Kapitaldelikte (3): Die Humankapitalisten

Der Begriff Humankapital legt es nahe: In den Augen des Unternehmers wird auch das Menschliche zu Geld.

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

Das eng­li­sche Pen­dant Human Resour­ces sieht den Men­schen gar als belie­bi­gen Roh- und Aus­gangs­stoff wie Erd­öl oder Schweinehälften.

Die Kla­ge der Inhu­ma­ni­tät wird wohl nicht erst seit den Zei­ten des Man­ches­ter-Kapi­ta­lis­mus immer wie­der gegen Unter­neh­men und Unter­neh­mer erho­ben. Zwar hat sich seit jenen fins­te­ren Epo­chen man­ches zum Bes­se­ren gewan­delt, doch zu kla­gen gab und gibt es immer was. Doch der stän­di­ge Kampf um kür­ze­re Arbeits­zei­ten, höhe­re Löh­ne oder irgend­wel­che betrieb­li­chen Zusatz­leis­tun­gen führt nicht in das Zentrum.

Das eigent­lich bekla­gens­wer­te Fak­tum ist, daß der Mensch in der öko­no­mi­schen Per­spek­ti­ve aus­schließ­lich funk­tio­nal betrach­tet und sol­cher­art instru­men­ta­li­siert wird: Ziel­grup­pen gilt es dar­auf­hin zu ana­ly­sie­ren, wie sie dazu gebracht wer­den kön­nen, noch mehr Geld für die Pro­duk­te des Unter­neh­mens aus­zu­ge­ben – ganz gleich, ob sie sich dafür ver­schul­den oder in sons­ti­ge Abhän­gig­kei­ten bege­ben. Lie­fe­ran­ten sind dar­auf­hin abzu­klop­fen, ob sie nicht zu noch güns­ti­ge­ren Kon­di­tio­nen lie­fern kön­nen – ganz gleich, ob sie damit viel­leicht in die Plei­te getrie­ben wer­den. Beschäf­tig­te wer­den als Kos­ten­fak­tor dar­auf­hin abge­schätzt, ob sich hier und da nicht Ein­spar­po­ten­zia­le erge­ben – ganz gleich, ob sie Fami­lie haben oder ein Häus­chen abbe­zah­len müs­sen. Inso­fern man es als zen­tra­le Ziel­set­zung eines Wirt­schafts­un­ter­neh­mens betrach­tet, Gewin­ne zu erwirt­schaf­ten, ist eine sol­che Vor­ge­hens­wei­se durch­aus schlüs­sig. Unter huma­nen Gesichts­punk­ten betrach­tet aber ist das bar­ba­risch. Wer Men­schen wie Schrau­ben behan­delt, hat den Boden der Huma­ni­tät ver­las­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund kön­nen Unter­neh­men eigent­lich kei­ne Ver­bün­de­ten der rech­ten Sache sein, die es sich ja in beson­de­rer Wei­se zur Auf­ga­be macht, das Huma­ne zurück­zu­ge­win­nen und vor den Aus­wüch­sen der Glo­ba­li­sie­rung zu schützen.

Natür­lich wird kein Unter­neh­men von sich sagen: Wir pfle­gen das Selbst­bild des eis­kal­ten Machers und Rech­ners, der über Lei­chen geht. Im Gegen­teil – man pflegt ein gänz­lich ande­res Selbst­bild: eines, in dem es gehö­rig men­schelt. Man wünscht sich zufrie­de­ne Mit­ar­bei­ter, Men­schen, die glück­lich sind mit dem, was sie im Unter­neh­men tun und ihr Tun als sinn­erfüllt leben; Men­schen, die am Arbeits­platz unge­ahn­te Poten­zia­le ent­de­cken, heben und ent­fal­ten kön­nen und ihren Arbeit­ge­ber wie eine zwei­te oder gar ers­te Fami­lie betrach­ten, in der alle fair, offen, freund­lich und trans­pa­rent mit­ein­an­der umgehen.

Beson­ders pene­trant wird die­se Stra­te­gie in den gro­ßen Inter­net­fir­men gepflegt. Dave Eggers hat die­se Mas­ke­ra­de in sei­nem Roman „The Cir­cle“ auf durch­aus unter­halt­sa­me Wei­se ent­larvt und gezeigt, daß die schein­hu­ma­nen Wer­te wie Trans­pa­renz und Offen­heit letz­ten Endes nur der Macht­er­wei­te­rung und der Gewinn­ma­xi­mie­rung die­ser Unter­neh­men die­nen. In gewis­ser Wei­se waren die Kapi­ta­lis­ten alten Schla­ges trotz 16-Stun­den-Tag und Hun­ger­löh­nen bedeu­tend huma­ner als die heu­ti­gen Inter­net­fir­men es sind – sie täusch­ten nie­man­den über ihre wah­ren Absich­ten. Und sie miss­brauch­ten mensch­li­che Wer­te nicht zur Ver­schleie­rung ihrer Zie­le. Die beton­te Locker­heit und Cool­ness von Leu­ten wie Mark Zucker­berg hin­ge­gen ist schar­fes Kal­kül – wer ihnen die lau­te­ren Absich­ten abnimmt, sitzt schon in der Falle.

Natür­lich will ich nicht bestrei­ten, daß es auch heu­te noch Unter­neh­mer gibt, denen ihre Beschäf­tig­ten wirk­lich am Her­zen lie­gen; die selbst lei­den, wenn sie jeman­dem ent­las­sen müs­sen, weil die Geschäf­te nicht lau­fen; die gern hel­fen, indi­vi­du­el­le Not­la­gen von Beschäf­tig­ten zu lin­dern. Doch ich ahne, daß die­ser Unter­neh­mer­typ, der ein zutiefst kon­ser­va­ti­ves und men­schen­freund­li­ches Welt- und Men­schen­bild hat, im Aus­ster­ben begrif­fen ist.

