Wie Merkel und Sarkozy (vielleicht) die Welt gerettet haben

Für die Heldentaten ist hier ja eigentlich der Kollege Wessels zuständig.

Ich fürch­te nur, er wird sich dar­an gewöh­nen müs­sen, daß sei­ne Kolum­ne gele­gent­li­cher Kape­rung zum Opfer fällt.

Der Grund für mei­nen heu­ti­gen Akt der Pira­te­rie ist, daß ich durch Zufall auf das wei­te­re Schick­sal eines Man­nes gesto­ßen bin, von dem ich, wie der größ­te Teil der deut­schen Öffent­lich­keit, seit neun Jah­ren nichts mehr ver­nom­men hat­te: Michail Saa­ka­schwi­li ehe­ma­li­ger Prä­si­dent Georgiens.

Zum Hin­ter­grund: Der Mann kam 2004 infol­ge der soge­nann­ten Rosen­re­vo­lu­ti­on an die Macht. Auf­grund sei­ner radi­ka­len Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung und sei­ner eben­so radi­ka­len West­ori­en­tie­rung gin­gen die Mei­nun­gen über ihn rasch weit aus­ein­an­der. In der Welt­rang­lis­te der NGO Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal stieg Geor­gi­en von Platz 133 im Jahr 2004 auf Platz 51 im Jahr 2012. Sei­ne Geg­ner behaup­ten hin­ge­gen, er habe ein­fach die alte kor­rup­te Eli­te durch sei­ne neu­en kor­rup­ten Freun­de ausgetauscht.

Wie es sich damit auch ver­hal­ten mag, zu unse­rem Pro­blem wur­de er dadurch, daß er 2008 ver­such­te die, seit dem Zer­fall der Sowjet­uni­on, schwe­len­de Fra­ge Süd­os­se­ti­ens mili­tä­risch zu lösen, in der Erwar­tung, der gan­ze Wes­ten wer­de im Fal­le eines Fal­les des­we­gen in einen Krieg gegen Ruß­land stolpern.

So absurd war das nicht. Geor­ge W. Bush woll­te 2008, noch kurz vor Ende sei­ner Prä­si­dent­schaft, die geor­gi­sche Nato­mit­glied­schaft durch­bo­xen, wor­auf­hin Mer­kel und Sar­ko­zy auf Stur schal­te­ten und die­se Ost­erwei­te­rung auf den Sankt­nim­mer­leins­tag verschoben.

Saa­ka­schwi­li hol­te sich im Krieg gegen Ruß­land eine blu­ti­ge Nase, ver­lor 2012 sei­ne Par­la­ments­mehr­heit und konn­te sich 2013, nach zwei­ma­li­ger Amts­zeit, nicht noch ein­mal zum Prä­si­den­ten wäh­len las­sen. Jetzt selbst unter Vor­wurf der Kor­rup­ti­on des Amts­miß­brauchs und der in Auf­trag Gebung eines Mor­des, floh Saa­ka­schwi­li in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten, wo er bezahl­te Vor­trä­ge hielt und zwei Lehr­auf­trä­ge als „Seni­or Sta­tes­man“ innehatte.

2015 zog es ihn als Bera­ter des frisch an die Macht gekom­me­nen Prä­si­den­ten Poro­schen­ko in die Ukrai­ne, deren Staats­bür­ger­schaft er am 29. Mai annahm um Tags dar­auf zum Gou­ver­neur von Odes­sa ernannt zu wer­den. Dort ent­ließ oder ver­graul­te er einen Groß­teil der ört­li­chen Poli­zei und ersetz­te sie durch von den Ame­ri­ka­nern aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten bezahl­ten eben­so einen Teil sei­nes Mit­ar­bei­ter­sta­bes. Im Dezem­ber des sel­ben Jah­res grün­de­te er eine „Bewe­gung für Säu­be­rung“, die sich der über­par­tei­li­chen Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung ver­schrei­ben hat.

