Mein Weg führte mich von Norwegen nach Zypern und von Sfax bis nach Berkeley. Ich habe dabei unvergessliche Eindrücke gesammelt. Einen weiteren erlebte ich letztes Wochenende in englischer Abschiebehaft. Wie kam ich dorthin?
Zum zweiten mal wurde mir die Einreise ins vereinigte Königreich verwehrt. Ich wurde bei der Passkontrolle aufgehalten, verhört, inhaftiert und anschließend deportiert. Beide Male wurde ich erst in einer Zelle im Flughafen und dann im „detention center“ Colnbrook verwahrt, bis ein geeigneter Rückflug nach Wien gefunden war.
Die Haft selbst war mir relativ egal. Beim zweiten Mal hatte ich mich sicherheitshalber mit Büchern eingedeckt. (Insgeheim genoß ich die Trennung von meinem sonst so unbarmherzig nach Aufmerksamkeit heischenden Smartphone sogar ein bisschen.)
Für das laufende Einspruchsverfahren gegen die Abweisungen war dieser zweite Präzedenzfall entscheidend, da ich diesmal nicht bei einer öffentlichen Veranstaltung, sondern privat sprechen sollte. Das Ziel war es, eine noch absurdere Begründung für meine Abweisung zu provozieren. Es wurde erreicht. Wieder berichtete die englische Presse und wieder kam es zu Solidarisierungen weit über die engen Unterstützerkreise der IB hinaus.
Für die englische Generation Identity waren meine Inhaftierungen eine perfekte Startvorlage, indem sie das dort sehr sensible Thema der Meinungsfreiheit ins Zentrum rückten. Für mich selbst war das letzte Wochenende eine Art „staatlich erzwungene Lesepause“. Ich war die letzten Monate kaum zum Innehalten gekommen (weswegen auch dieser Beitrag so unverschämt lange auf sich warten ließ).
Um 19:00 Uhr werde ich an der Passkontrolle aufgehalten, abgeführt und verhört. Ich kenne das Prozedere. Da meine Freundin diesmal nicht mit von der Partie ist, lenkt mich keine Sorge ab, und ich werde meines Laptops, Telefons und Gürtels entledigt, so daß ich unbeschwert in den „holding room“ des Flughafens Stansted komme.
Es ist ein kleiner, länglicher, fensterloser Raum, der einem schäbigen Wartezimmer ähnelt. Hinter der gläsernen Wand sitzen Aufpasser, die uns nicht aus den Augen lassen. Ein kleiner Gang führt zu einer noch schäbigeren Toilette.
Schmierige Bücher in verschiedensten Sprachen liegen auf einem kleinen Gestell aus. Dazu Gebetsmatten, eine nagelneue Bibel und ein stark abgegriffener Koran. Auf der Decke des Raums befindet sich ein großer Pfeil, der die Richtung nach Mekka angibt. An der Wand hängen Prospekte, die auf die „LGBTI-officers“ des Abschiebedienstleisters Tascor hinweisen. „You are entering a bully-free zone“ prangt auf einem knallbunten Plakat, auf dem eine fröhlich grinsende multiethnische Clique abgebildet ist. Die Realität ist weniger beschwingt.
Zwei junge schwarze Männer dösen auf den Sesselreihen. Ein junger nahöstlicher Mann in Trainingsklamotten liegt auf einem Sitzsack und langweilt sich. Ein Fernseher läuft auf halber Lautstärke. Es spielt „Britain’s got Talent“, eine beliebte Talentshow.
Ich setze mich auf einen freien Sessel und schlage ein Buch auf, welches ausnahmsweise mit in die Zelle durfte. Keines passte besser: Douglas Murrays Der Selbstmord Europas.
In den nächsten 6 Stunden, die ich auf meinen Transport nach Colnbrook warten sollte, lese ich wie in Trance. Nach dem ich es bis auf das Nachwort auslese, sehe ich so klar und deutlich wie noch nie: Ausweglosigkeit.
