zumal dann, wenn sie weder mit einer besonders steilen These noch mit neuem Material aufwarten können. Es ist daher sicherlich hilfreich, wenn eine Reihe solch einem Buch den Rücken stärkt. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine neue Reihe des Metzlerverlages, die bei bekannten Autoren jeweils »die Folgen« seines Schaffens beleuchtet. Das ist keine ungeschickte Idee, da zu Marx, Brecht oder Kafka (die alle in dieser Reihe behandelt werden) jeder Schnipsel dreimal umgedreht worden sein dürfte, so daß es über das Werk nicht viel Neues zu sagen gibt.
Dafür kann man einen Blick auf die Gegenwart und jüngere Vergangenheit werfen und schauen, wo man dem Autor begegnet. So ist jedenfalls Nils Penke, der 2011 über »Ernst Jünger und der Norden« in Göttingen promoviert wurde, in seinem Band vorgegangen. Im ersten Teil des Buches zeichnet er solide den Lebensweg und die Werkgeschichte Jüngers nach, um dann im zweiten Teil zum eigentlichen Thema, der Rezeptionsgeschichte zu kommen.
Penke hat seinem Buch die Frage vorangestellt, wie es dazu kommen konnte, daß Jünger, trotz der politischen Vorbehalte und der teilweise heftigen literarischen Kritik zum »heimlichen König« der deutschen Literatur werden konnte. Er versucht sie mit dem Hinweis auf drei Besonderheiten zu beantworten. Jüngers Souveränität, die dem Leser ein Werk hinstellt, das er dann irgendwie erklimmen muß, ohne daß der Autor ihm dabei helfen würde, seine Lebensgeschichte, die symbolisch mit dem 20. Jahrhundert verwoben ist, und schließlich seine Doppeldeutigkeit, die Jünger noch dadurch verstärkte, daß er sich kaum Aussagen über sein Werk entlocken ließ.
Die einzelnen Ereignisse und Namen der Rezeptionsgeschichte dürften vielen bekannt sein, und Penke bietet zu ihnen keinen neuen Zugang. Interessant wird es da, wo Penke unserer Gegenwart näher kommt und Jünger nicht nur in Bezug zur Subkultur und Popliteratur, sondern auch zur Neuen Rechten stellt. Neben Mohlers Lebenslauf und seinen Bezügen zu Ernst Jünger behandelt Penke an dieser Stelle auch Alain de Benoist, der den »anderen Jünger«, den der Zwischenkriegszeit, erst durch Mohlers Dissertation zur Konservativen Revolution kennenlernte.
Jünger steht damit sowohl bei Mohler als auch bei Benoist Pate für die Neue Rechte. Penke zieht die Linie bis in die unmittelbare Gegenwart, wenn er nicht nur den Sammelband Selbstbewußte Nation (1994), sondern auch den Gesprächsband Tristesse Droite (2015) als Beleg dafür anführt, daß Jünger »erweckungserlebnishaft ins Leben vieler ›Neu-Rechter‹ getreten ist«.
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Niels Penkes Jünger und die Folgen, Stuttgart: J.B. Metzler 2018. 168 S., 16.99 € kann man hier bestellen.