Da ist es schwierig, noch viel substantiell Neues bezüglich der großen Linien dieser Entwicklung zu bringen. Murrays Studie, dessen englisches Original große Resonanz gefunden hat, kann ihren journalistischen Hintergrund kaum verbergen. Die Übersetzung mutet an einigen Stellen holprig an, daher ist es besser, das englische Original heranzuziehen.
Dennoch ist erfreulich, daß ein weiteres Buch klar verständlich und ungeschminkt die Fakten referiert und wertet. Murray, Mitherausgeber des Spectator, nimmt mehrere Länder Europas in den Blick und kann zeigen, inwiefern grundsätzliche Übereinstimmungen in puncto Verharmlosung und Inkaufnahme der Masseninvasion und aller Folgen besteht – jedenfalls betrifft dies einen Großteil der dominanten Eliten in Politik und Medien.
Murray zeigt grundlegende Tendenzen, die als notwendige, wenngleich nicht hinreichende Voraussetzung der Masseneinwanderung fungieren: Der demographische Abschwung zählt ebenso dazu wie der wohlstandsbedingte Individualismus, in dessen Gefolge sich schon seit Jahrzehnten ein universaler Humanitarismus und Beliebigkeitsliberalismus ausbreitet. Basale nationale wie religiöse Traditionen verlieren an Bedeutung. Der britische Journalist spart auch heiße Eisen wie den »großen Austausch« oder die meist tabuisierte »Tyrannei der Schuld« nicht aus.
Besonders hervorzuheben ist das Kapitel 16. Murray versucht eine knappe, aber einleuchtende Kulturkritik am »flachen« Leben Westeuropas. Beispielhaft nennt er exzellente Künstler wie Anselm Kiefer und Gerhard Richter, aber auch Literaten wie Max Frisch oder Michel Houellebecq. Letzterer beschreibt in seinem Roman Unterwerfung den allgemeinen Geisteszustand Europas Murray zufolge unnachahmlich.
Der Autor kommt zu einem skeptischen Fazit. Trotz der Gewalttaten in verschiedenen europäischen Staaten betrachtet er es als unwahrscheinlich, daß Europa nunmehr seine eigenen Interessen mit Verve verteidigt. In der Tat gibt es für einen solchen Wandel keinerlei Hinweise. Wenn sich die von Murray vorhergesagten Szenarien bestätigen, bleibt nur noch die Auswanderung nach Osteuropa, wo es noch eifrige Streiter wider die Islamisierung gibt. Immerhin ist es eine Ermutigung, daß nicht alle Teile unseres Kontinents Lust am Suizid verspüren.
– – –
Douglas Murrays Der Selbstmord Europas kann man hier bestellen.
Gelddrucker
Keinerlei Hinweise für einen Wandel?
Das sehe ich anders. Patriotische Bewegungen, Parteien, Facebookseiten etc. haben Zulauf.
Die Leute sind sich mittlerweile der Islamisierung bewusst. Was noch nicht in den Köpfen angekommen ist: Das eigentlich Problem, der Austausch der Bevölkerung. Da hilft nur trommeln, trommeln, trommeln. Auch über die "Umwege": Kriminalität, Islamisierung, Bildungsniveau etc.