Während Douglas Murray Kapitel für Kapitel, wie ein Buchhalter des Untergangs, in einer fein säuberlichen Chronik des Verfalls demographische Statistiken, Abfolgen an Einwanderungswellen und multikulturelle Propaganda aneinanderreiht, kommt in mir eine tiefe Müdigkeit auf. Douglas beschreibt Europa als Ikarus, der seinen Fall überlebt hat.
Wir Europäer hatten versucht die Sonne zu erreichen, kamen ihr zu nahe und stürzten zurück auf die Erde. Wir sind gescheitert und sind noch benommen, aber irgendwie haben wir überlebt, denn wir sind immer noch hier. Um uns herum liegen nur Trümmer – metaphorisch und real – von all unseren Träumen Religionen, politischen Ideologien und anderen Bestrebungen, die sich im Laufe der Zeit als falsch erwiesen haben.
Murray schreibt viel von dieser Müdigkeit. Immer wieder klagt er sie an und verzweifelt am Ende daran. Sein Fazit ist: die Europäer sind zu müde und zu schwach, zu ausgebrannt und nihilistisch, um sich gegen den Einwanderungsdruck zu wehren. Also rationalisieren sie ihn zur Chance, bringen die unbequemen Kritiker zum Schweigen und machen aus der „Vielfalt“ einen totalitären Endzeitkult.
Mit bitterer Schärfe zeigt er, wie alle angekündigten „Verschärfungen“, alle vorgegebenen Abschiebungen ausbleiben, wie die Einwanderungszahl dämonisch weiter steigt und wie am Ende die Verantwortlichen und die Gesellschaft immer wieder vor den notwendigen Maßnahmen zurückschreckt: die konditionierte Angst vor der Wiederkehr „dunkler“ Zeiten sitzt zu tief.
Murray erzählt davon, wie viele Kritiker der Einwanderung allmählich müde werden und aufgaben. Und man fühlte seine eigene traurige Müdigkeit aus jeder Zeile.
Während ich lese, geht „Britain’s got Talent“ zu Ende. Eine Nachrichtensendung berichtet über die „Stop and Search“-Politik von Theresa May, mit der sie das subjektive Sicherheitsgefühl hatte stärken wollen. Die Aktion wird als rassistisch kritisiert.
Die BBC, so der Sprecher, würde mit Kritik überhäuft, weil sie die „rivers of blood“-Rede von Enoch Powell im Rahmen einer kritischen Doku ausstrahlen wolle. Es ist der Jahrestag dieser historischen Rede, welche die Folgen des Multikulturalismus prophetisch vorhersah. Murray bezieht sich auf Enoch und meint, daß dessen Vorhersagen über den Bevölkerungsaustausch weit hinter der Realität zurückblieben.
„Dieser Rassismus passt nicht mehr in unser heutiges, diverses England“, verkündet der TV-Kommentator, der einer ethnischen Minderheit angehört.
Die schwarzen Mitgefangenen ignorieren die Sendung weiterhin und dämmern vor sich hin. Wovon sie wohl denken? Der Araber ist eingeschlafen. Hinter der Glasscheibe sitzen die Wärter und trinken Tee.
Am nächsten Tag zitierte der „Independent“ einen Vertreter des Home Offices zu meiner Inhaftierung: „This government upholds free speech but we will not let it be used to excuse detestable views that directly contravene our values“. Ist England verloren?
Keine Nation ist derart bedroht wie die englische. Und in keinem anderen Land kommt das Totalitäre der Multikulti-Ideologie klarer zum Vorschein. Die „Freundlichkeit“ und Liberalität des Inselvolkes hat dazu geführt, das die Vororte tatsächlich wie völlig fremde Zonen aussehen.
Kreuzberg und Saint Deniz sind nichts dagegen. Die Londoner Vororte sind fremder als alles, was ich bisher gesehen habe.
