Sie wollen für Angela Merkel sterben

Eigentlich ist dieser Text eine Besprechung des Juli-Zeh-Romans Leere Herzen. Eine gewichtige Rolle spielt in diesem Roman die BBB,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

die Besorg­te Bür­ger Bewe­gung, die dezi­dier­te Anlei­hen bei der rea­len AfD nimmt.

Nun lief am ver­gan­ge­nen Sonn­tag im bür­ger­fi­nan­zier­ten Erzie­hungs­funk ein Tat­ort mit dem Titel „Dunk­le Zeit“, der für Furo­re sorg­te. Kurz­ge­sagt ging es dar­um, daß eine neue, auf­stre­ben­de Par­tei, die „Neu­en Patrio­ten“, sich als Opfer insze­niert. Dem Augen­schein nach wer­den sie, vor allem ihre Füh­rungs­fi­gu­ren (ers­tens eine Mix­tur aus Weidel/Petry und zwei­tens Jörg Meu­then) durch Links­extre­mis­ten bedroht.

Am Ende stellt sich eine kalt­blü­ti­ge und waf­fen­er­fah­re­ne Links­extre­mis­tin als ech­te Rech­te her­aus, die im Auf­trag einer beson­ders rech­ten Patrio­ten­cli­que Abweich­ler kil­len soll. Span­nungs­mä­ßig fiel der Fern­seh­kri­mi weit­hin durch, und sogar Leit­me­di­en hiel­ten ihn für ziem­lich kli­schee­be­la­den.

Regis­seur und Dreh­buch­au­tor Niki Stein sag­te der FAZ zu sei­ner Recher­che­ar­beit erstens:

Vor allem habe ich Par­tei­pro­gram­me gele­sen und mir die neu­rech­ten, ideo­lo­gi­schen Hin­ter­grund­fi­gu­ren ange­schaut: Elsäs­ser, Kubitschek.

Aber, denn hier wird’s echt eng, was die Fal­se-Flag-Akti­on angeht (daß also Links­extre­me eigent­lich Mit­glie­der des rech­ten Spek­trums seien):

Nach Vor­bil­dern in der Rea­li­tät habe ich dabei tat­säch­lich nicht gesucht.

Aha. Wir haben ver­stan­den. Das darf Fik­ti­on: Einen Buh­mann aus­ma­len, der extrem ein­fach in der Rea­li­tät wie­der­zu­er­ken­nen ist. Jeder Idi­ot ver­steht, was und wer mit Niki Steins „Neu­en Patrio­ten“ und Juli Zehs „BBB“ gemeint ist. Und dann? Das wird man als Künst­ler sich wohl nach wild­strö­men­der Phan­ta­sie aus­ma­len dürfen!

Hier wäre mei­ne Bespre­chung von Juli Zehs Roman, einem Par­al­lel­text zum Tatort:

Es ist im Grun­de so, daß für jeden Schreib­wü­ti­gen oder-wil­li­gen die The­men auf der Stra­ße lie­gen. Es gibt Stoff genug, ja! Aber es gibt mehr Möch­te­gern-Schnei­der als ech­te Haute-Couture-Künstler.

Die „Bes­ten­lis­ten“ hoch­ge­bil­de­ter Jurys haben wenig gemein mit den Best­sel­ler­lis­ten. Letz­te­re bil­den den Publi­kums­ge­schmack ab; ers­te­re das Erle­se­ne, oft Ver­stie­ge­ne. Bei­spiel: Best­ver­kauft wer­den zur Zeit die Thril­ler Blut­ro­ter Sonn­tag, Flug­angst 7A oder die trä­nen­rüh­ren­de Geschich­te Nur noch ein ein­zi­ges Mal. Auf der Bes­ten­lis­te hin­ge­gen fin­den sich ela­bo­rier­te Emp­feh­lun­gen für die “obe­ren Zehn­tau­send”: Tho­mas Lehrs anspruchs­vol­ler Roman Schla­fen­de Son­ne und die hyper­in­tel­lek­tu­el­le Bio­gra­phie von Annie Ernaux: Die Jah­re.