An sei­ne Stel­le tritt etwas ande­res: der Rech­ner, der zugleich ein Gauk­ler und Ver­füh­rer ist. Wie sehr vor­ge­täusch­te Huma­ni­tät und nüch­ter­nes öko­no­mi­sches Kal­kül sich heu­te mit­ein­an­der ver­bin­den, zei­gen Unter­neh­mer wie Geor­ge Sor­os, die Mil­li­ar­den in wohl­tä­ti­ge Stif­tun­gen und NGOs pum­pen, die sich für eine for­cier­te Mas­sen­mi­gra­ti­on ein­set­zen und dies als Akt der Nächs­ten­lie­be ver­kau­fen. Die Welt kauft ihnen genau das ab, sieht und lobt sie als wah­re Phil­an­thro­pen und Vor­bil­der für men­schen­freund­li­ches Han­deln. Daß hin­ter der schein­ba­ren Huma­ni­tät ein ganz ande­res und durch­aus nicht men­schen­freund­li­ches Geschäft betrie­ben wird, will man nicht sehen. Doch was wäre, wenn es die­sen Stif­tun­gen tat­säch­lich nur dar­um gin­ge, die Sache der Glo­ba­li­sie­rung vor­an­zu­trei­ben – also natio­na­le, sozia­le, kul­tu­rel­le, sprach­li­che, eth­ni­sche und steu­er­li­che Han­dels­hemm­nis­se abzu­bau­en und den frei­en Fluss von Men­schen­strö­men, Kapi­tal, Dienst­leis­tun­gen, Tech­no­lo­gien und Roh­stof­fen zu ermög­li­chen, um letz­ten Endes über­all auf dem Pla­ne­ten die kos­ten­sen­ken­de Gleich­för­mig­keit durch­zu­set­zen? Das wäre die größt­mög­li­che aller Täu­schun­gen – das Inhu­ma­ne im Zei­chen der Huma­ni­tät durchzusetzen.

Was ist zu tun? Unter­neh­men, die sich der kon­ser­va­ti­ven Sache ver­pflich­tet füh­len, müs­sen mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen. Sie müs­sen ein gänz­lich ande­res Ver­hält­nis zu Beschäf­tig­ten, Lie­fe­ran­ten und Kun­den ent­wi­ckeln und vor­le­ben. Natür­lich dür­fen sie dabei nicht auf­hö­ren, wirt­schaft­lich zu den­ken. Doch das Wirt­schaft­li­che kennt nicht nur die eine Aus­rich­tung auf die Gigan­to­ma­nie der Glo­ba­li­sie­rung, es kennt unend­li­che vie­le Facet­ten, in denen noch mensch­li­che Maß­stä­be gel­ten. Regio­na­li­tät in Erzeu­gung und Ver­mark­tung gehört eben­so dazu wie sozia­les, kul­tu­rel­les und öko­lo­gi­sches Enga­ge­ment vor Ort. Bezieht man Roh­stof­fe von außer­halb, ist auch dort auf die Ein­hal­tung der eige­nen Wer­te zu ach­ten. Vor allem aber pflegt man das Eige­ne – und zwar nicht im ober­fläch­li­chen Sin­ne eines bloß hip­pen und  gera­de infla­tio­när wer­den­den Hei­mat­be­griffs, mit dem heu­te Schind­lu­der getrie­ben wird. Hei­mat ist kein Trend, son­dern der Wur­zel­grund des Mensch­li­chen. Das den Ent­wur­zel­ten auch unter den Unter­neh­mern klar­zu­ma­chen, wäre eine ech­te Auf­ga­be. Die Rück­ge­win­nung der Begrif­fe ist wich­ti­ger denn je.

Lutz Meyer

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Kommentare (19)

Utz

17. März 2018 10:05

Danke für diesen Artikel. Ich bin mit allem einverstanden, nur die Lösungen im letzten Absatz erscheinen mir ungenau und nicht gut umsetzbar.

Das System hat die Menschlichkeit nicht deshalb verloren, weil die Akteure unmenschlich wären, sondern weil sich das aufgrund der Dynamik des Systems so ergibt. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich vermute eine Unzahl von Unternehmern standen schon vor der Wahl, die unmenschlichen Methoden mitzumachen, oder einer feindlichen Übernahme tatenlos zuzusehen. Deren Moral lautet dann folgendermaßen: "Wir machen diese unmenschliche Behandlung unserer Zulieferer, Arbeiter, etc. jetzt mal mit, damit wir konkurrieren können. Möglicherweise würde es ohne uns diesen Menschen sonst noch schlechter gehen. Außerdem spenden wir dafür für diesen oder jenen guten Zweck."

Der Ausweg Regionalität ist zwar auf den ersten Blick sympathisch, hat aber letztlich dasselbe Problem. Die weltweit agierenden Player lassen sie zu, solange die Regionalgeschäfte klein wie eine Fliege sind, bestenfalls ein bißchen lästig, aber keine großen Gewinne abfließen.

Am vielversprechendsten erscheint es mir immer noch da anzusetzen, wo man einen spürbaren Leidensdruck legitim thematisieren kann: mit einer Ablehnung der Massenmigration. Die Demos in Kandel, Pegida, all die entschiedenen "Neins" zu den Zumutungen der Nebenwirkungen dieser unmenschlichen Globalisierung.

Pit

17. März 2018 11:15

Mir scheint, der andere Teil der Gleichung wird nicht einbezogen und gerade dort wäre die Lösung: der Verbraucher / Käufer / Konsument.
Also: der Betrieb muß Gewinn machen im Wettbewerb (also ständig fallende Preise, also ständige Kostensenkung erforderlich).
Der KÄUFER aber: kann jede beliebige Wirtschaftsform WIRTSCHAFTLICH machen, indem er die entsprechenden Produkte kauft ! Wenn der Verbraucher das teurere Produkt kauft, weil das Unternehmen besonders menschlich mit seinen Mitarbeitern umgeht, aber darum höhere Kosten hat: DANN ist diese Wirtschaftsweise durchgesetzt !

Also: m.E. ist das Problem vom Verbraucher her zu lösen, nicht vom Unternehmen her.

Das heißt aber auch, daß WE THE PEOPLE, we the consumer, tatsächlich alle Macht haben, mittels unserer Kaufentscheidungen! Diese Macht wird aber fast gar nicht genutzt!

Blue Angel

17. März 2018 12:27

Danke für den schönen Text, der das benötigte Miteinander für das Eigene beleuchtet.

