120db auf der Berlinale – ein Interview

Wie zu lesen war, hatten während einer Veranstaltung im Rahmen der Berlinale einige junge Frauen die Bühne gestürmt und unter Sirenengeheul ein Banner entrollt:

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

DIE STIMME DER VERGESSENEN FRAUEN #120db. Mela­nie war eine die­ser Büh­nen­stür­me­rin. Wir haben mit ihr gsprochen:

SEZESSION: Was war das für eine Ver­an­stal­tung, und was genau ist passiert?

Mela­nie: Bei der Ver­an­stal­tung, die unter „Kul­tur im Wan­del“ firmierte…

SEZESSION: … was ganz sicher nicht auf den „Gro­ßen Aus­tausch“ anspielte …

MELANIE: Logisch nicht. Es han­del­te es sich um eine Dis­kus­si­ons­run­de zum The­ma “#metoo”, vor­der­grün­dig auf die Film­bran­che bezo­gen. Das war eine offe­ne und kos­ten­lo­se Ver­an­stal­tung im Rah­men der Ber­li­na­le. Jeder Inter­es­sier­te hat­te die Mög­lich­keit, dar­an teil­zu­neh­men. Es gab über­wie­gend Besuch aus der Kul­tur­schi­cke­ria – deut­sche Fern­seh­stern­chen, Jour­na­lis­ten und Poli­ti­ke­rin­nen. Der Saal war bis auf den letz­ten Platz voll, alles war sehr edel und hübsch her­ge­rich­tet, gala­mä­ßig, mit rotem Tep­pich und viel Glit­zer. In dem Zusam­men­hang also erst ein­mal gar nicht ver­wun­der­lich, daß die Teil­neh­mer nicht über Migran­ten­ge­walt spre­chen wür­den. Der eigent­lich inter­es­san­te Punkt war, daß Frau­en­mi­nis­te­rin Kata­ri­na Bar­ley an der Ver­an­stal­tung teil­nahm und ihre Gruß­wor­te zuvor sprach. Hier hetz­te sie bei­spiels­wei­se auch gegen die AfD und bemän­gel­te, daß die­se sich nicht für Gen­der­main­strea­ming ein­set­zen wür­den. Auch fiel Frau Bar­ley vor­her auf durch öffent­li­che Stel­lung­nah­men zum Fall Die­ter Wedel. Eigent­lich rich­te­te sich unse­re Akti­on gegen sie, wir woll­ten sie zur Stel­lung­nah­me auf­for­dern. Sie ist Fami­li­en­mi­nis­te­rin. Sie küm­mert sich um wider­li­che Bett­ge­schich­ten unter Kol­le­gen, statt den ver­ges­se­nen Opfern von Gewalt gegen Frau­en eine Stim­me zu geben!

SEZESSION: In der Ber­li­ner Mor­gen­post hieß es, Ihr seid „hin­aus­ge­lei­tet“ wor­den. Wie darf ich mir das vorstellen?

MELANIE: Unser Ziel war es durch­aus, zu der Dis­kus­si­ons­run­de ein­ge­la­den zu wer­den. Als die­se begann und eini­ge Teil­neh­me­rin­nen sich schon äußer­ten, etwa, daß man auch so kon­se­quent sein soll­te auch mal die “unan­ge­neh­men The­men” anzu­spre­chen, erho­ben wir uns von unse­ren Plät­zen und taten so, als wür­den wir die Ver­an­stal­tung ver­las­sen wol­len. Freund­lich lächelnd mach­te uns z.B. Elke Fer­ner noch Platz. An der Mit­te des Büh­nen­ran­des ange­kom­men, erklom­men wir die­se schließ­lich und ent­fal­te­ten das Ban­ner mit der Auf­schrift “Die Stim­me der Ver­ges­se­nen Frau­en 120dB”. Schon beim Ent­fal­ten des Ban­ners hör­te man aus dem Publi­kum Gestöh­ne und die ers­ten Rufe “Nazis raus!”. Unser ers­tes Ziel war aber erreicht: Wir stan­den auf der Büh­ne, unser Ban­ner war aus­ge­brei­tet. Die Gesich­ter der ver­ges­se­nen Opfer, Opfer der impor­tier­ten Män­ner­ge­walt, hat­ten wir auf Schil­dern in die Höhe gehal­ten und Mel­dun­gen zu Über­grif­fen durch Migran­ten als Kon­fet­ti­schnip­sel ins Publi­kum geworfen.

