Nö, mitnichten. Es war eine große Freude und als Aussteller weit weniger anstrengend, als auch nur einen halben Tag durch die Hallen zu flanieren und nach „Interessantem“ Ausschau zu halten. Das Große Kino lief ja bei uns!
Hier eine kleine kommentierte Presseschau:
Wir waren ja bekanntlich abseits der anderen Verlage plaziert. Rechts von uns Pommesbuden, in den anderen Himmelrichtungen ausschließlich Kunstgewerbe, schön eigentlich. Daß dem Besucher eisig ums Herz werden konnte, sobald er in Sichtweite unseres Standes geriet, lag daran, daß wir im Kältestrom der Außentür lagen – Frischluftzufuhr war also gegeben.
Bereits über die Frage, was bei uns quantitativ los war, kann innerhalb einer Redaktion Dissens herrschen. Im Tagesspiegel meinte der eine Autor, daß der Andrang an den rechten Verlagsständen anfangs mehr als überschaubar war. Seine Kollegin hingegen schrieb nach dem ersten Tag: „Trotz seiner Randlage in Halle 3 hat der Stand von Antaios regen Zulauf“.
Zwischen jener Lady mit dem kuriosen Namen „Sebastian Leber“ und Götz Kubitschek war es zuvor zu einer Auseinandersetzung gekommen. Kubitschek fand es tierisch unhöflich, daß diese Pressedame uns ungefragt, aus allernächster Nähe und penetrant „in die Nasenlöcher“ photographierte – sie nannte es ihr „Recht“. Mir wars recht (wir haben ja ganz okaye Nasenlöcher.)
In der Tat gab es völlig unabhängig von der politischen Ausrichtung der Presseleute höchst unterschiedliche Formen der Höflichkeit.
In zahlreichen Vermeldungen war zu lesen, daß die „Lage“ am Samstag „eskaliert“ sei. Ein netter (und im Zweifel eher linker) Großmedienmensch hatte eingestanden, daß es eigentlich eine zynische Haltung sei, hier auszuharren, in der Schlagzeilenhoffnung, daß es eskaliere. Eskalation, ein relativer Begriff!
Was war los? Kurz bevor unser Verlag die neue Ausgabe der Sezession vorstellen wollte, hatte vierzig Meter von unserem Stand entfernt eine unangemldete „Spontandemo“ stattgefunden. Die Messebetreiber ließen diese Leute gewähren – ich will mir nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn wir eine hundertköpfige „Spontandemo“ unter dem Motto „#verlagegegenlinks“ (was uns eh fernläge) inszeniert hätten!
Die Messeregeln sehen vor, daß eine Lautstärke von 70db nicht überschritten werden darf. Den Passus, daß man in Ausnahmefällen beide Augen zudrücke, konnte ich noch nicht finden. Von meinem Platz am Stand aus hörte sich das Gedröhn jedenfalls bedrohlich an. Wenn ich mir nun aber den unbedingt sehenswerten Mitschnitt, (im link etwas weiter unten, lookistische Kommentare verkneife ich mir) anschaue, denke ich an Yorkshireterrier….
Unser Veranstaltungsraum, eine „Leseinsel“, war bereits eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn voll besetzt. Es waren zu einem Drittel keine „Fans“ der Verlags, die dort Platz genommen hatten. Zwei Gerüchte kursierten dazu. Eines hatte der WELT-Autor Marc Reichwein gleich mehrfach ventiliert:
„Soweit ersichtlich war, durfte überhaupt nur geladenes Publikum zu dieser Antaios-Veranstaltung.“ Und: „Der Ort in Halle 3 war bereits abgesperrt. Ob die Veranstaltung damit noch öffentlich zu nennen ist oder sie eben für treue Anhänger des Antaios-Verlags reserviert war, lässt sich nicht eruieren.“ Mensch, Herr Reichwein: Sie haben doch einen Mund, ja? Mit dessen Hilfe hätten Sie doch gut bei uns eruieren können!
Auch im Bezahlfunk (deutschlandfunkkultur.de) hörte ich heute, daß man es mit Skepsis betrachte, daß wir uns in exklusive Separees absondern dürften.
Klarstellung: Es gab unsererseits weder Exklusivgäste, noch dächten wir je daran, den Zugang zu unseren Veranstaltungen zu begrenzen. Vor der ersten Antaios-Lesung durften bei anderen Veranstaltungen auch Stehgäste auf diese „Leseinsel“. Erst bei unseren Verantstaltungen wurden Barrikaden aufgestellt und die „Insel“auf 32 (!) Sitzplätze reduziert.
Zweites Gerücht: Die Messe-Security hatte einigen der erbosten potentiellen Zuhörern beschieden: „Pech für die Verleger, wenn sie keinen größeren Platz buchen!“ Glatte Lüge: Wir hatten ausschließlich diese winzige „Leseinsel“ zugewiesen bekommen. Andere Wunschveranstaltungsorte waren uns dezidiert abgesagt worden.
Die kleine Leipziger Internet Zeitung meldete nun zum weiteren Verlauf lückenpressetypisch: „Zudem hatten zwei Personen auf der Insel ein gegen die Buchmesse gerichtetes Banner gezeigt und lautstark die Veranstaltung gestört.“ Ja, welche Fieslinge waren das wohl? Rechte? Und was für ein Banner? Das Banner trug die Aufschrift: “Staat. Nation. Buchmesse. Scheiße“, und netterweise kann man den Mitschnitt hier anschauen, Kommentar überflüssig.