Ich mei­ne damit: Wenn es eine „Fil­ter-Bubble“, eine Echo­kam­mer gibt, eine schar­fe Trenn­li­nie zwi­schen intel­lek­tu­el­ler Abge­ho­ben­heit und Volk, dann wird sie auch im Lese- und Emp­feh­lungs­ver­hal­ten deut­lich. Der Arbei­ter, der durch­schnitt­li­che Ange­stell­te und Beam­te wird einen Scheiß geben auf die „Schla­fen­de Sonne“!

Wir kämen zu Juli Zeh. Ihre Roma­ne sind inso­fern beson­ders, weil sie die Trenn­li­nie zwi­schen Volks­kunst und Hoch­kul­tur offen­kun­dig zu durch­bre­chen ver­ste­hen. Zehs letz­ter Roman, Unter­leu­ten, war nicht nur ein Gas­sen­hau­er, er wur­de auch von der biblio­phi­len upper­class gou­tiert. Man las ihn nicht nur in der Elb­chaus­see gern, son­dern auch in Hin­ter der Gru­be. Juli Zehs Sicht auf die Din­ge hat etwas Welt­wei­ses, die Frau (Jahr­gang 1974, spä­te Mut­ter zwei­er Kin­der) ist klug, gebil­det (sie ist Juris­tin) und eine Men­schen­ken­ne­rin. Letz­te­res, also die Kunst, das Per­so­nal mit raschen Stri­chen kennt­lich zu ent­wer­fen, dabei Ambi­va­len­zen nicht scheu­end, hat mich zur begeis­ter­ten Lese­rin von Zehs Roma­nen gemacht. Dabei ist Zeh eine der weni­gen Schrift­stel­le­rin­nen, die sich nicht scheut, sich poli­tisch zu ver­or­ten. Gera­de ist sie (ich dach­te, sie wäre es längst) in die SPD eingetreten.

Nun also Lee­re Her­zen.  Die Grund­idee ist bestechend: Rund 10.000 Men­schen jähr­lich bege­hen in Deutsch­land Sui­zid. Die aller­we­nigs­ten (eine Aus­nah­me hat Nicol Lju­bic gera­de in Ein Mensch brennt auf­ge­zeich­net) ver­knüp­fen ihren indi­vi­du­el­len Lebens­über­druß mit einer poli­ti­schen Bot­schaft. (Ich bzw. Zeh reden von Abend­län­dern.) Dabei wär das doch was: Men­schen, die ohne­hin aus dem Leben schei­den wol­len, noch eine letz­te Sinn­bot­schaft als Eti­kett mitzugeben!

Die Geschich­te spielt in der nahen Zukunft, 2025. Es gibt einen Frexit, eine Bewe­gung „Free Flan­dern“ und „Kata­lo­ni­en first!“. In Deutsch­land hat Mer­kel abdan­ken müs­sen. Die neue Kanz­le­rin wur­de von der BBB gestellt, sie heißt Regu­la Freyer.

Die BBB ist die Besorg­te-Bür­ger-Bewe­gung, die damals, in den Zei­ten der Flücht­lings­kri­se anno 2015, Fahrt auf­ge­nom­men hat­te. Mitt­ler­wei­le bringt die Par­tei das fünf­te „Effi­zi­enz-Paket“ auf den Weg. Der Staat macht sich schlank, Eigen­ver­ant­wor­tung zählt wie­der. Stadt­tei­le, die Jah­re zuvor noch in mus­li­mi­scher Hand waren, sind wie­der „deut­scher“. Die BBB, bereits in der zwei­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode, hat auf­ge­räumt – dafür war sie angetreten.