Allerdings braucht es m. E. für die hiesigen Leser keine Möglichkeitsform bezüglich der Aktivitäten-Einschätzung von Herrn Soros und seinen Mitstreitern: Die größtmögliche aller Täuschungen dürfte hier schon als solche erkannt sein.

OT: Dank auch an die Antaios- und Sezessionsmitarbeiter bei der LB für die kontinuierliche Berichterstattung!

Gustav Grambauer

17. März 2018 12:34

Lieber Herr Meyer, gewollt oder ungewollt verwenden Sie gleich viermal den Begriff "Beschäftigte" und verweisen damit inzident auf die großangelegte Beschäftigungstherapie zur Sicherung des sogenannten Sozialen Friedens. Der Krieg tobt gerade darum, ob, für wen, d. h. an welchem "Standort", und in welchem Maße diese "Beschäftigung" stattfindet und wer diese bezahlt. (Um der Notwendigkeit der Bezahlung = Subventionierung wegen werden diese "Beschäftigten" von ihren Beschäftigungstherapeuten und deren Supervisionären auch so gehaßt und übrigens auch clever gegeneinandergehetzt.) Bei einer Staatsquote von 47 % in der BRD kann man nahezu den gesamten öffentlichen und halböffentlichen Sektor als Überlaufbecken für Menschenmassen ansehen, denen die Sklavenpyramide

https://de.wikipedia.org/wiki/Megamaschine

keine selbstbestimmte Lebensperspektive anzubieten hat bzw. denen diese Pyramide aus Gier über das mit diesen Seelen gegebene Pabulum sowie aus Kontrollzwang bzw. Macht-Erhalt-Kalkül keine solche anbieten will. Stattdessen lassen sich mit diesen Seelen (und dabei mit deren Ängsten) allerlei belustigende (aber für jene demütigende) Spiele spielen wie z. B. die "Reise nach Jerusalem"

https://www.youtube.com/watch?v=_joy2d9Mo-0

bei Massenentlassungen. Dieses Spiel wurde während der Krise 2008 hier in Zürich bei den Banken mit Vorliebe gespielt, wir haben viele, viele Tränen gesehen, genau diese Tränen sind die Nahrung des Systems.

Das eigentliche Problem (und ein weiterer Grund für den - oft projektiven - Haß der Sozialingenieure) ist, daß diese Seelen allermeist zu verschaft, zu faul, zu feige sowie mit normopathischer Indoktrination und mit lächerlichen Privilegien viel zu korrumpiert sind, um aus eigenem Antrieb für sich eine selbstbestimmte Lebensperspektive jenseits der Pyramide zu sehen und zu ergreifen. Meine Frau hat zu 60 % Patientinnen, die seit Jahren wie die gesprungene Schallplatte lamentierten, sie würden am liebsten "aussteigen" (weil sie "es nicht mehr aushalten"), ein Teil hat dafür durchaus vielversprechende Pläne in petto, aber keine einzige hat sich bisher ein Herz dazu gefaßt.

Für die Heuschreckenmenschen kann ich allerdings auch keine Lösung anbieten, für die wird es eng und enger, zumal unter den Bedingungen der Industrie 4.0., wenn durch die Systembrille gesehen praktisch niemand mehr gebraucht wird.

Bereits heute sind die Märkte mit Dienstleistungen und Erzeugnissen für überzüchtete Pseudo-Bedürfnisse längst über-übersättigt. Die "Arbeitsagentur" hat jahrelang eine sich SenfSalon nennende "ABM-Maßnahme" gefeiert und als leuchtendes Beispiel für die Masse hingestellt, in der eine Frau Bananen, Mokkachips, Kokosraspeln oder Kardamom in Senf eingerührt hat und sich damit im oberdekandenten Berlin-Kreuzberg alsbald wirtschaftlich selbst tragen konnte, Motto: wenn ihr nicht dabei mitmacht, aus dem Markt, so wie wir ihn verstehen, unserem Popanz, "mit eurer Kreativität" noch die letzte Dekadenz herauszukitzeln, dann habt ihr auch nichts Besseres als Hartz-IV verdient.

Wenn man als Untenehmer den Horizontal-Orientierten schon keine (Gewinn-)Beteiligung oder sogar Teilhabe anbieten kann oder will, kann man sich immerhin auch denen gegenüber - und wenn nur zur Pflege des eigenen Stils - als Gentleman zeigen, indem man sie nicht auch noch expressis verbis zu "HR", "Angestellten", "Beschäftigten" oder gar, wie hier in der Schweiz leider sehr verbreitet, zu "Personal" degradiert. (Die Entwürdigung läuft in folgender Dynamik ab ab: Schöpfer ---> Mensch ---> Persönlichkeit ---> Person ---> Personal (in der BRD mit dem "Personalausweis") ---> Häftling / Sklave (im sog. Sonderrechtsverhältnis wie Bundeswehr-Dienst, Strafvollzug oder Hartz-IV) ---> Sache (mit dem Bürgerlichen Tod) -> transhumanistische Verfügungsmasse.)

Ich räume also ein: der Raum für einen Ausstieg wird im Wesentlichen nur in eine Geisteskultur hinein gegeben sein, in das hinein, was G. K. als gerade 'Vertikale' bezeichnet hat, denn die Sehnsucht danach ist bei immer mehr Menschen zunehmend groß und weit.

- G. G.

Alveradis

17. März 2018 12:49

"Wie sehr vorgetäuschte Humanität und nüchternes ökonomisches Kalkül sich heute miteinander verbinden, zeigen Unternehmer wie George Soros, die Milliarden in wohltätige Stiftungen und NGOs pumpen, die sich für eine forcierte Massenmigration einsetzen und dies als Akt der Nächstenliebe verkaufen. Die Welt kauft ihnen genau das ab, sieht und lobt sie als wahre Philanthropen und Vorbilder für menschenfreundliches Handeln. ..."

Ob "die Welt" das abkauft, können wir nicht wissen denn ebenso der Humanität verpflichtete Unternehmer /Unternehmen wie Zuckerberg, Amazon oder Google können die Wahrnehmung ja nicht unerheblich beeinflussen.
Dass das angeschlossene politische oder der Massenunterhaltung dienende Personal die Menschheitsfreunde lobt, versteht sich allerdings von selbst.

