den wei­len­de gro­ße Toch­ter und lud die klei­nen Geschwis­ter ein, Gruß­bot­schaf­ten bei­zu­ge­ben. Die Jüngs­te mal­te ein Spin­nen­netz und schrieb: ICH BIN HEDONIST. DEINE E. Ja, sie hat­te jüngst das Wort irgend­wo auf­ge­ga­belt und nach der Bedeu­tung gefragt.  Ich ver­su­che meis­tens, wert­frei zu erklä­ren. Jetzt hab ich also eine Hedo­nis­tin und muß mit ihr klarkommen.

– – –

23. Novem­ber 2017 – Bei Wal­ter Moers gibt es irgend­wo, ich glau­be in On the Road, die­se Sze­ne, wo man den ent­blöß­ten Arm der LKW-Fah­rers sieht. Dar­auf sind (in Süt­ter­lin?) eini­ge Zei­len eines Min­ne­sangs täto­wiert. Spä­ter im Comic schwa­dro­niert der Brum­mi-Typ kun­dig über Zwölf­ton­mu­sik. I love the people!

In unse­rer durch etli­che Umbrü­che durch-und-durch-pro­le­ta­ri­sier­ten Regi­on ist es so:  Fast alle Ämter­tus­sis sind schreck­lich drauf. Jede Anfra­ge, erst recht die höf­li­che, wird als Mehr­ar­beit, Affront oder Belei­di­gung auf­ge­faßt. Wei­ter unten in der offi­ziö­sen Hier­ar­chie hin­ge­gen läuft es super. Hand­wer­ker et al.: top.

Heu­te fah­re ich mit dem VV-Bus Alt­pap­pe abge­ben, das gan­ze Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al, das so anfällt. Frü­her war das ein­mal pro Quar­tal dran, seit eini­ger Zeit im Zwei­wo­chen­takt. Mitt­ler­wei­le kenn ich die oran­ge­nen Typen bei der Entsorgungsgesellschaft.

Sie sind locker drauf und in punk­to Iro­nie mir über­le­gen: „Nächs­tes Mal kos­tet das aber was bei die­sen Mas­sen!“ Ich, ver­le­gen: „Na gut, wie­viel?“ – „Haha, Spaß!“

Die Hedo­nis­tin (vul­go: mei­ne klei­ne Toch­ter) darf die Knöp­fe der Pap­pe-Zer­malm-Maschi­ne bedie­nen. Fragt der Pro­fi-Zer­mal­mer: Jetzt tät ihn schon mal inter­es­sie­ren, war­um wir soviel Müll pro­du­zie­ren? Ich, gleich­sam her­ab­nei­gend: Wir pro­du­zie­ren Bücher, also sind ein Ver­lag. Der Müll, haha, sei nur Kollateralschaden.

Gleich schä­me ich mich wegen mei­nes Wort­mülls. Aber mein Pro­fi­müll­mann steigt voll ein: „Also, da wüß­te man doch gern mal den Namen des Ver­lags!“ Wird gelie­fert. Müll­mann. „Oh! Antai­os! Grie­chisch! Kampf gegen… Hera­kles, oder? Ver­lo­ren, oder?“

Mir schla­ckern die Ohren. „Na! Sie sind ja echt hoch­ge­bil­det!“ Er: „Mei­ne Freun­de sagen immer: Lese­rat­te. Dich sieht man nie ohne Buch.“ I real­ly love my people.

– – –

23. Novem­ber 2017 – FAQ: „Echt, eure Kin­der wach­sen ohne Fern­se­her, ohne Smart­phone uns so wei­ter auf? Wie soll das gehen? Die wer­den doch zwangs­läu­fig zu Mobbing-Opfern?“

Fre­quent­ly ans­we­red: „ Es ist schwie­rig. Man muß sich fra­gen, was man erzie­hungs­mä­ßig errei­chen will. Tech­nisch gekid­napp­te oder freie, selbst­be­stimm­te Menschen.“

Klar waren und sind unse­re Kin­der eher Außen­sei­ter. Falls je ein Kind in die Lage kom­men wird, Memoi­ren zu ver­fas­sen, wird das Wort „Leder­ran­zen“ eine Rol­le spie­len… Heu­te, am Tag nach der Aus­strah­lung der 3sat-Repor­ta­ge „Die rech­te Wen­de“ wur­den zwei unse­rer Zög­lin­ge (mehr­fach) ange­spro­chen. Ging immer unge­fähr so: „ Du warst ges­tern im Fern­se­hen, haben mir mei­ne Eltern erzählt.“-  „ Ja, und?“ – „Cool. Also, haben mei­ne Eltern gesagt.“

Die Kin­der wun­dern sich. Mit die­sem Attri­but wur­den sie sel­ten in Ver­bin­dung gebracht.

– – –

25. Novem­ber 2017 – Ich woll­te gera­de inner­halb des ent­spre­chen­den „Fadens“ fol­gen­den Kom­men­tar von „Mon­a­li­sa“ zu mei­nem #menot-Arti­kel beant­wor­ten. Nun tu ich es hier, gekürzt um eini­ge Ein­las­sun­gen. Mon­a­li­sa schreibt:

Ich hat­te auch gehofft, dass das The­ma hier nicht (oder anders) auf­ge­grif­fen wird. Ange­sichts eini­ger hier geäu­ßer­ter Kom­men­ta­re macht sich mal wie­der Fremd­scham breit. Frau­en, die sich über säui­sche Bemer­kun­gen oder über­grif­fi­ges Ver­hal­ten beschwe­ren, sind nur schlecht gef*ckt?

Wel­ches Geschlecht muss sich denn in der Regel sehr viel mehr anstren­gen, um jeman­den fürs Bett zu fin­den? Bei wie­vie­len Män­ner pas­siert bis Mit­te 20 gar nix und nach der geschei­ter­ten Ehe dann auch wie­der nix bis zum ver­früh­ten Tod in Einsamkeit?

Ja, da gebe ich Mon­a­li­sa recht. Der Topos von der „under­fuck­ten“ Frau ist eine para­dig­ma­ti­sche Män­ner­phan­ta­sie.  Die­se ulki­ge Vor­stel­lung,  „der müß­te es nur mal einer rich­tig besor­gen.“ Das ist zum Tot­la­chen oder zum Erbar­men! Ver­mut­lich liegt dem  die Macht­vor­stel­lung eines Exhi­bi­tio­nis­ten zugrun­de: „Wenn die mein Rie­sen­ding sieht, dann … wird sie schon sehen!“

Zustim­mung also: Män­ner sind das Geschlecht mit „Bedarf“, und zwar seit je.

Man beden­ke aber das numi­no­se Drum­her­um des rei­nen Geschlechts­akts. Die Lie­bes­be­teue­run­gen vor­ab und nach­her – ein Mann wird drauf ver­zich­ten kön­nen, aber eine Frau? Nur, weil der­glei­chen nicht inklu­si­ve ist, gibt es (übri­gens welt­weit) wenig Bedarf an Callboys.

Daß eine Frau auf­grund einer dau­er­haf­ten Erman­ge­lung eines Aktes der Lie­be zur krä­hen­den Hys­te­ri­ke­rin wird, hal­te ich des­halb für plau­si­bel. Mon­a­li­sa schreibt weiter:

Deutsch­land steht nicht vor der Über­nah­me durch alte Wei­ber. In wes­sen Hän­den befin­den sich nach wie vor Eigen­tums- und vor allem Pro­duk­ti­ons­mit­tel?  Grob gesagt gehört das meis­te im Land nach wie vor west­deut­schen Män­nern. (…)Viel­ver­spre­chen­der scheint es mir, die “metoo” Auf­re­gung tat­säch­lich im Hin­blick auf ihre Ven­til­funk­ti­on für ande­res zu deu­ten. Als tat­säch­li­cher Gehalt steckt aber viel­leicht auch wach­sen­de öko­no­mi­sche Ungleich­heit gene­rell und auch zwi­schen den Geschlech­tern dahinter…

Ich ken­ne die Mär von den 21%, die Frau­en „weni­ger ver­die­nen“, aus dem eff­eff.  Jetzt müß­te man mir nur erklä­ren, was Frau­en genau dar­an hin­dert, sich die Eigen­tums- und Pruk­ti­ons­mit­tel unter den Nagel zu rei­ßen. Die struk­tu­rell patri­ar­cha­li­schen Macht­ver­hält­nis­se und – zirkel?

Mein Mann war heu­te bei einem Frei­zeit­tref­fen. Es gab Kuchen (kei­ner der weni­gen Män­ner hat­te einen geba­cken. Zwang? Ver­bot?), und es gab her­zi­ge advent­li­che Bas­te­lei. Die­se Bas­te­lei war der­ma­ßen scharf und wun­der­schön, daß sie (ers­tens) vor den Augen meh­re­rer Smart­phone­ka­me­ras Schritt für Schritt auf­ge­fal­tet und dann (zwei­tens) wie­der zur vol­len Grö­ße wie­der zusam­men­ge­fal­tet wurde.

Waren Smart­phone­ka­me­ras von männ­li­chen Eigen­tü­mern betei­ligt? Nein. Wur­den sie, die Män­ner, gehin­dert, von „Rol­len­mus­tern“? Ich glau­be: nein.

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (40)

RMH

27. November 2017 09:19

"Fast alle Ämtertussis sind schrecklich drauf. Jede Anfrage, erst recht die höfliche, wird als Mehrarbeit, Affront oder Beleidigung aufgefaßt."

Da kann ich Sie und alle aus dieser Region beruhigen, dass ist meines Erachtens nach ein deutschlandweites, seit gefühlten Ewigkeiten auftretendes Phänomen. Und zur Beruhigung von sensibleren MitleserInnen wie bspw. Monalisa: Dieses Phänomen tritt vollkommen geschlechtsneutral auf, also bei Amtsschimmeln allen Geschlechts/Genders/ was-weiß-ich-noch-alles.

Vermutlich ist es Folge eines tiefsitzenden Beamten- und Behördenpersonal- Burn-Outs. Wer einen vorgeblich gesicherten Arbeitsplatz hat und eigentlich objetiv betrachtet zu wenig zu tun hat, um richtig ausgelastet zu sein, für den ist jede minimalste Abweichung vom Standard, jede Anfrage, jeder persönliche Kontakt über das Gewöhnte hinaus Stress pur, da er in seiner strengen, gepflegten Routine gefangen ist. Übrigens sind genau diese Bereiche, wo das Personal besonders viel Zeit hat, sich gegenseitig zu beobachten die Betriebe, wo Mobbing besonders häufig vorkommt. Derdiedas Amtsschimmel/in hat also meistens subjektiv gefühlten, enormen Druck - und dann kommt so eine daher und fragt auch noch höflich (!) nach .... ne, also, ick gloob ick ...