Im sozia­len Umfeld der Prot­ago­nis­tin Brit­ta ver­hält es sich ähn­lich, wie es sich anno 2017 mit den öffent­li­chen Intel­lek­tu­el­len und der AfD ver­hält: Die­se Par­tei kann kei­ner lei­den, man par­odiert deren Vor­sit­zen­de gern. Alle ste­hen ihr mehr als skep­tisch gegen­über, das glei­che gilt für Trump und Putin. Dabei: Die­se Staats­män­ner haben den Syri­en­krieg befrie­det, und eigent­lich schaut auch Deutsch­land ganz gut aus unter der Regent­schaft von Kanz­le­rin Frey­er. Die klei­ne Toch­ter der Kar­rie­re­frau Brit­ta und ihrem Ehe­ge­spons Richard (irgend­was mit IT) spielt gemein­sam mit der der Toch­ter von Brit­t­as jün­ge­rer, nai­ve­rer Busen­freun­din Jani­na bru­ta­le Kil­ler­spie­le. Das ist okay. Alle tun es. Immer­hin speist man meis­tens vegan.

Brit­ta betreibt mit dem schwu­len ira­ki­schen Flücht­ling   Babak ein erfol­rei­ches Unter­neh­men: „Die Brü­cke“. Über das Inter­net und einen aus­ge­klü­gel­ten Algo­rith­mus fil­tern sie Selbst­mord­kan­di­da­ten aus und ver­mit­teln sie an diver­se Orga­ni­sa­tio­nen, die sich auf irgend­ei­ne Wei­se die Welt­ret­tung auf die Fah­nen geschrie­ben haben.

Die meis­ten Selbst­mör­der in spe wer­den durch Brit­ta und Babak „geheilt“. Sie müs­sen näm­lich zwölf Prü­fungs­stu­fen durch­lau­fen (Water­boar­ding etc.), um zu tes­ten, ob sie wirk­lich voll­ends lebens­mü­de sind.  Wer auf Stu­fe x schei­tert, hat neu­en Lebens­wil­len ent­deckt und zeigt sich mit­tels Geld­spen­den erkennt­lich. Wer durch­hält, ist ein ech­ter Frei­tod­kan­di­dat und wird bei­spiels­wei­se an Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen vermittelt.

Nun hat sich aus abge­wie­se­nen Sui­zid­wil­li­gen eine bru­ta­le Unter­grund­organ­si­sa­ti­on namens „Emp­ty Hearts“ ent­wi­ckelt, die Brit­t­as „Brü­cke“ in die Bre­douil­le bringt. Der Roman hat hier ein paar logi­sche, vor allem psychologi­sche Brü­che. Im ton­an­ge­ben­den Groß­feuil­le­ton ist er vor allem des­halb durchgefallen.

Bis­lang (soweit ich sehe) uner­wähnt in den Buch­be­spre­chun­gen war die erre­gen­de Phan­ta­sie, die am Ende des Romans Wirk­lich­keit zu wer­den droht: Die Emp­ty Hearts pla­nen ein gigan­ti­sches Atten­tat auf die BBB-Regie­rung und wol­len die nun über 70jährige Ange­la Mer­kel wie­der ins Amt set­zen. Alle strah­len! Ein gro­ßes „Wow“!

Brit­ta allein ist skep­tisch, immer­hin sei­en die­se „Spin­ner“ von der BBB gewählt wor­den! Ja, genau, wie die NSDAP damals, schleu­dert man ihr ent­ge­gen. Was sei demo­kra­tisch an einer Wahl, „die mas­siv aus dem Inter­net gesteu­ert“ wor­den sei? Gäbe es nicht ein Wider­stands­recht?  Die Mord­s­phan­ta­sie: Nie­de­re Ange­stell­te wer­den ver­schont, man freut sich auf die „schreck­ge­wei­te­ten Augen“ bestimm­ter Per­so­nen und auf die Stil­le, die dann über „Lei­chen­tei­len und Trüm­mern“ schwe­ben wird.

