Es liegt in der bürokratischen Perfidie des bundesdeutschen Rechtsstaates, dass er gegen denjenigen, der seine Existenz durch den Einsatz der Schusswaffe perpetuiert, routinemäßig ein Verfahren eröffnet. So geschehen am vergangenen Mittwoch in Flensburg.
Was sagt das über das Verhältnis des Staates zu seinen Beamten aus und – fast noch wichtiger: Was sagt es über dieses Verhältnis aus, dass der Schusswaffeneinsatz offenbar eine mittelbare Folge des Versagens eben dieses Rechtsstaates war und zwar insofern, als dass eine Kontrolle die Einreise des nun Erschossenen aus dem sicheren Drittstaat Österreich und also womöglich auch sein vorzeitiges Ableben verhindert hätte?
Es ist wahrscheinlich ein typisch deutscher Ordnungsschauer, der uns über den Rücken läuft, wenn wir lesen, dass die Beamtin, die nach derzeitiger Sachlage gerade einen Angreifer in Notwehr erschossen hat, um ihres und das Leben anderer Unbeteiligter zu schützen, nun ihren Kollegen zum Verhör vorgeworfen wird. So abwegig erscheint es uns, den inzwischen technischen Vorgang der Volksbeschützung zur Heldentat zu verklären, dass es sich einige Maden nicht einmal nehmen ließen, sich über die Berliner Polizei zu beschweren, als die sich mit “Grazie” bei ihren italienischen Kollegen für die Liquidation des Breitscheidplatz-Attentäters Anis Amri an einem Mailänder Bahnhof bedankten.
Dabei folgen diese Vorgänge einer Logik, die für uns, die wir sie seit Jahren, zum Teil Jahrzehnten täglich sezieren, analysieren und offenlegen, fast physische Schmerzen, wenigstens jedoch eine inzwischen fast latente Erschöpfung hervorruft: Die hässlichen Bilder werden sich nicht vermeiden lassen. Will sagen: Keine Zäune an den Grenzen bedeuten Betonpoller in den Innenstädten, Keine Kontrolle am Rande des Staatsgebietes bedeutet Kontrolle auf dem Gebiet des Staates und jede Waffe, die sich nicht als Ultima Ratio an den Grenzen Europas gegen die richtet, die keinerlei Recht haben, unter uns zu sein, läuft Gefahr irgendwann in unserer Mitte blutige Gewissheit zu sprechen.
Vor ein paar Jahren sagte Frauke Petry, damals noch in der AfD, dass ein Grenzpolizist seinen Auftrag zum Schutz des Staatsgebietes zur Not mit dem Einsatz der Schusswaffe durchführen müsse. Das war im Jahr nachdem der namenlose Eritreer über eben die Grenze, die Petry zu schützen aufrief, nach Deutschland gekommen war. In der Zeit, die seit seiner Einreise bis vergangenen Mittwoch vergangen ist, hat selbiger es geschafft, als “polizeilich auffällig” zu gelten – Messer hier, Eisenstange da, manchmal ist es wie bei einem makabren Bingospiel.
Damals lösten die Äußerungen von Frau Petry einen sogenannten Sturm der Entrüstung aus, heute ist es nur eine Randnotiz wert, wenn an der kroatischen Grenze tatsächlich auf Illegale geschossen wird und das obwohl in diesem Fall tatsächlich die vielfach zitierten “Flüchtlingskinder” von den Kugeln der Grenzer getroffen und (zum Glück nur) verletzt wurden.
Wenn man die eingangs gestellten Fragen genau betrachtet, so ist es wohl gerade diese Normalisierung der Gewalt, das “part and parcel of living in a big city”, die Terroranschläge, die wir zum Teil gar nicht mehr mitbekommen, die unzähligen Straftaten Illegaler, Abgetauchter, durch das lose Sieb des BAMF Gerutschter, in Kombination mit der vollen Härte des Rechtsstaates, die einen Polizisten trifft, der seine Waffe abfeuert, die sich zu einem absurden Mosaik der westlichen Gesellschaft fügt.
Es ist schade, dass ich an dieser Stelle wenig mehr tun kann, als Beifall von der falschen, weil leider rechtbehaltenden Seite zu spenden. Ich wünsche der Polizistin, die durch den Angreifer leicht verletzt wurde, dennoch eine rasche Genesung an Körper und Seele, die sie an den Ort ihres Dienstes zurückkehren lässt. Denn: Wir werden sie brauchen.
Bran
Der Gott, der Eisen wachsen liess...
Alles Gute der Polizistin. Aber ansonsten: Was auch immer noch legal sein mag an Bewaffnung für deutsche Bürger, tragt es auf Euch. Benutzt es, wenn Ihr solchen Situationen gegenübersteht. Es muss keine Polizei sein, die eingreift. Es kann jeder sein. Notwehrrecht!
Der Krieg ist schon lange da.