Viel­leicht währ­te das neue Glück des­we­gen nicht lan­ge. Im Novem­ber 2016 reich­te Saa­ka­schwi­li sei­nen Rück­tritt ein um sich aber­mals in die USA abzu­set­zen. Die ukrai­ni­sche Staats­bür­ger­schaft wur­de ihm dar­auf­hin von Poro­schen­ko wie­der ent­zo­gen. Seit­dem ist Saa­ka­schwi­li staatenlos.

Nur, der Mann ist nicht klein­zu­krie­gen. Am 10. Sep­tem­ber 2017 über­quer­te er zusam­men mit der ehe­ma­li­gen Minis­ter­prä­si­den­tin Juli­ja Tymo­schen­ko und eini­gen ukrai­ni­schen, sowie pol­ni­schen Abge­ord­ne­ten ille­gal die pol­nisch ukrai­ni­sche Grenze. 

Schon des­we­gen poli­zei­lich gesucht, begann er eine Kam­pa­gne zur Amts­ent­he­bung Poro­schen­kos (kei­ner weiß, woher das Geld dafür stammt) und schaff­te es bis nach Kiew, wo er am 5. Dezem­ber ver­haf­tet wur­de, wäh­rend er droh­te, sich wegen einer Woh­nungs­durch­su­chung vom Haus­dach zu stür­zen. Sei­ne Anhän­ger befrei­ten ihn aus dem Poli­zei­wa­gen und noch mit einer Hand­schel­le am Arm, star­te­te er eine Demons­tra­ti­on zum Par­la­ment, wo eine Hand­voll sei­ner Anhän­ger, in der Hoff­nung den Euro­mai­dan zu wie­der­ho­len, seit Okto­ber aus­harrt. Am 8. Dezem­ber wur­de er dann erneut ver­haf­tet, inzwi­schen aber vom Gericht wie­der frei­ge­las­sen. Die Staats­an­walt­schaft ficht die­se Ent­schei­dung an. 

Am 18. Dezem­ber kam es dann auf einer von ihm orga­ni­sier­ten Demons­tra­ti­on zu schwe­ren Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der Poli­zei. Saa­ka­schwi­lis Anhän­ger ver­such­ten gewalt­sam den frü­he­ren Okto­ber­pa­last in Kiew zu stür­men. Gegen drei der Demons­tran­ten wird ermit­telt. Die Bot­schaf­ter der Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Groß­bri­tan­ni­ens haben die Gewalt der Demons­tran­ten verurteilt. 

Soweit Saa­ka­schwi­li bis­her: Wei­te­rer Ver­lauf: Hoch­gra­dig ungewiß.

Ich muß sagen, der Mann flößt mir Respekt ein. Was immer man von sei­nen geo­po­li­ti­schen Bünd­nis­sen hal­ten mag, zumin­dest ver­fügt er über akti­vis­ti­sche Ener­gie. Den Kerl könn­ten wir brau­chen! Nur, so jeman­den kann man nicht an den Aus­lö­ser eines Mecha­nis­mus set­zen, an des­sen Ende ein Krieg gegen eine Atom­macht steht. 

Und so ist es nicht aus­zu­schlie­ßen, daß unse­re Matro­ne-in-Chief und der kurz­ge­wach­se­ne Filou damals, 2008, die Welt geret­tet haben. 

Wer sich noch gefragt hat, was das Clown-World-Meme soll. Das ist Clown-World. 

Tuut! Tuuuut! Tuut! Tuuuut!

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Kommentare (14)

Thomas S.

3. Januar 2018 00:35

Man sollte sich vor romantischen Gefühlen gegenüber dem durch und durch von der Organisierten Kriminalität durchdrungenen russischen Staat hüten. Staaten haben bekanntermaßen keine Freunde, sondern nur Interessen. Als Deutscher befindet man sich seit langem leider in einer schwachen Position zwischen mehreren wesentlich stärkeren Mächten und spielt aktuell nicht einmal mehr in der zweiten Liga der Nationen mit.

Franz Bettinger

3. Januar 2018 02:47

"Ich muß sagen, Saakaschwili flößt mir Respekt ein."