Brit­ta spürt, wie das Blut in ihren Adern zu pri­ckeln beginnt. Weg­fe­gen, aus­räu­chern, sau­ber­ma­chen. Eine Akti­on von his­to­ri­schem Aus­maß. Der Auf­stand der Gerech­ten, Ter­ror der Guten, demo­kra­ti­sches Groß­rei­ne­ma­chen. Sie malt sich aus, wie ein Sturm der Erneue­rung durchs Land fegen wird, der nicht nur die BBB-Eli­te mit sich reißt, son­dern auch deren Anhän­ger, jene noto­ri­schen Nörg­ler, die seit Jahr­zehn­ten mit ihrer Miss­gunst und Klein­ka­riert­heit an den Fun­da­men­ten der Demo­kra­tie gra­be. Die das Inter­net in eine Schlamm­schleu­der ver­wan­delt haben, die nur glück­lich sind, wenn sei auf ande­re her­ab­schau­en kön­nen. […] Jener Boden­satz aus schlecht­ge­laun­ten Post­de­mo­kra­ten, die erfolg­reich dabei sind, die größ­te zivi­li­sa­to­ri­sche Errun­gen­schaft der Mensch­heits­ge­schich­te ihren per­sön­li­chen Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xen zu opfern. Zur Höl­le mit ihnen!

Juli­et­ta, eine mager­süch­ti­ge Haupt­fi­gur, ist sofort dabei, sie will unbe­dingt „für eine gute Sache ster­ben.“ Der sinist­re Geheim­dienst­mann, der nun die Emp­ty Hearts diri­giert, bekräf­tigt: „Das ist die bes­te Sache der Welt!“

Nun, Brit­ta und mit­hin Juli Zeh krie­gen am Ende die Kur­ve. Es wird kein Mas­sa­ker geben. Aber eine gei­le Phan­ta­sie war’s wert! Juli Zeh, die noch Ende 2016 auf den Ver­bleib von Ange­la Mer­kel als Kanz­le­rin hoff­te, ist 2017 übri­gens Mit­glied der SPD gewor­den. Unbe­kannt: Wen und was Niki Stein gewählt hat.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (11)

cso

21. Dezember 2017 16:52

Ach du meine Güte!

Bleibt nur zu hoffen, daß sich so manche Schreibkraft in Zukunft für den stumpfen Blödsinn anständig schämen wird, mit welchem sie sich gegenwärtig verdingt.

Monika L.

22. Dezember 2017 10:02

Dieses "Leere Herzen" klingt sehr abgehoben, konstruiuert, langweilig. Warum sollte ich so ein Buch lesen ? Und der Tatort geht mir an der Josef Pieper Gesmtausgabe vorbei . 

Liebe Frau Kositza, 

die Trennlinie zwischen Volkskunst und Hochkultur durchbrechen m. E. eher die Autoren in Frankreich. Die sind dichter ( Dichter) an der Realität. Etwa von Tristan Garcia " Faber, der Zerstörer":

https://www.perlentaucher.de/buch/tristan-garcia/faber-der-zerstoerer.html

Könnte ich mir auch gut als Film  vostellen. Garcia ist Schriftsteller und Philosoph zugleich ( " Das intensive Leben)

Interessant auch das Buch von Édouard Louis "Im Herzen der Gewalt" . In einer Rezension heißt es:"

Am allerwenigsten aber will Louis werden, was er vor dieser Nacht mit aller Kraft bekömpft und zurückgewiesen hat, ' das absolut andere meiner selbst': ein Rassist. Monatelang, so beschreibt es Louis,mwar seine Angst so groß, dass er sich kaum dagegen wehren konnte: Wenn er Schwarze in der Metro sah oder Araber, auch er unterschied da nun nicht mehr, senkte er den Blick und flehte stumm " Tu mir nichts". ........." Eine zweite Person war in meinen Körper eingezogen" ..." Ich war die anderen geworden" ...

