Während die Einen in selbstverständlicher Solidarität mit einem Mann, der nun um sein Leben fürchten muß, nach vorne geprescht sind, Solidaritätsdemonstrationen veranstaltet, Twitterkampagnen gestartet und die Forderung aufgestellt haben, das deutsche Asylrecht der Abwechslung halber einem politisch Verfolgten zugute kommen zu lassen, fragen sich die Anderen, warum sie sich gerade für Robinson einsetzen sollten.
Verständlich sind diese Rufe, wenn sie aus Amerika kommen. Nach Charlottesville hat sich Robinson mit der Antifa gegen die „Nazi Pricks“ solidarisiert. Seine islamfixierte, radikal philosemitische politische Anschauung ist in den Staaten, mit ihrer anders gearteten Frontstellung, ein süßes politisches Gift.
Für uns Europäer jedoch gilt zumindest, daß die politische Differenz zu Robinson derzeit nicht unüberbrückbar ist, auch wenn heute zweifellos – und zwar mit oder ohne Tommy Robinson – die Gefahr besteht, daß die europäische Neue Rechte in eine Retardierung aus Islamkritik und Wutbürgertum gesogen wird, die sich von Sexualverbrechen zu Sexualverbrechen hangelt.
Unter anderen Umständen gäbe es also mehr als genug Gründe, von Tommy Robinson eine gute Armlänge politischen Abstand zu halten.
Doch alles, was wir ihm im vorliegenden Fall vorwerfen können, ist, daß er durch eigene Dummheit in den Knast gewandert sei. Und ja, das ist richtig. Er hat einen schweren taktischen Fehler gemacht. Zweimal ein Gesetz zu brechen, daß zur Absicherung ordnungsgemäßer und unparteiischer Gerichtsverfahren gedacht ist: Das ist kaum vergleichbar mit den Ordnungswidrigkeiten oder Meinungsvergehen, wegen derer die Identitäre Bewegung und Konsorten von Zeit zu Zeit belangt werden.
Und ja, für Tommy Robinson in die Bresche zu springen wird uns nicht nur Sympathien einbringen, sondern auch Kosten, und zwar gerade unter den höher Gebildeten, die neben der Jugend unsere wichtigste Zielgruppe sind. Für die linksliberale Qualitätspresse ist der Fall Robinson ein gefundenes Fressen.
Doch was, wenn wir es nicht tun? Was, wenn wir auch nur zulassen, daß an die Stelle entschiedener Aktion eine Debatte über die Person Tommy Robinsons oder die Klugheit seiner letzten Aktivitäten tritt? Denn so verständlich manches Bauchgrimmen ist: Allein, daß diese Debatte geführt wird, ist ein Problem. Sie setzt einen Präzedenzfall, der sich unter keinen Umständen verstetigen darf.
Wenn es unter uns Brauch wird, gegenüber einem um Freiheit und Leben bangenden Aktivisten erst einmal abzuwägen, seine Fehler nach einem Grund zu durchwühlen, ihn seinem Schicksal zu überlassen, dann ist der politische Aktivismus tot!
Natürlich können wir nicht blind mit allem und jedem solidarisch sein, was irgendwie in unsere Richtung läuft, doch wir sind nun einmal eine Mosaik-Rechte (Benedikt Kaiser) unterschiedlicher Gruppen und mancher Einzelkämpfer, über denen es keine zentrale Autorität gibt, die darüber entscheiden könnte, wer dazu gehört und wer nicht, welche Aktion, welche Äußerung genehmigt ist und welche nicht. Dies ist schlicht der Preis, den wir für eine Reihe anderer Vorteile zahlen.
Aufgrund unserer dezentralen Struktur wird es notwendigerweise auch immer so sein, daß die, die von sich aus etwas tun, die Richtung vorgeben und den Rest hinter sich her oder eben mit hinein ziehen.
Das Problem einer solchen Debatte ist, daß in ihr die Hürden für eine Entsolidarisierung unsererseits viel zu niedrig sind. Dies liegt in der Struktur einer Debatte, in der das gesamte Leben des in Not geratenen Aktivisten vor das Tribunal unserer Öffentlichkeit gezerrt und jeder Punkt für oder wider ihn durchgekaut wird. Wenn sich dieses Verfahren festsetzt, dann zerstört das den Rückhalt bei den eigenen Leuten, ohne den Aktivismus nicht möglich ist.
