Sebastian Liebold / Frank Schale (Hrsg.): Neugründung auf alten Werten? Konservative Intellektuelle und Politik in der Bundesrepublik

Felix Dirsch schreibt für uns über Sebastian Liebold/Frank Schale (Hrsg.): Neugründung auf alten Werten? Konservative Intellektuelle und Politik in der Bundesrepublik, Baden-Baden: Nomos 2017. 256 S., 49 €

Wer die Geschich­te des Kon­ser­va­tis­mus in der Bun­des­re­pu­blik über­blickt, bemerkt schnell das Desi­de­rat einer wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Gesamt­dar­stel­lung. Die­ses ist vor­nehm­lich der Viel­falt kon­ser­va­ti­ver Strö­mun­gen geschul­det, die in toto ana­ly­tisch schwer faß­bar sind. An Ein­zel­stu­di­en herrscht hin­ge­gen kein Mangel.

An dem neu­en Sam­mel­band Neu­grün­dung auf alten Wer­ten? fällt vor allem auf, daß ein Teil der Bei­trä­ge nur bedingt zur Über­schrift paßt. Eine kon­ser­va­ti­ve Grup­pie­rung der frü­hen Bun­des­re­pu­blik, die Deut­sche Par­tei, wird eben­so the­ma­ti­siert wie die kurz­zei­tig ein­fluß­rei­che abend­län­di­sche Bewe­gung, deren »Flucht nach Euro­pa« in der Sicht des Autors, Johan­nes Groß­mann, bei PEGIDA ende; wei­ter­hin gehen die Mit­ar­bei­ter auf weni­ger bekann­te Per­sön­lich­kei­ten wie den Ver­bands­po­li­ti­ker und Wider­stands­kämp­fer Andre­as Her­mes sowie auf den spä­ten, inzwi­schen arri­vier­ten Max Hork­hei­mer ein; zudem wer­den zwei gegen­wär­tig hef­tig umstrit­te­ne Den­ker vor­ge­stellt: der Remi­grant Arnold Berg­straes­ser (»kon­ser­va­ti­ver Huma­nist«), als Grün­der einer wirk­mäch­ti­gen poli­tik­wis­sen­schaft­li­chen Schu­le bekannt, und der Poli­to­lo­ge Carl J. Fried­rich, der eben­falls aus dem Exil zurück­ge­kehrt ist. Berg­straes­ser und Fried­rich wur­den von der über­schie­ßen­den Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung der letz­ten Jah­re ver­stärkt aufs Korn genom­men. Die Gesin­nungs­de­nun­zi­an­ten, zu denen die Bear­bei­ter der ent­spre­chen­den Auf­sät­ze nicht zäh­len, las­sen das Enga­ge­ment der inte­gren Wis­sen­schaft­ler gegen den NS nicht als Aus­weis für eine rei­ne Wes­te gel­ten. Ihre Über­zeu­gun­gen vor 1933, so der Vor­wurf, hät­ten trotz ihres tadel­lo­sen Ver­hal­tens ein »schmit­tia­ni­sches« Geschmäckle.

Im letz­ten Abschnitt wird der Publi­zist Mat­thi­as Wal­den als libe­ral­kon­ser­va­ti­ver, anti­kom­mu­nis­ti­scher Autor gewür­digt. »Spra­che und Ideo­lo­gie des Kon­ser­va­tis­mus« wer­den eben­so erör­tert wie der kon­ser­va­ti­ve Anti­kom­mu­nis­mus nach 1968. In sei­ner Rück­schau auf die Bei­trä­ge ruft Sebas­ti­an Lie­bold unter ande­rem noch­mals den Unter­schied zwi­schen Natio­nal­kon­ser­va­ti­ven, die vom Libe­ra­lis­mus Abstand hiel­ten und der West­bin­dung kri­tisch gegen­über­stan­den, und den Libe­ral­kon­ser­va­ti­ven, die einen Wer­te­wan­del im Grun­de genom­men befür­wor­te­ten, in Erinnerung.

– – –

Sebas­ti­an Lie­bold und Frank Scha­les Neu­grün­dung auf alten Wer­ten? kann man hier bestel­len.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)