Fiume kommt wieder

Unzusammenhängende Gedanken am Rande, notiert von Raskolnikow.

Pro­log: Als Mar­tin Sell­ner in sei­nem Bei­trag „Fiume kommt nicht wie­der“ von „Ras­kol­ni­kows Black Pill“ schrieb, muß­te ich eine Inter­net-Such­ma­schi­ne bemü­hen, um zu erfah­ren, was er damit mein­te. Schein­bar gie­bt es meh­re­re Pil­len (rote, blaue, schwar­ze). Die Art des Unfugs, die sich mir bei die­ser Suche ent­blät­ter­te, bewog mich, eine klei­ne Ent­geg­nung zu ent­bin­den. Eine Ent­geg­nung nicht nur auf Sell­ners Bei­trag, son­dern auch eine sehr all­ge­mei­ne Skiz­ze zur Groß­la­ge, wie sie sich mir darstellt.

Ich will mit die­sem Frag­ment weder jeman­den über­zeu­gen, noch jeman­den in sei­nen Anschau­un­gen bestä­ti­gen; ich will nie­man­den von irgend­ei­nem Thun abhal­ten, noch will ich jeman­den zu einem bestimm­ten Thun anre­gen. Es sind nichts als die Selbst­ge­sprä­che eines Sozio­pa­then. Mei­ne Beob­ach­tun­gen drän­gen nie­man­den zu Resi­gna­ti­on, Defä­tis­mus oder „schwar­zen Pillen“.

Wer sol­cher­lei glaubt, ver­rät damit, wie sehr er sich und sein Dasein mit den gegen­wär­ti­gen Zustän­den ver­bin­det. Wir sind weit mehr als nur Staats­bür­ger, Anwen­der, Kon­su­men­ten, Wäh­ler, Bedie­ner, Ange­stell­te, Fah­rer… Wir kön­nen weit mehr sein, des­halb ist auch zur Rol­le der Tech­nik ein Wort zu verlieren.

Um zu erklä­ren, war­um es kei­ne Hoff­nung gie­bt aber auch kei­nen Grund zum Ver­zwei­feln, muß ich etwas ausholen:

Der Wald

Unse­re Vor­fah­ren leb­ten in Wäl­dern und Sümp­fen, sie sam­mel­ten Früch­te, jag­ten Tie­re und opfer­ten den Göt­tern, um zu über­le­ben. Star­ke Män­ner führ­ten einen hier­ar­chi­schen, den Ele­men­ten und Fein­den voll­kom­men aus­ge­lie­fer­ten Stamm. Sie hat­ten ihre Spra­che, gehei­men Zei­chen, hei­li­gen Orte und Ritua­le, sie ver­stan­den sich und gli­chen ein­an­der. Die Gesetz­ge­bun­gen und Bräu­che waren aus­ge­rich­tet auf das Fort­be­stehen der Gemein­schaft in einer gefähr­li­chen und unbe­que­men Umwelt. Die­se Form des mensch­li­chen Gemein­we­sens blieb cha­rak­te­ris­tisch für die stei­ner­nen, eiser­nen und bron­ze­nen Zeit­al­ter. Beflis­se­ne strei­ten, ob die­se unfreund­li­chen und wenig behag­li­chen Epo­chen zwei, eine oder eine hal­be Mil­li­on Jah­re umspan­nen. Das soll uns nicht wei­ter interessieren.

Ver­gleicht man die unge­fäh­re oder ange­nom­me­ne Lebens­dau­er, den Res­sour­cen­ver­brauch und das Erd­ver­nich­tungs­po­ten­ti­al die­ser alten Stam­mes­bün­de mit den kaum ein­tau­send Jah­ren moder­ner mensch­li­cher Zivi­li­sa­ti­on, liegt die Ver­mut­hung nahe, die­se Ur-Form des Zusam­men­le­bens ist für uns und die Mut­ter Erde die nach­hal­ti­ge­re, die art­ge­rech­te­re Möglichkeit.

Die Burg und das Spiel

Irgend­wann began­nen die Men­schen, Trutz­bau­ten zu errich­ten, um Fein­de und Ele­men­te zu ban­nen. Die neu­en Bau­wer­ke, nen­nen wir sie ver­all­ge­mei­nernd Bur­gen, boten in ihrem Innern geschütz­te Räu­me. Im Burg­fried gab es kei­ne Fein­de, kei­ne wil­den Tie­re und kei­ne Stür­me. Es ent­wi­ckel­te sich ein eige­nes Leben inner­halb der Mau­ern. Die Män­ner leg­ten ihre Waf­fen in Kam­mern ab und schlie­fen ohne Stiefel.

Die Bewoh­ner der Burg ent­deck­ten das Spiel zum Zeit­ver­treib. Und weil sie die stren­gen Regeln des har­ten Wald­le­bens im Innern nicht fort­zu­set­zen brauch­ten, ent­stand die Höf­lich­keit, das Beneh­men im Hof der Burg, und ihre freund­li­chen Lügen.

Die stren­ge Rang­fol­ge und die unun­ter­bro­che­ne Abwehr­be­reit­schaft waren nur drau­ßen erfor­der­lich; unter dem Dach konn­ten die Schwa­chen den Star­ken spie­le­risch, auf höf­li­che Wei­se, gleich­ge­stellt wer­den. Das Leben in der Burg wur­de zum Spiel, denn das Grau­si­ge wur­de von den Besat­zun­gen auf den Mau­ern fern­ge­hal­ten, das Dach hielt den Wet­tern stand und die dicken Wän­de gaben frei­zü­gig die Wär­me des Feu­ers zurück.

Von der Burg zur Gesellschaft

Im Lau­fe der Zei­ten wuch­sen die Bur­gen zu rie­si­gen und kom­pli­zier­ten Gebil­den her­an. Staa­ten, Gesund­heits­sys­te­me, Infra­struk­tu­ren, all die­se hoch­kom­ple­xen Sys­te­me sind nichts als geschütz­te Räu­me, deren Auf­ga­be dar­in besteht, Ele­men­te und Fein­de von den ein­zel­nen Men­schen fern­zu­hal­ten. Je wei­ter die Gren­zen des Schutz­rau­mes von den Men­schen ent­fernt lagen, des­to weni­ger nach­voll­zieh­bar wur­den die Über­res­te der alten Ord­nun­gen, Ritua­le und Bräu­che. Es wur­de für den Ein­zel­nen immer schwe­rer, zwi­schen Innen und Außen, zwi­schen Spiel und Ernst zu unterscheiden.

Der Mensch ver­lor lang­sam jede Ver­bin­dung zu sei­ner unzi­vi­li­sier­ten Ver­gan­gen­heit und zur Wirk­lich­keit an den Grenz­mar­ken sei­ner Exis­tenz. Unse­re Vor­fah­ren leb­ten und star­ben Jahr­hun­dert­tau­sen­de mit der sie umge­ben­den Natur, aber all­mäh­lich wur­den sie zu Fremd­kör­pern in ihrer ange­stamm­ten Umge­bung. Schließ­lich war es Zeit, das fins­ters­te Kapi­tel auf­zu­schla­gen. Der Sie­ges­zug der Auf­klä­rung war die logi­sche Fol­ge der Ver­wechs­lung des höfi­schen Spiels mit dem wah­ren Leben.

Nun wur­de ein Weg beschrit­ten, der kei­nen Zwei­fel mehr zuließ, jetzt wur­den Fein­de und Ele­men­te als besiegt oder gar nicht mehr exis­tent ange­se­hen. Die Frem­den, der Wolf, der Blitz, Pest und Sumpf wur­den wie Dra­chen als Fabeln aus ver­gan­ge­ner Zeit belä­chelt oder ein­fach zu unge­fähr­li­chen Freun­den erklärt. Jene, die warn­ten, man müs­se trotz allem auf einen Angriff von Dra­chen vor­be­rei­tet blei­ben, wur­den nicht nur aus­ge­lacht, son­dern nah­men jetzt eine Rol­le als Ersatz­fein­de ein, die den unaus­weich­li­chen Frie­den im Para­dies der Zukunft behin­dern woll­ten. Und es ist that­säch­lich unbe­streit­bar: die fol­gen­de Indus­tria­li­sie­rung und Libe­ra­li­sie­rung brach­ten ein Höchst­maß an Sicher­heit, Kom­fort und indi­vi­du­el­ler Frei­heit nach Europa.

Die Burg nann­te man jetzt Staat, und was sich inner­halb des Staa­tes zutrug, folg­te natür­lich meist den Regeln des höfi­schen Spiels und nicht mehr den Regeln des Wal­des. Akri­bisch ver­leg­te und ver­legt der Libe­ra­lis­mus den Tod in die unsicht­ba­ren Sphä­ren: in die Gebär­mut­tern, die Bom­ben­schäch­te oder auf die Inten­siv­sta­tio­nen der Alters­hei­me. Alles zur Auf­recht­erhal­tung der indus­tri­el­len Wohlfühlgesellschaft!

Der Libe­ra­lis­mus wird siegen

Es ist voll­kom­men klar, daß in einer indus­tria­li­sier­ten und noch mehr in einer digi­ta­li­sier­ten Welt die tra­di­tio­nel­len Rän­ge, Sakra­men­te und Bräu­che unsin­nig wer­den. Ein Bom­ben­flug­zeug kann auch von einem Schwäch­ling geflo­gen, eine Kanü­le kann von einer jun­gen Frau gesetzt und die Buch­hal­tung der mäch­tigs­ten Ban­ken von einem Krüp­pel erle­digt wer­den. Wel­che Rol­le spie­len der Mann und die alte Ord­nung noch? In den hoch­struk­tu­rier­ten Sys­te­men, zu denen sich unser Burg­kon­zept ent­wi­ckelt hat, wird die Schutz­funk­ti­on von Schwäch­lin­gen, Frau­en und Krüp­peln völ­lig gleich­wer­tig oder gar bes­ser erfüllt, als von einem Recken des alten Schlages.

Die Göt­ter, die Sip­pe, die Fami­lie, das Volk, die Geschlech­ter und ande­re rudi­men­tä­re Sakra­men­te der mensch­heits­ge­schicht­li­chen Evo­lu­ti­on wer­den eben­falls kei­ne her­aus­ra­gen­de Auf­ga­be mehr in der Tech­node­mo­kra­tie der Zukunft erfül­len, da ihr einst prak­ti­scher Wert nicht mehr erkenn­bar ist und ihre ideel­le Strahl­kraft immer mehr nachläßt.

Die logi­sche Fol­ge der Indus­tria­li­sie­rung, der Ver­schie­bung der Burg­mau­ern bis an den Hori­zont, muß der tota­le Libe­ra­lis­mus, die End­be­frei­ung des Men­schen, sein. Und tat­säch­lich sehen wir seit 200 Jah­ren eine per­ma­nen­te Libe­ra­li­sie­rungs­be­we­gung. Es gie­bt offen­sicht­lich einen Libe­ra­li­sie­rungs-Gra­di­en­ten, der zur voll­kom­me­nen Eman­zi­pa­ti­on aller Indi­vi­du­en, zur tota­len gesell­schaft­li­chen Ato­mi­sie­rung und zum abso­lut unge­re­gel­ten, glo­ba­len Markt strebt.

Wir sehen also, war­um sowohl die Indus­tria­li­sie­rung als auch die viel­ge­stal­ti­gen Eman­zi­pa­ti­ons­be­we­gun­gen zu einer Gesell­schafts­form füh­ren muß­ten bzw. müs­sen, die wir Frei­heit­le­rei, Libe­ra­lis­mus, nen­nen. Die kon­ser­va­ti­ven und kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­ren Welt­an­schau­un­gen, die gro­ßen Krie­ge sind nur Rand­er­schei­nun­gen und Mei­len­stei­ne auf dem Weg zur indus­trie­li­be­ra­len Welt.

Alle ande­ren, nicht­li­be­ra­len, nicht­fort­schritt­li­chen Ideo­lo­gien sind geschei­tert und sie wer­den wei­ter­hin schei­tern. Der Libe­ra­lis­mus und sei­ne ver­wal­tungs­tech­ni­sche Erschei­nungs­form die Demo­kra­tie sind der­art beweg­lich, gestalt­los und an die Wirt­schafts­for­men und Tech­ni­ken des Indus­trie­zeit­al­ters gekop­pelt, daß sie in der Lage sind, inne­re Kon­flik­te mit erstaun­li­cher Puf­fer­ka­pa­zi­tät abzu­fe­dern. Die mil­li­ar­den­schwe­ren Groß­kon­zer­ne in Hol­ly­wood pro­du­zie­ren Fil­me, in denen mil­li­ar­den­schwe­re Groß­kon­zer­ne als Böse­wich­te auf­schei­nen und die Geg­ner mil­li­ar­den­schwe­rer Groß­kon­zer­ne bezah­len für die­se Fil­me und machen eben jene Kon­zer­ne noch rei­cher. Das ist der zyni­sche Kreis­lauf des alles ver­schlin­gen­den, alles in Geld ver­wan­deln­den, Leviathan.

Man beden­ke bei der Beur­tei­lung und Ein­ord­nung von poli­ti­schen Oppo­si­tio­nen, Wider­stän­den oder Bewe­gun­gen immer den obbe­sag­ten Libe­ra­li­sie­rungs-Gra­di­en­ten! Jede Revo­lu­ti­on, jede Reform- oder Bür­ger­rechts­be­we­gung die ent­lang die­ses Gra­di­en­ten ihre For­de­run­gen stell­te, hat­te „Erfolg“ und stärk­te schließ­lich das indus­trie-demo­kra­ti­sche System.

Alle Wider­stands­be­we­gun­gen, die den Regeln des Sys­tems fol­gen, also ent­lang eben­je­nes Gra­di­en­ten wir­ken (z.B. Souf­ra­get­ten, Mar­tin-Luther-King, 68er, Frie­dens­be­we­gung, Anti-AKW, Black Lives Mat­ter, attac, Occu­py etc.), sind kei­ne Wider­stands­be­we­gun­gen, son­dern geben neue Impul­se auf Weg zum End­ziel des tech­no­li­be­ra­len Zeitalters!

Ja, der glo­ba­le Libe­ra­lis­mus wird dank der alles durch­drin­gen Tech­no­lo­gien und sei­ner gum­mi­haf­ten Dehn­bar­keit sie­gen! Und wir soll­ten ihm die­sen Sieg gön­nen, denn er wird ihn nicht überleben…

Das Pro­blem

Es besteht guter Grund zu der Annah­me, daß unse­re zivi­li­sa­to­ri­sche Epo­che in mehr oder wenig naher Zukunft an ihr Ende gelangt. Der Sieg des Tech­ni­schen, sein Über­grei­fen auf die gesell­schaft­li­chen Pro­zes­se und die Lebens­wei­se der Men­schen, läu­te­te die End­pha­se die­ser mensch­heits­ge­schicht­lich doch sehr kur­zen Epi­so­de ein. Als die Maschi­ne nicht mehr nach der Lebens­wei­se der Men­schen gestal­tet wur­de, son­dern der Mensch begann, sei­ne Lebens­wei­se im Über­maß an die Maschi­nen anzu­pas­sen, er sich also in unver­hält­nis­mä­ßi­ge Abhän­gig­keit zu sei­nen eige­nen Krea­tio­nen begab, seit die­sem Moment schlägt das Pen­del zurück.

Die Bereit­stel­lung all der umfang­rei­chen Schutz­sys­te­me (wir nann­ten sie Burg­mau­ern) der Indus­trie-Gesell­schaft,  die Erfül­lung der sozia­len Ver­pflich­tun­gen, die sich aus dem Libe­ra­lis­mus erge­ben, die zuneh­men­den Instinkt­de­fi­zi­te der Ein­zel­nen und die lebens­wich­ti­ge demo­kra­ti­sche Fle­xi­bi­li­tät, sind mit gigan­ti­schen Kos­ten verbunden.

Die Tat­sa­che, daß die Indus­trie­ge­sell­schaft inner­halb drei­er Gene­ra­tio­nen mehr natür­li­che Res­sour­cen ver­schlingt als die gesam­te Mensch­heit vor ihr, ist ihr Gal­gen­strick. Die Böden ver­schwin­den, die Mee­re ver­seu­chen, Tie­re ster­ben aus, Natur­räu­me schrump­fen, Indus­trie­an­la­gen ver­brei­ten sich, Wäl­der ster­ben und so wei­ter… Die Ver­bräu­che stei­gen und stei­gen, weil sich die ver­spro­che­nen Schutz­räu­me und die Men­gen an Schutz­be­dürf­ti­gen immer wei­ter ver­grö­ßern. Ob die Indus­trie­ge­sell­schaft und damit die libe­ra­le Demo­kra­tie stirbt, ist letzt­lich also kein Gegen­stand poli­ti­scher Dis­kus­sio­nen son­dern ein­fach eine Fra­ge der Physik.

Mehr braucht hier eigent­lich nicht dis­ku­tiert wer­den, denn natür­li­chen Res­sour­cen sind begrenzt und der beru­hi­gen­de Hoff­nungs­be­griff „erneu­er­ba­re Ener­gien“ bedeu­tet nicht „unend­li­che Ener­gien“. Die kurz­fris­tig Pro­fi­tie­ren­den wol­len uns ein­re­den, die­se Annah­men und Kal­ku­la­tio­nen sei­en apo­ka­lyp­ti­sches Gewäsch, das es zu allen Zei­ten gab und die Welt ste­he ja schließ­lich immer noch. Dem bleibt nur zu ent­geg­nen: ein Fina­le ist immer ein­ma­lig und steht am Schluß eines Pro­zes­ses. Das Ende kennt kei­ne Erfahrungen!