SEZESSION: Wie waren die Reak­tio­nen der Podiumsteilnehmer?

MELANIE: Mode­ra­to­rin Vere­na Lue­ken schrie uns hys­te­risch an, wir soll­ten die Büh­ne ver­las­sen. Auf mein Ange­bot, daß wir doch in Ruhe dis­ku­tie­ren könn­ten, kreisch­te sie um so lau­ter, wie in Panik. Wir stan­den noch eine Wei­le dort auf der Büh­ne, die “Nazi” Rufe aus dem Publi­kum wur­den lau­ter, eine wild­ge­wor­de­ne Frau film­te unse­re Gesich­ter mit ihrer Han­dy­ka­me­ra ab und schrie “die Iden­ti­tä­re Bewe­gung!” Dabei lach­te sie dia­bo­lisch. Wir ver­lie­ßen schließ­lich die Büh­ne, als Chris­ti­ne Lüders, Lei­te­rin der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le des Bun­des, uns auf­for­der­te, die Büh­ne zu ver­las­sen. Auch sie lehn­te mein Ange­bot ab, daß man uns doch ein­fach in die Dis­kus­si­ons­run­de ein­la­den kön­ne. Wir roll­ten also das Ban­ner zusam­men, hol­ten unse­re 120dB Taschen­alar­me her­aus, lös­ten sie aus, lie­ßen sie auf den Boden fal­len und gin­gen gemüt­lich aus dem Saal.

SEZESSION: Also: Ziel erreicht?

MELANIE: Wir wären natür­lich ger­ne viel län­ger geblie­ben und hät­ten vor allem ger­ne mit Frau Bar­ley ein paar Wor­te gewech­selt aber wir sind froh und stolz, dass wir es zumin­dest geschafft haben die Büh­ne zu erklim­men und die Selbst­be­weih­räu­che­rung für einen Moment zu stö­ren und ihre Prot­ago­nis­ten zu ent­set­zen. Die­se Leu­te wol­len uns nicht hören, nicht mit uns reden. Wir sind froh, ihre Unver­schämt­hei­ten nicht unwi­der­spro­chen gelas­sen zu haben.

SEZESSION: Im Netz erhält Eure Kam­pa­gne nicht nur Bei­fall, son­dern auch Häme und Gegen­wind von grund­sätz­li­chen Geg­nern. Was ant­wor­tet Ihr auf Kri­ti­ke­rin­nen, die Euch vor­wer­fen, daß Ihr Euch nur auf aus­län­di­sche Täter fokus­siert und ansons­ten zu Frau­en­rech­ten schweigt?

MELANIE: Man­che beschwe­ren sich dar­über, daß wir mit unse­ren For­de­run­gen in die­ser Ver­an­stal­tung völ­lig depla­ziert gewe­sen wären. Ich kann dazu nur sagen, daß es für die (Todes)opfer unse­rer leicht­sin­ni­gen Regie­rung kei­ne Gala und kei­ne Fest­zel­te gibt. Mord und Ver­ge­wal­ti­gung wer­den tot­ge­schwie­gen und als Kol­la­te­ral­scha­den der Will­kom­mens­kul­tur gese­hen. Da fin­de ich es nicht falsch, die­se deka­den­te Ver­an­stal­tung zu sabo­tie­ren, um den Opfern wirk­lich schwer­wie­gen­der sexu­el­ler Gewalt eine Stim­me zu geben. Wenn man uns hät­te spre­chen las­sen, hät­te man auch gehört, daß sich unse­re Kri­tik an Frau Bar­ley gerich­tet hät­te. Auch der Vor­wurf daß wir uns aus frem­den­feind­li­chen Moti­ven dazu her­ab­las­sen wür­den, uns nun end­lich mit Frau­en­rech­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen, ist schlicht­weg ver­mes­sen! Mit dem Medi­um “Radi­kal Femi­nin” gab es auch schon Frau­en­rechts-Impul­se aus der Bewe­gung. Auch daß Sie, Ellen, sich nicht erst seit ges­tern mit dem Femi­nis­mus beschäf­ti­gen, ist kein Geheim­nis. Ich per­sön­lich bezie­he über mei­ne Social-Media-Kanä­le regel­mä­ßig Stel­lung zu femi­nis­ti­schen The­men und wer­de dafür von der loka­len Anti­fa atta­ckiert. Shirts mit der Auf­schrift “Girls sup­port Girls” brin­gen die Lin­ken hier schon zur Weiß­glut. Die­se Leu­te wol­len sich die But­ter nicht vom Brot neh­men las­sen und ver­su­chen uns nun das Wort mit Kam­pa­gnen wie “Femi­nis­mus ist immer anti­ras­sis­tisch” auf bil­li­ge Wei­se abzuschneiden.