Thomas Martini

17. März 2018 21:46

Zitat Lutz Meyer: "Doch was wäre, wenn es diesen Stiftungen tatsächlich nur darum ginge, die Sache der Globalisierung voranzutreiben – also nationale, soziale, kulturelle, sprachliche, ethnische und steuerliche Handelshemmnisse abzubauen und den freien Fluss von Menschenströmen, Kapital, Dienstleistungen, Technologien und Rohstoffen zu ermöglichen, um letzten Endes überall auf dem Planeten die kostensenkende Gleichförmigkeit durchzusetzen? Das wäre die größtmögliche aller Täuschungen – das Inhumane im Zeichen der Humanität durchzusetzen."

Dazu ist gestern ein brandheißer Artikel bei Jouwatch erschienen:

"Das Papier, das der brillante, freie Internetautor Norbert Häring in den Online-Katakomben des Archives des „World Economic Forum“ ausgebuddelt hat, ist gerade deshalb so interessant, weil es aus der heutigen Sicht schlagartig klar macht, warum die Dinge 2015 so geschehen sind."

https://www.journalistenwatch.com/2018/03/17/weltwirtschaftsforum-massenmigration-sollte-eigentlich-die-kassen-klingeln-lassen/

https://www3.weforum.org/docs/GAC/2013/WEF_GAC_Migration_BusinessCase_Report_2013.pdf

Alles nicht neu, und allein deshalb wertvoll, weil man mit diesem Papier Argumente bei der Hand hat, die nur Blender und Lügenmäuler mit dem Vorwurf "Verschwörungstheorie" abwürgen können.

Lutz Meyer verfolgt in seinen Kapitaldelikte-Beiträgen sehr feine und lobenswerte Ansätze, die den höchsten Ansprüchen der nationalen Ethik genügen. Und tatsächlich verhält es sich in der Realität wie von ihm vermutet:

"Wer Menschen wie Schrauben behandelt, hat den Boden der Humanität verlassen."

Es gibt Arbeitgeber, die entmündigen die Arbeitnehmer in der Produktion schrittweise und unaufhaltsam. Ähnlich wie es einst der lupenreine Superdemokrat Jean-Claude Juncker im Hinblick auf die EU formulierte, werden Dinge beschlossen, in blumige Worte gegossen, und da es keine Gegenwehr von unten gibt, macht man damit weiter, Schritt für Schritt.

In vielerlei Hinsicht ist zu bemerken, wie Unternehmenspolitik von Linken dominiert wird, die - nach der Auslegung von Manfred Kleine-Hartlage - in ihrem Denken sehr häufig von Utopien ausgehen, statt sich mit der Realität und Wirklichkeit zu beschäftigen. Ganz extrem fällt das beim Thema Arbeitssicherheit auf, wo praxisferne "Experten" von wahrhaft kranken und unvorstellbaren Situationen ausgehen, was letztlich in immer mehr Verboten, Hindernissen und völliger Unfreiheit des Arbeiters mündet. Ginge man im Privatleben nach diesen Richtlinien, dürfte man keine Küche mehr betreten. Es wirkt mitunter so, als habe man vor, die Maschinen vor dem Faktor Mensch zu schützen.

Anti-Rassismus gehört vielerorts zur vorrangigen Unternehmensphilosophie. Dabei würde es mich interessieren, wieviele ausländische Mitarbeiter in unseren Stammwerken in Ostasien arbeiten, und ob es dort ebenfalls nicht erlaubt ist, sich zur eigenen Nation zu bekennen. Bei uns jedenfalls wurde darauf hingewirkt, dass Deutschland-Fähnchen oder Symbole allenfalls nur dann am Arbeitsplatz zu sehen sein dürfen, wenn internationale Fußballturniere stattfinden.

Das Schlimmste an der Sache ist jedoch die Charakterschwäche der Kollegen. Da wird sowohl intern im Hinblick auf die Unternehmenspolitik, als auch extern hinsichtlich der Staatspolitik, jede noch so bittere Pille klaglos geschluckt. Die heile Welt, die sich um Autos, Saufen, Fressen, Fußball und Urlaub dreht, darf nicht gestört werden. Wer sich exponiert, stellt sich nur ins Abseits, macht sich verdächtig und wird als Unruhestifter betrachtet.

"Mir geht es doch gut"

"Man kann doch eh nichts dagegen machen"

"Am besten einfach den Kopf ausmachen"

Man wird milde mit der Zeit, vor allem meine Rückbesinnung auf das Römisch-Katholische hat bei mir in der letzten Zeit zu einer Entspannung geführt. Mittlerweile stehe ich ohnehin am Pranger - ich hinterfrage angeblich zuviel und akzeptiere zu wenig -, und da ist es wohl besser, vorerst die Füße still zu halten, und das Kommende abzuwarten. Weiter bilden, weiter rezipieren, weiter Köder auswerfen, und hoffen, dass man auf diese Weise wenigstens den ein oder anderen Zeitgenossen dazu animieren kann, sich endlich mal gründlich mit der Lage der Nation zu beschäftigen.

Zitat Lutz Meyer: "Was ist zu tun? Unternehmen, die sich der konservativen Sache verpflichtet fühlen, müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Sie müssen ein gänzlich anderes Verhältnis zu Beschäftigten, Lieferanten und Kunden entwickeln und vorleben."

Dabei kommt es nicht zuletzt auf den "Verbraucher" an, der leider in den meisten Fällen heutzutage ein Teil des Problems ist. Wenigstens die Leute, die sich im Widerstand gegen die Globalisierung sehen, sollten versuchen, sich immer wieder nach Alternativen zu den "Global Playern" umzusehen, auch wenn das nicht immer so einfach ist, wie etwa auf dem Büchermarkt.

Cacatum non est pictum

17. März 2018 22:19

"Was ist zu tun? Unternehmen, die sich der konservativen Sache verpflichtet fühlen, müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Sie müssen ein gänzlich anderes Verhältnis zu Beschäftigten, Lieferanten und Kunden entwickeln und vorleben. Natürlich dürfen sie dabei nicht aufhören, wirtschaftlich zu denken."