In der Neuen Rechten, gerade in Deutschland, gibt es seit Jahren einen stillen Konsens, darüber zu schweigen, wenn Leute wegen nationalsozialistischer oder holocaustrevisionistischer Meinungsdelikte verurteilt werden, unabhängig davon, was einzelne von uns über die entsprechenden Strafparagraphen oder die Art denken, auf die diese Gerichtsverfahren geführt werden.
Das hat einen guten Grund. Anderenfalls würden die einschlägigen Kameraden ständig die Knöpfe drücken, die uns zur öffentlichen Solidarisierung mit ihnen zwängen. Doch selbst für diese Entscheidung zahlen wir einen Preis. An den Schmuddelkindern wurden die Instrumente der Repression geschärft, die heute auch wir zu spüren bekommen.
Können wir allen Ernstes zulassen, daß es unter uns akzeptabel wird, jemanden, weil er einen taktischen Fehler gemacht hat, so zu behandeln wie Mahler, Haverbeck und Volksgenossen? Dann hätte in Zukunft jeder eine Ausrede parat, den Kopf einzuziehen, sobald es Ärger gibt. Vor allem, wenn er denjenigen, der den Ärger verursacht hat, aus irgendwelchen Gründen nicht mag.
Meistens, wenn es Schwierigkeiten gibt, wird man irgendwem zu Recht einen Fehler vorwerfen können. Das darf keine Entschuldigung werden, die Leute im Regen stehen zu lassen. Das ist eine elementare Frage der Disziplin. Wenn wir die nicht aufbringen, dann werden uns die Repressionsorgane in mundgerechte kleine Scheiben schneiden.
Pit
Bei aller Zustimmung trotz allem noch eine Verständnisfrage: man hört auch Stimmen, die sagen, TR hätte sehr wohl sehr bewußt darauf geachtet, eben keine Gesetze zu verletzen bei der letzten Aktion, also außerhalb des verbotenen Bereichs zu bleiben, hätte auch anwesende
Polizei gefragt, ob sein Verhalten so ok wäre. Ja, das ist nicht entscheidend, entscheidend ist, daß über den ungeheuerlichen Vergewaltigungsjihad (und die jahrzehntelange Vertuschung durch das gesamte Establishment) gesprochen wird. Jedoch: wenn TR, wie z.B. Greg Johnson argumentiert, ganz absichtlich seine Verhaftung provoziert hat und eine Verurteilung mohammedanischer Vergewaltiger gefährdet hat, dann stellen sich durchaus grundsätzliche Fragen bez. TR. Also ist dieses juristische Detail für mich doch von Interesse, und ich würde mich freuen, wenn jemand dazu etwas sagen könnte.
[Er ist bei dem jüngsten Ereignis jedenfalls deutlich vorsichtiger gewesen, als bei dem, das ihm vor einem Jahr die Bewährungsstrafe eingetragen hat. Die Latte dafür hängt allerdings nicht besonders hoch, vor einem Jahr hat er im Gerichtsgebäude gefilmt und die Angeklagten beschimpft.
Wie gesagt, die Aktion war dumm und die Mainstreampresse freut sich einen Ast, daß tatsächlich mal ein Rechter Dissident für einen Straftatbestand verknastet wurde, dessen Legitimität weitestgehen unbestritten ist.
Es geht mir jedoch, das ist hoffentlich deutlich geworden, nicht um die Person Tommy Robinsons, sondern um die Art und Weise, auf die er von manchen, wirklich zum falschen Zeitpunkt angegriffen wurde.
Wenn das Brauch wird, dann zerstört das jede Solidarität. Vor allem, weil in solchen Situationen immer zunächst Unklarheiten über den genauen Sachverhalt bestehen werden. Dieser Nebel des Krieges wird sich auch stets erst dann lichten, wenn alles bereits vorbei und der Zeitpunkt für wirksamen Protest verpasst ist.
Was Counter-Currents anbelangt, da war man sich nicht einmal zu schade, den Daily Star zu zitieren, um Robinson auch noch Sympathie für Pädophile zu unterstellen. https://www.counter-currents.com/2018/05/the-truth-about-tommy-robinson/
Von Greg Johnson hätte ich Besseres erwartet.
JKP]