Man berät, wie es mit dem nunmehr vakanten Heiligen Stuhl weitergehen soll. Sie entscheiden sich, aus Gründen, die hier keine Rolle spielen, für einen jungen Amerikaner mit dem eingängigen Namen Lenny Belardo.
Was sie nicht ahnen: Mit ihrer Entscheidung für den vermeintlich leicht beeinflußbaren vormaligen Erzbischof von New York setzen sie eine kirchenhistorische Entwicklung in Gang, gegen welche die franziskanische PR-Show, die wir dieser Tage erleben, wie eine Lappalie wirkt.
Bereits die ersten Amtshandlungen des neuen Papstes, der sich Pius XIII. nennt, versetzen die gesamte Christenheit in Aufruhr: Denn während der Frischgewählte sich einerseits weigert, die Etikette postmoderner Öffentlichkeitsarbeit zu wahren und die vatikaninternen Machtstrukturen kräftig durcheinanderwirbelt, kämpft er gleichzeitig für eine Rückeroberung des moralischen, geistigen und politischen Raumes durch die Kirche. Bereits in seiner ersten Ansprache, mit der er, für die zehntausenden erschrockenen Zuhörer auf dem Petersplatz nur als Schattensilhouette sichtbar, seine Amtszeit einläutet, macht deutlich, was er von den Gläubigen erwartet:
“Ich bin Gott näher, als ich euch bin! […] Gott existiert. Und er ist nicht an uns interessiert, solange wir uns nicht für ihn interessieren. Und ausschließlich für Ihn. Versteht Ihr, was ich sage? Ausschließlich! 24 Stunden am Tag sind euer Herz und euer Verstand nur bei Gott. Es gibt keinen Platz für irgendetwas anderes, keinen Platz für freien Willen, kein Platz für Freiheit, kein Platz für Emanzipation.”
Vielleicht wird es der eine oder andere schon gemerkt haben: Dieser kurze träumerische Abriß stammt nicht originär aus meinen Gehirnwindungen, sondern vielmehr aus denen des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino und trägt den Namen “The Young Pope”. Dabei handelt es sich – wenn man den Worten des Hauptdarstellers Jude Law Glauben schenken darf – auch eigentlich nicht um eine Fernsehserie, sondern mehr um einen zehnteiligen Film, der nur aus pragmatischen Gründen in Episoden aufgeteilt erscheint und für den ich an dieser Stelle meine aufrichtige Empfehlung aussprechen möchte; allerdings nicht, ohne zugleich ein paar Warnhinweise beizufügen:
Die im Filmgeschäft so beliebte Pathologisierung der Hauptfigur hat auch vor diesem Opus nicht haltgemacht und wer von Sorrentinos Werk die Geschichte einer todernsten Reconquista erwartet, könnte enttäuscht werden. Einem rechten Zuschauer wird es mit dieser Series ähnlich gehen, wie mit anderen zeitgenössischen Kunstwerken – er muß sich seine eigenen Zugänge schaffen, muß lernen, manch ein Zugeständnis an den Nihilismus hinzunehmen und gelegentlich auch einfach nur etwas geduldig sein.
Denn bei allen zynischen Banalitäten, mit denen Sorrentino sein Werk einigeln mußte, läßt er an vielen kleinen und großen Stellen Platz für das Unerklärliche, das Unergründliche und das beinahe unverschämt Wunderbare. Wer sich ein Auge, ein Ohr, ein Herz und ein kleinen bißchen Humor für die dunklen Stunden bewahrt hat, dem wird diese Serie gefallen. Und wenn einem auch all’ das nichts mehr sagt, kann man sich immer noch an den überragenden Bildern und der wunderbaren Musik betrinken, denen die hier verlinkte Vorschau leider nur unzureichend Rechnung trägt.
Der_Juergen
Ich habe den Film "The Young Pope" gesehen, und er hat mich recht gut gefallen.
Dass die Katholische Kirche einen Gegenpapst, oder besser gesagt einen legitimen Papst benötige, schrieb der Traditionalist Johannes Rothkranz schon zu Zeiten Wojtylas immer wieder. Gab es, aus katholischer Sicht, schon an diesem und an Ratzinger reichlich viel zu kritisieren, so sprengt "Franziskus" mit seiner offen antieuropäischen und damit auch antichristlichen Agenda jedes Mass.
Es ist ein Merkmal hierarchisch-autoritärer Strukturen, wie die Katholische Kirche eine ist, dass sie sehr schwer von unten zu unterwandern sind. Wer beispielsweise Bischof oder gar Kardinal werden wollte, muss sich lange bewährt haben und durfte keinen Anlass zu Zweifeln an seiner Rechtgläubigkeit bieten. Darum bestand die einzige Chance zur Unterminierung der Kirche darin, sie von ganz oben umzukrempeln. Das an Gehorsam gewohnte Fussvolk würde sich dem neuen Kurs gefügig unterwerfen, wurde kalkuliert. So geschah es dann auch. Ohne Widerstand ging es allerdings nicht ab; man denke an Erzbischof Marcel Lefebvre. Die von diesem gegründete Piusbruderschaft ist allerdings mittlerweile ebenfalls unterwandert.
Wann der Unterwanderungsprozess einsetzte, ob schon unter Johannes XXIII., wie Rothkranz argwöhnte, aber mangels Beweisen nicht behauptete, oder erst unter Paul VI. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil, lässt sich natürlich nicht mit Bestimmtheit feststellen.
Dies schreibt ein Angehöriger der Römisch-Katholischen Kirche, der freilich in einigen fundamentalen Fragen, besonders einer bestimmten, eine ketzerische Haltung einnimmt und somit eigentlich nicht besonders berufen ist, sich als frommer Bannerträger des reinen katholischen Glaubens zu gebärden. Aber der Katholizismus ist ja nicht nur ein Glauben. Er steht zugleich für eine grossartige, einmalige Kultur, die, geht es nach dem Willen von "Franziskus" und seinen Anhängern, durch importierte Barbarenhorden, die man "Schutzsuchende" tauft, zerstört werden soll.