Außer­dem ist das Ende der tech­ni­schen Zivi­li­sa­ti­on weder unser Ende noch das Ende der Welt. Der Tod des glo­ba­len Indus­trie­li­be­ra­lis­mus ist kei­ne Apo­ka­lyp­se, son­dern eine Wiedergeburt.

Wider­stand?

Das Haupt­in­ter­es­se der Herr­schen­den – und der Beherrsch­ten, denn auch sie pro­fi­tie­ren kurz­fris­tig! –  ist es, das Spiel auf­recht­zu­er­hal­ten. So lan­ge wir spie­len und höf­lich sind, wer­den wir kei­ne For­de­run­gen stel­len, die das indus­trie­li­be­ra­le Sys­tem erschüt­tern könn­ten. Schließ­lich wol­len wir ja alle nur das Beste.

Auch als ver­meint­lich Oppo­si­tio­nel­ler möch­te man nicht als dies oder jenes bezeich­net wer­den, man bekräf­tigt sei­nen Wil­len zum Dazu­ge­hö­ren, zum Mit­ma­chen und Mit­bau­en an der bes­se­ren Welt. Die Tod­sün­den der Jetzt­zeit (z.B. Bei­sei­te­ste­hen, Unzeit­ge­mäß­heit, Fort­schritts­feind­lich­keit, Ras­sis­mus, Glau­be, Ästhe­tik, Zau­ber usw.) – nie­mand will ihrer gezie­hen wer­den. Es ist alles ein gro­ßes Gemein­sa­mes und jeder kämpft dar­um, dabei sein zu dür­fen. Alles geschieht unter dem gemei­nen Ban­ner der Mensch­lich­keit, hin­ter dem sich alle Lebens­mü­den ver­sam­meln. (Nicht jeder, der Mensch­heit sagt, will betrü­gen. Es gie­bt auch sol­che, die Mensch­heit sagen, weil sie ster­ben wollen!)

Die Idio­tie, die in der kon­ser­va­ti­ven Hoff­nung steckt, ein „rech­tes 1968“ her­bei­zu­füh­ren, ist offen­sicht­lich, wenn wir den Libe­ra­li­sie­rungs­gra­di­en­ten beden­ken. Ein kon­ser­va­ti­ves „68“ ist unmög­lich! Denn die­se angeb­li­che Revo­lu­ti­on, die­ser soge­nann­te Wider­stand war nur eine Beschleu­ni­gung in die Rich­tung, die der indus­trie­be­ding­te Libe­ra­lis­mus ohne­hin ein­ge­schla­gen hat­te. Die Dumm­heit, gemäß der Spiel­re­geln der Tech­no­glo­ba­lis­ten zu argu­men­tie­ren, liegt auf der Hand und jeder, der so ver­fährt, wird zuse­hen kön­nen, wie sein „Wider­stand“ vom Mons­trum inter­na­li­siert wird.

Die Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen für Bil­lig­löh­ner, Umwelt­schutz, Gewalt­lo­sig­keit, Frie­den, nied­ri­ge Kri­mi­na­li­tät, Anti-Ras­sis­mus, Gleich­be­rech­ti­gung aller Men­schen und ähn­li­che For­de­run­gen bewe­gen sich auf dem libe­ra­len Gra­di­en­ten und wer­den zu einer Stär­kung des extrem fle­xi­blen Polit­sys­tems beitragen.

Wir sehen also die Zukunft all der migra­ti­ons- und islam­kri­ti­schen Wider­stands­be­we­gun­gen vor­aus, die sich gegen Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus, Kopf­tü­cher, „reli­giö­sen Wahn“, für das Recht auf Mini­rö­cke, Rede­frei­heit und all den bil­li­gen Müll, den wir „west­li­che Wer­te“ nen­nen, enga­gie­ren: sie fol­gen den Regeln des indus­trie­de­mo­kra­ti­schen Kom­ple­xes, sie wer­den gefres­sen, sie wer­den nichts ver­än­dern! Das Sys­tem wird sie ver­dau­en und schließ­lich stär­ker sein als vorher.

Wer die Bücher der „gewalt­frei­en Revo­lu­tio­nä­re“ (Popo­vic, Sharp etc…) liest und glaubt, die­se Prin­zi­pi­en lie­ßen sich auf eine tra­di­tio­na­le Wen­de appli­zie­ren, der ist dem Sys­tem auf den Leim gegan­gen und hat sich auf den Libe­ra­li­sie­rungs­gra­di­en­ten locken las­sen. Die Regime-Chan­ge-Akti­vis­ten und Inter­net-Revo­lu­tio­nä­re sind nichts als die schein­bar gewalt­lo­sen Speer­spit­zen des US-Impe­ria­lis­mus, mit der ame­ri­ka­ni­schen Flug­zeug­trä­ger­flot­te im Rücken. Sie trei­ben die welt­wei­te Libe­ra­li­sie­rung vor­an. Das ist kein Wider­stand, son­dern Dienst für das System.

Wenn nun aber Sieg und Ende des glo­ba­len Indus­trie­li­be­ra­lis­mus unab­wend­bar, eine sta­bi­li­sie­ren­de Reform nicht mög­lich und auch eine Beschleu­ni­gung des Stur­zes des Koloß‘ unwahr­schein­lich ist, was bedeu­tet das für poli­ti­sche Bewegungen?

Wider­stand!

Kei­ne Spiel­re­gel darf ein­ge­hal­ten und dem indus­trie-libe­ra­len Kom­plex kei­ne Chan­ce auf Inter­na­li­sie­rung gege­ben wer­den. Kri­tik an der Mas­sen­mi­gra­ti­on darf weder von Kri­mi­na­li­tät noch von Intel­li­genz­quo­ti­en­ten oder isla­mi­schem Anti­se­mi­tis­mus spre­chen, denn das kann das Sys­tem ord­nungs­po­li­tisch oder sozio-öko­no­misch (Wohl­stand) kontern.

Die Ableh­nung des Bevöl­ke­rungs­aus­tauschs muß beto­nen, wie belei­di­gend für alle Leben­den und Toten die­se Her­kunfts­ver­ges­sen­heit wirkt, wie häß­lich die libe­ra­le Tech­nik­höl­le ist und wel­che unfaß­ba­re Häre­sie in all dem liegt. Der Wider­stand muß unver­dau­lich sein.

Die Macht der indus­tri­el­len Gesell­schaft liegt in der Abhän­gig­keit ihrer Insas­sen von Netz­wer­ken. Jeder, der sich aus den Netz­wer­ken aller Art zurück­zieht, sich unab­hän­gi­ger von Anschlüs­sen und Zulie­fe­rern macht, so gut er kann, stört die Struk­tu­ren, min­dert den Zugriff der Tech­no­lo­gie auf sein Leben. Eine wir­kungs­vol­le Wider­stands­be­we­gung moti­viert ihre Mit­glie­der und Sym­pa­thi­san­ten vom Netz zu gehen.

Es gie­bt zahl­rei­che wei­te­re und sehr wirk­sa­me Mög­lich­kei­ten des Wider­stands. Doch hier ist nicht der Ort, sich über sol­cher­lei zu ver­brei­ten. Wer die­sen Text ver­steht, weiß selbst, was zu tun ist!

Im Lich­te der Erfah­run­gen des digi­ta­len Zeit­al­ters soll­te uns das Lachen über Don Qui­cho­te im Hal­se ste­cken bleiben…

Alte, Neue, Iden­ti­tä­re Rechte

Ich bin mir im kla­ren dar­über, daß Über­zeu­gun­gen nicht so leicht abge­wor­fen wer­den. Das kön­nen nur weni­ge. Und letzt­lich ist das Ver­hal­ten der Meis­ten allein dar­auf aus­ge­rich­tet, das eige­ne Wohl­be­fin­den zu stei­gern oder zu erhal­ten. Ich gön­ne daher jedem den Spaß der Selbst­täu­schung. Da das indi­vi­du­el­le Ver­hal­ten ohne­hin meist voll­kom­men unre­le­vant ist, kann es im Grun­de auch nicht falsch oder rich­tig sein. Wes­sen Lebens­in­halt das Revo­lu­ti­ons­spiel und der Kampf für mehr Frei­hei­ten, Rech­te und Kom­fort für alle ist; ich wer­de es ihm nicht ausreden.

Wenn nur ein Mann für einen kur­zen Augen­blick die Mög­lich­keit bedenkt, daß die Dis­kus­sio­nen und Kämp­fe um die geeig­ne­te Instand­hal­tung der Burg­mau­ern, die fach­ge­rech­tes­te Stär­kung der For­ti­fi­ka­tio­nen oder die bes­te Art, das Leben in der Burg zu gestal­ten, sinn­lo­se Spie­le­rei sind ange­sichts der That­sa­che, daß die Tie­re, Seu­chen, Fein­de und Unwet­ter bereits inner­halb der über­dehn­ten und sturm­rei­fen Mau­ern sind; dann ist der Zweck die­se klei­nen Zwi­schen­rufs erfüllt.

Ich hof­fe, es gie­bt die­se Män­ner und Frau­en, die sich nicht mehr ein­re­den, die Burg wäre noch ein sinn­vol­les Bau­werk oder könn­te irgend­wie geret­tet wer­den, oder wäre es wert, geret­tet zu wer­den. Die­se wirk­lich Wider­stän­di­gen wer­den sich auf die alte Ernst­haf­tig­keit besin­nen, die Kos­tü­me und Speck­schich­ten abschüt­teln und sich auf die Her­aus­for­de­run­gen des ech­ten Lebens vorbereiten.

Unse­re hoh­len Mau­ern bre­chen. Wir kön­nen und wir müs­sen das Ver­schwin­den der Natio­nen, der Völ­ker und Fami­li­en bedau­ern. Aber wir dür­fen kei­ne sen­ti­men­ta­len Wei­ber sein, die sich in Jam­me­rei erge­hen! Ver­las­sen wir die mor­sche Burg! Der Wald und die Hei­de sind unser!

Was wird?

Unse­re poli­ti­schen Kämp­fe sind kei­ne Kämp­fe, son­dern Spie­le im Innern des zer­fal­len­den Sys­tems. Ob wir nun links oder rechts wür­feln, ist im Grun­de gleich.

Unse­re poli­ti­schen Ein­stel­lun­gen, unse­re Vor­lie­ben, unse­re Reli­gio­nen und unse­re Lebens­räu­me kön­nen wir wech­seln. Die­se beweg­li­chen Grup­pen­zu­schrei­bun­gen des libe­ra­len Zeit­al­ters wer­den nicht von Dau­er sein, so es ernst wird, da die Mau­ern gefal­len sind. Wenn die alten Geset­ze wie­der her­ein­bre­chen, wird der Anti­fa-Row­dy, die Oma-gegen-Rechts und der enga­giert-bun­te Pas­tor nicht von den dunk­len Frem­den will­kom­men gehei­ßen, son­dern Schutz wird er unter Sei­nes­glei­chen finden.

Unse­re Eltern kön­nen wir uns nicht aus­su­chen, unse­re Vor­fah­ren, unse­re DNA sind der fes­te Grund in einer wan­ken­den Welt. Und dar­an führt kein Weg vor­bei, egal was wir davon hal­ten. In Afri­ka, im Nahen Osten und in Zen­tral­asi­en wer­den poli­ti­sche Bewe­gun­gen vor allem eth­nisch und reli­gi­ös defi­niert. Wenn die Frei­hei­ten der Indus­trie­ge­sell­schaft nicht mehr auf­recht­zu­hal­ten sind, keh­ren auch wir dahin zurück… Das Leben ist Schutz durch Ausgrenzung!

Was die Zukunft bringt, kann kei­ner im Genau­en wis­sen. Eines aber ist sicher: die ver­blie­be­nen euro­päi­schen Men­schen wer­den sich in neu­en Grup­pen zusam­men­fin­den und das Merk­mal, das Ban­ner, auf das es ankommt, auf das es im Grun­de immer ankam, wird das glei­che Ant­litz, die glei­che Abstam­mung, sein. Des­halb wird Fiume wie­der­kom­men, hun­dert­fach… Fiume wird die Lebens­form der Zukunft, wenn es eine Zukunft giebt!

Ich glau­be fest an eine beschei­de­ne­re Zukunft nach dem Ver­schwin­den der libe­ral­de­mo­kra­ti­schen Industriehölle…

Schleicht Euch wenigs­tens ein­mal für eine Wei­le aus der Burg! Jeder, der hin­ter die Mau­ern gese­hen hat, ist für die Herr­schen­den schon jetzt ver­lo­ren, denn er weiß:

Es ist alles nur ein ver­lo­ge­nes Spiel! Die wirk­li­che Welt ist noch da draußen!

Nichts schreibt sich
von allein!

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Kommentare (75)

Nils Wegner

22. Mai 2018 11:16

Starker (guter) Tobak. Wer sich allerdings am meisten eine Spät-1950er-BRD mit Wirtschaftswunder und ohne islamische – dafür aber immer gern asiatische oder christlich-afrikanische – Einwanderung wünscht, sollte besser schon vor dem Lesen eine Papiertüte über den Kopf ziehen, um nicht wegen Hyperventilation mit dem Kopf auf die Tischplatte zu schlagen.

muotis

22. Mai 2018 11:20

Ein lange ersehntes Glaubensbekenntnis, das mir meine Zurückhaltung erklärt, wenn es - trotz aller Sympathie!- um den Anschluß zu widerständigen Bewegungen geht.

Wortmeldungen des Anarchen von der Front sind seltene Perlen. Sie mögen Gehör finden und nicht zerredet werden!

Andreas Walter

22. Mai 2018 12:23

"Krude" ist gut. (?) (Ja, dieser Kommentar sollte ursprünglich wo anders hin, passt aber hier viel besser).

In manchen Kreisen junger Leute wird schon vom Zeitalter der Apokalypse gesprochen und sich darauf vorbereitet. Was wir jetzt daher erleben ist alles noch harmlos, das wird alles noch viel härter, viel "verrückter", zumindest aus heutiger oder vergangener (ab '45) Sicht, und das nicht nur in Deutschland.

Hunger, Krieg und Seuchen, Massenarmut, wenn nicht einige verantwortungsvolle Leute demnächst eine unerträgliche, eine untragbare Verantwortung auf sich nehmen. Nämlich die, alle Verantwortungslosen auszuschalten, zu deaktivieren. Was am besten durch ignorieren geht, aber eben in Massen. Strategisches Ungehorsam, was aber eh entsteht, je mehr Menschen das Vertrauen in die Herrschaftsklasse verlieren (oder eh nicht haben, in manchen Stadtvierteln). Politiker gibt es daher nur in halbwegs funktionierenden Gesellschaften, im Rest der Welt, ausserhalb der Großstädte, haben immer mehr Warlords, Kriegsherren das Sagen. Es entstehen dann wieder Parallelstrukturen innerhalb einer Hauptstruktur, und zu den Erbauern einer Solchen gehört man dann eben auch oder auch nicht. So sind ja letztendlich auch die Städte überhaupt erst entstanden. Erst mit Palisaden, später dann mit Mauern um eine Gruppe, die auch regelmässig ausgeritten ist. Aus den Städten wurden dann Länder, daraus Nationen und aus den Nationen Bündnisse und Imperien. Zu jeder Stufe gehört aber immer auch eine bestimmte militärische, moralische und ideologische Macht, die diese aufrecht zu erhalten fähig ist. Dazu ist die EU zum Beispiel gar nicht in der Lage, weder an den Aussengrenzen noch im Inneren, will aber trotzdem das Geld, Gold, ein sorgenfreies Leben. Das sind darum auch alles Verbrecher wie Leopold der II. oder Ludwig der XVI.. Als Christ bleibt einem darum immer nur die Flucht, dorthin, wo weniger Gierige und Irre aber Wehrhafte etwas stabiles aufbauen.

MARCEL

22. Mai 2018 12:42

Zu den wirksamsten Mitteln, Widerstand in einer postmodernen Zivilisation zu lähmen, gehört das permanente wie raffinierte Frustrieren eigener Wirksamkeit, eigener Macht-Erfahrung. Als Folge und Kompensation treten dann auf: Süchte, Depressionen, Rückzug ins Private oder eben Surrogate (Stichwort "Internet-Revolutionäre").
Die unheimliche Reaktionslosigkeit der offiziellen Politik entfaltet parallel dazu eine Sogwirkung, die alles in die Depression oder in den Zynismus zieht (Motto: Resignation statt Revolution oder einfach "Gnosis")
Das ist ansteckend und bedarf schon so etwas, wie einer Schutzimpfung! Zumal aufgestaute Aggressionen sich woanders ein Ventil suchen, z.B. im Straßenverkehr.
In baldiger Zeit wird man die Bewusstseinsbildung abschließen und in die Aktion, in die Tat einfließen lassen müssen (was punktuell bereits bravourös geschieht!)
Sie allein vertieft das gemeinsame Bewusstsein hin zu einer Kampfgemeinschaft, auf dies es nach Lage der Dinge ankommen wird (unsere Gegner haben sie bereits).
Die Aktion oder genauer die Revolte wird dann als Akt wieder angeeigneter Souveränität erlebt (vgl. Menachem Begin: "The Revolt"), durchaus schmerzlich und unter Einschluss bis dahin für den Einzelnen nicht für möglich gehaltener Tabubrüche.
Der lesenswerte Roman von Joseph Kessel "Armee im Schatten" (kongenial verfilmt mit Lino Ventura) beschreibt eindringlich wie schnörkellos die innere Wandlung der Résistance-Kämpfer im besetzten Frankreich. Obgleich sich manche nicht mehr wiedererkennen und wegen der verübten Taten vor sich selbst erschaudern, würde jeder und jede die Grundsatzentscheidung für den Widerstand immer wieder genauso treffen. Selbst dann, wenn einer der Protagonisten bitter zugeben muss: "on travaille à la perte", wörtlich: "Wir betreiben ein Verlustgeschäft".
Grüße! Marcel Kehlberg

Ein gebuertiger Hesse

22. Mai 2018 13:17

Großartiger, wegweisender Aufsatz. Sollte weitergesponnen und zu einem Kaplaken-Band verarbeitet werden. Lektüren wie diese werden im Wald und in der Heide gebraucht werden.