Begünstigt wird dieses Verhalten auch noch durch die sich in der Praxis als einzig wahr und anwendbar zeigende, in der Jurisprudenz aber seit Jahrzehnten aus guten Gründen als veraltet geltende, Subordinationstheorie, wonach ein offentlich-rechtliches Verhältnis immer dann vorläge, wo ein Über-/Unterordnungsverhältnis gegeben ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Subordinationstheorie

Und der Ober zeigt dem Unter schon gerne, wer nach wessen Pfeife zu tanzen hat, damit überhaupt etwas geht ...

Fritz

27. November 2017 10:04

Das kann ganz anders aussehen, wenn man auf der anderen Seite des Schalters sitzt. Ich habe es erlebt, und ich muss sagen, irgendwann ist man genervt von den anspruchsvollen Kunden, die ständig Sonderwünsche haben und vom kleinen Sachbearbeiter erwarten, dass er ihre Probleme ruck-zuck löst, egal wie, auch wenn sie völlig außerhalb seiner Zuständigkeit liegen. Und das er über den Feierabend hinaus arbeitet, wenn sie eine Minute vor Schluss erscheinen, oder das er den Chef auf dem Handy anruft, wenn der in einer Besprechung ist usw.

Ein gebürtiger Hesse

27. November 2017 10:24

Man muß sich fragen, was man erziehungsmäßig erreichen will. Technisch gekidnappte oder freie, selbstbestimmte Menschen.

Genau. Um nichts weniger als darum geht es. Und das auch bei den Erwachsenen. Die inzwischen absolut gewordene Smartphone-Hörigkeit der meisten im öffentlichen Raum ist eine der Hauptstützen der gängigen Wirklichkeits-Ausblendung. Wieviel WELT entgeht einem, dessen Augen nurmehr auf ein stumpfes Display gerichtet sind? Von den Inhalten, die er darauf liest, mal ganz abgesehen. Dafür ist der Mensch nicht gemacht. Ein Blick muß Wirklichkeit atmen, sonst verkümmert er und wird, wie EK so schön sagt, gekidnappt.

H. M. Richter

27. November 2017 10:31

In der Begegnung mit dem Profi-Zermalmer kam es wohl - mindestens ... - zu einer unmittelbaren Manifestierung griechischer Götter-Welt mitten im Hier und Jetzt. Daß dergleichen unweit Schnellrodas geschieht, erfreut ebenso wie der Antwortsatz "Cool. Also haben meine Eltern gesagt.", welcher erneut bestätigt, daß es im Volk auch heute noch oftmals nach wie vor gilt, seiner eigenen Urteilskraft zu vertrauen.

W. Wagner

27. November 2017 10:53

Na dem belesenen Mann in Orange sollten Sie Euer neues Buch über die Germanen - oder ein anderes - + Verlagsprospekt schenken. 

RMH

27. November 2017 11:33

"Und das er über den Feierabend hinaus arbeitet, wenn sie eine Minute vor Schluss erscheinen,"

Sich auf Öffnungszeiten, die nun einmal bis zu letzten Minute denknotwendig gehen, zu verlassen ist ja auch eine ganz klare Unverschämtheit von diesen kleinen Petenten, wo kämen wir denn da hin, wenn man mal 5 Minuten länger machen müsste, sonst steht man am Ende ja wieder im Stau bei der Ausfahrt vom Behördenparkplatz etc. - zumindest letzteres könnte sich durch konsequentes länger arbeiten vermeiden lassen ;)

Kleine Korrektur zu meinem Beitrag von oben: Statt Burnout wollte ich eigentlich und korrekterweise Boreout schreiben.

Monalisa

27. November 2017 11:34

Sehr geehrte Ellen,

es ehrt mich, dass Sie auf meinen Kommentar hier gesondert eingehen.

Frauen und ihre romantischen Illusionen/Selbtsttäuschungen wären nochmal ein Thema für sich. Allerdings scheint es mir bisweilen auch nur ein Klischee frustrierter Männer zu sein, dass die alte Frau nun so besonders närrisch und lächerlich in ihrer Suche nach Liebe sei.

Es scheint ja auch genug dämliche Männer Ü50 zu geben, die sich in Prostituierte verlieben oder auch noch denken, sie würden von diesen geliebt (dafür, dass sie nicht ganz so widerwärtig sind, wie die anderen Kunden?). Zumindest hört man immer mal wieder davon ...

Einkommens- und Eigentumsverhältnisse sind zwei paar verschiedene Stiefel. Eigentum bildet eben ab, was über Jahrzehnte und Generationen hinweg angehäuft wurde. Auf wen die Firmen, Immobilien usw. in der Regel alle eingetragen sind. Da kann man schon von einem enormen Ungleichgewicht zugunsten der Männer ausgehen, auch wenn die ofizielle Datenlage dünn sein dürfte. Wer die Suchmaschinen bemüht, findet aber schon ein bisschen was.

Gerade auch bei den Medien, wo Rechte einen enormen Einfluss oder gar die Übernahme des öffentliches Diskurses durch Frauen fantasieren, ist doch, ganz klassisch, fast alles im Eigentum von Männern. Ausnahmen wie Friede Springer bestätigen die Regel. Frauen sind immer noch eher "Augentrost" - wie eine Journalistin von Stern oder Spiegel das nannte, die "Zierde" der Redaktion. Naja, immerhin verdienen sie dabei ordentlich.

Was den Lohnunterschied anbelangt, stößt es mir schon zunehmend sauer auf, dass ausgerechnet die Berufe, zu denen Frauen eben (von mir aus naturgemäß, aber warum war es in der DDR nicht so ausgeprägt?) neigen, so schlecht bezahlt sind. Warum ist das so? Leistet ein Arzt wirklich zehnmal mehr als die Krankenschwester, die auch noch zuhause den Laden schmeißt und zwei oder drei Kinder erzieht oder sogar alleinerziehend ist? Er bekommt aber mal eine sehr angenehme Rente und sie nicht. Er wird sich seines Alters vermutlich auch bei bester Gesundheit erfreuen, sie vermutlich nicht.

Klingt nun auch etwas klischeehaft und nach Tränendrüse, aber es ist nicht so weit weg von der Realität oder?

Auch bei den Themen Unterhalt der Kinder und/oder der Exfrau war es Männern  noch nie so leicht, sich komplett zu drücken und erschreckend viele tun das auch.Und selbst wenn nicht, das "fortschrittliches" Unterhaltsrecht begünstigt in der Praxis seit Jahren die Männer.

Ich will den Männern gar nicht einseitig die Schuld zuschieben, die heutigen Unterhaltsregelungen wurden m. W. maßgeblich von SPD-Frauen ersonnen. Jedenfalls ist es so, dass allem "feministischen Dauerfeuerns und - twitterns" zum Trotz, eine für Frauen kaum zu bewältigende Mischung aus traditionellen und modernen Lebenszielen propagiert wird, die allesamt enorme finanzielle Risiken mit sich bringen. Das ist einfach so. Die Ursachen für die verbreitete Altersarmut bei Frauen ist sicher nicht einfach deren Faulheit/Dummheit/Treulosigkeit anzulasten. Das wäre zumindest ein absolut schäbige, geradezu abstoßende Argumentation.

https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Fuenf-Gruende-fuer-Altersarmut-bei-Frauen,rente642.html

In vieler Hinsicht wird von Frauen nach wie vor erwartet, dass sie sich zum Nulltarif für das Gemeinwohl einsetzen. Und sie identifizieren sich selbstverständlich auch freiwillig mit dem zwischenmenschlichen Bereich. Aber während sie früher (vielleicht/hoffentlich?) durch soziale Anerkennung in ihren Familien, Kirchengemeinden etc. für ihre Selbstlosigkeit gewissermaßen entlohnt wurden, fällt das mittlerweile zunehmend und ersatzlos (?) weg.

Auch Ihr oben genannter Profi-Zermalmer oder der viel zitierte Müllmann dürfte deutlich besser verdienen und gewerkschaftlich besser vertreten sein, als die herkömmliche Putzfrau, Kindergärtnerin, Kellnerin, Krankenschwester usw. Und das alles geht bei Rechten vor lauter Genderhysterie und Kastrationsangst vollkommen unter. Das ärgert mich.

"(keiner der wenigen Männer hatte einen gebacken. Zwang? Verbot?)"

Männer backen hingebungsvoll Kuchen, wenn sie dafür Geld bekommen. https://www.konditoren.de/organisation/kontakte/start.html

"Jetzt müßte man mir nur erklären, was Frauen genau daran hindert, sich die Eigentums- und Pruktionsmittel unter den Nagel zu reißen."

Ja, wer hindert die ganzen Hartzies daran, der nächste Bill Gates, bzw. Dieter Schwarz zu werden? Auch so ein Mysterium. Entschuldigen Sie die Polemik, bin eine langjährige und treue Leserin Ihrer Kolumnen!

Herzlich grüßend, Ml!

Kositza: Liebe Monalisa, klar, dies alles wäre eine längere & gründliche Erörterung wert. Kommt auch noch! Themenheft dazu ist in Planung, erste Jahreshälfte 2018. Als ich gerade hörte, in Mitteldeutschland bekäme ein Friseur-Auszubildender (Normalfall: Azubine) im ersten Lehrjahr 153 Euro, fand ich das auch zum Schreien. Anders als meine studierenden Töchter hat die künftige Friseurin weder ein Stipendium noch ein Semesterticket, und sie kommt auch nicht zum Studentensupersparpreis vergünstigt in die Oper oder ins Museum.

 Daß ein Arzt  (das, also der Vergleich Krankenpfleger/Ärztin ist ein gutes Beispiel!) aber nach erstklassiger, anstrengender und voraussetzungsreicher Ausbildung (nach einem Jahrzehnt der "Lehre") das Zehnfache auf dem Konto hätte gegenüber einer Krankenschwester, stimmt schon mal nicht ganz. Eine Pfleger/eine Schwester kommt auf 2200-2400 brutto. Ein Facharzt auf ungefähr 7000. Wer sagt überhaupt, daß nicht auch der Arzt (der meist auch Schichten unterworfen ist) "alleinerziehend mit 2-3 Kindern ist und zu Hause den Laden schmeißt"?