Das utopische Element, das Ihrer Forderung zugrunde liegt, schreit einen geradezu an. Menschen lassen sich nicht beliebig formen. Was würden denn die paar Unternehmer bewirken, die sich gemäß Ihrem Anforderungskatalog verhielten? Nichts. Unter den Bedingungen der Globalisierung ist jenen Leuten doch fast die Luft zum Atmen genommen.

Dieser Funktionalisierung des Menschen durch die Wirtschaft wäre mit gesetzlichen Vorschriften entgegenzutreten, die auch durchgesetzt werden. Eine solche Aufgabe kommt grundsätzlich dem Nationalstaat zu. Der ist dazu aber kaum mehr in der Lage, weil zwischen ihm und den großen Wirtschaftsunternehmen schon lange keine Waffengleichheit mehr besteht. Zieht der Staat die Zügel zu fest an, wandert der international aufgestellte Konzern mitsamt Steuerpflicht und Arbeitsplätzen einfach ins Ausland ab. Merke: Der Globalisierungsprozeß muß Schritt für Schritt rückabgewickelt werden, sonst ist es Essig mit sozialem Wirtschaften. Alternative wäre die Salzsäure-Version: alle Unternehmen verstaatlichen.

ratzeputz

18. März 2018 08:10

@Pit

Sie haben recht, das Problem ist von der Nachfrageseite anzugehen, weniger von der Angebotsseite.

Es sind ja ein paar einfache, alltägliche Entscheidungen, die wir alle treffen können:

- Lebensmittel im Hofladen kaufen oder direkt beim Bauern
- Beim kleinen lokalen Fleischer einkaufen und nicht an der Fleischtheke im Supermarkt
- Auf frische Lebensmittel verzichten, die keine Saison haben
- Beim kleinen lokalen Bäcker einkaufen und nicht im Backshop im Supermarkt
- Das neue Bett vom lokalen Tischler machen lassen und nicht kostenoptimiert im Internet bestellen
- Mal wieder regelmäßig in die Dorfkneipe gehen, auch wenn das Essen nicht so doll ist - einfach aus Prinzip
- Lokale Vereine unterstützen
- etc. pp.

Lokal und saisonal handeln, Nachfrage erzeugt Angebot. Natürlich kann man auch auf Angebotsseite sinnvolle Entscheidungen treffen, z.B.

- den elterlichen Handwerksbetrieb übernehmen statt "irgendwas mit Medien" zu studieren
- eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb (oder Landwirtschaft, oder Kleingewerbe) machen statt "irgendwas mit Medien" zu studieren
- sich als Mediziner entscheiden, Landarzt zu werden statt in einer schicken Klinik anzuheuern

Was das aber bedeutet: Einschränkung, Verzicht, Anstrengung, langfristiges Denken, persönliche Verantwortung. Und da ist für mich der Haken... Die genetisch programmierte Neigung des Menschen zu kurzfristiger Bedürfnisbefriedigung, die Trägheit, Denkfaulheit und der Geiz der Masse steht dem entgegen.

Die Lösung ist da, und sie ist eigentlich auch ganz einfach, aber persönlich vermute ich, dass wir in absehbarer Zeit als maximal diversifizierte, internationale Schmeißfliegen auf einem globalen Müllhaufen sitzen werden und immer noch nach Theorien suchen, die das alles erklären.

Martin Heinrich

18. März 2018 10:25

Kurz angemerkt:
1. Jeder Unternehmer MUSS rechnen. Kommt am Jahresende nicht wenigstens die berühmte "schwarze Null" heraus, geht das Unternehmen pleite. Punkt. Da kommt auch keine wie auch immer geartete Einstellung gegen an.
2. Der Unternehmer ist für die finanzielle Situation seiner Mitarbeiter nicht verantwortlich. Wenn ein Mitarbeiter sich zuviele Kinder und ein hochverschuldetes "Häuschen" auferlegt, dann ist der Unternehmer daran nicht schuld.
3. Wenn der Kunde stets als vom Kapitalismus "verschafter" verführter Konsumsklave betrachtet wird, dann schaut doch die Forderung nach dem "neuen Menschen" sofort um die Ecke. Diese Forderungen und ihre Verwirklichung sind bislang stets blutig gescheitert.
4. Soros ist gerade KEIN Unternehmer, sondern Spekulant, Investor und Politiker.
5. Regionalität? Schauen Sie auf Ihren Frühstückstisch: Der Kaffee kommt aus Kenia, das Kaolin für ihr Porzellan aus Halle (oder China), Chrom, Vanadium für ihren stählernen Kaffeelöffel aus Norwegen, das Hühnerei ... Sie werden um globalisierte Warenproduktuon nicht herumkommen, wenn sie nicht wieder in der mittelalterlichen Drei-Felder-Fruchtfolge-Wirtschaft landen wollen.
6. Selbst der Antaios-Verlag muss soziale Wohltaten und gute Löhne erst erwirtschaften, da mag die Pflege des "Eigenen" noch so sehr im Mittelpunkt stehen. Immerhin: Dann fangen wir ganz konkret hier an und bestellen alle unsere Bücher bei Antaios. Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt ...

Meyer Jan

18. März 2018 13:12

@Martin Heinrich,
Danke für ihre Ausführungen. Gerade Rechte und Konservative sollten eigentlich wissen, das echtes Geld nur durch voraus gehende Leistung entstehen kann.
@Pit,
Sie sagen es, man muss nicht alles kaufen. Märkte entwickeln sich von alleine. Keine Nachfrage, kein Angebot. Die Kunden haben es selbst in der Hand.

Utz

18. März 2018 13:26

@ ratzeputz
Sie schrieben:
"Sie haben recht, das Problem ist von der Nachfrageseite anzugehen, weniger von der Angebotsseite."

Ich möchte widersprechen. Theoretisch haben Sie recht, und ich persönlich bemühe mich nach Kräften Ihre Forderungen zu erfüllen. Aber ich bin nicht repräsentativ. Die meisten Ihrer Forderungen kosten Geld und die kleine Kassiererin an der Supermarktkasse muß sparen. Das macht sie vermutlich nicht, um sich selbst zu verwirklichen, sondern um zu vermeiden, daß ihre Kinder gegenüber den Klassenkameraden benachteiligt sind. Wer bin ich Leuten, die täglich um ein halbwegs normales Leben kämpfen, sagen zu wollen, was sie tun sollen. Soll man denen sagen: schränke dich ein, für Deutschland? Es ist nur schwer vorstellbar, daß das funktionieren könnte.