Der_Juergen

22. Mai 2018 14:43

Ein bärenstarker Artikel, geschätzter Raskolnikow! Zu den besten Abschnitten gehört folgender:

Wir sehen also die Zukunft all der migrations- und islamkritischen Widerstandsbewegungen voraus, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Kopftücher, „religiösen Wahn“, für das Recht auf Miniröcke, Redefreiheit und all den billigen Müll, den wir „westliche Werte“ nennen, engagieren: sie folgen den Regeln des industriedemokratischen Komplexes, sie werden gefressen, sie werden nichts verändern! Das System wird sie verdauen und schließlich stärker sein als vorher.

Dasselbe behauptet ein stilistisch bedeutend weniger brillanter, aber mit Ihnen in allem Grundsätzlichen einiger Kommentator, meine Wenigkeit, schon seit langem. Und wir stehen hier nicht allein auf weiter Flur.

Wenn die Situation unerträglich wird, sind es erfahrungsgemäss die radikalen und nicht die gemässigten Oppositionellen, die sich durchsetzen. Dasselbe scheint sich auch in der BRD abzuzeichnen.

Hartwig aus LG8

22. Mai 2018 15:16

Geehrter Raskolnikow, vielen Dank für Ihren Aufsatz.
H.

Der Gehenkte

22. Mai 2018 16:52

Ihr baut verbrechende an maass und grenze:
›Was hoch ist kann auch höher!‹ doch kein fund
Kein stütz und flick mehr dient .. es wankt der bau.
Und an der weisheit end ruft ihr zum himmel:
›Was tun eh wir im eignen schutt ersticken
Eh eignes spukgebild das hirn uns zehrt?‹
Der lacht: zu spät für stillstand und arznei!
Zehntausend muss der heilige wahnsinn schlagen
Zehntausend muss die heilige seuche raffen
Zehntausende der heilige krieg.

nom de guerre

22. Mai 2018 17:04

Vor Jahren habe ich mal den Wehrwolf von Löns gelesen. Daran musste ich bei dem Artikel denken - allerdings hatte Harm Wulf es vergleichsweise einfacher, da er den Bruch, seinen Rückzugs- und Widerstandsort, im wortwörtlichen Sinne vor der Haustür hatte und ihn nicht metaphorisch für sich erfinden musste.

Janno

22. Mai 2018 17:25

Schleicht euch für eine Weile aus der Burg?

Ich bitte Sie, die Burgmauern sind löchrig und morsch, die Burgeigner werfen Tücher und Nebelkerzen zur Verschleierung, nutzen die Furcht vor dem absehbaren Zusammenbruch, um immer neue, engere, brüchigere Notmauern zu ziehen, der Burgfrieden wird nicht mal mehr erkauft, er wird erpresst.

Doch ohne neue Burg geht es nicht, die Alternative wäre Normadentum und das wäre insoweit absurd, als es ja genau das ist, was der Liberalismus uns abverlangt.
Ob es jetzt reizvoller ist, als vereinsamtes Individuum in einer technophilen Dystupie von Schlafbox zu Schlafbox zu vagabundieren oder, ganz archaisch, mit Sippe und Esel durch Wälder zu streifen, nun ja.
Auch werden wir neolithische Revolution und den Strom nicht zurück in die Steckdose verbannen.
Mag sein, dass interne oder externe Einflüsse (Asteroid) uns neue, alte Lebensstile abverlangen, aber auch das wäre nur systemische Reaktion.

Wie lange wollen wir denn noch warten?
3 Generationen haben gereicht, um meine Sippe zu fragmentieren, zu pulverisieren, in ihre individualistischen Fragmente zu zerlegen.
Für meine Familie ist da nichts mehr, außer vergilbter Stammbäume ohne Relevanz und niemand ist darüber bekümmert, obwohl die wenigsten sich einen einsamen Lebensabend leisten können. Der Ort der Geburt wurde schon vom ersten Tag an als obsolet betrachtet, Ahnen und Traditionen gab es in meinem Leben nicht und ob es die für meine Kinder geben kann und überhaupt noch soll, ist mehr als zweifelhaft.
Das ich darüber mal siniere, der immer auch nur Verachtung für die Kleinbürgerliche, sich selbst freiwillig kastrierende, Herkunft verspürte, hätte ich vor Jahr und Tag auch nicht gedacht.

Mauerbluemchen

22. Mai 2018 17:36

Raskolnikow - molodez!!!

(Leider bin ich technisch zu doof, um mir die kyrillische Schrift auf dem Rechner zu installieren, daher muß ich den kundigen Leser bitten, meinen Kommentar oben gedanklich zu transkribieren).

Und nicht nur molodez, sondern auch URAAAA!

Christopher

22. Mai 2018 18:09

Oh, gut! Conan, der Barbar - Feigenblatt am Körper der Sezession? Wenn Sie mal in der Nähe von Braunschweig sind, kommen Sie zum Essen vorbei. Es gibt Fleisch.

Simplicius Teutsch

22. Mai 2018 20:52

Bei aller echten Sympathie für Raskolnikow, möge er Recht haben. Aber ich fürchte, es gibt keine bescheidene Zukunft. Es gibt kein zurück.

Ich will es kurz machen und mich wiederholen: Der alte Mensch stirbt, das ist sicher. Der neue Mensch wird zwangsläufig entstehen, oder auch nicht. Wir gehen in eine neue Phase der menschlichen Evolution über. Digital konditioniert und kontrolliert. Die Macht gehört den unwiderstehlich effektiv arbeitenden, asketischen, braunen Ameisengeschöpfen und ihren Staaten. Ob man sich dann noch – aus moralischen Gründen? – zu fütternde Konsum-Schweinderl hält?

Und Deutschland wechselt auf die Überholspur in die Transformation. Wir Deutschen vorne weg. Was wollen wir mehr! - Aber China holen wir wohl nicht mehr ein.

Ellen Kositza

22. Mai 2018 21:07

"Eine wirkungsvolle Widerstandsbewegung motiviert ihre Mitglieder und Sympathisanten vom Netz zu gehen."
Grad hat mir eine Tochter ein Dutzend aktueller Tweets/Instagrams/Facebookeinträge unseres "patriotischen Nachwuchses gezeigt". Schöne Menschen, keine Dummköpfe. Tochter: "Aber daß jemand von denen irgendwas ernsthaft liest - vergiß es einfach. Ein Claim mag gehen, mehr rezipieren die nicht. Die liken krasse Photos und denken dabei an die eigene steile Pose für das nächste Bild. Mehr ist halt nicht drin. So sind die Zeiten." Perlen v.d. S., leider.

Cacatum non est pictum

22. Mai 2018 21:07

Großartig! Der beste Text, seit ich bei der Sezession im Netz mitlese. Es arbeitet in mir seit heute mittag. Der Blick hinter die Burg könnte das sein, wonach ich in letzter Zeit immer stärker gesucht habe, ohne es genau zu wissen.

Diese ganzen mühsamen Grabenkämpfe mit den Linksliberalen - sie kosten unendlich viel Energie, aber wieviel Geländegewinn versprechen sie? Mutige Meinungskämpfer setzen ihre Existenz aufs Spiel: Dafür gebührt ihnen Anerkennung, aber verfolgen sie überhaupt die richtige Strategie?

Jeder Windstoß in Richtung Antifa, Regierungsparteien, Lügenmedien und dergleichen treibt die Mühlen für den Kampf gegen Rechts weiter an. Etwas Besseres kann den Regierenden und ihren Hintermännern gar nicht widerfahren. Wenn das Volk zerstritten ist, lassen sich politische Schweinereien am reibungslosesten durchsetzen. (Man lese dazu etwa die sogenannten zionistischen Protokolle - ein faszinierendes und lehrreiches Stück Literatur über die Art und Weise, wie man ein Volk unterdrückt - und zwar völlig unabhängig von der Frage ihrer Urheberschaft.)

Vielleicht ist also der Fokus vom großen Ganzen abzuwenden und tatsächlich auf die kleinen Gemeinschaften zu richten: auf die Familie, auf Zusammenschlüsse Gleichgesinnter. Möglicherweise wird sich von dort aus ein Wandel vollziehen, wenn immer mehr Menschen das Hamsterrad verlassen, gegenseitig für ihresgleichen sorgen und damit irgendwann Vorbildwirkung erzielen. Die tapferen Kämpfer gegen Rechts läßt man dabei elegant ins Leere laufen; sie werden ohnehin alsbald sehen müssen, wo sie bleiben, wenn die politische Saat aufgeht, die sie eifrig ausbringen geholfen haben. Diese Leute werden sich dann wieder bei uns einreihen und fortan ihr Maul halten - oder eben im Strudel der Geschichte untergehen. Beide Optionen wären mir recht.

Danke für die Inspiration!

Franz Bettinger

22. Mai 2018 21:08

Akif Pirincci würde so sagen: Ein Hund muss nicht begründen, weshalb er nicht mit einer Katze vögeln oder mausen will, und wir müssen nicht begründen, warum wir keine Fremden im Land wollen. Es ist einfach so. Werft dem System dies hin und keine anderen Argumente. Redet nicht von der Kriminalität und der Scharia oder dem IQ der Invasoren. Solche Gründe kann das System kontern mit Schein-Argumenten wie Integration. Nein, geht gar nicht darauf ein. Werft ihm Unverdauliches vor die Füße. Nur so wird es gehen.

Weltversteher

22. Mai 2018 21:16

Herr Raskolnikow, Sie sind Ihre DNA? Weil Sie sich Ihre Eltern nicht ausssuchen konnten?
Mit Verlaub: Auch wenn Sie sich an das Aussuchen nicht erinnern können, haben sicherlich auch Sie sich Ihre Eltern, vor der Geburt, ausgesucht. Um so in die passende Lage für dieses Leben zu kommen. So wird es auch im nächsten sein.

Martin Heinrich

22. Mai 2018 21:22

Raskolnikov,

nun seien Sie doch endlich einmal konsequent. Wenn es sich bei Ihrem Text um "Selbstgespräche eines Soziopathen" handelt, dann belassen Sie es bitte auch dabei. Sprechen Sie nur mit sich selbst. Was werfen Sie Ihre Gedanken als "Selbstgespräch" dann überhaupt hier in die Manege und schielen letztlich doch auf Reaktionen?

Sie wollen doch ohnehin niemanden "... überzeugen ... bestätigen ... abhalten ... oder anregen." Also was soll das? Soll das Ganze eine Art neurechte Zen-Koan sein? Es scheint so. Wie ein Zen-Meister verweigern Sie jegliche Antwort:

"Es giebt zahlreiche weitere und sehr wirksame Möglichkeiten des Widerstands. Doch hier ist nicht der Ort, sich über solcherlei zu verbreiten. Wer diesen Text versteht, weiß selbst, was zu tun ist!"

Das ist die typische "Meisterantwort": Solange man noch nicht selbst "da draußen war", ist man halt noch der dumme kleine Schüler, der innerhalb der verrottenden Burganlage herumirrt und vom Meister befreit werden muss.

Sind Sie dieser Meister? Sind Sie der neue Gabriele d'Annunzio, der uns in das neue Fiume führt?

Deswegen nochmal: Seien Sie doch endlich konsequent!

"Jeder, der sich aus den Netzwerken aller Art zurückzieht, sich unabhängiger von Anschlüssen und Zulieferern macht, so gut er kann, stört die Strukturen, mindert den Zugriff der Technologie auf sein Leben."

Sie schreiben hier auf SiN, Sie benutzen Twitter und wollen uns erzählen, wie dem System zu entfliehen sei? Gut. Dann seien Sie radikal konsequent. Kappen Sie diesen ganzen Quatsch! Gehen Sie radikal an die Wurzeln!

Ich hingegen saufe mir über Hermann Löns "Wehrwolf" meine nordischen Vorfahren und meinen "Widerstand" schön. Damit richte ich mir zwar nur innerhalb der Burganlage mein kleines gemütliches Zimmer ein. Aber ein mobilisierender Mythos ist mir immer noch lieber als ein demotivierender ...

Fredy

22. Mai 2018 21:27

Wunderschön geschrieben. Heute? Oder schon vor 200 Jahren? Der Text ist seither immer aktuell.

Nie war es einfacher sein Leben zu leben, auszusteigen, aus der Burg raus, nomadisieren, die kleine eigene Burg aufbauen, was auch immer, als heutzutage. Eine Widerstandsbewegung wird aber nie draus. Entweder bleibt man alleine, in der Familie, oder endet in sektenähnlichen Zuständen, mit einem selbsternannten Führer, Despoten oder Patriarchen.

Aber versucht es meinetwegen.

"Perlen v.d.S." mit Bezug auf das Klientel, das hier nicht nur liest und schreibt sondern auch bestellt ... da sag ich weiter nichts dazu.

Monika

22. Mai 2018 21:30

Ein tröstlicher Beitrag meines Lieblingssezessionisten !
Verwurzelt in der DNA meiner Altvorderen wage ich mit Jesus zu sagen: Lass die Toten ihre Toten begraben. So viel Freiheit muss sein.
"Die Männer legten ihre Waffen in Kammern ab und schliefen ohne Stiefel".
Nein ! Manchmal behielten die Männer ihre Stiefel an. Dann, wenn sie einen Helden zeugen wollten :))))

Fredy

22. Mai 2018 21:36

Nachtrag:

Erfahrungsgemäß wollen die meisten Träumer vom anderen Leben immer ihr gesamtes Umfeld zwangsweise mitträumen lassen. Und solange man die anderen nicht zum Traum zwingen kann, will man den eigenen Traum selbst auch nicht leben. Macht keinen Spaß , zu anstrengend, zu abgesondert, zu viel Verlust, zu hohes Risiko, ohne Absicherung ...

Das ist die kleinbürgerliche Denke. Echte Aussteiger wie Raskolnikow kann man dagegen achten. Es wundert mich nur, dass er erstlich glaubt eine Bewegung könnte daraus entstehen.

DanielKnight

23. Mai 2018 00:27

"Eine wirkungsvolle Widerstandsbewegung motiviert seine Anhänger vom Netz zu gehen". Ich würde eher behaupten dass es genau das wäre was der politische Gegner wollte. Ohne Internet wäre die "neue Rechte" nie da wo sie jetzt ist und auf verlorenem Posten. Im Allgemeinen, und das ist nur meine Meinung, kann ich persönlich mit diesem Text nichts anfangen. Finde ihn irgendwie deprimierend.

eike

23. Mai 2018 04:50

Es kreißte der Berg und gebar eine Maus.

Nach einem Eilmarsch durch die Menschheitsgeschichte, von Neanderthalern über Burgbewohner bis zur US digital warfare - mit dem üblichen Seitenhieb auf die Aufklärung - die Endlösung: Tut nichts, zieht Euch aus allen Netzwerken zurück, entzieht dem Schweinesystem die Gnade Eurer Präsenz und eures Handelns ... und wartet bis es von selbst zugrunde geht.

Der literarische Raskolnikov bringt wenigstens noch Wucherer um, der "fake Raskolnikow" will warten, bis er abgeschlachtet wird.

Und das Ganze ziert er zur Verwirrung seiner Fans mit dem Titel "Fiume kommt wieder".

Waldgaenger aus Schwaben

23. Mai 2018 06:23

Ein Bekannter von mir hat ein Haus, in das der Vorbesitzer Ende der 1960iger Jahre einen Bunker im Keller eingebaut hat. Aus Angst vor dem Atom, Kernkraft und Atomkrieg und so.

Ein recht passabler Weinkeller ist dieser Bunker inzwischen.
Aber vielleicht kommt er ja doch noch zum Einsatz, folgt man dem Autor.

Mein Bekannter macht sich allerdings Sorgen über das Streusalz, das von der Straße her eindringen könnte und den Stahl im Stahlbeton korridieren könnte. Mehr als ein und zwei Jahrhunderte hält das Ding nicht mehr, meint er.

quarz

23. Mai 2018 07:04

@Bettinger

"Redet nicht von der Kriminalität und der Scharia oder dem IQ der Invasoren. Solche Gründe kann das System kontern mit Schein-Argumenten wie Integration. Nein, geht gar nicht darauf ein. Werft ihm Unverdauliches vor die Füße."

Ja, auch ich plädiere für das selbstbewusste Bekenntnis zu elementaren Präferenzen. So wie sich niemand dafür rechtfertigen muss, dass er A heiratet und Bs Antrag verschmäht, so ist es unser gutes Recht, lieber mit gewissen Leuten in einer Kulturgemeinschaft zusammenzuleben als mit gewissen anderen.