Das ist nicht Ihr Ernst, Herr Poensgen? Respekt vor diesem Typ? Da muss ich nachdenken. Ja, ungefähr so wie man Respekt vor der Bader-Meinhof-Bande haben konnte? Riskierten in 007-Manier und Bravour-Stückchen ihr eigenes Leben, um ganz gezielt die in ihren Augen Verantwortlichen zur Strecke zu bringen. Das hatte schon etwas von Mut. Das fiel mir damals sehr auf, und im Gegensatz zu den palästinensischen Terroristen, die voll besetzte Flugzeuge sprengten und aus sicherer Entfernung Unschuldige töteten, verschonte die RAF Unschuldige, so weit das möglich war. Dem Volk hat der damalige Kanzler H. Schmidt und dessen Propaganda-Medien (die gab es damals schon, wenn auch nicht so offensichtlich wie heute) eingeredet, "jeder wäre bedroht", es handele sich um einen "Angriff auf unsere Werte". Das übliche Blabla. Okay, meinetwegen kann man diese Sorte Mut und Verwegenheit eine Sekundär-Tugend nennen. Egal.

Für mich ist Saakasch ein Verbrecher. Unvergesslich ist mir das Jahr 2008, wo "Sackarsch Willi" (wie ein Mit-Forist ihn nennt - vielleicht wird man deswegen gelöscht, Lieber Lotta - ach, ich riskier's) durch eine False Flag Operation beinahe den Dritten Weltkrieg auslöste, in den der bekloppte Westen fast stolperte. Wenn selbst ein Feld-Wald-und-Wiesen Informierter wie ich binnen kürzester Zeit rausfinden konnte, wie der Hase lief, wieso nicht die NATO, wieso nicht W. Busch, Merkel und Konsorten? Diese Drecks-Bande (@Kositza: ich weiß, aber ich kann an dieser Stelle kein anderes Wort finden) war sich so schnell sicher, wer der Böse Bube (Putin) war und wer der Gute (S. Willi), dass mich diese verruchte Glaubens-Gemeinde fatal an 9/11 und die vielen anderen Schweinereien des deep states erinnerte. (Okay, so nannte ich die Drahtzieher damals noch nicht.) Und es hat sich ja dann auch als Lügen-Gebäude herausgestellt. Eine Entschuldigung des Westens an Putin? Oder an uns, die veralberten Bürger? Niente. Der Georgien-Fall hat für mich damsl das Boot kippen lassen. Das war zu dreist. Seitdem glaube ich dem 'Westen' nichts mehr. Seitdem traue ich ihm jede Sauerei zu.

Maiordomus

3. Januar 2018 08:43

Zu den Grundregeln politischer Aufklärung gehört es, dass die verquerte Falschheit der einen Propaganda natürlich nichts für die Richtigkeit zum Beispiel russischer Propaganda beweist, wiewohl gelungene Propaganda fast immer mit wahren Befunden geschickt operiert. Ihre Zitierung, @Lotta Vorbeck, der Wortwahl "Matrone" (ziemlich daneben bei der kinderlosen Kanzlerin) und "kleingewachsener Filou" (vgl. Napoleon, Beethoven usw.) belegt ein bisschen, das gewisse online-Artikel nicht mit dem gedruckten Heft verwechselt werden sollten. 

Balduin B.

3. Januar 2018 11:09

Ich muß gestehen, mein Respekt vor der Person des Herrn Saakashvili hält sich in sehr engen Grenzen! Für brauchbar halte ich Ihn erst recht nicht. Nach meiner Erinnerung der Geschehnisse vor Allem während der Georgien-Krise, handelt es sich sicher um einen Zögling der USA.

Für unrealistisch halte ich die Vermutung, Merkel und Sarkozy könnten einen entscheidenden Einfluss auf die seinerzeitigen Entwicklungen gehabt haben. Diese Vermutung kommt m.E. einer deutlichen Überschätzung dieser eher marionettenhaft agierenden Figuren gleich.