Dasselbe Banner wurde übrigens auch anläßlich der Buchmesseneröffnungfeier vor dem Leipziger Gewandhaus entrollt. Rp-online hat die Gemengelage recht schlüssig beschrieben: “Während im Gewandhaus zur Eröffnung feierlich die Meinungsfreiheit beschworen und vor der Gefahr rechtsextremer Publizistik gewarnt wird, bläst die studentische Jugend mit ihrer Demo auf dem Vorplatz bei kaltem Ostwind ins gleiche Horn. So viel Einklang war selten.”
Der Mann ohne Mund, Reichwein von der Welt, hat auch noch schlechte Ohren. Er schreibt:
“Als die Veranstaltungen vorbei sind, ziehen rechte „Deutschland, Deutschland“-Chöre von dannen (….) . Und dann gehen die Sprechchöre los: „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen.“ Im Staatsfunk führten sie noch derber in die Irre: „Auf der rechten Seite Slogans, wie man sie von Neo-Nazis kennt.“ Man kann das einfach mal behaupten!
Der Punkt ist, daß wir unseren Anhängern ein Schweigegebot auferlegt hatten. Wir und unsere Leute hielten stumm Schilder hoch.
Wer dennoch blöken mußte (wenige), bekam schroffe Rüffel. Wer grölte, war die sogenannte Antifa, nämlich: „Wer Deutschland nicht liebt, hat Deutschland verstanden!“ Nicht ganz dumm, diese linke Adaption, aber eben doch zu kompliziert für Reichweins Gehörgang.
Gut, zu den #versagerngegegenrechts. Wir lesen: „Einer der Erstunterzeichner, selbst Verlagschef, erklärt, man habe sich nach hitziger Debatte intern darauf verständigt, dass man auch mit Vertretern der Rechten diskutieren wolle – sofern die an einem Gedankenaustausch interessiert seien und nicht nur provozieren wollten.“
Aha. Wir waren jedenfalls zu keinem der dutzend geräumigen Podien geladen. Anscheinend fürchtet man uns. Als wir (und zwar interessiert und ohne jeden Provokationsmarker) durch die linke Verlagslandschaft schlenderten, wurden wir (“Das ist der Kubitschek! Der Fascho von der Jungen Freiheit!“ ) flugs enttarnt, isoliert, eingekreist und der Stände verwiesen.
Zwischenzeitlich hatten wir in einem der linken Stände (Unrastverlag, dort als Mitaussteller alibri) Bücher gesichtet, bei denen wir uns schwindelig dachten: Sowas geht? Heute? Krass!
Zufällig (im Ernst) gerieten wir auf eine Veranstaltung, wo sie (u. a. der linksradikale Andreas Speit) berieten, wie man „über“ uns schreiben solle. Mir riß spontan die Hutschnur, und ich rief: „Es gibt ja keinen Dialog auf Augenhöhe!“ In der Folge hieß es: „Umgekehrt weiß die Antaios-Rechte nicht, was sie will, wenn sie schimpft: „20 Podien über uns, kein einziges mit uns.“ Könnte sie nicht selbst mal Linke zum Reden einladen?“ Das ist richtig witzig, denn selbstverständlich laden wir (und luden wir stets) alle Gegner herzlich auf unsere Podien zum Reden ein. (Als echte Sprecher und Dialogpartner.) Nur: Traut sich ja keiner!
“Mit Rechten reden!”: Präpotente Scheinbehauptung! Der Gegenbeweis stünde aus.
Der Gehenkte
Kann man nicht einfach eine offizielle Einladung an Liane Bednarz, Alexander Häusler, Matthias Quent, Hajo Funke, Wilhelm Heitmeyer, Helmut Kellershohn, Florian Hartleb, Andreas Speit, Olaf Sundermeyer, Frank Jansen, Armin Pfahl-Traughber, Gideon Botsch, Andreas Kemper, Gerd Wiegel, Friedrich Burschel, Andreas Zick, Volker Weiß, Per Leo, Pascal Zorn, Wolfram Eilneberger etc. senden und an die entsprechenden Blätter und Verlage?
Offener Brief plus individuelle Einladung, neutraler Ort ... vielleicht wie seinerzeit Groys mit Hösle, sekundiert von Jongen und di Blasio:
https://legacy.ici-berlin.org/videos/spannungsuebung-1/part/1/
Zivilisierter Ablauf gesichert. Personal und Thematik könnten wechseln, so bekommt man eine Vielfalt zustande.
Zur obigen Debatte gab's ein schönes kleines Buch: https://seidwalkwordpresscom.wordpress.com/2017/07/07/endlich-der-clash-zweier-denkstile/
Auch das wäre dann sogar drin: ein Diskussionsband. Und falls die kneifen, machte man ein Buch über einen imaginierten Dialog, ein Gespräch, das nie zustande kam, in dem man die ganzen Erklärbücher nach inhärenten Fragen abtastet.
Es nützt ja nichts, man muß immer wieder den ersten Schritt machen, übrigens auch aus Eigenverantwortung für das eigene Denken.