Dennoch ist es wichtig mit "Kriminalität, Scharia und IQ" zu argumentieren, weil die Fakten, die diesen Argumenten zugrunde liegen, so erdrückend sind, dass sich ihnen kein intellektuell redlicher Mensch entziehen kann. Einem "Konter" mit "Integration" stehen so eindrucksvolle Erfahrungsdaten in Bezug auf die Grenzen möglicher Integration gegenüber, dass er nur bei Leuten Wirkung zeigt, die ohnehin keinerlei Lernbereitschaft an den Tag legen und nur nach rituellen Beschwichtigungshäppchen lechzen, die sich irgendwie nach Argument anhören.

Utz

23. Mai 2018 07:19

Zwischen allen Zeilen immer wieder die Frage: Wie wird die Zukunft? Wenn wir das nicht erahnen, können wir auch nicht wissen, was sinnvoll zu tun ist. Werden wir alle miteinander "abgeschlachtet" wie eike in den Raum stellt? Werden wir in unserer eigenen "Sportart" wegkonkurriert, von "unwiderstehlich effektiv arbeitenden, asketischen, braunen Ameisengeschöpfen" wie Simplicius Teutsch vermutet (wobei ich "asketisch" und "braun" noch nicht so recht zusammenbringe, muß eine seltene Rasse sein)? Degenerieren wir einfach, wie Ellen Kositza andeutet, in einem Schweinestall, in den dann irgendwann auch keiner mehr Perlen wirft? Läßt man uns "bloß" degenerieren?

Bei Raskolnikows Text hatte ich andauernd eine kommende Ressourcenknappheit vor Augen. Vielleicht ist das ein gemeinsamer Nenner auf den wir uns einigen können: Ein begrenzter Planet, mit wachsender Bevölkerung und wachsenden Ansprüchen, wird irgendwann Probleme bekommen. Über den Zeitpunkt kann man streiten. Aber es wird dann klar, daß wir auf einer Burg waren, wenn die Mauern gefallen sind. Der Rat vom Netz zu gehen ist auch sinnvoll, schließlich muß ja das Schwert wieder hervorgeholt und entstaubt werden.

Durendal

23. Mai 2018 07:28

Deutschland und Teile Europas stehen mittelfristig bestenfalls brasilianisch-südafrikanische und ungünstigstenfalls bosnisch-libanesische Verhältnisse bevor. Aussteiger gehörten dort nicht zu jenen, die diese Bedingungen erfolgreich bewältigten.
Fast überall, wo sich einzelne Gruppen in solchen fragmentierten Gesellschaften erfolgreich behaupten, tun sie dies gestützt auf leistungsfähige eigene Organisationen und Solidarstrukturen.
Starke Gruppen betreiben erfolgreiche Lobbyarbeit für die eigene Sache und sind wehrhaft (meist mit den Mitteln der "Soft Power"), wenn ihre Interessen verletzt werden. Schwache Gruppen sorgen dafür, dass sie unverzichtbare Helfer der Mächtigen sind und ansonsten nicht weiter auffallen.

Lotta Vorbeck

23. Mai 2018 07:29

@Martin Heinrich - 22. Mai 2018 - 09:22 PM
@eike - 23. Mai 2018 - 04:50 AM

Raskolnikow befindet sich seit Jahren nicht mehr in der BRD.
Raskolnikow war/ist im Donbass und zwar an der HKL, nämlich dort, wo bis heute täglich geschossen und auf ebenso vielfältige wie überaus unschöne Art gestorben wird.

Sie werter @Martin Heinrich und Sie werter @eike haben gewiß wenig Grund dazu, gerade dem Alt-Sezessionisten Raskolnikow irgend etwas und schon gar keine mangelnde Konsequenz vorzuwerfen.

Lotta Vorbeck

23. Mai 2018 08:18

@Waldgaenger aus Schwaben - 23. Mai 2018 - 06:23 AM

Ein Bekannter von mir hat ein Haus, in das der Vorbesitzer Ende der 1960iger Jahre einen Bunker im Keller eingebaut hat. Aus Angst vor dem Atom, Kernkraft und Atomkrieg und so.

Ein recht passabler Weinkeller ist dieser Bunker inzwischen.
Aber vielleicht kommt er ja doch noch zum Einsatz, folgt man dem Autor.

Mein Bekannter macht sich allerdings Sorgen über das Streusalz, das von der Straße her eindringen könnte und den Stahl im Stahlbeton korridieren könnte. Mehr als ein und zwei Jahrhunderte hält das Ding nicht mehr, meint er.

______________________________

... ja!

Und das Streusalz diffundiert in gelöster Form mit dem Niederschlagswasser durch den Erdboden ... in Richtung der in Stahlbeton ausgeführten Bunkerschale ... und wenn Beton/Stahlbeton dauerhafter Feuchtigkeit ausgesetzt ist, kann es zur umgangssprachlich als Betonkrebs bezeichneten

Alkali-Kieselsäure-Reaktion
https://de.wikipedia.org/wiki/Alkali-Kiesels%C3%A4ure-Reaktion

kommen ... je nach Wandstärke hielte der verbunkerte Weinkeller Ihres Bekannten dann womöglich nicht mal mehr ein Jahrhundert lang stand ...

Lotta Vorbeck

23. Mai 2018 08:44

54 Jahre her, in der BRD des Jahres 2018 schier undenkbar:

Das Begräbnis Paul Lettow von Vorbecks am 13. März 1964 in Pronzdorf
https://www.youtube.com/watch?v=JXXT4PO7v_c

Anmerkung zum damaligen Verteidigungsminister:
Kai-Uwe von Hassel (* 21. April 1913 in Gare, Deutsch-Ostafrika; † 8. Mai 1997 in Aachen)

Franz Bettinger

23. Mai 2018 09:08

Sie sind ein genauer Beobachter, Lotta, der mir nichts durchgehen lässt. Ja, Sie haben recht. Mit all meinen Rundmails tue ich doch nur: argumentieren. Ich argumentiere gegen die Lügen des Regimes. Ich gehe auf ihre Propaganda ein, statt ihnen vor die Füße zu scheißen. Aber auch der gute Raskolnikow ist nicht konsistent in seinen Beiträgen, ja nicht einmal innerhalb dieses letzten Beitrags auf SiN ist er es, und das haben einige wenige Kommentartoren gemerkt. Folgerichtigkeit ist aber auch gar nicht nötig. Es ist gut und erlaubt, ein bisschen um sein Feuer herum zu oszillieren, mal diesen Flacker, mal jenen abzugeben, mal die mal jene Position auszuprobieren. Ich verstehe, was R sagen will. Es ist eine Taktik, die vielleicht
funktioniert, aber es ist nicht meine. Zumindest nicht stets und ausschließlich. Ich wechsele meine Waffen. Ich bin eher auf der Seite von Jack Danovans Männern und Barbaren. Ich glaube wie Danovan: Allein sind wir nichts, als Bande vereint aber könnten wir viel erreichen. - Ich hatte gestern Nacht einen Albtraum (gar mit Herzbeschwerden). Darin war ich von invadierten Kindern und Jugendlichen umringt. Deren kalten Gewinneraugen. Ich wusste, ich würde jetzt sterben, und wollte nicht. Ich war allein und war kein Held. Gruß, Franz

Rorschach

23. Mai 2018 09:56

Solche Gedankengänge hegte ich, bevor ich auf SiN und die "Neue Rechte" gestoßen bin und ich muss zugeben, dass ich mich auch seit einiger Zeit zu sehr mit der Kritisierung der Syptome beschäftigt habe und außerdem zu viel am Netz war. Danke für diesen Aufsatz, der mich wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat. Ich muss nur warnen, solcherlei Gedankenspiele können sich lange fortsetzen, ohne an ein Ergebnis oder eine Lösung zu gelangen. Das kann sehr deprimierend werden und ist nicht für Jedermann auszuhalten.

Gustav Grambauer

23. Mai 2018 09:59

Raskolnikow,

- bei aller Zustimmung über Ihre Ausführungen zum, wie Sie ihn treffend nennen, Industrieliberalismus -:

Seit meiner Kindheit pflege ich alle Erklärungen, Aufforderungen und bis hin zu moralischen Erpressungen und Nötigungsversuchen als Angebote (oder Übertölpelungen) zum Mitspielen bei Spielen anzusehen. Konsequent gedacht war auch der Überlebenskampf in den Wildnissen, - sofern das damalige Leben überhaupt darauf beschränkt war -:

https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsscheibe_von_Nebra

nur ein Spiel, die Hindus wissen es:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lila_(Hinduismus)

Auch im Christentum gibt es diesen Zugang, Stichwort Deus Ludens. Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung, in denen es um nichts anderes als um das Spielen geht, könnte man Ihrem Beitrag geradezu diametral entgegenstellen, deren Kernsatz lautet:

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt".

Muß es Ihnen sagen: auch Sie sprechen insofern nur die Einladung zu einem Spiel, zu Ihrem immergleichen Spiel "Wolfsrudel", aus. Dabei ist es ein cleverer Zug, daß Sie diesmal gleich in der Einleitung schreiben "Ich will weder jemanden ..., noch jemanden ..., niemanden ..." und somit von Ihrem sonst bei aller Demuts-Koketterie üblichen suggestiven Aufbau moralischer Erpressung via Virtue Signaling ("Ich hole für euch für Kohlen aus dem Feuer und ihr kriegt euren A... nicht von der Ofenbank weg ...") verzichten, was Ihren Text auch weniger befremdlich als Ihre bisherigen lesbar macht.

Wer bei Ihrem Wolfsrudel-Spielangebot, - und, wie gesagt, mehr ist es nicht -, mitmachen will, der soll es tun. Ich für meinen Teil danke bestens.

Wenn ich schon irgendwo mal mitspiele, dann ist es mein Anliegen, daß es (a) ein sauberes Spiel sein muß und ich (b) auch selbst sauber, konsistent spiele. Mache Sie - erneut und erneut - auf eine winzige Ungereimtheit aufmerksam. Habe gehört, daß Sie sich einer exquisiten christlichen Kirche angeschlossen haben. Was sagen eigentlich Ihre dortigen Mentoren, was sagen eigentlich Ihre dortigen Brüder und Schwestern dazu, daß Sie hier als Trivialmaterialist auftreten und dabei sogar noch um Dimensionen hinter Darwin in den Homo-Homini-Lupus-Status regredieren? In Ihrem Text findet sich nicht der Hauch eines Anklangs an irgendeine sphärische Qualität wie vielleicht i. S. v. "Ihr aber seid nicht fleischlich sondern geistlich":

https://www.youtube.com/watch?v=bFAH8kbv1s4

(Dieselbe Frage stellt sich im Prinzip auch für Monika. Was ist die Bezugnahme auf die Bergpredigt nach dieser Schwärmerei für ein solch totalentchristetes Programm, in dessen Zentrum einzig noch der "nackte Überlebenskampf in Wald und Heide" steht, noch wert?)

Sie werden vielleicht sagen: der Überlebenskampf wird sowieso unausweichlich sein. Aber als Christ wissen Sie auch, daß Ihnen "nach Ihrem Glauben geschieht" (Matth. 9.27), was heutzutage sogar bei vielen Erzmaterialisten als Selbsterfüllung der Prophezeihung bekannt ist. D. h. wenn Sie an die Notwendigkeit eines "nackten Überlebenskampfes in Wald und Heide" glauben, dann wird Ihnen so geschehen, dann wird sich dies für Sie (!) so erfüllen. Danisch sagt dazu immer "geliefert wie bestellt".

"Wir treten einfach mal die gesamte Zivilisation in die Tonne"

- ist zwar der intellektuelle und vielleicht auch lebenspraktische Clou an Marktlücke, mit der Sie sich mit Ihrer psychischen Struktur, Ihren Neigungen und wahrscheinlich auch Fähigkeiten am besten in der Übergangsphase zur Postmoderne profilieren können und

- ist durchaus Ihr bestverfügbarer Köder, um Rudel-Gefolgschaft anzulocken, wonach Sie offensichtlich lechzen,

aber wir werden noch sehen, ob Sie später, wenn Sie der Überlebenskampf zu erdrücken beginnt, Ihre heutigen Spiele mit Ihrem diesbezüglichen Glauben nicht noch verfluchen werden.

War kurz davor, Ihnen den "Gang aufs Land. An Landauer" von Hölderlin hier reinzukopieren. Aber ich wäre, wie eigentlich schon beim obigen Schiller-Zitat, in der Erklärungsposition dafür, daß es sich dabei nicht lediglich um Firlefanz der Polis handelt, und in diese Position begebe ich mich nicht, zu einer solchen Erklärung reichte auch unsere Schnittmenge nicht aus.

- G. G.

Valjean72

23. Mai 2018 10:42

Das ist in der Tat ein starker Artikel, der auch schon kontrovers diskutiert wird, wie ich feststelle.

Dies verwundert nicht, hält dieser Text doch den neurechten Oppositionsbewegungen – auch und gerade den hippen und populären darunter - ungeschminkt den Spiegel vor.

“Wir sehen also die Zukunft all der migrations- und islamkritischen Widerstandsbewegungen voraus, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Kopftücher, „religiösen Wahn“, für das Recht auf Miniröcke, Redefreiheit und all den billigen Müll, den wir „westliche Werte“ nennen, engagieren: sie folgen den Regeln des industriedemokratischen Komplexes, sie werden gefressen, sie werden nichts verändern! Das System wird sie verdauen und schließlich stärker sein als vorher.“

Hier würde ich noch die Möglichkeit hinzufügen, es zumindest als denkbar zu erachten, dass diese Oppositionsbewegungen vom System selbst geboren, bzw. gepäppelt wurden. (freilich nicht auf offener Bühne, nicht klassisch und direkt)

Egal, gestern las ich vorher auch eine Buchbesprechung auf ZEIT-Online zu Thea Dorns „Deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten.“

>>P a t r i o t i s m u s a l s G e g e n z a u b e r
Die Autorin Thea Dorn will den Rechten einige Begriffe entreißen und fordert einen aufgeklärten Kulturnationalismus. Sie erkauft ihre Thesen durch gefährliche Unschärfen.<<
https://www.zeit.de/kultur/literatur/2018-05/thea-dorn-patriotismus-deutsche-kultur-rechte-buch

Erwartungsgemäß wird die Autorin vom Journalisten der ZEIT heftig kritisiert aber es tritt doch hervor, dass Frau Dorn auf jenem, von Raskolnikoff beschriebenen, dem System dienenden, „Gradienten“ wandelt.

Die Grundsatzfrage unsere Zeit leitet sich mE aus folgender Passage ab:

„Außerdem ist das Ende der technischen Zivilisation weder unser Ende noch das Ende der Welt. Der Tod des globalen Industrieliberalismus ist keine Apokalypse, sondern eine Wiedergeburt.“

Was ist denn tatsächlich wichtig und von existenzieller Bedeutung?

Sind es die zu bloßen Hülsen verkommenen Schlagwörter wie: westliche Werte, parlamentarische Demokratie, Wirtschaftswachstum, „Menschenrechte“ etc. pp. (insgesamt ein westlich-liberaler Lebensstil) oder geht es letztendlich um das Überleben unseres Volkes und damit einhergehend auch um das Überleben anderer Völker?

Wie soll das Herz Europas in der Zukunft aussehen, in 20 Jahren, in 50 Jahren, in 100 Jahren?

Schaffen wir es (und unsere Nachkommen) die gemeinsame, jahrtausendealte Ahnenreihe fortzusetzen oder nicht?

Ragnaroek

23. Mai 2018 12:48

Natürlich kann das Deutschtum und die Deutschen überleben, selbst wenn es zum äußersten kommen sollte.
Ein Beispiel ist eine Kleinstadt im Süden Brasilien, Pomerode.

Ein deutsches Kleinod im Urwald, sauber, reich, friedlich un urtümlich deutsch.

Zu sehen in einer sehr schönen Dokumentation auf Arte.

https://www.arte.tv/de/videos/078159-000-A/polka-palmen-pomerode/

Janno

23. Mai 2018 12:51

Zu viel Defätismus.

Es reichte eine mittelgroße Stadt zu erobern- natürlich im System, Eigentum an der Stadt erwerben, sich politisch verankern, die neue Burg proklamieren und jenen Zuflucht gewähren, die mitmachen wollen.
Natürlich würde der Kampf dann erst beginnen, kann man sich nicht ohne weiteres aus der Entität BRD lösen, doch ein feiges System wie das heutige würde entweder aus Furcht vor "schlimmen Bildern" kapitulieren oder aber die Büchse des Bürgerkrieges öffnen. Letzteres traue ich der wehrlosen Gesellschaft nicht zu, dazu sind die Brüche in Polizei und Armee zu groß (und der migrantische, wertelose Teil NOCH zu klein).
Vermutlich scheitert es eher an der Heterogenität der Burgflüchtlinge.
Die einen sehnen sich nach Orthodoxie, die anderen nach heidnischen Nischen, der Reichsbürger mäandert zwischen Metternich und Bismarck, derweil Sozialisten und Libertäre auch hier, ganz im Sinne des Artikels, munter weiter würfeln.

Also strickt jeder an seiner eigenen kleinen Burg und hat keine Chance gegen die imperale Flotte und ihre Sternzerstörer.