Das Verhalten von Saakashvili seinerzeit in Georgien, war sicher von den USA gesteuert um zu testen wie weit man gegen Putin agieren kann. Sicher wären aber die USA nie so vermessen gewesen eine direkte Konfrontation mit Russland zu riskieren. Der Zweck des Ganzen liegt in der Auslotung der Kampfbereitschaft des Feindes. Solche Testballons machen das Einschätzen eines potentiellen Gegners einfacher.

Die USA finden immer wieder Marionetten, hauptsächlich in einem Personenkreis sich selbst weit überschätzender Egomanen, die sie in ein bisweilen tödliches Spiel schicken können. Ich habe mich nicht intensiv mit dieser Materie befasst, aber eine weitere Person dieser Kategorie könnte Nawalny sein.

Lotta Vorbeck

3. Januar 2018 12:07

@Thomas S.- 02. Januar 2018 - 11:35 PM

"Man sollte sich vor romantischen Gefühlen gegenüber dem durch und durch von der Organisierten Kriminalität durchdrungenen russischen Staat hüten. Staaten haben bekanntermaßen keine Freunde, sondern nur Interessen. Als Deutscher befindet man sich seit langem leider in einer schwachen Position zwischen mehreren wesentlich stärkeren Mächten und spielt aktuell nicht einmal mehr in der zweiten Liga der Nationen mit."

 

_________________________

 

Dieser russiche Staat sichert immerhin recht zuverlässig die äußere Grenze der Russischen Föderation und mischt sich im Inneren auch nicht groß in das Leben seiner Bürger ein.

Für interessierte SiN-Foristen: Die Neujahrsansprache des Präsidenten der Russichen Föderation 2018, veröffentlicht am 31.12.2017

 

 

Maiordomus

3. Januar 2018 12:10

@Poensgen/Vorbeck. Falls meine vorherige Wortmeldung bedeuten sollte, dass online-Kommentare manchmal in Sachen Polemik unter das Niveau des gedruckten Heftes sinken, muss dies nicht als allzu scharfe Kritik genommen werden. Auf der Titelseite der Druckfassung der Neuen Zürcher Zeitung von heute prangt als fette Schlagzeile: "AfD-Politikerin pöbelt gegen Muslime". Das Beruhigendste an dieser Schlagzeile: Wenn die Tweets von Frau Storch wirklich das Schlimmste waren, was über das Neujahr in Deutschland und in Europa passiert ist, dann leben wir fürwahr in einer heilen Welt tiefsten Friedens ohne ernsthafte Sorgen. Und insgesamt scheint das "Hetzniveau" von Sezession bei nüchterner Betrachtung nicht tiefer zu liegen als dasjenige der Alten Tante, wie die Neue Zürcher Zeitung traditionell genannt wird, wie früher mal die Vossische Zeitung. 

Lotta Vorbeck

3. Januar 2018 12:58

@Franz Bettinger - 03. Januar 2018 - 01:47

".. Für mich ist Saakasch ein Verbrecher. Unvergesslich ist mir das Jahr 2008 ... durch eine False Flag Operation beinahe den Dritten Weltkrieg auslöste, in den der bekloppte Westen fast stolperte. ... Der Georgien-Fall hat für mich damsl das Boot kippen lassen. Das war zu dreist. Seitdem glaube ich dem 'Westen' nichts mehr. Seitdem traue ich ihm jede Sauerei zu. ..."

______________________

Der Zeitpunkt um die phösen Russen an ihrer Südflanke mittels des sogenannten "Olympia-Krieges" abermals kräftig zu provozieren, war vermeintlich günstig gewählt: Putin, damals russicher Premierminister, weilte wegen der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking ...

Wenig bekannt: Die Hauptlast der Kämpfe auf russicher Seite trugen tschetschenische Truppen.

Siehe auch:

# www.Ossetien.ru - in deutsch

# Abchasien - Das einsame Land

... und dann war da noch der KAL-Flug 007 von New York nach Seoul, mit Zwischenlandung zum Auftanken im kanadischen Anchorage, am 1. September 1983 ...

