5. (Ad Waldstein-Thesen 8–9)
5.1. In ideologischer Hinsicht stellt sich der Islamismus als die »Dritte Widerstandsbewegung gegen die Moderne« (Ernst Nolte) dar, und in seinem repressiven Egalitarismus wie in seinem eliminatorischen Antisemitismus hat er das doppelte Erbe der vorangegangenen Widerstandsbewegungen des Bolschewismus und des Nationalsozialismus in das 21. Jahrhundert hinübergerettet.
Unter diesem Gesichtspunkt könnte der politische Islam zur Avantgarde einer transversalen, klassen- und kulturübergreifenden Querfront werden, in die sich nicht wenige depressive Altlinke und manische Neurechte, denen das geistige Erbe Europas fremd geworden ist, einreihen dürften. Dabei wäre deren schlimmstmöglichste Wendung zu einer antiamerikanisch-antisemitischen Einheitsfront zugleich die wahrscheinlichste.
Als Verfechter berechtigter nationaler und sozialer Interessen sollten sich Rechte und Linke nicht zu nützlichen Idioten von Islamisten herabwürdigen, für die sie allemal nur Ungläubige sind und stets bleiben werden.
5.2. In historischer Hinsicht wiederum stellt der Islamismus die Avantgarde einer »Dritten Welle des Angriffs« (Bernard Lewis) dar, welchen der Islam seit Anbeginn gegen Europa geführt hat. Anders jedoch als die Angriffe der Araber und Mauren ab dem 7. Jahrhundert und der Tataren und Türken ab dem 10. Jahrhundert erfolgt der Angriff des 21. Jahrhunderts weniger auf kriegerischem Wege als auf dem friedlichen einer demographisch explosiven Massenmigration. Denn dem Bevölkerungsschwund des alten Europa steht im islamischen Kulturkreis ein exorbitanter Bevölkerungsüberschuß vor allem an jungen, aggressiven Männern gegenüber, die eine gewaltige Reservearmee zur Rekrutierung von Glaubenskriegern stellen.
Der Versuch, diese Angriffswelle ausschließlich auf neoliberale Multikulti-Machenschaften zurückzuführen, für die allein der Westen verantwortlich sei, läßt die chronische Ursache dieser »ethnischen Herausforderung« hinter aktuellen Anlässen wie der »Flüchtlingskrise« verschwinden. Mit dem diplomatischen Geschick, eine islamophobe Innenpolitik durch eine islamophile Außenpolitik auszubalancieren, ließe sich allenfalls dieser Krise beikommen.
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6. (Ad Waldstein-Thesen 10, 12)
6.1. Mit Recht weisen Muslime darauf hin, daß Allah geschlechtslos und der Islam keine eigentlich patriarchalische Religion ist. In der hohen Anfälligkeit familial entwurzelter junger Männer für die Berufung zum Dschihad kommt daher immer auch der »Waisencharakter des Islam« (Slavoj Zizek) selbst zum Ausdruck.
Mohammed, der selbst Waise war, hatte die »Umma«, deren Begriff sich etymologisch von »Oum« (»Mutter«) herleitet, als eine vaterlose Brüdergemeinschaft gegründet. Und wenn sich späterhin auch Kalifate und Sultanate zu patriarchalischen Institutionen ausbildeten, so nahm doch nach deren Abschaffung der Urislam nicht von ungefähr wieder die Gestalt einer Muslimbruderschaft an.
Ohne genealogischen Rückhalt in einem Vatergesetz auf die notorische Wut von Muttersöhnen zurückgeworfen, haben sich zumal die jungen muslimischen Brüderhorden in einen verschärften und selbstzerstörerischen Kampf gegen innere wie äußere Feinde gestürzt.
6.2. Da es Muslimen verboten ist, sich mit der arabischen Vorgeschichte der islamischen Welt vertraut zu machen, wissen sie nicht, daß ihre Pilgerstätte in Mekka in vorislamischer Zeit ein matriarchalischer Vulva-Tempel gewesen war. Unbewußt aber folgen sie einer magischen Anziehung, wenn sie die Kaaba umkreisen und sich vor diesem Schrein der heidnischen Göttin Al’Lat zu Boden werfen. Als ein »kastriertes Patriarchat« untersteht der Islam am Ende dem »Gesetz der Mutter« (Tjark Kunstreich).
Bei muslimischen Söhnen geht die Ehrfurcht vor ihren Müttern denn auch häufig mit einer Verachtung ihrer Väter einher. Daß diese Ihnen kein Vorbild sind, da sie kaum Erziehungsarbeit und Individuationshilfe leisten, hält jene noch als erwachsene Männer in einer infantilen, symbiotischen Mutterbindung gefangen. Panisch fliehen sie die »Unreinheit« des Weibes, von dessen mythischer Übermacht sie obsessiv gebannt sind, und je weniger die Vaterlosen diesen Bann von sich aus brechen können, desto zwanghafter müssen sie ihre Frauen niederhalten.
Wenn Nietzsche behauptet, der Islam habe »Männer zur Voraussetzung«, so ist der große Psychologe hier einmal einer »orientalistischen« Projektion auf den Leim gegangen: Der seiner Triebhaftigkeit und seiner Lustangst vor dem Weiblichen ausgelieferte Muslim erweist sich als ein schwacher, unreifer Mann, und gerade der präpotent Hypervirile ist insgeheim der größte Weiberknecht.
6.3. Was für viele deutsche Frauen ein erotischer Traum und nur für Alice Schwarzer ein sexistischer Alptraum gewesen sein soll, ist inzwischen für allzu viele Frauen zur traumatischen Realität geworden: Laut BKA war hierzulande 2016 die Vergewaltigungsrate unter Asylbewerbern 15 mal und die Gruppenvergewaltigungsrate 42 mal höher als in der übrigen Bevölkerung.