In deutsche Autoren ist die " zweite Person" noch nicht eingezogen. Deshalb schreiben sie so eigentümlich dumm...

Joyeux Noël      

Herr K.

22. Dezember 2017 10:17

Sehr geehrte Frau Kositza,

wenn Ihnen der letzte Tatort nicht gemundet hat, dann schauen Sie sich erstmal den neuen Film von Fatih Akin (Aus dem Nichts) an. Ähnliche Grundstruktur, nur diesmal mit Reminiszenzen an den NSU. Das dürfte dann zum Speien bringen, da nicht nur die NSU-Geschichte verklittert wird, es wird indirekt zum "Sterben für Multikulti" geworben....und das mit einer Anleitung zum Bombenbauen!

Wenn diese Geschichte anders herum erzählt worden wäre, hätte sie nie ein Kino von innen gesehen.

Klaus D.

22. Dezember 2017 13:39

Frau Kositza, ich bewundere Ihre Nerven und die kühle Sachlichkeit, mit der Sie diesen Tatortpropagandaschrott "Dunkle Zeit" (u.a. ähnliche Machwerke) analysieren. Ja, gut, man muß am Gegner dran bleiben - vielen Dank an der Stelle für Ihre Mühe! Ich kann solchen Müll schon lange nicht mehr ertragen. Mir ist schon die subtile Botschaft "Amis hui, Russen pfui" im ansonsten gut gemachten Krimi "Der 7. Tag" (21.12. 20:15 NEO) zu viel. Mir tun nur die Schauspieler wie hier die sehr sympatische Stefanie Stappenbeck leid, die sich als Propagandanutten mißbrauchen lassen (müssen).

S.J.

22. Dezember 2017 21:07

Da das Weihnachtsfest naht und allgemeines Insichkehren geboten ist, sollte man es auch dem Öffentlich-Rechtlichen nachsehen, wenn Heilsbotschaften der öffentlich-rechtlichen Art den Bürger erreichen. Das gilt aber für jeden von uns, auch umgekehrt, für die eine wie die andere Seite. Mich jedenfalls erinnern Filme wie diese - aber auch derartige Bücher, die mit großer Wahrscheinlichkeit einen Preis bekommen - an das, was Josef Schüßlburner mit "ideologiepolitischem Zurechnungskollektivismus" bezeichnet. Es wäre doch schön, wenn man sich gegebenenfalls kundig machte, was das wohl meint. Und dann ins Grübeln käme.

Abraham-Siegfried

22. Dezember 2017 21:27

Beide Bücher von Frau Zeh habe ich gelesen. Wohl wusste ich wie ich die Autorin politisch einzuordnen habe, aber die Bücher habe ich anders interpretiert.

Unabhängig vom Plot wird keiner der vermeintlich Guten als guter und wahrer Mensch mit Idealen und einem festen Weltbild dargestellt. Wenn es Ideale gibt werden diese verkauft, für Geld, Baugenehmigungen, Macht …

Ein Sozi/ Kommunist ist im Grunde nur neidisch und missgünstig einem wohlhabenderen Gegenüber. Er schreckt nicht vor Brandstiftung oder Aufwieglung zurück.

Statt Kinder lieber Pferde!

Kontrollzwang und Missachtung des eigenen Mannes, dies macht die Hauptfigur im letzten Werk als „Kämpferin für die gute Sache“ zu keinem guten Menschen. Das Ziel einer solchen Gesellschaft in der Intellektuelle so sein/ bleiben wollen kann nicht erstrebens-/ erhaltenswert sein.

Jede Figur taugt unter keinem Aspekt zum Helden, geschweige zum Vorbild oder Empathieträger. Sie zeigen die Fratze der herrschenden Umstände. 

Folglich bleibt hier nur Adorno, nach Zehs Lesart etwas umgestellt:

 

 Ohne echte moralische Maßstäben kein wahres Leben.