Sie schreiben (ja, ich höre das oft genug im Radio & lese es in marktüblichen Zeitungen), daß von Frauen erwartet werde, daß sie sich zum Nulltarif fürs Gemeinwohl einsetzen. Stimmt wohl. Nur: Wer soll das richten, diese empfundene "Ungerechtigkeit"? Der dauergerechte Staat etwa? Ich kann nur immer wieder aus "Sweet Dreams" von The Eurythmics zitieren: "Some of them want to abuse you/Some of them want to be abused.…"

Wenn Sie sagen, Männer backen durchaus Kuchen, aber halt nur, wenn's Knete dafür gibt: Na und!.Wenn die Ladies keinen Kuchen backen wollen, wenn die Hartzies nicht "der nächste Bill Gates" werden wollen -  ist doch alles okay! Keiner zwingt sie, keiner soll sie zwingen! So frei- immerhin- sind wir doch!

.

marodeur

27. November 2017 12:13

"...  ohne Smartphone ... Wie soll das gehen? Die werden doch zwangsläufig zu Mobbing-Opfern?"

Das klingt ja schon fast nach einer Drohung. Meine Kinder sollen mal besser zur Tätergruppe gehören, oder? Das ganze Thema bringt mich regelmäßig auf die Palme. Aus lächerlichen Gründen geben Eltern ihren Kindern unbegrenzten Zugang zum vollständigen Archiv aller Grässlichkeiten der Menschheit.  "Der Junge muss 5 Minuten zur Schule laufen. Lass da mal was passieren!" .. ja klar, dann braucht man unbedingt einen voll-internetfähigen Handrechner mit unzähligen Spielen und aufdringlichen Chat-Clients. Ich kenne niemanden, der nicht an diesen Dingern klebt wie Ratten am Zuckertropf (schließe mich da nicht ganz aus).  Wie kann man diese Seuche nur so gedankenlos an kleiner Kinder weiter reichen?

Was mich interessieren würde: Wie sieht denn "Insider" heutzutage aus? Trifft man sich gemeinsam irgendwo um am Handy zu tippen? Nein danke. Ich denke, für die gesunde geistige Entwicklung des Kindes ist heutzutage eine gewisser Grad an Outsidertum schlicht notwendig.

Maiordomus

27. November 2017 12:30

"Hier trieb ein Hedonist" - steht irgendwo in einem abgrundtief pessimistischen Gedicht von  Gottfried Benn, wenn ich mich nicht irre, las es etwa im Alter von 16 Jahren, weswegen ich als Junger den Begriff des Hedonismus nie so positiv quasi zu meinem Lebensplakat machen konnte wie Tochter von Ellen K., welche sich mutmasslich auf die Socken macht, um den Familienbetrieb zu unterwandern, ich weiss nicht.

Zumal Jugendliche kommen in die Phase, wo sie sich weltanschaulich von ihren Eltern differenzieren, es kann dann manchmals ins volle Gegenteil überschwappen oder auf einer anderen Ebene aus Nähe und Distanz dann erst recht zu einer Nachfolge kommen, die Wirkung von Erziehung bleibt trotz allem nicht zu unterschätzen. Meine Ablehnung des Hedonismus begann etwa mit 11 Jahren, als ich in der Predigt eines gewaltigen Rhetors den gegen Schluss ausgerufenen Satz über Nietzsche hörte: "Und am Ende war der arme Teufel geschlechtskrank"..., das vernichtende Urteil blieb doch stark genug, um mich wenige Jahre später auf die Werke Nietzsches neugierig zu machen. Meine ca. sechsbändige Benn-Ausgabe verdanke ich im übrigen einem katholischen Akademiker, der vor ca. 50 Jahren diese Bücher entsorgte wie auch die "Strahlungen"  von Ernst Jünger, weil er keine "Nazis" in seiner Bibliothek brauche. Und so las ich denn Benns Gedichte u.a. eines über sezierte tote Huren und auch irgendwo den Satz "Hier trieb ein Hedonist", den ich indes kurzfristig jetzt nicht gleich aus der Werkausgabe belegen könnte, hoffe, dass ich mich richtig erinnere. Wie auch immer: Wenn ich das Wort "Hedonist" höre, dann kommt mir gleich in den Sinn "Hier trieb ein Hedonist", wie eine Art lebende Leiche, die es analog zu zahlreichen Krimileichen die Thems runterschwemmt. Die Kritik des Hedonismus begegnete mir dann später wieder im gymnasialen Lateinunterricht so etwa in der Formulierung "ein Schweinchen aus der Herde Epikurs". Es dauerte recht lange, die unterirdische Verbindung der Epikuräer mit den anscheinend gegenteilig gesinnten "Kynikern", die ein Hundeleben zum Programm erhoben, zu realisieren. Dem Zynismus und dem Epikuräismus ist eigentlich die aristotelische Mitte aus der Nikomachischen Ethik gegenüberzustellen, welche aber kein Kompromiss zwischen beidem ist, sondern das "Äusserste", was einer sein kann im Sinn der Entelechie, der Wesensentfaltung aller unserer Anlagen. Gegenüber den 68ern, in denen ich stets leidenschaftliche Befürworter der totalitärsten Diktatur sah nach dem Muster der soeben stattgehabten chinesischen Kulturrevolution, neigte ich 1969 zur Gegenthese: "Die einzige Provokation, die beim herrschenden Zeitgeist noch angebracht ist, sind Aristoteles und die Zehn Gebote." Dabei lehnte ich damals den Militarismus wegen seines egalitaristischen Moments als "linksextrem", vgl. die französische "levée en masse", ab, genau so wie die im Grunde gleichmacherische Funktion der Krawatte.

Hingegen schien mir der Katholizismus mediterraner Provenienz als Alternative zum Hedonismus einerseits und zum puritanischen Protetantismus andererseits eine Lehre der Lebensfreude zu sein, auch auf der Grundlage der früh gelesenen Memoiren des Katholiken Casanova, in dem ich immer einen Vorläufer meines damaligen Lieblingsfilmemachers Federigho Fellini gesehen habe. Die mediterrane Interpretation bedeutete stets, dass alles nicht so tragisch genommen werden musste wie es auf dem Papier und im Beichtspiegel aussah und dass der Kompromiss mit dem Leben der eigentliche Gehalt der Weltanschauung eines freien Menschen sein müsse. Das Wichtigste war für mich als junger Mann stets, dass es keine Instanz geben dürfe, welche den Menschen ganz in Anspruch nehmen dürfe. Als Leser von Hermann Hesse gehörte noch dazu, dass es keine grössere Einbildung von Eltern geben kann als die Meinung, ihre Kinder gehörten ihnen. Nein, so nicht, und so erkläre ich mir, warum nun eine Tochter von Ellen K. partout eine Hedonistin geheissen sein will. Oder täusche ich mich da?

PS. Derzeit lese ich den autobiographischen Roman "Aufleuchtende Details" von Peter Nàdas, über dessen Lob das Feuilleton geradezu überschwappt, wiewohl existenzphilosophische Geschwätzigkeit dem Autor im Wege steht, da kann er als Autobiograph mit Canetti nicht mithalten, sowieso sind die historischen Urteile oft nun mal ziemlich ungenau und im Einzelfall mainstreamhaltig. Das Beste aber an diesem Roman ist die Schilderung der Abgrenzung des Autors von seinen kommunistischen Eltern, in den Fünfzigerjahren der tragischen Geschichte von Ungarn. Was übrigens die Einschätzung seiner Heimat betrifft, neigt Nàdaz sogar Orban gegenüber zu einem kritisch-differenzierten Urteil, derselbe macht offenbar doch nicht gerade alles ganz falsch. Ich erwähne aber diesen Roman von wegen seinem pädagogischen Gehalt, der noch weit über die literarischen Qualitäten des Autors Nàdas sein Buch lesenswert macht, trotz der genannten Geschwätzigkeit, die bei einem früheren Buch sogar weit über 1 700 Seiten ausmachte, um zu schreiben, was ein Johann Peter Hebel in 20 Seiten hinkriegt. Literarisch leben wir ja eigentlich in einer Nullepoche. Ich habe bisher leider noch kein nach dem Jahre 2000 neu erschienenes belletristisches Werk gelesen, das mit den hundert Besten einigermassen mithalten könnte, eigentlich sind sogar Einkaufsprotokolle von Goethe meist besser geschrieben als was einem heute zumal in deutscher Sprache zugemutet wird. Bei Nàdaz neuestem Buch handelt es sich indes um eine Übersetzung aus dem Ungarischen, notabene von der exzellenten Christina Viragh, deren selber geschriebene deutsche Romane allerdings kaum brauchbar sind. Nàdaz hat indessen ein exemplarisches geschrieben als Beispiel für ein Kind hochpolitischer Eltern. Darum, so scheint mir, ist diese Notiz nicht bloss ein extemporierendes Abschweifen zu den wie meist sehr lesenswerten Notizen der ihrerseits literaturbeflissenen Ellen Kositza.

Hesperiolus

27. November 2017 13:10

In jener Hinsicht "durch-und-durch-proletarisiert" ist bei weitem nicht nur die  Region, sondern war im Sinne von Piepers "Proletarität" und Nebels "Zurücktreten des Seins hinter der Leistung" eheschon das ganze von Protestantismus und Preußentum vorverdorbene Land. Wie Nebel in seinem Essay "Vom deutschen Wesen" vom "Ton" sprach, "der so sehr von der Höflichkeit englischer oder französischer Amtsstuben absticht" und konstatiert: "daß die Bürokraten im Umgang mit den Staatsbürgern sich nicht als Diener, sondern als Vorgesetzte vorkommen und wie man vor allem bei Subalternbeamten beobachten kann...sich eines anmaßenden, verächtlichen und brutalen Tons befleißigen, den die meisten Deutschen wegen ihres Mangels an Zivilcourage demütig hinnehmen, der aber", wie er meist vergebens hofft, "sofort zu einem erschreckten Winseln wird, wenn man ihn sich nicht gefallen läßt." Im Falle der "Tussis" mag natürlich auch das dort auf ebendie historischen Ursachen zurückgeführte "mangelnde Seinsgewicht der deutschen Frau" einspielen. 