Die soziale Gleichgültigkeit und der Individualismus der englischen Gesellschaft werden im Multikulturalismus noch deutlicher. Wer hinter die „Paywalls der Vielfalt“ kommt, kann ein angenehmes Leben führen. Die Londoner Restaurant‑, Mode‑, Musik- und Start-up-Szene ist weltweit anerkannt. Wer sich selbst am nächsten ist, kann in den Randgebieten des langsamen nationalen Suizids noch ein erfülltes und sicheres Leben führen. Die Wirtschaft ist unternehmerfreundlich und wenn man die nötigen Zugeständnisse an die Political Correctness macht, wird man von ihren Hohepriestern auch in Ruhe gelassen.
Die ganze Insel und ihre indigenen Bewohner sind erfüllt von einer tiefen Einsamkeit. In der U‑Bahn und in den Pubs – die Londoner wirken isoliert und vereinsamt und stehen in tiefstem Kontrast zu den importierten ethnischen Gangs, die Englands Töchter missbrauchen.
Es gab in England weder einen nennenswerten Faschismus, noch einen politisch wirksamen Kommunismus, es gab keine echte soziale und keine echte nationale Bewegung: Es gab eigentlich gar keine nennenswerte Bewegung.
Aus England kamen einflussreiche rechte Subkulturen und Musikstile: die Skinheadszene, die Fußball- und Casualkultur, der RAC. Aber es gab in England niemals etwas wie die nationale Bewegung oder den „Scoutisme“ in Frankreich. England war immer schon das liberalistischste Land. Deswegen ist es heute vielleicht das totalitärste.
Sogar der deutsche Staat erscheint mir noch mütterlich und milde im Umgang mit seinen politischen Dissidenten im Vergleich zum Vereinigten Königreich. Die Kampagnen gegen Hate speech sind unbarmherzig. Die Unduldsamkeit, mit der seit Thomas Morus gegen soziale Abweichler vorgegangen wird, richtet sich heute gegen Ketzer der Identität.
Die individuelle Wirtschaftsfreiheit wird mit politischer Gleichschaltung erkauft. Es gab, zu der These gelangt Spengler in „Preußentum und Sozialismus“, eigentlich nie eine echte englische Staatspolitik. Es gab vielmehr nur den Club und den Code.
Wer heute gegen den Kodex der Diversity verstößt, landet rasch im Gefängnis. So etwa der berühmte „bacon offender“ Kevin Crehan. Der legte nach einer Sauftour mit seinen Freunden ein Schinkensandwich vor die Türe einer Moschee. Dafür wurde er zu einem Jahr Haft verurteilt, und in Haft kam er 35-jährig ums Leben. Die Umstände seines Todes sind nach wie vor ungeklärt. Die Behörden geben die Akte nicht frei.
Tommy Robinson, der in der Arbeitergegend Lutons aufwuchs, meint zu wissen, woran er starb. „If you critizise Islam, prison can mean a death sentence“, erzählte er mir in einem Gespräch. Wer seiner Lebensgeschichte zuhört, erkennt die ganze Brutalität des englischen Systems:
Eine alleingelassene autochthone Arbeiterklasse, ohne patriotischer Bewegung, ohne patriotischer Partei und ohne patriotischen Medien, sieht sich auf der Straße brutalen Angriffen von fremden Gangs gegenüber. Wenn sie selbst eine Gang bilden, wie es die English Defence League war, geraten sie ins Getriebe des sanften Totalitarismus.
