1. März 2018
Alexander Grau: Hypermoral
Martin Lichtmesz
Der von Arnold Gehlen geprägte Begriff der »Hypermoral« hat spätestens seit dem triumphalen Sommer der Fremdenliebe des Jahres 2015
Und eine gefährliche: Denn eine Zivilisation, die eine derartige Hypertrophie eines Teilbereiches zuläßt und einen »andauernden Krieg gegen die eigene Vergangenheit und Herkunft« führt, begibt sich auf den Kurs der Selbstzerstörung. »Hypermoralismus«, zu dem auch die »politische Korrektheit« gehört, ist nicht bloß Naivität oder Dummheit, sondern eine veritable Religion, eine »endzeitliche, quasi eschatologische«, aber säkulare Lehre, die eine eminent politische Bedeutung hat: Als »intellektueller Überbau zur wirtschaftlichen Globalisierung« ist der Hypermoralismus (oder »humanitäre Universalismus«, wie Rolf Peter Sieferle es nannte) »ein wesentlicher Teil der Globalisierungsideologie«. Wie Christopher Lasch und Samuel Huntington schon in den neunziger Jahren beschrieben haben, wird diese sich alternativlos dünkende Ideologie von internationalistisch-kosmopolitischen Eliten getragen, die gleichzeitig zumindest nach außen hin keine Eliten sein wollen und stattdessen egalitäre Ideale propagieren, die mit »hedonistischen Selbstentwürfen« und narzißtischen »Emanzipationsbedürfnissen« einhergehen.
Dabei entwickeln sie paradoxerweise einen missionarischen, »jakobinischen« Eifer und einen »Zug ins Autoritäre«, der in ein »Diktat zur Offenheit« mündet. Der »Hypermoralismus« ist somit »Habitus« (Pierre Bourdieu) einer herrschenden Klasse, und wer deren Glaubensvorstellungen mitsamt ihrem »Jargon der Weltoffenheit« (Frank Böckelmann) übernimmt, eignet sich beträchtliches soziales Kapital an, zeigt, daß er zu den »Diversen«, »Bunten«, »Flexiblen«, und sonstigen Angehängten gehört oder gehören will. Man könnte endlos aus diesem fulminanten Büchlein zitieren, in dem jeder Satz ein Volltreffer ist: »Um bunt zu bleiben, muß die bunte Gesellschaft farblos werden. Vielfalt wird zur Einheitsideologie.«
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Alexander Graus Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung, München: Claudius 2017. 128 S., 12 € kann man hier bestellen.
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