Caroline Sommerfeld

27. November 2017 15:48

Eltern sind Heuchler! Es gibt derzeit kein Thema, bei dem Eltern mehr und offensichlicher heucheln als der Medienkonsum ihrer Kinder. Kürzlich wieder: Elternabend, 6. Klasse, Kinder sind 11, 12 Jahre alt. Riesenblase, wir bräuchten einen Vortrag zum Thema Medienerziehung, Internetethik, respektvolles Miteinander. Lehnte ich vehement ab, denn was für eine eigene Agenda tragen externe Vortragende in die Klasse hinein? Im Lauf des Abends kam immer wieder die Frage auf, ab wann, mit Internet, welche Gerätschaften usw., und alle Eltern taten so, als hätte ihr Kind ja nun wirklich gar keine Ahnung, wenn überhaupt eine Stunde Internet unter elterlicher Aufsicht am Tag, alle bösen Videos und Möglichkeiten kennte das Kind nur von den anderen. Ja Pustekuchen, ich kenne doch die Freunde meines Sohnes und die off-record-Klagen der Mütter. Es ist völlig unmöglich, über dieses größte Tabuthema gegenwärtigen kollektiven Erziehungsversagens zu sprechen. Wahrscheinlich geht's erst in der familientherapeutischen Sitzung, wenn es zu spät ist.

Und, um performativ konsistent zu bleiben: unsere Kinder schauen YouTube-Videos, was ich weder gut begründen noch rechtfertigen kann, frei mach Max Schelers Diktum: "Der Wegweiser steht nicht dort, wo er hinzeigt."

Hartwig aus LG8

27. November 2017 16:37

@ MonaLisa

Wieso mussten Männer, Thomas Newcomen und James Watt, die Dampfmaschine entwickeln, wo doch Frauen über Jahrtausende Zeit hatten, die Kraft des Dampfes zu erkennen - in der Küche!  Polemik - Ende.

Also: Bitte überlegen Sie, dass solcherart Aufrechnung und "Gerechtigkeits"debatte nur dort keimen kann, wo die Verhältnisse zwischen Mann und Frau schon komplett zerrüttet worden sind. Männer und Frauen gehören zusammen - und zwar arbeitsteilig.  Wenn Mann und Frau nicht mehr als Paar betrachtet werden, zieht man völlig falsche Schlüsse.

Der Umstand, dass es viele Männer und viele Frauen gibt, die außerhalb dieser Paarbeziehung leben, darf uns nicht dazu verleiten, die falschen Fragen zu stellen bzw. zu beantworten.

S.J.

27. November 2017 17:39

Stresstest für die Empirie: Gibt es ein Kind, das schlechte schulische Leistungen erbringt, eben weil es ohne moderne Medien aufwächst? (Zweckmäßige PC- und Informatikkenntnisse sind hierbei ausgenommen.) 

Schenkendorf

27. November 2017 21:18

Solange eine Runde Mühle mit mir für meine 10-jährige Tochter interessanter ist als das Internet, kann da noch nicht soviel falsch gelaufen sein. Schminktipps von Dagi B. hab ich mir auch mal angesehen, damit ich das richtig einordnen kann - die Notwendigkeit von so etwas bleibt einem Manne unheilvoll verschlossen. Der Hinweis auf die Nichtigkeit solchen Zeitvertreibs wurde aber nicht ungnädig aufgenommen.

Für ein wichtiges Thema halte ich allerdings die Altersgemäßheit. Das muß aber für jedes Kind einzeln bestimmt werden. Wenn das Kind den letzten Band von Harry Potter liest (normalerweise bestimmt nicht in allem altersgerecht, vorliegend scheint es aber nicht zu schaden), dann kann es doch auch den Film dazu sehen.

Kositza: Oh, dieser Harald Töpfer verfolgt mich nun seit ca. 15 Jahren... Kind 1 hatte mal aus Versehen in den ersten Band reingeschaut und war hernach von Alpträumen geplagt. Kind 2 fand die Reihe eh nichtswürdig, Kind 3 durfte die beiden ersten lesen, Kind 4 die ersten drei... und dann ließen wir die Zügel gleiten. Sollen sie lesen, was sie meinen. Bei Video-Medien hingegen sind wir noch streng. Als ich neulich in meinem (von den jungen Ladies mitgenutzten) ebay-Account die Botschaft bekam: "Immer noch an Gossip-Gir, interessiert, Ellen Kositza?" wurden hier ordentlich Leviten gelesen - da setzte es elternseits kulturkritische Vortäge...

Fräulein von Trense

27. November 2017 21:48

In unserem Fall haben die greisen Trägheitskräfte der Eltern den Sieg über jugendliche Begehrlichkeiten in puncto Bildschirmmedien usw davongetragen.

Als wir neulich wieder die Abgabe der Weihnachtswunschzettel der wunschlos glücklichen Familienjugend anmahnen mußten, maulte der bisher schmerzlichste Smartphonevermisser, daß ihm nichts einfiele, schließlich habe er ja alles. Uns tat das Kind leid und so schlugen wir das so oft und vergeblich gewünschte Smartphone vor. Die Antwort verschlug uns die Sprache.

Nö, meinte der so grausam Kurzgehaltene, er mußte nun so lange ohne das Ding auskommen, daß er es jetzt auch nicht mehr braucht. Er habe festgestellt, daß er ganz gut ohne leben kann und seine Kollegen mit seiner Smartphonelosigkeit auch.

Man macht im Leben vieles, wenn nicht alles falsch, manchmal aber geraten Maßnahmen, Projekte, die man genauso blindlings durchführt wie all das falsche, dennoch wohl .

Jürg_Jenatsch

28. November 2017 00:24

@ MonaLisa: Bitte bleiben Sie doch auf dem Teppich. Soweit mir bekannt ist, verdient eine Ärtzin ebenfalls erheblich mehr als ein Krankenpfleger. Und so unkommod kann es das Unterhaltsrecht auch nicht sein, wenn Frauen eher die Scheidung einreichen. Wir können uns jetzt gegenseitig larmoyant die Nachteile des jeweiligen Geschlechtes um die Ohren hauen, aber ist es nicht genau das was die Oberen wollen?

Franz Bettinger

28. November 2017 07:21

@ Monalisa und @ Kositza

Die ehemalige Familien-Ministerin Dr. Kristina Schröder (CDU) erklärt mal auf TE, dass und warum es in Wahrheit KEINE Lohndifferenzen zwischen Frauen und Männern gibt. Der Haupt -grund für eine unterschiedliche Bezahlung ist die unterschiedliche Qualifikation und Einsatz -bereitschaft. Unternehmen bezahlen nun mal den E-Techniker besser als die Germanistin, und überigens auch die E-Technikerin besser als den Germanisten. Letzteres kommt seltener vor, und daraus resultiert eine Einkommens-Differenz von durchschnittlich 22%. Es gibt keinen einzigen Tarifvertrag, der verschiedene Gehälter für unterschiedliche Geschlechter vorsieht. Dass sich das Studiums- und Berufs- wahl-Verhalten von Männern und Frauen unterscheidet, erklärt einen gewichtigen Teil des Lohnunterschieds. Der Grund für die kleine Rest- Lücke von 2-8%: Frauen sind seltener in Führungs-Positionen; sie bevorzugen Teilzeit-Beschäftigungen; und Frauen unterbrechen oft nach der Geburt eines Kindes ihre Tätigkeit und verfügen somit über weniger Berufserfahrung. Hier treffen Menschen einfach Entscheidungen darüber, was ihnen in ihrem Leben wichtig ist. Frauen neigen (gerade rund um die Geburt und um Kinder) dazu, diese Entscheidungen anders zu treffen als Männer. Der Nachweis, dass der Gender Pay Gap etwas mit der Diskriminierung der Frau zu tun hat, ist nicht erbracht. Es gibt schlicht unterschiedliche Präferenzen bei Mann und Frau, und die gehen die Politik nichts an.

PS: https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/equal-pay-day-kein-beweis-fuer-geschlechterdiskriminierung/

RMH

28. November 2017 09:21

Es fällt auf, dass auch bei den neuen Medien sich eine Geschlechtertrennung fast wie von alleine eingestellt hat. Die ganze Game-Szene ist eher von Knaben, Jungs, Männern belegt (Während es bei den in echt stattfindenen Rollenspielen durchaus auch Mädchen/Frauen gibt, aber diese Szene ist deutlich kleiner und kein echtes Massenphänomen). Wenn man einmal duch die entsprechenden Abteilungen der Kaufhäuser geht, wo die Spielkonsolen stehen, findet man nach Schulschluss Trauben von Jungs um die Geräte stehen, aber keine Mädchen. Die ganze Informatik- und Hacker Szene (das Codebrechen etc. hat sich ja auch zu einem erheblichen Teil aus dem Bedürfnis entwickelt, Spiele raubkopieren zu können, irgendwo her zu beschaffen und Kopiesperren zu überwinden) scheint auch männlich dominiert zu sein.

Trotz der eindeutigen Dominanz von Frauen im Bildungs- und Erziehungsbereich, unter der gerade Knaben teilweise nicht unerheblich zu leiden haben, und bei der man jetzt erst so langsam auch offiziell bemerkt, dass das nicht unbedingt gut ist (wo bleibt hier der Aufschrei männlicher Gruppen? Die häufig vorkommende psycho-soziale Gewalt durch Erzieherinnen und vor allem Lehrerinnen ist unter Annahme des weiten Definitionsbogens der Pseudo-Feministen und Feministen, des Politisch-Korrekten, eigentlich stellenweise auch recht eindeutig sexuell übergriffig) brechen doch immer wieder geschlechtsspezifische Differenzierungen durch. Und hier ist eben der Rechte, der Konservative mit seiner Weltsicht eindeutig im Vorteil, für ihn ist so etwas eben nicht überraschend, für den Progressiven und Linken hingegen müsste es eigentlich ein Drama sein, dass die Knaben Daddel-Spiele bevorzugen und hier dann wiederum kompetative Spiele und Ballerspiele und die Mädels sich bei youtube irgendwelche Schminktipps einholen etc.. Wenn ich mir die Grundschulfotos meiner Kinder ansehe, dann kann ich nur sagen: All diese Gleichmacherei ist grandios gescheitert.

Selbiges gilt, wenn man sich das Abendprogramm im TV anschaut, wenn man einmal von gewissen sonderpädagogischen Formaten wie den Tatort absieht. Alleine, dass es so ein Format, wie den Bachelor gibt, bei dem es darum geht, dass ein Superschnösel sich aus einem Harem von Damen, die sich alle entblöden und um den Gockel buhlen, dann seine Herzdame erwählen soll,  im TV im 21. Jhdt überhaupt nenenswerte Einschaltquoten hat, konterkariert alle emanzipatorischen Bemühungen der letzten zweihundert Jahre (und dies auch, wenn man berücksichtigt, dass diese Show nur Show, also fake and not real ist, wie man heutzutage sagen würde - Zielgruppe der Show sind Frauen und Frauen schauen sich so etwas an. Männer nur, wenn sie in Sippenhaft neben der Ehefrau (neudeutsch: Partnerin) auf dem Sofa den Abend verbringen müssen. Das Ganze ist auch auf die seit Neuerem existierenden Nackedei-Shows des Spätabendprogramms übertragbar).