Monika

23. Mai 2018 13:14

Schon als kleines Mädchen brachten mich ernste und feierliche Männergeprächsrunden ( Prophezeiungen ) dicht an meine Lachgrenze. Es fehlte nur eine kleine Äußerung und ich mußte laut losprusten. In Erinnerung ist mir der Satz meines Opas:" Isch wollt, es dät en Schlaach un die Welt ging unner" ( Ich wollte, es täte einen Schlag und die Welt ginge unter). Über die Art und Weise des Weltunterganges wurde besonders feierlich gesprochen . Das war ein religiöses Ereignis und kein profanes ( wie Krieg oder Umweltschöden) .
Warum fällt mir das zu diesem Forum ein ? ( Leider fehlt der Zigarrengeruch und der Äppelwoi, an dem ich mal nippen durfte ).
Vielleicht ist unser Raskolnikow ja ein Sektierer ?
Bei Czeslaw Milosz lese ich:
Prophezeiung
Im Jahre 1900 schreibt Wladimir Solowjow in seinem Werk " Drei Gespräche" über die Sekte der Lochbeter in Rußland. Diese bohrten ein Loch in die Wand ihrer Behausung und beteten zu ihm: 'Heiliges Loch !'
Ich bin ganz sicher, dass unser Raskolnikow es schon bereut, diesen Beitrag geschrieben zu haben. Das geschah ihm in einem schwachen Moment !
Jetzt gehe ich zu den Weibern in die Küche. Mit zunehmendem Alter wird es dort interessanter :))))

Monika

23. Mai 2018 13:53

aus Czeslaw Milosz, Hündchen am Wegesrand
Unsere Vorfahren
.....Nützen wir unsere Phantasie für einen Moment, um uns vorzustellen, wie unsere Eltern, unsere Großeltern, dann unsere Urgroßeltern und noch frühere Vorfahren gelebt haben. Auch wenn es unter ihnen einige gegeben hat, die wohlhabend waren oder auf andere Art privilegiert - der Gestank und der Schmutz, in dem sie lebten, weil es damals nicht anders ging, scheint uns heute befremdlich, wo jeder eine Dusche und eine Toilette zur Vefügung hat. Gewiß waren unter ihnen auch Hungerleider.....Unsere Ur-Ur-Urahnen starben wie die Fliegen, durch Epidemien, Hunger, Krieg, und immer wimmelte es von Kindern, obwohl durchschnittlich von Zwölf Kindern nur eines oder zwei überlebten. ....Wenn man unsere Geschichte zurückverfolgt bis zu unseren Ur- Ur - Urahnen, die durch das Unterholz eines düsteren Waldes stapften und deren winzige Waffe ein spitz zugeschliffener Stein war, mit dem man den Schädel eines Feindes spalten konnte, dann möchte es uns so scheinen, als würden wir nur von unseren Eltern abstammen. .......
Kurz, die Chance war verschwindend gering, dass wir so, wie wir sind, bereits das Licht der Welt erblickt haben, mit all unseren genetischen Anlagen, die wir der Teufel weiß von welch bedauernswerten Kreaturen mitbauf den Weg bekommen haben. Die bloße Tatsache, daß die menschliche Rasse überhaupt bis heute überlebt und sich sogar übermäßig vermehrt hat, muß bereits erstaunen. ......Schon längst hätte unsere Art vom Erdboden verschwinden sollen, und doch gibt es uns noch immer, wir sind wohl unverwüstlich.
Du und ich, wir sind zufällig dabei, darüber sollten wir mal ernsthaft nachdenken, auch wenn wir zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen werden."

nom de guerre

23. Mai 2018 15:53

@ Lotta Vorbeck
>>Raskolnikow befindet sich seit Jahren nicht mehr in der BRD.
Raskolnikow war/ist im Donbass und zwar an der HKL, nämlich dort, wo bis heute täglich geschossen und auf ebenso vielfältige wie überaus unschöne Art gestorben wird.<<
Sie wissen aber schon, dass diese Behauptung ziemlich wertlos ist, solange Raskolnikow nicht unter Klarnamen schreibt. Da seine Identität nicht bekannt ist (Anmerkung, damit keine Missverständnisse aufkommen: Wer sich hinter seinem Namen verbirgt, interessiert mich nicht und es geht auch niemanden etwas an), lässt sich weder die Authentizität seiner Einlassungen überprüfen noch das Zutreffen oder Nichtzutreffen von Aussagen, die, auf der Grundlage eines angeblichen Wissensvorsprungs gegenüber anderen Foristen, über ihn getroffen werden. Das alles kann stimmen, es kann sich aber genauso gut um einen braven Bürger handeln, der hier und anderenorts seine dunkle Seite - sowie seine Lust an der Provokation - auslebt und sich noch nie auch nur in der Nähe des unfriedlichen Donbass aufgehalten hat.

Kositza: Auch Lotta (übrigens auch ein "nom de guerre") kennt R., der ja schon an ein paar Büchern von Antaios (glaub nicht mit Klarnamen, aber mit Photo) beteiligt war. Dafür bürge ich!

Heino Bosselmann

23. Mai 2018 16:47

"Der Siegeszug der Aufklärung war die logische Folge der Verwechslung des höfischen Spiels mit dem wahren Leben." - Derartige Texte, Essays klarer Prägnanz, gußeisern solide, dabei aber filigran gearbeitet, wünschte man sich hier wie andernorts öfter. Wohltuend und erfrischend, wie der Autor ganz ohne "metapolitische" Affektiertheiten auskommt und auf Gelahrtheit verzichtet. Was den leisen, leicht bitteren Witz betrifft: Literarischer Wert. - Die Herren Hobbes, Spengler, Lorenz, Gehlen und deren geistesgeschichtlich nennenswerter Anhang wären, still nickend, sicher zum Händedruck bereit. - Selten drucke ich was aus. Diesmal allerdings gern. -

CJD

23. Mai 2018 18:44

Servus Raskolnikow,

sobald das nächstgelegene Elektrizätswerke zerstört sein wird, sind wir mitten in Ihrem Szenario. Ich bin bereit und freu mich drauf! Dann wird das Leben wieder ganztags echt, die Städter werden sterben wie die Fliegen und die DNA-Spreu trennt sich automatisch vom Weizen. Nur wertvolle Gedanken enden nicht als Brennstoff und ich bin gespannt, welche Sezessionisten man dann noch trifft.
Alpiner Gruß!

Waldgaenger aus Schwaben

23. Mai 2018 20:00

@Lotta Vorbeck

Mein Bekannter, nennen wir ihn R., wird in fünfzig Jahren vermutlich hoch in den Neunzigern, einsam in seinem bröckelnden Bunker/Weinkeller sitzen und noch auf den Weltuntergang warten.
Seine größte Sorge aber wird sein, dass zu viel des guten Weines noch übrig ist, wenn Freund Hein kommt.

Er ist Fiktion, der Bekannte, nicht Freund Hein.
Es gibt kaum etwas Lächerlicheres als einen in die Jahre gekommenen Weltuntergangspropheten, dessen Vorhersagen ausblieben.

Es liegt aber schon eine apokalyptische Stimmung wie Nebel über dem Land. Nicht zu Unrecht.
Man kann heute harte Prognosen, so mit Statistiken und Zahlen und konkreten Vorhersagen und Handlungsempfehlungen wagen.
Oder man kann versuchen die Stimmung literarisch einzufangen.

Aber der vorliegende Text ist keines von beiden, nicht Fisch und nicht Fleisch.

Der Eilmarsch (elke) durch die Weltgeschichte der wichtige Schauplätze ausser Acht lässt, verdirbt vieles. Der Autor sollte ihn weg lassen und eine Parabel über das Leben und Sterben auf einer zerfallenden Burg schreiben, dann könnte noch etwas daraus werden.

Stil-Bluete

23. Mai 2018 21:01

@ Raskolnikow

Sie sind einfach stark!

Bildlich gesprochen: Gärtnerin aus Liebe: Weg mit den toten Koniferen! Männer hört: Es gibt einen besseren Kampf als den der Laubpuster, Rasenmäher, Kettensäger:
Her mit der Ranke und Rebe, der Linde und Eiche, der Kiefer und Tanne, der Hecke und dem Gebüsch, dem Hagebutte/Heideröslein, und dem Holunder, der Haselnuss und Kastanie, dem Apfelbaum und Pflaumenbaum. Und nun, nach Spargel und Erdbeere, freudige Erwartung auf die reife einheimische Süßkirsche, Herzkirsche, Knupper.

Gustav Grambauer

23. Mai 2018 21:30

"Man kann, wenn man anschauliches Wahrnehmungsvermögen hat, nicht anders als, ich möchte sagen, 'herausriechen' aus der Nibelungendichtung, wie die Menschen, von denen diese Dichtung spricht, über öde Strecken hin gelebt haben, die weit, weit von dichten Wäldern bedeckt waren. Waldcharakter und alles, was sich den Menschen aufprägt dadurch, daß sie in den waldbedeckten Landen wohnten, das drückt sich in den Nibelungendichtungen aus. Wir können uns nicht vorstellen, daß die Nibelungenmenschen so aussahen, auch in den Gestalten des Nibelungenliedes, wo die Menschen sehr vermenschlicht sind, wie die Menschen zum Beispiel des späteren Deutschland nach dem Jahre 1200 ausgesehen haben. Wir müssen uns vorstellen, daß diese Menschen innerlich mit einem anderen Seelenleben begabt waren als jene späteren Menschen. Wir müssen uns vorstellen, daß sie ein viel instinktiveres, ein elementareres Fühlen hatten als die Menschen der späteren Zeit. ... Es ist eben ein Instinktiveres, wenn man das Wort nicht mißversteht: ein Wilderes, eben ein Elementareres, das mit einer ursprünglicheren Kraft als später aus der Menschenseele hervorquillt. Ungefähr von dem Ende der Zeit, in das die Nibelungendichtung noch hineinweist, rührt dann das her, was man die mitteleuropäische Bürgerzeit, das mitteleuropäische bürgerliche Leben nennen könnte. Wie bildete sich das heraus? Das bildete sich so heraus, daß nach und nach in weitem Umkreise die Wälder ausgerodet wurden, daß über weite Landstrecken Mitteleuropas hin, auf den Gebieten, die früher mit fast undurchdringlichen Wäldern bedeckt waren, Wiesen und Kornfelder entstanden. Das brachte eine andere Menschheit herauf, als die letzte Waldmenschheit war. ... So haben wir in diesem mitteleuropäischen Bürgertum bereits eine Art von in sich gerundetem Schicksal: das Aufgehen in dem Zeitalter, in dem sich weite Waldstrecken gerade des späteren Deutschland aus Waldgegenden in Wiesen und Felder verwandeln, und dann die Entwickelung vom 13. bis ins 20. Jahrhundert hinein und den furchtbaren tragischen Absturz im 20. Jahrhundert.

...

Wahr ist es allerdings und innerhalb dieser Grenze richtig aber eben nur, weil innerhalb dieser Grenze, einseitig, daß sich ausbreitet, namentlich über die mitteleuropäischen Städte, jene Seelenstimmung, welche mit diesem mitteleuropäischen Bürgertum gemeint sein kann, daß sich aus diesem Bürgertum die mitteleuropäische Kultur herausentwickelt. Das ist von der einen Seite her vollständig wahr. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit, es ist nur ein Teil, ein Glied der Erscheinungen, die sich herausentwickelt haben in diesem Mitteleuropa, das in vielen Dingen, die sich mit ihm entwickelt haben, heute verröchelt. Der andere Teil ist der, daß etwas von den alten Wald- und Nibelungenmenschen zurückgeblieben ist, von solchen Charakteren, welche in ihrer Seele das alte Zeitalter, aus dem die Nibelungen berichten, weitergelebt haben. Die Menschen, die sich, wenn ich so sagen darf, unter dem Sonnenglanz der Kornfelder und Wiesen zum mitteleuropäischen Bürgertum entwickelten, das waren nicht die einzigen Menschen, die sich vom Jahre 1200 ab dann weiter bis ins 20.Jahrhundert entwickelt haben. Es waren noch andere Menschen da, die sich etwas zurückbehalten hatten von der alten innerlichen Seelenwildheit und Seelenprimitivität der Nibelungenmenschen.

Wenn man aber eine solche Erscheinung ins Auge faßt, dann muß man nicht vergessen, daß ... jemand, wenn er zurückbehält das, was eigentlich einem früheren Zeitalter der Seelenkultur angehört, nicht etwa in derselben Seelenstimmung bleibt, die diese alte Seelenkultur gehabt hat, sondern er kommt in die Dekadenz hinein, er kommt herunter, er kommt in eine Untergangsrichtung hinein, er wird fremd demjenigen, was der Zeit entspricht. Er entwickelt in einer späteren Zeit das, was in einer früheren Zeit hat entwickelt werden sollen, und er entwickelt daher das, was er in einer späteren Zeit entwickelt, nicht so, wie er es in einer früheren Zeit entwickelt hätte, sondern er entwickelt es in einer späteren Zeit krankhaft. Er entwickelt es eben mit den charakteristischen Zeichen des Verfalls, der Dekadenz. Daher sehen wir auf der einen Linie sich entwickeln das neuzeitliche mitteleuropäische Bürgertum, ich möchte sagen, das oberste Produkt der aus den Wäldern hervorgegangenen Kornfelder und Wiesen, und wir sehen auf der anderen Seite mitten unter diesen Bürgerlichen in Mitteleuropa die Menschen, die das alte Seelenleben der Nibelungenzeit bewahrt haben, die nur äußerlich die neue Zeit, selbst das Christentum aufgenommen haben, und die daher diesen alten innerlichen Nibelungen-Seelencharakter in einer Verfallswesenheit darlebten. ... Die Seele irgendeines Königs von Bayern oder Herzogs von Braunschweig und eines mittleren deutschen Menschen, der eine mittlere deutsche Bildung aufgenommen hat, das sind zwei durchaus voneinander verschiedene geistige Potenzen. Das lebte nebeneinander in den verflossenen Jahrhunderten wie zwei fremde Rassen, vielleicht sogar mit stärkeren Differenzierungen als zwei fremde Rassen.

...

Wie grandios anschaulich tritt einem das, was ich eben charakterisiert habe, entgegen, wenn wir den Blick auf das Ende des 18. Jahrhunderts, auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinwenden, und wir hinschauen auf die Blüte des mitteleuropäischen Bürgertums, auf ihre geistige Blüte. Klopstock, Lessing, Herder, Schiller, Goethe, und manche andere brauchten wir nur zu nennen, und wir hätten diese Blüte dessen, was keimhaft sich aus der alten Nibelungenzeit um das Jahr 1200 heraus entwickelt hat. Und in demselben Zeitalter steht entgegen diesen Menschen, die diese Blüte darstellen, deren höchste Kulmination in Goethe und im Goetheanismus liegt, dem steht entgegen die allerärgste Bewahrung der Nibelungenwildheit in vollstem Verfall.

...

Und wenn einmal frank und frei wird geschildert werden sollen, welche furchtbaren Symptome eines welthistorischen, tragischen Niederganges vorhanden waren vom Jahre 1914 bis 1919, weiter hinaus vorhanden sein werden gerade in Mitteleuropa, dann wird man zu schildern haben das für dieses Mitteleuropa grausam-fürchterliche Zusammenwirken des alten verkommenen Nibelungenadels (wie er heute wieder mit z. B. Donovan und Raskolnikow hervordrängt, - G. G.) mit dem heraufkommenden, seine welthistorische Stellung durch keine inneren seelischen Ansprüche rechtfertigenden industriellen Menschentum Mitteleuropas. Die Typen, welche sich in Mitteleuropa in diesen Jahren gezeigt haben aus diesen beiderlei Kreisen heraus, das waren die Menschen, die in unendlichem Hochmut aus einer eingebildeten Praxis heraus durch Jahre hindurch alles niedergetreten haben, was irgendwie hat hinwirken wollen auf ein Wiederbemerken dessen, was mit Walther von der Vogelweide (in der Kemenate der Burg!, - G. G.) zu singen begonnen hat, und was mit dem Goetheanismus seinen Abschluß gefunden hat. Daß die äußere Welt sich das Schlagwort des 'Militarismus' erfunden hat, um diese viel tiefere Erscheinung unzutreffend-zutreffend, zutreffend- unzutreffend zu bezeichnen, das ist ja nicht weiter zu verwundern, denn furchtbar viel tiefsinniger als die mitteleuropäische Welt ist die außermitteleuropäische Welt auch nicht, wahrhaftig nicht." - Steiner, GA 190, Seiten 165 ff.

- G. G.

hagustaldaz

23. Mai 2018 22:00

Raskolnikow: "Unsere Eltern können wir uns nicht aussuchen, unsere Vorfahren, unsere DNA sind der feste Grund in einer wankenden Welt."

Eben darum arbeitet der Staatsfunk eifrig daran, uns die Bedeutung der Abstammung auszureden und jeden, der auch nur sanften Widerspruch wagt, zu verleumden.

In der gestrigen Folge der Kabarettsendung "Die Anstalt" unterstellte der hauptberufliche Faxenmacher Chin Meyer zunächst Alexander Gauland, eine Bevölkerungspolitik mit Ariernachweis machen zu wollen, und bezog sich dann auf genetische Studien, denen zufolge 45 % der deutschen Männer signifikante Übereinstimmungen mit Pharao Tutanchamun aufweisen. Meyers triumphierende Schlußfolgerung: Deutsche Männer seien im Grunde Nordafrikaner.