SEZESSION: Wie geht’s wei­ter mit#120db?

MELANIE Akti­on war natür­lich nur ein ers­ter Schritt und wir wer­den noch vie­le wei­te­re Aktio­nen pla­nen und immer wei­ter in die “Safe­spaces” der Lin­ken und Lini­en­treu­en ein­drin­gen. Sie sol­len uns erwar­ten, und wir kön­nen ver­spre­chen, daß es unge­müt­lich wird.

Ellen Kositza

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Kommentare (22)

Franz Bettinger

22. Februar 2018 23:21

Super Aktion, professionell und optisch sehr ansprechend durchgeführt. Bravo Mädels! Auf das "Nazis raus"-Gebrüll hätte man vielleicht mit-einstimmen können und denselben Slogan mit-skandieren sollen, dabei jedoch mit dem Finger aufs Publikum zeigend oder sich umdrehend aufs Podium zeigend in Richtung der da sitzenden Hegemonial-Linken - also so wie Sezession das in Frankfurt gemacht hat. Das fand ich eine ideale Antwort.

Lotta Vorbeck

22. Februar 2018 23:55

MELANIE: "... Sie sollen uns erwarten, und wir können versprechen, daß es ungemütlich wird."

UND DAS IST AUCH GUT SO!

heinrichbrueck

22. Februar 2018 23:59

"Nazis raus!"

Wer Hitler sagt, will ablenken. Die einzig verbliebene Ablenkung der Weltgeschichte. Und wer mit Hitler ablenken will, und damit sind nicht diese Marionettenrufer gemeint, hat große Dinge vor. Kein "Experiment".

"unserer leichtsinnigen Regierung"

Hier wird eine Voraussetzung unterstellt, die in diesem Fall nicht zutrifft. Es war alles Absicht. Das Ziel unserer Regierung ist nicht unser Wohlergehen, wie es im Normalfall vorausgesetzt werden könnte! Sich an die Vorstellung gewöhnen zu können, auch von den eigenen Leuten ins Jenseits befördert zu werden, wird kein sehr einfacher Weg. Unsere Regierung arbeitet ziemlich gut, unterstellt man ihr nicht die falschen Voaussetzungen und das falsche Ziel.

"Feminismus ist immer antirassistisch."

Antiweiß, stimmt. Der Selbsterhaltungstrieb der Antirassisten, krank. Eine globale Agenda. Demoralisierung und Zersetzung. Der Antirassismus verhält sich zum Gutmenschentum. Wie die unterstellte Voraussetzung, deren Absicht nicht übereinstimmt, zum Ziel.

Ein gebuertiger Hesse

23. Februar 2018 07:25

Prächtig, die Damen. Wenn ihr die Sphäre der saturierten Vertuschungs-Laberer aufmischt, legt ihr den Finger an die richtige Stelle. Macht weiter und seid laut.

Blue Angel

23. Februar 2018 10:13

Danke für die gelungene Aktion und das Interview!

Fredy

23. Februar 2018 10:31

Wunderbare deutsche Frauen. Weiter darf ich dazu nichts schreiben, um nicht wieder feinsinnige Blogwarte auf den Plan zu rufen, die auch hier die reine #metoo-Lehre verwirklicht sehen wollen.

kommentar kubitschek:
schön, daß Sie das kapiert haben.

Seemann

23. Februar 2018 10:32

eine grandiose Aktion kann ich da nur sagen, mitten hinein in die linke Komfortzone. Was natürlich nicht ausbleibt ist die Nazikeule, die wie wir ja wissen liebevoll gedrechselt ist von zwei linken Händen. Bitte macht so weiter!