Monalisa

28. November 2017 10:42

Lieber Hartwig,

was das Ideal angeht, bin ich ja voll bei Ihnen. In einer funktionierenden Ehe sollte man sicher nicht buchhalterisch über die jeweilige Leistung des Anderen wachen. Das wäre ja schrecklich. Aber selbst/gerade in der Ehe kann ein bisschen Pragmatismus auch nicht schaden.

Überhaupt würde niemandem ein Schaden daraus entstehen, wenn Frauen/Mütter mehr Rente bekämen oder soziale Berufe besser entlohnt würden oder der Unterhalt für Kinder vom Expartner oder auch der Expartnerin etwas nachdrücklicher eingetrieben würde usw.

Und für all diejenigen, die es nicht geschafft haben, das Ideal zu leben, muss es auch menschliche und gerechte Regelungen geben. Die Rechte/AfD wird nicht weit kommen, wenn Frauen sich tatsächlich vor deren Politik fürchten.

@Jenatsch

Klar, warum werden nicht einfach alle Akademiker? Da sollten doch gerade die Rechten realistisch bleiben. Der Ärztin, die neben der beruflichen Leistung auch noch die Hauptsorge für Haushalt und Kinder trägt oder deretwegen einige Jahre "nicht" gearbeitet hat, stünde m. M. mehr Rente zu als dem Kollegen, der "nur" Lohnarbeit geleistet hat. Gegenwärtig würde sie wohl weniger bekommen.

@Bettinger

Klingt so, als wäre es besser, wenn Frauen sich dann auch nicht um Haus und Kinder kümmern. Frauen, die eine gerechte, finanzielle Anerkennung ihrer Leistung wünschen, müssten sich komplett vermännlichen - oder gucken halt in die Röhre.  Andere gesellschaftliche oder politische Rahmenbedingungen zu schaffen ist, warum auch immer, einfach undenkbar.

Und jeder, der kein MINT-Fach studiert hat, ist sowieso selbst Schuld! Klar

@Sommerfeld

Ja, Eltern tragen manchmal dick auf. :-)

Wir haben keinen Fernseher, aber via youtube und möglichst werbungsfrei dürfen meine Kleinen kindergeeignete Sendungen anschauen. Mir ist auch nicht klar, was daran so schlimm sein soll. Unter Waldörflern sieht man das wohl enger.

Was anderes sind Handys mit Netzzugang. Wenn es nach mir geht, bekommen meine Kinder so ein Ding nie, bzw. frühestens vom selbst erarbeiteten Geld.

Jürg_Jenatsch

28. November 2017 12:05

@ monalisa Anscheinend haben Sie beschlossen, die bösen Männer weiterhin in feministischer Manier zu beschuldigen. Als wenn sich Ärzteehepaare nicht Personal leisten können. Und ja, jede Lebensentscheidung verschließt andere Möglichkeiten und zieht bestimmte Konsequenzen nach sich. Sie sollten wirklich Roger Devlin lesen. Rund 90% der berufsbedingten Unfälle und der im Beruf Getöteten sind Männer, die dann, wenn sie das Arbeitsleben überstanden haben, noch dazu im Schnitt kürzer leben und demzufolge auch geringere Rentenzahlungen erhalten. Und die niedrigen Löhne im Pflegebereich haben vielleicht auch etwas mit dem Zustrom von Ausländer auf dem Sektor zu tun, nicht wahr? Aus meiner eigenen Branche kann ich sagen, daß beispielsweise durch den Marktzutritt der indischen IT-Experten die Tagessätze der Freiberufler in UK abgestürzt sind und mittlerweile erheblich unter den deutschen Sätzen liegen. 

Monalisa

28. November 2017 12:19

@ RMH

So überraschend ist das für Linke und Progressive auch wieder nicht.

Übrigens wissen auch Rechte, dass Geschlechterrollen etwas kulturell geformtes sind, wenn auch nicht beliebig formbar.

Auf anderen Ebenen sind wir ja auch in der Lage zu erkennen, dass das endlose Gewucher von Subkulturen, das Kreieren immer neuer Bedürfnisse, Interessen Süchte und Identitätsangebote zu guten Teilen auf die planvolle Erzeugung von Nachfrage zurückgeht. Geschlechtsidentitäten sind dementsprechend ebenso manipulierbar. Was man nicht alles braucht und haben muss, um eine echter Mann/eine echte Frau zu sein.

Dass es seit Neuestem nun blaue und rosa Überraschungseier gibt, hat nichts mit irgendeiner Kultur zu tun, deren Verteidigung wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Meine Kinder werden sich auch keine stumpfen Ballerspiele reinziehen oder endlose Anleitungen dafür, die Blicke alter Säcke auf sich zu ziehen.

Gerade dass Mode und Aussehen so sehr zur Ausdrucksmöglichkeit von Frauen geworden ist, steht doch kaum in Verbindung mit europäischer Geschichte. Über Jahrhunderte haben Männer zu aufwendig gearbeiteter und auffälliger, bzw. imponierender Kleidung gegriffen, um ihrem Rang und Wert Ausdruck zu geben. Was hat die stinklangweilige Männermode von heute mit der Natur des Mannes zu tun? Auffallendes Männchen wirbt um unscheinbares Weibchen ist zumindest in der Tierwelt das sehr viel häufigere Modell.

Während früher kleine Jungs selbtsverständlich in Kleidern steckten*, weil es praktischer war, ist es nach heutiger Klemmi-Orthodoxie schon der reine Genderwahnsinn, wenn Jungs mal eine "Mädchenfarbe" tragen oder den Nagellack der Schwester ausprobieren.

*Man denke an die bekannten Familienbilder der Bonhoeffers oder gucke da:

https://en.wikipedia.org/wiki/Breeching_(boys)

Sicher gibt es genetische Dispositionen, aber man sollte zurückhaltend sein, diese aus der Lamäng als Erklärung heranzuziehen.

Monika L.

28. November 2017 12:45

Liebe Monalisa,

ich möchte Ihnen und all den Frauen, die sich wegen ihrer finanziellen Situation Sorgen ( ungerechte Löhne, Altersarmut von Frauen usw.) machen, nicht zu nahe treten, nicht zuletzt, weil ich die konkreten Lebensumstände nicht kenne.

Trotzdem möchte ich an die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge erinnern. Auch wenn sich die Zeiten da gewaltig geändert haben. In den 70er bis 90er Jahren konnte die westdeutsche sparsame Hausfrau  gut vorsorgen (Lebensversicherung, Bausparverträge, sog. Leibrente, Depotkonto usw. ) Als meine Kinder klein waren habe ich z. B. lieber VHS-Kurse über " Geldanlage für Frauen" als Backkurse besucht. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die bei irgendwelchen Festivitäten und Freizeittreffen selbstgebackenen Kuchen mitbringen. Da bin ich Hedonist. Was sich nur ein Mann erlauben kann. Was glauben Sie, wie man, gerade auch als Hausfrau ( die hat ja nichts zu tun!) dann angeguckt wird. Gerade von den Frauen. Besonders am Weltgebetstag der Frauen in  den Gemeinden wird Leckeres serviert, da überschlagen sich die Frauen mit Gebacke und Gekoche. Da kommt auch der Pfarrer gerne mal vorbei, um sich durchzuschlemmen. Und die Frauen sind entzückt. 

Ich habe im Laufe der Jahre viele Frauen kennengelernt, die gut verdienen, sich aber keinen Kopf um die Geldanlage machen ( macht der Mann, keine Zeit usw.) Auch mit Aktien beschäftigen sich Frauen kaum , Gold als Geldanlage beschäftigt 15 Prozent der Frauen, zumindest die  in NichtSchmuck-Form usw.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/frauen-und-geldanlage-wissen-verdraengt-die-intuition-149446.html

Neben der staatlichen Absicherung für Frauen ( die links gestrickt ist) sollte sich vielleicht eine rechte Absicherung für Frauen und Mütter etablieren. Da ist einiges denkbar. Ich denke jetzt nicht an Bitcoins, vermute aber, da tummeln sich vor allem die jungen Männer. Das Geschlecht mit Bedarf nach materieller Absicherung fehlt. 

RMH

28. November 2017 16:45

@Monalisa,

niemand bestreitet, dass die Menschen seit Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden versuchen, sich durch Bildung, Erziehung und Kultur zu formen, zu bilden. Mal in diese, mal eher in jene Richtung, mal hü und mal hott. Wenn man sich dann aber die Ergebnisse anschaut und - dank an Literatur und Aufzeichnungen aller Art ist dies ja möglich - feststellt, dass da oftmals von den Gedanken, Emotionen, Anschauungen und Verhaltensweisen her sich gar nicht mal so viel verändert hat, dann merkt man eben doch ganz konservativ, dass man es eben mit der weitgehend unveränderten Hardware Mensch zu tun hat, die mit dem scheinbar ewig gleichen Betriebssystem läuft und das all die ganzen Softwareupdates über die Jahrtausende bei deutlich steigendem Aufwand meist nur wenig Änderung am grundsätzlichem und strukturellem Menschsein gebracht zu haben scheinen. "Es irrt der Mensch, so lang er strebt" ... womit der Ball im Spielfeld der Philosophen liegt …

Paracelsus

28. November 2017 22:27

@ Monalisa et al.

Junge- oder Mannsein ist heute vom moralischen Standpunkt aus ähnlich bedenklich wie Deutscher-Sein: es ist selbstverständlich, dass man ein defektes Wesen ist, das insbesondere seine Gefühls- und erotischen Lebensregungen streng überwachen und wo nötig unterdrücken muss.

Eine der großen Gefährdungen des weiblichen Geschlechtes ist es hingegen, dass es allzu verlockend ist, auf das Angebot der Opferrolle einzusteigen und somit hereinzufallen. Man bekommt doch den Eindruck, dass die Benachteiligungsagenda nie aufhört. Dabei führt die Verwirklichung feministischer Gleichheitsideen, wie von Ihnen ja auch beschrieben, zu noch stärkerer Belastung und Überforderung der Frauen. (Beruf, Familie...)