Nachdem wir lange schon den Punkt erreicht haben, daß weißen Briten nur noch das Schweigen über die Veränderungen in ihrem Land übrig bleibt, scheint man inzwischen von ihnen zu erwarten, still und zufrieden sich selber abzuschaffen, indem sie Schläge hinnehmen und den Verlust ihres Landes akzeptieren: „Kommt darüber hinweg. Es ist nichts Neues. Ihr seid ein Nichts.“
Meine Zeit im „holding room“ ist zu Ende. Mir werden Handschellen angelegt und man führt mich an glotzenden Zivilisten vorbei in einen Transportwagen, der mich nach Colnbrook bringt. Eine Stunde fährt er durch Straßenwüsten. Obwohl wir draußen sind, habe immer noch das Gefühl, in einem engen Raum zu sein. Ob das an der Insel liegt?
Die Untersuchungsanstalt liegt nahe dem Flughafen Heathrow in einer trostlosen Gegend. Ein doppeltes Schiebetor schirmt den Innenhof ab, in dem sich zahlreiche Objekte befinden. Überall sind Kameras und Stacheldraht. Ein Gefängnis wie man es aus Filmen kennt.
In Colnbrook befinden sich vor allem Illegale und Kriminelle, die auf ihre Abschiebung warten. 396 Mann haben in seinen Zellen Platz. Teilweise wird es auch zur „Zwischenlagerung“ bei Transporten benutzt. Wegen einiger Fluchtversuche sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr streng, wie mir ein Wärter erzählt. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Im Mai 2017 tötet ein Insasse seinen Zellengenossen mit bloßen Händen. Ein britischer Journalist nennt das Lager einen „Limbus“. Ganz so schlimm ist es nicht.
Ich werde gewogen, gemessen und bekomme ein rudimentäres Handy für Telefongespräche. Auch meine Kleidung darf ich behalten. Bevor ich in meine Zelle geführt werde, will mich der „Facility Manager“ sprechen. Ein dicklicher junger Brite mit schütterem Haar stellt sich mir vor und weist mir an, mich zu setzen. „I saw your wikipedia page, I think we need to talk.“
Ich erkläre ihm knapp, daß ich nicht vorhabe, für Ärger zu sorgen und in Haft keinerlei politische Äußerungen tätigen werde. „I’m more concerened about your security not you causing trouble. I think trouble might come to you.“ Er erzählt mir gedehnt, daß sie eine „considerable muslim extremist population“ im Gefängnis haben und es passieren könnte, daß sie von meiner Anwesenheit erfahren und mich zusammenschlagen würden.
Er meint, daß es grundsätzlich möglich wäre, mich die gesamte Zeit meines Aufenthaltes einzuschließen. Am Ende entscheidet er sich jedoch dagegen, denn ich „sähe gar nicht so aus wie auf meiner Wikipedia-Seite“. Ich soll eine Einzelzelle bekommen.
Wenig später befinde ich mich in einem kleinen, kühlen Raum mit einem Abort, einem Bett und einem Sessel. Neben der Tür befindet sich ein Alarmknopf. Fast das gesamte Wachpersonal in dem Flügel ist muslimisch und mir gegenüber ausgesprochen freundlich.
Das soll sich am nächsten Tag ändern.
EgonS
Tja die armen Engländer, wie sie von sich selber sagen: "we suffer in silence".
Für Brexit haben sie gewählt! Denn die abscheuliche EU hat ihnen so viele Ausländer gebracht.
Und nun? Überraschung!!! England ist noch genau so selbst-abschaffend wie vorher.
Sie wollen weg von der EU, aber ein Martin Sellner darf trotzdem noch nicht rein.
Was also tun?
Die lieben braven Engländer brauchen eine Partei, die richtig stark gegen Islamisierung ist.
Denn obwohl die Engländer in der Stille leiden ("suffer in silence"), werden sie es wohl schaffen ein Kreuz bei einer richtig starken kritischen Partei zu setzen; so wie sie es geschafft haben ein Kreuz bei Brexit zu setzen. (Nur leider hat der Brexit nicht das gebracht, was sie erhofft haben. Eine eine richtig starke Partei die unmissverständlich geächtet wäre, wegen einem Anti-Islam Kurs. Die würden sie hoffentlich wählen!).