@ Martin Heinrich
Alle Bücher bei Antaios bestellen, klar! Was sonst! Eine der leichteren Übungen. Wenn nur alles andere auch so einfach wäre.

Pit

18. März 2018 15:40

@ratzeputz:
"Einschränkung, Verzicht, Anstrengung"... : und doch bringt die globalistische Konstruktion ja nun auch: "Einschränkung, Verzicht, Anstrengung" bzw. WIRD das bringen: hoch hundert.

Das heißt: offenbar fehlt der Rückkopplungsmechanismus: es gibt derzeit keinen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung... die Wirkung ist künstlich auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben, um dann in nie dagewesenem Maße alles auf einmal herunterzukrachen.

WIE also den wahren Ursache - Wirkungs - Zusammenhang wieder herstellen?

Mein Ansatz: Finanzsystem, Währungskonstruktion. Die fehlende schlimme Wirkung unserer Ursachen ist Ergebnis dessen, daß derzeit noch jede schlimme Wirkung einfach mit Geld zugesch*ssen werden kann.
Eine ehrliche Währung stellt den Zusammenhang zwischen Leistung und Verdienst wieder her. Speziell Lokalwährungen halten Kaufkraft in der Region und erlauben das Fortbestehen von lokalen Erzeugern und Produzenten.

WELCHER Währungsansatz also? Lokalwährungen auf Zeitbasis (und zwar additiv auf Komplementärbasis mit Globalwährungen - dies zu @Martin Heinrichs berechtigtem Einwand, aber wir brauchen lokale Auffang- und Rückzugsstrukturen).
Wir müssen´s nur machen.

RMH

18. März 2018 17:02

Gute Gedankengänge von Herrn Meyer, hier nur einige Anmerkungen und Ergänzungen von mir:

Ich möchte aufgrund eigener, jahrzehntelanger beruflicher Erfahrungen im wirtschaftlichen Bereich behaupten, dass der nach Meyer "gute" Unternehmer, dem es selber weh tut, wenn er jemanden entlässt, offenbar in all den langen Jahren, in denen ich tätig bin, schon nicht mehr gegeben hat - bzw. bin ich ab einer gewissen Unternehmensgröße nicht mehr auf ihn gestoßen (bei kleineren Unternehmen mit überschaubarer Zahl an Arbeitnehmern, bspw. Handwerksbetrieben mit echtem Inhaber, kam der "anständige" Inhaber im Sinne Meyers durchaus noch vor, aber auch der war hier immer zuletzt unternehmerisch veranlagt, sprich, wenn es dem Unternehmen nützt, hat der Einzelne dies bitte schön "auch im Sinne seiner Kollegen" einzusehen und zu gehen und dann bitte auch nicht schmarotzerhaft eine unternehmensschädliche Abfindung keck einzuklagen).

Zudem: Ab einer gewissen Unternehmensgröße ist Einstellung aber auch die Entlassung ein so oft vorkommender Vorgang, dass es "der Unternehmer" (wer ist das heute denn überhaupt noch? Echte Inhaber werden immer weniger bzw. sind die absolute Minderheit, es sind in den meisten Fällen ja nur angestellte "Verwalter" (Manager) der auf Kapitalertrag und Wertzuwachs pochenden Anteilshalter der "Société Anonyme" - der französische Begriff für AG beschreibt die Ausgangslage m.M.n. besser als der deutsche) gar nicht mehr so richtig mitbekommt, genau dafür wurden dann ja auch die HR-Abteilungen geschaffen bzw. wurde diese Aufgabe oftmals als Stabsstelle organisiert.

Das Personal selber in den "HR-Abteilungen" ist nun so ziemlich das Seltsamste, auf das man in einem Unternehmen treffen kann. Sie leiden mehr oder weniger allesamt unter dem großen Nachteil, dass ihre Abteilung, im Gegensatz zu den meisten anderen Abteilungen, eben keine nackten, nachrechenbaren Zahlen wie Stückzahlen, Produktivität, Umsätze, Ergebnisse liefern kann und stattdessen immer erst einmal ein echter Kostenfaktor (welcher Personaler abseits der Lohnbuchhaltung arbeitet schon für kleines Geld?) für das Unternehmen ist. Daraus resultiert ein enormer Rechtfertigungsdruck, der sich in maßlosem Profilierungs- und Geltungsdrang bei den Akteuren innerhalb solcher Abteilungen wieder spiegelt. So sind die HR- Abteilungen gerne auch die Abteilungen, in denen untereinander intrigiert und gemobbt wird und es zu den sonderbarsten Machtspielchen kommen kann (was man in anderen Abteilungen in der privaten Wirtschaft eher selten findet - die großen Mobbing-Bereiche in der Arbeitswelt sind nach meiner Erfahrung der gesamte öffentliche Dienst und die "weißen Berufe", sprich Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheime etc).

Wohl der Firma, die noch klein genug ist, dass sie mit einem kleinen, überschaubaren Team in diesem Bereich auskommt.

Etwas mit "Personal" zu machen, zieht zudem oft ganz bestimmte Charaktere und in einem ungesundem Übermaß Frauen an, die denken, ihre vermeintlich naturgegebene "soziale Kompetenz", würde sie besonders zu solchen Tätigkeiten befähigen - Personalarbeit wird leider viel zu oft mit einer Geschwätzwissenschaft verwechselt. So wie den Berufswunsch "ich mach was mit Medien" bei Frauen, findet man das Ziel "Personal" besonders oft bei BWL-Studentinnen, die eben in den logischen Fächern der Betriebswirtschaft, wie bspw. Kosten- und Leistungsrechnung, zu blöde waren, um ihre Schwerpunkte noch dort setzen zu können (eigentlich gilt das auch für die männlichen Studenten, aber die setzen diesen Schwerpunkt mittlerweile seltener als Frauen - Männer geraten zudem in die HR-Abteilungen zumeist auch eher über eine juristische Ausbildung als über ein BWL Studium). Im Ergebnis findet man dann Truppen von bedingungslosen, streberhaften Ja-Sagern, Nachplapplern und Mode-Gängern, die keinerlei Mumm für echte, eigene Entscheidungen haben, bei Einstellungen geradezu zwanghaft hinter jeden kleinsten Anforderungspunkt eines von ihnen so mühevoll erstellten Stellenprofils (neudeutsch: "Rolle"), ein Häkchen machen müssen, so dass es Quereinsteiger oder Leute mit "abweichendem Lebenslauf" und auch Leute mit echtem Charakter bestimmt nicht (in große Unternehmen) schaffen oder wenn, dann nur zum Vorstellungsgespräch geladen werden, um zerlegt zu werden, um so ggf. dem Leiter der einstellenden Fachabteilung zu demonstrieren, seht her, es macht keinen Sinn, von den von "uns" erstellten Kriterien abzuweichen etc.