Heilung kann da nur kommen für diejenigen, die sich der (schein)emanzipatorischen Propaganda wiedersetzen und sich nicht Frau gegen Mann aufhetzen lassen. Diese vielen Ansprüche, die wir aneinander haben sollen, was wir von Partner und Partnerin alles meinen erwarten zu dürfen... Es führt zu viel mehr Lebenszufriedenheit, wenn man sich mit Dankbarkeit klarmacht, was man als Mann und Frau aneinander hat. Dagegen führt jede emanzipatorische "Errungenschaft" zum Wunsch nach der nächsten... Da wird man niemals satt, weil was man ja eigentlich erstrebt ist das Glück, sich als liebender und geliebter Mensch spüren zu können. 

Monalisa

28. November 2017 23:24

Liebe Monika,

Sie wärmen mir das Herz. Ich bin noch nicht so alt, dass ich mir unmittelbar Sorgen um die Rente machen müsste, aber auch keine großen Hoffnungen.

Habe mir natürlich auch selber an die Nase zu fassen und mir fest vorgenommen, die verbliebene Zeit zu nutzen. Es stimmt leider, viele Frauen sind erschütternd naiv und untätig, wenn es um ihre eigene (und auch die familiäre) finanzielle Absicherung geht.

Das Kuchenaufgebot zu kirchlichen Anlässen kenne ich nur zu gut. Aber schon toll, was man da so für Torten bekommt. ;-)

@Jenatsch

Von Devlin kursieren diverse Abhandlungen und Traktate im Netz. Ich glaube das reicht mir schon.

Gerade solche Stimmen fordern mich natürlich heraus. Wo der Mund gegenüber Frauen so voll genommen wird, für was sie doch alles verantwortlich sein sollen und das taucht ja auch in den Kommentaren auf SIN in Abwandlungen immer mal auf, muss auch scharf zurückgeschossen werden. 

Ihr libertär angehauchter Lösungsansatz greift weiterhin zu kurz. Sie bleiben dabei, dass jeder selbst und im Zweifelsfrau allein die Frau auf den Kosten für das "Privatvergnügen" Kinder sitzen bleiben sollte?

Bessergestellte sourcen dann einen Teil der Extraarbeit ans wiederum hauptsächlich weibliche Personal aus, womit  das Unvereinbarkeitsproblem einfach nach unten durchgegeben wird. Der steigende Bedarf nach billigem Personal ist außerdem ein wichtiger Pullfaktor für Einwanderung.

https://www.el.rub.de/wiki/sozentin/index.php/Globale_Betreuungskette

Ihre tolle Philosopie läuft auf noch weniger eigene Kinder und noch mehr Armutseinwanderung heraus.

@RMH

Rein abstrakt kann ich da zustimmen. In der Realität liegen die Linken aber auch nicht so ganz daneben mit ihrem Misstrauen gegenüber dem "Natürlichkeitsdiskurs". Manchmal dient der tatsächlich nur zur Legitimierung oder Ablenkung von Machtstrukturen und Priviliegien.

Jürg_Jenatsch

29. November 2017 11:02

@ mona lisa Sie liegen wieder mal um Längen an einer vernünftigen Lösung daneben. Was Íhnen vorschwebt, ist ein Staat, der die Männer zwingen soll das Geld bei den Mamis abzuliefern. Wir sind nicht Eure Sklaven. Diese Pläne, die viele Männer erkannt haben, ist mit ein Grund, warum junge Männer sich sterilisieren lassen und daher der Familiengründung. Dafür seid Ihr Frauen mit Eurem Ek is jammer verantwortlich. Wenn man Ihr Programm umsetzt, wird damit ein gewaltiges Kinderzuchtprogramm in der oftmals ausländisches Unterschicht verwirklicht. In der Tat bin ich der Meinung, daß man sich Kinder auch leisten können muß, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Zumindest zum Zeitpunkt der Familienplanung sollte dies der Fall sein. Man kann nicht alle Imponderabilien des Lebens beizeiten erkennen, aber im Grundsatz sollte ein Oikos d.h. eine Familie autark sein. Meine Lösung ist deshalb eher traditionell als libertär. Böse Menschen nennen das dann Patriarchat.

Sie sollten eine Beschriebung des Seins  nicht verwechseln mit einer Forderung, dies zu verwirklichen bzw. umzusetzen. Meine Beschreibung eines Ärztehaushaltes ging von der Realität aus und nicht von meinen Wünschen.

Kositza Jürg-Jenatsch, Sie merken, daß ich in Ihren Beiträgen rumfummel, damit sie publizierbar sind? Bleiben Sie bitte angemessen höflich!

 

Maiordomus

29. November 2017 13:33

So wie @Jenatsch und @Paracelsus sich in ihren Schweizer Pseudonymen äussern bleibt es in der publizierten Fassung wohl einigermassen bedenkenswert. Das waren durchwegs die Themen der in Winterthur schon vor Jahren unter Polizeischutz stattgehabten "Antifeminismus"-Kongresse, eigentlich Versammlungen von ziemlich verzweifelten an der modernen Situation zum Teil zugrundegegangenen bzw. beschädigten Männern. Im Verhältnis Mann - Frau wären Abrüstung und mehr Friede unbedingt gefragt. Und wenn an Gymnasien plus im gesamten Bereich der einstigen Geisteswissenschaften immer mehr die Situation eintrifft, dass die Mehrheit, oft bis zwei Dritteln, aus Mädchen besteht und die fünf Jahrgangsbesten an  Abitur auch Mädchen sind, muss man sich fragen, wo heute eigentlich die männliche Genialität auf der Strecke geblieben ist. Dabei ist es für wirklich begabte Jungen, nicht blosse Streber, oft typisch, dass ihre Antworten und Arbeiten nicht selten schlecht benotet werden, wie schon vor 120 Jahren Theodor Lessing, weil das, was sie machen und denken, "nicht schulgerecht" sei. In einer Schule, in der Chancengleichheit wichtiger wird als Spitzenleistung, wird die in der Tat hochrangige weibliche Einfühlungsfähigkeit, womit die Noten gemacht werden, auch entsprechend höher bewertet. Meines Erachtens müssten, wie es vor 30 Jahren bereits Heide Simonis, eine sehr kluge Naturwissenschafterin (eher über Merkel anzusetzen) vorschlug, langfristig wieder geschlechtergetrennte Gymnasien installiert werden.

Monika L.

29. November 2017 14:08

@Jürg Jenatsch

Ich weiß nicht, welch großer Familie Sie als Patriarch vorstehen, aber Sie klingen mir nicht väterlich entspannt , sondern eher versklavt. Mir gefällt der Beitrag von Jo Berlien ( der hat auch sehr schön über den Totensonntag in der FAZ geschrieben) , wonach " Männer, die freiwillig auf Kinder verzichten, ein wesentliches Lebensziel verfehlt haben" : https://www.focus.de/familie/experten/mann-sein-bedeutet-auch-vater-sein-maenner-bleiben-kind-bis-zu-dem-tag-an-dem-sie-vater-werden_id_7792829.html

So viel zum Weg der Männer.

Daß der Familienstand " alleinerziehend" der " Normalfamilie" gleichgestellt wird, unterläuft womöglich das angestrebte Ideal ( Vater, Mutter, Kind) und trägt zu diesen unsäglichen Diskussionen bei ( Mann durch Frau versklavt, deshalb besser sterilisieren) , sollte aber in rechten Kreisen vernünftig abgehandelt werden. Hier ist eine Politik gefragt, die dem  "Normalbürger" erlaubt eine Familie zu gründen und nicht nur den Reichen oder dem Prekariat.

 

 

Monalisa

29. November 2017 14:08

Pfft, im echten Patriarchat wird von Männern wesentlich mehr verlangt. Sich notfalls für die Familie/Eltern zu Tode schuften und der Heldentod fürs Vaterland gehörten da immer selbstverständlich zum Programm. Der bundesdeutsche Mann ist mittlerweile weit entfernt von solchem Heroismus oder mit Ihren Worten: Sklaventum.

Wenn der Feminismus nicht auch Vorteile für den Mann gebracht hätte, wär er eh nicht weit gekommen, sage ich mal.  Es ist gar nicht so einfach zu sagen, welchem Geschlecht die "sexuelle Emanzipation" der Frau letztendlich das Leben einfacher gemacht hat.

Ich würde mir jedenfalls von der Rechten wünschen, familien- und frauenpolitische Realpolitik zu verfolgen, mit denen man dann auch breitere Schichten gewinnt, als (nur) den selbstständigen (kinderlosen?) MINT-Mann zwischen 25 und 45, die gut Erbenden oder reich Verheirateten. So hoch ist dieser Prozentsatz unter den Wählern auch nicht, bzw. wird er schon von der FDP bedient.

"Meine Beschreibung eines Ärztehaushaltes ging von der Realität aus und nicht von meinen Wünschen."

Dann ist ja alles palletti. Eine Politik des "weiter so!"

Roman.U

29. November 2017 23:39

@Monalisa

 

Es ist eher so, dass der Realismus einiger Rechter darauf fusst in libertäre Phantasien zu verfallen, die die traditionelle Lebensart wiederherstellen sollen. Was auch faktisch passieren würde, wenn als Folge das Einkommen soweit sinkt, dass die Paare es sich mehrfach überlegen ob sie sich trennen sollen. Nimmt man noch weitere Sicherheitsnetze weg, so wird es noch ein Stück traditioneller.

Wieso diese Art von Realpoltik gerade bei Frauen nicht sonderlich gut ankommen dürfte, sollte klar sein. Ist es aber offensichtlich nicht.

In der Hinsicht treffen gerade in der AfD zwei Welten aufeinandern, die nur durch den Kitt der Ablehnung zur Massenzuwanderung zusammengehalten werden. Ich für meinen Teil hoffe nicht, dass sich die "Realisten" um Frau Weidel durchsetzen werden.

Monalisa

29. November 2017 23:54

Gegen geschlechtergetrennte Gymnasien hätte ich nichts einzuwenden. Für mich selbst hätte es wohl auch eine Entlastung bedeutet.

Aber kein Schulsystem wird je auf die Handvoll "Genialen" ausgerichtet sein, sondern immer eher die Fleißigen und Angepassten belohnen. Davon haben Mädchen mittlerweile einen Vorteil, das stimmt.

Bei der Zahl der Promotionen, Professuren und gesellschaftsübergreifend beim Einkommen liegen die Kerls aber wieder vorn, also scheinen sie weiterhin ihre Talente voll entfalten zu können.

Ich habe selbst einen begabten Sohn, um den ich mir bisher nicht die geringsten Sorgen mache. Vieles, was auf rechten Blogs in dieser Hinsicht geäußert wird, erscheint mir mittlerweile als realitätsfremd, nahe der Hysterie.