Um die Verschleierung dieser Sachlage hat sich nicht zuletzt der sogenannte Netzfeminismus verdient gemacht, demzufolge die deutschen Männer ihre Frauen am liebsten selbst vergewaltigen und allein darum die muslimische Konkurrenz rassistisch diskriminieren.
Das Problem der deutschen Frauen ist freilich weder, daß ihre Männer sie nicht mehr vergewaltigen, noch daß sie es allzu gern tun, sondern daß sie sie nicht mehr gegen fremde Männer verteidigen können und dürfen.
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7. (Ad Waldstein-Thesen 11, 15)
7.1. Nach der kriegerischen Islamisierung des Morgenlandes war es die große Leistung der römischen Kirche, das christliche Abendland nur im Ernstfall eines mörderisch vordringenden Dschihad ihrerseits nach Nomadenart in »Kreuzzügen« zu verteidigen, es im Inneren dagegen so weitgehend zu entorientalisieren, daß auf europäischem Boden eine schöpferische Geisteskultur erwachsen konnte, die sich charakteristisch von der spröden islamischen Gelehrsamkeit abhob: »Der orientalische Rationalismus ist der geistige Ausdruck des Nomadentums und als solcher das Gegenteil des okzidentalen Rationalismus, der aus der Ackerbaukultur hervorging: im Zugriff verbrauchend, nicht aufbauend«. (Hans-Dietrich Sander)
7.2. In religionspolitischer Hinsicht kann der europäische Widerstand gegen die gegenwärtige Islamisierung daher allein von einem »nüchternen Laizismus« ausgehen, welcher die Eigengesetzlichkeit von Politik und Religion anerkennt.
Die Zwei-Welten-Lehre, derzufolge dem Kaiser zu geben sei, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, war der christlichen Theologie von Anfang an wesentlich. In der Geschichte des christlichen Abendlandes setzte sich dieses dualistische Politik- und Religionsverständnis vollends nach dem Investiturstreit durch, und darum kann das sakrale wie das säkulare Erbe Europas allein aus dem Geist des römisch-katholischen Christentums gerettet werden.
7.3. Das deutsch-protestantische Christentum indessen hat die Religion noch weiter privatisiert, um der frommen Innerlichkeit Raum zu schaffen, und fraglos ist seiner späteren »kulturprotestantischen« Säkularisierung die Blüte der deutschen Hochkultur zu verdanken. Doch wollte die pietistische Weltfrömmigkeit im Gegenzug auch die äußere Lebenswelt durchdringen, und so sollte paradoxerweise gerade der politische Protestantismus die Deutschen ihrer Eigenart berauben, »das protestierende Volk« (Dostojewski) zu sein: In neupietistischer Weltfremdheit dehnen die evangelischen Kirchen unserer Tage das Gebot der privaten Feindesliebe auch auf politische Feinde aus und halten dem Islam die »linke« Backe hin.
7.4. Das griechisch-orthodoxe Christentum wiederum wies in seiner »cäsaropapistischen« Ausprägung schon vorauseilend Affinitäten zur orientalischen Religiosität des »theokratisch« ausgerichteten Islam auf. Entsprechend unproblematisch war die feindliche Übernahme des byzantinischen durch das osmanische Reich verlaufen. Und wie friedlich sich eine solche Übernahme in unserer Gegenwart gestalten könnte, hat Michel Houellebecq in und als »Unterwerfung« beschrieben.
Einem »nüchternen Laizismus« steht eine solche »Hagia-Sophia-Lösung«, die Europa bereits mit islamischen Augen betrachtet, diametral entgegen, zumal auch der seit Jahrzehnten beworbene »Euro-Islam« ein bloßes Gespenst geblieben ist.
7.5. Daß islamische Potentaten westliche Waffen kaufen, um sie im Kampf gegen den Westen selbst einzusetzen, ist eine jahrhundertealte Tradition. An der Schwelle zur Neuzeit trugen europäische Schiffbauer, Kanonengießer und Hersteller anderen Kriegsgeräts ihren Teil zum osmanischen Vormarsch auf Europa bei.
Schon der legendäre Saladin hatte in einem Brief an den Kalifen von Bagdad seiner Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, daß europäische Händler ihn mit den neuesten Waffen ausstatteten und damit zur Vernichtung Europas beitrugen.
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Siegfried Gerlichs Hypothesen bleiben nicht unwidersprochen. Thor v. Waldsteins abschließende Erwiderung erscheint morgen früh.
John Haase
Wie Herr Gerlich auch denke ich, daß eine zweite europäische Renaissance nur aus dem Geist des Katholizismus entstehen kann. Das Protestantentum in all seinen Varianten dürfte in seiner Essenz ausgebrannt sein. Beim Katholizismus sieht es auf den ersten Blick ähnlich aus, doch angesichts der nahezu zweitausendjährigen Tradition kann es sein, daß um und in der niedrig glimmende Glutasche noch ein paar brauchbare Scheite herumliegen, mit denen ein frischer Wind und ein geschickt geführter Schürhaken aus der Glut noch einmal Feuer machen können. Die Wandlungsfähigkeit bei gleichzeitiger Standhaftigkeit dieses Glaubens ist erstaunlich und vielleicht gar ein Indiz für seine Wahrheit.
Ein „nüchterner Laizismus“ kann nicht dasselbe leisten wie eine Religion. Gegen „Allahu akbar“ hilft nur „Deus vult“. Laizismus wird letztlich immer beim Verfassungspatriotismus hängen bleiben.