Dieter Rose

23. Februar 2018 10:46

Fredy -> kommentar kubitschek

Ansteckungsgefahr
oder schon
angesteckt von Mitu?

Fredy

23. Februar 2018 11:35

@Dieter Rose

Mitu sind immer die anderen.

Dabei war der werte GK nichtmal gemeint. Er ist Hausherr, das achte ich als Gast. Nur wenn andere Gäste Hausherr spielen wollen, ärgern sie nicht nur mich sondern mißachten auch den tatsächlichen Hausherrn.

nom de guerre

23. Februar 2018 11:43

Eine sehr gute Aktion. Mein Fall wäre es nicht, mich derart öffentlich zu exponieren und anfeinden zu lassen, daher auch deshalb: Hut ab und danke dafür!

Darüber hinaus möchte ich noch einige Worte zu den Reaktionen sagen:
„Feminismus ist immer antirassistisch“ – genau das sehe ich überhaupt nicht so, zumindest nicht in Bezug auf das, was einem derzeit als Feminismus verkauft wird. Die ganze u.a. unter #metoo geführte Belästigungsdebatte bezieht sich weit überwiegend auf Belästigungen durch europäische oder europäischstämmige Männer (eine Ausnahme war bspw. die schon etwas zurückliegende Berichterstattung über Bill Cosby). Straftaten oder auch nur bestimmte Formen herablassender Behandlung Frauen gegenüber durch Migranten aus dem arabischen und/oder afrikanischen Raum werden dagegen (wie auch in dem verlinkten bento-Artikel) unter „Sowas passiert zwar, aber doch nicht jeden Tag, und wenn, dann liegt nicht jedes Mal ein fünfzehnjähriges Mädchen am hellichten Tag abgestochen in einem Drogeriemarkt, also regt euch doch bitteschön nicht so auf!“ relativiert bzw. möglichst gar nicht thematisiert. Auch der Hinweis, dass die meisten Gewalt-/Sexualstraftaten gegen Frauen im unmittelbaren sozialen Umfeld stattfinden, findet sich zwar unweigerlich, wenn es darum geht, die Handlungen von Migranten kleinzureden, jedoch wird nach meiner Kenntnis etwa das Vorhandensein von häuslicher Gewalt/Beziehungstaten nie als Gegenargument zum Thema Belästigungen in der Arbeitswelt angeführt. Diese Sichtweise ist für mich sowohl rassistisch als auch sexistisch, denn sexuelle Übergriffe oder Gewalt gegen Frauen sind demnach offenbar nur dann ein Problem, wenn sie von den richtigen Männern im richtigen Kontext verübt werden, ansonsten soll die betroffene Frau sich bitte sehr als Kollateralschaden in dem großen gesellschaftlichen Experiment, in dem wir uns zurzeit befinden, begreifen, und vor allem nicht die Öffentlichkeit verunsichern, indem sie sich an eben diese wendet. Insofern dürfen sich diejenigen, die in Bezug auf obige Aktion schon wieder das Wort Instrumentalisierung im Munde führen, schon den Hinweis gefallen lassen, dass es nicht ratsam ist, mit Steinen zu werfen, wenn man selbst weithin sichtbar im Glashaus sitzt.

Gotlandfahrer

23. Februar 2018 14:18

Danke und mein allergrössten Respekt!!! Wie in jedem Überlebenskampf wird es auch in diesem darauf ankommen, was die Frauen wollen. Denn nur das tun die durchschnittlichen Männlein.

Alveradis

23. Februar 2018 14:41

Der Begriff Feminismus hat anders als in Frankreich und den USA bei uns keine lange Erfolgsgeschichte hinter sich und drängte sich erst spät in die deutsche Frauenrechtsbewegung hinein, um dann die noch lange akzeptierte Vorstellung von der Frau als Mutter oder von den natürlichen weiblichen Eigenschaften durch das Erstarken der Lesbenbewegung, dann durch die eingepflanzte Gendertheorie zu verdrängen, was sehr aggressiv betrieben wurde. Vor allem durch die Akademisierung des Themas, also die völlige Abspaltung vom weiblichen Erleben hin zu abstrakten Denksystemen, die eine neutrale Forschung nicht mehr zulassen können, hat sich der Feminismus von Frauenrechten weiter und weiter entfernt.