Stattdessen freue ich mich für ihn, dass es mittlerweile an Grundschulen möglich scheint, gegengeschlechtliche Freunde zu haben. Mädchen und Jungs sind wohl nicht mehr gezwungen, sich qua Geschlecht "doof" oder "igitt" zu finden. Auch auf Kindergeburtstagen gibt es keine Apartheit mehr wie zu meiner Zeit. Vielleicht bleibt den Jungen dann auch eine allzu peinvolle Wiederannäherung in der Pubertät erspart. Eine positive Entwicklung!

Jürg_Jenatsch

30. November 2017 00:38

Der Feminismus fußt nicht auf den Vorteilen des Durchschnittsmannes, sondern bestenfalls auf seiner Feigheit, den Konflikt auszuweichen. Allerdings bringt er der Wirtschaft kurzfristige Vorteile da er das Arbeitskräftepotential erheblich ausweitet. Die restlichen Äußerungen kommentiere ich nicht weiter. Die stehen für sich.

Cacatum non est pictum

30. November 2017 02:23

@Monalisa

"Pfft, im echten Patriarchat wird von Männern wesentlich mehr verlangt. Sich notfalls für die Familie/Eltern zu Tode schuften und der Heldentod fürs Vaterland gehörten da immer selbstverständlich zum Programm. Der bundesdeutsche Mann ist mittlerweile weit entfernt von solchem Heroismus oder mit Ihren Worten: Sklaventum."

Das stimmt schon. Aber gerade Ihr Frauen habt Euch doch Euren bundesdeutschen Mann in den letzten 40 Jahren schön zurechterzogen. Ihn mit Eurem Gleichstellungsfuror belagert. Ihm permanent Sexismus vorgeworfen. Ihm in KiTa und Grundschule die gewaltfreie Konfliktlösung eingehämmert, wann immer er sich mal alters- und geschlechtsgerecht mit anderen Jungen geprügelt hat. Und jetzt beschwert Ihr Euch über das Resultat?

Und was das Totschuften angeht: Ich kenne mittlerweile aus meinem privaten und beruflichen Umfeld dermaßen viele Männer, die just nach Erreichen des Renteneintrittsalters in Gras gebissen haben, daß ich sie schon lange nicht mehr zählen kann. Das ist also keine Domäne des Patriarchats, sondern grauer Alltag in der durchgegenderten Bundesrepublik.

"In der Realität liegen die Linken aber auch nicht so ganz daneben mit ihrem Misstrauen gegenüber dem 'Natürlichkeitsdiskurs'. Manchmal dient der tatsächlich nur zur Legitimierung oder Ablenkung von Machtstrukturen und Priviliegien."

Ja, manchmal haben auch die Linken recht. Meistens aber nicht. Für die ist eben alles auf ein bestimmtes Ziel hin konstruiert, was ihrer Weltanschauung widerspricht. Ihnen geht alles Natürliche, Gewachsene, Transzendente völlig ab. Und deshalb scheitern ihre Erklärungsversuche fast immer grandios an der Realität. Das sollte einen gewissenhaften Menschen dazu bewegen, möglichst wenige intellektuelle Anleihen bei ihnen zu nehmen.

Sie, Monalisa, scheinen überall die Unterdrückung der Frau durch den Mann zu wittern. Das ist zu keinem Zeitpunkt der Weltgeschichte weniger angebracht gewesen als in der heutigen westlichen Gegenwart. Nur hat sich die moderne Frau einflüstern lassen, sie müsse einer eierlegenden Wollmilchsau gleichen, die alles vorbehaltlos und gleichzeitig kann: Kinder gebären und großziehen, möglichst schnell nach der Geburt wieder arbeiten gehen - und das am besten in Vollzeit und mit der Perspektive auf eine Führungsposition (die ihr notfalls per Quote zugeschustert werden soll). An solch einem Lebensentwurf kann man nur scheitern, und mich wundert es überhaupt nicht, daß sich unter diesen Bedingungen viele Frauen gegen Kinder entscheiden (oder die Entscheidung so lange hinausschieben, bis ihnen die Biologie einen Strich durch die Rechnung macht).

Aber vielleicht wird ja in der Zukunft alles besser. Wenn der orthodoxe Islam in Europa erst einmal politischen Einfluß gewinnt, dann werden die Wunschträume der Feministinnen sicher Realität. Und falls das nicht der Fall sein sollte, können sie ja immer noch gegen die Muselmanen in den Krieg ziehen, deren Ankunft hier so viele von ihnen bejubelt haben - den bundesdeutschen Mann werden sie dabei doch außen vor lassen, oder?

Monalisa

30. November 2017 17:49

@Roman

Ja, ganz klar. Allerdings sind wir vom finanziell erzwungenen Traditionalismus meilenweit entfernt. Das geht so in Richtung Systemzusammenbruch und Tag-X -Fantasien.

Die tatsächliche Situation ist die, dass die Deutschen lieber an der Kinderanzahl sparen als sich " zu sehr" auf das Risiko Familie einzulassen.

Selbst wenn es über Nacht dazu kommen würde, dass alle gesunden Männer wieder konkret für ihre Angehörigen sorgen müssten/diese von ihnen abhängig wären, ohne irgendwelche Pufferungen durch staatliche Umverteilung usw. wäre wohl eher der totale Geburteneinbruch die Folge, bevor sich die Dinge dann wieder neu sortieren würden.

Westpreuße

30. November 2017 19:41

Liebe Frau Kositza,         Ja, Friedrich Hebbel ist wirklich ein wunderlicher und tiefsinniger Protokollant seines Lebens und seiner Zeit gewesen. Immer lesenswert, immer bedenkenswert. Immer überraschend in seinen Schlußfolgerungen. Erfrischend, ein Aha-Erlebnis nach dem anderen dem Leser bescherend.  Er betrachtet ja die Mißlichkeiten der Welt und seines Lebens sozusagen aus der Perspektive der Ewigkeit. Dabei in seinem persönlichen Leben durchaus mit Untiefen behaftet. Aber wer ist es nicht?

Sie zitieren ihn, was ist es nun, ein Aphorismus, ein Epigramm (?): "Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen"...aber es geht ja noch weiter: "aber der Liebe gelingt's, wenn sie sich selber bezwingt." Aber das ist Ihnen ja bekannt. Ich unterstelle Ihnen mal, ganz wertschätzend, daß Sie diese Liebe mit in ihre Erziehungsbemühungen eingeschlossen haben... Ihre Kinder scheinen ja nun wirklich eigenständige Originale zu sein, eben nicht Abklatschkopien des Zeitgeistes, dem man hinterherhecheln muß...

Und doch: Hat denn nie eine Tochter zu Ihnen im kindlichen Gefühlsüberschuß  der Unverstandenen gesagt: Mama, du bist doof! Oder so ähnlich...Da könnte ich Ihnen aus eigenem Erleben aber ganz andere Sachen berichten. Letztlich hat es sich aber dann gefügt, über die Jahre... Ich halte es jetzt mal mit LORIOT und der Nudel: Sagen Sie jetzt nichts, gemeint: Schreiben Sie jetzt nichts dazu...

Ich habe die genaue Quelle Ihres Hebbel-Zitats leider nicht gefunden. Bezweifle das Zitat natürlich nicht. Aber man möchte dann doch mitunter wissen: In welchem Zusammenhang? Ich bin allerdings kein Hebbel - Kenner. Seine Dramen sind mir zu sperrig, seine übrigen Gedanken, ich wiederhole mich, einfach wunderbar, Gemüt und Geist belebend.

Ich besitze von ihm nur seine Tagebücher. Die habe ich schon immer geliebt. Drei Bände. Fast 1.200 Seiten in meiner Ausgabe. Ein dunkelroter, verblichener Leinen - Einband. Gerhard Fricke (Hg.) Verlag von Philipp Reclam jun. Leipzig. Leider kein Erscheinungsjahr. In jedem Band ein Stempel: Zentrales Haus der Deutsch- Sowjetischen Freundschaft   Bibliothek   Berlin. 

Aber mir ist nun doch nicht danach, die drei Bände nach dem Zitat durchzublättern, um es vielleicht zu finden. Diese Ausgabe habe ich in Holland (Niederlande) erworben, Ende der 90er Jahre. Und zwar in dem mittelalterlich geprägten Städtchen Bredevoort, der holländischen Bücherstadt knapp hinter der Grenze. Früher war ich dort häufig, tagelang. Kaum 1.500 Einwohner, aber 30 Bücher-Antiquariate, ganzjährig geöffnet, eine Welt für sich. Ein Bücher-Antiquariat hatte so einen Dachüberstand, und da waren im Sommer außen Bücher gestapelt wie Holzscheite. Meterweise... Verwundert guckte ich, kramte herum und fand  die Tagebücher. Ich fragte den Händler: Wieviel wollen Sie dafür haben Eine Mark, erwiderte er. Worauf ich verblüfft nachfragte: Wie, eine Mark? Eine Mark, wurde mir bestätigt. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Wie die Bücher von Berlin nach Bredevoort gelangten: Keine Ahnung...

Ich möchte nun doch noch etwas sagen zu den angeblich ungefxxten bzw. nicht ausreichend gevöxxten Frauen jenseits der Blüte ihres Lebens. Wie engagiert das hier in den Kommentaren behandelt wird. Einschließlich der Vorstellung, die "die Frau als solche" von den möglichen Gefühlen der ekelhaften Männer zu Prostituierten hat.. Sind eben nur Vorstellungen, Phantasien...

Ich transportiere das mal in eine Blütezeit deutscher Geistesgeschichte. Doch doch, das hat etwas miteinander zu tun. Kurzform: GOETHE (und andere) lockten ja SCHILLER sozusagen nach Weimar, boten ihm also eine mögliche Lebensperspektive. Und dann ließ er ihn lange Zeit hängen, nahm also keinen Kontakt zu ihm auf, obwohl sie nur wenige Minuten voneinander Nachbarn waren. Goethe standesgemäß wohnend, Schiller beengt hausend. Nach den Konventionen der damaligen Zeit konnte Schiller aber nicht zuerst den Kontakt aufnehmen. So nach dem Motto: Woll'n wir nicht mal einen Schoppen Wein trinken? Sie schrieben sich also Briefe. Schiller wollte ihn endlich sehen, leibhaftig. Dem Goethe war der Schiller aber unheimlich, etwa: Goethe, der Mensch der Anschauung, Schiller, der Mensch der Ideen...Dem Menschen der Anschauung ist der Mensch der Ideen immer (!) suspekt. Goethe waren Schillers "Räuber" zutiefst zuwider. Warum? Wegen der Ideen in den "Räubern"...

