(vgl. Sezession 73) legt nun Werner Bräuninger eine Veröffentlichung vor. Mit DUX. Mussolini oder Der Wille zur Macht arbeitet sich der erwiesene Kenner des extremen 20. Jahrhunderts weiter durch ebendieses.
Bräuningers Studie ist keine historisch-wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Großessay. Das hat Vor- und Nachteile. Ein entscheidender Vorteil: Das Buch liest sich wie aus einem Guß, es ist flott geschrieben, der Autor beherrscht schöne Überleitungen.
Ein zweiter Vorteil: Bräuninger verzichtet wie schon bei seinen beiden Hitlerbänden auf jedweden politpädagogischen Zeigefinger des Spätergeborenen. Sein Verdienst ist es, Gefühl, Verständnis und Bewußtsein für die konkreten Umstände der historischen Epoche zu vermitteln, in denen sein Protagonist zu wirken hatte. Bräuningers Blick auf die diffizile Situation Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg bezieht verschiedene Akteure des Neofaschismus ein und bietet so einen gelungenen Einblick in das Italien-nach-Mussolini, in dem der »Duce« doch eigenartig präsent bleibt.
Ein Nachteil ist hingegen die fehlende wissenschaftliche Rückbindung, vor allem in bezug auf den Forschungsstand. Zeev Sternhells elementare Analysen zur ideenpolitischen Genese des Faschismus sind nicht einbezogen; Renzo De Felice, mehrbändiger Mussolini-Biograph, wird trotz seiner akribischen Untersuchungen lediglich einmal erwähnt; bei vielen Einzelaspekten – etwa den »universalfaschistischen« CAUR-Versuchen – fehlen (durchaus leicht zugängliche) Literaturverweise. Dabei hätte es teilweise schon ausgereicht, Publikationen des die eigene Studie veröffentlichenden Ares-Verlags zu konsultieren.
Ein zusätzliches Plus hingegen stellt der vortreffliche opulente Bildteil dar, der darüber hinwegtrösten kann, daß auf ein Literaturverzeichnis verzichtet wurde.
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Werner Bräuninger: DUX. Mussolini oder Der Wille zur Macht, Graz: Ares Verlag 2018. 458 S., 34.90 € kann man hier bestellen.