Man muss sich mal vorstellen, dass die deutsche Frauenbewegung sehr lange dafür eintrat die weibliche Familienarbeit durch ein "Hausfrauengehalt" zu entlohnen.

Der Feminismus wurde zu einer politisch mächtigen Expertokratie ausgebaut, die gegen weibliche Lebenswirklichkeit, weibliche Wünsche und Fähigkeiten gerichtet ist und er negiert, kombiniert mit dem antiweißen Rassismus des Antirassismus, sogar das Recht weißer Frauen auf körperliche und seelische Unversehrtheit.

Der in immer unnatürlicheren Abstraktionen und Konstruktionen sich entfaltende und inzwischen sichtbar frauenfeindliche Feminismus scheint mir dem deutschen Wesen immer noch außerordentlich fremd zu sein und ist es historisch auch nachvollziehbar, weil wir hier nicht so lange mit den Werten der Französischen Revolution oder der amerikanischen Revolution durchtränkt wurden und daher viele Generationen hinterher hinken. Ohne den Druck von außen würde die deutsche Frauenbewegung wohl noch immer nicht für die Abschaffung der Frau oder die Misshandlung von Frauen durch Migranten eintreten.

Ich denke auch, dass die Vorstellung anti- Feminismus müsse frauenfeindlich sein (das denken leider zu viele Rechte und Linke), weil Feminismus zu Unrecht mit Frauenrechten gleichgesetzt wird, von außen zu uns hereinschwappt. Das hat viel mit der amerikanischen Situation zu tun. Das müssen wir nicht akzeptieren. Wir sollten uns auch nicht am Feminismus /anti-Feminismus festhaken lassen, an den gezielten Provokationen und den sichtbaren Scheußlichkeiten, sondern unsere eigenen Vorstellungen vom Zusammenwirken der Geschlechter in den Mittelpunkt stellen und die müssen wir nicht in einer holzschnittartig konstruierten, patriarchalen Vergangenheit suchen über die inzwischen aberwitzige Vorstellungen verbreitet sind.

Wenn sich also Frauen der sogenannte rechten Seite für Frauenrechte einsetzen und sich ein durchaus unserer Natur entsprechendes, gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter vorstellen, dann muss nicht gleich in Panik "Feminismus" gerufen werden und wir Frauen müssen uns dieses todfeindliche Theoriekonstrukt auch nicht aufhängen. Die feministische Expertokratie und ihre ausführenden Organe geben uns Frauen keine Rechte, sie nehmen sie uns und das wird nun auch erschreckend deutlich.

Ich würde mich freuen, wenn 120db mit der Botschaft weiterhin im Konkreten bleiben würde und so wenig politisch wie nur möglich. Die Lebenswirklichkeit ist das stärkste Argument. Ein Links Rechts sollte trotz Zuweisung von außen, im eigenen Denken und in der Botschaft keine Rolle spielen. Ich denke, dass auch viele linke Eltern Angst um ihre Kinder haben und viele junge Mädchen und Frauen, die schon vollständig unter dem Antirassismus konditioniert wurden ebenso verunsichert sind, wenn sie auf die importierten Horden treffen. Es ist nur unglaublich schwer tief ins Hirn gestanzte Muster, die sogar die Wahrnehmung verändern können, zu überwinden.

Auch wenn #meto von Anfang an eine finstere, feindliche und konstruierte Aktion gewesen ist, muss man dazu nicht unbedingt in Konfrontation gehen, denn die wenigsten Frauen und Männer können das zur Zeit verstehen. Dass dort aber was ausgelassen wird, das können die meisten Leute schon jetzt erkennen.

Anna-Lena

23. Februar 2018 15:43

Super Aktion!! Weiter so.

"Feminismus ist immer antirassistisch"

Natürlich. Wahrer Feminismus richtet sich ja auch gegen Deutschenhass. Bin schon auf die nächste Aktion gespannt.

Liebe Grüße

Caroline Sommerfeld

23. Februar 2018 15:45

@Alveradis - guter Kommentar! Genau diese Differenz hatte ich in meinem "Sind wir Feministinnen?"-Beitrag gemeint.
Daß wir uns selber in die Lage versetzen, den Kampf für Frauenrechte eben nicht als "Feminismus" zu framen, ist ein wegweisender Ansatz.