So schrieb Schiller endlich verzweifelt-verdrossen-verletzt  an seinen Freund und Gönner Gottfried Körner in Dresden am 2. Februar 1789: "Oefters um Goethe zu sein, würde mich unglücklich machen (..) er ist an nichts zu fassen (..) er besitzt das Talent, die Menschen zu fesseln (..) aber sich selbst weiß er immer frei zu behalten. Er macht seine Existenz wohlthätig kund, aber nur wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben..(..) Ich betrachte ihn WIE EINE STOLZE PRÜDE, der MAN EIN KIND MACHEN muß, um sie vor der Welt zu demüthigen..". Alles also schon einmal dagewesen, wenn auch in fremdem Gewand. Und schließlich: Später kamen sie dann ja auch zusammen, sich gegenseitig beglückend und ergänzend. ---: Grüße von der Weichsel

Fräulein von Trense

1. Dezember 2017 10:41

An der Disksussion rund um die Beiträge der Monalisa zeigt sich eindrücklich, wie tief und gründlich die feministische Indoktrination sitzt, auch und gerade bei nichtlinken und konservativen Frauen jedes Lagers.

Gleichgütig ob man es mit Traditionkatholik*nnen, Neoheidinnen (oder wie sie sich halt nennen), Libertärinnen usw. zu tun hat, über kurz oder lang (meist über sehr kurz) fallen Worte, kommen Taten, die jeder linksgrünen Hexe gut zu Gesicht stehen würden. Obwohl ich diesen Aspekt aus der bunten Wunderwelt des modernen Westweibchens längst kenne, verblüfft es mich immer wieder (vor allem die Unreflektiertheit dieses Phänomens ... na ja, ist ja auch eine frühe, offenbar lebenslang fixierte Prägung)

Man kann sich nun über diese Form gedanklicher Inkohärenz ausgiebig wundern oder es als Beweis dafür nehmen, daß Frauen kognitiv (und vor allem selbstreflexiv) tatsächlich nicht viel auf der Pfanne haben und mit gutem Grund dem Manne untergeordnet bzw. als Assistentin des Mannes gemeint sind. Da können sie mit Unterstützung des modernen Wohlfahrtsstaates, seiner Staatsmedien und Bildungsanstalten quasseln, was sie wollen. Mit jedem Wort und jeder Handlung beweisen sie nur, daß sie mindestens ebensolche Nichtsnutze sind wie die von ihnen so verachteten modernen Männer, die ja viel zu doof sind, solche erstklassigen Supergeschöpfe abzukriegen, zu halten und wertzuschätzen.

Anderherum wird eher ein Schuh draus - der arme Westpudel und die hysterische bzw. verwöhnt-nörgelige Psychogöre haben einander verdient.

 

Monika L.

1. Dezember 2017 19:00

@Fräulein von Trense

Also, wenn Sie ein Fräulein sind, dann hat Sie aber einer an der Kandare. Und sollte Sie von der Trense befreien. So schreibt nur ein Mann ! 

Da Frauen kognitiv nicht viel auf der Pfanne haben, rate ich zu entsprechenden Hilfsmitteln zur Bewußtseinserweiterung, , wie sie in adligen Kreisen beliebt sind:

https://www.faz.net/aktuell/stil/leib-seele/eine-englische-adlige-will-beweisen-dass-lsd-kreativ-macht-und-gegen-depressionen-hilft-15312830.html

Was Ernst Jünger kann, steht auch rechten Hexen gut zu Gesicht.

Schön, wal wieder was vom Westpreußen zu hören. 

Roman.U

1. Dezember 2017 23:37

Ich weiss nicht was mit Verwöhnung gemeint sein soll. Es kommt auf die Schicht an. Für die Masse der Menschen wird es immer schwieriger eine Familie über die Runden zu bringen, bei zwei Verdiensten. Da werden schon andere Lösungen erwartet als den schnöden Hinweis auf die Eigenverantwortung und den Markt. Abgesehen davon gab es das ideale Bild der reinen Hausfrau für den Durchschnitt des Volkes auch auf Deutschland bezogen historisch so noch nie.

Ja, Frauen sind tendieren eher in Richtung Sicherheit. Insofern werden sie noch weniger mit Marktgedanken anfangen als das männliche Gegenüber.

Wenn wir von der oberen Mittelschicht sprechen ist es eine andere Geschichte. Ja, es kann zu bösen Überraschungen führen, wenn die Jugend verflogen ist und Frau plötzlich mit dem gleichen Desinteresse behandelt wird wie auch der normale Mann ohne Status. Ja, bis zu einem bestimmten Alter werden Frauen im Alltag bevorzugt und kann sich stets auf Ausweichlösungen verlassen. Dann kann es schon sein, dass der Schock einsetzt. Nur um einen alten Zeitungsartikel zu zitieren, hat es auch im Bezug auf die männlichen Verlierer nicht interessiert, ob diese sich nur von Kaffee und Zigaretten ernähren. Da galt schon immer das Prinzip der Eigenverantwortung. Ob nun Männer durch Magazine zu irgendwelchen Körperidealen erzogen werden, hat noch keine nationalen Debatten ausgelöst.

Ja, es ist belustigend wie sehr manche Frauen in ihrer Klage über die plötzlich fehlende Aufmerksamkeit sich mit erfolgreichen Männern vergleichen. Es wird sich natürlich über die fehlende Aufmerksamkeit von erfolgreichen Männern beklagt, bzw über die weggefallenen Privilegien. Da ist dann die Gesellschaft plötzlich schuld.

Ja, es wird solche Schicksale geben und die werden laut sein. Die Masse der Frauen wird es aber nicht betreffen.

Maiordomus

3. Dezember 2017 11:12

 @Monika. Der Satz "Da Frauen kognitiv nicht viel auf der Pfanne haben" ist, von Ihnen geschrieben, klar als Ironie erkennbar. Eine vergleichbare "Ironie" könnte sich heute kein Mann leisten. Selber war ich letzte Woche an einer Tagung mit Frau Professor Gerl Falkowitz (Dresden) über Ida Friederike Görres, da muss ich schon sagen, jene Frauen hatten "kognitiv was auf der Pfanne", sage ich als überzeugter Antifeminist, wobei die Görres zu allem hin in ihrer Jugend bildschön und noch später unerhört würdig war, und geistig eher über Hannah Arendt, von wegen der Gesetzmässigkeit "Catholica non leguntur". Die Ida Friedrike hatte alles gelesen, was man heute so liest, darüber hinaus aber auch das Katholische, welches eine nicht zu unterschätztende Schatzkammer darstellte, nicht nur Guardini und Erich Przywara und alle Autoren der Weissen Blätter von Karl Ludwig von und zu Guttenberg, zu denen Ida Friederike Görres bis 1943, als jene Zeitschrift unterdrückt wurde, ebenfalls gehörte. Gerl Falkowitz hat am Beispiel von Ida Friederike Görres den Nachweis erbracht, dass die Blütezeit der katholischen Theologie im 20. Jahrhundert eben gerade vor dem 2. Vatikanischen Konzil war, was deswegen Anlass zu Hoffnungen gab, die aber dann bei Ida Friederike Görres in den Sechzigerjahren schnell ernüchtert wurden, weswegen sie dann als konservative Denkerin in die deutsche Geistesgeschichte eingegangen ist. Ganz hervorragend ihre Studien zu Therese von Lisieux und vor allem zu Kardinal Newman, dem angelsächsischen Konvertiten zwischen Stühlen und Bänken, der demnächst doch noch heiliggesprochen werden soll. Wenn ich Sie, @Monika, auf diesem Blog schon gelegentlich mit Ida Friederike Görres verglichen habe, war dies wohl ein etwas hoch gegriffenes Kompliment, der Sehnsucht entsprungen, es möge auch heute noch Frauen geben von diesem geistigen Grossformat, das Ihnen immerhin keineswegs fremd ist und aus dessen Perspektive Sie hier kommentieren. Sie sollten jedoch, über ihre hier allseits geschätzte Kommentarinnenfunktion hinaus, Ihr Wissen wohl noch in Buchform überliefern, klar haben bei Sezession publizierende Hoffnungsträger, welche noch eine bis zwei Generationen jünger sind als Sie, noch nicht Ihr Format.

 

Ausser Ida Friederike Görres war noch Walter Nigg, ein weithin unterschätzter aber seinerzeit als Autor sehr erfolgreicher Theologe und Kirchenhistoriker, Gegenstand der benannten Tagung. Gerl Falkowitz zähle ich den bestqualifizierten heute noch lebenden deutschen Akademikerinnen.

Monika L.

4. Dezember 2017 00:23

@Maiordomus

Ich bewundere Gerl-Falkowitz sehr. Ich habe sie 1985 bei einem Vortrag in einer Studentengemeinde in Landau zum ersten Mal gehört. Sie schien mir unerreichbar. Den Vortrag habe ich noch. Anlaß war der Hunderste Geburtstag von Romano Guardini. Es ging um das  "Ende der Neuzeit" und die Tragweite von Guardinis Kulturkritik. Das werde ich mal wieder lesen. Auch ich habe Sehnsucht nach Frauen von diesem geistigen Format. Ich habe sie nie wieder getroffen. Vielleicht noch Tatiana Goritschewa, eine orthodoxe Theologin. Ich lernte sie in St. Georgen bei den Jesuiten kennen. Dort hat ja auch kurz Jorge Bergoglio studiert. Und natürlich gibt es beeindruckende Nonnen, die sind mir auch begegnet. Ich bin der Meinung, dass Frauen auf dem Gebiet der Theologie und Philosophie Herausragendes nur leisten können, wenn sie keine Kinder haben. Das wurde mir so richtig bewußt, als ich kurz  nach der Geburt meines ersten Sohnes einen Vortrag von Odo Marquard    hörte. Ich konnte nicht mehr konzentriert zuhören, da ich noch stillen mußte. So einfach ist das. Die Philosophie kam mir mit einem Mal sehr banal vor. Josef Pieper hatte ein gedämmtes Studierzimmer. Seine Frau mußte ihm die Kinder vom Hals halten, damit er in Ruhe denken konnte. Schopenhauer lebte in Frankfurt vom Erbe seiner Mutter und hatte einen ruhigen geregelten Tagesablauf. Mittags ging  er essen , danach ruhte er oder ging im Main schwimmen, abends schrieb er. Gerd-Klaus Kaltenbrunner lebte einsam und zurückgezogen. Sein Haus voller Bücher, überall Leseecken. Und da gibt es noch viele Beispiele.....

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