Till Schneider

23. Dezember 2017 03:25

Ich habe den Fehler gemacht, mir aufgrund einer Rezension im Normal-Feuilleton Juli Zehs vorletzten Roman "Unterleuten" zu kaufen. Die Lektüre war mir eine Qual. Ich habe mich mehr geärgert, als ich mich gelangweilt habe, und schon die Langeweile war kaum zu ertragen. Eine Story, die zwischen peinigender Vorhersehbarkeit und absonderlicher Konstruiertheit hin- und herpendelt, getragen von lauter unentwickelten, ausgestanzten Pappkameraden als "Charakteren". Zeh äußerte in einem Interview, es habe ihr "großen Spaß gemacht", diese Protagonisten "gegeneinander antreten zu lassen"; da dachte ich bei mir: Besonders anspruchsvoll scheint sie nicht zu sein. Und wenn ich jetzt so Ellen Kositzas Inhaltsbeschreibung von "Leere Herzen" lese, geht's mir wie Monika L. weiter oben. Auch für mich klingt das "sehr abgehoben, konstruiert, langweilig", und es kommt sofort mein "Unterleuten"-Trauma wieder hoch.

Bei "Unterleuten" hat mich u.a. geärgert, dass Zeh sich so wohlfeil-vorhersehbar auf das Öko-Energie-Thema draufsetzt, aber bei "Leere Herzen" geht es mir geich noch viel schlechter. Erster Gedanke: Dass Zeh eine solche Gesellschaft der nahen Zukunft konstruiert, hat sie doch von Houellebecq abgekupfert. Da hat sie sich auf "Soumission" draufgesetzt und halt auch mal einen "Gesellschaftsentwurf" hingelegt, um "Zusammenhänge deutlich zu machen" oder so. Schließlich kennt man Zeh auch als Polit-Aktivistin bzw. Petitions-Virtuosin; da wäre das schon naheliegend. Dann lese ich in Kositzas Zusammenfassung:

Stadtteile, die Jahre zuvor noch in muslimischer Hand waren, sind wieder „deutscher“. Die BBB, bereits in der zweiten Legislaturperiode, hat aufgeräumt – dafür war sie angetreten.

Na sowas. Genau umgekehrt wie in "Soumission". Teufel auch! Sollte Juli Zeh etwa ... ungefähr so: Die ökologische Nische "islamische Gesellschaftsutopie" ist schon von Houellebecq besetzt, also muss ich die Akzente genau andersherum setzen? Das wäre dann die geschicktere Abkupfer-Variante, nämlich "Abkupfern invers", aber Abkupfern wäre es. Und sollte es sich tatsächlich so verhalten, dann hätte ich's gemerkt, d.h. Zehs Kalkül wäre durchschaut. (Dass sie in "Unterleuten" ausgerechnet so was "Populäres" wie das Windräder-Thema abgehandelt hat, muss ja nun auch kein Zufall gewesen sein.)

Aber auch wenn Zeh nicht so "kalkuliert" hätte, d.h. wenn sie nicht bewusst "invers abgekupfert" hätte, bliebe noch die Möglichkeit, dass sie's unbewusst getan hat. Da wäre dann allerdings die Frage, ob das besser ist als "bewusst". Oder sie hat unbewusst angefangen, hat dann gemerkt: "Huch, die Inspiration zu meiner Gesellschaftskonstruktion hab ich von Houellebecq, ich häng mich ja an den dran!" – und hat sich das dann "durchgehen lassen", nach mehr oder weniger gravierenden Bedenken. Aber auch bei dieser Variante ließe sich fragen, wie gut sie ist.