Bei Entlassungen müssen dann aber schön die externen Berater (meistens Rechtsanwälte) anrücken und die "Restrukturierung" durchplanen und durchführen, damit man am Ende jemanden hat, dem man die Schuld zuschieben kann und den man haftbar machen kann, wenn etwas nicht so rund gelaufen ist. Bloß nicht selber für etwas ernsthaft gerade stehen müssen, dass ist das Credo einer üblichen HR-Führungskraft.

So ist es dann aktuell auch falsch, folgendes zu behaupten, ..." um letzten Endes überall auf dem Planeten die kostensenkende Gleichförmigkeit durchzusetzen?"

Gleichförmigkeit ist aktuell nicht Mode in Bezug auf die Herkunft der Bewerber und die Zusammensetzung einer Belegschaft, hier ist seit einiger Zeit das Wort "diversity" das "Angesagte" bzw. das Zauberwort schlechthin. Irgendwie scheint irgendwo mal jemand zu viel Raumschiff Enterprise gesehen zu haben und meint, das Leute unterschiedlicher Herkunft über ihre verschiedenen kulturellen und sozialen Prägungen in der Summe effektiver und produktiver sind, so wie es im Cockpit der Enterprise eben war (Chekov, Uhura, Halb-Vulkanier Spock, typische Angelsachsen wie Kirk etc.). Konsequenterweise müsste man also als guter "Personaler" sich aktuell ethno-pluralistisch verhalten bzw. Ethnopluralist sein und versuchen, verschiedene Schafherden möglichst getrennt zu halten, um so dann immer wieder "Teams" mit "netter diversity" (O-Ton eines Managers mir gegenüber) zusammenstellen zu können.

Wie auch immer, auch die Welt des "Personals" lebt in Anlehnung an Böckenförde von Voraussetzungen, die sie selber nicht garantieren kann ... und am Ende kommt der große Bazar dabei heraus. Ich kann nur jedem unter den hier evtl. mitlesenden Jüngeren, der halbwegs logisch denken kann und mit der Mathematik nicht gänzlich auf Kriegsfuß steht, abraten, sich in diesem Berufsfeld betätigen zu wollen. Wer Ecken und Kanten hat - sprich Charakter! - bekommt diese ständig wund geschlagen, wenn er dort tätig sein muss. So dick kann auch kein Pelz sein, um dieses Spiel, wenn man Charakter hat, gesund zu überstehen.

ratzeputz

19. März 2018 09:45

@Utz

Natürlich kann die Supermarktkassierin vieles nicht so tun wie der Ingenieur oder die Fachärztin. Aber wenn DIE schon nichtmal das tun, was sie tun könnten und das dann idealerweise noch mit der prekären Supermarktkassiererin begründen (nach dem Motto "warum soll ich etwas tun, was wegen der Supermarktkassiererin eh nicht funktioniert?"), dann können wir gleich einpacken.

Es wäre schon mal ein brauchbarer Anfang, wenn jeder das tun würde, was er tatsächlich tun könnte. Und auch die Supermarktkassiererin kann dann etwas tun - Messlatte muss ja nicht immer Konsum sein.

Nur als Beispiel: wir beklagen den Verlust "des Eigenen" und machen das dann an einer Zuwanderungsrate fest. Gerade im ländlichen Bereich lässt sich der Verlust "des Eigenen" aber auch am Verlust von Traditionen (und wenn es nur der Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft ist) festmachen. Wie wäre es also für die Supermarktkassiererin (und gerne auch den Ingenieur oder die Fachärztin), statt Unterschichten-TV zu schauen oder in intellektuelleren Foren Theoriedebatten zu führen, mal einfach in die lokale Feuerwehr oder Schützenverein oder Gesangsverein einzutreten und ganz konkret im Rahmen der eigenen Möglichkeiten was für den Erhalt "des Eigenen" zu tun?

Gustav Grambauer

19. März 2018 09:47

Gestern Konformation meines Neffen. Im Gottesdienst ging es fast durchweg um die Eintaktung in den Sklavenmarkt. Die Liturgie (? - !!!) begann mit dem Danken, aber es wurde nicht etwa Gott, bei dessen Erwähnung an anderen Stellen man sich sowieso gefragt hat, welcher denn gemeint sei, gedankt sondern die ganzen Litanei der "Stakeholder" und bis hin zum "IT Background" und zum "Bühnentechnik-Team" aufgesagt. Dann fünfmal in der Predigt das Wort "Job". Nach dieser haben die Konfirmanden einen selbstgedrehten Film mit Bildern von einer abgewrackten, graffittibesprühten Fabrikhalle und Zeitraffer-Aufnahmen von einer Autobahn unter dem Motto: "Conviction - Committment - Hard Work - Success." / "You have to push yourself `cause no one else is doing it for you" zu irgendeinem Rap gezeigt. (Es war ein "von den Konfirmanden selbst gestalteter" - aber bemerkbar subtil ideologisch gelenkter - Gottesdienst, sowieso von der "Attitude" her an eine US-Fernseh-Show erinnernd: nach jeder Show-Einlage wurde geklatscht, sogar nach den Segnungen. Bei den Segnungen der besonders beliebten "Stars" (Konfirmanden) wurde gejohlt und gepfiffen. Eine Klavier-Einlage beendete der Pianist, einer der Konfirmanden, mit einem Schwumms, wieder wurde begeistert gejohlt, und er ging breitbeinig wie ein Seemann aus dem Puff vom Altar herunter.)