Der "Faktencheck" zur Sendung, den das ZDF im Internet bietet, nennt als Quelle einen FOCUS-Artikel mit dem irreführenden Titel "Fast jeder zweite Deutsche stammt von Tutanchamun ab". Irreführend deshalb, weil besagte Deutsche nicht von dem Ägypter abstammen, sondern einen Vorfahren mit ihm gemeinsam haben. Dem Artikel zufolge stammte dieser anonyme Ahnherr aus der Region zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer. Der Geschäftsführer des Gentest-Labors wird folgendermaßen zitiert: "Man könnte fast behaupten, dass Tutanchamun kein Ägypter war, sondern Europäer". Und weiter heißt es in dem Artikel: "Zumindest sei der Pharao näher mit den heutigen Europäern verwandt als mit den Ägyptern."

Ebenfalls im Internet stellt das Gen-Labor IGENEA sein "Tutanchamun DNA Projekt" vor und sieht die Migrationsbewegung der besagten Erblinie vom Schwarzen Meer aus in einem wahrscheinlichen Zusammenhang mit den Wanderungen der Indogermanen/Indoeuropäer. Von den heutigen Ägyptern habe nicht einmal 1 % diese genetischen Merkmale.

All das hätte Chin Meyer wissen können und wußte es wahrscheinlich auch. Der politischen Agenda wegen verdrehte er die Schlußfolgerung der Genetiker ins genaue Gegenteil.

Mit dem Zweiten sieht man besser!

Stil-Bluete

23. Mai 2018 22:01

Ich muss noch was zu meinem Beitrag hinterherschieben: Mal ehrlich, ist nicht ein Raskolnikow in Jedem von uns? Mal mehr, mal weniger? Egal, als was er uns zeigt, ob mit Pralinen oder mit Gewehr, seine Ausstrahlungskraft wünschten wir uns für uns selber. Versteht jemand besser als R. inkommensurabel zu sein, der trete vor.

RMH

23. Mai 2018 22:02

Einen guten Text erkennt man bekanntermaßen daran, dass er zu reger Diskussion und unterschiedlichen Meinungen dazu anregt - der Beitrag ist mithin gut. Der Text von R. ist ästhetisch und stilistisch gelungen und man neigt dazu, sich ein bisschen daran zu berauschen, so wie man schneidige Männer in Fleck-Tarn oder Ähnlichem ästhetisch positiv goutieren kann. Ich will mich da jetzt nicht aus der Reihe stehlen.

Dennoch: Die nicht erwähnten aber gut bekannten Risiken und Nebenwirkungen dieser Gedanken lassen einen im vorgerückten Alter dann doch zur Spaßbremse werden. Derartige Szenarien bringen Blut, Schweiß, Tränen, Krankheit und Tod in rauen Mengen zwangsläufig mit. Und da wird's dann eben ganz schnell bieder, unromantisch und spießig und damit - welch schreckliches, demokratisches Massendenken! - nicht mehr mehrheitsfähig. Ich bin daher hier eher auf der Seite von G.G. und anderen kritischen Stimmen.

„Die wirkliche Welt ist noch da draußen.“ Ja, noch - aber nicht mehr lange. Wenn ich auf der Halbinsel Kola im tiefsten Dickicht mittlerweile noch guten Handy-Empfang habe, wie neulich, dann weiß man, wie dicht einem big-data überall auf den Fersen ist und das man von den 8 Mrd. Menschen auf der Erde vermutlich ca. 2/3 verrecken lassen und weite Teile der technischen Standards schleifen müsste, damit Phantasten wie R. wieder normale Zustände wittern können. Vor 400 Jahren begann der 30-jährige Krieg. Noch bevor Deutschland sich zu einem richtig einig Vaterland entwickeln durfte, wurde es außerhalb und innerhalb aller Burgen geschändet, gemartert und zerschlagen. Alles danach ist nur Ringen darum, nie mehr das eigene Land als Kriegsschauplatz zu haben und dennoch gibt es offenbar Leute, die dank ihrer deutschen DNS (nix Anglizismus DNA) solchen "Abenteuergeist" für im Blute liegend halten. Wie auch immer …

Und diese Donbass-Geschichten lassen mich für den Fall der Wahrheit derselben hoffen, dass die arme Seele R. dann doch noch irgendwann die offenbar innigst herbeigesehnte Kugel bekommt, ich hätte da kaum Mitleid, denn ein junger Tod kann in einem heroischen Begriffsschema eine Auszeichnung sein. War aber viel zu oft an Sterbebetten gewesen, um ganz persönlich diesen Unfug anders bewerten zu können. Zum Tod geben, gehört immer auch den Tod nehmen oder zumindest ein Dasein als Krüppel zu akzeptieren, was dann besonders nett out in the woods ist. Entschuldigung, bin eben doch zu sehr von der Kriegsgeneration geprägt und hoffe auf gnädige Veröffentlichung meines allzu pazifistisch-liberalistischen Beitrages in Gänze, denn wer austeilt, kann auch einstecken – oder war das alles künstlerische Freiheit?

PS: An der Feststellung R´s der kaum möglichen Beeinflussbarkeit der Geschehnisse ist natürlich etwas tiefgreifend Wahres dran und das ist auch der echte Wurm, der an jedem Aktivismus alá Identitäre & Co. trefflich nagt - aber in einer Art von an Marx erinnernden Dialektik zu meinen, dass das Rad der Geschichte auch die Lösung oder eine Rückkehr der Völker oder auch nur Sammlung von Volksresten in zigeunerähnlicher Art in Mitten einer Menschen-Einheitsmasse zwangsläufig mit sich brächte, halte ich für genau so utopisch wie der bereits genannte Marxismus. Im Übrigen bin ich als "guter Deutscher" dann lieber Teil der geordneten und gehegten Einheitsmasse als Zigeuner.

Fredy

23. Mai 2018 23:12

Dieser Beitrag, und die ganze Diskussion, ist das beste Zeugnis dafür, dass die (intellektuelle) Rechte nicht politikfähig ist, bzw. nur Wenige.

Man kann nicht mit der ganzen Welt im Hader leben ohne selbst Schaden zu nehmen. Und denen, die an der gesamten Welt verzweifeln, mangelt es vielleicht nur am Mut von Venner, Sieferle und Konsorten.

Cacatum non est pictum

23. Mai 2018 23:40

@ Utz

"...

Bei Raskolnikows Text hatte ich andauernd eine kommende Ressourcenknappheit vor Augen. Vielleicht ist das ein gemeinsamer Nenner auf den wir uns einigen können: Ein begrenzter Planet, mit wachsender Bevölkerung und wachsenden Ansprüchen, wird irgendwann Probleme bekommen ..."

Das wäre allerdings ein ziemlich kleiner Nenner. Auf den können Sie die Anhänger fast aller politischen Richtungen bringen - nur die Libertären sehen das erfahrungsgemäß etwas anders und glauben, daß die Welt noch ein paar Milliarden Menschen mehr vertragen könnte, solange man den vermeintlichen Gesetzen des Marktes freie Hand ließe.

Immerhin wäre die von Ihnen formulierte Erkenntnis einiges wert, wenn all die Leute, die von der Ressourcenknappheit faseln, es auch ernst damit meinten. Die durch und durch globalistische Linke mag sich zwar offiziell um den ökologischen Fußabdruck der Menschen sorgen, bewirkt aber mit dem Eintreten für Massenmigration und Entwicklungshilfe, daß immer mehr Leute ihre Fußabdrücke in Dimensionen hochkatapultieren, die den Ressourcen der Erde noch schneller den Garaus machen werden. Diejenigen hingegen, die sich gern konservativ nennen, müßten sich besonders gegen die Vernutzung der Natur engagieren. Aber was tun sie tatsächlich? Sie machen sich zu Bütteln von Großindustrie und Hochfinanz und praktizieren ihr Mantra vom ewigen Wirtschaftswachstum.

Es ist also niemandem ernst mit dem Thema. Daß die absehbare Ausschöpfung aller Ressourcen früher oder später zu einem Blutbad unvorstellbaren Ausmaßes führen wird, wenn die Zahl der Erdbewohner nicht vorher drastisch schrumpft: Das können wir uns an den Fingern einer Hand abzählen. Deshalb wäre eine kontinuierliche Entglobalisierung und Deindustrialisierung der Weg, der auf lange Sicht gegangen werden müßte. Mir fehlt zurzeit allerdings jede Hoffnung, daß es dazu kommt. Also läuft es auf einen gewaltigen Knall hinaus. Ob wir ihn noch erleben werden oder unsere Kinder oder unsere Enkel - das weiß niemand zu sagen. Raskolnikows Prognosen haben vor diesem Hintergrund jedenfalls einige Plausibilität.

@Gustav Grambauer

Auch die mitteleuropäische Hochkultur hat sich nur unter der Bedingung entfalten können, daß sie für den existenziellen Ernstfall Menschen hinter sich wußte, die sie mit dem Geiste und den Mitteln der "Nibelungenwildheit" zu verteidigen bereit waren. Auf diesen Typus des wehrhaften Wilden konnte, so meine ich, noch keine Gemeinschaft je verzichten. Nur befinden wir uns heute in einer Lage, wo sowohl der kulturelle Geist als auch die physische Abwehrbereitschaft im Verschwinden begriffen sind.

Der Feinsinnige

24. Mai 2018 01:32

Der Artikel hat mich veranlaßt, die gesamte spannende Diskussion Sellner – Raskolnikow zurückzuverfolgen und nachzulesen, an welche der obige Text ja ausdrücklich anknüpft.

„Fiume kommt wieder“ liest sich zunächst geradezu faszinierend, insbesondere, was die historische Abhandlung unter dem Bild der Burg betrifft, und gehört damit zu der Art Texten, die lange in Erinnerung bleiben, nachwirken, und die mehrfach gelesen werden sollten.

„Das Leben ist Schutz durch Ausgrenzung!“
„Die Ablehnung des Bevölkerungsaustausches muß betonen, wie beleidigend für alle Lebenden und Toten diese Herkunftsvergessenheit wirkt...“

Solche Sätze sollte man sich für jede kontroverse Diskussion merken (oder auch nur zur weiteren Selbstimmunisierung gegen die allgegenwärtige MultiKulti-Propaganda) und gleichzeitig das Bild von der Burg im Hinterkopf behalten.

So stark der Text in der metaphorisch unterlegten Analyse der historischen Entwicklung ist, so große Probleme habe ich mit den (im Text ohnehin nur angedeuteten) Schlußfolgerungen.

„Ich hoffe, es giebt diese Männer und Frauen, die sich nicht mehr einreden, die Burg wäre noch ein sinnvolles Bauwerk oder könnte irgendwie gerettet werden, oder wäre es wert, gerettet zu werden. Diese wirklich Widerständigen werden sich auf die alte Ernsthaftigkeit besinnen, die Kostüme und Speckschichten abschütteln und sich auf die Herausforderungen des echten Lebens vorbereiten. Unsere hohlen Mauern brechen. … Verlassen wir die morsche Burg! Der Wald und die Heide sind unser!“

Soweit ich es richtig verstehe, ist das die Maßgabe des konsequenten, absoluten Ausstiegs unter der Annahme, daß jeder Versuch der Beeinflussung der gegenwärtigen geschichtlichen Entwicklung zwecklos sei.

Mag sein, daß Raskolnikow mit seiner Zukunftsvision (man kann wohl auch sagen: Dystopie) und seiner Einschätzung der Lage richtig liegt. Ich stehe auch nicht an, meine Hochachtung zu bekunden für die Konsequenz, die er für seinen eigenen Lebensweg offenbar gezogen hat (insoweit beziehe ich mich neben den obigen Anmerkungen von @Lotta Vorbeck und @Ellen Kositza und manch anderen Andeutungen in vergangenen Strängen dieses Blocks auch auf den kurzen Lebenslauf, der in „Tristesse Droite – Die Abende von Schnellroda“ abgedruckt ist, aus meiner persönlichen Sicht eines der eindrucksvollsten Bücher des Verlagsprogramms).

Aber:
Zu einem solchen mehr oder weniger konsequenten Ausstieg sind (wie Raskolnikow oben ausdrücklich einräumt) die wenigsten Menschen in der Lage oder auch nur bereit (insoweit schließe ich durchaus auch von mir auf andere). Zur Verteidigung ihrer eigenen Burg werden sich dagegen spätestens in der Not deutlich mehr Menschen bereit finden als zum Gang in die (schutzlose) Landschaft aus Wald und Heide, zumal viele einen solchen Gang buchstäblich nicht überleben würden und könnten (ob den Kampf um die Burg, steht auf einem anderen Blatt).

Mir liegen daher gerade auch nach der Lektüre des obigen Textes die von Martin Sellner zuvor dargelegte Position (nicht allein in „Wohlfahrtsfestung“ und „Fiume kommt nicht wieder – Demographie und Chancen“, alles auf diesem Block aufzurufen) näher, nicht nur persönlich, nicht nur, weil sie geeignet ist, Hoffnung zu vermitteln, selbst wenn sie trügen sollte, sondern weil ich sie auch für realistischer in dem Sinne halte, daß es immer noch mehr motiviert, eine Katastrophe abzuwenden oder sie zumindest hinauszuzögern, als sie geschehen zu lassen.

Vielleicht bilden auch beide Postionen nur jeweils einen Teil der Wirklichkeit ab und sind letztlich zwei Seiten einer Medaille.
Aber: Auch wenn ein Zusammenbruch physikalisch vorhersehbar sein und unabwendbar scheinen sollte, ist es doch den Versuch wert, die Burg zu stabilisieren und die Katastrophe aufzuhalten oder abzuwenden. Dies wird nur nach Austausch der Burgherren möglich sein. Den Bewohnern der Burg könnte so viel Leid erspart werden.

eike

24. Mai 2018 05:10

@Lotta Vorbeck 23. Mai 2018 07:29
Raskolnikow befindet sich seit Jahren nicht mehr in der BRD.
Raskolnikow war/ist im Donbass und zwar an der HKL,

Ich dachte immer, die "BRD" wird am Hindukusch verteidigt ...

quarz

24. Mai 2018 05:51

"Eine wirkungsvolle Widerstandsbewegung motiviert ihre Mitglieder und Sympathisanten vom Netz zu gehen."

Aber nicht, um sich dann - dem Propheten Jona gleich - in die Wildnis zu setzen und trotzig-zornig auf den Untergang der Sünder im System zu warten, sondern um sich erneut zu vernetzen, nämlich unter einander, und darauf hinzuwirken, dass das Parallelnetz in dem Maß an Größe und Stärke gewinnt, in dem das alte diese einbüßt.

Raskolnikow

24. Mai 2018 07:11

Liebe Gemeinde!

Als ich meine Zeilen an den Käpt´n schickte, schwante mir mitnichten die geschwinde inLinieStellung durch Selbigen. Ob der vielen merk- und bedenkenswürdigen Beiträge sind mir beide Wangen rot worden... Euch, die Ihr mir zugestimmt und die Ihr mir widersprochen habt, bin ich zu höflichem Dank verpflichtet.

Gern würde ich alle Wortmeldungen replizieren, leider ist nachher im Elfenbeinturm noch Tanz, ich muß mich gleich umziehen... Vielleicht darf ich aber einigen stellvertretend antworten:

Werter Martin Heinrich!

Sie wollen doch ohnehin niemanden "... überzeugen ... bestätigen ... abhalten ... oder anregen." Also was soll das?

Wissen Sie, ich mache mir keine Illusionen. Ich schrieb und schreibe in erster Linie für mich in meine kleinen schwarzen Büchlein. Aber ich schreibe auch ein wenig für Stil-Blüte oder CJD, beide nur als Exempel genannt, die im Grunde schon immer so denken und fühlen wie ich. Ich wünsche mir für solche Menschen eine Zukunft. Für Kinder mit hellen Haaren, Männer mit geradem Rücken und würdevolle Frauen. Das können Sie „Schielen auf Reaktionen“ nennen oder sonst irgendwie.

Mit der „Meisterantwort“ (In welcher Welt einige so behaust sind, kolossal!) hat es nicht mehr auf sich, als daß dieses Netztagebuch von einer Familie betrieben wird, die ich sehr gern mag und die schon genug von den Herrschenden und ihren Handlangern bedrängt ist. Da muß ich nicht noch mit unbedachtem Gebaren assistieren... Saufen Sie lieber mehr und urteilen Sie nicht so schnell, das verhindert Fehlgriffe und Pein durch Scham! Mein kleiner Beitrag war, wie gesagt, ohnehin nicht für Sie gedacht!

Das immer wiederkehrende Krakehl vom Konsequentsein und möchte ich gar nicht mehr beantworten. Jedenfalls könnte ich diesen Stein niemals werfen, da haben Sie vollkommen recht...

Lieber Fredy!

„Politikfähig“ bedeutet nichts anderes als kompatibel. Und genau das nicht zu sein, muß das Ansinnen derjenigen sein, die zukunftsfähig sein wollen. „Ego non!“, sollte es nicht nur als schickes Motiv auf Internetseiten oder Beuteln verstanden sein, bleibt ein Sehnsuchtsziel, das vielleicht unerreichbar, aber doch erstrebenswert ist.

Aber noch einmal ganz deutlich: Wir leben in dieser Welt und wir wollen nicht spielen. Der Wald, die Heide und die Burg sind Bilder, die etwas verdeutlichen, aber nicht dazu führen sollen, daß Martin Sellner seine erlesene Konfektion durch selbstgewebte Leinenbekleidung ersetzt oder Familie Kubitschek die „Sezession“ als Handschrift herausgiebt. Strengt Euch bitte etwas mehr an, wir sind doch hier nicht im Kindergarten...

Sie natürlich, lieber Grambauer!

Sie sind immer so gehässig zu mir, ich muß Sie einfach gern haben. Mit uns wird das wahrscheinlich nichts mehr, aber es dauert mich doch ein wenig...