Siehe auch: 

Japan: USA wussten 1983, dass die Sowjets Flug KAL 007 für ein Spionageflugzeug hielten

veröffentlicht auf TELEPOLIS am 25. Dezember 2015

von Markus Kompa

Auszug

"Freigegebenes japanisches Geheimdokument belegt Kenntnis der USA vom provozierten Irrtum der Sowjets

Während den Spannungen zwischen den beiden Supermächten im Herbst 1983 (um Haaresbreite) schossen die Sowjets am 1. September 1983 ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug der Korean Airlines ab, das unter bis heute noch nicht gänzlich geklärten Umständen in den Luftraum der UdSSR eingedrungen war. Der Abschuss von Flug KAL 007 kostete 269 Menschen das Leben, darunter auch ein US-Kongressabgeordneter, und spielte Reagans Propaganda in die Hände, der zuvor die Sowjetunion als das „Reich des Bösen“ dämonisiert hatte.

Nunmehr berichtet RT über ein vom japanischen Außenministerium freigegebenes Dokument, dem zufolge die USA entgegen der offiziellen Darstellung Kenntnis davon hatten, dass es sich beim als "Akt der Barbarei" und "unmenschlichen Brutalität" bezeichneten Abschuss um ein durch US-Spionageoperationen provoziertes Versehen gehandelt hatte. So hatte dem Dokument zufolge ein hochrangiger US-Beamter zwei Monate nach dem Abschuss Tokyo darüber informiert, dass die Sowjets die Passagiermaschine mit einem US-Spionageflugzeug verwechselten. Der US-Beamte kommunizierte auch das Interesse der USA an der Bergung des Flugschreibers des versunkenen Flugzeugs auf geheime Weise.

Die Passagiermaschine befand sich über einem hochsensiblen militärischen Sperrgebiet und bewegte sich ausgerechnet über einer Region mit Militärinstallationen, die zur strategischen Abschreckung der Sowjetunion gehörten. Der den Abschussbefehl ausführende russische Jagdpilot beteuerte, dass die Piloten nicht auf Warnschüsse reagiert hätten und hielt es für einen US-Spionageflieger des Typs RC-135. Bei beiden Flugzeugen handelte es sich um viermotorige Maschinen; die RC-135 war eine Boeing 707, die KAL 007 eine Boeing 747, die sich zwar in der Größe, kaum jedoch in der Silhouette unterschieden, insbesondere nachts. Unklar ist, ob die Sowjets das Flugzeug auf der internationalen Notfrequenz angefunkt hatten. Die Aufnahme des von den Russen geborgenen Flugschreibers endete knapp zwei Minuten vor dem Absturz.

...

Obwohl der US-Regierung offenbar die tatsächlichen Umstände bekannt waren, bestritt Präsident Reagan in einer Rede an die Nation ausführlich die Möglichkeit einer Verwechslung und schlug politisches Kapital aus der Tragödie. Dieses "Verbrechen gegen die Humanität" dürfe niemals vergessen werden, weder hier noch auf der gesamten Welt.

Let me state as plainly as I can: There was absolutely no justification, either legal or moral, for what the Soviets did. One newspaper in India said, "If every passenger plane...is fair game for home air forces...it will be the end to civil aviation as we know it." (…) Is this a practice of other countries in the world? The answer is no.

Diese Rhetorik des Weißen Hauses, die von einem jahrelangen Entzug von Überflug- und Landerechten für Aeroflot-Maschinen flankiert wurde, verstummte 1988, als die US-Navy irrtümlich über dem persischen Golf eine iranische Passagiermaschine Flug Iran Air 655 mit 275 Menschen abschoss, obwohl diese sogar über einen Transponder verfügte. Präsident George H.W. Bush lehnte eine bis heute ausgebliebene Entschuldigung für das Versagen seiner Leute ab und verlieh dem Kapitän den Legion-of-Merit-Orden "für außerordentliche Pflichterfüllung im Einsatz"."