Ständig Fußball-Analogien: Team, Team, Team, Management, Management, Management. Unentwegt wurde die Härte des Lebens beschworen: "durebisse" ("durchbeißen"), "euri inneri Säuniggel überwindä" ("euren inneren Schweinehund überwinden"), "a möglichscht guti Angriffsposition findä" usw. Die Segnungen beendete der Geldwechsler ("Pfarrer") mit den Worten: "Und jetzt zitiere ich Trappatoni: ich habe fertig". An anderer Stelle hat er der Gemeinde im Ton eines Gefängnisaufsehers im Knast befohlen: "sie dürfen sich setzen".

Zu diesem ahrimanisch-mephistophelischen Rahmen, zu dem auch die (als völlig selbstverständlich hingenommene) Absurdität gehört, daß zu jeder Segnung wie in der DDR eine Urkunde verliehen wurde und der sich besonders in "Danke für meine Arbeitsstelle"

https://www.youtube.com/watch?v=IMCeBIDHHhU

offenbarte (fast die ganze Kirche hat dazu "geshaked" und geschnipst wie in Missouri!), - diese Parodie

https://www.youtube.com/watch?v=p9P_LzQK_8M

hat ihre volle Berechtigung -, durften als Gegenpol luziferische Einlagen, die soganannten Change Songs / Transformation Songs, nicht fehlen: "Dreams are my Reality", dann, zuletzt, hatte schon drauf gewartet, "We are the World - We are the Childrem". Zu diesem gegenpoligen Einlullen gehört auch, daß es sich zugleich um eine sogenannte Motto-Konfirmation handelte, und daß das Motto "Träume" lautete. Fühlte mich an den Muralmaler Walter Womacka mit seinem "Wenn Kommunisten träumen" im Ostberliner Palast der Republik erinnert, es ist einundderselbe Gott, der da geehrt wurde:

https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/pdr/womabild.htm

Zuletzt die Fürbitten, auch wieder der reine satanische Klamauk (anders als mit Humor erträgt man das alles gar nicht): von "Wir bitten dich, alle Waffen auf diesem Planeten zu vernichten und alle Krankheiten zu heilen" ausgehend wurde keiner vergessen - von "allen, die heute nicht dabeisein konnten" über "die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ... ... ..." bis hin zu "den Opfern des Klimawandels" und sogar bis hin "den von den Abgasen unserer Autos Betroffenen"! Sklavenseelen unter sich!!!

Meine Sachwägerin hat mir anschließend das Programm der "Workshops" des Konfirmandenunterrichts gezeigt. Es ist teilweise haarsträubender, indoktrinärer, als die "Zirkel unter der Blauen Fahne" früher bei der FDJ. Und wieder sind das alles kleine Karrierekatalysatoren des Heideggerschen Gestells / der Mumfordschen Megamaschine - mit eingebauten Filtern, falls jemand mit einem einzigen Wort ein Mü abweicht ...

- G. G.

ratzeputz

19. März 2018 09:52

@pit

Exakt das ist es - das völlige Fehlen funktionierender Rückkopplungsmechanismen:

Die Idee mit den lokalen Währungen ist eine gute. Mir fehlt bloss eine konkrete Vorstellung von der Umsetzbarkeit. Ich persönlich lebe im Moment deshalb auch gut mit den sich entwickelnden lokalen Tauschgemeinschaften (kann man auch Schattenwirtschaft nennen oder Freundschaftsdienste, wie auch immer). Die funktionieren erstaunlich gut und die helfen wahrscheinlich enorm in dem Moment, wenn dann tatsächlich alles auf einmal herunterkracht.

Valjean72

19. März 2018 12:02

@Martin Heinrich: "Wenn ein Mitarbeiter sich zuviele Kinder [...] auferlegt, dann ist der Unternehmer daran nicht schuld.
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Genau, Mitarbeiter mit geringen Löhnen sollten verantwortungsvoll genug sein und am besten gar keine Kinder bekommen.

Derart wäre auch sichergestellt, dass sie ihre Lebenskraft (Produktivität) voll in das Unternehmensergebnis und folglich in ein gesteigertes BIP einbringen können.

Diese zum Wohle der "freien Marktwirtschaft" nicht geborenen deutschen Kinder münden später in einen Mangel an Arbeitskräften aber dies kann elegant durch forcierte Einwanderung von qualifizierten Fachkräften aus Afrika und Arabien (ach egal woher: Hauptsache der Rubel rollt, die Schlote dampfen und die Wirtschaft brummt) ausgeglichen werden.

Denn das Wohl der Wirtschaft geht über das Wohl des Volkes hinaus. Verhält es sich nicht so?

Martin Heinrich

19. März 2018 17:43

@Valjean72
Dumm Tüch!
Ein verantwortungsbewusstes Ehepaar sollte sich heutzutage schon darüber im Klaren sein, welche Freuden, aber auch welche Belastungen Kinder mit sich bringen. Die Kosten einer unbeschwerten Kindheit und einer guten Ausbildung tragen auch in Deutschland zuerst einmal die Eltern. Natürlich steht es jedem Arbeitslosen oder prekär Beschäftigtem frei, sechs, acht oder zehn Kinder in die Welt zu setzen, die dann schlimmstenfalls als Lumpenproletariat enden. Ob das so erstrebenswert ist, wenn die Familie ständig "vor Hunger nicht in den Schlaf kommt"? Ein verantwortungsbewusster deutscher Mann handelt anders ...

Cacatum non est pictum

21. März 2018 08:45

@Gustav Grambauer

Die Schweizer scheinen ja noch bekloppter zu sein als wir Deutschen. Obwohl ich gestehen muß, daß ich schon seit längerem keiner Konfirmation mehr beigewohnt habe. In meiner Jugendzeit - Mitte der neunziger Jahre - beinhaltete der Konfirmationsgottesdienst zumindest noch einige spirituelle Elemente und war kein solch seelenlos-kitschiger Klamauk, wie Sie Ihnen oben geschildert haben. Aber trotzdem schönen Dank für Ihren Bericht: Ich habe mich gut amüsiert!