Sie leben ja in einer Welt, in der der Goetheanismus als die Krone menschlicher Geisteshaltung gilt. Und mich verfrachten Sie, vielleicht nicht ganz unberechtigt, in die NibelungenÖdnis. Goethe ist ganz sicher der Typus, der für viele jetztzeitliche Gruseligkeiten verantwortlich zu machen ist (natürlich als Typ, nicht als Person) und so bin ich nicht unglücklich über Ihre, Grambauers, Gegeneinanderstellung. Goethe brachte wahrscheinlich jeden einzelnen seiner Gedanken zu Papier und wollte diesen als Werkzeug zur Weltverbesserung genutzt sehen. Der konnte keinen Schmetterling, keine Blume ansehen, ohne aus seinen Beobachtungen „etwas zu machen“. Furchtbar!

Faust verkaufte angeblich seine Seele, aber ich vermute, Faust vermachte in einem geheimen Zusatzartikel Uns Alle an den Dämon. Ist es nicht, was sich unseren Augen bietet? Eine dämonische Welt voller teuflischer Fratzen?

Machen Sie mit Walther von der Vogelweide in Ihrer Kemenate, was Sie wollen, aber die „Ödnis“ unserer Vorfahren, die noch an die alten Götter glaubten, können Sie in Haithabu, Nebra oder der Nürnberger Kartäusergasse bewundern. Glauben Sie mir, mich dauert der Verlust unserer Kultur, der Vorchristlichen und der christlich Geprägten, aber der goethische Geist hat alles verspielt...

Leider bin ich gerade nicht in Reichweite meiner Bibliothek. Da giebt es im Kinder- und Jugendfach den Roman „Die Abenteuer des Werner Holt“. Der Hauptheld wird von einem Kameraden zur Desertation überredet und es fällt ein Satz, der eine tiefe und sehr tröstliche Wahrheit enthält (sinngemäß): „Das Schlimme sind nicht die Nazis oder Faschisten, die verschwinden wieder. Schlimm ist das Militaristengesindel, diese kriegslüsternen Typen, die sterben niemals aus (...)“

Ja, das ist ein Problem für Leute wie Sie, daß die mißratenen Söhne, die Nichtsnutze, Raufbolde, die Zweitgeborenen und die Störenfriede, die immer auf der Suche nach Gefahr, Händeln und Abenteuern sind, nicht aussterben. Es werden immer wieder neue geboren... (Und auch Mädchen, die solche Schlingel lieben!)

Ein abschließendes Wort zu biografischen Muthmaßungen: Es ist doch völlig unrelevant, was ich tat, tue oder tun werde, ob ich in meinem märkischen Elfenbeinturm hocke oder an der HKL (Lotta Vorbeck: meistens bin ich faul und tue gar nichts!); ich habe seit 20 Jahren recht, das ist, was zählt!

Ich würde mich freuen, wenn der Text versöhnlich gelesen würde.
Stehen wir alle doch vor der gleichen ungewissen Zukunft.

In diesem Sinne:

R.

MartinHimstedt

24. Mai 2018 09:55

Ich kann dem Text nicht gänzlich folgen und möchte daher nichts dazu schreiben. Allein, es würde mich sehr freuen, Raskolnikow hier öfter lesen zu dürfen: Auch und gerade im Kommentarbereich gab es in den letzten Monaten immer weniger von ihm.

Der_Juergen

24. Mai 2018 10:00

@Nom de guerre

Ich kenne Raskolnikow und kann Ihnen mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, dass er im Donbass gekämpft hat. Ob er jetzt gerade dort oder an einer anderen Front ist, wo er sich auch oft blicken lässt, weiss ich nicht, und ich brauche es auch gar nicht zu wissen.

@Raskolnikow

Nach abermaliger Lektüre Ihres grossen Wurfs muss ich Ihnen doch in einem Punkt widersprechen. Sie meinen, wir sollten nicht mit dem niedrigen IQ der Kulturbereicherer, der Scharia oder dem muslimischen Antisemitismus argumentieren. Im dritten Punkt gebe ich Ihnen recht; da, von Einzelkämpfern abgesehen, alle prominenten Juden und jüdischen Organisationen die Umvolkung begrüssen, sehe ich nicht ein, weshalb sie unseres Schutzes vor dem Islam bedürfen sollten.

Widerspruch aber in den beiden ersten Punkten:

Wie Sie bin ich der Ansicht, dass das Kardinalproblem der grosse Austausch ist. Ich möchte auch keine Masseneinwanderung von Hindus, Sikhs oder Nordostasiaten, obwohl diese selten kriminell werden und keine Terrorakte begehen und obwohl die Nordostasiaten einen sehr hohen IQ haben. Dennoch liefern die überbordende Ausländerkriminalität und die islamische Bedrohung uns natürlich unschätzbare Argumente.

PI schreibt ja praktisch nur über diese Dinge und hat damit einen Bombenerfolg. Der Grosse Austausch ist für einfache Gemüter, die meist denken "Nach mir die Sintflut" zu abstrakt. Dass täglich deutsche Mädchen vergewaltigt und deutsche Omas ausgeraubt werden, dass es in Deutschland schon viele No-go-Zonen gibt und dass ständig mit islamischem Terror gerechnet werden muss, regt Otto Normalverbraucher jedoch gewaltig auf und treibt ihn in unser Lager (im weitesten Sinne).

In diesem Sinne auch ein herzhaftes Uff Wiederluege aus der Heimat.

starhemberg

24. Mai 2018 10:04

Eine hervorragende Standortbeschreibung des immer wieder so vielgeschätzten Raskolnikow. Wir in Österreich haben unsere "Burg" zweimal blutig und erfolgreich gegen den Ansturm aus dem Südosten verteidigt. Wir werden dies auch ein drittes Mal tun. Wann immer ich zum Schießen gehe und meine Waffenfertigkeiten verbessere, staune und freue ich mich über die vielen jungen bis an die Zähne bewaffneten Leute. Auch immer mehr Mädels sind dabei. Dabei geht es sehr gesittet, verantwortungsvoll und
illusionslos zu - ein jeder scheint zu wissen, wofür er die vielen Schuss der teuren Munition gen Ziel jagt. Ich glaube daher, Mittel- und Osteuropa werden der Gefahr erfolgreich trotzen. Für die bunte Republik allerdings, zumindest den Westen, sehe ich, im wahrsten Sinne des Wortes, schwarz. Und die braven Sachsen haben uns schon
1683 geholfen, sie sind immer willkommen.

Denen aber, die uns dorthin brachten wo wir heute stehen,
die sollen wir nicht vergessen. Abgerechnet wird am Schluss.

cso

24. Mai 2018 10:31

@Fredy
"Dieser Beitrag, und die ganze Diskussion, ist das beste Zeugnis dafür, dass die (intellektuelle) Rechte nicht politikfähig ist, bzw. nur Wenige."

Das stimmt nur, wenn man unbedingt annehmen möchte, daß die "(intellektuelle) Rechte" hier vollständig vertreten ist.

Bran

24. Mai 2018 11:46

Ach, ein Text von Raskolnikow mit einem Kommentar von ihm im Strang...der Tag ist nachhaltig gerettet.
Und all die Stimmen und Stimmchen, die sich darob erheben. Die einen zustimmend, bejahend, verstehend, die anderen zeternd und sich ob der wortgemalten Bildern die Haare raufend. Zu kurz und fahrig ist der Geschichtsabriss! Zu blind für den Fortschritt, der uns in ew'gem Klammergriff zerquetschen wird der ganze Text!
Und dann all das Blut! Der Krieg! Die Gewalt! Oh weh!
Dabei wissen wir doch alle, dass unsere Welt, wie sie heute ist (oder, sagen wir von 1950 - 1980 war), doch nur so wurde, weil die Schlümpfe Regenbogen an den Himmel der Aufklärung und der Zivilisation malten!
Wofür bräuchten wir denn heute noch gepanzerte Fäuste und behelmte Köpfe? Das waren Dinge für graue, grauenhafte Nibelungen, deren Geschichte meine Wenigkeit leider nicht auf Mittelhochdeutsch gelesen hat und daher aus reiner Dummheit darin Dinge finden kann, die ich wieder begrüssen würde, auch wenn sie zu schlimmer Rohheit führen. Aber eben: All die Gewalt! Das Blut! Die brennenden Hallen! Ach nein, das darf doch nicht sein, das kann doch nicht werden.
Schliesslich werden wir von Handtelefoniegeräten beschützt und der Geist von was auch immer wird uns schon retten.
Aber Unsinn beiseite: Ich wünschte mir, R.'s Visionen blieben unwahr, weil ich bequem und feige bin. Ich wünschte mir, austragen müssten alles erst die Generationen irgendwann, wenn ich schon lange nicht mehr bin. Ich wünschte mir, es gäbe eine Lösung durch Gerede und durch Gerede kehrten Mannbarkeit, Weiblichkeit, Ehre, Heimat und Wehrhaftigkeit wieder. Ich wünschte mir, das alles wäre nur ein soziales Konstrukt und das Eisen, das bei mir lagert und verstaubt, wären alles Briefbeschwerer.
Aber dann besinne ich mich wieder und weiss, was ich schon immer wusste: Das Leben der Wölfe und Menschen ist gross und ohne Erbarmen. Und R.'s Texte rufen das immer wieder in Erinnerung und auch die Tatsache, dass dies gut so ist. Die letzte Hoffnung auf wirkliche Romantik, auf Leben und Blut und heisses Sehnen in einer sterilen, industrialisierten Welt, in der wir alle nur noch Konsumenten sein sollen, liegt im Heulen der Wölfe, das in klirrenden Winternächten aus dunklen Wäldern herbeischallt und uns dazu ruft, all diese Brücken und Burgen aus wurzellosem Glitter hinter uns niederzubrennen.

Weltversteher

24. Mai 2018 14:59

Raskolnikow teilt mit der Mehrzahl der Gegenwartsmenschen das Problem, Materialist zu sein, und ist insofern gar nicht so elitär, wie er wohl möchte.
Mit diesem Materialismus ist aber heutzutage kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Erstens, weil man so die Sinnfragen des Daseins nicht aufklären kann, und (daraus folgend) zweitens, weil man nicht das angemessene Handeln erkennt.

Hier wäre der Goetheanismus die Hilfe. Dieser hat gar nicht so viel mit Goethe zu tun. Es handelt sich um die bisher erreichte Spitze der Erkenntniskultur Mitteleuropas, die sich zwar zuletzt in Goethes Forschungsweise deutlich ausgeprägt hat, aber bis dahin sich allenthalben verdichtet hatte. So wie Goethe nach eigenem Empfinden wohl kein Geist-Erkenner oder Spiritualist war, muß man es auch jetzt nicht sein, um seine Art des schöpferischen Denkens als Erkenntnisweg wieder aufzunehmen.

Raskolnikow hat in dem Gegenentwurf Steiners/Grambauers wohl nur eine Schmähung der als positiv empfundenen Nibelungen vernommen, nicht aber die Botschaft, daß Haltungen, deren Zeit vorüber ist, dekandent werden und somit, ohne sich geändert zu haben, schlecht und schädlich wirken.

nom de guerre

24. Mai 2018 15:01

@ Ellen Kositza + Der Juergen.
OK, belassen wir es dabei, jedenfalls von meiner Seite. Es ging mir eigentlich weniger darum, die Glaubwürdigkeit dieser Donbass-Geschichte in Frage zu stellen - sie kommt mir zwar seltsam vor, aber selbstverständlich ist mein eigener Horizont nicht der alleinige Maßstab für den Wahrheitsgehalt einer Aussage -, sondern darum, dass bei Diskussionen, in denen alle Beteiligten (außer Ihnen, Frau Kositza) einen nom de guerre verwenden, letztlich keine Tatsachenbehauptung, die nicht auf allgemein zugänglichen Quellen beruht, überprüfbar ist und man nur die Wahl hat, sie zu glauben oder eben nicht. Diesen Zustand finde ich unbefriedigend, er ist aber nicht auflösbar, da es für jeden von uns gute Gründe geben dürfte, seinen richtigen Namen hier nicht zu nennen.

Nochmal @ Der Juergen: Ihren sonstigen Ausführungen zur Einwanderung stimme ich zu - selbst wenn die Zuwandernden erstens hochqualifiziert und zweitens verhaltensmäßig völlig unproblematisch wären, wäre angesichts der Zahlen Deutschland trotzdem bald nicht mehr Deutschland, aber die tatsächlich vorhandene Problematik von niedrigem Bildungsgrad u. Kriminalität ist den meisten leichter zu vermitteln -, allerdings sehe ich den Punkt zu den Juden in Deutschland anders. Dass sich merkwürdigerweise (Sie würden vermutlich sagen, daran sei überhaupt nichts merkwürdig) außer bspw. Broder kaum ein prominenter Jude negativ über die muslimische Zuwanderung äußert, ist zwar richtig, aber es sind doch sicher nicht alle deutschen Juden prominent bzw. können das Verhalten ihrer Organisationen unmittelbar beeinflussen. Wenn ich noch Mitglied der evangelischen Kirche wäre, könnte ich mich über die öffentlichen Aussagen einer Frau Käßmann (oder fast schon beliebiger anderer Kirchenvertreter beiderlei Konfession), die Zuwanderung ganz toll findet und immer weiß, woher der braune Wind weht, doch auch nur ärgern, aber nur sehr begrenzt (durch eigenes kirchliches Engagement) etwas dagegen tun.

Rosenkranz

24. Mai 2018 15:09

Ich habe mich sehr über den Beitrag von Raskolnikow gefreut.
Ich bin mittlerweile zur Ansicht gekommen, daß wir nicht mehr die Kraft haben, diese Zivilisation aufrecht halten zu können. Es ist halt bedauerlich, aber da kann man nichts machen. Aber nach dem Regen kommt wieder Sonnenschein. Es wird weitergehen, auch wenn kurzfristig betrachtet viel Vertrautes zusammenbricht. Das Denken in Zyklen, wie es Evola, Spengler oder Thomas Wangenheim lehren, schafft Hoffnung und manchmal viel Verzweiflung.
--------
Wie Sie Raskolnikow, bin ich in der Schorfheide (Groß Schönebeck) aufgewachsen. Ich werde dort bald mal wieder vorbeischauen und die Heimat grüßen. Vielleicht haben Sie noch diesbezüglich eine Empfehlung für mich.
Alles Gute
Rosenkranz

Lotta Vorbeck

24. Mai 2018 15:11

@eike - 24. Mai 2018 - 05:10 AM

"... Ich dachte immer, die "BRD" wird am Hindukusch verteidigt ..."

___________________

Mag sein - Wer weiß das schon so genau? - daß die BRD am Hindukusch verteidigt wird.

Rußland jedenfalls wird im Donbass verteidigt.

"Die Herkunft des Namens Hindukusch („Hindu-Mörder“) wird von dem Forschungsreisenden Ibn Battuta(1304–1377) auf die zahlreichen Hindu-Sklaven zurückgeführt, die bei ihrem Weg von Indien nach Turkestan in diesen Bergen ums Leben kamen." - heißt es vielsagend auf Wikipedia®

Dazu, wer die Hindu-Sklaven durch dieses Gebirge von Indien nach Turkestan (sic!) transportierte und einen Großteil dieser Sklaven "in diesen Bergen" massakrierte schweigt Wikipedia® vielsagend ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Hindukusch

Seemann

24. Mai 2018 15:39

Ein Text der einen wie ein Vorschlaghammer trifft und daher seine Wirkung nicht verfehlt. Trotzdem, ich erinnere mich an Björn Höckes Worte: Wir sind hier um unsere Pflicht zu tun, dass muntert doch ein wenig wieder auf!

Westpreusse

24. Mai 2018 17:25

Nun also ich auch noch:

Alle möglichen Facetten sind in den Kommentaren benannt worden. Überwiegend sehr schön und gewinnbringend formuliert. Danke! Also nichts weiter meinerseits...

Der Herr Raskolnikow hat keinen Aufsatz etc. geschrieben, wie hier vermutet wird, sondern es ist ein ESSAY. Erfüllt fast alle Merkmale eines Essays. Also alles schon (mindestens) eine Stufe höher und tiefgründiger...

Inhaltlich ist sein Parforceritt auf dem Hintergrund des Germanischen, des Deutschen, natürlich interpretierbar und kann diskutiert werden. Ich war durchaus etwas ratlos... Aber auch hier: Kein Herumgemoser meinerseits. Insgesamt eine durchaus wortmächtige und feine subjektive Darstellung, wenn auch manchmal etwas brachial. Was soll's... danke!

@ Janno 22. Mai 2018 17:25 Uhr
Ihr Kommentar hat mich ganz besonders bewegt. Ja, kenne ich. Alles...
Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken. Jeder Tag hat ja seine eigene Sorge. Vertrauen Sie dem Leben. Und versuchen Sie, Ihren Kindern dieses Vertrauen zu vermitteln. Gelingt nicht immer, es fügt sich aber. Und akzeptieren Sie die Wege Ihrer Kinder... Das Leben ist wie ein langer, ruhiger Fluß. Mal ruhig, mal weniger. Er mäandert so vor sich hin oder stürzt die Stromschnellen hinab. Und dieser Fluß wird immer breiter. Genießen Sie die Buchten, Hänge, Berge an ihm. Wir enden alle im Meer. Was uns dort erwartet, wissen wir nicht.
"Gerufen oder ungerufen, (ein / der) Gott wird da sein." Das Orakel in Delphi auf die Frage der Spartaner, ob sie in den Krieg gegen Athen ziehen sollen...