Fabian

23. Februar 2018 16:16

Inwieweit sind Vergewaltigungsopfer in der öffentlichen Debatte vergessen? Wird hierauf nicht z.B. gerade wieder in der Diskussion um den Abtreibungsparagraphen Bezug genommen? Wenn Sie sagen, es werden speziell die Opfer ausländischer Vergewaltiger vergessen, wie es es dann mit den speziellen Opfern der minderjährigen oder der ostdeutschen Vergewaltiger? Sind diese nicht auch Folge einer verfehlten Politik (z.B. ggü. der Jugend oder dem Wiederaufbau in Ostdeutschland)? Warum schweigen Sie zu diesen Problemgruppen?
Könnte der thematische Fokus auf die Filmbranche nicht daran liegen, dass das auf der Berlinale naheliegender ist?

Hartwig aus LG8

23. Februar 2018 16:41

Rassismus, Sexismus und Feminismus (egal ob mit oder ohne Anti- ) entstammen der kulturmarxistischen Ideenwelt. Man sollte so etwas beflissen aus seinem Gedankenkanon entfernen und nicht mal in Erwägung ziehen, die #metoo-Kampagne hätte irgend etwas Akzeptables an sich.

Otto

23. Februar 2018 17:19

Interessant finde ich, dass Dr. Gottfried Curio eine Textpassage aus dem #120dB-Start-Video in seiner Bundestagsrede 1:1 übernommen hat.

Siehe hier:
www.youtube.com/watch?v=TrfpcYLqVNM&t=230s

Der Mann ist mir ohnehin schon an andrer Stelle positiv aufgefallen.

Über seine beeindruckende Vita kann man hier lesen:
de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Curio

Ich würde es begrüßen, wenn dieser hochintelligente Mann mehr Einfluss bekäme.

Dieter Rose

23. Februar 2018 17:39

@Fredy

da liegt wohl ein Missverständnis vor!
keine Anmaßung.
ich meine nur, wir sollten
das Mitu-Spiel nicht mitmachen.
meintekubitschek wohl auch so.

Monika

23. Februar 2018 19:27

@Alveradis
Danke, bester Kommentar seit langer Zeit !
" Die Lebenswirklichkeit ist das stärkste Argument".
Das hat Václav Havel gut beschrieben ( Versuch in der Wahrheit zu leben) " Parallelstrukturen wachsen nicht aus einer aprioritistischen theoretischen Vision der Systemveränderung, sondern aus den Intentionen des Lebens und den authentischen Bedürfnissen konkreter Menschen ".
Die Proteste der Frauen erwachsen in diesem Sinne aus authentischen Bedürfnissen. Das war auch auf der Demo in Kandel spürbar. (Hatte eine kurze Vision : Doppelt so viele Frauen mit einem Besen :) und friedlichen, kreativen Aktionen bei der nächsten Demo...und der Bürgermeister wäre weg vom Fenster).
Man sollte diese Authentizitöt bewahren. Dann ist der Erfolg sicher. Konkret : In Berlin fand ich Herrn Bachmann als eher kontraproduktiv. Motto: " Lieber meerJungfrauen als Bachmänner".
Ich bin sicher, dass auch einige Moslemfrauen mit einem authentischen Frauenprotest übereinstimmen würden. (Querfront).
Ohne rechte und linke Vereinnahmung sehe ich im Frauenprotest im Moment die größte verändernde Kraft in Europa, möglicherweise über Europa hinaus...

Caroline Sommerfeld

24. Februar 2018 09:52

Hier ein Leserkommentar, der mir zugesandt worden ist:

Verboten, fremd und frei

Ergänzend zur brillanten Analyse der „Denkfehler“ und der vertrackten „Struktur“ der linken Agenda des Feminismus gegenüber einem Feminismus aus rechter Sicht - der zwischen Selbstwiderspruch und Notwendigkeit aufgespannt ist - will ich noch ein paar Gedanken zu Möglichkeiten hinzufügen, „den Blick tiefer hinein zu lenken.“
Wenn die Machtfrage eine dialektische Rolle spielte, so wären wir doch gegenwärtig mehr als quitt und kann die Geschlechterfrage nicht immer und für alle Zeiten eine Machtfrage sein. Erleben wir mit „me*too“ gerade einen Höhepunkt feministischer Definitionsmacht, so geht es beim Ansinnen des blanken Geschlechterkampfes und der Egalisierung der Geschlechter um Destruktion und Nihilismus schlechthin. Noch in Shakespeares Sommernachtstraum gesteht Titania zum guten Ende ein:
Mann und Frau im Streit ist die Wurzel allen Übels. Sie muss es wissen. Sie hat’s praktiziert. Aber welches gute Ende gibt es nach all dem, was seither geschah? Bleibt nicht ein schales Gefühl? Ist es nach allem bisher qua Feminismus „Erreichtem“ gesellschaftlich noch möglich einen tieferen Sinn wieder zu finden? Über die Stille des Privaten vielleicht, die Geschlechter-Liebe, den Nukleus der Gesellschaft? In Hegels Phänomenologie des Geistes scheidet sich der Geist in zwei „Kräfte“. Über das Bewusstsein unterscheidet er sich in-sich und von-sich als „Mann und Weib“, das heißt in zwei sexuell unterschiedene (!) Selbst-Bewusstsein(e). Über den eingängigen Figuren der links-gehypten Parabel von „Herr und Knecht“ ist man leider geneigt zu zu übersehen, dass aller Kult, also alle Religion und Kultur aus Unterscheidung und Unterschied der Geschlechter entspringt. Der Punkt Hegels ist der Begriff: die Zweiheit der Form; auch der Gestalten des Geistes. Ihre Dialektik ist dem Widerspruch geschuldet, er ist die bewegende Kraft. Die Reflexion das Wesen und Drittes einer dreifaltigen Logik.
Besteht nach allem also heute die Denk-Möglichkeit einer Metalogik, dass wir nicht länger unbewusst dem „unvollendeten Projekt der Moderne“ (Habermas) um einen „herrschaftsfreien Diskurs“ und sogenannte „subjektive Freiheit“ anhängen müssen? Sondern dass wir sehen, dass es in der Geschlechter-Beziehung um das „Projekt der Moderne“ schlechthin geht? Sagen wir, Emanzipation und Aufklärung mal anders angegangen und angenommen, dass sie nicht, wie in phantasielosen Köpfen, die Entzauberung der Welt und der Liebe bedeuten müssen, sondern einfach nur die Anstrengung der Aufhebung eines sogenannten „autonomen Subjekts“?! Dies nicht weiterhin verkündet als „modern“, oder gar als „Ende der Geschichte“ und dann als „Tod des Subjekts“, sondern als gegenseitiges Erkennen und gegenseitiges Anerkennen?
Emanzipation und Aufklärung als das Erkennen und Anerkennen zweier von einander unterschiedener kooperativer, prokreativer Dividuen. Nämlich in Gestalt des gut begründeten und begründbaren männlichen „Erkenntnis-Subjekts“ – Schöpfer aller Dinge welche Frauen wollten, brauchten, lieb(t)en- , sowie der, sagen wir vor Äonen im Wege waltender Dialektik entmachteten antiken Göttin, des nun (asymmetrisierten) unbekannten weiblichen „Blind-Subjekts“ das sich für ein paar Jahrzehntausende freiwillig blind stellte und seit kurzem - im Zuge seiner „Emanzipation“ - vorzüglich zum Mann (bzw.“autonomen“ „Subjekt“) werden will? Analog Hegels Diktum dass Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit ist, könnte ja auch eine Art göttlich-geistige Freiwilligkeit darin liegen „zurückzustehen“. Etwa (um hier eine Fantasie zu bemühen) um kulturell erst mal eine subjektive freie Männlichkeit z.B. in Form des Heroismus zu ermöglichen und voll auszubilden, sowie den Logos in eine allgemeine Form - die Aristotelischen Logik - als Grundlage einer objektiven Wissenschaft zu bringen? Jetzt sollte aber das Pendel in die andere Richtung gehen, und uns dazu nötigen selbstbewusste Weiblichkeit und darauf basierende psychologieresistente erwachsene (!) Geschlechter-Liebe auf eine gemeinsame haltbare Ebene zu hieven und dort allmählich auszudifferenzieren. (einen Hauch und Tick anders als bisher)