Kurzum, bei Juli Zehs Stoff- bzw. Konstruktionswahl höre ich ständig irgendwelche Nachtigallen trapsen (auch bei derjenigen ihrer politischen Artikel und Petitionen:-). Kommt hinzu die Lese-Erfahrung mit "Unterleuten" und mit ihrem Roman "Adler und Engel" von 2003, einem der chaotischsten und sinnlosesten Bücher, die ich jemals gelesen habe (auf "Amazon" erfuhr ich heute zu meinem Entsetzen, dass das Buch mitunter als Schullektüre verordnet wird). Und schließlich: Eine Gesellschaftsutopie, in der islamisierte Stadtteile wieder in die Hand der schon länger hier Lebenden zurückgelangt sind, ist mir einfach zu unwahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass man auf solcher Grundlage nennenswerte Literatur machen kann. Bei Houellebecq hingegen ... eben.

Also ich werde "den neuen Zeh" ganz sicher auch nicht lesen.

Till Schneider

23. Dezember 2017 03:35

Ich habe den Fehler gemacht, mir aufgrund einer Rezension im Normal-Feuilleton Juli Zehs vorletzten Roman "Unterleuten" zu kaufen. Die Lektüre war mir eine Qual. Ich habe mich mehr geärgert, als ich mich gelangweilt habe, und schon die Langeweile war kaum zu ertragen. Eine Story, die zwischen peinigender Vorhersehbarkeit und absonderlicher Konstruiertheit hin- und herpendelt, getragen von lauter unentwickelten, ausgestanzten Pappkameraden als "Charakteren". Zeh äußerte in einem Interview, es habe ihr "großen Spaß gemacht", diese Protagonisten "gegeneinander antreten zu lassen"; da dachte ich bei mir: Besonders anspruchsvoll scheint sie nicht zu sein. Und wenn ich jetzt so Ellen Kositzas Inhaltsbeschreibung von "Leere Herzen" lese, geht's mir wie Monika L. weiter oben. Auch für mich klingt das "sehr abgehoben, konstruiert, langweilig", und es kommt sofort mein "Unterleuten"-Trauma wieder hoch.

Bei "Unterleuten" hat mich u.a. geärgert, dass Zeh sich so wohlfeil-vorhersehbar auf das Öko-Energie-Thema draufsetzt, aber bei "Leere Herzen" geht es mir geich noch viel schlechter. Erster Gedanke: Dass Zeh eine solche Gesellschaft der nahen Zukunft konstruiert, hat sie doch von Houellebecq abgekupfert. Da hat sie sich auf "Soumission" draufgesetzt und halt auch mal einen "Gesellschaftsentwurf" hingelegt, um "Zusammenhänge deutlich zu machen" oder so. Schließlich kennt man Zeh auch als Polit-Aktivistin bzw. Petitions-Virtuosin; da wäre das schon naheliegend. Dann lese ich in Kositzas Zusammenfassung:

Stadtteile, die Jahre zuvor noch in muslimischer Hand waren, sind wieder „deutscher“. Die BBB, bereits in der zweiten Legislaturperiode, hat aufgeräumt – dafür war sie angetreten.

Na sowas. Genau umgekehrt wie in "Soumission". Teufel auch! Sollte Juli Zeh etwa ... ungefähr so: Die ökologische Nische "islamische Gesellschaftsutopie" ist schon von Houellebecq besetzt, also muss ich die Akzente genau andersherum setzen? Das wäre dann die geschicktere Abkupfer-Variante, nämlich "Abkupfern invers", aber Abkupfern wäre es. Und sollte es sich tatsächlich so verhalten, dann hätte ich's gemerkt, d.h. Zehs Kalkül wäre durchschaut. (Dass sie in "Unterleuten" ausgerechnet so was "Populäres" wie das Windräder-Thema abgehandelt hat, muss ja nun auch kein Zufall gewesen sein.)