Ja, was wünsche ich mir denn für mein Volk, dem ich in guten und in schlechten Tagen innigst verbunden bin?

Etwas sehr Einfaches. Im Grunde genommen das, was die "Gesellschaft für bedrohte Völker" in ihrer Satzung formuliert hat:

"Der Verein wendet sich gegen jeden Versuch, ein Volk, eine ethnische oder religiöse Gemeinschaft oder Minderheit, ihre Sicherheit, ihr Leben. ihr Recht auf Eigentum und Entwicklung, Religion sowie ihre sprachliche und kulturelle Identität zu zerstören."

"Das isses", denke ich! Und das immer wieder denjenigen, die in Berlin und anderswo so verantwortungslos handeln, zurufen...

Und da ja oben auch Goethe erwähnt wurde, wenn auch etwas apokryph gedeutet...; was sagt der Meister denn heute im Jahreskalender 2018 von Artemis & Winkler zu uns:

"In der Welt kommt's nicht drauf an, daß man die Menschen kenne, sondern daß man im Augenblick klüger ist als der vor uns Stehende. Alle Jahrmärkte und Marktschreier geben Zeugnis."---: Grüße von der Weichsel

Gustav Grambauer

24. Mai 2018 20:38

"Sie sind immer so gehässig zu mir"

Nein, Raskolnikow, nicht 'immer'. Früher war ich Ihnen, Sie werden sich erinnern, recht zugetan, wir beide haben uns auch manchen Ball zugespielt. Bis zu Ihrem Auftreten hier,

https://sezession.de/56997/rene-girard-das-heilige-die-gewalt-und-der-sundenbock

kulminierend in Ihrem Satz: "Wer gäbe insgeheim nicht zu, daß das Verletzen oder Töten eines Anderen neben dem Schrecken auch Hochstimmung verursachte?", dem Satz, der zwischen uns alles verändert hat. (Einmal ganz abgesehen davon, daß schon diese suggestive Verallgemeinerung bzw. Unterstellung, die jeden, dem es nicht so geht, in eine Rechtfertigungslage bringen soll, eine Frechheit ist.) Erst seitdem fasse ich Sie so hart an, und auch nur, sonst wären Sie mir bis zu einem gewissen Grade schnurz, weil Sie dies auf der Basis einer triebgesteuerten, wirren theologischen (in Wahrheit: graumagischen) Suada à la "Das Christentum ist die Feier der menschlichen Gewalttätigkeit!" abgesondert haben. Es stört mich, wenn der Name Christi für miese Touren benutzt wird, ich bringe es nicht übers Herz, da zu schweigen und zur Tagesordnung überzugehen. Tut mir leid, ich kann auch Ihren hier in Rede stehenden Text nicht versöhnlich lesen so wie Sie sich das wünschen - solange Sie das nicht auszuräumen vermögen.

Habe übrigens, eigenes Verschulden, bei der damaligen Diskussion nicht gewußt gehabt, daß Givi Kriegsgefangene mißhandelt hatte, ergo Kriegsverbrecher gewesen war. Hätte ich das gewußt gehabt, ich hätte den Namen nicht herangezogen.

Cocatum non est pictum

"Auf diesen Typus des wehrhaften Wilden konnte, so meine ich, noch keine Gemeinschaft je verzichten."

Die Frage lautet doch ganz anders: haben diese 'Nibelungen' überhaupt das Recht, das Land, das ihnen von den Ackerbürgern und deren Nachfahren abgetrotzt wurde, noch mit zu verteidigen? (In der NVA war das geklärt.)

- G. G.

Andreas Walter

24. Mai 2018 21:02

https://rp-online.de/panorama/deutschland/noktara-ueber-satire-auf-essen-ausgerechnet-mit-einem-flachwitz-erreichen-wir-aufmerksamkeit_aid-22834289

Als ich neulich von der Satire gelesen habe dachte ich allerdings auch, zutrauen würde ich so eine Aktion den gutgläubigen deutschen Spinnern. Das sich das allerdings zwei Mohammedaner ausgedacht haben war mir jetzt neu. Denn natürlich machen sich die meisten Muslime, die ja nicht an den ********* glauben, über die in ihren Augen darum dämlichen Deutschen und deren Komplex lustig, wegen dem sie sich von aller Welt missbrauchen lassen und darum auch missbraucht werden. Über 20 Milliarden jährlich jetzt allein für Migranten, als hätten wir keine dringlicheren Aufgaben, die vor kurzem aber alle noch als "alternativlos" galten. Was soll man daher mit so einem Volk anfangen? Es verlassen, sich mit denen dort sammeln, die das auch nicht mehr mitmachen wollen. Was aber nicht passieren wird, mangels Flexibilität, Beweglichkeit, Opferbereitschaft, Kompromissbereitschaft. Ein Problem, das die Migranten und Internationalen, die Nomaden nie hatten. Sesshaftigkeit und Massen-bewegungen (m), lange Märsche schliessen sich eben gegenseitig aus, sind Gegensätze.

Die Frage, "wo ist R.", beziehungsweise, "der Wald", scheint mir darum doch klüger und wichtiger als alles Andere. In Deutschland fallen mir dazu nur drei Bundesländer ein, doch auch die sind gross. Sachsen ist aber glaube ich die beste Wahl unter den deutschen Kompromissen, nur wo dort?

Andreas Walter

25. Mai 2018 03:59

Der Anteil an Menschen mit Mihigri bei H4 auch sehr hoch ist - und das nicht erst seit 2015.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/hartz-iv-haelfte-der-hartz-iv-empfaenger-hat-migrationshintergrund-a-1202179.html

Meine Argumentation bleibt darum die selbe, denn leistungswillige Facharbeiter sind das nicht und werden sie auch nie werden. Also können sie nur eine ABM für Sprach- und Sozialwissenschaftler sein oder sie sind eine "Armee von Schnorrern", os-manische Hilfstruppen mit Sonderauftrag.

Franz Bettinger

25. Mai 2018 10:12

@Grambauer

Sie zitieren Raskolnikow "Wer gäbe insgeheim nicht zu, dass das Verletzen oder Töten eines Anderen neben dem Schrecken auch Hochstimmung verursachte?" und unterstellen ihm inexplizit eine Absicht, unterstellen ihm, die Freude am Niederkämpfen eines anderen sei die Absicht des Kampfes. - Da liegt möglicherweise ein Missverständnis vor. Dazu eine kleine Geschichte, die mir nicht zu Ehren gereicht, mein Denken und Handeln aber nachhaltig veränderte:

Ich fühlte mich als 16-Jähriger in Barcelona einmal wegen einer Kleinigkeit von einem Spanischen Jungen provoziert und schlug ihm fast reflexartig und eher nur locker, ja fast symbolisch, aufs Kinn. Der Effekt war, dass der Junge vom Stuhl kippte und so erstaunt wie wortlos Leine zog. In dem Moment erlebte ich einen "Raskolnikow": Schrecken und Hochstimmung in einem - schon wenig später dann nur noch Scham und Schrecken, da mir der Junge leid tat und meine Tat maßlos übertrieben war. Dass ich mich danach bei ihm im Beisein anderer sofort entschuldigte, machte die Sache (der Überlegenheit) wohl nur noch schlimmer.

Fazit: Es geht nicht um Schmerzen zufügen und Tod. Die Freude beim Niederkämpfen ist ein, fast möchte ich sagen: biologisches Ergebnis, nicht das Ziel des Kampfes. (Es mag Ausnahmen geben.)

Valjean72

25. Mai 2018 10:22

@ Andreas Walter:
“Der Anteil an Menschen mit Mihigri bei H4 auch sehr hoch ist - und das nicht erst seit 2015.“
---
In meinem Ausgangsbeitrag in diesem Strang hatte ich klar geäußert, dass für mich das Überleben unseres Volkes klar über sogenannten westlichen Errungenschaften steht. Und falls (das wäre ggf. zu diskutieren) diese wiederum mitverantwortlich zu zeichnen sind, dass sich unser Volk zusehends dem verschlingenden Abgrund nähert, dann sollte es auch in Betracht zu ziehen sein, sich von diesem Zivilisationsmodel zu lösen, bzw. passiv beobachtend, dessen möglichen Untergang nicht zu bedauern, ihn sogar als Chance einer Wiedergeburt zu sehen. In dieser Art hatte sich auch Raskollnikoff geäußert, zumindest habe ich ihn so verstanden.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass solch eine Position nicht „politikfähig“ ist, wie es ein anderer Leser hier allgemein ankreidete.

Und gewiss wird der oder andere denken, hier handelte es sich um radikale Auflassungen eines Verirrten. Schlagwörter wie „Reichsbürger“ oder „Verschwörungstheoretiker“ sind manchen schnell bei der Hand.

Um die Dynamik des „Austausches“ herauszustreichen verweise ich auf folgenden Artikel der vor einem Jahr auf WELT.de erschien:

"Bald hat jeder zweite Hamburger einen Migrationshintergrund"

Nun mag man einwenden, dass dies gar nicht schlimm sei, im Gegenteil dies gereiche nur zum Vorteil einer pulsierenden Weltstadt.

Allerdings handelt es sich hier um einen Durchschnittswert über alle Stadtteile und über alle Altersstufen hinweg.

Bemerkenswerterweise thematisierte der Artikel der WELT auch den Anteil von Kindern und Jugendlichen (0 – 18 Jahre) mit Migrationshintergrund in eher benachteiligten Stadtteilen ab:

“In Billbrook haben 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, auf der Veddel 93,1 Prozent und in Hammerbrook 91,5 Prozent. Auf Platz vier folgt Steinwerder mit 87,7 Prozent. Platz fünf belegt der Stadtteil Harburg. Hier haben 82,2 Prozent der unter 18-Jährigen eine Migrationsgeschichte. In Wilhelmsburg sind es 78,9 Prozent, in Neuallermöhe 78,1 Prozent. Auf Rang acht liegt Rothenburgsort mit 77,6 Prozent. Es folgt Jenfeld mit 74,9 Prozent, nur knapp vor Billstedt mit 74,8 Prozent.“

(Quelle: welt.de; 22.05.2017)

Zumindest für mich verdeutlicht die zitierte Passage die Dramatik (sowie die Dynamik) der Situation, der wir uns gegenübersehen.

quarz

25. Mai 2018 10:53

@Valjean72

"Nun mag man einwenden, dass dies gar nicht schlimm sei, im Gegenteil dies gereiche nur zum Vorteil einer pulsierenden Weltstadt."

Kann man einwenden, ist aber empirisch klar widerlegbar.

Weltversteher

25. Mai 2018 11:34

"Die Freude beim Niederkämpfen ist ein, fast möchte ich sagen: biologisches Ergebnis, nicht das Ziel des Kampfes."

Was läge näher, als danach zu trachten, sich über diese Phänomene, die es offensichtlich gibt, hinausentwickeln zu wollen?

Was sitzt denen nur in den Knochen (!), die aus dem Wahn, als Menschen biologisch funktionieren zu wollen, nicht ausbrechen können, ist er doch nicht mehr als eine flüchtige Idee des 19. Jahrhunderts und wie manche Irrtümer reif, allmählich überwunden zu werden.

0002

25. Mai 2018 20:07

@ Weltversteher

Volle Zustimmung ! Es ist natürlich Quatsch, daß Menschen biologisch funktionieren. Eine flüchtige Idee des 19. Jahrhunderts. Das Verhalten des Homo sapiens folgt selbstverständlich dem zur Vernunft begabten freien Willen des reinen Verstandes. Als bloße Idee an sich – jeder Materie entledigt.

Andreas Walter

26. Mai 2018 08:43

Das Irre ist ja, dass der Mensch nach und nach fast alle Gefahren dank seiner Intelligenz gebannt hat, die ihn früher noch massenhaft umgebracht haben: Krieg, Hunger, Seuchen, der Tod selbst.

Verfolge auch darum derzeit den neuesten Ausbruch von Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (hahaha, toller Euphemismus) ganz genau und darf vermelden, dass womöglich auch Ebola bald seinen Schrecken verloren hat wegen eines schon vor etwa 15 Jahren zufällig entdeckten Gegenmittels (irgendwann zwischen 2001 und 2005):

https://globalnews.ca/news/4229827/ebola-vaccine-canada-invention/

Dank Kernwaffen, Totalüberwachung und Präzisionskrieg werden aber auch Kriege immer mehr zur Randerscheinung, zumindest was die Anzahl an physischen Totalausfällen, heute noch als Opfer bezeichnet, betrifft. Eine fast saubere Extraktion, Elimination oder Isolation der Problembären wird somit möglich, im besten Fall sogar Reprogrammierung durch fröhlichere Ansätze als in Orwells 1984.

Einzig beim Hunger sehe ich im Augenblick noch Probleme, die aber auch mit entsprechend bald möglichen diktatorischen Massnahmen wie zum Beispiel einem totalen Fleischverbot ("Wollt ihr das totale Fleischverbot?") gelöst werden können.

Teile der Menschheit unfruchtbar machen oder sogar das gesamte "Reproduktionsmanagement" der ganzen Welt des guten Zwecks wegen zu verstaatlichen ist dann auch nicht mehr so schwierig zu vermitteln. Im Grunde reichen dazu ja bereits ein paar mehrfach abgesicherte Tiefkühlräume und dann frühzeitige Zwangssterilisierung aller Geschlechtsreifen.

Dann 100 Jahre Ein-Kind-Politik, Reserveeizellen und ebenso -spermien stehen ja immer zu Verfügung, und die Menschheit ist schon bei etwa 2 Milliarden. Dann muss man sehen, ob das reicht, oder ob man noch weiter bis auf 500 Millionen runtergehen will, runtergehen muss. Eine reine Frage der bis dann nachhaltigen Energieverfügbarkeit und des Gesamtzustands des Planeten wie auch des Bedarfs bis dann an menschlicher Arbeitskraft (wegen der bis dahin womöglich bereits herrschenden Automation, Maschinen, Roboter, PCs, Programme, KI, etc. pp.).

In diesem dann stabilen Zustand dürfen es auch wieder 2 Kinder pro Frau sein oder man wählt die Option 200 Jahre leben bei nur einem Kind. Oder sogar die Option Ewiges Leben, dann aber ohne zumindest eigene Kinder. Fleisch gibt es dann auch wieder, doch wie alles andere dann auch immer in Maßen, eben nie in Massen, es sei denn, man hat Kredit angesammelt (wie auch die Fossilen Brennstoffe übrigens derzeit nur ein energetischer Kredit sind, dann waren).

https://www.br.de/puls/themen/welt/soziales-punktesystem-china-100.html

Relative Freiheit, nennt man das, obwohl sie bereits die maximal Mögliche ist, eben auf begrenztem Raum mit begrenzten Ressourcen und begrenzter Energieverfügbarkeit. Spass dürfte aber auch da noch möglich sein, solange nicht die Führung die Spielregeln plötzlich radikal zu ihren Gunsten ändert (bösartige Diktatur). Wo hört daher wohlmeinender Paternalismus/Maternalismus auf und beginnt inakzeptable Unterdrückung? In dem was nachvollziehbar vermittelt werden kann. Der Unterschied liegt daher in freiwilliger Selbstunterdrückung, Zurückhaltung, und erzwungener Unterdrückung. Die Wahrheit wird euch relativ frei machen. Im Rahmen des Möglichen.

Cacatum non est pictum

27. Mai 2018 17:55

@nom de guerre

"... Dass sich merkwürdigerweise (Sie würden vermutlich sagen, daran sei überhaupt nichts merkwürdig) außer bspw. Broder kaum ein prominenter Jude negativ über die muslimische Zuwanderung äußert, ist zwar richtig, aber es sind doch sicher nicht alle deutschen Juden prominent bzw. können das Verhalten ihrer Organisationen unmittelbar beeinflussen ..."

Der Beweis dafür wäre anzutreten. Solange er nicht erbracht ist, bin ich auf Jürgens Linie. Und selbst wenn: Warum sollten wir eine Gruppe verteidigen, deren offizielle Interessenvertreter sich nicht gegen die mohammedanische Masseneinwanderung aussprechen (und oft genug noch dafür)? Diese ihre Lobbyorganisationen wären die ersten Ansprechpartner für Juden mit derlei Anliegen. Und was den tollen Hecht Broder angeht: Dem ist das deutsche Volk völlig egal, das hat er mehr als einmal verlauten lassen. Aber wenn es sich anders verhielte, würde er ja auch nicht in der zionistischen Springer-Presse publizieren.

Hartwig aus LG8

28. Mai 2018 18:26

Geehrter Raskolnikow, so nutzlos oder sinnlos das eigene Widerstehen sein mag, wie klein es auch immer sein sollte - man tut es für sich, weil man nicht anders kann. Ist es Stolz, Eitelkeit oder Narzissmus, oder ist es ein Rest von Selbstachtung? Egal. Dieses Tun mag verpuffen in den Weiten der globalisierten Welt, aber es nützt! - einem selbst. Und das ist enorm viel mehr, als es hier niedergeschrieben klingt.
Wie Bosselmann habe ich mir Ihren Aufsatz ausgedruckt und mehrmals innerhalb von Tagen gelesen. Unterm Strich bleibe ich bei meinem Credo: Jeder an seinem Platz; jeder wie er kann. Das sind in den seltensten Fällen Wald und Heide; das sind bei allem ehrlichen Respekt auch selten die hier unnennbaren Wege.
H.

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