 

 

 

 

Franz Bettinger

3. Januar 2018 16:09

@ Martin Borkhoff

Der Komm.- Strang unter "Wie bekommt man den Moralismus vom Hals?" war geschlossen. Deshalb an dieser Stelle meinen Danke für Ihren ausgezeichneten Kommentar (am 3.1.18 um 05:25).

"Moral bewertet was, Tugend kann was.  Moral wird sofort moralistisch, wenn sie nicht zur Tugend stets sagt: 'Bitte nach Ihnen!' ...  Moral ist 'besser Wissen', Tugend ist 'besser können'. Das Können kann aus 'nur Wissen' nicht entstehen. Die bloß verstandene Moral kommt nicht ans Sein heran. Sie ist steril im Sinne von impotent. Was das Göttliche, das Können, im Menschen erzeugt, ist selber Können, ist Wirklichkeit umgestaltendes Göttliches. Göttlich, weil mehr als theoretisch, weil wirklichkeitsmächtig."

Ich glaube nicht an Gott, Herr Borkhoff, aber was Sie schreiben ist göttlich. Danke nochmals.

Der_Jürgen

4. Januar 2018 07:02

Ich schätze Poensgen ausserordentlich, aber diesmal hat er keine glückliche Hand gehabt. Dass die Trulla und der Sarkozy möglicherweise Grässliches verhütet haben könnten, ist eine meines Erachtens absurde Vorstellung.

Es ist, wie  @Balduin B. schreibt: Sakaaschwili handelte auf amerikanisches Geheiss oder zumindest auf amerikanische Ermunterung. DIe USA wollten die Reaktion Moskaus auf eine freche Provokation testen. Der Test erbrachte ein eindeutiges Ergebnis: Man reize den Bären nicht zu sehr, sonst lernt man ihn von seiner unangenehmen Seite her kennen.

Ich empfinde Saakaschwili ungefähr so viel Respekt wie für Al Capone. Der Kerl ist ein Abenteurer übelster Sorte und dazu ein würdeloser Hanswurst. Seine "Selbstmorddrohung" in der Ukraine, wo man ihn von einem Dach herunterholen musste, war lächerlich und widerlich.

Vollkommen recht hat Balduin B. auch in Beziehung auf den von manchen Leuten im Westen zum Heilsbringer hochgejubelten Nowalny.

Max

4. Januar 2018 10:54

@Lotta Vorbeck, Sie schreiben "Wenig bekannt: Die Hauptlast der Kämpfe auf russicher Seite trugen tschetschenische Truppen."  mit Verweis auf einen Bericht zu Abchasien 1992

Bitte nicht den eigentlichen Bürgerkrieg 1992 in Abchasien mit dem Olympiakrieg verwechseln.  Ersteres war ein grausamer mit Genozid (von beiden Seiten) verbundener Bürgerkrieg.  Am brutalsten verhielten sich damals Tschetschenen. Dies waren aber keineswegs "tschetschenische Truppen auf russischer Seite" sondern tschetschenische Terroristen unter Bassajew.  Und Russland war damals neutral - und wurde von beiden Seiten als so neutral akzeptiert, dass sie dann bei Friedensschluss als Friedenstruppen von beiden Seiten akzeptiert wurden. 

Max

4. Januar 2018 11:09

Dass die beiden die Welt gerettet haben ist wohl übertrieben, aber die Verhinderung eines NATO-Beitritts von Georgien und der Ukraine war zweifellos ein bedeutendes politisches Verdienst der beiden.  

Es gilt wohl generell, dass Merkel zwar in ihrer Rhetorik vor den Amis (vor allem Obama) jeden Kniefall machte, den man sich dort wünschen konnte, in ihrer Realpolitik aber durchaus auf deutsche Interessen achtete.  Gegen Merkel hätte Northstream II wohl keine Chance gehabt, und ohne sie hätten wir wohl TTIP abbekommen.  Mit anderen Worten, an US-Statthaltern hätte Deutschland noch deutlich schlimmeres abbekommen können.   