Aber auch wenn Zeh nicht so "kalkuliert" hätte, d.h. wenn sie nicht bewusst "invers abgekupfert" hätte, bliebe noch die Möglichkeit, dass sie's unbewusst getan hat. Da wäre dann allerdings die Frage, ob das besser ist als "bewusst". Oder sie hat unbewusst angefangen, hat dann gemerkt: "Huch, die Inspiration zu meiner Gesellschaftskonstruktion hab ich von Houellebecq, ich häng mich ja an den dran!" – und hat sich das dann "durchgehen lassen", nach mehr oder weniger gravierenden Bedenken. Aber auch bei dieser Variante ließe sich fragen, wie gut sie ist.

Kurzum, bei Juli Zehs Stoff- bzw. Konstruktionswahl höre ich ständig irgendwelche Nachtigallen trapsen (auch bei derjenigen ihrer politischen Artikel und Petitionen:-). Kommt hinzu die Lese-Erfahrung mit "Unterleuten" und mit ihrem Roman "Adler und Engel" von 2003, einem der chaotischsten und sinnlosesten Bücher, die ich jemals gelesen habe (auf "Amazon" erfuhr ich heute zu meinem Entsetzen, dass das Buch mitunter als Schullektüre verordnet wird). Und schließlich: Eine Gesellschaftsutopie, in der islamisierte Stadtteile wieder in die Hand der schon länger hier Lebenden zurückgelangt sind, ist mir einfach zu unwahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass man auf solcher Grundlage nennenswerte Literatur machen kann. Bei Houellebecq hingegen ... eben.

Also ich werde "den neuen Zeh" ganz sicher auch nicht lesen.

Utz

23. Dezember 2017 13:36

Nun, Britta und mithin Juli Zeh kriegen am Ende die Kurve. Es wird kein Massaker geben. Aber eine geile Phantasie war’s wert! 

Vorweg: Ich habe Zehs Buch nicht gelesen und werde es auch nicht lesen. Insofern: wenn ich da was grundlegend falsch verstanden habe, leiste ich Abbitte. 

Trotzdem, so wie sich Zeh ansonsten präsentiert würde ich vermuten, das Massaker am Ende hat es nicht gegeben, weil das aus dramaturgischen Gründen kein möglicher Schluß ist.

So wie ich das verstanden habe, ist das Buch doch (unter anderem) auch der Gedanke: warum haben eigentlich nur die Moslems Selbstmordattentäter und wir nicht, wo wir sie doch so gut gebrauchen könnten. Das könnten doch die erledigen, die eh schon sterben wollen. 

Will da jemand andere mit der Nase auf eine Idee stoßen? Ist Zeh auch bloß Berg, nur nicht so plump?

quarz

25. Dezember 2017 11:32

Frohe Weihnachten übrigens auch an alle Spanner, die jetzt hinter den Astlöchern in ihren Ämtern, Instituten, Stiftungen und besetzten Häusern hocken und aus Neigung oder weil es der Dienstplan vorsieht "wachsam sind", damit "kein Fußbreit" unbeobachtet aus dem "Schoß" zu schlüpfen vermag, der "noch fruchtbar" ist.

Karlemann

25. Dezember 2017 15:32

Die AfD im Tatort?

Dann Ist die AfD also in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Denn es wurden auch schon Öko-Aktivisten, kriminelle Fluchthelfer, bremer Libanesen-Clans und biedere Sozis durch den Kakau gezogen.

Mit ebenso schlechten Drehbüchern. Mit ebenso schlechter Kameraführung. >Soll das "künstlerische Gewackel" im Zusammenhang mit der AfD bei den Zuschauern ein möglichst unangenehemen Eindruck hinterlassen? Egal.

MIt dem Geld das für dieses Format an die Kamarilla verballert wird, könnte man eine Kleinstadt durchfüttern.

Und um die Drebuchautoren in die Schranken zu weisen, könnte man die nächsten Jahre einfach all die Dinger von Dürrenmatt, Simeon und Co verfilmen.

Für das Geld kann sich der arme ÖR dann ein Stativ oder vielleicht sogar eine Steadicam kaufen.

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