John Lawrence Hill: Nach dem Naturrecht

Felix Dirsch rezensiert für uns John Lawrence Hill: Nach dem Naturrecht. Wie die klassische Weltsicht unsere modernen moralischen und politischen Werte fördert. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Rafael Hüntelmann, Neunkirchen-Seelscheid: editiones scholasticae 2018. 324 S., 27.90 €

Daß die Debat­te über das Natur­recht in den letz­ten Jah­ren einen leich­ten Auf­schwung erfuhr, hängt zum einen mit der auf­se­hen­er­re­gen­den Rede des frü­he­ren Paps­tes Bene­dikt XVI. 2011 im Bun­des­tag zusam­men; zum ande­ren ist es exzel­len­ten Gelehr­ten wie dem öster­rei­chi­schen Juris­ten Wolf­gang Wald­stein zu ver­dan­ken, daß die­se Frucht abend­län­di­schen Den­kens wie­der ver­stärkt zur Kennt­nis genom­men wird.

Der ame­ri­ka­ni­sche Rechts­wis­sen­schaft­ler John L. Hill fügt der reich­hal­ti­gen Lite­ra­tur über die Vor­stel­lung einer objek­ti­ven Rechts- und Moral­ord­nung in der Welt, die qua Ver­nunft zu erken­nen ist, ein wei­te­res Werk hin­zu. In wei­ten Bögen zeigt er, wie die klas­si­sche Phi­lo­so­phie von Pla­ton über Aris­to­te­les bis ins spä­te Mit­tel­al­ter ein objek­ti­ves Telos in der Natur als selbst­ver­ständ­lich erach­tet. Mora­li­sche Wahr­hei­ten sind dem­nach im Sein ver­an­kert. Ab der frü­hen Neu­zeit zer­fal­len die­se Wahr­hei­ten. Als Natur wird, von Hob­bes bis Dar­win, nur noch der fak­ti­sche Kampf ums Dasein bezeich­net. Hill zeich­net die­sen Nie­der­gang nach. Im 20. Jahr­hun­dert, etwa in der emo­ti­vis­ti­schen Moral­phi­lo­so­phie, ist man sich gar uneins dar­über, ob Moral­be­grün­dung über­haupt mit­tels Ver­nunft zu errei­chen ist und nicht eher auf Gefüh­len beruht. Am Ende scheint (neben dem Rechts­po­si­ti­vis­mus) der Nihi­lis­mus zu tri­um­phie­ren. Hill stimmt am Ende der Dar­stel­lung den Kri­ti­kern des Natur­rechts zu, indem er die zen­tra­le Bedeu­tung der Exis­tenz Got­tes für ent­spre­chen­de Annah­men her­vor­hebt. Die Stu­die mit ihrer Skep­sis gegen­über neu­zeit­lich-anthro­po­zen­tri­scher Hybris ist ver­dienst­voll. In der Ten­denz ist sie der bahn­bre­chen­den Abhand­lung Alasd­air Mac­In­ty­res (After Vir­tue, 2013) ver­wandt, die die ratio­na­lis­ti­sche Moral­be­grün­dung der Auf­klä­rung für fehl­ge­schla­gen hält. Viel Neu­es hat Hill dem jedoch nicht hinzuzufügen.

– – –

John Law­rence Hills Nach dem Natur­recht kann man hier bestel­len.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)