Lotta Vorbeck

4. Januar 2018 13:15

@Max - 04. Januar 2018 - 09:54 AM

@Lotta Vorbeck, Sie schreiben "Wenig bekannt: Die Hauptlast der Kämpfe auf russicher Seite trugen tschetschenische Truppen."  mit Verweis auf einen Bericht zu Abchasien 1992

Bitte nicht den eigentlichen Bürgerkrieg 1992 in Abchasien mit dem Olympiakrieg verwechseln. Ersteres war ein grausamer mit Genozid (von beiden Seiten) verbundener Bürgerkrieg.  Am brutalsten verhielten sich damals Tschetschenen. Dies waren aber keineswegs "tschetschenische Truppen auf russischer Seite" sondern tschetschenische Terroristen unter Bassajew.  Und Russland war damals neutral - und wurde von beiden Seiten als so neutral akzeptiert, dass sie dann bei Friedensschluss als Friedenstruppen von beiden Seiten akzeptiert wurden. ___________________________

Die beiden Links zu Ossetien und Abchasien sollten interessierten Lesern den Weg zu ein paar weiteren Informationen über diese hierzulande kaum bekannten, unweit des Schwarzen Meeres gelegenen Landstrichen weisen.

Die erwähnten Truppen aus Tschetschenien waren laut der Vorgängerseite des erst seit dem Jahre 2014 existierenden Sputnik-Nachrichtenportals, Ria Novosti, von Kadyrow (seit 2010 politisches Oberhaupt Tschetscheniens) nach Georgien entsandt worden.

Lotta Vorbeck

4. Januar 2018 14:12

@Max - 04. Januar 2018 - 10:09 AM

Dass die beiden die Welt gerettet haben ist wohl übertrieben, aber die Verhinderung eines NATO-Beitritts von Georgien und der Ukraine war zweifellos ein bedeutendes politisches Verdienst der beiden. 

___________________________

Der kurzgewachsene Filou - eben jener, welcher im Präsidentschaftswahlkampf seinerzeit ankündigte, die No-Go-Areas französicher Banlieus mit dem Kärcher  reinigen zu wollen, entsandte umgehend seinen Lakaien Kouchner zu Saakashvili.

Photo: Saakashvili und Kouchner in Georgien

Original-Bildunterschrift: Within the official visit to Georgia, Foreign Minister of France Bernard Kouchner was hosted by president Saakashvili at the presidential residence on ...

Merkel flog gleich selber in den Kaukasus, um ihrem Schützling Saakaschwili persönlich den Rücken zu stärken.

Bild: Merkel mit Saakaschwili in Tiblissi im August 2008

Bei der Berliner "taz" hieß es dazu:

TIFLIS/MOSKAU ap/afp/taz 

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich dafür ausgesprochen, an den Plänen für einen Nato-Beitritt Georgiens festzuhalten. "Georgien wird, wenn es das will, und das will es ja, Mitglied der Nato sein", sagte sie am Sonntag unmittelbar nach ihrem Treffen mit dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili in Tiflis. "Für mich hat sich die Lage an dieser Stelle nicht verändert."

Merkel sagte Georgien auch Hilfe beim Wiederaufbau militärischer Anlagen zu. Darüber könne beim Nato-Rat in Brüssel am Dienstag schon gesprochen werden." Sie bekräftigte, dass Georgien ein souveräner Staat sei. Sie erwarte, dass der Sechs-Punkte-Plan der EU zu einem Waffenstillstand umgesetzt werde.

Quelle: taz - 18.08.2008

 

 

Lotta Vorbeck

5. Januar 2018 19:04

Saakaschwili bekommt drei Jahre Knast - Sputnik Deutschland 

Ein Gericht in Tiflis hat den Ex-Präsidenten Georgiens Michail Saakaschwili in Abwesenheit zu drei Jahren Haft verurteilt. Es befand den Politiker des Amtsmissbrauchs im Fall des Mordes am Bankbeamten Sandro Girgwliani im Januar 2006 schuldig.

Quelle: Sputnik, 05.01.2018 - 11:25 AM

 

 

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