Es könnte zunächst bedeuten, um die Fantasie weiter zu spinnen, dass das sehende weibliche Subjekt als Dividuum herausgefordert ist, reelle historische Rollen-Forschung zu betreiben, ihre prälogische Wahl zu bedenken und zuzugeben und zu beschreiben wer sie zutiefst ist? Vielleicht, um dabei herausfinden, wer sie nicht sein will. Ein Mann vielleicht?
Was unterscheidet realistischen Feminismus vom dekonstruktiven Feminismus? Etwa die nicht abwegige Einsicht, dass der großartig propagierte „Tod des Subjekts“ – wie zuvor schon der „Tod Gottes“ –fehlgeleitete weil kurzschlüssige Projekte waren/sind? Etwa die Einsicht dass die schon von Frühfeministinnen fantasierten Cyborgs, und fabrikmäßigen Reproduktions-, und Klontechniken den Charakter des Zombiismus haben? Das zeigt sich darin, dass das klassische männliche Subjekt jetzt scheinbar tot und unter den Teppich gekehrt das bisher unterschlagene (weibliche) Subjekt als linke „Feministin“ auf den Plan gerufen hat. Diese wieder, nun in alle Ewigkeit zum Fordern verdammt, kommt jedoch damit nur der diesem Verlust innewohnenden Tendenz nach, die Macht-Frage zu stellen. Dialektik könnte doch auch anders gehen. Etwa als ein intuitiver femininer „Feminismus“, der die Macht-Frage bewusst nicht stellt, die notwendige Asymmetrie anerkennt und auf ganz natürlichem Weg zu dem kommt, was sie wirklich will, und erkennt, dass ihre diskursive Blindheit nicht einer Schwäche, sondern einer Stärke geschuldet ist. Der Anerkennung ihrer Physis; ihrer damit gewählten Rolle; ihrer Vernunft im Zweifel zurückzustehen oder voranzugehen? Wenn wir erleben, dass wir die notwendigen Asymmetrien, jede(r) nach seinen Bedürfnissen und nach ihren Möglichkeiten, akzeptieren und somit handhaben können, haben wir Schmetterlinge im Bauch, sind wir frei zu erreichen, was wir wollen. Wenn wir die Dreifachleistung auf Augenhöhe intim und privat regeln können, wie das unter zivilisierten, bzw. liebenden Paaren längst der Fall ist, und bei diesen auf fruchtbaren Boden fällt, kommen auch die Kinder, die wir haben wollen. Was aber für innere Hochstimmung wichtig wäre, dass dies die Chance ist den Eros, also die Erotik der Geschlechter-Liebe, die Bewahrung der Idealität unter Akzeptanz ihrer Zerbrechlichkeit, die Idealisierung des je Anderen unterhalb des Erkennens seiner „Fehler“, die Innigkeit der Freundschaft, der notwendige Abstand, das ewiglich existierende kooperative prokreative Verhältnis auf eine metaphysische und zugleich realistische und befreiende Basis zu stellen. Als Chance für diese Übungen in Höhe und Tiefe und Nähe im Liebes-Verhältnis der Geschlechter hätten diese dann nur eins tiefer zu bedenken – der (je) Andere ist verboten fremd und frei. Die Ewigkeit des Endes ist eine preziöse Sollbruchstelle, die vorausfühlend und vorausdenkend vermieden werden will, wo Liebe im Spiel ist.

silberzunge

24. Februar 2018 18:34

Habe das Video gestern auf YT gefunden und gleich mehrfach angesehen. Ich muss sagen: ausgezeichnet. Es war ein souveräner, gediegener Auftritt. Kontrastprogramm zu linkem Gekreische, das sie fassungslos macht.

Auch die wissen, dass mit euch zu rechnen ist.

Der Feinsinnige

25. Februar 2018 18:17

@ Freddy:
Da Sie die kürzliche Kontroverse noch einmal aufgreifen:
Ich hatte mit meiner im Kern inhaltlich gemeinten, vielleicht etwas forsch geratenen Mißfallenskundgabe weder Sie persönlich nachhaltig verärgern noch mir gar Kompetenzen des „Hausherrn“ anmaßen wollen, was mir beides völlig fernläge. Daß dies zumindest bei Ihnen so angekommen ist, bedaure ich. Ich versuche, in Zukunft zurückhaltender zu sein.

Bezüglich der Berlinale-Aktion von #120db stimme ich in den Chor des Lobes ein und hoffe auf viele spektakuläre Fortsetzungen.

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