Trotz der omnipräsenten Prägekräfte der negativen »Germanozentrik« (Ernst Nolte) ist die Zahl der Publikationen über das alle westlichen Länder betreffende Phänomen des »Nationalmasochismus« überschaubar. Im vorliegenden Sammelband untersuchen nun acht Autoren (großteils rechtsintellektuelle Schwergewichte) Herd und Hüter dieses psychologischen Schwelbrandes.
Der Publizist Martin Lichtmesz gibt am Anfang des Bandes einen Überblick über einige Karrierestationen des deutschen Selbsthasses. Die Anfänge reichen weit hinter die Reedukation von 1945 und die Folgejahre zurück, und doch steht für Lichtmesz der Nationalmasochismus als psychopathisches Reaktionsschema in einem komplementären Verhältnis zum Nationalsozialismus. Die gesinnungsethisch-autogenozidal ausgerichteten Willkommensklatscher und das sogenannte »Zentrum für politische Schönheit« sind die vorerst letzten Etappen hypermoralistischer Selbstinszenierungsversuche.
Der Politologe und Mitherausgeber Michael Ley untersucht die Folgen dieser Kollektivbefindlichkeiten. Die rasch zunehmende Islamisierung bedeutet für ihn Selbstvernichtung Europas. Ley zeigt anhand einiger Beispiele, wie groß der Wunsch nach Unterwerfung unter die neuen Herren ist.
In die gleiche Kerbe schlägt der Islam-Kritiker Michael Mannheimer. Er zeigt, wie sehr die neue Urschuld, der Zivilisationsbruch des Holocaust, eine eigentümliche Art von neuem Rassismus zutage fördert. Eine Katharsis ist aufgrund der Schwere der Schuld von vornherein ausgeschlossen. Auch ein neues Böses ist vorhanden: diesmal in Form der Rechten.
Die Philosophin Caroline Sommerfeld berichtet von amüsanten Gesprächen aus ihrem sozialen Umfeld, die den verbreiteten Hang zur Selbstdestruktion im Alltag untermauern. Der Ethnomasochist ist scheinbar immer und überall – in Wirklichkeit aber weithin auf bestimmte Milieus beschränkt. Dialoge mit ihrem Gatten, dem Germanisten Helmut Lethen (»H.«), der andere Meinungen vertritt, stellen die »Lust am Untergang« (Friedrich Sieburg) noch aus einer anderen Warte dar.
Der Islamwissenschaftler Tilmann Nagel hat sich in der Vergangenheit den Ruf eines realistischen Islam-Wahrnehmers erworben. Am Beispiel der Verhüllung der antiken Skulpturen vor den Kapitolinischen Museen anläßlich des Besuchs des iranischen Staatspräsidenten in Italien zeigt er symptomatisch die verbreitete »Verdeckung des Eigenen«.
Siegfried Gerlich wandelt auf den Spuren des Publizisten Caspar von Schrenck-Notzing, wenn er die Charakterschwäche der Nation als Folge und Grund der Charakterwäsche thematisiert. Die Deutschen müssen büßen, so ein häufiges Diktum nach 1945. Die Erbschuld wird abgetragen in immer höheren Ablaßsummen – siehe etwa die Zahlungen für Griechenland –, sie versiegt aber nie. Die Einflüsse der Frankfurter Schule auf das deutsche Nachkriegsverhalten läßt der Autor nicht außer acht; ebenso berücksichtigt er das breite Spektrum der Freudo-Marxisten.
Der Publizist Andreas Unterberger will Identität, Heimat und Nation gegen die linksliberalen Eliten verteidigen. Dabei erörtert er die weltweite Lage der Migration: wo und unter welchen Bedingungen gelingt Zuwanderung? Am Ende steht die Erkenntnis, daß ein Staat nicht auf Gewalt verzichten kann, will er sich nicht selbst aufgeben. Versagen die zentripetalen Kräfte, droht ein Zerfall à la Libanon. Das furiose Finale liefert Lichtmesz mit seinen Notizen über den US-Ethnomasochismus.
Die Ereignisse von Charlottesville präsentierten letztes Jahr Anschauungsmaterial des Kampfes um die Erinnerung, der nicht selten blutig verläuft. Die ethnischen Konflikte dort werden in Zukunft anwachsen, das Rückzugsgefecht der WASP die US-Kultur nachhaltig beeinflussen. Lichtmesz belegt, wie sehr im »rassistisch«-antirassistischen Diskurs das »Mischungsverhältnis« künftiger Populationen eine Rolle spielt, quasi als äußerst mögliche Pervertierung der eigenen Ziele.
Der Sammelband beleuchtet ein facettenreiches Grundthema. Dieses bestimmt die politische Kultur schon heute in hohem Maße. Nicht nur aus diesem Grund ist die vorliegende Veröffentlichung eine der wichtigsten, die im Verlag Antaios bisher erschienen ist.
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Michael Ley/Martin Lichtmesz: Nationalmasochismus, Schnellroda: Verlag Antaios 2018. 248 S., 19 €, hier bestellen.
Wahrheitssucher
Den "Nationalmasochismus" als eine äußerst wirkungsmächtige Erscheinungsform deutschen Denkens und Fühlens zu bestreiten, ist leider nicht möglich.
Dazu kommt noch etwas anderes:
Der "Antigermanismus" (dessen Geschichte noch nicht umfassend dargestellt worden ist) als eine Ursache beider Weltkriege ist auch heute trotz der Kriegsniederlagen immer noch wirksam.
Natürlich hängt beides zusammen und bedingt einander, aber letztlich kommt das eine von innen, das andere von außen und erscheint somit als eine Art Zangenbewegung.
Was wird aus Deutschland?